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Dieses Thema hat 16 Antworten
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 Edgar-Wallace-Forum
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c.n.-tonfilm Offline




Beiträge: 179

18.07.2003 01:06
#16 RE:Bildformate bei ersten Filmen Zitat · Antworten

Vorrausschicken möchte ich, daß die nicht anarmorphen Breitwandverfahren von 1:1.66 bis 1:1.85 generell auf Matting beruhen. Diese Filme werden in Normalformat 1:1.37 aufgenommen, wobei Regisseur und Kameramann dann bei der Herstellung auf den entsprechenden Bildausschnitt achten, der letzten Endes bei der Kinoprojektion zu sehen sein soll. Überflüssige Bildteile werden bei der Vorführung also kaschiert bzw nicht berücksichtigt. Manchmal werden die Kopien dann schon direkt mit der Matte (also schwarzen Balken oben und unten) gezogen bzw schon das Negativ wird so aufgenommen.

Bei den Edgar-Wallace-Filmen war es so: DER FROSCH MIT DER MASKE ist nur vorgesehen zur Vorführung im Bildformat 1:1.37, also Normalformat. Die Filme Nr. 2 bis 13 (chronologische Zählung also DER ROTE KREIS bis DER FLUCH DER GELBEN SCHLANGE) werden in den Werberatschlägen klassifiziert als "Normalformat - Breitwand spielbar". Dies bedeutet, daß den Filmen ein Matting bis 1:1.66 von der Inszenierung her nicht abträglich sein sollte. Alle diese Kopien wurden jedoch in 1:1.37 gezogen. Das praktische an diesem Verfahren war die problemlose Kompatibilität in allen Filmtheatern. In kleinen Kinos, die noch über keine breiten Leinwände verfügten wurden die Filme im Normalformat vorgeführt. In Filmtheatern mit Breitwand-Leinwand wurde einfach ein 1:1.66-Bildauschnitt der 1:1.37-Kopie in die Mitte der Leinwand projeziert, so daß ein Breitbild entstand, ohne daß dadurch wesentliche Bildauschnitte verloren gingen, weil man dies vorher ja schon einkalkuliert hatte. Hier ist es also durchaus fraglich, was man nun als das korrekte Bildformat ansehen will. Ich bin mittlerweile zu der Überzeugeung gekommen, daß man bei den frühen Filmen aus der Ära vor Ultrascope wohl lieber auf das Matting verzichten sollte und so einen abgerundeteren Bildeindruck erhält.

Für den FROSCH gilt dies jedoch nicht. Laut Auskunft von Kirch Media war das Matting hier ein Versehen bei der Erstellung des Sendebandes vom neuen Master, welcher durch Anfertigung eines neuen Sendebandes theoretisch behoben werden kann. Das Problem ist, daß durch den Firmenbankrott das Geld dort nicht mehr so locker sitzt. Bei Kirch Media endet die Fertigung der Filmabtastung mit einem Master. Von diesem Master wird dann bei Bedarf bzw Verkäufen ein Sendeband erstellt, das die jeweilge TV-Anstalt selbst bezahlen muß. Die Sendebänder der restaurierten Fassungen hat Kabel 1 in Auftrag gegeben und bezahlt; sie sind Eigentum von Kabel 1. Bei Premiere hat man wegen der desolaten Finanzlage zum Großteil die Anfertigung neuer Sendebänder eingespart. So erklärt sich, daß hier immer noch die alten Versionen laufen. Wie man das vor den zahlenden Abonnenten rechtfertigen will, ist eine andere Frage. Zum Wert der neuen Master gleich weiter unten.

Zunächst zu den Wallace-Filmen nach Rückkehr von Ultrascope zu Normalformat also ab DAS VERRÄTERTOR im Jahr 1964. Diese Filme waren von Anfang ausschließlich auf eine Projektion im Format 1:1.66 ausgelegt; hierbei ist die Matte bereits auf den Filmstreifen mitkopiert, d.h. ein 1:1:37-Bild existiert bei diesen Filmen überhaupt nicht. Wenn diese Filme im Fernsehen (nahezu) in Normalformat ausgestrahlt wurden, hat man also innerhalb der Matte den 4:3-Bildauschnitt gewählt, wodurch nun links und rechts Bildinformationen verlorengegangen sind. Dieses 4:3-Bild entspricht somit nicht einem ungematteten Normalformat-Bild, weil dieses bei den betreffenden Filmen meist so gar nicht existiert. Die Matte ist ja schon auf dem Negativ aufgenommen. Man kann diese Filme nicht "open matte" vorführen, wie die früheren Filme aus der Zeit vor 1963.

Und nun kommen wir zur Problematik des Overscans herkömmlicher TV-Bildschirme und des falschen Mattings. Alle herkömmlichen TV-Bildschirme verfügen über einen mehr oder weniger großen Overscan, d.h. es werden Bildinformationen an allen vier Seitenrändern verschluckt, die auf dem Master zwar vorhanden sind, aber eben auf dem Bildschirm unsichtbar bleiben. Jeder kann überprüfen, wie groß der Overscan seines Fernsehers ist, indem er eine DVD erst auf dem Fernsehgerät, dann auf dem Comptermonitor ansieht. Denn Computermonitore stellen ohne Overscan dar.

Als Referenz für ein absolut korrektes 1:1.66-Bild, bei dem tatsächlich an allen 4 Seitenrändern nichts fehlt kann nur die DVD NEUES VOM HEXER von Kinowelt gelten. Hier wurde der 1:1.66-Auschnitt vom Negativ in die anamorphe 1:1.78-Codierung der DVD eingepasst, wodurch an den Seitenrändern links und rechts schwarze Balken entstehen, die jedoch durch den immensen Overscan auf den meisten Fernsehgeräten fast vollständig verschluckt werden und somit nicht mehr sichtbar sind. Anders die neu restaurierte Fassung von Premiere. Hier wurde direkt bis zu allen Seitenrändern abgetastet, dadurch entfällt durch den Overscan ein enormer Teil an Bildinformationen an allen vier (!) Bildseiten. Die Matte oben und unten wird also bereits vom Overscan verschluckt, so daß 1:1.66 auf dem herkömmlichen Fernsehschirm (nahezu) wie 4:3 aussieht (es sieht nur so aus !). Um nun auf ein (am TV-Schirm scheinbar korrekt sichtbares) 1:1.66-Bildformat zu kommen wurde das Bild, das ja bereits in 1:1.66 war (nur wegen des Overscan sah es aus wie 4:3 !!!) nun nochmals gemattet, so daß am Bildschirm nun ein 1:1.66-Sichtfenster entstanden ist, das der DVD zwar gleicht, ihr gegenüber jedoch an allen vier Seitenrändern Unmengen an Bildinformationen vermissen läßt. Diese Neuabtastung ist letztlich total unbrauchbar. Wers nicht glaubt möge bitte die DVD, den Premiere-Mitschnitt und die alte gekürzte VHS von NEUES VOM HEXER parallel laufen lassen und vergleichen.

Ebenso verhält es sich natürlich bei den "restaurierten Fassungen" von z.B. DIE TOTEN AUGEN VON LONDON, DAS GASTHAUS AN DER THEMSE usw. Der Bildausschnitt ist nicht größer, sondern in Wirklichkeit kleiner geworden; die Informationen an den Seitenrändern fehlen nach wie vor, die Matte wird vom Overscan verschluckt und zuzsätzlich wurden oben und unten weitere Bildinformationen sozusagen doppelt gemattet. Dies kann nur dadurch vermieden werden, indem man links und rechts mit schwarzen Balken abtastet. Dies ist jedoch quasi nirgendwo üblich. Frau Romey war für die DVD seinerzeit auf meine Inititaive hin so verfahren und diese Abtastung stellt in ihrer Art leider ein absolutes Unikat dar. Ich konnte nicht mehr tun, als bei Kirch Media nachdrücklich hierauf hinzuweisen. Weitgehend korrekt ist hingegen das neue Master von DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISSEN obwohl nur in 4:3: hier fehlen nämlich oben und unten nur die Bildinformationen, die man theoretisch matten könnte, echter Verlust an Bildinformationen entsteht nur an den Seitenrändern, die durch den Overscan verlorengegangen sind.

Ich hoffe nun, daß ich die komplizierten Aspekte der Formatfrage unter Berücksichtigung der korrekten Darstellung auf dem TV-Bildschirm halbwegs verständlich machen und hier einmal abschließend klären konnte. Schon allein wegen der Problematik des Overscans plädiere ich dafür, die Filme bis FLUCH DER GELBEN SCHLANGE lieber im Normalformat für Neuabtastungen zu überspielen, da ein (vermeintlich) korrekter Bildausschnitt auf dem Fernsehschirm wegen des Overscans grundsätzlich nur durch doppeltes Matting erzielt werden kann. Und wer will das schon ? Mit anderen Worten: vom Bildformat her waren die alten Master unter Berücksichtigung der Divergenz von Master und Overscan korrekt. Ein echtes (voll sichtbares) 1:1.66 bzw 1:1.85-Bild ist nur durch Abtastung mit schwarzen Balken links und rechts zu erzielen. Ein Verfahren welches völliges Neuland darstellt und bisher leider nirgendwo üblich ist. Die NEUES VOM HEXER-DVD ist eine wirkliche Perle und es ist heute leider sehr zu bezweifeln, ob man noch einmal in den Genuß kommen wird, einen Film wirklich ohne jeden Verlust so sehen (!) zu können, wie er auf dem Originalnegativ vorliegt.

FAZIT: Falsches Matting ist ebenso verheerend, wie Scope-Filme im Normalformat zu überspielen !!!!!!

Micha Offline




Beiträge: 1.325

18.07.2003 11:02
#17 RE:Bildformate bei ersten Filmen Zitat · Antworten

Danke, jetzt sind wirklich alle meine Fragen geklärt.
Und außerdem klingt das mit den Premiere-Fassungen für mich unglaublich.....

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