Ich wende mich heute an alle, die neugierig und aufgeschlossen sind, die Krimis des anderen Deutschland kennen zu lernen. Auf der anderen Seite der Mauer (vom Westen aus betrachtet) gab es von 1947 an auch gute und weniger gute Krimiproduktionen, von denen einige auch heute noch relativ bekannt sind (Polizeiruf 110, Blaulicht, Das unsichtbare Visier), es gab aber auch DEFA-Spielfilme und Fernsehproduktionen, die - teilweise zu Unrecht - in Archiven schlummern.
Ich würde gern den Informationsaustausch darüber anregen. Und wenn es gelingt, die Sender (insbesondere den MDR und RBB als "Nachfolger" des DFF) zu bewegen, die eine oder andere Sendereihe oder DEFA-Produktion ins Programm zu nehmen, wäre dies auch für viele Krimi-Fans der "alten" Bundesländer ein Gewinn. Nicht zuletzt durch die zurecht oft gelobte s/w-Ästhetik der älteren Krimi-Reihen (Halstuch, Wallace-Filme), die sich in den früheren DFF- bzw. DEFA-Filmen auch zeigt, werden diese Filme überzeugen. Den folgenden Text habe ich bereits an die Sender MDR und RBB geschickt, wenn dies noch andere tun, erreichen wir vielleicht eine Ausstrahlung!
Zitat Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wende mich heute mit der Bitte an Sie, in Ihren Archiven einmal nach alten, evtl. heute nicht mehr bekannten DDR-Fernsehproduktionen zu suchen und evtl. auszustrahlen. Produktionen, die vermutlich seit 1989 und teilweise weit davor nicht zu sehen waren wie "Doppelt oder nichts" (1964) und "Er ging allein" (1966/67), "Botschafter morden nicht" (1969/70) von W. Toelke und andere Fernseh-Kriminalfilme wie "Angebot aus Schenectady" (1970/71) von R. Groschopp, "Der Ermordete greift ein" (1961) von K. Jung-Alsen. Auch lohnenswert wäre (sofern die Rechte vorhanden sind) eine Reihe mit DEFA-Kriminalfilmen von "Alarm im Zirkus" und "Die Premiere fällt aus" über "Pension Boulanka", "Heroin", "Nebelnacht", "Für Mord kein Beweis" bis zu "Einer muss die Leiche sein". Bei rechtzeitiger Ankündigung auch in den entsprechenden Foren im Internet ist Ihnen eine große Zuschauerzahl sicher. Auch Serien wie "Das unsichtbare Visier" stehen (obwohl schon wiederholt) ungebrochen in hoher Zuschauergunst (siehe Wunschliste.de).
Eine Frage noch: Im DDR-Fernsehen lief eine englische Serie mit dem Titel "Der 6. Sinn des Mr. Reeder" frei nach Edgar Wallace. Diese Serie lief im deutschsprachigen Raum nur im DDR-Fernsehen, besteht auch hier die Möglichkeit einer Ausstrahlung?
Ich würde auch gern Infos dazu austauschen, vielleicht kennt jemand den einen oder anderen Film, hat ein Video oder sonstiges Material?
He Leute, was ist los? Ich habe zwar nicht damit gerechnet, von Antworten völlig überrollt zu werden, aber die Funkstille hat mich schon überrascht. Kein Interesse an dem Thema? Kann ich mir echt nicht vorstellen. DDR-Krimis sind sicher besser als ihr Ruf! Wer einige gute Romane gelesen oder Filme gesehen hat, wird das bestätigen können. Meldet Euch doch dazu mal.
Also ich würde es generell befürworten, wenn solche Filme mal wieder ausgestrahlt werden. Das gilt jedoch nicht nur für alte DFF-Filme sondern auch viele andere Sachen. Sicherlich wird man mit solchen Filmen nur kleine Zuschauergruppen begeistern können. Daher würde ich dafür plädieren, mit solchen Filmen das Nacht-Programm aller dritten Programme zu füllen. Wie wäre es, wenn zukünftig alle dritten Programme zwischen 0 Uhr und 7 Uhr ihre alten Archive senden?
das ist gar keine schlechte Idee. Das spart Geld (siehe Diskussion um Rundfunkgebühren) und wird doch von vielen Leuten gern gesehen. Dann muss ich mir bloß einen HDD-Recorder zulegen ;-).
Aber nicht vergessen, bitte bei den Sendern wegen der Ausstrahlung der Krimis nachfragen, sonst kommt nix!
Ja, die Serien waren sehr toll gemacht. Vor einiger Zeit liefen alte "Blaulicht"-Folgen im RBB - den kann ich aber leider nicht empfangen. In irgendeinem anderen dritten Programm nahm ich vor einiger Zeit einmal die "Blaulicht"-Folge "Heißes Geld" auf. In der Machart wie die damaligen "Stahlnetz"-Folgen des Westfernsehens.
Ich liebe die alten "Blaulicht"-Folgen auch. Wenn die Möglichkeit bestand, habe ich mir die Wiederholungen aufgezeichnet. Hoffentlich werden diese ganzen erwähnten Krimi-Raritäten der 60er mal wieder vom RBB oder MDR wiederholt. Als "Wessi" hatte ich bisher nicht die Möglichkeit, mir diese Klassiker anzusehen (und auch schon vom Alter her). Hoffen wir mal, dass irgendeiner tief in die Archive steigt und diese Filme zeigt.
Dazu müssen wir selbst aktiv werden, bitte an die Sender mailen und ganz konkret nach den Serien fragen! Sonst bemerken die nicht, welche Schätzchen die in ihren Archiven liegen haben ...
Neben der DVD-VÖ von "Hände hoch oder ich schieße" ist seit wenigen Tagen eine DVD-Box mit 6 DEFA-Kriminalfilmen aus den Jahren 1947 bis 1988 erhältlich. Ein sicherlich guter Querschnitt durch den DDR-Kriminalfilm jenseits der TV-Produktionen!
Die Box beinhaltet im Einzelnen:
1. Razzia (D 1947), R: Werner Klingler, D: Paul Bildt u.a. - Der erste DEFA-Kriminalfilm war RAZZIA. Gedreht 1947, spielt er im zerstörten Nachkriegs-Berlin, wo Schwarzmarktganoven ihr Unwesen treiben. Das Drehbuch schrieb H.G. Peterson, der später auch an Filmen wie "Der Hexer", "Der Zinker" oder "Winnetou" mitwirkte.
2. Treffpunkt Aimée (DDR 1956), R: Horst Reinecke, D: Günther Simon, Gisela May u.a. - Der in Berlin gedrehte Film TREFFPUNKT AIMÉE führt ins Halbweltmillieu der Schmuggler zwischen Ost nach West und ist ein spannender Krimi nach einem authentischen Fall. Das Drehbuch stammt von Gerhard Neumann, der unter verschiedenen Pseudonymen auch diverse spannende Kriminalromane veröffentlicht hat.[/list]
3. Schwarzer Samt (DDR 1964), R: Heinrich Thiel, D: Fred Delmare, Christine Lazar, Herbert Köfer u.a. - In SCHWARZER SAMT, nach Motiven des Buches »Der scharlachrote Domino« von Fred Unger, kommt die Staatssicherheit einem gegen die DDR gerichteten Verbrechen auf die Spur. Dieser bereits nach dem Bau der Mauer entstandene Streifen ist ein echtes Stück Kalter Krieg. Am Drehbuch schrieb neben dem Autor der Vorlage (ein in den 60er Jahren sehr erfolgreicher Krimi-Autor der DDR mit Titeln wie "Die Nacht, in der ich starb!" oder "Das Phnatom mit der Maske" (sehr zu empfehlen, echt super spannend!!!) auch Gerhard Bengsch, der auch das Drehbuch des 6. Filmes ablieferte. Ein clever konstruierter Whodunit!!!
4. Leichensache Zernik (DDR 1972), R: Gerhard Klein, Helmut Nitschke, D: Kurt Böwe u.a. - Mit LEICHENSACHE ZERNIK greifen die Autoren einen historischen Fall aus dem Jahre 1948 auf. Ein Frauenmörder treibt auf den S-Bahnstrecken im geteilten Berlin sein Unwesen. Wie in dem 6. Film "Die Beteiligten" gelingt es den Machern, mit dem größeren zeitlichen Abstand zum Geschehen mehr Kritik in die Handlung einzubauen. Der Film, der 1948 im geteilten Berlin spielt, kann mit dem Abstand von 30 Jahren natürlich auch Widersprüche aufgreifen, die in den 40er und 50er Jahren so unter den Bedingungen der Zensur nicht hätten erzählt werden können. Mitautor ist Wolfgang Kohlhaase ("Sommer vorm Balkon" u.v.a.). Habe den Film in den 70er Jahren als Kind im Kino gesehen, wirkt etwas dokumentarisch, aber als Zeitdokument sehr spannend!
5. Für Mord keine Beweis (DDR 1979), R: Kurt Petzold, D: Winfried Glatzeder, Horst Schulze, Agnes Kraus u.a. - In FÜR MORD KEIN BEWEIS, nach Motiven des Romans »Der Mann, der über den Hügel steigt« von Rudolf Bartsch, wird am Ufer eines Sees die Leiche einer unbekannten jungen Frau entdeckt. Es sieht zunächst nach Selbstmord aus. Doch dann beginnt das unheimliche Duell mit einem Täter, dessen Motive bereits drei Jahrzehnte zurückliegen. Ein Film mit Tiefgang, der in menschliche Abgründe abtaucht und zeigt, daß ein die Vergangenheit auch Jahrzehnte später gegenwärtig sein kann. Kenne den Film aus dem Kino, dicht und gut besetzt.
6. Die Beteiligten (DDR 1988/89) R: Horst E. Brandt, D: Gunter Schoß, Jürgen Zartmann u.a. - In DIE BETEILIGTEN, einem der letzten DDR-Krimis, wird eine Geschichte um die Verstrickungen eines Funktionärs in einen Mord erst über 20 Jahre später als Kriminalfilm inszeniert. Das Drehbuch stammt aus der Feder von Gerhard Bengsch (s. "Schwarzer Samt") und sollte in den 60er Jahren verfilmt werden. Der Stoff viel der Zensur zum Opfer und konnte erst 1988 realisiert werden. Damit hatte er allerdings rasant an Brisanz verloren, denn die Gesetzeslage um die Abtreibung (es geht u.a. um illegale Abtreibungen) war inzwischen eine andere! Immerhin war ich auf der Premierenveranstaltung im Frühjahr 1989 dabei.
Produktinformation:
Format: Dolby, PAL Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0) Region: Alle Regionen Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1 Anzahl Disks: 3 FSK: Freigegeben ab 12 Jahren Studio: ICESTORM Entertainment GmbH Erscheinungstermin: 3. Dezember 2009 Produktionsjahr: 1988 Spieldauer: 530 Minuten
Ich möchte an dieser Stelle einmal die Box als solche rezensieren und dann den ersten enthaltenen Film "Razzia". Dieser Text ist auch bei Amazon zu finden.
Die Box "DDR-Krimis" bietet eine ersten Überblick oder Einstieg in die DDR-Krimi-Produktion jenseits von "Polizeiruf 110". Der Kriminalfilm nahm im Schaffen der DEFA offensichtlich keine allzu herausragende Rolle ein, was an der offiziellen Kulturpolitik der SED gelegen haben mag. Allerdings bieten die meisten DEFA-Krimis solide Kost mit i.d.R. beliebten Schauspielern und manchmal auch vor fremder, interessanter Kulisse.
Die Box als solche ist ansprechend gestaltet mit Schuber und Digipack, in welchem sechs Filme auf drei DVDs gepackt wurden. Leider, und hier sehe ich das größte Manko (1 Stern Abzug) gibt es im Prinzip kein Bonusmaterial. Weder als Booklet noch auf den Scheiben findet sich irgend etwas, was mit den Filmen in wirklichen Zusammenhang steht - von ein paar Texttafeln zu beteiligten Regisseuren und Schauspielern einmal abgesehen. Keine Kinotrailer von diesen oder anderen Kriminalproduktionen, keine Interviews, kein Doku-Material. Schade! Immerhin ist der Preis mit 25 bis 30 € für sechs Filme recht moderat gewählt.
"Razzia" aus dem Jahr 1947 ist der erste DEFA-Kriminalfilm überhaupt. Berlin, Ort der Handlung, war zwar in vier Sektoren geteilt, aber in vielen Bereichen noch ganzheitlich verwaltet. Für die Versorgung der Bevölkerung mit knappen Lebensmitteln stellt der Schwazmarkt eine Hauptversorgungsquelle dar. Doch die dahinter agierenden Drahtzieher profitieren von dem Mangel, den sie durch Schmuggel und Entzug der Waren vom ersten Markt mit verursachen. Die Kriminalpolizei geht zwar streng gegen den Schmuggel vor, aber erwischt meist nur die kleinen Fische. Durch intensive Ermittlungstätigkeit gerät den Männern um Kommissar Naumann (Paul Bildt) die Bar "Alibaba" ins Visier. Eine Razzia in diesem Etablissement führt jedoch zu keinem Erfolg. Der Kommissar vermutet, daß der aalglatte Geschäftsführer Goll (dämonisch: Harry Frank) von einem Verräter aus den Reihen der Polizei gewarnt worden ist, kann aber nichts beweisen. Dem Zuschauer wird schnell klar, daß der junge und ungefestigte Kriminal-Anwärter Becker unfreiwillig aus Liebe zur Bar-Sängerin Yvonne zum Verräter wurde. Nun wird Becker von Goll erpreßt, weitere Schiebereien zu decken.
Naumann ermittelt weiter und wird für Goll zur Gefahr... Wenig später wird die Leiche des Kommissars gefunden. Kriminalrat Lembke ernennt Kriminalanwärter Lorenz (Claus Holm) zum kommissarischen Leiter. Lorenz, auch persönlich mit der Familie Naumann verbunden, setzt alles daran, die Hintergründe des Mordes an seinem väterlichen Freund aufzuklären. Als er Goll zu nahe kommt, wird er in dessen Auftrag von Becker als Verräter denunziert und belastet. Es kommt zu einem Showdown im Geheimgang, welcher Golls Büro mit dem Lager des schmierigen Spediteuers Mierisch verbindet. Auch der Sohn Naumanns, der mit den Schmugglern kollaborierte, stellt sich diesen dabei rechtzeitig in den Weg, als er erkennt, wer seinen Vater ermordete.
Die Story von Harald G. Petersson, der später auch an Drehbüchern der Wallace-Reihe z.B. mitarbeitete, ist aus kriminalistischer Sicht nicht allzu herausragend. Sie scheint aber recht nah am Geschehen der Zeit zu sein. Der Schwarzmarkt und die damit verwobenen negativen Folgerscheinungen spielt die eigentliche Hauptrolle. Die Polizei führt einen fast ungleichen Kampf gegen die skrupellosen Geschäftemacher, die auch vor Mord nicht zurück schrecken, um ihren Profit zu vergrößern. Regisseuer Werner Klingler (später u.a. an den Mabuse-Filmen beteiligt), legt einen m.M. nach routiniert inszenierten Film vor, der sich langsam zuspitzt und auf das Ende zielgerichtet hinarbeitet.
Das Bildmaterial erscheint für das Alter des Filmes recht ordentlich, der Ton kann allerdings nicht immer überzeugen; die Lautstärke schwankt ab und an stark, und auch ein Grundrauschen ist immer dabei.
Alles in allem ist "Razia" ein gut gemachter Kriminalfilm, der relativ nahtlos an die deutsche Kinotradition anknüpfen kann, der seine Stärke aber auch (und das ist vielleicht DEFA-typisch) aus der Milieubeobachtung gewinnt.
Regisseur(e): Helmut Spieß, Helmut Krätzig, Richard Groschopp, Heinz Thiel, Gunther Scholz Format: Dolby, HiFi Sound, PAL, Widescreen Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0) Region: Alle Regionen Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1 Anzahl Disks: 3 FSK: Freigegeben ab 12 Jahren Studio: Icestorm Distribution GmbH Erscheinungstermin: 7. November 2011 Produktionsjahr: 1954 Spieldauer: 549 Minuten
Diese dritte Box mit DEFA-Kriminalfilmen aus verschiedenen Jahrzehnten des DDR-Kinos ist ohne Zweifel wieder sehenswert. Auch das Spektrum der sechs Filme ist wieder sehr groß. Vielleicht etwas sehr groß?
1. "Hexen" nach einem Drehbuch von KuBa (Kurt Bartels) ist von der DEFA selber als Komödie bezeichnet, was zutreffend erscheint. In einem abgelegenen thüringischen Bergdorf herrscht ein Triumvirat von (korruptem) Bürgermeister, verbrecherischem Apotheker und einem Polizisten als Helfer. Schweine verschwinden und werden für tot erklärt, und ein mittelalterlicher Aberglaube nebst Hexenwahn beherrscht große Teile der Bevölkerung. Ein junger Polizist, eine moderne Lehrerin, ein alter Kämpfer und ein kleiner Junge machen sich daran, dies aufzubrechen. Der Film erzählt dies mit den Mitteln der Komödie. Er tut dies sehr unterhaltsam. Aber wirklich spannend wie in einem Krimi geht es nicht zu. Dazu kommt die mäßige Bild- und die noch mäßigere Tonqualität dieses Streifens aus dem Jahre 1954. Offensichtlich aus Kostengründen hat es Icestorm erneut unterlassen, das Material neu abzutasten. In Kombination mit dem eigentümlichen thüringischen Dialekt führt dies dazu, daß man manch Gesagtes kaum versteht. Schade!
2. "Pension Boulanka" aus dem Jahre 1964 ist ein beihnahe klassisch konstruierter whodonit, der in Ost-Berlin zu Beginn der 60er Jahre spielt. Die Handlung basiert auf dem gleichnamigen Roman von Fritz Erpenbeck. Das Ende allerdings weicht vom Buchende ab, was ich persönlich für politisch motiviert halte, weil ein von den Nazis Verfolgter nicht als Mörder (resp. als Rächer) an einem Nazi-Kollaboratuer dastehen sollte. Dies führt möglicherweise zu einigen kleinen logischen Brüchen in der Auflösung, was dem Krimigenuß allerdings keinen wirklichen Minuspunkt beschert. Eine durchaus hochkarätig besetzte Schauspielerschaar (Herbert Köfer, Peter Herden, Herwart Grosse, Christine Lazar, Otto Mellies u.a.) spielen glaubwürdig die sehr verschiedenen Charaktere, die sich unter dem dach der kleinen Pension in einer Berliner Seitenstrasse eingefunden haben. Einer von ihnen ist der Mörder des Jan Gruyter.
3. "Entlassen auf Bewährung" von 1965 ist wieder so ein typischer DEFA-Krimi, der eigentlich kein Krimi sein will. Der junge Conny baut mit seinem Motorroller unter Alkoholeinfluß einen Unfall und flieht. Ein Mensch stirbt. Conny wird gefaßt und verbüßt seine Strafe im Gefängnis. Wegen guter Führung wird der Rest der Haftstrafe in Bewährung umgewandelt und Conny, der im Knast eine Ausbildung zum Druckereifacharbeiter abgeschlossen hat, bekommt einen Arbeitsplatz zugeteilt. Die Brigadierin hat Vorbehalte gegen "so einen", aber Conny erarbeitet sich auch Anerkennung im Kollektiv und schafft es sogar, seine alte Liebe (Angelica Domröse) wieder für sich zu gewinnen. Aber dann fehlt einem in der Brigade eines Tages viel Geld, und alle Augen richten sich auf Conny ... Und ein alter Knastkumpel versucht, den jungen Mann in seine Geschäfte hinein zu ziehen. Neben der Domröse spielen u.a. Heinz Klevenow, Helga Göring, Volkmar Kleinert und Gudrun Ritter in diesem sozialkritischen Streifen. Als Sittenbild informativ, als Krimi eher weniger.
4. "Heroin" aus dem Jahr 1968 ist in meinen Augen ein ungewöhnlicher DEFA-Krimi. Bis auf wenige Szenen am Anfang spielt der Film im süd-osteuropäischen Ausland und hat etwas von den zahlreichen Abenteuer-Krimis, die in der Nachfolge des James-Bond-Erfolges zu dutzenden im Westen gedreht wurden. Auf der Zugstrecke Belgrad-Paris werden kurz vor Ost-Berlin die Leichen eines Schlafwagenschaffners sowie eines französischen Geschäftsmannes entdeckt. In Tomatendosen verstecktes Heroin führt den Zoll zu einem international angelegten Rauschfiftschmuggelring. Getarnt als Schlafwagenschaffner wird Zollkommissar Zinn (Günter Simon, bekannt als Thälmann-Darsteller) in die Bande eingeschleust. Die Spur führt über Budapest bis nach Belgrad und weiter an die Adriaküste, wo sich ein Unterwasserkampf um Leben und Tod abspielt. Die Bösen sind rasch als die Bösen ausgemacht, sie agieren brutal wie es Gangster eben tun und zum Schluß klappt die Zusammenarbeit der Sicherheitsorgane natürlich. Nette Unterhaltung in exotischem Ambiente.
5. "Vernehmung der Zeugen" aus dem Jahr 1987 ist der erste Farbfilm dieser Box. Mit diesem Film ging man bei der DEFA neue Wege, die Handlung wird in Form von Zeugenbefragungen und Rückblenden pseudo-dokumentarisch erzählt: der Zuschauer sitzt oft als Befrager / Ermittler direkt vo den Zeugen und erlebt mitunter (selbst)entlarvende Phrasen und Ausreden der Beteiligten (Eltern, Freundin, Oma, Freunde, Mitschüler, Lehrer etc.) des Täters bzw. Opfers. Man weiß von Anfang an, wer der Tote ist und wer zustach. Die Fragen, denen der Film nachgeht sind Fragen wie: wie konnte es dazu kommen? Opfer und Täter waren beide Schüler, scheinbar befreundet, doch dann zu Rivalen geworden. Schauten zu viele zu lange zu? Der Film wollte unbequeme Fragen stellen und damit kritisch sein. Durch teils hölzerne Darsteller oder Dialoge gelingt dies nur eingeschränkt. Als Zeitdokument aber sehr interessant!
6. "Der Bruch" von 1989 ist vermutlich eine der besten DEFA-Komödien und natürlich auch ein nostalgischer Kriminalfilm. "Altmodisch" trifft diesen Film wohl im positiven Sinn sehr genau. Ein realer Fall aus den frühen 50er Jahren verlegt Drehbuchautor W. Kohlhaase ins Jahr 1946. Einen riesigen Lohnraub wollen die Freunde Walter Graf und Erwin Lubowitz durchführen. Dazu benötigen sie die Hilfe des alten Profis Bruno Markwart (gespielt von Rolf Hoppe). Nach einigem Hin und Her und diversen, auch amourösen, Verwicklungen gelingt zwar der "Bruch", die Polizei ist den Gaunern jedoch rasch auf den Fersen und durch allerlei Animositäten der Beteiligten werden die Ganoven dingfest gemacht. Das Plus dieses Films ist sicher nicht allein die Handlung, die im Kino bereits öfter erzählt wurde. Es sind einmal die tollen Dialoge, zum anderen die hervorragende detailgetreue Ausstattung (mit einer solchen Akribie konnte die DEFA arbeiten, weil der Zeitdruck noch nicht so enorm war bzw. das Projekt ja staatlich abgesichert war), und natürlich die Top-Besetzung. Dabei sind es nicht nur die West-Stars wie Götz George oder Otto Sander, auch der erwähnte Rolf Hoppe, Ulrieke Krummbiegel, Jürgen Walter, Hildegard Alex oder Franziska Troegner sind hier zu nennen!
Sechs sehr unterschiedliche Filme, die dem Zuschauer die Bandbreite des DDR-Krimis aufzeigen bzw. auch darüber hinaus gehen.
Mau ist neben der Bild- und Tonqualität der älteren Filme wieder auch die Ausstattung. Nichts, aber auch gar nichts an nenneswerten Zugaben ist auf den drei DVDs zu finden. Liebe Ice-Stürmer: Bitte leistet hier endlich die Arbeit, die andere Publisher auch abliefern: Kramt in den Archiven oder befragt Zeitzeugen (solange es diese noch gibt). Bis dahin gibt es wieder mal einen Punkt Abzug! 4 von 5 Punkten.
Schwarzer Samt (1963/64, Fred Delmare / Günther Simon) [Link]
Leichensache Zernik (1971/72, Alexander Lang / Gert Gütschow) [Link]
Für Mord kein Beweis (1978, Winfried Glatzeder / Horst Schulze) [Link]
Die Beteiligten (1988/89, Manfred Gorr / Gunter Schoß) [Link]
Razzia
Kriminalfilm, D-Ost 1946/47. Regie: Werner Klingler. Drehbuch: Harald G. Petersson. Mit: Paul Bildt (Kriminalkommissar Friedrich Naumann), Elly Burgmer (Auguste Naumann, seine Frau), Agatha Poschmann (Anna, seine Tochter), Friedhelm von Petersson (Paul, sein Sohn), Nina Kosta (Yvonne), Claus Holm (Kriminalanwärter Karl Lorenz), Hans Leibelt (Kriminalrat Hugo Lembke), Heinz Welzel (Kriminalanwärter Heinz Becker), Harry Frank (Goll), Arno Paulsen (Franz Mierisch) u.a. Uraufführung: 2. Mai 1947. Eine Produktion der DEFA Deutsche Film-AG.
Zitat von RazziaBerlin nach Kriegsende. In der zerstörten Stadt floriert der schwarze Markt. Den Bedürftigen werden rare Güter zu Fantasiepreisen verhökert. Die Polizei geht mit allen Mitteln gegen die Hintermänner des finsteren Geschäfts vor, doch kann keinen großen Fang an Land ziehen. Könnte es daran liegen, dass es einen V-Mann in den eigenen Reihen gibt?
Eigentlich passt die Bezeichnung „DDR-Krimi“ noch nicht wirklich auf „Razzia“, den ersten Kriminalfilm der DEFA, des späteren „Kino-Zentralorgans“, denn im Jahr 1947 gab es so etwas wie die DDR noch gar nicht. Vor der Staatsgründung am 7. Oktober 1949 sprach man vielmehr von der sowjetischen Besatzungszone bzw. dem sowjetischen Berliner Sektor. „Im Westen“ wusste (und weiß) man ebensoviel mit der Kurzform „die Zone“ anzufangen. Probleme der Nachkriegszeit – Knappheit, Mangel, Schwarzmarkt – betrafen jedoch alle politischen Lager und alle vier Besatzungszonen und Sektoren und boten sich somit für einen die Allgemeinheit ansprechenden Kinofilm als Grundthematik besonders an. Das Paradoxon, dass Zuschauer den Härten der Außenwelt im Kino gern bei der Betrachtung eben derselben Härten entflohen, konnte man schon bei der Kriegs- und Militärfilmwelle zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs beobachten, wir verdanken ihm aber diverse zeitgemäße Realitätsschilderungen in Zelluloidform.
Folglich lebt „Razzia“ von seinem Zeit- und Ortskolorit. Berlin in seiner ganzen zerstörten Pracht (der Anhalter Bahnhof etwa, der übrigens im Westteil Berlins stand), die Einfachheit des Lebens zwischen Halbruinen und in düsteren Wohnungen, die Freude über seltene Lebensmittel wie Zucker, Kakao oder Bohnenkaffee, die Ersatzwährung Zigaretten und die Verarbeitung der Kriegsschäden, die nicht die Bausubstanz, sondern die Psyche betreffen, bestimmen das Bild des Films. Neben dem Kampf gegen preistreibende und Waren vorenthaltende Machenschaften der Schwarzmarkthändler wirft er Licht auf die Geschichte eines Heimkehrers aus Kriegsgefangenschaft, zuerst erleichtert und ehrgeizig, dann ernüchtert und zu krummen Touren bereit. Sorgen der einfachen Männer und Frauen werden Gier und Überfluss der Hintermänner entgegengestellt. Sie halten dringend notwendige Medikamente zurück, während sie sich einen Unterschlupf in einem feinen Nachtklub gesucht haben und ein besonders markantes Exemplar der Spezies arbeitsscheuer Luftikus beschäftigen. Diesen Part zum Beispiel nimmt der in den Fünfzigern und Sechzigern in jedem zweiten Heimatfilm und zwei von drei Komödien zu sehende Walter Gross (später BRD) ein, dessen Humor glücklicherweise nicht allzu sehr strapaziert wird. Zu ernst sind die Schicksalsschläge, die der Familie Naumann zustoßen, und zu präsent trotz aller Milieukonzentration das zentrale kriminelle Delikt.
Claus Holm (später BRD, Edgar Wallace) spielt im Grunde die Rolle des Helden und schafft es, eine ausgewachsene Liebeskiste und absolut verlässliche Polizeiarbeit unter einen Hut zu bringen. Dabei macht er eine ähnlich gute, einprägsame Figur wie im Filmklassiker „Nachts, wenn der Teufel kam“, was von Hans Leibelts (später BRD) gutmütigem Vorgesetzten ideal unterstrichen wird. So funktioniert fruchtbare und vertrauensgelenkte Zusammenarbeit auf Anhieb!
Spannend von Anfang bis Ende, klare Personenzeichnungen, engagiertes Drehbuch und Regie von Wallace- und Mabuse-Beteiligten Klingler und Petersson (später BRD). Da hat man schon so manchen Nachkriegsfilm gesehen, der nicht halb so viel Mumm hatte, im Puls der Zeit zu schlagen.
★★★★★Filmwertung: 5 von 5 Punkten ★★★★★ Rote-Socken-Faktor: 1 von 5 Punkten (dezent fehlleitende Konsumverführung und Fokus auf Bereicherung der Verbrecher, wenig bis kaum moralisch aufgearbeitet)
DDR-Produkt zum Film: Bohnenkaffee. Als 1977 der Kaffee in der DDR knapp wurde, sorgte der Mangel für stärkere Proteste als die allgemeine politische Lage. Kaffeekrise in der DDR bei Wikipedia.| Kindheitserinnerung: Paul Bildt als Glasmännlein im ersten DEFA-Märchen- und -Farbfilm „Das kalte Herz“ (1950). Filmtrailer bei Youtube.
Der Film thematisiert (wieder einmal) die offene Sektorengrenze in Berlin und die damit verbundenen negativen Auswirkungen wie Schmuggel und andere Verbrechen. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Vorbestrafte Rudi Prange, der im Zuge einer Amnestie aus dem Gefängnis entlassen wird und nun seinen Traum vom Beruf des LKW-Fahrers verwirklichen möchte. Der junge Hartmut Reck spielt den Mann mit einer klaren Ungestümtheit und verleiht der Gestalt viel Sympathie. Prange muß allerdings zunächst mit einem Job in der Werkstatt vorlieb nehmen, sein neuer Chef traut ihm das Fahren eines LKW noch nicht zu. Als Ersatz für einen ausgefallenen Beifahrer schafft es Prange noch auf den Bock. Sein Kollege zieht ihn allerdings ungewollt in eine Schmuggelaffaire hinein. Er lernt eine junge Frau kennen, die die Filiale eines HO-Geschäftes in der Stalinallee leitet. Als der Geldbote eines Abends vor dem Geschäft niedergeschossen und beraubt wird, gerät auch Prange ins Visier der Polizei, u.a. dargestellt von Jochen Brockmann (Kriminalkommissar Rollberg). Der Täter hatte bereits ein ähnliches Verbrechen an der Sektorengrenze verübt. Die Beschreibung paßt auf Prange. Pranges Bruder, der seit einiger Zeit in Westberlin mit einer "Tänzerin" lebt, schlägt sich derweil mehr schlecht als Recht durchs Leben. Er bekommt die Schmuggeleien seines Bruders mit und organisiert mit einem Antiquitätenhändler einen großangelegten Diebstahl von Fotogeräten. Wider Willen macht Prange mit, vereitelt allerdings die Durchführung des Verbrechens, weil er, ähnlich wie Rollberg, den wahren Mörder durchschaut hat.
Der Film ist recht authentisch inszeniert, bietet einen relativ realistischen Blick auf die geteilte Stadt Berlin in den 50er Jahren und ist mit Hartmut Reck, Hans-Peter Minetti und Jochen Brockmann gut besetzt. Kriminalistisch ist der Plot nicht super spannend gestaltet, weil die Identität des eigentlichen Mörders allerspätestens nach der Hälfte des Films jedermann klar sein dürfte.
Bild- und Tonqualität sind wie bei den anderen DDR-Krimi-Boxen dem Alter der Filme angemessen, eine digitale Aufbereitung hätte hier sicher viel bewirken können. Und meine Dauerkritik: Es gibt wieder einmal keine Extras, keine Hintergrundinfos oder kurze Interviews mit Beteiligten etc.
Kriminalfilm, DDR 1956. Regie: Horst Reinecke. Drehbuch: Gerhard Neumann. Mit: Renate Küster (Ursula), Günther Simon (Wendt), Rolf Moebius (Dr. Markus), Paul R. Henker (Schubert), Gisela May (Erika), Harald Sawade (Schack), Karl Kendzia (Münz), Ilsetraud Blankenburg (Frau Winkelmann), Manfred Borges (Franz), Hermann Dieckhoff (Dr. Hartmann) u.a. Uraufführung: 5. Oktober 1956. Eine Produktion des DEFA Studio für Spielfilme.
Zitat von Treffpunkt AiméeDer Treffpunkte Aimée ist ein Hinterzimmerlokal im Berliner Westen, von dem aus eine Gruppe illegaler Profiteure die Ostberliner Igelit-Herstellung beeinflussen will. Mit der Verarbeitung von Abfallprodukten wird eine schlechtere Warenqualität erzielt, von Grenzschmuggel ganz abgesehen. Wer verbirgt sich hinter dem Haupt der Organisation, der sogenannten „Wespe“?
Wichtigster Schritt nach der Staatsgründung der DDR war die Erklärung des Sozialismus zum Staatsziel auf der zweiten Parteikonferenz der SED. Diese strategische Positionierung, die formal am 9. Juni 1952 beschlossen wurde, brachte es mit sich, dass im Laufe der 1950er Jahre ein überwiegender Teil der privat geführten Unternehmen im Land enteignet und verstaatlicht wurden. Nur wenig später, Anfang Oktober desselben Jahres, traf es auch die vormals als Deutsche Film GmbH eingetragene DEFA. Sie wurde im Zuge einer massiven Umgestaltung in verschiedene sogenannte „volkseigene Betriebe“ aufgesplittet, sodass im Vorspann zu „Treffpunkt Aimee“ der neue Titel „VEB DEFA“ in Eintracht mit dem „VEB Progress Film-Vertrieb“ (umgewandelt im Jahr 1955) erscheint.
In vielen Offensichtlichkeiten und Details ähnelt „Treffpunkt Aimée“ seinem großen Bruder „Razzia“ in erstaunlichem Maße: Nicht nur spielen beide Filme im noch relativ offenen, aber von den praktischen Problemen von Besatzung, Verwaltung und Unsicherheit geplagten Berlin (immerhin konnten U-Bahnfahrer, wie im Film zu sehen, noch von Osten nach Wittenbergplatz, Ruhleben oder Krumme Lanke fahren), auch gleichen sich Art und Weise sowie Ausführung des Verbrechens. In beiden Produktionen geht es um illegalen Warenverkehr, um einen Kommissar, der den Vorgängen auf die Schliche kommt und von den ruchlosen Verbrechern aus dem Weg geräumt wird, und um den an seiner Tochter interessierten Kollegen, der das Geschehene sühnt. Da die unmittelbaren Kriegsfolgejahre 1956 schon überwunden waren, musste man den Kompromiss eingehen, weniger lebensnotwendige oder interessante Güter als Schmuggelschäden vorzuführen. Statt Nahrungsmitteln und Medikamenten ist nun ein zeittypisches Kunststoffprodukt betroffen; kompensieren konnte man diesen Wechsel mit der Einführung eines unbekannten Hintermanns mit dem Pseudonym „Wespe“ trotz mysteriösen Klangs und dem Zittern aller Beteiligten vor ihm nur bedingt.
Sowohl auf der Seite des Guten (Osten) als auch des Bösen (Westen) stehen je eins, zwei charismatische Personen, die die übrigen Handlungsträger eher zu Randerscheinungen degradieren – teilweise aber lohnend zu betrachtenden Randerscheinungen wie beispielweise dem übernervösen Unternehmer Münz, dessen Betrieb den Schwindel umsetzt und folglich nirgends mit dem Kürzel VEB präsentiert wird. Das große Duell aber liefern sich Gisela May als resolute und in verschiedene Rollen und Identitäten schlüpfende Gangsterbraut und Paul R. Henker bzw. Günther Simon als Kommissare der Deutschen Volkspolizei. Gerade Simon holt den Zuschauer schon mit seinem ersten, verschmitzten „Dankeschön“ ins Boot und überzeugt ihn im Laufe des Films davon, dass er die bevorzugte Wahl für Schubert-Tochter Renate Küster darstellt. Ich freue mich schon darauf, den leider bereits 1972 verstorbenen, überaus sympathischen DEFA-Star in „Schwarzer Samt“ wiederzusehen.
Kriminalistisch nicht ganz so stark auf der Brust wie „Razzia“, dennoch verfügt „Treffpunkt Aimée“ über einige hübsche Einfälle wie die clevere Einfädelung des Schmuggels und den unbekannten Hintermann. Günther Simon und Gisela May hinterlassen ebenfalls starke Eindrücke.
★★★☆★ Filmwertung: 3,5 von 5 Punkten ★★★★★ Rote-Socken-Faktor: 3 von 5 Punkten (die Ganoven operieren vom Westen und einem Lokal aus, in dem Coca Cola ausgeschenkt wird, und versuchen, das wundervoll durchorganisierte planwirtschaftliche Zuteilungssystem durch unerlaubte Im- und Exporte zu stören)
DDR-Produkt zum Film: Igelit. Das PVC-Produkt war gesundheitlich nicht unbedenklich, wurde bis in die 1950er Jahre hinein aber sogar Brühwürfeln zugesetzt. Igelit bei Wikipedia.| Kindheitserinnerung: Gisela May als Muddi von Adelheid in der ARD-Serie „Adelheid und ihre Mörder“ (1993-2007). Legendär ihr Satz „Sag nicht immer Muddi zu mir“, was irgendwie verständlich ist, wenn der eigentliche Name Rosa Müller-Graf-Kleditsch lautet.