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Dieses Thema hat 153 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Gubanov ( gelöscht )
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17.03.2019 22:30
#136 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Glasnost und Agenten (From Russia ... with Blood)

Episode 102 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Donald Ross. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Jack Bannon, Peter Donat, Anthony Geary, Jeremy Kemp, David McCallum, Judy Parfitt, Adrian Zmed u.a. Erstsendung (USA): 26. Februar 1989. Erstsendung (BRD): 18. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Glasnost und Agenten
Bei einem Empfang im Moskauer Kulturministerium stiehlt ein als Kellner verkleideter Handtaschendieb Jessicas Habseligkeiten. Die Sicherheitskräfte verfolgen und erschießen ihn augenblicklich. Als Jessica ihre Tasche zurückbekommt, befindet sich auf einmal eine Dose mit einem Mikrofilm darin, dessentwegen sich der KGB für die in der Sowjetunion weilende Autorin zu interessieren beginnt. Zu allem Überfluss stellt Jessica fest, dass der Mord dem ersten Anschein zum Trotz nicht durch eine Kugel der Security geschah ...


„Mord ist ihr Hobby“ begleitet Jessica Fletcher immer wieder zu unterschiedlichen Reisezielen in den USA und auch im Ausland. Ungewöhnlich ist es jedoch, einen Blick hinter den (sich im Zuge von Glasnost langsam hebenden) eisernen Vorhang zu werfen. Die Serie hatte in ihrer frühen Phase hier und da Geschichten mit Kalter-Krieg-Rhetorik zu bieten und wartet damit auch hier noch einmal auf, denn unweigerlich bewirkt die Inszenierung vom amerikanischen Standpunkt aus ein andauerndes Unbehagen gegenüber der Sowjetunion – vor allem wenn die Behörden Jessicas Pass einziehen oder ein Reporter davor zurückschreckt, eine politisch zu heiße Geschichte anzupacken.

Donald Ross schildert einen scheinbar klar auf der Hand liegenden Fall, der später durch die Entdeckung einer fehlgegangenen Kugel eine hochinteressante Wendung nimmt und Sichergeglaubtes noch einmal über den Haufen wirft. Die fehlende Klarheit nutzen Sowjetpolizei und der Geheimdienst KGB zu konkurrierenden Machtdemonstrationen – als ihre Repräsentanten stehen Jack Bannon und Anthony Geary Jessica unterschiedlich aufgeschlossen zur Seite. Der KGB-Mann verbittet sich die Einmischung der amerikanischen Wichtigtuerin, die er – den Anmerkungen in seinen Akten folgend – als „freundliche, wenn auch etwas anstrengende und ermüdende Person“ bezeichnet.

In weiteren tragenden Rollen verleihen Jeremy Kemp und Judy Parfitt der Folge eine besondere darstellerische Würze. Auch das gebührend winterliche Flair mit Aufnahmen des verschneiten Roten Platzes und der Pelzmützen tragenden Jessica sind einer stimmigen Atmosphäre ungemein zuträglich. Nach ein paar Startschwierigkeiten scheint sich Vincent McEveety mittlerweile ins Serienrezept eingelebt zu haben.

Wie weit ist es mit Glasnost wirklich her und wie sehr wollen die Sowjets kritische Stimmen noch immer zum Schweigen bringen? Jessica agiert in einem kompromittierenden Fall auf rutschigem Parkett so selbstsicher, als trüge sie Stollen unter ihren Pumps. Nicht einmal die Machtgesten des KGB können die Autorin einschüchtern, sodass sie selbst in Moskau einer sorgsam gehüteten Wahrheit auf die Spur kommt. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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18.03.2019 23:40
#137 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Rhonda, eine Studentin? (Alma Murder)

Episode 103 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Chris Manheim. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Jason Beghe, E.G. Marshall, Janice Rule, Dinah Shore, Dana Sparks, Kate Vernon, Ralph Waite u.a. Erstsendung (USA): 12. März 1989. Erstsendung (BRD): 14. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Rhonda, eine Studentin?
Auf den Anruf einer alten Bekannten aus ihrer Studentenverbindung hin besucht Jessica ihr College in New Hampshire. Ein bekannter Professor steht unter Mordverdacht – er soll die Studentin Rhonda mit einem Kerzenleuchter erschlagen haben. Zu Lebzeiten hatte Rhonda wenige wissenschaftliche, sondern eher erpresserische Ambitionen, sodass Jessica trotz des Geständnisses von Professor Walker auch andere Personen verdächtigt. Schließlich nimmt Walkers unehelicher Sohn die Schuld auf sich – doch auch er ist in Wahrheit nicht der Mörder ...


Das Fragezeichen, das der deutsche Titel hinter Rhondas Studentenschaft setzt, erweist sich als weitsichtiger Hinweis darauf, dass das Opfer dieser Mordgeschichte an allem anderen als an ernsthaftem Lernen interessiert ist. Die Tote, die man in mehreren, nicht immer vertrauenswürdigen Rückblenden kennenlernt, ist eine ich-bezogene Unruhestifterin, die mit Vorliebe anderen Leuten schadet und sie zum eigenen Vorteil ausnutzt. Kate Vernon porträtiert sie mit sichtlichem Genuss als femme fatale der üblen Sorte. So ist es kein Wunder, dass sie sich keines langen Lebens erfreut, sobald sie an Jessicas alte Bekannte gerät ...

Anthony Shaw bedient sich des Kunstgriffs, mitten im Geschehen zu beginnen, und bringt damit eine sehr spannende Auftaktszene zuwege, in der Professor Walker „auf frischer Tat ertappt“ wird. Zumindest hat es ganz den Anschein, dass hier ein Schuldiger versucht, seine Spuren zu verwischen. Im Laufe der sich anschließenden Handlung folgen dann Verdächtigung auf Verdächtigung und Geständnis auf Geständnis – man kann jedenfalls nicht behaupten, dass Autor Chris Manheim sich diesbezüglich nicht voll ins Zeug gelegt hätte. Leider unterstützen die sonst eher wenig einprägsamen Darsteller das Script nicht besonders, sodass die gut erdachten Wendungen, die teilweise an eine Neuinterpretation von Agatha Christies „Mord im Pfarrhaus“ erinnern, den Zuschauer teilweise eher kaltlassen.

Im Englischen „Alma Murder“ genannt, führt die Episode den Zuschauer an Jessicas alma mater und ist damit in einem ähnlichen Milieu angesiedelt wie „Griffens erster Fall“ aus der zweiten Staffel. Naheliegenderweise reicherten die Macher die etwas trockene Umgebung um einige Rückbezüge auf Jessicas eigene Vergangenheit an. Konkret erfährt man über die Serienheldin, dass sie der imaginären Studentenverbindung Delta Alpha Chi angehörte und dass sie vor dem Erfolg ihres ersten Romans den Lehrerberuf 19 Jahre lang ausübte. Als Paar mit ihrem verstorbenen Gatten Frank war sie aber 30 Jahre lang in Cabot Cove ansässig – es stellt sich die Frage, wie das zeitlich zusammenpassen soll.

Ein ehrgeiziger Kriminalfall mit zahllosen (wenngleich nicht immer gänzlich unvorhergesehenen) Wendungen vor der Kulisse von Jessicas ehemaliger Uni regt Lansburys Figur zum Aufwärmen und gleichzeitig zum Hinterfragen alter Bekanntschaften auf. Leider stimmt die Chemie nicht mit allen Gastdarstellern, sodass ausgerechnet das titelgebende Mordopfer als charismatischste Person der Episode in Erinnerung bleibt. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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20.03.2019 19:00
#138 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Geständnis auf Band (Truck Stop)

Episode 104 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Philip Gerson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Elizabeth Ashley, Mike Connors, Peter Haskell, Ron Karabatsos, Andrew Prine, Jill Schoelen, Ken Swofford, Kristoffer Tabori u.a. Erstsendung (USA): 2. April 1989. Erstsendung (BRD): 21. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Geständnis auf Band
Im Sterben nimmt der angeschossene Drehbuchautor Walter Murray ein Tonband mit einem Mordgeständnis auf. Seine lange Geschichte involviert die Rastplatzkellnerin Vera Gerakaris – seine ehemalige Flamme, der er nach langer Zeit wieder begegnet ist. Murray gibt zu, ihren Mann getötet zu haben. Doch Jessica, deren neuestes Buch Murray gerade adaptierte, sieht noch Unstimmigkeiten in dem ihr vorgelegten Geständnis. Gemeinsam mit dem örtlichen Sheriff macht sie sich auf Spurensuche und stößt bei den Gerakaris auf dysfunktionale Familienstrukturen ...


Elemente der Inhaltsangabe kommen dem krimierfahrenen Leser bekannt vor? Kein Wunder, denn als Inspiration für „Geständnis auf Band“ dienten nicht etwa J.B. Fletchers Krimis, sondern vielmehr die Film-Noir-Klassiker „Frau ohne Gewissen“ und „Der versteinerte Wald“. Während dem zweiten Film das Raststätten-Setting entnommen wurde, brachte man aus dem ersten sehr deutliche inhaltliche Rückbezüge unter – sowohl was das Verbrechen als auch die Figurenkonstellationen betrifft. Dem sonst eher für seine wankelmütigen Stories bekannten Autor Philip Gerson glückte damit ein überaus klassischer und vielschichtiger Fall, den man gerade wegen seiner abgewandelten Vertrautheit gern und aufmerksam verfolgt. Was wird sich vom Original unterscheiden und wo findet man noch eine kleine Referenz zu Billy Wilders glänzender Noir-Perle?

Anstatt eines Versicherungsvertreters begegnen wir einem Drehbuchschreiber, sodass es leichter fiel, Mrs. Fletcher in die Handlung zu integrieren und ihre Anwesenheit auch in den in klassischem Schwarzweiß gehaltenen Rückblenden zu erklären. Der Gattenmord, das titelgebende Geständnis auf Tonband und die Grundkonstruktion der Dietrichson’schen Familienprobleme sind 1:1 wiedererkennbar; auch der Schlusstwist, der ähnlich wie in der Vorlage eine hohe Lebensversicherung beinhaltet, wird Freunden der Schwarzen Serie gut gefallen.

Der Rollenname Walter Murray spielt fraglos auf den 1944er-Darsteller Fred MacMurray an. Als sein 1989er-Pendant macht Mike Connors einen überzeugenden herb-maskulinen Eindruck, während Elizabeth Ashley die Vorlage der Noir-Überfrau Barbara Stanwyck gar nicht erst zu erreichen versucht, sondern ihr einen gänzlich anderen, modernen Anstrich verleiht. Er steht der Rolle gut; die beiden Darstellerinnen sind eigenständig und schwerlich miteinander zu vergleichen. Auch Ken Swofford als Sheriff, der gemeinsam mit Angela Lansbury Teile der Edward-G.-Robinson-Rolle übernimmt, passt ausgezeichnet ins Bild, während der Gastauftritt von Kristoffer Tabori namentlich zwar erfreulich ist, aber inhaltlich nicht ganz so nachvollziehbar erscheint. Da seine Rolle dennoch zu unterhalten versteht, wollen wir bei diesem kleinen verbleibenden Rätsel aber nicht überkritisch sein.

Eine tödliche Liebe, sexuelle Anspannung und abgewrackte amerikanische Nostalgie: „Geständnis auf Band“ verfügt über alle Elemente, die schon „Frau ohne Gewissen“ als hochspannendes Krimidrama auszeichneten. Adaptiert im TV-Endachtzigerstil mit deutlichen (auch bildgestalterischen) Fingerzeigen gen Original, ist bei dieser Neuinterpretation ein ansprechendes Crossover zwischen „Mord ist ihr Hobby“ und der Welt des Film Noir herausgekommen. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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21.03.2019 19:10
#139 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Nicht nur Rufmord (The Sins of Castle Cove)

Episode 105 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Robert van Scoyk. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Julie Adams, Luke Askew, Frederick Coffin, Gloria DeHaven, Kathryn Grayson, Page Hannah, Rosanna Huffman, Graham Jarvis, Ron Masak, Ruth Roman, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 9. April 1989. Erstsendung (BRD): 20. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Nicht nur Rufmord
In Cabot Cove ist der Teufel los: Eine zweite Autorin aus dem Ort begeistert die Kritiker, schockt dafür aber die Einwohner des Küstenorts. In ihrem Skandalroman „Die Sünden von Castle Cove“ bezieht sie sich unverkennbar auf die pikanten Geheimnisse ihres heimatlichen Umfelds. Eine Frau, deren Affäre durch das Buch aufflog, wird – ebenso wie in der literarischen „Vorlage“ – ermordet in ihrer Küche aufgefunden. Natürlich geraten der Ehemann und der Liebhaber unter Verdacht. Darüber hinaus stellt sich aber auch die Frage, wer das Schaufenster der Buchhandlung zerschlug und alle Exemplare des umstrittenen Bestsellers verbrannte ...


Mit sichtlichem Gefallen kosten John Moxey und die unter seiner Regie nicht selten dick auftragenden Darsteller die menschlichen Laster der Neugier, überreichen Fantasie und üblen Nachrede aus. Wie wahrscheinlich es ist, dass ein Nest in Maine zwei Schriftstellerinnen von landesweiter Bedeutung hervorbringt, stellt man sich in Anbetracht der extraorbitanten Dichte an Mördern im gleichen Ort besser erst gar nicht. Jedenfalls scheint die Geschichte enorm konstruiert zu sein, denn dass das als Rachefeldzug gegen die Cabot-Cove-Leute geplante Schundwerk dem daran unbeteiligten Mörder eine so günstige Situation in die Hände spielen würde, mag man nicht so recht glauben. Auch erschließt sich dem Zuschauer nicht, warum Jessica im Buch ebenfalls schlecht wegkommt, obwohl sie in Jugendtagen die einzige Unterstützerin ihres Zöglings war.

Im Zentrum des lokalen Geschwätzes steht erneut der Friseursalon des Örtchens, in dem die Gerüchte ebenso wie die abgeschnittenen Spitzen der Damenfrisuren nur vom Fußboden aufgehoben werden müssen. Die Gespräche der Klatschtanten ziehen die Handlung aber arg in die Länge, sodass für die eigentlichen Krimi-Anteile eine nur ungenügende Zeit übrigbleibt und sie deshalb oberflächlich und nicht sonderlich einfallsreich wirken. Das gilt auch für die Auflösung, die in dieser Form bereits mehrfach in der Serie Anwendung fand.

Demgegenüber stehen einige tatsächlich gelungene amüsante Momente mit der scharfzüngigen Mutter des Fleischers, deren Sohn im Buch seiner andauernden Liebschaften überführt wird. Die resolute Frau hält daraufhin Jessica nicht nur für eine weitere Affäre ihres Sprösslings, sondern versucht auch, ihn – sobald er erst einmal bei Sheriff Metzger einsitzt – für 50 Dollar selbsterdachte Kaution freizukaufen. Des Weiteren weckt die stimmige Inszenierung des nächtlichen Anschlags auf das Buchgeschäft nach dem wortreichen Einstieg das Interesse, bevor es sich wieder auf einem eher lauen Niveau einpendelt.

Ein Fall eher für „Bunte“-Leserinnen als für „Mord ist ihr Hobby“-Fans. Oder sollte es sich womöglich um die gleiche Zielgruppe handeln? 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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22.03.2019 23:30
#140 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Mord in Montana (Trevor Hudson’s Legacy)

Episode 106 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Paul Savage (Story: Eric Houston). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Georgia Brown, Steve Forrest, Don Galloway, Robert Klein, Michael Learned, Yvette Nipar, Robin Strand, Barrie Youngfellow u.a. Erstsendung (USA): 16. April 1989. Erstsendung (BRD): 7. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Mord in Montana
In ihrer Position als Vorsitzende einer Stiftung, die sich dem Lebenswerk des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Trevor Hudson widmet, reist Jessica auf die Ranch der Hudson-Familie. Sie kommt weniger der Angehörigen wegen, die hauptsächlich am Profit der letzten posthumen Veröffentlichung eines Trevor-Hudson-Romans interessiert zu sein scheinen, sondern um ihren Schützling, den Lektor Bob zu unterstützen. Dieser behauptet, das Buch als Ghostwriter zu weiten Teilen selbst geschrieben zu haben. Welch günstiger Zufall, dass er kurz darauf ins saftige Gras von Montana beißt ...


Von Maine kommend, fordert ein Flug nach Montana Jessica Fletcher einiges an Geduld ab – prompt trifft sie verspätet zu den etwas überkandidelten Feierlichkeiten anlässlich der Herausgabe einer Trevor-Hudson-Briefmarke ein. Eher als für das Porträt des Verstorbenen hätte sich der Zuschauer vielleicht dafür interessiert, wo er Jessicas Berufskollegen (von denen in letzter Zeit erstaunlich viele in Mordfälle verwickelt wurden) literarisch verorten soll. Der Titel seines letzten Romans, „Das Tal hinter den Wäldern“, hört sich jedenfalls nicht nach einem Reißer à la „Die Leiche tanzt um Mitternacht“ an.

Auf ironische Weise passt es zur Geschichte rund um Plagiate und Ghostwriter, dass sich auch Drehbuchautor Paul Savage beim Verfassen des Scripts auf die Vorlage einer zweiten Person verließ (natürlich mit ordentlicher Angabe im Vorspann). Dass mehrere Autoren den Brei zusammenrührten, macht sich allerdings nicht negativ bemerkbar, denn „Mord in Montana“ ist formell ein ausgezeichnet gestalteter Stoff. Nicht nur tragen die dem Mord vorausgehenden undurchsichtigen Vorgänge der Hudson-Familie die erste Hälfte der Episode auf spannungsreichem Niveau; auch wartet die Folge gewissermaßen mit einer dreifachen Rätselaufgabe auf, deren einzelne Fragen fein säuberlich sukzessive beantwortet werden: 1. Was haben die Hudsons überhaupt zu verbergen? 2. Wer wird bei all diesen unleidlichen Personen das Mordopfer sein? 3. Ganz nach „Mord ist ihr Hobby“-Manier: Wen überführt Jessica als Täter? Nur die letzte Klärung enttäuscht ein wenig, weil der Aha-Moment eher schwach und willkürlich wirkt. Man hätte sich konsequenterweise ein Familienmitglied als Mörder gewünscht.

Die Hudsons stellen schließlich auch darstellerisch die interessantesten Personalien der Folge. Insbesondere Michael Learned als sein willensstarker Tochterdrachen, der den Laden ohne Skrupel zusammenhält, und Yvette Nipar als leichtlebige Enkelin bleiben in Erinnerung. Aber auch der freundlich-nachdrückliche Robin Strand macht aus seiner etwas widersprüchlichen Figur das Beste, während Georgia Brown als Verlegerin zwischen den wenigen Szenen, die sie erhält, einen interessanten Charakterwandel unterläuft.

Ausflüge auf abgelegene Familienanwesen sind auch in den US-amerikanischen Gefilden von „Mord ist ihr Hobby“ nicht selten Garanten für stimmungsvolle Mordgeheimnisse. So auch hier, wo eine spannende Betrugsgeschichte verhältnismäßig spät, aber entsprechend stark motiviert im Tod eines Sympathieträgers kulminiert. Der hochwertige Mittelteil wird ein wenig von der Auflösung geschwächt, die allzu sehr aus dem Hut gezaubert wirkt. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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26.03.2019 20:15
#141 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der Privatdetektiv (Double Exposure)

Episode 107 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Christine Belford, Earl Boen, Jon Cypher, Robert Hogan, William Lucking, Karen Morrow, Jerry Orbach, Andrew Stevens u.a. Erstsendung (USA): 30. April 1989. Erstsendung (BRD): 22. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Privatdetektiv
Ist er es oder ist er es nicht? Als Jessica in Boston auf offener Straße ihrem alten Bekannten John Winslow über den Weg läuft, gibt dieser vor, jemand anderer zu sein und J.B. nicht zu kennen. Winslows Frau teilt der neugierigen Autorin daraufhin mit, ihr Mann sei kürzlich verstorben – ein durchschaubares Ablenkmanöver. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem Privatdetektiv Harry McGraw, will Jessica die Motive hinter dem doppelten Spiel herausfinden, und findet John Winslow diesmal tatsächlich als ganz frische Leiche. Wer hatte einen Grund, ihn zum Schweigen zu bringen?


Überlegt man sich, dass Jessica Fletcher die Kette an Ermittlungen nur deshalb lostritt, weil die Wörterbuchdefinition eines busybody in der 4,5-Millionen-Metropole Boston von allen Menschen ausgerechnet dem untergetauchten John Winslow begegnet, so muss man schon von einem äußerst unwahrscheinlichen Zusammentreffen sprechen. Man ist aber gewillt, es als solches zu akzeptieren, denn ähnlich wie zuletzt in „Die Karrierefrau“ erweist sich das Doppelleben von Winslow alias Wilson zunächst als ein attraktives Rätsel.

Auch Sidekick Harry McGraw verbucht eingangs einige gute Szenen; in seinem ersten Auftritt nach seiner eigenen Serie „The Law and Harry McGraw“ wirkt er besonders abgewrackt und weiht Jessica offen in alles ein, was ihm in letzter Zeit schiefgegangen ist ... aber sein Ego offenbar nicht im Mindesten beeinträchtigt. Darsteller Orbach wickelt mit großer Verve in einer Szene eine Bankbeamte um den Finger, um ihr Kundendaten aus dem Kreuz zu leiern – mit einer wahrlich verbotenen Masche. Auch mit Angela Lansbury verbindet ihn nach wie vor eine gute Chemie, agieren die beiden doch auf sehr vertraute Weise miteinander.

Ebenso wie „Der Tote trägt nur einen Schuh“ gerät die Folge aber dann auf die schiefe Bahn, als der Zuschauer vergeblich versucht, dezidierte Höhepunkte sowie andere interessante Figuren auszumachen. Erneut verpasst Shaw als Regisseur die Gelegenheit, seine Darsteller wirklich vorteilhaft und ausdrucksstark einzusetzen, sodass auch bekannte Personen wie „Columbo“-Mörder Andrew Stevens keine rechte Duftmarke hinterlassen können. Und wo wir gerade bei „Columbo“-Vergleichen sind, so fällt auf, dass auch diese Serie eine „Double Exposure“ genannten Fall aufwies, der jedoch deutlich interessanter und einprägsamer geriet und den Ermittler auch mehr forderte als das hier agierende Duo (das zufällig entscheidende Telefonate mithören kann und Namensversprecher auf dem Silbertablett serviert bekommt).

Ein ordentlich überlegter, wenngleich sich zu leicht erledigender Fall scheitert in letzter Konsequenz an inszenatorischer und darstellerischer Anonymität, obwohl Jessica zugleich in Boston und Chicago ermittelt, Schauwerte also eigentlich kein Problem hätten sein müssen. Realitätsnähe sollte man sich wie üblich nicht erwarten, aber es fehlt gleichermaßen auch das gewisse magische Etwas. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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27.03.2019 23:00
#142 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Sport und Mord (Three Strikes, You’re out)

Episode 108 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Donald Ross. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Todd Bryant, Bernie Casey, Tim Dunigan, Vince Edwards, Shea Farrell, Terri Garber, Anne Lockhart, Robert Mandan, Reni Santoni, Paul Sorvino u.a. Erstsendung (USA): 7. Mai 1989. Erstsendung (BRD): 27. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Sport und Mord
Jessica ist begeistert: Ihr Neffe Johnny Eaton hat gemeinsam mit seinem Kumpel Charley Holcomb den Sprung in eine Profi-Baseball-Mannschaft geschafft. Im neuen Team haben sie allerdings wenige Freunde, denn sie ersetzen einen altgedienten und beliebten Spieler. Zudem scheint sie jedes Glück verlassen zu haben. Als dann auch noch die Leiche einer Sportmoderatorin auftaucht und sich herausstellt, dass Charley unter dem Namen Freddy Masters vorbestraft ist, muss Jessica den beiden wirklich unter die Arme greifen. Sie unterstützt sie auch auf die Gefahr hin, sich bei Trainer und Managern unbeliebt zu machen ...


Ebenso wie bei Inspektor Columbos „The Most Crucial Game“ taucht auch diese Episode tief in die Eigenheiten des amerikanischen Profisports ab. Ging es dort und auch in der früheren „Mord ist ihr Hobby“-Folge „Sudden Death“ um Football, so steht hier Baseball im Mittelpunkt. Um dem Fall folgen zu können, muss man – und daran dürfte die nicht gerade nach einer regulären Stadiengängerin aussehende Jessica nicht unbeteiligt sein – die undurchschaubaren Regeln der Sportart nicht wirklich verinnerlicht haben. Das Dickicht, das um den Mordfall herum existiert, ist schließlich schon kompliziert genug. Terri Garber spielt das Mordopfer, eine neue Sportreporterin in einer Männerdomäne, enorm engagiert, sodass es den Zuschauer schon einigermaßen mitnimmt, wenn sie nach einer reichlichen Viertelstunde gewissermaßen aus dem Spiel ausscheidet.

Auch die Ermittlungen gestalten sich diesmal interessanter, als man es im Profisportler-Umfeld annehmen sollte. Während Jessicas Neffe, der ausnahmsweise einmal nicht auf den Namen Grady hört, nicht weiter auffällt, greifen andere Teammitglieder deutlicher ins Geschehen ein. Auch Paul Sorvino als gutmütiger Ziehvater der beiden jungen Sportler und Vince Edwards als grantelnder Trainer hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Die Besetzung also geht durchaus als überdurchschnittlich durch.

Ungewöhnlich und in diesem Fall auch nicht unbedingt passend ist hingegen das nachdenkliche, fast traurige Ende, bei dem ein Sympathieträger als Täter entlarvt wird, wenngleich es sich eher um fahrlässige Tötung als um Mord handeln dürfte. Auf einen der üblichen Abschlussgags wurde demnach verzichtet, aber auch auf die Ankündigung, dass der Verantwortliche eher nicht der Höchststrafe entgegenblicken wird.

Am Rande des baseball pitch wirkt J.B. Fletcher zwar etwas fehl am Platze, aber im Laufe der Mordermittlungen entwickelt sie sich zu einer aufgeschlossenen Beobachterin der testosterongesteuerten Sportlerwelt, in der Absprachen, Verträge und Ruhestunden eine vielleicht etwas zu prominente Rolle spielen. Unterm Strich ordentliche 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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28.03.2019 18:30
#143 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Spieglein, Spieglein an der Wand: Teil 1 (Mirror, Mirror, on the Wall: Part 1)

Episode 109 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Richard Anderson, Shelley Fabares, David Hedison, Ken Howard, Ron Masak, Daniel McDonald, Jean Simmons, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 14. Mai 1989. Erstsendung (BRD): 25. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Spieglein, Spieglein an der Wand: Teil 1
Eudora McVeigh schäumt vor Wut: Nicht nur will ihr Verleger den Vertrag für seine dienstälteste Kriminalschriftstellerin nicht verlängern; auch ist er drauf und dran, die nunmehr erfolgreichere Jessica Fletcher in sein Programm aufzunehmen. Das kann Eudora nicht auf sich sitzen lassen: Sie stattet Jessica einen Besuch in Cabot Cove ab und gibt sich vordergründig freundlich, führt in Wahrheit jedoch übles im Schilde. Es dauert nicht lange, bis die Leiche eines Privatdetektivs auftaucht und Eudora sich ähnlich wie Jessica als Ermittlerin und Helferin der Polizei aufspielt ...


Die Gelegenheit, in einer Doppelfolge eine ausschweifendere und mit mehr Zeit für die einzelnen Charaktere erzählte Handlung abzuwickeln, ergriff Peter S. Fischer in „Spieglein, Spieglein an der Wand“ ohne Weiteres beim Schopfe. Er gab dazu nicht nur Angela Lansbury und William Windom überdurchschnittlich viel gemeinsame Spielzeit, sondern gestaltete auch die Gastrollen besonders aufmerksam aus, was natürlich vor allem für die kreuzunsympathische, von ihrem Ehrgeiz zerfressene Eudora McVeigh gilt. Man kann sie mit Fug und Recht als die perfekte Gegnerin für Jessica bezeichnen, denn Eudoras verletzte Eitelkeit macht sie zu einer unberechenbaren Gefahr und ihre Wortgewandtheit lässt sie im übertragenen Sinne Giftpfeile in alle Richtungen schießen. Tatsächliches Gift kommt dann auch zum Einsatz und seine Darreichungsform erklärt den Titel der Geschichte: Es steckt in rotbackigen Äpfeln, die Eudora wie die böse Königin im Märchen der nichtsahnenden Jessica überreicht.

Für ihre hervorragende Verkörperung der Eudora McVeigh erhielt Jean Simmons die einzige Nominierung eines „Mord ist ihr Hobby“-Nebendarstellers für einen Emmy. Simmons – schon in den 1950er Jahren in zweischneidigen Rollen zu sehen (man denke an Otto Premingers „Angel Face“) – verleiht Eudora neben ihrer harschen, verletzenden Seite auch selbst eine Zerbrechlichkeit und Enttäuschung, die beim Zuschauer die Frage aufwirft, wie weit die verwelkte Krimikönigin wohl gehen mag. Amüsant ist es allerdings, dass in der Episode Eudora als „altes Eisen“ verschrien ist, während Jessica angeblich den frischen Wind in die Krimibranche bringt: Simmons war tatsächlich fast vier Jahre jünger als Lansbury.

Einen großen Teil der Spannung in dieser Folge macht das Warten auf den unvermeidlichen Höhepunkt aus. Es stellt sich heraus, dass Peter S. Fischer gleich mehrere Highlights vorgesehen hat und auch damit der Überlänge Rechnung trägt: Einerseits lässt der die Antiheldin immer dreister agieren, indem sie zum Beispiel Jessica mit Schlafmittel außer Gefecht setzt; andererseits fällt auf sehr atmosphärische Weise eine Leiche an (just als Jessica ihrer Konkurrentin die Harmlosigkeit von Cabot Cove zu erklären versucht). Und schließlich sollte man den Cliffhanger nicht vergessen, der besonders gelungen ausfällt, weil eine vertraute Person Opfer eines hinterhältigen Anschlags wird. Aus all diesen Gründen krallt sich „Spieglein, Spieglein an der Wand: Teil 1“ fraglos den Preis für die beste und kurzweiligste Folge des zweiten Staffel-5-Sets.

Wie Schneewittchen und die böse Stiefmutter bringen Angela Lansbury und Jean Simmons in ihren Rollen ein wahres Feuerwerk der Stutenbissigkeit auf den Bildschirm. Die Konkurrentinnen verhalten sich dabei äußerst unterschiedlich: Durch Jessicas Geradlinigkeit wirkt Eudora umso verschlagener und gefährlicher. Man wartet gebannt wie das Kaninchen vor der Schlange auf die finale Kanonade in diesem 5-von-5-Punkte-Duell.

Gubanov ( gelöscht )
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28.03.2019 21:45
#144 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Spieglein, Spieglein an der Wand: Teil 2 (Mirror, Mirror, on the Wall: Part 2)

Episode 110 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Richard Anderson, Shelley Fabares, David Hedison, Ken Howard, Ron Masak, Daniel McDonald, Jean Simmons, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 21. Mai 1989. Erstsendung (BRD): 26. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Spieglein, Spieglein an der Wand: Teil 2
Seth Hazlitt wird ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er von Eudoras Gastgeschenk an Jessica, einem Korb voller roter Äpfel, genascht hat. Sie waren mit Rattengift versetzt. Ist Eudora neben diesem Anschlag auch für den Mord an dem Privatdetektiv verantwortlich? Die einzige, die nicht an die Schuld ihrer Konkurrentin glaubt, ist Jessica. Sie fragt sich, ob der Detektiv wirklich Eudora oder nicht vielmehr deren Mann ausspionieren sollte und gerät damit auf eine heiße Spur, die sie der Lösung ein ganzes Stück näherbringt ...


Vornweg die schlechten Nachrichten: Bezüglich des Kriminalfalls und der Spannung kann der zweite Teil von „Spieglein, Spieglein an der Wand“ mit dem ersten nicht ganz mithalten. Während es in den ersten 45 Minuten kaum ein Durchatmen gab, ziehen sich die zweiten 45 stellenweise etwas in die Länge; auch die Lösung wirkt etwas enttäuschend im Vergleich zu den so nachhaltig gegen Eudora McVeigh aufgebauten Indizien. Einen nicht unwesentlichen Anteil am Dilemma der zweiten Folge dürfte Angela Lansbury selbst gehabt haben: Für sie war zunächst klar, dass sie nach Staffel 5 ihre Mordermittlungen als Jessica Fletcher ruhen lassen würde. Erst mitten im Verlauf der Season konnte sie umgestimmt werden, sodass das Drehbuch zu „Spieglein, Spieglein an der Wand“, das eigentlich die Serie beschließen sollte, noch einmal radikal umgeschrieben werden musste.

Logischerweise machen sich diese Flicken dann eher in der späteren Hälfte bemerkbar. Insbesondere die Figur des tatsächlichen Mörders erscheint unausgegoren und überzeichnet. Was die Folge dennoch rettet, ist diesmal weniger Jean Simmons’ Auftritt, die ihr meistes Pulver bereits zuvor verschossen hat, sondern das anrührende Zusammenspiel zwischen Lansbury und Windom in ihren wiederkehrenden Rollen. Der Anschlag auf Doc Hazlitt macht Jessica ängstlich und nervös, einen guten Freund zu verlieren, und sorgt für eine Rückbesinnung auf gemeinsame Unternehmungen. Obwohl man merkt, dass die letzten Minuten dringend noch mit etwas gefüllt werden mussten, erweckt die Abschlussszene mit den beiden auf dem Fischerkahn eine absolut wohlige, nicht wegzudenkende Freundschaftsstimmung. Da Windoms Figur von den Autoren oftmals unter Wert verkauft wurde, ist es schön, dass hier einmal etwas mehr Substanz in den gemeinsamen Alltag injiziert wurde, ohne dabei ungeschriebene Grenzen zu überschreiten.

Auch Ron Masak und Will Nye als Polizisten verbuchen dankbare Auftritte, wenngleich Jessica wieder einmal selbst über alle guten Einfälle verfügt. Für die kommende Staffel konnte Lansbury aber überhaupt nur gewonnen werden, indem ihr die Produzenten weniger Arbeit versprachen und folglich einige Episoden als Buchstützen-Fälle ohne Jessicas Mitwirken gestalteten. Da weiß man doch sofort wieder, was man an einem guten Cabot-Cove-Fall mit dem kompletten Stammpersonal hat ...

Auch wenn es Peter S. Fischer nicht gelang, seine hehren Versprechen aus der Vorgängerfolge einzuhalten, so werden doch alle Fäden ordentlich, wenn auch mit etwas nachlassendem Tempo aufgewickelt. Was man an Dynamik einbüßt, kommt an Wärme und Wohligkeit zwischen Angela „Jessica“ Lansbury und William „Seth“ Windom hinzu, die hier so gut zusammen agieren wie selten sonst. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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30.03.2019 08:35
#145 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Auch wenn Angela Lansbury mit dem Gedanken spielte, als Jessica Fletcher auszusteigen, so hatten Sender und Publikum nach fünf Staffeln noch längst nicht genug von der „Krimitante“. Der langanhaltende Erfolg und die Hartnäckigkeit seitens CBS sind die besten Beweise für die nach unvermindert hohe Serienqualität. Wir begleiten Jessica in Staffel 5, Teil 2 auf so illustre Abenteuer wie ein märchenhaftes Kräftemessen mit einer Schriftstellerkollegin, eine moderne Hexenjagd, einen Ausflug in die Sowjetunion oder in die Welt des Film Noir. Natürlich gibt es auch Episoden, die man rasch wieder vergessen wird, aber das Gros kann mit positiven Assoziationen im Hinterkopf abgespeichert werden.

Platz 01 | ★★★★★ | Episode 109 | Spieglein, Spieglein an der Wand: Teil 1
Platz 02 | ★★★★★ | Episode 104 | Geständnis auf Band

Platz 03 | ★★★★☆ | Episode 101 | Hexensabbat
Platz 04 | ★★★★☆ | Episode 102 | Glasnost und Agenten

Platz 05 | ★★★★★ | Episode 106 | Mord in Montana
Platz 06 | ★★★★★ | Episode 110 | Spieglein, Spieglein an der Wand: Teil 2
Platz 07 | ★★★★★ | Episode 103 | Rhonda, eine Studentin?

Platz 08 | ★★★☆★ | Episode 108 | Sport und Mord
Platz 09 | ★★★☆★ | Episode 105 | Nicht nur Rufmord

Platz 10 | ★★★★★ | Episode 107 | Der Privatdetektiv
Platz 11 | ★★★★★ | Episode 100 | Der Tote trägt nur einen Schuh

Die dazugehörigen DVDs:

Gubanov ( gelöscht )
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08.04.2019 17:30
#146 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Staffel 6 (Teil 1)



Mord ist ihr Hobby: Mord in Athen (Appointment in Athens)

Episode 111 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Tom Sawyer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Len Cariou, June Chadwick, Thom Christopher, Steve Inwood, Ian Ogilvy, Richard Todd, Peter van Norden u.a. Erstsendung (USA): 24. September 1989.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Mord in Athen
Jessica will eigentlich von Paris nach Kairo fliegen, um ihr neues Buch vorzustellen, begegnet beim Hotel-Checkout aber ihrem alten Freund Michael Hagarty. Mit ein paar Tricks und seinem Charme gewinnt er Jessica erneut für eine Charade auf internationalem Agentenparkett: In Athen, wo Hagarty unter dem Decknamen Reardon auf der Suche nach den Entführern seines Partners ist, spielt sie an seiner Seite die Mrs. Reardon. Schon bald versuchen Mittelsmänner aus Jessica verschiedene brisante Details herauszukitzeln. Und dann taucht auch noch die Leiche der vorherigen angeblichen Mrs. Reardon auf ...


Es dürfte eine ziemliche Binsenweisheit sein, Michael Hagarty direkt nach den Cabot-Cove-Leuten und dem altgedienten Grady als den nächsteffektivsten und -sympathischsten Sidekick für Jessica zu bezeichnen. Da ist es kein Wunder, dass CBS ihn sowohl für die season opener der Staffeln 5 und 6 als auch für die Abschlussfolge der sechsten Staffel vorsah. Einmal mehr zeigt sich in „Mord in Athen“ die brillante Chemie zwischen Angela Lansbury und Len Cariou, deren Charaktere so ausgesprochen unterschiedlich sind, einander aber allein mithilfe vielsagender Gesichtsausdrücke ganze Romane erzählen können. Autor Tom Sawyer nimmt nicht nur Bezug auf die Ereignisse aus „Geheimagenten unter sich“, sondern greift auch die Quintessenz dieser Folge, dass der dreist-charismatische Hagarty die hilfsbereite Jessica ungefragt für seine halbseidenen Agentengeschäfte vor den Karren spannt, erneut auf sehr unterhaltsame Weise auf.

Die Folge wirkt sehr international und hochwertig inszeniert und spielt im Wesentlichen in stilvollen Luxushotelkulissen, die gut zur Agentenhandlung und den Figuren passen. Lediglich in einer Szene, die an der Römischen Agora von Athen spielt, ist es allzu offensichtlich, dass die close-up shots mit Lansbury und Cariou vor einem greenscreen entstanden, während die weiter entfernten Aufnahmen von vor Ort nur leidlich passende Körperdoubles der beiden Akteure zeigen. Vermutlich eine trickreiche Maßnahme, um den teuren Stars keinen Übersee-Urlaub finanzieren zu müssen.

Von diesem Schnitzer abgesehen, gibt es wenig zu kritisieren. Insbesondere das Auftreten einiger undurchsichtiger Personen wie des unterweltaffinen Antiquitätenhändlers Stuyvesand (Peter van Norden) hält „Mord in Athen“ von Anfang bis Ende spannend. In einer kleineren Rolle entdeckt man darüber hinaus den würdig gealterten Richard Todd („Die rote Lola“, „Sanders und das Schiff des Todes“) als britischen Abwehroffizier, der sich über den Preis des Abendkleids seiner Frau ebenso echauffiert wie über die Methoden von Michael Hagarty.

Erneut kann man Michael Hagarty seine Übergriffigkeit auf Jessica nicht übelnehmen. Lansbury und Cariou funktionieren nicht nur herrlich miteinander, sondern integrieren sich auch bestens in eine gute Mord- und Spionagegeschichte. Ein starker Staffelauftakt. 4,5 von 5 Punkten.

PS: Besonderen Grund zur Freude bieten die Universal-DVDs, die ab dieser Staffel endlich nicht mehr im alten Videokassetten-Look daherkommen, sondern ein wirklich hochwertiges Bild liefern (trotzdem noch mit deutschen Vorspännen und Episodentafeln). Im direkten Vergleich zu Staffel 5 ein Quantensprung!

Gubanov ( gelöscht )
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10.04.2019 14:45
#147 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Das Beichtgeheimnis (Seal of the Confessional)

Episode 112 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Lynne Kelsey (Story: Whitney Wherrett Roberson). Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Bonnie Bartlett, Hunt Block, Alan Feinstein, Robert Horton, Lance Kerwin, Ron Masak, Madlyn Rhue, Jennifer Runyon, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 1. Oktober 1989.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Das Beichtgeheimnis
Cabot Coves Ersatzpriester stutzt nicht schlecht, als ihm eine Frau bei einer nächtlichen Beichte gesteht, einen Mord begangen zu haben. Am nächsten Tag taucht tatsächlich eine Leiche auf und obwohl der Priester das Beichtgeheimnis nicht im Speziellen verletzt, ist Jessica augenblicklich aufs Genaueste über seinen Zwiespalt im Bilde. Auch als der Kirchenmann die Frau aus dem Beichtstuhl im Hause des Toten entgeistert wiedersieht – es handelt sich um dessen Stieftochter –, ist Jessica passenderweise zugegen. Sie kann nun 1 und 1 zusammenzählen, hat aber keinen Beweis für die Schuld von Kelly Barrett in der Hand ...


Schon einige Krimis spielten mit den Konventionen des Beichtgeheimnisses, das in einem laizistischen Land nicht nur altmodisches, sondern regelrecht unlogisches Überbleibsel darstellt – man denke nur an das intensive Drama „Ich beichte“ von Alfred Hitchcock. Schwieriger als bei Hitchcock macht die Situation bei „Mord ist ihr Hobby“ der Umstand, dass man nicht den Priester und dessen innerliche Seelenqualen in den Mittelpunkt stellen kann, sondern Spürnase Jessica irgendwie trotz Schweigepflicht von der kompromittierenden Beichte und dem Dilemma des Geistlichen erfahren muss. Und so zeigt Vincent McEveety einen höchst galanten Eiertanz, bei dem der Ersatzkirchenmann Donald Barnes nicht allzu indiskret wird und Jessica trotzdem durch die Blume wissen lässt, was sein Problem ist. Die menschenschlaue Autorin puzzelt sich ihren Fall gewissermaßen selbst zusammen, obwohl die Zeugen schweigen, leugnen oder lügen.

Beginnt „Das Beichtgeheimnis“ mit einer pittoresken Strandszene, so fällt der Kontrast zu Kellys nächtlicher Beichte umso deutlicher aus. In eine schwarze Kutte gehüllt, schleicht sie sich durch die Nacht, um schließlich aufgewühlt und mit blutigen Händen dem Priester ein theatralisches Geständnis zu machen. Später setzen das Haus des Toten und seiner Witwe auf den Klippen über Cabot Cove sowie ein Hausboot ähnlich stimmungsvolle Akzente. Eveetys Inszenierung ist dicht und stellt neben den optischen Schauwerten die angespannten Beziehungen der Charaktere untereinander in den Mittelpunkt. Erneut ist sehr überraschend, welche ungeahnten Schlechtigkeiten bis hin zu versuchten Vergewaltigungen in Cabot Cove nach und nach zum Vorschein kommen.

Montgomery Clift findet in seiner Spätachtziger-Reinkarnation in Gestalt von Hunt Block einen soliden Nachfolger; Jennifer Runyon als geständige Mörderin mit unruhigem Gewissen und Bonnie Bartlett in einer ruhigen Rolle als Haushälterin sind sogar mit noch mehr Ehrgeiz bei der Sache. Die Cabot-Cove-Regulars spielen diesmal dagegen nur am Rande eine Rolle, weshalb der Fall auch gut woanders in den USA spielen könnte. Besonders dankbar ist man dafür, dem gehässigen Friseursalon nicht von innen, sondern nur in einer Randbemerkung von Doc Hazlitt zu begegnen.

Trotz anfänglichen Geständnisses liegen nicht alle Dinge so klar, wie man vielleicht vermuten würde. Ein starker Krimi vermischt sich mit einer hochwertigen Inszenierung und gut aufgelegten Darstellern – das ergibt 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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13.04.2019 02:30
#148 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Eine große, alte Dame (The Grand Old Lady) [Buchstützen-Episode]

Episode 113 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Mark Lindsay Chapman, Dane Clark, June Havoc, John Karlen, Gary Kroeger, Joan McMurtrey, Aubrey Morris, Henry Polic II, James Stephens, Gordon Thomson, Robert Vaughn, Paxton Whitehead u.a. Erstsendung (USA): 8. Oktober 1989.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Eine große, alte Dame
Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg scheint sich das Leben für gutbetuchte Reisende auf dem Ozeandampfer Queen Mary bereits wieder normalisiert zu haben. Aufgeschreckt werden die Passagiere kurz vor ihrer Ankunft in New York durch den Mord an einem Dänen, der sich als ehemaliger deutscher Gestapo-Offizier herausstellt. Im Besitz des Toten sollen sich gefälschte Dollar-Druckplatten befunden haben, mit denen das Dritte Reich gen Ende des Krieges die feindliche US-Wirtschaft schwächen wollte. Nun sind sie Millionen wert – und verschwunden. Zum Glück ist die neugierige Kriminalschriftstellerin Abigail Austin an Bord, um Licht ins Dunkel zu bringen ...


Die sechste Staffel ist noch nicht alt, da beginnt schon die Unsitte mit den Buchstützen-Episoden. Jessica umhegt in dieser lieber ihren Garten, als mit dem Publikum auf Mörderjagd zu gehen, sodass sie nur an Anfang und Ende als „Märchentante“ in Erscheinung tritt. Immerhin gab dies dem Team die Möglichkeit, auch Geschichten umzusetzen, die sich sonst für „Mord ist ihr Hobby“ nicht geeignet hätten – in diesem Fall zum Beispiel, weil die Handlung in den späten 1940er Jahren angesiedelt ist. Für diese stilsichere Alternative zu Fönfrisuren und Schulterpolstern der sonst üblichen Serienoptik ist man recht dankbar und auch der Schauplatz – das historische Schiff Queen Mary – hinterlässt ähnlich wie in David Suchets „Poirot“-Serie einen sehr positiven Eindruck.

Hinzu kommt eine wirklich vertrackte, vielseitige Geschichte, die so komplex ist wie selten sonst eine „Mord ist ihr Hobby“-Handlung. Man muss sehr genau aufpassen, um im Dickicht der Verhöre und verschiedenen Decks nicht den roten Faden zu verlieren; Peter S. Fischer bietet aber mehr als genug Anreize, aufmerksam am Ball zu bleiben, denn die Idee mit den Druckplatten ist schon ziemlich spannend. Dabei nutzte er für „Eine große, alte Dame“ nicht einmal seine scheinbar unendlich sprudelnde Fantasie, sondern einen seit 1975 auf Eis liegenden Drehbuchentwurf, der ursprünglich in der nach Staffel 1 eingestellten TV-Serie „Ellery Queen“ umgesetzt werden sollte.

Bei allen positiven Eindrücken merkt man dennoch, wie schwer es ist, Angela Lansbury zu ersetzen. Mit nicht weniger als fünf verschiedenen Detektiven setzte man in diesem Versuch auf Masse statt Klasse, wobei immerhin Gary Kroeger als Polizistensohn Christy McGinn einen pfiffigen Eindruck hinterlässt. Die als „große Dame“ angekündigte Kriminalschriftstellerin Abigail Austin hingegen wirkt in ihrer Darstellung durch June Havoc reichlich überzeichnet und affektiert. Eine nette Zangenposition zwischen Detektiv und Verdächtigem füllt zudem der immer gern gesehene Robert Vaughn aus, der auf seiner letzten Kreuzfahrt auf dem „Traumschiff des Todes“ (welch ein Zufall: ebenfalls im Jahr 1975) als Mörder mit Inspektor Columbo aneinandergeriet. Diese drei Ermittler präsentieren dann auch fein säuberlich nacheinander drei verschiedene Lösungen, sodass man sich auf die eine oder andere Überraschung gefasst machen darf.

Ein schöner, nostalgischer Krimi, aber keine echte „Mord ist ihr Hobby“-Episode. Zieht man einen Punkt für den Etikettenschwindel ab, so landet man bei immer noch löblichen 4 von 5 Punkten, die „Eine große, alte Dame“ durchaus verdient.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.04.2019 10:20
#149 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Eine glücklose Frau (The Error of Her Ways)

Episode 114 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Donald Ross. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Susan Blakely, Katherine Cannon, Paul Gleason, Elliott Gould, Marilyn Jones, Barbara Parkins, Marshall Thompson u.a. Erstsendung (USA): 15. Oktober 1989.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Eine glücklose Frau
Als Jessica die Frau des Investors Clark Randall des Mordes an ihrem Ehemann überführt, ahnt sie nicht, dass der Fall damit noch lange nicht zu Ende ist. Marian Randall wird auf Kaution freigelassen und begeht Selbstmord – so zumindest die ersten Annahmen, aufgrund derer Marians Schwester Jessica mit einer Klage droht. Schließlich stellt sich heraus, dass auch Marian ermordet wurde, was den Fall in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Plötzlich rücken Clarks windige Finanzen und seine Liebschaften in den Mittelpunkt des Interesses. Mit wem wollte er sich ins Ausland absetzen?


So einen Auftakt für eine „Mord ist ihr Hobby“-Folge gab es noch nie! Man springt gleich zu Beginn der Folge mitten in die Überführung einer Gattenmörderin, die von Jessica nicht etwa angezweifelt und als Ausgangspunkt eigener Ermittlungen betrachtet, sondern gestützt und maßgeblich bezeugt wird. Diese Variation dreht den üblichen Episodenverlauf völlig auf den Kopf und sorgt für einen recht zerfaserten Fall, bei dem man sich in manchen Belangen über Jessicas vorherige Blauäugigkeit wundert. Anstatt die Autorin jedoch in sich gehen und über ihren Fehler reflektieren zu lassen, nutzt das Drehbuch die Gelegenheit, um das nervtötende Gezeter der mutmaßlichen Täterin und ihrer Schwester ausgiebig ins Rampenlicht zu rücken. Sicher tut auch die Synchronisation in diesem Fall niemandem einen Gefallen; aber wie soll man den Selbstmord von Marian bedauern, wenn man eigentlich froh ist, dass sie von der Bildfläche abgetreten ist?

Der Rest der Folge verläuft in nüchternen Anthony-Shaw-Bahnen, bietet also wenige liebenswerte Raffinessen und wenig Tempo. Jessicas erneute Ermittlungen – diesmal in Clarks geschäftlichem Umfeld – erwecken kaum Interesse, da man den Toten und seine offenbar recht playboy-hafte Art durch die verkappte Erzählstruktur nie wirklich genau kennenlernt. Umso mehr steht von Anfang bis Ende der Jessica zur Seite gestellte, zunehmend kopflos agierende Lieutenant J.T. Hanna im Fokus. Elliott Gould wäre vielleicht als Hauptcharakter für eine eigene Serie in Ordnung gegangen, beißt sich aber mit Angela Lansbury, weil man sich des Gefühls nicht erwehren kann, dass sich hier zwei Stars um die vorteilhaftesten Einstellungen streiten.

Von den verdächtigen Gastrollen bleibt keine in nachhaltiger Erinnerung; wer Clark Randall ermordete, ist folglich von untergeordnetem Interesse, auch wenn man der Folge zugegebenermaßen eine interessante, wenn auch konstruierte Auflösung zugute halten muss. Um dort anzukommen, benötigt man aber deutlich mehr Geduld und festere Nervenstränge als in den allermeisten anderen „Mord ist ihr Hobby“-Episoden.

Experiment missglückt: Wirkt es zunächst wie ein kecker Geistesblitz, Jessica sich anfänglich einmal irren zu lassen, so entwickelt sich daraus eine zähe, unsympathische Folge mit wenig Esprit. Knappe 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.04.2019 08:50
#150 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Ein ungleiches Paar (Jack and Bill) [Buchstützen-Episode]

Episode 115 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Chuck Bowman. Drehbuch: Peter S. Fischer, Chuck Bowman. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Susan Anton, Max Baer jr., Warren Berlinger, Pat Harrington jr., Ken Howard, Rosanna Huffman, Ellen Travolta, Glynn Turman u.a. Erstsendung (USA): 29. Oktober 1989.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Ein ungleiches Paar
Ein befreundeter Agent überlässt Privatdetektiv Bill Boyle seinen Hund – ausgerechnet einen possierlichen Pudel. Wenige Stunden später ist der Agent tot. Bill versucht, den Grund für den Mord herauszufinden und erkennt dabei, dass der Pudel Jack ein perfekt ausgebildeter Polizeihund ist. Dieser wehrt mehrere Angriffe ab, denen sich Bill in den nächsten Tagen ausgesetzt sieht, denn offenbar war der Tote einer heißen Sache auf der Spur, die bis nach Puerto Rico reicht. Wonach suchen die Angreifer?


Ein an ihr vorbeilaufender Hund erinnert Jessica an die ungewöhnliche Geschichte von Jack und Bill, wobei es vom detektivischen Standpunkt her auf jeden Fall zu unterstützen ist, dass Hund Jack vor seinem menschlichen Pendant genannt wird. Der clevere Vierbeiner unterstützt den von Ken Howard mit plumpem Ex-Sportler-Charme gespielten Privatdetektiv bei einem Fall, der eigentlich eine Nummer zu groß für ihn wäre. Zwischen dem Pudel und dem Football-Schnüffler entwickelt sich ein nettes Zusammenspiel, das dafür sorgt, dass diese Buchstützen-Episode trotz recht oberflächlicher Agentenhandlung als kurzweilige Unterhaltung durchgeht. Hundefreunde werden sich an den gut eintrainierten Spezial-Kommandos erfreuen, derer sich Jack bedient, um den Fall zu lösen. Leute, die mit dem besten Freund des Menschen weniger anfangen können, werden sehen, wie der Pudel Bills Leben gehörig auf den Kopf stellt und ihm manchen Ärger, aber auch unerwarteten Erfolg einbringt.

Die Backstory mit dem Anschlag auf den puertoricanischen Präsidenten ist zugunsten ausgiebiger Hundespielzeit ausgedünnt worden wie Butterbrotpapier – in der Folge „Ein Hundeleben“ aus der ersten Staffel gelang es den Machern noch vergleichsweise besser, die tierischen Eigenheiten mit einem cleveren Plot zu verbinden. Hier fehlt wieder einmal der Whodunit; die Episode ist eher als Suche nach den Gründen für das Handeln der feindlichen Spione ausgelegt. Deren Anschläge sind allenfalls unbeholfen und wenig beeindruckend. Auch die Schauplätze, die sich weitgehend aus recht anonymen Büros und Apartments zusammensetzen, könnten markanter sein.

Regisseur Chuck Bowman zeichnete nur für zwei „Mord ist ihr Hobby“-Folgen verantwortlich und deckte darüber hinaus eine beachtlich große Palette von „Der unglaubliche Hulk“ bis „Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft“ ab. Ähnlich weit hergeholt wirkt auch das Konzept der Buchstützen-Episoden bei „Mord ist ihr Hobby“; da ist es kein Wunder, dass die Einschaltquoten im Rahmen der sechsten Staffel erstmals in der Seriengeschichte zu sinken begannen.

Ein Mann und „sein“ Hund: Als Duo profitieren der stämmige Ken Howard und der wohlfrisierte Pudel eher von ihrer gimmick-haften Unterschiedlichkeit als davon, auf einen nennenswerten Fall angesetzt zu sein. Für 45 Minuten kann man sich den krausköpfigen Kommissar-Rex-Verschnitt gut anschauen, als Pilotfilm zu einer möglichen Spin-off-Serie muss man hingegen das Urteil „ungeeignet“ fällen. 3,5 von 5 Punkten.

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