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Dieses Thema hat 41 Antworten
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 James-Bond-007-Forum
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DanielL Offline




Beiträge: 4.168

24.02.2017 01:11
#31 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Okay, hast Recht. Wer verzapft denn bei Wikipedia so einen Unfug? Da steht nämlich explizit "In Deutschland erschien der Roman erst 1966".

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.945

24.02.2017 08:54
#32 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Danke für eure Antworten.

Dass man sich bei den Übersetzungen mitunter Freiheiten nahm, war mir natürlich klar. Wie du schon sagst, Daniel, ging das bei Bond in der Regel in Ordnung ("Übersetzungsunfälle" bei anderen Klassikern dieser Zeit sind sicher ein eigenes Thema).

Mir war hier eben nur das Begriffspaar "Russia" / "Moskau" ins Auge gesprungen. Neben dem besseren Klang war noch eine Überlegung von mir, dass Moskau als eine Allegorie (hoffentlich der richtige Begriff) für Russland fungieren sollte. Sei´s drum. Das mit dem Klang ist plausibel und wird wohl auch ausschlaggebend gewesen sein.

Elford Offline




Beiträge: 1.031

24.02.2017 12:52
#33 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Edgar007 im Beitrag #30
Zitat von DanielL im Beitrag #29
Zitat von Edgar007 im Beitrag #27
Klingt vielleicht besser? Auch der Roman erschien seinerzeit schon unter ...Moskau


In diesem Fall erschien der Roman lt. Wikipedia allerdings in Deutschland erst nach dem Film.

Stimmt nicht. FROM RUSIA WITH LOVE erschien im Original 1957 und wurde 1961 (also 2 Jahre vor dem Film) in deutsch unter dem Titel LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU veröffentlicht.


Bitte Quellenangabe, woraus sich das Jahr 1961 ergibt. Nach meinen Informationen erschien der Roman in Deutschland 1966 erstmalig im Scherz Verlag in der Reihe Phoenix Shocker.

DanielL Offline




Beiträge: 4.168

24.02.2017 14:45
#34 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Beispielsweise lt. "Die Wissenschaft bei James Bond" von Lois H. Gresh und Robert E. Weinberg, Wiley-VCH Verlag, Seite 260:
"Liebesgrüße aus Moskau, Konstanz 1961, Humanitas Verlag, Übersetzung: Heinz F. Kliem"
Erst 1966 dann in der von dir angesprochenen Reihe mit Übersetzung von Mechthild Sandberg.

Gruß,
Daniel

Elford Offline




Beiträge: 1.031

25.02.2017 13:36
#35 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Danke, war mir nicht bekannt, zumal in der Literatur (Tesche; Morgenstern; Högel, etc.) immer nur von der 66er Erstveröffentlichung die Rede ist.

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.946

29.07.2024 16:00
#36 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Da es in einem anderen Thread (Akasava) gerade um "Nachdrehs" ging und ich "Liebesgrüße" gestern erst gesehen habe, packe ich meine Gedanken dazu einmal hier hinein, denn "Liebesgrüße aus Moskau" ist ein sehr gutes Beispiel für die Nachdreh-Thematik und ich will keinen Wallace-Thread mit Bond "zuspammen".
Die Bond-Reihe war noch jung und man machte damals eklatante Fehler, die (zumindest die Produzenten) erst im Schnitt als solche erkannten. Geplant war, dass der Film (nach dem Vorspann) damit beginnt, dass Rosa Klebb das Trainingsgelände von "Phantom" (=Spectre) besucht und Grant inspiziert, dann in Istanbul Tatiana rekrutiert, anschließend wäre es erst zum Schachtunier gekommen, zum Schluss zur Erläuterung des Plans mit Blofeld. im Schnitt bemerkte man jedoch, dass diese Art der Enthüllung der Pläne in ihrer Komplexität den Zuschauer wahrscheinlich so direkt zu Beginn des Films überfordert.
Also entschieden sich Cutter Peter Hunt und Regisseur Terence Young die Reihenfolge der Szenen zu tauschen und sie in die heute bekannte Reihenfolge: Schachtunier, Planbesprechung, Trainingsgelände+Rekrutierung Grant, Rekrutierung Tatiana zu setzen. Dadurch ergab die Planbesprechungsszene aber in ihrer ursprünglichen Form kaum noch Sinn. Das Set war abgerissen, das Budget bereits überzogen, also musste man extrem "basteln", was aus meiner Sicht auch noch immer deutlich bemerkbar ist. Ursprünglich diente das Aquarium wohl nur als Szeneneinstieg. Rosa Klebb schaut sich den Kampf der Fische an, setzt sich dann auf den Stuhl und der Dialog beginnt. Man entschied nun jedoch die Fische als Analogie für den Plan zu nutzen und Blofeld über die Taktik der Fische sprechen zu lassen. Das war auch in Bezug auf Blofeld kein Problem, weil von ihm ja nur die Hand, die die Katze streichelt im Bild zu sehen ist, bzw. er aus dem Off kommentieren soll. Hier konnte komplett neuer Dialog genutzt werden. Das Material des Fischkampfs ist wohl tatsächlich so notdürftig "aus Resten" zusammengeschnippelt, wie es wirkt.
Nun war es jedoch nötig zu sehen, wie Rosa Klebb zum Aquarium geht - eine Einstellung, die es so nicht gibt. Peter Hunt kopierte daher die Einstellung, in der Rosa Klebb sich vom Aquarium zum Stuhl bewegt hier noch einmal rückwärts ein.
Für die nötigen Dialog-Änderungen bei Rosa Klebb ließ man Lotte Lenya im Studio in einer Nahaufnahme noch einmal den neuen Text spielen, während die ursprüngliche Halbnahe hinter sie projiziert wurde. Man sieht deutlich, wie starr (und etwas zu schräg) sie dabei den Kopf halten musste, um das eigene Gesicht hinter sich zu verdecken.
Soweit hatte man also nun das Ganze umstrukturiert, dass der Zuschauer der Handlung folgen konnte. Nun fiel jedoch auf (was es schon beim Lesen des Romans hätte müssen), dass Bond quasi erst nach 20 Minuten überhaupt das erste Mal auftaucht. Peter Hunt setzte die wohl eigentlich erst später auftauchende Szene mit Grant, der Jagd auf ein 007-Double macht, daher an den Anfang und trennte sie mit dem Vorspann vom Rest des Films ab. So gelang ein packender Einstieg mitsamt irritierendem, vermeintlichen Tode Bonds und die klassische Pre-Title-Sequenz war - aus einer Not heraus - geboren!

Nicht falsch verstehen - "Liebesgrüße aus Moskau" war immer einer meiner Lieblings-Bondfilme und ich schätze ihn noch immer für seine grimmige Atmosphäre und bodenständige Handlung - aber so holprig sich der Beginn des Films (für die Macher im Schneideraum) gestaltete, so unrund läuft der Film auch sonst leider aus meiner heutigen Betrachtung.
Während "Dr. No" eine recht simple Handlung zu erzählen hatte und Terence Young viele Gelegenheiten für Comic-Strip-artige Action bekam und Bond als starke, aktive Figur aufbauen konnte, so schwer tut sich Young mit der bodenständigen Spionage-Handlung von "Liebesgrüße" und damit, einen Rhythmus und eine Erzählhaltung zu finden.
Letzten Endes ist die Eingangs-Problematik mit der Planerläuterung nur die Spitze des Eisbergs. Wir verbringen viel zu viel Zeit mit Phantom und in vielen Szenen mit Bond sind andere Personen die treibende Kraft.
Wir wissen über die gesamte Zeit mehr als James Bond - ohne, dass so Recht Nutzen in Form von Suspense daraus gezogen wird und zeitgleich ist Bond auch noch extrem passiv.
Im Grunde ist nur das "Phantom" in Person von Grant und Klebb permanent in der aktiven Rolle. M schickt Bond bewusst in die Falle, bei dem Überfall auf das Roma-Lager verdankt er sein Leben ausschließlich der Tatsache, dass im Hintergrund Grant dafür sorgen soll, dass er (noch) weiterlebt und Kerim Bey ist im Grunde die treibende Kraft bei Bonds Aktivitäten in Istanbul samt Diebstahl der Lector. Erst nach Grants Tod und der Flucht wird Bond aktiver, verdankt sein Leben am Ende aber auch wieder jemand Drittem - in diesem Falle Tatiana.
Man hätte vielleicht eine Möglichkeit finden müssen, dass der Zuschauer (mit Bond gemeinsam) den Phantom-Plänen auf die Spur kommt. Dass Tatiana nur zum Anschein für den KGB arbeitet, dass Rosa Klebb nicht für den KGB, sondern für Phantom arbeitet, warum Grant überhaupt mitmischt und Bond im Roma-Lager das Leben rettet, dass in Wahrheit das Phantom den MI6 und den KGB gegeneinander ausspielt - das Alles hätte der Zuschauer vielleicht erst im Laufe der Handlung Seite an Seite mit Bond ergründen und nicht direkt zu Beginn des Films als Exposition serviert bekommen sollen.
Für die andere Variante, nämlich dass wir genau wissen, was auf Bond (und Tatiana) zukommt und bangen, ob Bond es rechtzeitig begreift und die beiden überleben, fehlt wiederum zügiges Tempo.
International wird in eher fachspezifisch orientierten Foren gern mal prinzipiell auf Ted Moores Kameraarbeit für Bond eingehauen - hier muss ich was "Liebesgrüße" betrifft teilweise zustimmen.
Permanent mit Blende 5.6 zu drehen und die ein oder andere Lichtsetzung wirken zwar schon bei "Dr. No" eher wie eine TV-Serie, aber dort reißen es die genialen Set Designs von Ken Adam und die recht zügig erzählte Handlung einfach raus. Zudem gelingen Moore auch dort einige ikonische - absolut kinoreife Bilder - Bond beim ersten Zusammentreffen mit Felix Leiter aus Untersicht mit seiner Walter im Anschlag, Professor Dent, der sich durch ein Gitter beleuchtet Instruktionen von Dr. No abholt, Ursula Andress, die im weichen Tageslicht aus dem Wasser steigt,...
Für "Liebesgrüße aus Moskau" erhielt Moore zwar einen BAFTA award, allerdings geben sich hier toll geleuchtete und sinnvoll geblockte und bewegte Einstellungen mit völlig nichtssagenden Bildern die Klinke in die Hand und die wenig Tiefe bergenden Sets von Syd Cain sorgen dafür, dass Moore teilweise kerzengerade vor flache Wände filmt. Auch das klingt jetzt härter, als es soll, aber es wird leider viel Potential verschenkt.
Dass Terence Young "Goldfinger" ablehnte und in Form von Regisseur Guy Hamilton frisches Blut kam, war der Reihe absolut zuträglich. "Feuerball" zeigt aus meiner Sicht (trotz wiederum recht geradliniger Handlung) dann wieder Rhythmus-Probleme, aber das werde ich bei der nächsten Sichtung noch einmal überprüfen.

Savini Offline



Beiträge: 788

30.07.2024 10:25
#37 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Danke für diese Einblicke, die manche Details enthalten, die mir zuvor unbekannt waren!

Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
Die Bond-Reihe war noch jung und man machte damals eklatante Fehler, die (zumindest die Produzenten) erst im Schnitt als solche erkannten. Geplant war, dass der Film (nach dem Vorspann) damit beginnt, dass Rosa Klebb das Trainingsgelände von "Phantom" (=Spectre) besucht und Grant inspiziert, dann in Istanbul Tatiana rekrutiert, anschließend wäre es erst zum Schachtunier gekommen, zum Schluss zur Erläuterung des Plans mit Blofeld. im Schnitt bemerkte man jedoch, dass diese Art der Enthüllung der Pläne in ihrer Komplexität den Zuschauer wahrscheinlich so direkt zu Beginn des Films überfordert.

Dass die Reihenfolge ursprünglich so geplant war, war mir zuvor bereits bekannt. Allerdings finde ich die bekannte Variante erheblich sinnvoller: Denn so wie ursprünglich geplant, hätte es den Eindruck erweckt, als hätte Rosa Klebb Kronsteens Plan schon im Detail gekannt, bevor Blofeld über diesen informiert worden wäre - Nummer Drei hätte also einen Wissensvorsprung gegenüber Nummer Eins gehabt, was für Letztere kaum hinnehmbar gewesen wäre!
Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
Also entschieden sich Cutter Peter Hunt und Regisseur Terence Young die Reihenfolge der Szenen zu tauschen und sie in die heute bekannte Reihenfolge: Schachtunier, Planbesprechung, Trainingsgelände+Rekrutierung Grant, Rekrutierung Tatiana zu setzen. Dadurch ergab die Planbesprechungsszene aber in ihrer ursprünglichen Form kaum noch Sinn. Das Set war abgerissen, das Budget bereits überzogen, also musste man extrem "basteln", was aus meiner Sicht auch noch immer deutlich bemerkbar ist. Ursprünglich diente das Aquarium wohl nur als Szeneneinstieg. Rosa Klebb schaut sich den Kampf der Fische an, setzt sich dann auf den Stuhl und der Dialog beginnt. Man entschied nun jedoch die Fische als Analogie für den Plan zu nutzen und Blofeld über die Taktik der Fische sprechen zu lassen. Das war auch in Bezug auf Blofeld kein Problem, weil von ihm ja nur die Hand, die die Katze streichelt im Bild zu sehen ist, bzw. er aus dem Off kommentieren soll. Hier konnte komplett neuer Dialog genutzt werden. Das Material des Fischkampfs ist wohl tatsächlich so notdürftig "aus Resten" zusammengeschnippelt, wie es wirkt.
Nun war es jedoch nötig zu sehen, wie Rosa Klebb zum Aquarium geht - eine Einstellung, die es so nicht gibt. Peter Hunt kopierte daher die Einstellung, in der Rosa Klebb sich vom Aquarium zum Stuhl bewegt hier noch einmal rückwärts ein.
Für die nötigen Dialog-Änderungen bei Rosa Klebb ließ man Lotte Lenya im Studio in einer Nahaufnahme noch einmal den neuen Text spielen, während die ursprüngliche Halbnahe hinter sie projiziert wurde. Man sieht deutlich, wie starr (und etwas zu schräg) sie dabei den Kopf halten musste, um das eigene Gesicht hinter sich zu verdecken.

Dass eine Einstellung hier rückwärts eingefügt wurde, war mir relativ früh aufgefallen, dass mit den anderen eingefügten Sachen dagegen bisher noch nicht. Da ich die DVD gerade nicht zur Hand habe: Enthält diese im Bonusmaterial die ursprüngliche Szene? Oder ist diese ebenso verloren wie die aus "Feuerball", in der Largo Bond auf seinem Schiff herumführt (davon gibt es immerhin noch Szenenbilder)?
Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
Nun fiel jedoch auf (was es schon beim Lesen des Romans hätte müssen), dass Bond quasi erst nach 20 Minuten überhaupt das erste Mal auftaucht.

Im Roman ist es sogar noch extremer, da Bond dort (zumindest in der ungekürzten Version) erst nach fast einem Drittel auftritt.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
Peter Hunt setzte die wohl eigentlich erst später auftauchende Szene mit Grant, der Jagd auf ein 007-Double macht, daher an den Anfang und trennte sie mit dem Vorspann vom Rest des Films ab. So gelang ein packender Einstieg mitsamt irritierendem, vermeintlichen Tode Bonds und die klassische Pre-Title-Sequenz war - aus einer Not heraus - geboren!

Kurios, dass eines der ikonischen Merkmale der Reihe eigentlich nicht geplant war! Dafür gibt es in der Film- und Fernsehgeschichte natürlich noch andere Beispiele: Hitchcocks Cameos entstanden aus dem Personalmangel bei seinen frühen Filmen, zu Columbos falschen Abgängen kam es, weil die Drehbücher noch auf Schreibmaschinen getippt wurden ...
Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
Wir verbringen viel zu viel Zeit mit Phantom und in vielen Szenen mit Bond sind andere Personen die treibende Kraft.
Wir wissen über die gesamte Zeit mehr als James Bond - ohne, dass so Recht Nutzen in Form von Suspense daraus gezogen wird

Sehe ich nicht so: Dadurch, dass Grant schon früh als Killer eingeführt wurde und man ihn immer wieder sieht, entsteht ein Gefühl der Bedrohung, dass noch dadurch verstärkt wird, dass er erst bei seiner ersten Begegnung mit Bond spricht. Dass man einen großen Wissensvorsprung dem Protagonisten gegenüber hat, ist bereits im Roman so, und wie bei Hitchcock fand ich es auch hier spannungsfördernd.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
und zeitgleich ist Bond auch noch extrem passiv.
Im Grunde ist nur das "Phantom" in Person von Grant und Klebb permanent in der aktiven Rolle. M schickt Bond bewusst in die Falle, bei dem Überfall auf das Roma-Lager verdankt er sein Leben ausschließlich der Tatsache, dass im Hintergrund Grant dafür sorgen soll, dass er (noch) weiterlebt und Kerim Bey ist im Grunde die treibende Kraft bei Bonds Aktivitäten in Istanbul samt Diebstahl der Lector. Erst nach Grants Tod und der Flucht wird Bond aktiver, verdankt sein Leben am Ende aber auch wieder jemand Drittem - in diesem Falle Tatiana.

Dann bin ich gespannt, was du erst zu "Goldfinger" sagen wirst, wo er für mich viel passiver als in "Liebesgrüße" ist! Als ich jemandem gegenüber meinte, dass Bond eigentlich gar nichts zum Scheitern von Goldfingers Plan beigetragen habe, meinte dieser, ich würde mich "am Rande der Blasphemie" bewegen.
In "Liebesgrüße" darf er immerhin Tatjanakonspirativ treffen, später Grant (alias Nash) durchschauen und besiegen und sich erfolgreich gegen Hubschrauber und ein Motorboot wehren.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
Man hätte vielleicht eine Möglichkeit finden müssen, dass der Zuschauer (mit Bond gemeinsam) den Phantom-Plänen auf die Spur kommt. Dass Tatiana nur zum Anschein für den KGB arbeitet, dass Rosa Klebb nicht für den KGB, sondern für Phantom arbeitet, warum Grant überhaupt mitmischt und Bond im Roma-Lager das Leben rettet, dass in Wahrheit das Phantom den MI6 und den KGB gegeneinander ausspielt - das Alles hätte der Zuschauer vielleicht erst im Laufe der Handlung Seite an Seite mit Bond ergründen und nicht direkt zu Beginn des Films als Exposition serviert bekommen sollen.

Das hätte allerdings den Detektiv-Aspekt stärker betont und von Action-Elementen oder spannenden Sequenzen abgelenkt.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #36
Für die andere Variante, nämlich dass wir genau wissen, was auf Bond (und Tatiana) zukommt und bangen, ob Bond es rechtzeitig begreift und die beiden überleben, fehlt wiederum zügiges Tempo.

Sehe ich nicht so; für mich ist "Liebesgrüße" eigentlich sehr gut ausbalanciert.

Interessant war übrigens, dass laut Dokumentation ursprünglich geplant war, dass Bond den bulgarischen Spitzel in der Hagia Sophia zu Tode treten sollte; man entschied sich dann aber, diesen Mord Grant zuzuweisen.
Eine gute Entscheidung, da das wieder die Brutalität des Killers betont und die grausame Tötung eines kleinen Fischs Bond Sympathiepunkte gekostet hätte. Im Vorgänger war die Szene, in der er Professor Dent kaltblütig umlegt, ja bekanntlich eine ungeheure Provokation.

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.946

30.07.2024 20:31
#38 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #37
Dass eine Einstellung hier rückwärts eingefügt wurde, war mir relativ früh aufgefallen, dass mit den anderen eingefügten Sachen dagegen bisher noch nicht. Da ich die DVD gerade nicht zur Hand habe: Enthält diese im Bonusmaterial die ursprüngliche Szene? Oder ist diese ebenso verloren wie die aus "Feuerball", in der Largo Bond auf seinem Schiff herumführt (davon gibt es immerhin noch Szenenbilder)?

Ich meine mich zu erinnern, dass ein Teil dieser Schnittprobleme auch im Making Off ausführlich zur Sprache kam. Ob allerdings die "echte" halbnahe Aufnahme von Rosa Klebb zum Vergleich gezeigt wurde, weiß ich nicht mehr.
Zitat von Savini im Beitrag #37

Kurios, dass eines der ikonischen Merkmale der Reihe eigentlich nicht geplant war! Dafür gibt es in der Film- und Fernsehgeschichte natürlich noch andere Beispiele: Hitchcocks Cameos entstanden aus dem Personalmangel bei seinen frühen Filmen, zu Columbos falschen Abgängen kam es, weil die Drehbücher noch auf Schreibmaschinen getippt wurden ...

Auf Personalmangel würde ich bei Hitchcocks Cameos eher nicht tippen. Dann hätte man einen Beleuchter, den Setfahrer oder den Studiopförtner genommen und nicht ausgerechnet den Regisseur, der in den betreffenden Aufnahmen dann seinem Job gar nicht nachkommen und sich auf die Regieassistenz verlassen muss. Wenn ich mich recht erinnere, sprang Hitchcock einfach selbst in "Der Mieter" für einen Kleindarsteller ein, der nicht am Set erschien und behielt es dann als "Gimmick" bei in (fast allen) seinen Filmen irgendwann selbst aufzutauchen - und sei es nur als Fotografie in einer Zeitung.
Zitat von Savini im Beitrag #37

Dann bin ich gespannt, was du erst zu "Goldfinger" sagen wirst, wo er für mich viel passiver als in "Liebesgrüße" ist! Als ich jemandem gegenüber meinte, dass Bond eigentlich gar nichts zum Scheitern von Goldfingers Plan beigetragen habe, meinte dieser, ich würde mich "am Rande der Blasphemie" bewegen.

Da ich "Goldfinger" schon unzählige Male gesehen habe, kam der Film mir selbst in den Sinn, während ich über die Passivität Bonds in "Liebesgrüße" schrieb. Dort ist der Plot jedoch geradliniger und der Faktor "Zuschauer weiß mehr als Bond" ist nicht so ausgeprägt, so dass wir mit Bond gemeinsam durch die Handlung schlittern und ihm beim Reagieren zuschauen.
Zitat von Savini im Beitrag #37

Das hätte allerdings den Detektiv-Aspekt stärker betont und von Action-Elementen oder spannenden Sequenzen abgelenkt.

Eine solche Struktur hatte aber ja auch "Dr. No", bzw. danach "Goldfinger" wieder - ohne, dass es zu Spannungsabfall oder mangelnder Action kam.
Zitat von Savini im Beitrag #37

Sehe ich nicht so; für mich ist "Liebesgrüße" eigentlich sehr gut ausbalanciert.

Für mich ist "Liebesgrüße" noch immer ein sehr guter Bond-Film und ich erwähnte ja schon, dass viel meiner Kritik härter klingt als gewollt. Es ist eher eine Sache von Potential, dass hier und da aus meiner Sicht nicht 100prozentig ausgeschöpft wurde.
Zitat von Savini im Beitrag #37
Im Vorgänger war die Szene, in der er Professor Dent kaltblütig umlegt, ja bekanntlich eine ungeheure Provokation.

War es das tatsächlich? Mein Eindruck war eher immer, dass es 1962 kein Problem war und erst im Rückblick zu Irritationen führte, weil Bond spätestens in Form von Roger Moore und Pierce Brosnan als glatter, ironischer Gentleman wahrgenommen wurde und diese kaltblütige Aktion nicht so recht dazu passt. Dabei hatte Connery aber auch in späteren Filmen noch weitere ähnlich harte Momente.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.640

30.07.2024 20:58
#39 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #38
War es das tatsächlich? Mein Eindruck war eher immer, dass es 1962 kein Problem war und erst im Rückblick zu Irritationen führte, weil Bond spätestens in Form von Roger Moore und Pierce Brosnan als glatter, ironischer Gentleman wahrgenommen wurde und diese kaltblütige Aktion nicht so recht dazu passt. Dabei hatte Connery aber auch in späteren Filmen noch weitere ähnlich harte Momente.


Soweit ich weiß hat zumindest die Anzahl der Schüsse, die Bond auf Dent abfeuert, in vielen Fassungen zu Schnittmaßnahmen geführt.

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.946

30.07.2024 22:07
#40 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Beim Fernsehen ist hier das Problem aber ja oft eher die Ausstrahlungszeit als der Film selbst. Wenn der Film um 20:15 laufen sollte, brauchte man FSK 16 und hat je nachdem gekürzt und wenn dann irgendwann sogar einmal eine Ausstrahlung am Nachmittag mit FSK 12 geplant war, hat man eben entsprechend wiederum etwas entfernt und in viel zu vielen Fällen wurde nach all diesen Schnitten später auch bei Ausstrahlungen nach 22:00 die selbe Fassung gezeigt.
Soll heißen: In diesem Falle war es nur für TV-Ausstrahlungen zu bestimmten Uhrzeiten ein Problem, dass Bond mehrere Schüsse auf einen Unbewaffneten abgab, nicht zwingend für den Film selbst zu Zeiten der Erstauswertung.
Dass es dann über Generationen bei diesen Kürzungen blieb, war dann Faulheit und/oder Unkenntnis geschuldet.
Aber ja, für einen strahlenden Helden gehört es sich nicht, einen unbewaffneten Mann am Boden in den Rücken zu schießen...

Savini Offline



Beiträge: 788

30.07.2024 22:59
#41 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #40
Aber ja, für einen strahlenden Helden gehört es sich nicht, einen unbewaffneten Mann am Boden in den Rücken zu schießen...

Eigentlich gehört es sich aber auch nicht, jemanden zu erschießen, von dem man weiß, dass dieser seine Kugel verschossen hat und daher keine Gefahr mehr darstellt; zumal man zuvor doch den Eindruck machte, ihn aushorchen zu wollen. 1962 war eine solche Darstellung eine Provokation, ein paar Jahre zuvor wäre es undenkbar gewesen.
Als ich den Film erstmals sah, hatte ich zuvor schon etwas über diese Szene gelesen, weshalb mir gleich auffiel, dass hier etwas fehlt (bei Bonds erstem Schuss wurde abrupt zum Hafen geschnitten). Ein paar Jahre später war diese Szene wieder enthalten. Bei "Goldfinger" dagegen waren um 2000 selbst Ausstrahlungen im Nachtprogramm gekürzt (aber dazu hatte ich ja bereits woanders etwas geschrieben).

Savini Offline



Beiträge: 788

31.07.2024 08:19
#42 RE: Bewertet: "Liebesgrüsse aus Moskau" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #38
Da ich "Goldfinger" schon unzählige Male gesehen habe, kam der Film mir selbst in den Sinn, während ich über die Passivität Bonds in "Liebesgrüße" schrieb. Dort ist der Plot jedoch geradliniger und der Faktor "Zuschauer weiß mehr als Bond" ist nicht so ausgeprägt, so dass wir mit Bond gemeinsam durch die Handlung schlittern und ihm beim Reagieren zuschauen.

Interessanterweise trifft dieser Unterschied auch auf die Romane zu, da "Goldfinger" zu denen von Ian Fleming gehört, die konsequent aus der Sicht von James Bond erzählt werden.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #38
Zitat von Savini im Beitrag #37
Das hätte allerdings den Detektiv-Aspekt stärker betont und von Action-Elementen oder spannenden Sequenzen abgelenkt.

Eine solche Struktur hatte aber ja auch "Dr. No", bzw. danach "Goldfinger" wieder - ohne, dass es zu Spannungsabfall oder mangelnder Action kam.

Das mit dem "Spannungsabbau" oder der "mangelden Acrtion" sehe ich bei "Liebesgrüße" wie gesagt anders.
Was "Dr. No" angeht, so ist der Detektiv-Aspekt im Roman noch viel stärker ausgeprägt, da Bonds Auftrag dort lediglich darin besteht, das Verschwinden von Strangways und dessen Sekretärin zu klären; dass beide ermordet wurden, weiß der Leser von Anfang an, während der Geheimdienst zunächst mutmaßt, sie könnten auch durchgebrannt sein.
Die Vorfälle mit den Raketen spielen dabei keine Rolle, sie werden nur im letzten Drittel von Dr. No kurz erwähnt, als klassischer MacGuffin, was er auf seiner Insel eigentlich betreibt.

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