Zitat von Marmstorfer im Beitrag #135Der Film ist arg geschwätzig
Bei der erneuten Sichtung sind mir allerdings einige überraschend geschliffene Dialoge aufgefallen, etwa Bemerkungen von Tarling, was er von Raymond Lyne (solche Spitzen kannte ich sonst eher von Heinz Drache) oder den Dialog zwischen Lyne und Whiteside darüber, wie der Wagen zurückkam.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #135Und dass hier die Londoner Außenaufnahmen über den grünen Klee gelobt werden, kann ich auch nicht nachvollziehen. Zugegeben - die Szene am Picadilly Circus gehört zu den absoluten Höhepunkten des Films. Aber abgesehen von dieser Sequenz, ergibt sich für den Zuschauer aus der Tatsache, dass der Film komplett in England gedreht wurde, keinerlei Mehrwert - er hätte ebenso gut in Deutschland hergestellt werden können.
Ob das (so paradox es klingt) damit zu tun hatte, dass es sich um eine Coproduktion handelt? Denn für ein britisches Publikum waren Londoner Aufnahmen weit weniger "exotisch" als für ein deutsches.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #135Er zeigt hier Facetten, die man in keinem anderen Film sieht (dieses Sanftmütige im Gespräch mit Lieven) - jede Szene mit ihm ist ein Hochgenuss, und er spielt alle an die Wand - auch den souveränen Lieven
Daneben wollte ich einen Punkt erwähnen, der bisher noch nicht angesprochen wurde, mir aber bei jeder Sichtung erneut ins Auge fällt: Mir fällt immer wieder auf, wie jung Kinski hier wirkt, gerade bei seinem ersten Auftritt im Büro, als sein weiches Gesicht in Nahaufnahme zu sehen ist. Er wirkt absolut nicht wie ein Mittdreißiger (oder so, wie Schauspieler dieses Alters in Filmen aus dieser Zeit oft wirkten), sondern deutlich jünger, fast etwas kindlich.
Zitat von Gast im Beitrag #117Die Konstruktion mit den zwei Hauptschnüfflern spiegelt sich auch in der Duplizität der Verbrechen wider, denn Tarling und Ling Chu haben es einerseits mit Drogenhandel, andererseits mit einer Mordserie, einerseits mit den verdächtigen Vorgängen bei Lyne & Co., andererseits mit der Spur in den Kosmos Club zu tun.
Auch die Überführung des Mörders ist im Grund gesplittet: Tarling ertappt ihn auf frischer Tat, parallel dazu kommen Whiteside und Ling Chu auf das Motiv.
Zitat von Gast im Beitrag #117Ganz stark der Moment, in dem Peter von seinem Arbeitgeber wie ein kleiner Junge gepäppelt wird und dann vor Zorn Jack Tarling anfährt, weil dieser die peinliche Szene mit einem Lächeln quittiert.
Bei dieser Szene könnte ich mir sogar vorstellen, dass diese so nicht im Drehbuch stand, sondern Fuchsberger spontan grinste, Kinski ausrastete und der Regisseur es im Film ließ, weil es zum späteren Wahnsinn der Figur so gut passte. Bekanntlich konnte Klaus auch ausrasten, wenn bei Auftritten vor Publikum oder in Talkshows jemand an der falschen Stelle lachte oder hustete.
Zitat von Count Villain im Beitrag #123Schade, dass Milburghs letztendliches Schicksal nicht klar aufgeklärt wird. Lebt er oder ist er tot?
Als der Polizist bei ihm ist, war für mich immer klar, dass er noch letzte Worte hervorstößt und danach stirbt; es sit jedenfalls so inszeniert wie es Szenen dieser Art im Film meist sind.
Zitat von Count Villain im Beitrag #123Und wer sich beim Rächer über den deutschen Mich(a)el aufregt, kriegt hier den deutschen Peter zu hören.
Wobei hier beide Aussprachen zu hören sind und "Pieter" nach meinem Eindruck überwiegt (anders als im "Fälscher").. Witzigerweise scheint gerade Albert Lieven sich unsicher zu sein, ob er den Namen nun englisch oder deutsch aussprechen soll, da es sich bei ihm abwechselt (einmal sogar innerhalb einer Szene).
Zitat von Savini im Beitrag #165Daneben reagiert Tarling überrascht auf die Enthüllung, dass die ermordete Chinesin Ling Chus Tochter war. Altersmäßig wirkt eine erwachsene Tochter nicht so unglaubwürdig, da Lee in dieser Zeit etwas alterslos wirkte; aber da die beiden sich offenbar schon lange kennen, müsste Jack doch davon wissen. Und Whiteside erst recht, da er nach einem Mord doch sicher routinemäßig nach den Angehörigen gefragt haben dürfte, um diese zu verständigen.
Womöglich eine uneheliche Tochter.
Zitat von Savini im Beitrag #168Witzigerweise scheint gerade Albert Lieven sich unsicher zu sein, ob er den Namen nun englisch oder deutsch aussprechen soll, da es sich bei ihm abwechselt (einmal sogar innerhalb einer Szene).
Wobei Lieven insoweit entschuldigt ist, als dass er im Gegensatz zu Fuchsberger, Sesselmann und Kinski beide Fassungen drehen und spielen musste. Da kann man mit deutscher und englischer Aussprache schon mal etwas durcheinanderkommen.
Unehelich könnte sie natürlich sein, wäre aber bei einem Film aus dieser Zeit natürlich ein "Makel" für eine positive Figur (die Ling Chu trotz allem eigentlich ist, da er ja auf der "guten Seite" steht).
Zitat von Count Villain im Beitrag #169Wobei Lieven insoweit entschuldigt ist, als dass er im Gegensatz zu Fuchsberger, Sesselmann und Kinski beide Fassungen drehen und spielen musste. Da kann man mit deutscher und englischer Aussprache schon mal etwas durcheinanderkommen.
Wobei Sesselmann und Fuchsberger den Namen englisch aussprechen, anders als Kinski, Lyder, van Bergen oder Illing. Die Letztgenannten sprechen ihn im Dialog allerdings deutlich seltener als Lieven aus.
Zitat von Gast im Beitrag #117Die Konstruktion mit den zwei Hauptschnüfflern spiegelt sich auch in der Duplizität der Verbrechen wider, denn Tarling und Ling Chu haben es einerseits mit Drogenhandel, andererseits mit einer Mordserie, einerseits mit den verdächtigen Vorgängen bei Lyne & Co., andererseits mit der Spur in den Kosmos Club zu tun.
Auch die Überführung des Mörders ist im Grund gesplittet: Tarling ertappt ihn auf frischer Tat, parallel dazu kommen Whiteside und Ling Chu auf das Motiv.
Zitat von Gast im Beitrag #117Ganz stark der Moment, in dem Peter von seinem Arbeitgeber wie ein kleiner Junge gepäppelt wird und dann vor Zorn Jack Tarling anfährt, weil dieser die peinliche Szene mit einem Lächeln quittiert.
Bei dieser Szene könnte ich mir sogar vorstellen, dass diese so nicht im Drehbuch stand, sondern Fuchsberger spontan grinste, Kinski ausrastete und der Regisseur es im Film ließ, weil es zum späteren Wahnsinn der Figur so gut passte. Bekanntlich konnte Klaus auch ausrasten, wenn bei Auftritten vor Publikum oder in Talkshows jemand an der falschen Stelle lachte oder hustete.
Diese eine Einstellung ist die einzige, die mir in diesem Film stets nachhaltig in Erinnerung bleibt. Dass da aber etwas Spontanes zum Ausbruch kam, halte ich dann doch für recht abwegig. Dieser ganze Zinnober um das Enfant terrible entwickelte sich ja doch erst später, als Kinski offenbar mitbekam, dass man sich dadurch gut hinter einer Fassade verstecken und gleichzeitig überaus bemerkenswerte Zuschauerreaktionen erzielen konnte. Es gipfelte dann in wilden Eskapaden mit Werner Herzog am Set von (ich glaube) "Fitzcarraldo", die, rein zufällig natürlich, von einer mitlaufenden Kamera erfasst wurden. Weit und breit dürfte der arme Aufnahmeleiter, der Ziel des famos einstudierten Wutanfalls wurde, der einzige gewesen sein, der zuvor weder von Kinski noch von Herzog eingeweiht wurde. Eine Einweihung hätte den tollen Auftritt vermutlich auch ruiniert.
Soweit mir bekannt, war Klaus Kinski bei den Aufnahmen der Wallace-Filme eher von schüchtern-introvertiertem Naturell, er war professionell und vorbereitet, gehorchte brav und wuchs einzig schauspielerisch aber nicht persönlich über sich hinaus. Von echten Eskapaden sind bestenfalls legendäre Vorschussbitten an den Produzenten und amouröse Liebesgeschichten überliefert - man musste ihn vielleicht vor einer Aufnahme halt mal kurz suchen gehen...
Zitat von Jan im Beitrag #171Dieser ganze Zinnober um das Enfant terrible entwickelte sich ja doch erst später, als Kinski offenbar mitbekam, dass man sich dadurch gut hinter einer Fassade verstecken und gleichzeitig überaus bemerkenswerte Zuschauerreaktionen erzielen konnte. Es gipfelte dann in wilden Eskapaden mit Werner Herzog am Set von (ich glaube) "Fitzcarraldo", die, rein zufällig natürlich, von einer mitlaufenden Kamera erfasst wurden. Weit und breit dürfte der arme Aufnahmeleiter, der Ziel des famos einstudierten Wutanfalls wurde, der einzige gewesen sein, der zuvor weder von Kinski noch von Herzog eingeweiht wurde. Eine Einweihung hätte den tollen Auftritt vermutlich auch ruiniert.
Soweit mir bekannt, war Klaus Kinski bei den Aufnahmen der Wallace-Filme eher von schüchtern-introvertiertem Naturell, er war professionell und vorbereitet, gehorchte brav und wuchs einzig schauspielerisch aber nicht persönlich über sich hinaus. Von echten Eskapaden sind bestenfalls legendäre Vorschussbitten an den Produzenten und amouröse Liebesgeschichten überliefert - man musste ihn vielleicht vor einer Aufnahme halt mal kurz suchen gehen...
Der Ausbruch im Film wirkte für mich etwas out-of-character, da Peter Keene bis zu Lynes Ermordung eigentlich relativ schüchtern und kontrolliert wirkt, wozu das plötzliche Brüllen nicht passen wollte; dafür passte es hervorragend zu der Art, wie er sich bei späteren Auftritten (und auch nach Aussagen mancher Weggefährten) verhielt, wenn jemand im Publikum plötzlich hustete, kicherte oder an der falschen Stelle grinste - inwieweit hier Selbstinszenierung eine Rolle spielte, sei dahingestellt.
Zitat von Savini im Beitrag #172War es nicht so, dass Kinski schon vor seinem Einstieg in die Wallace-Reihe durch exzentrische Auftritt im Theater und besonders bei Rezensionen einen gewissen Ruf hatte?
Das stimmt. Zumindest Interviews mit z. B. Brigitte Grothum und Inge Langen in der Wallace-Literatur lassen vermuten, das Kinski bereits damals an seinem Ruf gearbeitet hat.