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Dieses Thema hat 153 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Gubanov ( gelöscht )
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22.06.2018 16:30
#121 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Staffel 5 (Teil 1)



Mord ist ihr Hobby: Geheimagenten unter sich (J.B. ... as in Jailbird)

Episode 89 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Maureen Arthur, Sam Behrens, Michael Callan, Len Cariou, Maxwell Caulfield, John Rhys Davies, Leslie Easterbrook, Michael Horton, Ron O’Neal, Debbie Zipp u.a. Erstsendung (USA): 23. Oktober 1988. Erstsendung (BRD): 4. Mai 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Geheimagenten unter sich
Auf dem Weg vom Flughafen verwickelt ihr alter Freund Michael Hagarty Jessica Fletcher in eine Gangstergeschichte aus der Agentenwelt: Um ein Haar hätte Hagarty einen bulgarischen Kontaktmann erschossen, wenn ihm nicht ein Attentäter zuvorgekommen wäre. Der Schütze, der schon andere Spione auf dem Gewissen hat, wird „Cobra“ genannt, doch niemand kennt seine Identität. Um Jessica als Augenzeugin der Tat zu schützen, lässt Hargarty sie verhaften. Auf dem Revier sieht sich die Autorin wiederholten Befragungen ausgesetzt, und nicht einmal ihr Neffe Grady will sie mehr wiedererkennen ...


Nicht ganz aus Zufall, sondern aufgrund ihrer langjährigen Freundschaft mit dem britischen Agenten Michael Hagarty schliddert Jessica in einen Fall hinein, in dem ihr ständig Hindernisse in den Weg gelegt werden. Sie weiß über lange Strecken der Folge nicht, dass ihr unfreiwilliger Gefängnisaufenthalt nur eine Ablenkung ist, um sie in Sicherheit zu bringen (zumal sich dieser Plan am Ende als nicht ganz wasserdicht herausstellt ...), und stirbt deshalb im übertragenen Sinn tausend Tode. Man konfisziert ihre Handtasche, sperrt sie zusammen mit einer Prostituierten ein, beschuldigt sie des Mordes und unterzieht sie ermüdenden Verhören, in denen man ihre Identität anzweifelt. Robert E. Swanson gelangen diese Sticheleien gegen die sonst unangefochtene Serienheldin sehr amüsant – man kann die Ausweglosigkeit der Situation, die mit einigen geschickten Cliffhangern untermauert wird, förmlich mit den Fingern greifen.

Da Jessica zwangsläufig zumindest in ihrem Aktionsradius eingeschränkt ist, kommt Hagarty und ihrem Neffen Grady ein größerer Teil der Ermittlungen zu, was Len Cariou und Michael Horton verantwortungsvoll und mit großem Eifer nutzen. Gerade Grady merkt man die Begeisterung, in einem Fall von internationaler Tragweite ermitteln zu dürfen, deutlich an – sein kindlicher Patriotismus geht sogar so weit, seine Tante im Gefängnis bloßzustellen und sich vor seiner Verlobten am Telefon in eine peinliche Situation zu manövrieren. Hagarty dagegen wirkt wie der Kenner im Hintergrund, der in Wahrheit alle Fäden zieht, obwohl er mit Lancaster (John Rhys Davies) einen noch ranghöheren Spion im Rücken stehen hat.

Die anfängliche Situation mit dem Bulgaren verwirrt den uneingeweihten Zuschauer, wenngleich die Bilder der Eröffnungsszene (vor allem wie sich Hagarty im halbdunklen Hausflur an die Tür des Mordopfers in spe anschleicht) sehr stimmungsvoll wirken. Auch gibt es Probleme mit der Auflösung, da die Täteridentität für ein so elaborates Agentenrätsel etwas willkürlich und auf 45-Minuten-Format getrimmt wirkt. Immerhin hält die Art und Weise der Bezahlung des Bulgaren eine kleine Überraschung bereit, durch deren Aufdeckung sich Jessica erneut als eine besondere Expertin ihres Faches ausweist. Natürlich wird sie am Ende auch gebührend entlastet und unter Entschuldigungen aus dem Polizeirevier entlassen – dem nächsten Fall steht also nichts im Wege ...

Wildes Spionagemärchen, dessen starker Punkt die von Anfang an stringente Involvierung Jessicas mit einem Seitenplot im Polizeigefängnis ist. Was Angela Lansbury dabei half, ihre Szenen aufs Studioset zu beschränken und nicht vom allerersten Staffeldrehtag an anwesend sein zu müssen, schlägt sich beim Zuschauer in amüsanten und echte Bedrängnis vermittelnden Szenen nieder. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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23.06.2018 01:30
#122 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Die blutrote Nelke (A Little Night Work)

Episode 90 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie John Dye, Jamie Farr, Leann Hunley, Conrad Janis, Rick Jason, Keith Michell, Joe Santos u.a. Erstsendung (USA): 30. Oktober 1988. Erstsendung (BRD): 5. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Die rote Nelke
Bei einem Empfang im New Yorker Dorsett Arms Hotel lernt Jessica nicht nur ihren potenziellen neuen Verleger Theo Wexler, sondern auch dessen Berufskollegen Axel Weingard kennen, dessen Frau sich mit einem sündhaft wertvollen Collier schmückt. Am Ende der Nacht ist die Frau betrunken, das Schmuckstück gestohlen und der Gatte tot. Für Jessica gibt es also genug zu untersuchen ... zumal der berüchtigte Versicherungsbetrüger Dennis Stanton in etwa zur Tatzeit über ihren Balkon aus dem Zimmer der Weingards flüchtete! Lässt sich Jessica vom Charme des Fassadenkletterers einwickeln?


Auch wenn „Die blutrote Nelke“ aus der Feder von Peter S. Fischer stammt, erzählt die Folge doch nicht die einfallsreichste Handlung. Jessica auf einer eleganten Party im Business-Milieu zu sehen, ist keine besonders neue Erfindung, sodass Regisseur Walter Grauman darauf verfiel, die Gespräche zwischen den Beteiligten knapp zu halten und die Hauptdarstellerin lieber beim Walzertanz mit dem Nummer-eins-Verdächtigen zu zeigen. Leider bleiben dadurch die meisten Gastcharaktere und Verdächtigen einigermaßen blass – lediglich der zwielichtige Dennis Stanton (Keith Michell) setzt einen prägnanten und einprägsamen Akzent. Bei Universal bzw. beim Sender CBS schien man ihn ebenfalls zu mögen, denn in den Buchstützen-Episoden der Ausstrahlungsjahre 1989-91 nahm er den Part in Folge mehrfach wieder auf und stand damit dann jeweils im Mittelpunkt der Episoden.

Jessicas Hotelzimmerbalkon wird durch Stantons Kletterkünste zum Durchgangsort degradiert; der Charme des Tunichtguts zeigt jedoch eindeutig (kurzfristige) Wirkung auf die alleinstehende Autorin. Diese ermittelt dennoch vorbehaltsfrei und mit einer gesunden Mischung aus Logik und weiblichem Instinkt, sodass sie die Irrwege der Polizei (z.B. was die Verhaftung des harmlos verrückten Hotelkellners angeht) schnell korrigieren kann. Leider zählt auch Joe Santos als Lieutenant Alfano nicht zu den stärkeren Cops an Jessicas Seite.

Für das elegante Dorsett Arms Hotel in New York stand das Biltmore Hotel in Los Angeles als Drehort zur Verfügung. Die festliche Stimmung sowie die Gewissheit, dass das Collier von Mrs. Weingard nicht mehr lang am Hals seiner Besitzerin verbleiben wird, sorgen vor allem in der ersten Hälfte der Folge für Abwechslungsreichtum, der vom pfiffigen Auftritt der Versicherungsdetektivin Shannon McBride (Leann Hunley) unterstützt wird. Auch setzt Grauman Rückblenden auf sehr natürliche Weise ein. Dennoch läuft die Story für Fischer-Verhältnisse vor allem in ihren späteren Abschnitten nicht immer ganz flüssig ab und wird von Michells Omnipräsenz sowie einer eher willkürlichen Auflösung nicht unbedingt gestärkt.

Dass Jessica Fletcher sich blind auf elegantem Hotelparkett zurechtfindet, ist keine Überraschung. So gerät „Die blutrote Nelke“ trotz Edel-Umgebung ein wenig zu höhepunktslos, zumal sich die Folge zu großen Teilen auf die Einführung eines neuen wiederkehrenden Charakters fokussiert. Umso bemerkenswerter ist das simple, aber effektive Jonglieren mit den Zeitebenen der Geschichte. Noch 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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23.06.2018 12:30
#123 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der neue Sheriff (Mr. Penroy’s Vacation)

Episode 91 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Norman Alden, Candice Azzara, Don Calfa, Tim Choate, Henry Jones, Joan Leslie, Ron Masak, Richard Paul, William Windom, Teresa Wright u.a. Erstsendung (USA): 6. November 1988. Erstsendung (BRD): 3. August 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der neue Sheriff
Sind die harmlos wirkenden Schwestern Helen und Lilian Appletree in Wahrheit gefährliche Mörderinnen? Jedenfalls schleifen sie nächtens den Leichnam ihres Mieters Mr. Penroy in den Garten und begraben ihn in einem Petunienbeet. Und nach der Gartenparty, zu der sie vor ganz Cabot Cove dreist behaupten, Mr. Penroy sei zu einem kranken Freund in den amerikanischen Westen gefahren, folgt sogar noch ein zweiter Toter dem Weg unter die Appletree’sche Erde. Als die Leichen gefunden werden, fällt der Verdacht des neuen Sheriffs natürlich zuerst auf die alten Schwestern, doch Jessica hakt weiter nach. Sie findet heraus, dass Mr. Penroy keineswegs nur ein unschuldiger Pensionär war ...


Man ist geneigt, Cabot Cove als ein kleines Nest fernab jeglicher Veränderung und Weiterentwicklung abzutun. Dass die Vorgänge in Jessicas Heimatort in Maine aber Erinnerungen an die 1940er Jahre hervorrufen, fällt doch noch einmal besonders auf: Die beiden betulichen alten Witwen Appletree erinnern jedenfalls frappierend an Frank Capras Altdamenkomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ (1944), wenn sie ihr Wohnzimmer von Leichen befreien, den Toten unter Blumenerde und selbstbestickter Tischdecke verscharren oder im Kamin die Mistgabel zu verbrennen, mit der der zweite Mann ermordet wurde. Bei den Appletrees ist es immerhin keine um sich greifende Geisteskrankheit, die die Frauen umtreibt, sondern lediglich Geldsorgen, und Robert E. Swanson bediente sich auch einiger raffinierter Tricks, um dem Zuschauer am Ende doch eine andere, für die Appletrees gänzlich entlastende Lösung zu präsentieren. Dennoch zeugt auch die Besetzung der Schwestern von Anklängen an alte Thriller-Tage, denn Helen und Lilian Appletree werden beide von Hitchcock-Starlets aus den Vierzigern verkörpert: Teresa Wright („Im Schatten des Zweifels“, 1943) und Joan Leslie (Mädchenname Joan Brodel, „Der Auslandskorrespondent“, 1941). Die beiden treffen eine ausgewogene Mischung aus typischem Kaffeekränzchen-Humor und verschlagener red herring-Funktion.

Der deutsche Episodentitel weist auf eine weitere Besonderheit der Episode hin. Zum ersten Mal ist hier Ron Masak als Sheriff Mort Metzger zu sehen, der Sheriff Amos Tupper (Tom Bosley) ab Staffel 5 ablöste. Bosley hatte sich mit Folge #84, „Die dramatische Erbschaft“, aus „Mord ist ihr Hobby“ verabschiedet, um mit der neuen Serie „Ein gesegnetes Team“ („Father Dowling Mysteries“, 1989-91) durchzustarten. Während Bosley stets den Eindruck eines gemütlichen und naiven Landeis erweckte, bringt Metzger mehr Tatkraft und Entschlossenheit mit, kommt er doch geradewegs aus dem bandenkrieg-geplagten New York ins (ebenfalls nur oberflächlich) beschauliche Cabot Cove. Er nimmt den ihm allseits gegebenen Rat, sich hilfesuchend an Jessica zu wenden, jedoch dankbar an und bekommt als erste Lektion mit auf den Weg, sich empfindlichen Provinzseelen gegenüber tunlichst freundlich und zuvorkommend zu verhalten.

Trotz der Einführung des neuen Charakters kommt der Kriminalfall keineswegs zu kurz: Der Plot erweist sich als komplex und wendungsreich und wartet am Ende vielleicht sogar mit einer Überraschung zuviel auf. Jedenfalls wirkt er ganz eindeutig konstruiert, wenngleich es gerade diese kriminalroman-artige Überstrapazierung von Wahrscheinlichkeiten ist, die der Serie „Mord ist ihr Hobby“ ihre Einzigartigkeit verleiht. Wer fragt schon nach Logik, wenn es um bankräubermordende Grannies geht?

Höchst vergnügliche Klassiker-Hommage, die es schafft, absolut skurrile Ereignisse und Persönlichkeiten glaubhaft zu machen. Jessica Fletcher behält aufgrund von Menschenkenntnis und Höflichkeit stets die Oberhand, aber auch Sergeant Metzger hinterlässt einen patenten ersten Eindruck. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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24.06.2018 11:00
#124 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Drei Morde zuviel (Snow White, Blood Red)

Episode 92 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Ronnie Claire Edwards, Eric Allan Kramer, John Laughlin, Barry Newman, Tony O’Dell, Cyril O’Reilly, Jamie Rose, Emma Samms, Bo Svenson, George Wyner u.a. Erstsendung (USA): 13. November 1988. Erstsendung (BRD): 8. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Drei Morde zuviel
Eigentlich wollte Jessica ihrem Neffen Grady ein erfrischendes Ski-Wochenende schenken, doch der Glückspilz kann nicht aus New York anreisen. Das ist für ihn vor allem deshalb erfreulich, weil die Skihütte, die von Mike und Anne Lowery betrieben wird, in einem Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten und mehrere Profi-Skifahrer von einem Killer mit einer Armbrust ermordet werden. In der Zwangslage bitten die Lowerys Jessica, Ermittlungen anzustellen. Die Autorin, die in diesem Zuge auf Affären und andere Streitigkeiten stößt, riskiert dabei auch ihr eigenes Leben ...


Eigentlich enthält Peter S. Fischers Drehbuch zahlreiche reizvolle Momente. Das isolierte Mordsetting ist seit Agatha Christies „Zehn kleinen Negerlein“ eigentlich immer ein Pluspunkt und auch von der verschneiten Bergwelt Colorados sowie der Verwendung einer Armbrust als Mordwaffe verspricht man sich gute Unterhaltung. Leider gerät die Umsetzung jedoch etwas schwachbrüstig, da man verhältnismäßig wenige Außenaufnahmen sieht, der Schneesturm offensichtlich künstlich ist und die Innendrehs in Berghütte und Co. eher nüchtern ausfallen. Von „normalen“ Schauplätzen unterscheidet sie eigentlich nur, dass die Herren in wild karierten Pullovern auftreten – und natürlich dass man Jessica in der Auftaktszene tatsächlich auf der Abfahrtpiste skifahren sieht.

Der Kader des Skiteams ist zwar hoffnungslos zerstritten, die einzelnen Fahrer können sich jedoch nur wenig profilieren, da sie einander entweder durch den glattgebügelten Late-Eighties-Look verblüffend ähnlich sehen oder als belanglose Machos gezeichnet werden. Das erste Mordopfer (immerhin schön skandinavisch Gunnar Tilstrom benannt) ist durch seinen Eigensinn und seine andauernden Liebschaften zwar ein prädestiniertes Ziel für den Armbrustschützen, tut sich aber sonst nicht gerade als bestechender Charakter hervor. Auch der zweite Schwede der Story, der Trainer Karl Anderson, präsentiert sich hitzköpfisch und in der deutschen Sprachfassung mit einer etwas fremdschämigen Dialekt-Synchronisation. Beide erleben das Ende der Folge nicht; der deutsche Titel mit seinen „drei Morden“ verspricht nicht zuviel, wobei vor allem der mittlere der drei Leichenfunde mit erstaunlicher Schonungslosigkeit überrascht.

Was der Episode fehlt, ist der eingangs angekündigte Auftritt von Grady Fletcher, der der Folge sicher etwas mehr anheimelnde Stimmung verliehen hätte. So muss Angela Lansbury sich gewissermaßen allein durch den Schneesturm kämpfen und auch wenn sie sich auf dem Bildschirm so präsent wie eh und je zeigt, so deutete sie im Herbst 1988 doch an, die Serie nach der fünften Staffel vielleicht nicht verlängern zu wollen, um mehr Zeit für andere Projekte zu haben.

Gut ausgedacht, Ausführung eher schwach: Jessica Fletcher auf der Berghütte mit einem rücksichtslosen Killer – daraus hätte man mehr als einen 3-von-5-Punkte-Fall machen können. Interessantere Verdächtige und eine wertigere Umsetzung wären der Schlüssel zu einem überzeugenderen Rätsel gewesen.

Gubanov ( gelöscht )
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24.06.2018 18:00
#125 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Nicht vergeben, nicht vergessen (Coal Miner’s Slaughter)

Episode 93 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Chris Manheim. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Hoyt Axton, Barbara Bain, Chuck Connors, Cliff DeYoung, Marilyn Jones, William R. Moses, Megan Mullally, Denver Pyle, Jared Rushton u.a. Erstsendung (USA): 20. November 1988. Erstsendung (BRD): 10. August 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Nicht vergeben, nicht vergessen
In einer Kleinstadt in West Virginia sind die Fronten verhärtet: Die Kohlenmine von Tyler Morgan ist der größte Arbeitgeber des Ortes, aber Morgans egoistisches Verhalten spaltet die Anwohner. Man munkelt, dass eine Explosion, bei der vor mehreren Jahren einige Arbeiter starben, von Morgan wissentlich herbeigeführt worden war. Die Tochter eines der Opfer geht mit Morgan auf Konfrontationskurs und wird deshalb verhaftet. Jessica soll ihr aus der Patsche helfen und stolpert dabei geradewegs in einen Mordfall: Jemand hat den Minenbesitzer erschossen! Ist die Tat ein Racheakt?


Als die mondäne Jessica Fletcher vom Sheriff des Bergstädtchens für eine Stadtpflanze gehalten wird, entgegnet ihm die schlagfertige Ermittlerin: „Ich bin an eine Kleinstadt gewöhnt.“ Wo aber in Cabot Cove eitel Sonnenschein quer durch die rechtschaffene Bevölkerung herrscht, zeigt sich Tyler Morgans Heimatstadt als unfreundliches, tief zerrissenes Nest, dessen Bewohner sich lieber mit dem Gewehr als mit Worten verteidigen und das seit Jahren beschwerend auf der Gemeinde liegende Geheimnis vom Tod der Minenarbeiter stur hinnehmen. Die feindselige Stimmung, die sich daraus ergibt, wird in den Szenen vor und während des Mordes von einem heftigen Gewitter unterstrichen und auch die Schicksale der Stadtbevölkerung sind nicht weniger stürmisch. Viele Charaktere scheinen völlig auf sich allein gestellt zu sein; gerade die Familie Morgan ist völlig zerrüttet, weil sich Vater und Sohn krankhaft geltungsbedürftig verhalten und ihren Einfluss auch außerhalb des eigenen Hauses ungeniert z.B. auf Belegschaft oder Polizei ausüben.

Chris Manheim verfasste ebenso wie bei seinen beiden Arbeiten für die vierte Staffel (#70, „Spur in die Vergangenheit“, und #80, „Der Fluch der indischen Göttin“) ein absolut starkes Manuskript, das alle Insignien der Lansbury-Serie berücksichtigt. Jessicas liebenswerte Freundin, die unter Mordverdacht gerät, die in fremder Umgebung herumschnüffelnde Autorin, ihre schwierige Beziehung zum örtlichen Sheriff sowie die Eigenheiten der einzelnen Figuren kommen deutlich zur Geltung und lassen „Nicht vergeben, nicht vergessen“ gewissermaßen wie eine Blaupause wirken.

Bemerkbar macht sich Jessicas Vielseitigkeit auch im Umgang mit den sehr unterschiedlichen Beteiligten: Einerseits löst sie mit Bestimmtheit und sachlichen Argumenten zwei aufgebrachte Männermeuten vor dem örtlichen Polizeirevier auf und empfiehlt sich damit als Dompteuse in handfesten Situationen. Auch als die Waffe des arroganten Morgan-Sprösslings auf die gerichtet wird, behält sie einen kühlen Kopf. Andererseits demonstriert sie Einfühlungsvermögen in den Szenen mit den leidgeprüften Frauen, die sich unvorsichtigerweise an den Toten banden und diese Entscheidung im Nachhinein bereuen. Hier zeigt sie sich bei Tee und Kaffee in Plauderstimmung, entlockt den Zeuginnen wichtige Aussagen und hält bei Bedarf Trost spendende Worte bereit.

Der Tod des unbarmherzigen Unternehmers kommt alles andere als überraschend, aber sowohl die Umsetzung (am Kamin in der abgelegenen Hütte) als auch die sich anschließenden Ermittlungen überzeugen durch stimmungs- und rätselvolles Ambiente, das sich ernster nimmt als viele andere „Mord ist ihr Hobby“-Folgen. Ein exzellenter Krimi mit viel US-Flair. 5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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25.06.2018 00:00
#126 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Tod einer Legende (Wearing of the Green)

Episode 94 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Lucie Arnaz, Barbara Bosson, Michael Constantine, Erin Gray, Patty McCormack, John McMartin, David Naughton, Jean Peters, David Sheiner u.a. Erstsendung (USA): 27. November 1988. Erstsendung (BRD): 11. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Tod einer Legende
Um Recherchen für ihr neues Buch anzustellen, schlägt Jessica ihre Zelte bei einem New Yorker Edeljuwelier auf. Dessen gegenwärtig größte Attraktion im Schaufenster ist die Tiara einer irischen Königsdynastie. In einer fatalen Nacht wird die Tiara gestohlen und ein Mitarbeiter ermordet. Jessica, die von den Damen vom Raubdezernat zunächst für eine der Hauptverdächtigen gehalten wird, bekommt die Information, dass sich die Tiara einst im Besitz der ehemaligen Schauspiellegende Siobhan O’Dea befand. Dort sucht sie nun wieder nach dem Schmuckstück und findet es auch – allerdings nur eine Imitation ...


Was auch immer der deutsche Sender mit dem Titel „Tod einer Legende“ ausdrücken wollte, hat mit dem eigentlichen Inhalt der Folge herzlich wenig zu tun. Über weite Strecken stehen das Juwelier-Business und die Tiara des Königshauses Tara („Die Tara-Tiara? Was für ein Name ist das?“) im Mittelpunkt. Dem Mord – keinesfalls begangen an einer wie auch immer gearteten Legende – kommt demgegenüber nur eine verhältnismäßig geringe Aufmerksamkeit zu, was sich auch darin äußert, dass sich ein offizieller Ermittler von der Mordkommission in der ganzen Folge nirgends blicken lässt. Stattdessen interagiert Jessica mit den Detectives Bess Stacey und Kathleen Chadwick, die als offenkundige Parodie auf das Seriendoppelgespann „Cagney & Lacey“ angelegt sind. Während Det. Stacey ständig überarbeitet und von privaten Problemen abgelenkt wirkt, verabschiedet sich Det. Chadwick sogar mehrfach aus dem Dienst, um anderweitigen Erledigungen nachzugehen. Sie bleibt daher verhältnismäßig blass, wohingegen Lucie Arnaz als Det. Stacey sich herrlich aufgedrehte Wortgefechte mit Angela Lansbury und anderen Akteuren liefert.

Das edle Milieu der Folge wurde gut getroffen. Seymour Robbie erweist sich erneut als guter Abwäger zwischen komödiantischen Elementen (Polizistinnen, Diamantenschneider-Witz) und Momenten hoher Anspannung (der nächtliche Tresorbesuch mit den utopischen Sicherungsmaßnahmen, die Szenen in Siobhan O’Deas Apartment). So gibt es immer wieder Spannungshöhepunkte, die das Interesse an der Story trotz des großen Humoranteils hochhalten. Gerade die Auftritte des Altstars Jean Peters („Niagara“) in ihrer letzten Rolle überhaupt als eremitisch lebende Schauspielikone mit bereits fortgeschrittener geistiger Umnebelung sind hervorragend gelungen und stellen wieder einmal unter Beweis, dass „Mord ist ihr Hobby“ auch die düstersten Töne gut beherrscht. Siobhan O’Dea verwelkt ohne die Tiara, die als Sinnbild für ihre alte Karriere steht, wie eine Pflanze in der Wüste. Die verschiedenen kunstvollen Wendungen, die sich Peter S. Fischer um das wertvolle Krönchen erlaubte, erfüllen diesbezüglich auch gehobene Ansprüche.

Der Glitzer alter Tage schwingt in „Tod einer Legende“ immer mit und wird geschickt mit Anlehnungen an eine Erfolgsserie der 1980er Jahre kombiniert. Ähnlich wie beim „Magnum“-Crossover hätte man sich sogar eine Kombination mit dem Original vorstellen können. Aber auch so überzeugen die gut aufgelegten Gaststars, das erlesene Ambiente und der wie üblich geschickt verknotete Tathergang. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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25.06.2018 19:15
#127 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Der letzte Flug der Dixie Damsel (The Last Flight of the Dixie Damsel)

Episode 95 der TV-Kriminalserie, USA 1988. Regie: Vincent McEveety. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Michael Ansara, Jane Greer, Clifton James, Martin Milner, Dale Robertson, Richard Roundtree, Robin Strasser, Efrem Zimbalist jr. u.a. Erstsendung (USA): 18. Dezember 1988. Erstsendung (BRD): 25. Mai 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der letzte Flug der Dixie Damsel
Jessica folgt dem Hinweis von Bonnie Phelps und fliegt zu einer Militärbasis nach Kalifornien. Dorthin wird das jahrzehntelang verschollene Absturzflugzeug Dixie Damsel gebracht, auf dem Bonnies Ehemann Clint und Jessicas verstorbener Ehemann Frank in den frühen 1950er Jahren Dienst leisteten. Auch zwei weitere Besatzungsmitglieder werden zur Airbase gebeten. Der Grund dafür ist schauerlich: Im Bauch des Flugzeugs fand man den gut konservierten Leichnam des fünften Bordsoldaten ... mit einer Kugel in der Brust! Nachdem die übrigen Crewmitglieder einen Lügendetektortest bestanden haben, fällt der Mordverdacht unwillkürlich auf Frank Fletcher. Jessica ist empört und macht sich auf die Suche nach einem anderen Schuldigen. War in der Nacht des Absturzes womöglich ein sechster Mann an Bord?


Mit einem alten Newsreel-Ausschnitt von der Dixie Damsel beginnt eine Folge, die wegen der Erinnerung an alte Zeiten und der Involvierung des verstorbenen Frank Fletcher eine besonders persönliche für die Serienheldin und den Zuschauer ist. Dies gibt Angela Lansbury die Gelegenheit einen überdurchschnittlich betroffenen Auftritt zu absolvieren, der mehr als ihre übliche Freundlichkeit zeigt und von unbedingter Loyalität der Witwe Fletcher zu ihrem Gatten geprägt ist. Dabei wird die mögliche Involvierung des Toten erst nach und nach ersichtlich; die Folge beginnt auf sehr mysteriöse Weise, weil niemand genau weiß, weshalb die Militärbasis überhaupt Ermittlungen anstellt. Jessica wird zudem wie das fünfte Rad am Wagen behandelt, weil sie selbst keine Militärangehörige ist und ihr damit der Zugang zu den Untersuchungen von Anfang an verwehrt bleiben soll. Nur durch ihre alten Freunde (den schneidigen Dale Robertson, die nunmehr sehr einnehmende Jane Greer und den gutmütigen Martin Milner) erhält sie überhaupt Kenntnis von der Ausgangslage im Fall Dixie Damsel.

Dies und der Umstand, dass das zu klärende Verbrechen im Jahr 1952 stattfand, erfordern einen besonders hohen Dialoganteil, weil die Einzelheiten des Falles erzählt werden müssen, anstatt sie wie üblich zu zeigen. In dieser Situation, in der auch fast die gesamte Folge in den Untersuchungsräumen des Militärs spielt, kann sich die „Mord ist ihr Hobby“-Folge auf Peter S. Fischers exzellente szenische Effektivität und sein sprachliches Talent verlassen. Die Grundzüge werden in wenigen Minuten begreiflich gemacht, sodass der Hauptteil dafür reserviert ist, die aktuellen Ermittlungen, die von einem unfreundlichen Major Cooper (sehr gut: Richard Roundtree) geleitet werden, in dichten, den Strudel des Geschehens weiter beschleunigenden Szenen zu inszenieren. Die Episode baut dabei einen enorm hohen Spannungsbogen auf, weil das für Jessica Verbotene stets ihre einzige Handlungsmöglichkeit ist, so viel wie selten sonst auf dem Spiel steht und sie sie dennoch in ungewohntem Ausmaß in der Abhängigkeit anderer Fürsprecher steht. Zudem gibt es mit dem Lügendetektortest, dem Anschlag vor dem italienischen Lokal und dem eng gesteckten Zeitfenster, das Jessica für die Rettung ihres Familienrufs zur Verfügung steht, weitere druckvolle Momente.

Die Auflösung gerät zwar nur mittelmäßig überraschend, was allerdings den Vorteil hat, dass sich Otto Normalzuschauer in „Der letzte Flug der Dixie Damsel“ tatsächlich mit Jessica messen und seine Schlussfolgerungen vielleicht sogar schon ein bisschen eher als die Autorin treffen kann. Da der Fall entsprechend den eigenen Erwartungen sauber aufgewickelt wird, gibt es dafür aber auch keine Abstriche an einem von Anfang bis Ende fesselnden Ausflug.

Vom übereifrigen und eiskalt agierenden Major Cooper wird Jessica bedenklich in die Enge getrieben und reagiert mit ungewöhnlicher emotionaler Stärke. Dies zeigt, wie nah ihr die Beschuldigung ihres Ehemannes als mutmaßlichem Mörder geht. In einem derart stark motivierten Fall, verfolgt man jede Wendung mit größter Anspannung und es lohnt sich, die vollen 5 von 5 Punkten zu vergeben.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

25.06.2018 19:23
#128 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #127
(sehr gut: Richard Roundtree)


Leider wurde es nach den drei "Shaft"-Streifen samt kurzlebiger TV-Serie recht ruhig um Roundtree, aber der ein oder andere gelungene Gastauftritt in Filmen und Serien ("Der Prinz von Bel-Air", "Shaft"-Remake oder scheinbar auch hier) war doch noch dabei.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.06.2018 21:30
#129 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Stimmt, Roundtrees Filmografie ist zwar sehr umfangreich, weist aber hauptsächlich Einzelauftritte in Fernsehserien auf. Gerade für solcherlei Wiedersehen mit bekannten Gesichtern sind Programme wie „Mord ist ihr Hobby“ natürlich Gold wert, weil sie einen so hohen Durchsatz an Gastdarstellern hatten.



Mord ist ihr Hobby: Eine tödliche Prophezeiung (Prediction: Murder)

Episode 96 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Richard Stanley, Ralph Meyering jr. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Melodie Anderson, David Birney, Michael Parks, Lisa Pelikan, Geoffrey Scott, Dale Robertson, Michael Spound u.a. Erstsendung (USA): 1. Januar 1989. Erstsendung (BRD): 1. Juni 1992.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Eine tödliche Prophezeiung
Jessica besucht Lee Goddard, den ehemaligen Kameraden ihres Mannes Frank, auf dessen Ranch in Arizona. Goddard ist besorgt über seinen Sohn Del und seine Schwiegertochter Jill, die nur Faulheit und übersinnliche Flausen im Kopf zu haben scheinen. Auf einer Party, zu der ein Hellseher eingeladen ist, kommt es zu einem beängstigenden Zwischenfall: Jill wird ein baldiger Tod vorausgesagt. Die Familie ist erschüttert, doch tatsächlich kommt es anders. Jill wird zunächst entführt. Die Kidnapper fordern eine Million Dollar. Nach der Bezahlung lassen sie Jill frei und nun stirbt sie tatsächlich ...


Dass die Autoren die Gelegenheit nutzten, einem der alten Freunde von Jessica und Frank in einer weiteren Episode etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, ist sehr zu begrüßen und vermittelt zwischen all den sehr verschiedenartigen und abwechslungsreichen Fällen ein angenehmes Gefühl von Kontinuität. Kurioserweise traf die Doppelverpflichtung ausgerechnet den von Dale Robertson gespielten Lee Goddard. Wer aufmerksam die Vorspänne von „Der letzte Flug der Dixie Damsel“ und „Eine tödliche Prophezeiung“ verfolgt, wird feststellen, dass Robertson in keinem der beiden gelistet ist, obwohl er in beiden Episoden wichtige, fast tragende Auftritte hat. Dies liegt wohl an der Eigensinnigkeit des Schauspielers, der mit der gängigen Praxis der Serie, ihre Gastdarsteller alphabetisch und nicht nach Wichtigkeit oder Prominenz zu ordnen, ein Problem hatte. Angeblich soll er gesagt haben: Wenn ich alphabetisch gelistet werde, verzichte ich am besten gleich auf eine Namensnennung.

So ist es vielleicht nicht schlecht, dass Jessica Lees wiederholte Heiratsanträge ablehnt und folglich als elegante, ungebundene Witwe statt als Südwest-Rancher-Gattin weiter in Seriendiensten stehen kann. Neben all der Menschelei entwickelt sich ein spannender, aber von etwas übertriebenem Hokuspokus dominierter Fall, der sich um eine unheimliche Hellseher-Sitzung und deren lange Schatten dreht. Erneut gelingt es dem mitdenkenden Zuschauer leicht, die Täter zumindest zu großen Teilen selbst zu überführen. Überraschungen hält das Script dennoch bereit, zumal es mit einer interessanten Szene am Flughafen endet, die ein wenig an das Mordkonstrukt im ersten „Columbo“-Krimi erinnert. Wer einen Blick auf die Originaltitel wirft, erkennt ebenfalls verblüffende Ähnlichkeiten zwischen „Prescription: Murder“ (1968) und „Prediction: Murder“ (1989).

Während Lisa Pelikan als potenzielles Mordopfer etwas zu aufdringlich agiert, wissen Michael Spound als ihr nichtstuerischer Ehemann und David Birney als schurkischer Hellseher Franchesco durchaus zu überzeugen. In Anbetracht allzu dick aufgetragener übersinnlicher Begabungen gibt sich Jessica skeptisch und schlägt herausfordernde Töne gegen den Halunken an. Am Ende behält sie natürlich mit ihrer weltlichen Erklärung für die Ereignisse in jeder Beziehung Recht.

Gibt es ein unausweichliches Schicksal, das man im Rahmen einer Party vorhersagen kann? Wir dürfen daran zweifeln und einem ordentlich konstruierten Krimi mit etwas zu überzeichneten Figuren folgen. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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26.06.2018 23:45
#130 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Hochzeit mit Hindernissen (Something Borrowed, Someone Blue)

Episode 97 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Philip Gerson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Patricia Barry, Ray Buktenica, Conchata Ferrell, Michael Horton, Rick Hurst, Bill Macy, Howard Morris, Betsy Palmer, Eugene Roche, Gale Storm, Debbie Zipp u.a. Erstsendung (USA): 8. Januar 1989. Erstsendung (BRD): 13. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Hochzeit mit Hindernissen
Grady will endlich heiraten. Seine Auserwählte Donna gehört jedoch einer äußerst stürmischen Familie an, sodass die letzten Hochzeitsvorbereitungen sowie der Tag der Trauung keineswegs glatt und komplikationslos verlaufen. Der Brautvater ignoriert Grady und zwischen den weiblichen Verwandten bricht ein eitler Konkurrenzkampf aus. Die alle anfeindende Köchin verschwindet zu allem Überfluss spurlos, nur um während der Feier ermordet im Gebüsch wieder aufzutauchen. Jessica muss die Wogen schnell glätten, damit die Verliebten trotz des grausigen Zwischenfalls doch noch zu einem Happy End kommen ...


Dem gutmütigen, immer wieder von Pech verfolgten Grady Fletcher gönnt man den lange angestrebten Übergang vom Lebemann- ins Spießerleben von Herzen, doch gerade dieser Umstand macht es umso schwerer, sich mit dem gezeigten Arrangement zwischen ihm und Donna Mayberry anzufreunden. Schon in Episode #85 kündigte sich an, dass Debbie Zipp trotz Ehe im echten Leben filmisch an der Seite von Michael Horton wenig zu überzeugen weiß; in dieser Folge bestätigt sich die böse Vorahnung dann in voller Breite. Die beiden Jungdarsteller wirken fahrig und unsicher, alles andere als begeistert, sie hören einander kaum zu und machen ganz sicher nicht den Anschein eines über beide Ohren verliebten Paars. Stattdessen setzte Regisseur John Moxey auf die große Geste, was im Klartext einfach heißt, dass es keine einzige Szene im Hause Mayberry ohne lautes Geschrei und ausgleitende Gesichtsgrimassen gibt. Davor ist gerade auch Debbie Zipp nicht gefeit: Sie chargiert und künstelt so übereifrig, dass man Grady mit einem Megafon davor warnen möchte, in sein Unheil zu rennen. Zumal er offensichtlich eine Familie mitheiratet, deren Umgang miteinander eher einem Zirkus als einem geordneten Sozialleben entspricht. Alle Figuren in „Hochzeit mit Hindernissen“ wirken wie schlechte Parodien; sie benehmen sich in den allermeisten Fällen lächerlich kindisch.

Unter den gegebenen Umständen fällt es schwer, überhaupt einen substanziellen Fall auszumachen. Die Vorbereitungen für das große Fest sowie dessen Durchführung nehmen weit mehr Raum ein als die Ausübung und Aufklärung des Verbrechens, das nur ganz beiläufig geschieht und ebenso wie das Opfer und die Verdächtigen nicht wirklich ernstzunehmen ist. Das ist schade, weil immerhin die Mordwaffe recht interessant wirkt – dass die missliebige Köchin mit einem messerscharfen Fleischthermometer aus dem Weg geschafft wird, mutet einigermaßen stimmig an. Weniger akzeptabel wird es dann aber schon wieder, wenn ihre Leiche wie in einer schlechten Bezugnahme auf Alfred Hitchcocks „Immer Ärger mit Harry“ auf einem Sackkarren durch das Hochzeitsanwesen gefahren wird. Dessen Besitzer in Gestalt von Eugene Roche und Gale Storm hinterlassen einen besonders üblen Eindruck, sodass es wohl besser gewesen wäre, Storm hätte auf diesen ihren allerletzten Schauspielauftritt gänzlich verzichtet. So bleibt als Silberstreif am Horizont dieser Folge lediglich das Fazit, dass man Gradys deftig missratenen Schwiegereltern in keiner weiteren Episode und auch Donna Mayberry-Fletcher selbst nur mehr in einer einzigen mehr über den Weg laufen wird.

Wie schrieb Philip Gerson im Alleingang einen beliebten wiederkehrenden Seriendarsteller kaputt? Er gab ihm einfach eine schreckliche Ehefrau. Schade ist es sowohl um Grady als auch um die 45 Minuten, die sich der Zuschauer für einen kaum vorhandenen Fall mit einer nervigen und überkandidelten Hochzeit um die Ohren schlagen muss. 2 von 5 Punkten für die fraglos bisher schwächste Folge der Serie.

Gubanov ( gelöscht )
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28.06.2018 22:45
#131 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Die Karrierefrau (Weave a Tangled Web)

Episode 98 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Seymour Robbie. Drehbuch: Robert E. Swanson. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Pamela Bellwood, George Chakiris, Mel Ferrer, Charles Haid, Gloria Loring, Ron Masak, James Sutorius, William Windom u.a. Erstsendung (USA): 15. Januar 1989. Erstsendung (BRD): 12. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Die Karrierefrau
Es gefällt den meisten konservativen Einwohnern von Cabot Cove gar nicht, dass bei den Proctors Ehefrau Vivian das meiste Geld nach Hause bringt. Auch wenn sie berufsbedingt häufig abwesend ist, liebt sie ihre Familie doch sehr, sodass der Ort entsetzt ist, als sie unter Verdacht des Mordes an ihrem angeblichen Liebhaber gerät. Jessica findet heraus, dass der Tote keine Affäre mit Vivian Proctor hatte, sondern sie vielmehr erpresste, weil er um ein schmutziges Geheimnis wusste: Die herzliche Ehefrau ist nämlich eine Bigamistin! Es tut sich ein Abgrund auf, den Jessica nur mit viel Feingefühl und Undercover-Ermittlungen überbrücken kann ...


„Mord ist ihr Hobby“ ist für seine etwas abwegigen Plots bekannt, die vor einer Anhäufung von Krimiklischees nicht zurückschrecken. In dieser Episode nimmt sich Robert E. Swanson das Führen eines raffinierten Doppellebens vor, das er auf beinahe tragische Weise mit einem Mord in Verbindung bringt, ohne die Identitätsschwindlerin und Bigamistin Vivian Proctor zu kompromittieren. Es gelingt ihm sogar, für die Figur sogar Mitleid auszulösen, weil ihrer Doppelehe keine böswilligen Motive zugrundeliegen. Zudem sorgt Vivians Position als Hauptverdächtige und gleichzeitig gute Freundin von Jessica für eine unwillkürliche Identifikation mit ihrem Charakter, sodass sofort klar ist (auch wegen des sehr plumpen sie belastenden Beweises am Tatort), dass sie keineswegs die Schuldige sein kann.

Die Episode nimmt das Fehlverhalten ihrer Protagonistin zum Anlass, mit gesellschaftlichen (Vor-)Verurteilungen hart ins Gericht zu gehen. Besonders William Windoms Dr. Hazlitt echauffiert sich mit großem Elan über Frauen, die nicht in sein klassisches Rollenbild vom Heimchen am Herd passen, während Jessica seine Gedanken als altmodisch angreift und sich für einen respektvollen, nicht von Macho-Rhetorik geprägten Umgang ausspricht. Solche deutlichen Ansagen findet man in der ausgesprochenen Unterhaltungsserie sonst sehr selten; hier wird es stellenweise richtig (stammtisch-)politisch. Darüber vergaß Swanson aber nicht, dem Fall mit der nötigen Komplexität auszustatten. Besonders die verschiedenen falschen Fährten fallen positiv auf und ermöglichen ein Rätselraten bis kurz vor Ende.

Etwas ungewohnter wird es für den Zuschauer, wenn Jessica Ermittlungen in einer von Cabot Coves weniger einladenden Spelunken anstellen muss und sich zu diesem Zweck als abgehalftertes Halbweltflittchen mit Vogelscheuchenlook und weitem Ausschnitt verkleidet. Diese Szenen nehmen etwas zu viel Zeit in Anspruch, den man anderweitig besser hätte nutzen können, ermöglichen aber immerhin einen kleinen, aber wesentlichen Auftritt des jungen Stanley Kamel, der US-Serienzuschauern als Psychiater Dr. Kroger in „Monk“ bekannt ist.

Sehr solide Folge mit Message und überzeugender Grundidee. Wir lernen andere Seiten an Cabot Cove und Jessica kennen und erleben sie in vollem argumentativen und körperlichen Einsatz. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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28.06.2018 23:15
#132 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Ein Erbe wird gesucht (The Search for Peter Kerry)

Episode 99 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Walter Grauman. Drehbuch: Peter S. Fischer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Mason Adams, Michael Beck, Sam Bottoms, Vanessa Brown, Anita Morris, Lorna Patterson, William Prince, Marc Singer, Lane Smith u.a. Erstsendung (USA): 5. Februar 1989. Erstsendung (BRD): 19. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Ein Erbe wird gesucht
Der Enkelsohn des Multimillionärs Andrew Kerry gilt seit 20 Jahren als verschollen. Die tüchtigsten Detektive konnten seinen Verbleib bislang nicht aufklären. Da macht sein ehemaliger Studienfreund Danny Schubert in Gegenwart von Familienfreundin Jessica Fletcher eine Entdeckung: In einer Bar wird eine unbekannte Komposition aus der College-Zeit des verschwundenen Peter Kerry gespielt. Und ihr Verfasser, der brotlose Künstler Rick Barton, könnte tatsächlich Kerry sein – jedenfalls war er vor 20 Jahren mit einem ausgelöschten Gedächtnis aufgewacht. Als Andrew Kerry und sein Anwalt Bartons Identität klären wollen, stirbt plötzlich Danny Schubert ...


Die fünfte Staffelhalbzeitfolge konfrontiert den Zuschauer zu Beginn mit einem eher undurchschaubaren Gemenge an Familien- und Freundeskreisstrukturen, in die man sich etwas länger als üblich einfuchsen muss. Ist einem dies geglückt, kann man „Ein Erbe wird gesucht“ durchaus genießen, auch wenn es sich sicher nicht um eine der stärksten Folgen der Season handelt. Die Unsicherheit über die Frage, ob Rick Barton Peter Kerry ist, hält das Interesse wach, aber wirkliche Spannung kommt eher wenig auf, weil die Figuren eher leidlich miteinander harmonieren. Besonders das spätere Mordopfer Danny Schubert wird als oberflächlicher Unsympath gezeichnet, aber auch bei Millionär Kerry-senior hätte Peter S. Fischer mit etwas mehr Genauigkeit und Einfallsreichtum zu Werke gehen können. Heraus kommt deshalb eine grundsätzlich interessante Familienstory, der jedoch das gewisse Etwas fehlt. Es werden dafür aber seitens Jessicas einige sehr raffinierte Schlussfolgerungen angestellt, die wieder einmal irgendwo auf halbem Wege zwischen Sherlock Holmes und Inspektor Columbo angesiedelt sind, ihre Miss-Marple-Inspiration jedenfalls weit übertreffen.

Leider perlen die cleveren Gedanken an dem teflon-glatten Polizeichef Underwood ab, den Lane Smith mit nervöser Überheblichkeit extrem unangenehm interpretiert. Man sucht sich eher Anita Morris als Gangsterliebchen Leona Schubert als Identifikationsfigur aus; auch Marc Singer als mysteriöser Rick Barton und dessen Verlobte Edie Lorraine (Lorna Patterson) hinterlassen einen guten Eindruck. Sie verleiten den Zuschauer eher, auf einen positiven Ausgang der Erbensuche hinzufiebern, als der um seinen Seelen- und Familienfrieden besorgte Millionär. Dieser wird von William Prince verkörpert, den man leider allzu leicht mit seinem eigenen Filmanwalt (Mason Adams) verwechseln kann.

„Ein Erbe wird gesucht“ löst eine stark konstruierte Handlung logisch auf, demonstriert aber nicht unbedingt in jeder anderen Hinsicht nur Stärken. Es gab schon wesentlich engagiertere Vergangenheits-Verbrechen, denen Jessica auf die Schliche kommen muste. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.06.2018 23:30
#133 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Angela Lansbury ermittelt auf unvermindert hohem Niveau weiter. Ihre Fälle und ihre Auftritte sprühen vor Esprit und geraten so verschiedenartig wie unterhaltsam. Auffällig ist, dass beide Spitzenfälle der Staffel 5.1 sich auf Todesfälle in der Vergangenheit beziehen, die lange Schatten werfen. Einerseits ermittelt Jessica Fletcher in privater Angelegenheit im Militär-Milieu, andererseits in einer Kleinstadt mit verhärteten Fronten. Weniger überzeugen kann in dieser Box Gradys Hochzeit, die albern, laut und überzogen daherkommt.

Platz 01 | ★★★★★ | Episode 095 | Der letzte Flug der Dixie Damsel
Platz 02 | ★★★★★ | Episode 093 | Nicht vergeben, nicht vergessen

Platz 03 | ★★★★☆ | Episode 091 | Der neue Sheriff
Platz 04 | ★★★★☆ | Episode 094 | Tod einer Legende

Platz 05 | ★★★★★ | Episode 096 | Eine tödliche Prophezeiung
Platz 06 | ★★★★★ | Episode 098 | Die Karrierefrau
Platz 07 | ★★★★★ | Episode 089 | Geheimagenten unter sich

Platz 08 | ★★★☆★ | Episode 090 | Die blutrote Nelke
Platz 09 | ★★★☆★ | Episode 099 | Ein Erbe wird gesucht

Platz 10 | ★★★★★ | Episode 092 | Drei Morde zuviel

Platz 11 | ★★★★★ | Episode 097 | Hochzeit mit Hindernissen

Die dazugehörigen DVDs:

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.03.2019 17:50
#134 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten

Staffel 5 (Teil 2)



Mord ist ihr Hobby: Der Tote trägt nur einen Schuh (Smooth Operators)

Episode 100 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: Anthony Shaw. Drehbuch: Gerald K. Siegel. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Dirk Benedict, Nicolas Coster, Lise Hilboldt, Shirley Knight, Barney Martin, Michael McGrady, Dennis Patrick, Peter van Norden, Edward Winter u.a. Erstsendung (USA): 12. Februar 1989. Erstsendung (BRD): 6. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Der Tote trägt nur einen Schuh
Schon seine Kleidung verrät, dass es sich nicht um einen Obdachlosen handelt: Der Leichnam des Mannes, der schließlich als Elliot Winston identifiziert wird, wird mit Alkoholvergiftung an einem berüchtigten Penner-Schlafplatz gefunden – mit nur einem Schuh. Winston arbeitete in einer Privatklinik, deren Ärzte ihren Patienten offenbar unnötige Behandlungen aufschwatzen, um die Bilanzen zu schönen. Winstons Unterlagen, die derartiges Vorgehen beweisen, sind nach seinem Tod plötzlich verschwunden. Jessica will den Geheimnissen der Klinik inkognito auf den Grund gehen, doch sie wird vom Personal erkannt ...


„Mord ist ihr Hobby“ blickte zum Erstausstrahlungszeitpunkt von „Der Tote trägt nur einen Schuh“ bereits auf eine umfangreiche Erfolgsgeschichte von 100 Folgen zurück. Warum man ausgerechnet diese eher formelhafte Geschichte als Jubiläumsepisode auswählte, erschließt sich mir nicht ganz. Ein Fall vom verlässlichen Peter S. Fischer wäre wohl angemessener gewesen. Auch Anthony Shaw passt in diesem Fall nicht als Regisseur, da er meist eher Mittelmäßiges zuwege brachte (so auch hier), doch ist es immerhin nachvollziehbar, warum ihm als Sohn der Lansbury diese Ehre zuteil wurde.

„Der Tote trägt nur einen Schuh“ hat eine eigentlich recht interessante Ausgangssituation, doch blasse Verdächtige und wackelige Deduktionen bringen die Folge nicht ordentlich voran. So schlussfolgert Jessica zu Anfang, der Tote sei an den Fundort der Leiche gebracht worden, weil seine Socke am Fuß mit dem fehlenden Schuh sauber ist. Später erfährt man jedoch, dass der Leiche der Schuh erst am Ablageort abhanden kam, weil ein Penner ihn aus Raffgier auszog. Da hat sich Mastermind J.B. wohl kurzfristig auf zu dünnes Eis begeben. Auch hätte sich der Mörder ruhig mehr Mühe geben dürfen, denn wenn auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass der Tote nicht ins Obdachlosenmilieu gehört, warum bringt er ihn dann überhaupt dorthin?

Über Humor verfügt der Fall reichlich, z.B. wenn Jessica als affektierte Patientin mit eingebildeten Wehwehchen die Privatklinik aufsucht. Ein kurzer Moment der Bedrohung kommt zudem gerade recht, als die mittlerweile aufgeflogene Detektivin bei einem Einbruch ins Krankenhausarchiv auf frischer Tat ertappt wird. Das genügt aber nicht, denn sowohl Gastermittler Hanratty (Barney Martin) als auch die Ärzte und Winstons zugeneigte Nachbarin hinterlassen keinen bleibenden Eindruck, sodass dem Fall letztlich etwas fehlt, woran sich die Serienschnüfflerin ernstlich abarbeiten kann. Welche Figur sie dann letztlich als Mörder enttarnt, ist folglich recht beliebig.

Man sollte zur 100. Episode eigentlich einen besonders gelungenen Fall erwarten, bekommt hier aber eher unterdurchschnittliche Kost serviert. Eine interessante Mordmethode wird mit einer schlampigen Beseitigung der Leiche konterkariert, aus der Riege der Gastdarsteller weiß sich niemand ernstlich zu behaupten und abgesehen von einer gelungenen Parodie auf eine eingebildete Kranke hat „Der Tote trägt nur einen Schuh“ nicht viel zu bieten. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.03.2019 10:15
#135 RE: Mord ist ihr Hobby Zitat · Antworten



Mord ist ihr Hobby: Hexensabbat (Fire Burn, Cauldron Bubble)

Episode 101 der TV-Kriminalserie, USA 1989. Regie: John Llewellyn Moxey. Drehbuch: Tom Sawyer. Mit: Angela Lansbury als Jessica Fletcher sowie Juliana Donald, Brad Dourif, Bill Maher, Ron Masak, Roddy McDowall, Russell Nype, Christopher Stone, Dee Wallace Stone, William Windom, John J. York u.a. Erstsendung (USA): 19. Februar 1989. Erstsendung (BRD): 15. Januar 1993.

Zitat von Mord ist ihr Hobby: Hexensabbat
Es ist schon ein reichlich merkwürdiges Zusammentreffen: Zum gleichen Zeitpunkt, zu dem sich der Tod der angeblichen Hexe Patience Terhune zum 300. Mal jährt, wird nicht nur ein Buch zum Thema veröffentlicht, sondern im Garten ihrer Nachkommen in Cabot Cove ein satanisches Ritual beobachtet. Das macht die Ortsbewohner erneut zugänglich für okkulte Theorien, die nicht nur vom selbstverliebten Autor Gordon Fairchild, sondern auch vom Exorzisten Dr. Overman in die Welt gesetzt werden. Jessica kümmert sich derweil um die Terhune-Familie, die in Gefahr zu schweben scheint ...


Mit einer sehr mysteriösen Auftaktsequenz im nächtlichen Garten einer Patientin, wo Doc Hazlitt eine Frau in historischem Kostüm bei einer Teufelsanbetung beobachtet, versteht es John L. Moxey, gleich von Anfang an das spezielle, unheimliche Flair dieser Folge zu etablieren. Wie so manches Mal im Rahmen der Serie muss man sich fragen, wie der Autor (hier Tom Sawyer) das verrückte Verhalten einiger Personen am Ende erklären wird, was für eine spannende Dreiviertelstunde in Jessicas Heimatort Cabot Cove sorgt. Die Hexenthematik wird konsequent weitergeführt und mit einer interessanten Familiengeschichte verknüpft, die zeigt, dass schon vor 300 Jahren so mancher Einwohner des Küstenstädtchens seines Lebens nicht sicher war. Und während es zwischen den leichtgläubigen, das Spektakel des Hexenaustreibers liebenden Klatschtanten und dem wissenschaftlichen Dr. Hazlitt zu einigen Unstimmigkeiten kommt, bleibt Jessica solange neutral, bis sie genug weiß, um die Geschichte aufklären zu können.

„Hexensabbat“ zeichnet sich nicht zuletzt durch sehr stimmige Gastauftritte aus. Wenn Jessica auf einen anderen Autor trifft, endet das meist nicht besonders gut – so auch hier, als sie dem egozentrischen Gordon Fairchild begegnet, der gerade ein Buch über die Hexe Patience Terhune herausbringt und davon so eingenommen ist, dass er die große J.B. völlig verkennt. Roddy McDowall bringt wie üblich genug Selbstsicherheit mit, um diese Rolle und einige Streitgespräche mit seinem Manager zu meistern, hätte aber gern noch verdächtiger gemacht werden können. Sehr anrührend agiert demgegenüber das geheimnisumwobene Schwesternpaar Terhune (Dee Wallace Stone und Juliana Donald). Eine von ihnen nach großzügigen 26 Minuten als Leiche aufzufinden, geht dem Zuschauer recht nahe, wenngleich er anschließend sein Urteil über die betreffende Figur gründlich revidieren muss.

Packt man den ganzen Hokuspokus, zu dem auch eine sehr einprägsame Szene mit einer brennenden Scheune gehört, zur Seite, bleibt „Hexensabbat“ immer noch ein solides Krimirätsel mit gutem Verdächtigenkreis. Aber natürlich ist es auch das Drumherum, das mich hier zu einem wohligen Fazit kommen lässt.

Cabot Cove im Hexenfieber: Was vor 300 Jahren zur Verbrennung der beschuldigten „Magierin“ führte, sorgt auch im Hier und Jetzt noch für Trubel und lässt Aberglauben und Sensationslust zutagetreten. Jessica und ihre Vertrauten stemmen sich mit rationalen Erklärungen dagegen, sodass ein interessanter Fall mit düsterer Note zustandekommt. Gute 4,5 von 5 Punkten.

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