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Dieses Thema hat 241 Antworten
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Savini Offline



Beiträge: 756

24.04.2021 19:18
#211 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #210
Ja gut, dass der Lord nicht ganz Herr seiner selbst ist, ist wohl bekannt.

Die Frage wäre nur, ob Thomas das so genau weiß, da er noch nicht so lange auf Fossaway angestellt ist. Der lord versucht ja lange (ebenso wie im Roman) eine "normale" Fassade aufrecht zu erhalten, so dass man ihn ohne genauere Einblicke vielleicht nicht unbedingt als gestört wahrnehmen würde. Dick Alfort und Dr. Loxon wissen es natürlich, aber diesen ist ja auch der Wahnsinn von Lady Chelford bekannt.

Savini Offline



Beiträge: 756

10.05.2021 12:20
#212 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #191
Der Roman Der schwarze Abt macht es einem Regisseur nicht ganz so einfach. Die titelgebende Figur ist kein Oberhaupt einer Verbrecherbande und auch kein von Rache getriebener Serientäter, sondern nur eine legendäre Gestalt, die einen halbwahnsinnigen Lord erschrecken soll, ansonsten aber keine kriminellen Aktionen auf dem Gewissen hat. Tatsächlich gibt es auch „nur“ zwei Tote – einmal den dahingemeuchelten „falschen“ Schwarzen Abt, den verkleideten Butler Thomas, und zum anderen den vom Goldschatz erschlagenen Harry Chelford. Beides wurde ja irgendwie mit in den Film hinübergerettet. Da der Drehbuchschreiber darauf verzichtet hat, den Kuttenträger als massenmordenden Banditen umzumünzen, aber trotzdem eine respektable Zahl von Leichen vorweisen wollte, musste er das Drehbuch halt dahingehend auslegen, dass sich die beteiligten Schatzsucher zum großen Teil gegenseitig umbringen. Das bietet viel Verwirrung in der Handlung und oft wenig Sinnhaftigkeit. Irgendwie unverständlich, dass die zeitgenössische Kritik dem Film eine „große Werktreue“ bescheinigte, obwohl tatsächlich doch sehr viel aus dem Roman in die Dramaturgie des Filmes eingeflossen ist.

Nachdem das Drehbuch des Films in der Vergangenheit hier (und auch im Thread über den Roman) Einiges an Kritik einstecken musste, muss ich (auch nach der erneuten Lektüre des Romans) eine Lanze brechen: für mich ist es eines der gelungensten Drehbücher der gesamten Reihe! Warum?
Dr. Oberzohn hat die Schwierigkeiten des Romans bereits angedeutet. Streng genommen ist der Titel Etikettenschwindel: Während etwas der "unheimliche Mönch" und seine Taten zentraler Bestandteil der Handlung sind und die des "grünen Bogenschützen" zumindest auf solche reagieren (Abel Bellamy und dessen Verbrechen), könnte die Handlung des Romans hier auch ohne den "schwarzen Abt" funktionieren. Die ersten zwei Drittel werden durch Fabrian Gilders Erpressungen und Intrigen bestimmt, das letzte dann durch den Mord an Thomas und Leslies Entführung, die beiden durch den immer stärker werdenden Wahnsinn Harry Alfords ausgelöst werden. Der Abt tritt streng genommen nur ein einziges Mal in Szene: als er Gilder und Mary Wenner beim Versuch, die Zylinder aus dem Gewöbe an sich zu nehmen, erschreckt. Stimmungsvoll, aber auch sehr kurz. Daneben gibt es zwei weitere Stellen, bei denen man bei der ersten Lektüre glaubt, ihn beim Herumgeistern zu erleben; mit Kenntnis der Auflösung dagegen weiß man es besser.
Zwischendurch gibt es zwei Mordanschläge: Dick Alford wird im Bett liegend mit einem Dolch attackiert, auf Leslie Gine wird geschossen, wobei Sergeant Puttler leicht verletzt wird. Bei dem einen Anschlag wird nicht recht klar, wer diesen nun verübt hat (und warum), der andere wird später mit Harrys heimlichem Hass auf Leslie begründet. Allerdings bleibt dann die Frage, warum er sie im letzten Drittel eigentlich entführt, da er (anders als andere Wallace-Schurken) weder Leidenschaft für sie empfindet noch durch sie an ein Vermögen kommen könnte.
Daneben gibt es auch keinen wirklichen Schurken: Fabrian Gilder wird zunächst als solcher aufgebaut, um dann aber im letzten Drittel die Seiten zu wechseln und sich selbstlos an der Suche nach Leslie zu beteiligen. Auch Arthur Gine, der sich eigentlich schon ins Ausland abgesetzt hatte (und daurch "abgehakt" war) kehrt zurück, obwohl er anfangs keinen sehr starken Charakter hatte. Und Mary Wenner macht auch eine aufgesetzt wirkende Wandlung durch. Harry Alford wiederum taugt auch nicht als wirklicher Bösewicht, da er die ersten zwei Drittel eine sehr passive Figur bleibt.
Und warum Dick überhaupt (durch Verbindungen zu einem Freund bei Scotland Yard) dafür sorgt, dass Puttler auf Fossaway erscheint, obwohl "offiziell" gar kein Verbrechen geschehen ist, ist auch nicht recht klar: Da er selber der Abt ist, kann Schutz vor diesem kaum der Grund sein. Der Wahnsinn seines Halbbruders dürfte auch ausscheiden, da er den Polizisten zunächst nicht einweiht.
Als der Film in der Entstehung war, hab es bereits ein Dutzend Rialto-Produktionen, die die Erwartungshaltungen des Publikums geprägt hatten. Dazu gehörten eben ein Verbrechen (möglichst ein Mord) am Anfang oder eine typische Arent- und Kinski-Rolle. Und eben auch einige Leichen im Laufe der Handlung. Wiedmann hat es geschafft, die interessanten Aspekte aus dem Roman (Erpressung, Intrigenspiel, die Suche nach dem Schatz) auszuwählen und sinnvoll mit den hinzugefügten Elementen (Mord an Smooth, polizeiliche Ermittlungen) zu verbinden. Diese Kombination erscheint mir hier deutlich gelungener als beim "Gasthaus", wo die Diebstähle des "Hais" und dessen Jagd nach dem Pattison-Vermögen eigentlich nicht zusammenpassen oder bei der "seltsamen Gräfin", wo Stuart Bresset und die von ihm verübten zusätzlichen Anschläge für einige Ungereimtheiten sorgen (dazu wurde im Thread über den Film ja schon manches geschrieben). Hier dagegen fügen sich harmonisch dazuerfundene Szenen mit solchen, die nahezu 1:1 aus dem Roman übernommen wurden, etwa die Befragung Gilders durch Inspektor Puddler mit Arthur Gines Geständnis Dick Alford gegenüber und Lesies Belästigung durch Gilder, aus dessen Klauen sie der Verwalter rettet.
Die nächtliche Attacke auf Dick wird in abgewandelter Form beibehalten und durch Harry verübt; sie erscheint aus der Sicht des Lords auch gar nicht so abwegig, da er in der Nacht zuvor Dick und Leslie beobachtet hat und bei der gekündigten Verlobung am nächsten Tag Misstrauen zeigte. Auch zu Beginn schien er seinen Vetter zu verdächtigen.
Die Szene, in der Gilder und Mary Wenner die Zylinder bergen wollen, ist im Buch streng genommen auch überflüssig, da deren Inhalt nur Illustrationen eines Buches sind; im Film handelt es sich dagegen um Grundriisse der Abtei, die sowohl im Zusammenhang mit Thomas´ Tod (der Teil, den Gilder noch an sich genommen hat) als auch bei der Suche nach Harry (die Teile von Dr. Loxon) eine Funktion haben.
Die Szene, in der Leslie versucht, mit Harry zu sprechen, er aber in Gedanken nur bei seinem Schatz ist und daher nicht zuhört, kommt so im Roman nicht vor, bringt das Verhältnis beider Figuren zueinander aber ganz gut auf den Punkt: aus Harrys Sicht eine reine Zweckgemeinschaft, um die Familienlinie fortzusetzen, während seine ganze Leidenschaft einer anderen Sache gilt. Da er hier allerdings den Schatz will und das Lebenselixier ihn nicht weiter interessiert, wirkt seine Besessenheit weniger grotesk als im Roman.
Dort wird übrigens zu Beginn Dick Alford öfter aus der Perspektive von Figuren beschrieben, die ihm aus verschiedenen Gründen nicht trauen bzw. eine Abneigung gegen ihn haben (Lord Harry, Thomas, Mary Wenner), was mit der Beschreibung als typischer Wallace-Held (sonnengebräunt, blauäugig, sportlich, selbstlos) kontrastiert. Im Film liefert die Besetzung mit Fuchsberger ähnlich, da dieser klar ein Sympathieträger ist, aber zu Beginn Dinge tut, die bei einem anderen Darsteller "verdächtig" wirken könnten.
Dass der Lord zunächst noch keine Wahnsinnsschübe zu haben scheint macht es auch überzeugender als im Buch, wo er (für Dick ungünstig) meist nur in unbeobachteten Momenten irrational reagiert. Das rechtfertigt dann auch das Einbinden der lebenden Lady Chelford, da auch so der "richtige" Abt ein selbstloses Motiv hat, gleichzeitig aber erst die Begegnung mit ihr den Wahnsinn auszulösen scheint. Über die psychologische Glaubwürdigkeit oder den geringen Altersabstand zwischen Mutter und Sohn brauchen wir hier nicht zu reden.
Daneben wurden einige Details aus dem Buch durchaus übernommen, die dort gar nicht so zentral sind, etwa das doppeldeutige Wort "Chesil" oder die von Arthur Gine bewusst unpräzise formulierte Klausel im Vertrag. Thomas´ Abfuhr
Dass Mary Wenner im Film nicht ihn heiraten will, sondern die Auflösung der Verlobung von Leslie verlangt, macht ihr Bündnis mit Gilder sogar noch überzeugender, da Letzteres auch in seinem Interesse ist.
Bleiben die oft kritisierten zusätzlichen Toten. Die haben mich nie gestört, ganz im Gegenteil. Zunächst bringen sie (ich weiß, das klingt jetzt paradox) mehr Leben in die Geschichte (der Roman wirkt im Vergleich teilweise dröge und blutleer) und haben ein gutes Timing, da die Figuren hier zu einem Zeitpunkt verschwindet, als sie für die Handlung nicht weiter nötig erscheint. Mary Wenner bräuchte man nach der Aktion in der Gruft nicht weiter und für ihren Tod wird immerhin eine Begründung geliefert. Durch Arthur Gines Abgang fällt die Erpressund durch Gilder weg, wodurch dieser kein Druckmittel mehr hat, um Leslie zu bedrohen. Gilders Ermordung selber muss man sich zwar etwas seltsam vorstellen (hat er den Raum nach der Quelle des Schreis abgesucht und nicht bemerkt, dass plötzlich Harry hinter ihm stand?); aber er ist zumindest abgehakt und man kann sich problemlos auf den Rest der Geschichte konzentrieren. Eine bessere Lösung als etwa beim "unheimlichen Mönch", wo wichtig erscheinende Figuren nach zwei Dritteln aus dem Film verschwinden. Und für mich auch eine befriedigendere Lösung als im Buch.
Daneben hat Wiedmann in die Handlung und das Verhältnis der Figuren zueinander nicht zu stark eingegriffen, so dass es auch hier keinen Haupttäter gibt; selbst Gilder ist in gewisser Hinsicht zugleich Täter und Opfer. Beim ersten Sehen erwartet man natürlich, dass es einen solchen gibt und dieser hinter der Kapuze des Abtes steckt (da dieser gleich als Mörder eingeführt wurde). Aber auch ohne einen solchen zu bieten gibt es genug Verbrechen für das Wallace-Herz.
Im Grunde trifft auf diesen Film das zu, was in einer Rezension über den "Hund von Blackwood Castle" geschrieben wurde: ""jeder betrügt jeden und der Zuschauer kann sich aus sicherer Entfernung darüber amüsieren".
Über Hanns Wiedmann meinte mal jemand mir gegenüber, dieser habe sich verglichen mit anderen Drehbuchautoren "extrem an die Vorlage" gehalten, ohne dabei das Gespür für filmische Dramaturgie und Erwartungshaltungen des Publikums aus dem Blick zu verlieren. Besser könnte ich es auch nicht zusammenfassen.

Savini Offline



Beiträge: 756

10.05.2021 12:24
#213 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #194
- zu viele überflüssige Morde (Anfangsmord inbegriffen) und zu viele unterschiedliche Mörder

Wie aus meinem soeben geschriebenen "Roman" hervorgeht, sehr ich das genau umgekehrt.
Daneben finde ich es amüsant, dass hier so oft die zusätzlichen Toten moniert werden, während bei den "toten Augen von London" gleich fünf Figuren sterben, die im Roman überleben (Fanny Weldon, Flimmer-Fred, Lew, Edgar Strauss und der Pförtner im Blindenheim).

Savini Offline



Beiträge: 756

10.05.2021 12:56
#214 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Nachtrag: Das mit den Arent- und Kinski-Rollen meinte ich so, dass durch Horatio W. Smith nicht nur der erwartete Humorfaktor einbezogen wurde (nachdem für Siegfried Schürenberg schon keine Rolle vorhanden war), er zuvor schon öfter Kriminalassistenten gespielt hatte und die Nachforschungen nach dem Mord seine Anwesenheit auch ohne den zwischenzeitlich abwesenden Inspektor rechtfertigten.
Als Butler hätte man ihn kaum einsetzten können, da so eine Konkurrenz zu Kinskis Rolle bestanden hätte (Thomas ist im Roman ja nur Lakai/Dienstbursche).
Apropos Thomas: Durch den Mord und das häufigere Herumspionieren (bei Tag und Nacht) bekommt diese Rolle auch noch etwas mehr Gewicht als im Buch. Und so abwegig war Kinski hier als Besetzung nicht, sondern eher naheliegend.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

10.05.2021 13:29
#215 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #213
Zitat von Count Villain im Beitrag #194
- zu viele überflüssige Morde (Anfangsmord inbegriffen) und zu viele unterschiedliche Mörder

Wie aus meinem soeben geschriebenen "Roman" hervorgeht, sehr ich das genau umgekehrt.
Daneben finde ich es amüsant, dass hier so oft die zusätzlichen Toten moniert werden, während bei den "toten Augen von London" gleich fünf Figuren sterben, die im Roman überleben (Fanny Weldon, Flimmer-Fred, Lew, Edgar Strauss und der Pförtner im Blindenheim).

Danke für die Fakten, das erspart Interpretationen zu vermutetem Wissen. Fakten sind wichtig und bilden den Eckpfeiler bei persönlichen Meinungen.

Gruss
Havi17

Savini Offline



Beiträge: 756

10.05.2021 18:05
#216 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Und noch ein Nachtrag, da ich eine Sache in meinem längeren Post nicht zu Ende geschrieben habe und eine Edition nicht mehr möglich ist: Die Szene zu Beginn, in der Thomas Mary Wenner eine Abfuhr erteilt, entspricht vom Text her fast 1:1 einer Situation zu Beginn des Romans. Daneben wurde Mary auch eine Bemerkung über Dick Alfords Gefühle für Leslie Gine in den Mund gelegt, die sie im Buch etwas später (bei einer direkten Konfrontation mit dem Verwalter) sagt. So wurde eine andere Szene zugunsten des Erzählflusses eingespart.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

11.05.2021 22:22
#217 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #213
Daneben finde ich es amüsant, dass hier so oft die zusätzlichen Toten moniert werden, während bei den "toten Augen von London" gleich fünf Figuren sterben, die im Roman überleben (Fanny Weldon, Flimmer-Fred, Lew, Edgar Strauss und der Pförtner im Blindenheim).


Das ist allerdings nicht nur eine Frage der Quantität, sondern auch der Motivation. Dass mehr sterben als im Roman ist so gesehen gar nicht mein Hauptproblem. Aber wie gering die Hemmschwelle für Mord bei so vielen "ehrbaren" Leuten (Anwalt, Bürovorsteher) gleichzeitig ist, gefällt mir nicht. Mich überzeugen die Gründe in dem Zusammenhang nicht.

Und auch objektiv gesehen macht es das Geschehen unübersichtlicher.

Bei den toten Augen geht hingegen alles direkt oder indirekt von den Judds aus, die bereits vorher dick im Mordgeschäft waren und völlig skrupellos sind. Zudem ist die Identität des Mörders von Flimmer-Fred immer noch die größere Kontroverse.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

11.05.2021 22:32
#218 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Ich finde ja immer wieder herzig, wie Gilder Gine ankündigt: "Ich werde Sie jetzt niederknallen!"

Bei meiner Frau, die den Film bis dato nicht kannte, löste das einen Lachanfall aus, und seitdem kann ich da auch nicht mehr ernst bleiben...

Savini Offline



Beiträge: 756

11.05.2021 23:21
#219 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #217
Das ist allerdings nicht nur eine Frage der Quantität, sondern auch der Motivation. Dass mehr sterben als im Roman ist so gesehen gar nicht mein Hauptproblem. Aber wie gering die Hemmschwelle für Mord bei so vielen "ehrbaren" Leuten (Anwalt, Bürovorsteher) gleichzeitig ist, gefällt mir nicht. Mich überzeugen die Gründe in dem Zusammenhang nicht.

Beim Mord an Smooth ist Gilder "nur" Anstifter und macht sich nicht selbst die Hände schmutzig; das übernimmt Thomas, der Grund genug hat, um seine Existenz zu fürchten. Denn sollte seine Vergangenheit auffliegen, wären seine Tage als Butler gezählt.
Den Mord an Mary Wenner hatte Gine möglicherweise nicht geplant, sondern hatte "ganz zufällig" (oder zum Selbstschutz) eine Waffe dabei. Als er die beiden im Kamp sah, kam ihm vielleicht der Gedanke, dass diese Situation für Gilder äußerst kompromittierend sei. Und nachdem Mary die Seiten gewechselt hatte, gab es für ihn keinen Grund mehr, ihr zu trauen (zumal er jetzt auch die Lage des Eingangs zum Gewölbe kannte). Und beim Mord an Gine war Gilder sichtlich in die Enge getrieben: Puddler hatte ihn im Verdacht, Thomas war tot (und hatte eine Waffe und Papiere bei sich, die zum Bürovorsteher hinwiesen), sein Chef hatte ihn plötzlich ebenso in der Hand wie er diesen zuvor, Marys Leiche konnte auch noch gefunden werden. So unter Druck stehend hatte er wohl keine Skrupel mehr, selbst zum "richtigen" Mörder zu werden. Natürlich sind die Wallace-Filme nicht der richtige Ort zum Psychologisieren; aber so unglaubwürdig motiviert erscheinen mir die Morde da nicht.

Zitat von Count Villain im Beitrag #217
Bei den toten Augen geht hingegen alles direkt oder indirekt von den Judds aus, die bereits vorher dick im Mordgeschäft waren und völlig skrupellos sind. Zudem ist die Identität des Mörders von Flimmer-Fred immer noch die größere Kontroverse.

Dass es hier keinen wirklichen Haupttäter gibt, ist allerdings der Vorlage zu verdanken, an der sich Wiedmann (trotz zusätzlicher Leichen) relativ eng orientierte.
Und was die immer mal wieder aufflammende Diskussion um den Mord an Flimmer-Fred angeht, so wollte ich zu dieser auch noch etwas schreiben, sobald Zeit war, alle Beiträge dazu in Ruhe durchzulesen.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

12.05.2021 09:37
#220 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #219
Dass es hier keinen wirklichen Haupttäter gibt, ist allerdings der Vorlage zu verdanken, an der sich Wiedmann (trotz zusätzlicher Leichen) relativ eng orientierte.
Und was die immer mal wieder aufflammende Diskussion um den Mord an Flimmer-Fred angeht, so wollte ich zu dieser auch noch etwas schreiben, sobald Zeit war, alle Beiträge dazu in Ruhe durchzulesen.

Deine Klarstllungen als versieter Kenner der Romane sind immer wieder wichtig. So läßt sich mit Fakten erklären, warum bestimmte Dinge entgegen der allgemein geprägten Vortstellungen wie ein Wallace sein sollte sind. Vielen Dank dafür das bestätigt sich mir gerade beim Lesen des grünen Bogenschützen!

Gruss
Havi17

Savini Offline



Beiträge: 756

12.05.2021 10:15
#221 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Ich bin gespannt, wie dein Urteil nach Abschluss der Lektüre ausfallen wird! Und natürlich auch, ob du dir eventuell in Zukunft den einen oder anderen Roman ebenfalls vornehmen möchtest.
Wobei ich persönlich kein so "versierter Kenner der Romane" bin, da kennen sich andere Mitglieder sicher noch besser aus.

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

12.05.2021 16:50
#222 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Der Mörder von Flimmer-Fred ist für mich immer David Judd gewesen. Da lege ich mich fest.

Savini Offline



Beiträge: 756

12.05.2021 18:43
#223 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Uli1972 im Beitrag #222
Der Mörder von Flimmer-Fred ist für mich immer David Judd gewesen. Da lege ich mich fest.

Daran habe ich auch nie gezweifelt, weshalb mich die langen Diskussionen über diese Frage so überrascht haben (ebenso wie die über die Theorie, Arent haben den Organisten im "Fälscher" gespielt).

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

12.05.2021 19:06
#224 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #223
Zitat von Uli1972 im Beitrag #222
Der Mörder von Flimmer-Fred ist für mich immer David Judd gewesen. Da lege ich mich fest.

Daran habe ich auch nie gezweifelt, weshalb mich die langen Diskussionen über diese Frage so überrascht haben (ebenso wie die über die Theorie, Arent haben den Organisten im "Fälscher" gespielt).


Am Besten im Tote-Augen-Thread noch einmal im Detail analysieren.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

12.05.2021 22:00
#225 RE: Wallace der Woche (15): Der schwarze Abt (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #219
Den Mord an Mary Wenner hatte Gine möglicherweise nicht geplant, sondern hatte "ganz zufällig" (oder zum Selbstschutz) eine Waffe dabei. Als er die beiden im Kamp sah, kam ihm vielleicht der Gedanke, dass diese Situation für Gilder äußerst kompromittierend sei.


Wäre es nicht sinnvoller für ihn gewesen, Gilder zu erschießen statt Mary? Dann wäre er zumindest schneller und einfacher aus dem Weg gewesen als mit einem möglichen untergeschobenen Mord...

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