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Dieses Thema hat 176 Antworten
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 Filmbewertungen
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Peter Offline




Beiträge: 2.886

21.08.2016 15:03
#121 RE: Bewertet: "Die Bande des Schreckens" (3) Zitat · Antworten

Interessant zu wissen, liebe Cora Ann....
Gut, dann möchte ich aus der ominösen Liste der noch nicht zugeordneten Bande-des-Schreckens-Schauspieler auch noch eine Lösung beitragen.
Der zu Beginn des Films, kurz vor Sheltons Hinrichtung auftauchende Gefängnisdirektor wird von Reinhold Nietschmann (*1907 Halle/Saale, 1971 Hamburg) dargestellt.



Die Vergleichsfotos zeigen Reinhold Nietschmann im Wandel der Zeit als 'Geschäftsführer Otto' neben Wolfried Lier und Curd Jürgens in "Des Teufels General" (1954/55), als 'Barpianist' befragt von Wolfgang Völz in "Stahlnetz: Die Zeugin im grünen Rock" (1960) sowie als 'Dr. Rüger' in "Antitoxin" (1967).


Peter Offline




Beiträge: 2.886

21.08.2016 17:56
#122 RE: Bewertet: "Die Bande des Schreckens" (3) Zitat · Antworten

Noch ein markantes Gesicht aus "Die Bande des Schreckens", das einen Namen bekommt (zumindest habe ich bislang - trotz "Stahlnetz"-Auftritt in "E... 605" - diese Zuordnung bislang noch nirgendwo gefunden):



Der etwas unheimliche 'Butler Brown' in Diensten von 'Sir Godley' Fritz Rasp heißt Ludwig Meybert und zeigt seinen Charakterkopf auch sehr schön deutlich in dem hochinteressanten Spionage-Thriller "The Counterfeit Traitor" ("Verrat auf Befehl", George Seaton 1962).




Neben Bill Holden, Lilli Palmer und Hugh Griffith ist in den Nebenrollen eine tolle deutsche Besetzung zu sehen mit Raddatz, Schröder, Regnier, Preiss, van Bergen, Peters, Kinski, Beer, Schumann, Kolldehoff, Schütter, Meisner - Meybert - und Kreienbaum ;-)

Jan Offline




Beiträge: 1.753

21.08.2016 18:37
#123 RE: Bewertet: "Die Bande des Schreckens" (3) Zitat · Antworten

Interessante Darsteller-Kunde! Danke dafür. Mir ist bei dem wirklich herrlich unsinnigen Film als kleine Skurrilität am Rande stets Fritz Rasp in Erinnerung. Ewigkeiten fragte ich mich früher, warum er in seiner ersten Szene kurz vor dem Öffnen der Tür seines Filmsohnes Blacky Fuchsberger in seinem Arbeitszimmer so einen seltsamen Gang an den Tag legte. Rasp geht wie ein Storch vor der Kamera vorüber als im Hintergrund Fuchsberger die Tür öffnet. Klarheit über dieses etwas ungelenke Verhalten gibt die darauffolgende Kamerafahrt. Die Kamera fährt vor in Richtung Tür und es ist klar, dass der alte Herr da notgedrungen über die Kameraschienen steigen musste, als er das Bild kreuzte.

Gruß
Jan

max Offline



Beiträge: 234

22.12.2016 18:03
#124 RE: Bewertet: "Die Bande des Schreckens" (3) Zitat · Antworten

Moin zusammen,
hier noch ein weiteres Gesicht aus dem Film:

Rudolf Möller spielt den Polizeiarzt, der Monkforts Leiche nach dessen Ermordung im Hotel untersucht:



Möller taucht auch im Gasthaus an der Themse auf und zwar als Mitarbeiter oder Sekretär des Rechtsanwalts (gespielt von Hans Paetsch). Von diesem wird er mit "Godfrey" angesprochen.



Frohes Fest euch allen!!!!

Cinemascope Offline



Beiträge: 11

28.12.2017 13:53
#125 RE: Bewertet: "Die Bande des Schreckens" (3) Zitat · Antworten

Gestern wieder mal gesehen.Es gibt deutlich schlechtere Filme der Reihe, aber auch deutlich bessere. Wallace-Gadgets hin oder her, aber das Drehbuch hat einfach zu eklatante Schwächen. Kommissar unfähig, Verbrecher ebenfalls (wurde hier alles schon genau geschrieben).Handlungslängen in der Mitte des Films. Die Rückpros finde ich insofern ärgerlich, da sie nicht hätten sein müssen.Und dann auch noch schlecht. Platz 3 ist in meinen Augen überhaupt nicht gerechtfertigt. Im Vergleich zum "Unheimlichen Mönch" fällt die Bande deutlich ab. Lohnenswert ist der FIlm nur wegen Herrn Beiger. Karin Dor hier nicht nur jung, sondern auch sehr blass. Aber ich stimme in der deutlich engagierteren Spielweise von Fuchsberger voll zu, die ja im "Peitschenmönch" ihren negativen Höhepunkt fand.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

29.12.2017 19:33
#126 RE: Bewertet: "Die Bande des Schreckens" (3) Zitat · Antworten

Im Rahmen meiner Blu Ray "Sichtung" habe ich den Film gestern auch nochmal geschaut ( ist das jetzt Einbildung oder ist das Bild jetzt wirklich absolut spitze ?)und kann meinem Vorschreiber nicht zustimmen.Ich finde Fuchsberger hier absolut angenehm/sogar unaufdringlich ....kurz finde ich so gut.Und die Unfähigkeit muss ja quasi in allen Filmen vorkommen,sonst wäre es nach 30 Minuten vorbei.Warum drückt XY nicht sofort ab ? sondern führt den "Held" noch hier oder dort hin ? warum erklärt er solange bis doch noch eine Rettung möglich ist ? Warum "merkt" Inspector XY nicht das ....und die Maske usw usw...hallo....das ist Wallace und Krimimärchen,das MUSS so sein.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

29.12.2017 20:41
#127 RE: Bewertet: "Die Bande des Schreckens" (3) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #126
Warum drückt XY nicht sofort ab ? sondern führt den "Held" noch hier oder dort hin ? warum erklärt er solange bis doch noch eine Rettung möglich ist ? Warum "merkt" Inspector XY nicht das ....und die Maske usw usw...hallo....das ist Wallace und Krimimärchen,das MUSS so sein.




Schön auf den Punkt gebracht. Film rein, Hirn aus und einfach die Atmosphäre auf sich wirken lassen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.12.2018 00:00
#128 Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Die Bande des Schreckens

Als Ersatz für einen Wallace-Adventskalender gibt es dieses Jahr unter anderem einen Ausflug ins feudale Golfhotel von Little Heartsease, der leider (oder Gott sei Dank?) von einigen rätselhaften Todesfällen überschattet wird. Nach Amphibien, geometrischen Formen und verrückten (Ex-)Franzosen könnte der Mörder diesmal womöglich aus dem Reich der Toten zurückgekehrt sein und in Form der Galgenhand nach seinen Opfern greifen.

Sind Grusel und Spannung bei dieser Ausgangslage nicht schon vorprogrammiert? Im Filmgrandprix 2014 belegte „Die Bande des Schreckens“ einen sehr vorzeigbaren dritten Podiumsplatz und hat damit im Rahmen der hier folgenden Sezierungen einen guten Ruf zu verlieren – oder eben auch nicht ...

Links:

Platzierung im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014: Platz 3 von 36 (85,68 %)

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

01.12.2018 07:57
#129 RE: Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten

"Die Bande des Schreckens" ist mein Favorit im Rahmen der Wallace-Reihe.
Die Story liefert alles, was ich mir bei einem Krimi wünsche. Der Film bietet Spannung, Gruselelemente, die Chance zum Mitraten und eine durchaus überraschende Auflösung. Die Besetzung ist sehr gut. Vor allem Elisabeth Flickenschildt kann bei ihrer Wallace-Premiere überzeugen.
Kritikpunkte: Die technische Umsetzung der Auto- und Bootsfahrten ist dürftig, war aber damals auch in anderen Filmen mit vermutlich höherem Budget ähnlich gestaltet.
Der Schlussteil ist zumindest
diskussionswürdig. Der Inspektor wird nicht "einfach" umgebracht, wozu es genügend Gelegenheiten gibt. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. So kommt "Blacky" letztlich ungeschoren davon. James Bond lässt grüssen.
Ansonsten finde ich die Geschichte und ihre Inszenierung aber richtig gut.
Die "Bandes des Schreckens" erhält von mir 4,5 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.12.2018 17:07
#130 RE: Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten

Die Bande des Schreckens (1960)



Regie: Harald Reinl

Drehzeit: 18.06.1960 bis 23.07.1960

Mit: Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Elisabeth Flickenschildt, Fritz Rasp, Dieter Eppler, Ulrich Beiger, Karin Kernke, Ernst Fritz Fürbringer, Eddi Arent, Karl Georg Saebisch, Alf Marholm, Günther Hauer, Otto Collin, Josef Dahmen, Klaas Akkermann, Karl-Heinz Peters, Werner Hedmann, Marga Maasberg, Mita von Ahlefeldt, Peter Frank, Siegfried Freese, Ludwig Meybert, Horst Krüger, Rudolf Möller, Marga Meybert, Alfons Seyler, Karl-Heinz Kreienbaum, Wilhelm Walter, Reinhold Nietschmann


Handlung:

Der berüchtigte Scheckfälscher Clay Shelton geht Scotland Yard in's Netz, was einen Beamten das Leben kostet und ihm selbst dafür den Galgen einhandeln sollte. Unmittelbar vor seinem Freitod durch Zyankali verflucht er alle, die irgendwie an seiner Ergreifung und geplanten Hinrichtung beteiligt waren, mit der drohenden Galgenhand. Tatsächlich sollte es nicht lange dauern, bis sich Sheltons Geist immer wieder zeigt und die Verfluchten einer nach dem anderen aus dem Leben scheiden. Inspektor Long, der Shelton gefasst hat, ist nun auf's Äußerste gefordert sowohl sein eigenes Leben als auch das seiner Schicksalsgenossen vor der Galgenhand zu bewahren...

Anmerkungen:

Dem vorliegenden Film ist erfreulicherweise unschwer anzusehen, dass Harald Reinl wieder das Ruder übernommen hat und dabei den Mut für recht vordergründige Grusel-Elemente aufbrachte, die sehr geschickt in die Krimihandlung eingeflochten wurden. "Die Bande des Schreckens" kommt sehr schnell zur Sache und zeichnet sich durch einen beachtlichen Body-Count aus. Zu Beginn wird man glatt an Hammers Grusel-Werkstatt erinnert, aus der das geisterhafte Erscheinen des Toten Verbrechers und die unheimlichen und stürmischen Nächte ohne Weiteres entstammen könnten. In der Mitte hat der Film dann einen leichten Durchhänger, der aber durch ein atmosphärisches und stimmungsvolles Finale wieder wettgemacht wird.

Eddi Arent ist hier wesentlich klamaukafter als bei seinen Aufritten im "Frosch" und "Kreis" angelegt, was aber in der sonst sehr ernsten Geschichte nicht unbedingt als Störfaktur wahrgenommen wird. Erstmals spielt Miss Krimi, Harald Reinls Ehefrau Karin Dor, in einem Wallace-Film mit, nachdem sie beim "Frosch" noch ausgespart wurde. Die Chemie zwischen ihr und dem nun als Inspektor debütierenden Joachim Fuchsberger ist vom Fleck weg sehr natürlich und harmonisch. Begegnet sind die beiden sich, wie ich glaube, schon früher in irgend einer Heimat-Schnulze, die ich in Ermangelung einer Begeisterung für derartige Genres nur dunkel in Erinnerung habe. Schauspielerisch wird sie noch nicht sonderlich gefordert. Jugend und Attraktivität ermöglichten ihr aber einen Sympathie-Vorschuss, den sie auch gleich am Schopfe packte um sich nach und nach weiterzuentwickeln.

Es wurden weitere Akzente gesetzt, die später die typische Wallace-Atmosphäre ausmachen sollten, was das Konkurrenz-Produkt "Der Rächer" aufgrund der viel sorfältigeren und professionelleren Inszenierung sehr rasch auf seine Plätze verwies. Das Reinl-Team zeigte eindrucksvoll vor, wie man die Kamera schwenkt und einen Wallace-Film richtig dreht, was Kurt Ulrich in schmerzvoller Einsicht dann wohl dazu bewogen haben dürfte, das Handtuch zu werfen. Gadgets, Maskierungen, Schauplätze, Grusel, überraschende Auflösung - Die Bande hat alles drin was einen "echten" Wallace ausmacht.

Gewisse Logik-Mängel darf man in dieser liebevoll gepflegten Märchenkrimi-Welt ruhig tolerieren, tun sie dem Unterhaltungswert doch keinen Abbruch. Dass Ulrich Beigers Charakter zur Bande gehört, lässt sich relativ leicht ausmachen ohne dabei zu viel zu verraten, ist er doch durch seine bisherigen Auftritte schon sehr vorbelastet. Die Entlarvung des Shelton-Geistes lässt dann aber immer noch genügend Raum für einen wirkungsvollen Whodunit offen.

Fazit:

Typischer Vorzeige-Wallace, der die liebgewonnene "German-Grusel-Atmosphäre" besonders pflegt und eine spannende Auflösung bietet. Was will man mehr? Selbstverständliche 5 von 5 Punkten .

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

01.12.2018 19:22
#131 RE: Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten

Gestern Abend schon angeschaut. Mal schauen, was ich heute noch so Brauchbares zu dem Film auf die Reihe bekomme.

Fortsetzung folgt

Nach dem durchaus etwas betulichen und stringenteren Rächer, der eher als Literaturverfilmung dahergekommen und mehr als offensichtlich auf die finale Enthüllung inszeniert worden ist, setzt die Bande als dritter Film aus dem Hause Rialto die Marke Wallace als waschechter Kino-Reißer fort. Wir sind zurück bei den dramaturgischen Schlaglichtern, den Verbrechern mit einer Vielzahl von Handlangern und die Morde sind - gerade zu Beginn - wieder eng getaktet.

Doch auch noch weitere Vergleiche bieten sich an. Einen schönen Beweis für die These, dass Stürze immer so gefährlich sind, wie man es gerade braucht, findet man hier. Während Ruth Sanders und Michael Brixan ihre Stürze ohne nennenswerte Verletzungen überstehen, bricht sich hier der Richter aus kaum mehr als einer Mannshöhe gleich das Genick. Aber wahrscheinlich hängt das auch davon ab, ob man alleine oder mit Treppe zu Boden geht.

Ein besonders bemerkenswertes Detail, das wiederum alle vier Filme eint, ist das Sujet des Henkers und der Hinrichtungen. Auch das ist leider später gänzlich verloren gegangen. 1964 wurde die Todesstrafe in England dann auch abgeschafft. Eigentlich ein herber Verlust für die Krimi-Welt. Hier jedoch bekommen wir dankenswerterweise noch einen Henker geliefert. Ein Glück für John Bennett, dass er seinen Beruf an den Nagel gehängt hat, den der französische Scharfrichter, der mutmaßlich kein Longval mehr war, in vorausschauender Weise für ihn eingeschlagen hat. So ging es nur seinem namenlosen Nachfolger an den Kragen.

Und, um noch einmal auf den Rächer zurückzukommen, wer sich dort an den deutschen Namen gestört hat, dem sollte die Inkonsequenz in der Bande eigentlich noch viel saurer aufstoßen. Wir hören zwar "Mrs. Revelstoke", aber auch "Herr Holder". In der Szene gab es wohl eine Raum-Zeit-Verzerrung und Frau Dor hat uns in ihre Zeit der Heimatfilme zurück katapultiert.

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Inhaltlich nimmt die Bande den modernen Slasherfilmen bereits einiges vorweg. Hier wie dort meucheln Rächer mitleidlos die Beteiligten eines bestimmten Ereignisses. Und hier wie dort ist die Anzahl der angesammelten Leichen am Ende hoch. Wobei Reinl natürlich alles im Stile eines Kriminalthrillers inszeniert und selbstverständlich nicht als Horrorfilm. Ganz im Gegenteil. Denn - leider, so möchte man fast sagen - gerät das wunderschöne Motiv der Galgenhand ab Little Heartsease doch so ziemlich aus dem Fokus, bzw. verkommt von einem Synonym für Mord und Tod zu einem bloßen Rauchbombenwerfer. Was an sich natürlich wieder passt, ist doch diese Maskerade nichts weiter als eine große Nebelbombe - und ein großartiger Einfall der Drehbuchautoren.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Weniger originell, um nicht zu sagen völlig überflüssig hingegen die Hinzudichtung eines Zwillingsbruders für Mr. Monkford. Diese Nebelbombe erweist sich im Nachhinein als Rohrkrepierer. Die Rolle erfüllt keinen anderen Zweck als für einen Logikfehler zu sorgen. Mr. Henry wusste schließlich ganz genau, welcher Bruder nach Glasgow zurückfahren würde. Ob er das an seine Mitverschwörer falsch kommuniziert hat? Oder gar nicht? Solche Stümperei steht der Galgenhand nicht gut zu Gesicht. Aber im Sinne der strengen Mordtaktung brauchte man wohl zu diesem Zeitpunkt noch schnell eine weitere Leiche. Darüber, dass die Identifikation seines Zwillings(!)bruders durch Bankier Monkford etwas unfreiwillig komisches hat ("Erkennen Sie ihn?", nö, sieht zwar aus wie ich, aber nie im Leben gesehen), breiten wir auch lieber das Leichentuch des Schweigens.

Überhaupt ist die Rolle des Mr. Henry für meinen Geschmack - auch durch die Besetzung mit (mittlerweile schon Bösewicht vom Dienst) Ulrich Beiger - zu plakativ geraten. Das mag den Thriller-Aspekt des Films stärken, die kriminalistische Seite wird jedoch geschwächt. Ich hätte mir die Darstellung lieber ähnlich hintergründig gewünscht wie die große Elisabeth Flickenschildt ihre Miss Revelstoke angelegt hat. Eine dermaßen über den Dingen stehende Performance sollte es erst wieder mit Margot Troogers Cora Anne Milton im Hexer geben. Ein Gutes hat die Filmversion des Mr. Henry allerdings doch. Das Zusammenspiel zwischen Flickenschildt und Beiger in ihren gemeinsamen Szenen mit Karin Dor ist überaus gelungen und hat im Besten Sinne etwas von "Guter Bulle, böser Bulle". Dennoch, meine Wahl für diese Rolle wäre eher ein höflich-zurückhaltender, dafür aber latent psycho(pa)t(h)ischer Hans Clarin gewesen als ein drohend-polternder Beiger.

One Man Show

Die Bande ist der erste Film innerhalb der Rialtos, der nun komplett von einem einzigen, jugendlichen Ermittler getragen wird. Musste Fuchsberger sein Spotlight im Frosch noch mit Siegfrieds Lowitz' Elk teilen, genießt er hier die alleinige Aufmerksamkeit des Publikums. Überdies wird nicht nur der Grundstein für das Krimi-Traumpaar Nr. 1 gelegt, es wird gleichzeitig auch noch fest zementiert. Denn auch hier passt das Zusammenspiel zwischen Fuchsberger und Dor ebenso gut wie jenes zwischen Beiger und Flickenschildt. Fuchsberger beweist hier spielend, dass er auch ganz allein fähig ist, einen Kriminalfilm als Held zu tragen. Und der Wetter ist sicherlich auch eine seiner besten und prägnantesten Wallace-Rollen. Etwas ins Hintertreffen geraten jedoch Fritz Rasp und Eddi Arent. Ersterer hat weniger Entfaltungsmöglichkeiten und prägnante Szenen als in den Filmen zuvor und letzterer deutet hier bereits an, in welche Niederungen der Komik und Unnötigkeit seine Rollen später noch abgleiten werden. Gerettet wird sein Fotograf hier jedoch noch von seiner sympathischen Darstellung und der Tatsache, dass er zwischendurch auch einen Hinweis geben kann (obwohl der nichts wesentliches ändert).

Randnotizen

Mir ist zum ersten Mal bewusst geworden, warum beim Endkampf ein Teil des Raumes mit einem Laken abgesperrt ist: Damit das Clay-Shelton-Double nicht weiß, auf wen es schießen muss! Was für ein Glück für unseren wackeren Chefinspektor Long! Weniger Glück hatte der Henker, der doch erstaunlich schnell an der Strangulation gestorben ist. Oder starb er wie der Richter an einem Genickbruch durch den harten Fenstersims? War es gar ein Herzanfall durch den Schock, begünstigt durch übermäßigen Alkoholkonsum? Ich will auf jeden Fall den Obduktionsbefund sehen! Und die Feuerwaffen der Shelton-Bande. Wenn Wetter Long auf dem Motorboot "Au" schreit, bevor man die Schüsse hört, müssen die wohl Überschallmunition geladen haben.

Fazit
Rialto bleibt dem Pfad des prägnanten Verbrecherbosses treu. Nach dem Frosch und dem Kreis darf nun die Galgenhand morden. Aus einem von Wallace' besten Büchern wurde - wenn auch kinematografisch aufbereitet (besonders und besonders gelungen im Finale) - einer der besten Wallace-Filme. Die aggressiv-bedrohliche Atmosphäre des Films, die in den Vorgängern nicht in dieser Intensität erreicht wurde, ist dabei seine größte Stärke. Die charismatischen Präsenzen von Fuchsberger und Dor erleichtern dabei das Mitfiebern ungemein. Trotz einiger Abweichungen vom Buch einer meiner Lieblinge!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.12.2018 20:18
#132 RE: Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #4
Und, um noch einmal auf den Rächer zurückzukommen, wer sich dort an den deutschen Namen gestört hat, dem sollte die Inkonsequenz in der Bande eigentlich noch viel saurer aufstoßen. Wir hören zwar "Mrs. Revelstoke", aber auch "Herr Holder". In der Szene gab es wohl eine Raum-Zeit-Verzerrung und Frau Dor hat uns in ihre Zeit der Heimatfilme zurück katapultiert.

Sehr schön beobachtet. Ist mir heute auch aufgefallen und ich dachte mir noch beim Sehen der Szene, ob alle Kritiker des "Rächers" der "Bande" wohl dafür Punkte abziehen werden ...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.12.2018 20:45
#133 RE: Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Die Bande des Schreckens

Kriminalfilm, BRD 1960. Regie: Harald Reinl. Drehbuch: Jochen Joachim Bartsch, Wolfgang Schnitzler (Romanvorlage „The Terrible People“, 1926: Edgar Wallace). Mit: Joachim Fuchsberger (Chefinspektor Arnold Long), Karin Dor (Nora Sanders), Elisabeth Flickenschildt (Mrs. Revelstoke), Fritz Rasp (Sir Godley Long), Karl-Georg Saebisch (Mr. Monkford), Ulrich Beiger (Rechtsanwalt Henry), Dieter Eppler (Mr. Crayley), Alf Marholm (Hotelier Cravel), Karin Kernke (Alice Cravel), Otto Collin (Clay Shelton), Ernst Fritz Fürbringer (Sir Archibald), Eddi Arent (Polizeifotograf Edwards), Günter Hauer (Sergeant Rouch), Josef Dahmen (Henker), Peter Frank (Richter) u.a. Uraufführung: 25. August 1960. Eine Produktion der Rialto-Film Preben Philipsen Frankfurt / Main im Constantin-Filmverleih München.

Zitat von Die Bande des Schreckens
Zahlreiche Personen haben einen Anteil an der Verhaftung und Hinrichtung des Fälschers, Erpressers und Mörders Clay Shelton: Inspektor Long, der dafür zum Chefinspektor befördert wird, Richter, Staatsanwalt, Henker, der Bankdirektor Monkford und die zufällig anwesenden Bankkunden Mrs. Revelstoke und Mr. Crayley. Sie alle soll die Rache des Verbrechers treffen – er schwört ihnen einen baldigen Tod, weil sie für sein eigenes Ableben verantwortlich seien. Tatsächlich stirbt bald einer nach dem anderen durch das gut organisierte Eingreifen der „Galgenhand“. Zeugen schwören zudem, den toten Shelton an den Tatorten gesehen zu haben. Bei einer Exhumierung findet man nur Ziegelsteine in seinem Sarg – und eine Liste aller Todeskandidaten. Diese finden sich währenddessen zur Golfwoche im Luxushotel Little Heartsease ein, wo Sheltons Rache trotz aller Bemühungen von „Wetter“ Long, der Wahrheit auf den Grund zu kommen, ihren weiteren Lauf nimmt ...


„Ihr wollt mich töten, aber die ‚Galgenhand‘ wird euch töten!“

Was sonst eher eine Thematik für Mafiafilme ist, begegnet dem geneigten Zuschauer hier im Edgar-Wallace-Universum wieder: Blutrache für einen Gangsterboss. Clay Shelton, der als hochkrimineller Einzelgänger von gefährlichem Temperament gezeigt wird, steht ausgerechnet nach seinem Tode nicht mehr so allein da wie zuvor, sondern kann sich auf die Unterstützung einer ganzen Bande – der „Bande des Schreckens“ – verlassen. Hier fällt ebenso wie beim „Rächer“ die Diskrepanz zwischen Filmtitel und hauptsächlich verwendeter Verbrecherbezeichnung im Film auf, denn den Zuschauern werden statt „Rächer“ und „Bande“ vielmehr „Kopfjäger“ und „Galgenhand“ als gruselige Synonyme verkauft. Die „Bande“ nimmt sich für die Etablierung ihrer einmaligen und sehr stimmigen Ausgangslage eine ganze Menge Zeit, weshalb der Film zusammen mit „Der Fälscher von London“ und „Das Rätsel des silbernen Dreieck“ die längste Prä-Titelsequenz aufweist. Diese stellt mit Sheltons beklemmender Gegenanklage an die „Guten“ in der Gefängniszelle einen frühen Höhepunkt dar und unterscheidet sich von dem im Folgenden aufgenommenen Eiltempo durch eine hochpräzise Inszenierung mit Gespür für Stimmung. Das ist später im Film nicht mehr immer der Fall – gerade für einen Harald-Reinl-Streifen wirken einige Szenen (so zum Beispiel die Morde am Richter, am Totengräber und an Monkfords Bruder oder spätere Avancen gegenüber Nora Sanders) recht ungelenk und teilweise überhetzt inszeniert. So erhalten einerseits weder Protagonisten noch Publikum die geringsten Atempausen; andererseits kündigt sich im Umgang mit Leichen und Dramaturgien eine gewisse Routine und Oberflächlichkeit an, die den bisherigen Wallace-Krimis noch abging.

Einen kleinen Verweis auf einen allzu leichten Umgang mit Mord und Totschlag birgt die reichlich überkandidelte Eddi-Arent-Rolle, die als Polizeifotograf immer genau dann in Ohnmacht fällt, wenn eine Leiche zu fotografieren ist. Sie gibt jedoch durch die Blume auch eine geschickte Analyse der Kinolandschaft zu Beginn der 1960er Jahre zum Besten. Auf seinen Beruf als Fotografen bezogen macht Edwards nämlich eine Feststellung, die sich leicht auch auf die Ablösung des Heimatfilms durch den Krimi seit den späten Fünfzigern ummünzen lässt und dem Unterhaltungsfilm der Rialto einen latenten Hauch von Medienkritik anheimstellt: „Das macht Freude! Da habe ich Kaninchen geknipst und Eichhörnchen und die Rehlein im Walde. Aber das ist ja heute alles gar nicht mehr gefragt. Leichen sind gefragt, Sir. Leichen. Und von irgendetwas muss ich doch leben.“ Vielleicht versucht die „Bande“, diesem Trend eine Spur zu bereitwillig zu folgen und hätte mit zwei, drei zu ermordenden Charakteren weniger die verbliebenen etwas substanzieller ausgestalten können. Staatsanwalt, Richter und Henker bleiben zum Beispiel kaum als memorable Charaktere im Gedächtnis; erst die späteren Opfer können sich angemessen profilieren. Die sehr umfangreiche Romanvorlage hätte entsprechend zusätzliche Kürzungen vertragen.

Dies tut der Qualität der Geschichte jedoch keinen wirklichen Abbruch. „Die Bande des Schreckens“ bleibt trotz kleinerer Schönheitsfehler und unwahrscheinlicher Zufälle ein mustergültiger Mitratekrimi, der gerade von dem Umstand profitiert, dass die bedrohte Personengruppe von Anfang an klar umrissen ist. Sheltons Racheliste befördert Joachim Fuchsberger – nunmehr als Inspektor in Yard-Diensten, aber zugleich auch durch familiäre Involvierung motiviert – zum Verteidiger der Gerechten und Kämpfer gegen das überbordende Unheil seines Gegners. Seine Aufgabe meistert der Darsteller mit Bravour, weil er Zuverlässigkeit, Attraktivität und flotte Sprüche gekonnt unter einen Hut bringt. Seine Filmpartnerin Karin Dor bleibt dagegen noch sehr mädchenhaft und austauschbar; von allen bisherigen Wallace-Hauptdarstellerinnen liefert sie die am wenigsten beeindruckende Leistung ab, was sich jedoch ab dem kommenden Film rasant ändern wird und entsprechend auch eher drehbuch- als talentbedingt ist. Spannendere Schlaglichter lassen Elisabeth Flickenschildt und Fritz Rasp in ehrwüdigem Zwielicht erscheinen, was beiden Darstellern hervorragend steht. Sie meistern ihre verhältnismäßig großen Rollen mit sichtbarer Spielfreude. Auch die Schauspieler in der zweiten Reihe können sich sehen lassen: Ulrich Beiger hat als selbstsüchtiger Galan einen Auftritt, der an seine Rolle in „Der rote Kreis“ anknüpft, ihr aber noch zusätzliche Nachdrücklichkeit verleiht; ähnlich wohl fühlt sich Karl-Georg Saebisch in einer dankbaren Doppelrolle. Dieter Eppler darf vergleichbar undurchsichtig auftrumpfen wie im „Frosch“ und wird von Anfang an ganz oben auf der Verdächtigenliste etabliert. Alf Marholm und Karin Kernke agieren kompetent, während Ernst Fritz Fürbringer seinen vorherigen Auftritten als diesmal kaum auftauchender Scotland-Yard-Chef wenig hinzufügen kann.

Sehr attraktiv machen „Die Bande des Schreckens“ die unverbrauchten Schauplätze, die auch später in keinem Wallace-Krimi wiederverwendet wurden und daher einen sofortigen Wiedererkennungsfaktor sowie eine ganz eigenständige Atmosphäre garantieren. Herausragend in dieser Hinsicht präsentieren sich die Aufnahmen am und auf dem Wasser, in der Bank (deren Kassengitter aus Brabazons Bank übernommen worden zu sein scheint), im Golfhotel und in Crayleys Garten. Sie verleihen dem Film eine luftig-sommerliche Atmosphäre, welche die atemberaubenden Vorgänge gut kontrastiert. Spürbar wird die Stimmungsvielfalt besonders zum Ende des Films hin, wenn auch die Innenaufnahmen immer düsterer werden (Hütte am Steg, verlassenes, abgedunkeltes Hotel) – Nuancen, für die mit Albert Benitz ein einmaliger Wallace-Gast hinter der Kamera verantwortlich zeichnete. Zwei weitere Aufträge hingegen erhielt Heinz Funk, was sich letztlich als richtige Entscheidung herausstellte, in Anbetracht seiner eher nervigen als spannungsfördernden Musik zur „Bande“ aber zumindest Wunder nimmt. Sie drängt sich dem Zuschauer förmlich auf, ist laut und platt und hat keinerlei melodisches Potenzial.

Trotz kleinerer Unstimmigkeiten und einer etwas zu straffen Dramaturgie, die manches Geschehnis unglaubwürdig wirken lässt, spielt „Die Bande des Schreckens“ im gehobenen Mittelfeld der Wallace-Reihe. Die hochinteressante Mordserie wird von knackigen Dialogen und markanten Schauspielern getragen, die aus teilweise wenigen Szenen Beachtliches herausholen. Einmal mehr gelang ein beachtliches Finale, das den Zuschauer hochgespannt mitfiebern lässt.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

01.12.2018 20:45
#134 RE: Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #5
Sehr schön beobachtet.


Ich sollte allerdings nicht nur beobachten, sondern meine Beiträge vorher auch mal Korrekturlesen. Das ist ja teilweise grauenhaft, was für Stilblüten ich da produziert habe.

[ Ist korrigiert. Gubanov, 22:00 Uhr ]

Giacco Offline



Beiträge: 2.499

02.12.2018 11:05
#135 RE: Wallace der Woche (04): Die Bande des Schreckens (1960) Zitat · Antworten

Ein Auszug aus der Film-Echo-Kritik (August 1960):

"Wie im "Frosch mit der Maske" verzichtet Dr. Harald Reinl auf den - ziemlich hoffnungslosen - Versuch, Logik in die Wallace-Vorlage zu bringen. Abermals verarbeitet er den Stoff zu einem kriminalistischen Bluff-Manöver, das von zünftigen Gruseleien, von der Verwirrung und gut dosiertem Humor lebt. Er nimmt die Story wohltuend auf den Arm und bedient sehr geschickt die Stimmungsorgel, wobei ihm Kameramann Albert Benitz ein vorzüglicher Partner ist. Nicht vergessen seien in diesem Zusammenhang die Bauten von Erik Aaes und die Musik von Heinz Funk.
Komödianten wie Elisabeth Flickenschildt und Fritz Rasp, talentierte Filmschurken wie Ulrich Beiger und Alf Marholm, nicht zuletzt auch Eddi Arent mit der von den Autoren erfundenen Anspielung auf einen berühmten englischen Fotografen folgen dem Stil der absichtlich etwas überzogenen Inszenierung. Das fürs Happy-end ausersehene Paar Karin Dor/Joachim Fuchsberger gibt sich vor allem sympathisch, wobei dem männlichen Part der Liebhaber besser zu Gesicht steht als der Chefinspektor. Fazit: Das Publikum kommt - und geht mit."

Film-Echo-Note: 3,1 (68 Meldungen) / Erstnote: 2,4

In Frankreich kam "Die Bande des Schreckens" erst am 10.3.1965 in die Kinos. In Paris wurden in der ersten Woche 9.512 Besucher gezählt. Eine Gesamt-Besucherzahl liegt nicht vor.

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