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Dieses Thema hat 22 Antworten
und wurde 2.040 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Seiten 1 | 2
Dirk Offline



Beiträge: 2.788

02.10.2003 15:03
Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Hallo,

am 01.12.2003 veröffentlicht Universum den Klassiker "Es geschah am hellichten Tag" auf DVD! Der Ton wird Dolby Digital 1.0 sein, Bildformat 1:1,33 und es wird deutsche Untertitel geben. Bei dem Film handelt es sich um einen Krimi von 1958 mit Heinz Rühmann, Gert Fröbe und Siegfried Lowitz (nach Friedrich Dürrenmatt).

MfG
Dirk

Fan von Edgar Wallace Offline



Beiträge: 362

03.10.2003 12:32
#2 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Endlich erscheint dieser Film auf DVD! Wird auch ein Trailer enthalten sein?

Dirk Offline



Beiträge: 2.788

03.10.2003 16:06
#3 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

So viel ich weiß, soll es keinen Trailer auf der DVD geben.

JackHes Offline



Beiträge: 46

09.08.2004 14:49
#4 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Der Film läuft am 29.8 auf ZDF.

Dirk Offline



Beiträge: 2.788

09.08.2004 16:32
#5 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Habe mir die DVD inszwischen besorgt. Ein sehr zu empfehlender Film!

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

10.01.2014 22:42
#6 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Es geschah am hellichten Tag (1958)

Ich habe den Film gerade erstmals gesehen und bin vollauf begeistert. Glänzende Darsteller (in erster Linie natürlich Heinz Rühmann) tragen diesen Spät-50er-Krimi und geben dem extrem starken Drehbuch eine absolut dichte Ausstrahlung. Heinz Rühmann als pfiffiger Kommissar ist hier tatsächlich ein enormer Sympathieträger. Mehr noch als die Helden der 60er Jahre, vermittelt er eine sehr behagliche und doch ernste Rolle. Mit seiner teils verschmitzten Art entstand dadurch ein Charakter, der wirklich Spaß bringt bei den Ermittlungsarbeiten beobachtet zu werden. Aus heutiger Sicht sicherlich etwas komisch wirken die Szenen, in denen er anhand des Bildes dem Täter auf die Spuren kommt, aber gerade auch in diesem, naja, etwas verträumten und niedlichen Vorgehen, liegt der Charm dieses Filmes.

Ebenfalls genial (!!!) in seiner Rolle ist Gert Fröbe und es ist nachvollziehbar, warum er sich mit diesem Part für die Rolle des Goldfinger empfehlen konnte. Ich war wirklich selten so in den Bann eines Schauspielers gezogen und bedenkt man die doch überschaubare Screentime Fröbes, so sagt das schon viel aus. Allein der Moment, wo er erstmals auf das Mädchen (Annemarie gespielt von Annita von Ow) trifft und wie der Grusel persönlich zwischen den Bäumen steht, ist nervenzerreißend. Danach seine Kaspereinlage ist derart fürchterlich gespielt, dass ich keine Worte zu suchen brauche, um dann doch nicht ausdrücken zu können, wie verdammt gut seine Darstellung ist. Einmal mehr beweist Fröbe, dass er einer der besten deutschen Schauspieler ist.

Für Wallace-Fans interessant ist die Teilnahme von Siegfried Lowitz, der hier, ein Jahr vor dem Frosch mit der Maske, ebenfalls einen Polizisten spielt. Seiner Rolle entsprechend bewegt er sich sicher durch die Szenen, ist aber nicht vergleichbar mit seinen späteren Inspektoren-Parts. Die restlichen Darsteller waren mir allesamt unbekannt, fügen sich aber zu einem stimmigen Ensemble zusammen, welches trittsicher durch die knapp 100 Minuten führt.

Das Drehbuch ist exzellent angelegt und ein einziger Mord (okay und ein Selbstmord) reicht aus, um die Spannung bis zum Ende hin hochzuschrauben. Dreht sich die erste Hälfte um den falschen Verdacht, der auf Jacquier lastet, nimmt der Film in der zweiten Hälfte richtig Fahrt auf. Die stückweise Annäherung Rühmanns an einen Täter, dessen Existenz nicht einmal sicher ist, und geschickte Vorblenden auf eben jenen sind geschickt verwoben und auch als die Identität des Mörders dann enthüllt ist, reißt die Spannung nicht ab. Bis zum Ende bleibt unklar, wie es gelingen wird, das nahende Verbrechen zu verhindern. Was die Lösung betrifft, habe ich bis zu den zwei Schüssen wirklich gefiebert. Durch die Glanzleistungen der Akteure verdichtet sich das Katz-und-Maus-Spiel bis hin zu einem packenden Finale.

Getragen wird dieses Auf und Ab auch von der Musik, die den Spagat zwischen fröhlich-heiter und gruselig-packend in wenigen Tönen zurücklegt. Dieses Hin und Her, dieses ständige Nervöse bzw. Unsichere (was wird passieren?) hat Bruno Canfora wunderbar auf Ton zu bannen gewusst. In entscheidenden Momenten sorgen die Klänge für Nervenkitzel und nicht selten ist der Übergang fließend, schnell und unerwartet.

Auch die Kameraarbeit ist vorzüglich. Dem Titel entsprechend (am HELLICHTEN TAG), braucht man nicht nach Nacht und Nebel Ausschau zu halten, aber vermisst habe ich das zu keinem Zeitpunkt. Die Schweizer Kulisse flackert traumhaft schön im Hintergrund auf und auch die süßen Dörfer versprühen Angenehmes fürs Auge. Und wenn Gert Fröbe im Wald herumsteht, ist es nicht von Belangen ob es Nacht ist oder nicht. Die Waldaufnahmen wirken in den entsprechenden Szenen durchaus schaurig und in anderen wiederum einfach nur wunderschön.

Da sind wir beim Punkt: Der Film spielt gekonnt mit diesem beiden Extremen und war wohl für die damalige Zeit auch mit einem brisanten Thema unterwegs. Genau wie der Titel es verrät, wechselt sich die unbändige Wucht Fröbes mit den kitschigen Panoramabildern einer wunderschönen Schweiz ab. Das ist auf seine Art und Weise wirklich sehr gut kontrastiert und wirkt durch diese Gegensätze auch nochmals brutaler. So schön der Tag auch ist, so schauderhaft kann er auch sein ... wäre mein abschließender Satz zu diesem gekonnten Zick-Zack.

Sehr gut fand ich, vor allem für die damalige Zeit, dass auch durch den Besuch bei Professor Manz (gespielt von Ewald Balser) nochmal auf den krankhaften Aspekt eingegangen wird. Natürlich bleibt Fröbe eine "böse Figur", aber das ist für die Entstehungszeit auch nicht anders zu erwarten. Umso besser fand ich die Tatsache, dass zumindest durch das Wort eines Arztes im Film angedeutet wird, wie viel mehr oft dahinter steckt. Auch wenn die psychologischen Motive, aus heutiger Sicht, eine Komplettüberholung gut vertragen könnten. Dadurch und durch das interessante Ende zwischen Rühmann, dem Mädchen Annemarie und deren Mutter entfernt sich der Film in meinen Augen auch davon, "nur" ein Krimi zu sein. Ich kann nicht beurteilen inwiefern sich der Film an Eltern richtet (Gebt auf eure Kinder acht), aber diese Faktoren schieben einfach das Motiv des Kindes nochmal in den Vordergrund.

Ihr seht der Film hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich kann nur meine Empfehlung aussprechen. Sicherlich kann manches aus heutiger Sicht etwas tempoarm, langatmig oder auch verstaubt wirken, aber vor allem in Hälfte 2 des Films steigt die Spannungskurve so enorm an, dass ihr eigentlich keine Gefahr laufen solltet, zu solchen Attributen greifen zu müssen. Das mitunter subtile und stimmige Drehbuch macht, gemeinsam mit hervorragenden Schauspielern, diesen Streifen wirklich zu einem Juwel.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

11.01.2014 10:55
#7 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Ich kenne den Film schon sehr lange und kann bezeugen, dass dieser Film auch nach wiederholten Sichtungen nichts von seinem Glanz verliert. Ein abolutes Juwel!

Friedrich Dürrenmatt hat seine Drehbuchvorlage zu diesem Film übrigens später zu dem Roman "Das Versprechen" umgewandelt, der, ebenso wie sämtliche anderen Romane Dürrenmatts sehr empfehlenswert ist. Absolut genial und mein Lieblingswerk von ihm ist übrigens der erst 1985 vollendete Roman "Justiz".

Der Filmkenner wird sich in vielen Passagen in "Das Versprechen" in die Filmwelt zurückversetzt fühlen, aber es gibt doch eine gravierende Abweichung ...

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

11.01.2014 12:18
#8 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Dieser Film bleibt einem im Gedächtnis, allein die Einstellung Gert Fröbe / Puppe / Kind läßt einen nicht mehr los. Fand ich schon überzeugend gemacht. Auch nach Jahren hat der Film (v.a. Fröbe / Rühmann) nichts an seiner Eindringlichkeit verloren.

athurmilton Offline



Beiträge: 1.083

11.01.2014 12:58
#9 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Der Film war für mich schon immer viel gruseliger als die ganzen Wallace-Filme. Selbst heute mag ich ihn noch nicht, weniger aus Qualitätsgründen, mehr wegen des Unbehagens, das er bei mir auslöst.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

12.02.2014 21:02
#10 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Es geschah am hellichten Tag" (Schweiz 1958)
mit: Heinz Rühmann, Gert Fröbe, Anita von Ow, Siegfried Lowitz, Berta Drews, Sigfrit Steiner, Maria Rosa Salgado, Michel Simon, René Magron, Heinrich Gretler, Ewald Balser, Barbara Haller, Emil Hegetschweiler u.a. | Drehbuch: Hans Jacoby nach dem Roman 'Das Versprechen' von Friedrich Dürrenmatt | Regie: Ladislao Vajda

Der Hausierer Jacquier, wegen Diebstahls vorbestraft, findet im Wald die Leiche der achtjährigen Gritli Moser. Das Mädchen wurde mit einem Rasiermesser getötet. Jacquier wird von der Polizei zu einem Geständnis gedrängt, erhängt sich aber anschließend in seiner Zelle. Oberleutnant Dr. Matthäi glaubt an die Unschuld des Mannes und recherchiert nach seiner geplatzten Versetzung auf eigene Faust weiter. Er mietet eine Tankstelle und wartet dort, wo der Täter zwangsläufig mit seinem Wagen vorbei muss: an der einzigen Verbindungsstraße zwischen den Kantonen St. Gallen und Graubünden.....

Der Film nimmt sich eines Themas an, das keinen unbeteiligt lässt und in ständig neuer Variante immer aktuell bleibt: dem Verbrechen an Wehrlosen durch ein Phantom, das aus dem Dunkel kommt und nach der Tat wieder im Dunkel verschwindet. So dauert es auch hier weit über eine Stunde, bis man das Gesicht des Mörders zum ersten Mal zu sehen bekommt. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Mann, der ebenso wie der Täter ein wenig abseits der Gesellschaft steht. Wie schnell man ins Aus befördert werden kann, wird anhand der Beamtenlaufbahn des Kriminalkommissars Dr. Matthäi ersichtlich. Zunächst ein geschätzter und respektierter Ermittler, gerät er nach seinem spontanen Entschluss, die vorgesehene Stelle in Jordanien doch nicht anzutreten, ins berufliche Abseits. Man verweigert ihm die Wiederaufnahme seines letzten Falles und signalisiert, dass er mit keiner Hilfe und Unterstützung rechnen kann, wenn er den offiziell abgeschlossenen Fall des Mädchenmörders weiter verfolgt. Nonkonformes Verhalten wird in der Schweiz - und nicht nur dort - in den Fünfziger Jahren missbilligt. So finden sich der Emporkömmling Schrott, der auf Kosten seiner vermögenden Ehefrau in den Tag hineinlebt; die unverheiratete Mutter Frau Heller, die in einer Fabrik arbeitet und der 'ungehorsame' Dr. Matthäi in Außenseiterpositionen, die sie je nach Charakter, Willensstärke und Bildung unterschiedlich meistern.

Das Dorf als geschlossener Lebensraum lässt die Bürger enger zusammenrücken, ist aber dadurch auch schneller bereit, Andersdenkende auszugrenzen. Der Wald symbolisiert den Rückzugsort für Einzelgänger. Er bietet Schlupfwinkel und bleibt durch seine Weite unberechenbar. Er dient dem Mörder als Schutzzone vor Überwachung und Verfolgung und seinen Opfern als Zufluchtsort vor strengen Lehrern oder Eltern, wobei die Kinder die Gefahren, die der isolierte Ort in sich birgt, nicht abschätzen können - im Gegensatz zum Täter. Der 'Riese' oder 'Zauberer', wie er von den Mädchen genannt wird, wirkt in seinem schwarzen Mantel und der schwarzen Limousine massig und bedrohlich, während der freundliche Matthäi einen weißen Trenchcoat trägt und einen hellen Wagen fährt. Hier kollidieren Heimtücke und Güte, Hass und Wohlwollen, Hemmungen und Weitsicht. Dabei passt keiner der drei Hauptdarsteller in die träge-idyllische Umgebung: der gebürtige Sachse Fröbe dominiert durch Gestalt und Auftreten jede seiner Szenen, der sanftmütige Rühmann (geb. in Essen) besticht durch leise Töne in seiner Unaufdringlichkeit und die aus Madrid gebürtige Maria Rosa Salgado zeigt beherrschte Distanz, die sie als Schutzwall um sich aufgebaut hat.

Zitat von Jedermanns Lieblingsschurke - Gert Fröbe, Biografie von Michael Strauven, Verlag Rotbuch Berlin 2012
Interessant sind die Hintergründe dieses Films. Ursprünglich hat man für die Rolle des Kommissars Martin Held vorgesehen. Aber als das Projekt mit Verspätung endlich reif ist zur Verfilmung, steht der nicht mehr zur Verfügung. Also wird Heinz Rühmann gefragt, der erst Zweifel hat, dann aber Feuer und Flamme ist für diese Rolle. Der Grund: Rühmann ist längst so etwas wie ein rührseliger Hauskomiker des Deutschen Films geworden und sehnt sich nach einer ernsten Rolle. Heinz Rühmann nun soll Gert Fröbe für die Rolle des Mörders vorgeschlagen haben, das berichtet nicht nur Fröbe.


Seine Spannung bezieht der Film nicht nur aus der Frage, ob es Matthäi gelingen wird, den Täter zu überführen, sondern auch aus der Frage nach dem Warum für die Morde. Das offene Gespräch zwischen Professor Manz und Matthäi spricht Tabus an und relativiert die Forderungen der Bauern 'das Monster auszurotten' oder die Meinung des Mediziners, ein kleiner Fehler in den Genen mache den Menschen zum Tier. Die Erläuterungen des Psychologen liefern eine Erklärung, aber keinen Freispruch für die Taten des Mannes. Frau Heller verkörpert eine moderne Frau, die alleinerziehend für das Kind verantwortlich ist, einer ganztägigen Arbeit nachgeht und ihre Tochter zur Selbständigkeit anhält. In Anbetracht der Bedrohung durch den Mörder Schrott und die Naivität Annemaries, verkehren sich diese an sich lobenswerten Bemühungen jedoch ins Gegenteil und geben dem konservativen Weltbild der Dorfbewohner indirekt Recht, obwohl auch die von beiden Elternteilen behütete Bauerntochter Gritli dem Mörder zum Opfer fällt. Der Polizeikommandant redet sich auf Statistiken heraus, während Matthäi einem jüngeren Kollegen erklärt: "Ein Polizist blickt nie weg!" Die orchestrale Musikumrahmung unter Maestro Bruno Canfora und die sprechende Kamera von Ernst Bolliger unterstreichen die Anwesenheit des Bösen, das mitten durch unser Leben geht und dem auszuweichen eine Herausforderung darstellt. Die düstere Schwarzweißfotografie und der große Einsatz der Darsteller, die ihre Rollen mit Überzeugung spielen, sorgen für nachhaltige Anteilnahme. Gert Fröbe mit Kasperl im Wald, zu seinen Füßen das blonde Mädchen mit Pferdeschwanz - diese Momentaufnahme bleibt im Gedächtnis des Publikums und verhalf Fröbe zu seiner wohl prestigeträchtigsten Rolle: die des Schurken Auric Goldfinger an der Seite von James Bond Sean Connery. Siegfried Lowitz, hier noch in der zweiten Reihe, empfahl sich als Kriminalkommissar für die "Edgar Wallace"-Reihe, während Heinz Rühmann als Pater Brown auf Verbrecherjagd ging.

Das Versprechen, den wahren Täter zu finden, lastet schwer auf der Seele von Kommissar Matthäi, der von Zweiflern, Zynikern und Gleichgültigen umgeben ist. Als 'einsamer Wolf' stellt er sich der Verantwortung und bringt den Schuldigen mit Ausdauer, List und Mut zur Strecke. Legendärer Klassiker mit zwei wichtigen Aushängeschildern des deutschen Kinos, der zeigt, dass die filmische Umsetzung einer Geschichte manchmal besser ist als die Romanvorlage. 5 von 5 Punkten

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

12.02.2014 23:33
#11 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister im Beitrag #10
Legendärer Klassiker mit zwei wichtigen Aushängeschildern des deutschen Kinos, der zeigt, dass die filmische Umsetzung einer Geschichte manchmal besser ist als die Romanvorlage. 5 von 5 Punkten

Noch einmal kurz angemerkt sei, dass es eine "Romanvorlage" zu diesem Film gar nicht gibt. Dürrenmatt hat sein Drehbuch wie gesagt erst im Nachhinein zu dem Roman "Das Versprechen" ausgebaut. Daher ist für mich der Vergleich nicht ganz stimmig. Sicher ist, dass der Roman definitiv nicht zu knapp vom Reiz der gelungenen Filmbilder und Impressionen zehrt und lebt, ja vielleicht ohne die derart plastisch gewordene Szenerie gar etwas luftleer wirkte, andererseits bevorzuge ich definitiv das Romanende. Und gerade die Schilderung des verregneten Anfangs im Dorf löste sicher auch ohne den Film ungeheuer suggestive Vorstellungen beim Leser aus. Für mich eher eine Patt-Situation: das Resultat musste einfach gut werden.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

06.03.2014 17:25
#12 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

In der Nacht von Samstag, 8. März, auf Sonntag, 9. März, läuft zur wunderbaren Sendezeit von 02:30 nachts auf ZDF

"Tod im kalten Morgenlicht".

Es handelt sich dabei um eine 1996 entstandene Neuverfilmung (in englisch-niederländisch-deutscher Koproduktion) von "Es geschah am hellichten Tag". Es spielen Richard E. Grant, Lynsey Baxter, Perdita Weeks unter der Reige von Rudolf van den Berg.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.05.2020 12:45
#13 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten



Es geschah am helllichten Tag (El cebo)

Kriminalfilm, CH / BRD / ES 1958. Regie: Ladislao Vajda. Drehbuch: Friedrich Dürrenmatt, Hans Jacoby, Ladislao Vajda (Romanvorlage „Das Versprechen“, 1958: Friedrich Dürrenmatt). Mit: Heinz Rühmann (Oberleutnant Dr. Matthäi), Siegfried Lowitz (Leutnant Henzi), Gert Fröbe (Herr Schrott), Berta Drews (Frau Schrott), Maria Rosa Salgado (Frau Heller), Anita von Ow (Annemarie Heller), Michel Simon (Hausierer Jacquier), Heinrich Gretler (Polizeikommandant), Ewald Balser (Professor Manz), Sigfrit Steiner (Detektiv Feller) u.a. Uraufführung (BRD): 4. Juli 1958. Uraufführung (CH): 12. Juli 1958. Uraufführung (ES): 12. Februar 1959. Eine Produktion der Praesens-Film Zürich, der CCC-Filmkunst Berlin und der Chamartin Producciones Madrid für die Deutsche Filmhansa Hamburg.

Zitat von Es geschah am helllichten Tag
An einem verregneten Tag bekommt Dr. Matthäi von der Kantonspolizei in Zürich es mit einem besonders schrecklichen Verbrechen zu tun: In einem Waldstück auf dem nahen Land wird der Leichnam der achtjährigen Schülerin Gritli Moser entdeckt, der ein Unbekannter mit einem Rasiermesser die Kehle durchtrennt hat. Der Verdacht fällt auf einen Hausierer, welcher sich – konfrontiert mit den erschütternden Vorwürfen – das Leben nimmt. Während die Polizei dies offiziell als Schuldeingeständnis wertet und den Fall zu den Akten legt, wird Dr. Matthäi von dem Gedanken umgetrieben, dass der wahre Kindermörder womöglich noch immer auf freiem Fuß ist. Und dabei hat er Gritlis Eltern das Versprechen gegeben, den Täter zu fangen ...


Entstanden als interessantes intermediales Experiment des Autors Friedrich Dürrenmatt, der die Geschichte des Kommissar Matthäi zugleich fürs Kino und auf Buchseiten erzählte und dabei in der Grundaussage teilweise recht unterschiedlich ausgestaltete, profitiert „Es geschah am helllichten Tag“ unzweifelhaft von der profunden literarischen Expertise seines Urhebers. Der Film wird auch deshalb noch heute als Musterbeispiel des deutschsprachigen Kriminalfilms angeführt, weil er eine gruselige Schockwirkung mit stillen Momenten der Nachdenklichkeit und des Selbstzweifels verbindet, weil er sich nicht allein am Effekt der Mädchenmorde und der psychischen Diagnose des „schwarzen Mannes“ ergötzt, sondern auch Erschütterung und Wut, Ahnungslosigkeit und Verbissenheit zeigt, welche die Verbrechen im Umfeld der Beteiligten hervorrufen. Dabei kommen alle Emotionen mit unterdrückter schweizerischer Kühle zum Ausdruck, was den Film davor bewahrt, zur blutigen Seifenoper zu verkommen. Es ist die Zurückhaltung, das altmodische Maßhalten, welches Dürrenmatts Stoff so eindringlich macht. Dass er von Anfang an als „didaktischer Film über Sittlichkeitsverbrechen an Kindern“ konzipiert war, zeigt, dass er seine Wirkung mit aller Nachhaltigkeit erfüllte und noch immer erfüllt.

Im Grunde ist das Gesamtkonstrukt in Form eines klassischen Duells ausgestaltet, wobei mit Oberleutnant Matthäi der Kämpfer für das Gute von Anfang an in der einen Ecke des Rings erkennbar ist. Seinen Gegner, der zunächst namen-, womöglich gar existenzlos, schnell und gefährlich wie ein Raubtier agiert, entdeckt er erst unter großer persönlicher Anstrengung im Laufe der im Film gezeigten Ermittlungen. Heinz Rühmann verkörpert als Polizist eine für ihn zugleich typische und ungewöhnliche Rolle. Typisch weil er, ganz der ewige Sympathieträger, um die Auflösung des Konflikts und um Gerechtigkeit bemüht und dafür bereit ist, sowohl sich selbst als auch Unbeteiligte nicht zu schonen. Einerseits ringt dem Zuschauer sein Engagement Bewunderung ab, andererseits bringt Matthäi mit der kleinen Annemarie ein unschuldiges Kind in höchste Lebensgefahr. So präsentiert sich Rühmann vor allem deshalb von einer ungewöhnlichen Seite, weil er nur in wenigen Momenten hemdsärmelig und verschmitzt wie gewohnt agiert, sondern oft angespannt und manchmal sogar abgeklärt wirkt; so als habe sich Matthäi in seinen Jahren als Kriminaler eine raue Schutzhülle zugelegt – sie erinnert stellenweise auch an seine spätere Herangehensweise an die Jules-Maigret-Rolle.

Seinen Duellanten findet Rühmann in Gert Fröbe, der dem Mädchenmörder eine verstockte Verschrobenheit verleiht, welche ihn unberechenbar erscheinen lässt. Gequält von einer Frau, die ihm nur Verachtung entgegenbringt, ist sein „Herr Schrott“ vielleicht der Prototyp der Psychopathen im Kriminalfilm, der noch vor Norman Bates oder Hannibal Lecter auf das Publikum losgelassen wurde. Fröbe widersteht in diesem Film seinem Drang, zu sehr zu überspitzen, wodurch die von ihm ausgehende Bedrohung paradoxerweise umso präsenter wird. Sie wird auch von der exzellenten Musik unterstrichen, die Bruno Canfora für „Es geschah am helllichten Tag“ komponierte und in der expressive Streicher laut aufschreiend vor Unheil warnen. Canforas akustische Stimmungsmalerei ist ein ständiger Begleiter des Zuschauers und trägt in ebenso wesentlichem Maße zum unheilvollen Charakter des Films bei wie die gruselige Thematik selbst.

Obwohl der Film zurecht stets für Rühmanns und Fröbes Leistungen gelobt wird, ist es wichtig, zu erwähnen, dass er kein Star-Vehikel ist, sondern sich auf eine lückenlos überzeugende Ensembleleistung verlässt. Einheimische eidgenössische Schauspielgrößen wie Heinrich Gretler, Sigfrit Steiner, Emil Hegetschweiler oder Hans Gaugler treffen auf etablierte Namen der deutschen (Siegfried Lowitz, Berta Drews, Ewald Balser), französischen (Michel Simon) und spanischen (Maria Rosa Salgado) Filmbranche; alle einschließlich der Kinderdarsteller skizzieren ihre Figuren professionell und mit Einfühlungsvermögen. Auch kleinere Szenen, die für das Gesamtbild wichtig sind, entfalten die gewünschte Wirkung (der Besuch der Polizei in der Schulklasse von Gritli Moser, Matthäis Entscheidung, den Fall nicht dem beruflichen Aufstieg zu opfern, die Kombinationen über den Mörder betreffs der Kinderzeichnung oder die dauerhafte Beobachtung der Landstraße in der Hoffnung, der Gesuchte möge doch einmal vorbeikommen). Dadurch wird die Spannungsschraube konsequent angezogen, was „Es geschah am helllichten Tag“ zu einem der involvierendsten Thriller seiner Zeit macht. Als Zuschauer hat man sich bald ebenso wie Matthäi in die Zielstellung, den Mörder zu finden, verrannt, sodass die akribische Suche zum gemeinsamen Anliegen wird und den Motor des Filmgeschehens immer schneller tuckern lässt. So funktioniert ein vorbildlicher Krimi – in diesem Fall ist der Klassikerstatus der Produktion also ohne jeden Abstrich gerechtfertigt.

Die schöne Schweiz und die schaurige Schweiz liegen hier nah beieinander: Vor Alpenkulisse spielt sich eine alptraumhafte Mördersuche ab, deren pädagogische Wirkung in einer Abschreckung und Versöhnung des Publikums besteht. Heinz Rühmann und Gert Fröbe, aber auch alle anderen Schauspieler schufen hier unter fachkundiger Anleitung eine enorm dichte Atmosphäre, die immer weiter angeheizt wird und lange Zeit kaum Luft zum Atmen lässt. 5 von 5 Punkten sind da eine Formsache – vor allem weil der Film zwar alles andere als modern, aber vorteilhaft gealtert und noch immer aktuell ist.

PS: Hintergründe zu Drehorten und Augenzeugenberichte zur Entstehung bietet ein Artikel der Neuen Zürcher Zeitung, der anlässlich des 50. Filmjubiläums im August 2008 erschien.

greaves Offline




Beiträge: 583

01.05.2020 15:30
#14 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Gibts schon jemand der an den Drehorten war?

Ich könnte sonst eventuell mal im Sommer danach schauen,weil meine geplanten Spanienferien eh ins Wasser fallen.Meine Frau(gebürtig aus dem Kanton Graubünden)möchte stattdessen in die Berge um Verwandte auf dem Zeltplatz besuchen .
So könnte ich vielleicht mit ein paar Fotos zum Vergleich dienen.
Ich glaube sogar das einige Szenen auch in meinem Kanton oder im Kanton Zürich gedreht wurden.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.05.2020 15:45
#15 RE: Es geschah am helllichten Tag (1958) Zitat · Antworten

Ich habe mir im Zuge der aktuellen Sichtung auch einige der Drehorte via Google-Earth angeschaut. Man findet dafür viele Hinweise im Wikipedia-Artikel zum Film. Am spannendsten dürften die Locations in Trimmis (u.a. angebliche Tankstelle) und Chur (Haus Schrott) sein. Wirklich präzise Ermittlungsarbeit dürften dagegen die Wald-Aufnahmen erfordern. Vielleicht kann man da einzelne Orte anhand von Straßenverläufen oder der Geländestruktur identifizieren.

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