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  • Schön, nackt und liebestoll (1972)Datum11.08.2011 23:36
    Thema von Blap im Forum Giallo Forum

    #3 aus der "Italian Genre Cinema Collection" von Camera Obscura

    Schön, nackt und liebestoll (Italien 1972, Originaltitel: Rivelazioni di un maniaco sessuale al capo della squadra mobile)

    Sollte eine Dame auf der falschen Fleischpeitsche reiten, wird sie in des Schlitzers Klinge gleiten

    Der Kriminalbeamte Capuana (Farley Granger) muss sich mit einer grausigen Mordserie beschäftigen. Ein gnadenloser Killer sucht untreue Ehefrauen auf, tötet diese auf bestialische Weise mit einem Messer. Am Tatort lässt der Mörder stets einige Fotos zurück, auf dem die Opfer während ihrer Seitensprünge zu sehen sind. Alle Opfer verbindet nicht nur der Hang zum Ehebruch, sämtliche Frauen führten ein luxuriöses Leben, gehörten zur wohlhabenden und unbekümmerten Oberschicht. Trotz seiner jahrelangen Erfahrung kann Capuana den Täter nicht stellen, eine erste Spur entpuppt sich als Sackgasse ...

    "Schön, nackt und liebestoll" ist ein Giallo wie aus dem Lehrbuch. Der Film aalt sich mit Wonne in den Standards des Genres, verzichtet gleichzeitig auf (nahezu) jeden Anflug von Eigenständigkeit. Wozu auch, denn Regisseur Roberto Bianchi Montero versteht es sehr gut, die rund 97 Minuten Spielzeit stilvoll und unterhaltsam auszufüllen. Dabei gehört Montero ganz sicher nicht zu den ersten Namen die fallen, wenn von den wichtigsten Regisseuren des Genres die Rede ist. Er war in unterschiedlichen Spielarten des italienischen Kinos aktiv, zählte zu den soliden Handwerkern, nicht zu den grossen Künstlern die Namen wie Mario Bava oder Dario Argento tragen.

    Schon die erste Szene taucht tief in den Giallo-Kosmos ein. Wir sehen ein schöne Nackte, die offenbar auf sadistische Weise aus dem Leben gemessert wurde. Der folgende Vorspann leutet in gelben, orangen und roten Tönen, als Kontrast tauchen die schwarzen Umrisse des Killers auf. Ja, der Messermann, der alte Schnitter vom Dienst. DAS Klischee des Giallo-Schlitzers in Perfektion, schwarzer Mantel, schwarzer Hut und natürlich schwarze Handschuhe. Über das Motiv des Täters verrate ich selbstverständlich nichts, doch die Auflösung folgt -wie überraschend- brav der Norm. So passt es vortrefflich ins blutige Bild, wenn das Drebuch manchen Ansatz im Sande verlaufen lässt. Den Fan des Genres wird es nicht stören, einer solchen Prachtsuhle sieht man kleine Unzuänglichkeiten gern nach.

    Bisweilen wird im Giallo die Arbeit der Polizei in den Hintergrund gedrängt, nehmen Privatpersonen die Nachforschungen in die eigenen Hände. SNUL (ich bin kein Freund von Abkürzungen, doch diese mag ich) baut auf einen bodenständige Spürnase mit Polizeimarke, die von Farley Granger mit unaufgeregter Seriösität gespielt wird, auf ruppige Arbeitsweisen verzichtet er im Regelfall. Wir bekommen Einblicke in sein Privatleben, er führt eine -so sieht es zumindest aus- intakte Ehe, seine Gattin Barbara wird von der bezaubernden Sylva Koscina dargestellt. In Nebenrollen sehen wir Chris Avram, Silvano Tranquilli und Luciano Rossi. Herrn Rossi kennt jeder Freund des italienischen Genrekinos, sein wirrer Blick brachte ihm manche Schurkenrolle ein. Neben Granger ist Rossi dann auch der einprägsamste Vertreter innerhalb der Herrenriege, als merkwürdiger Leichenverschönerer gerät er ins Visier des leitenden Ermittlers. Genug von den Kerlen, denn SNUL bietet eine stattliche Anzahl schöner Frauen auf, die selbst für einen Giallo erstaunliche Ausmaße erreicht. Sylva Koscina habe ich bereits genannt, Annabella Incontrera hat man Angela Covello als Tochter zur Seite gestellt. Femi Benussi erfreut zwangsläufig das Auge, meine Favoritin ist jedoch die äusserst heisse Rotfüchsin Krista Nell, bei deren Anblick meine ranzigen Körpersäfte zu brodeln beginnen. Mit Nieves Navarro ist sogar eine echte Legende des Genres am Start. Ihr Part wirkt leider ein wenig isoliert, sie schenkt dem Zuschauer allerdings die offensivste Erotikszene des Streifens, also werde ich mit Sicherheit nicht meckern. Ich verzichte an dieser Stelle ganz bewusst darauf, andere Werke aus der Filmographie der einzelnen Schauspieler aufzuzählen, weil in diesem Fall der Rahmen eines Kurzkommentares deutlich gesprengt würde. Wer mehr Infos benötigt wird im Netz fündig, Kenner können die klangvollen Namen sowieso zuordnen.

    Noch immer geht mir die Krista Nell nicht aus dem Kopf, doch auch Femi Benussi und Angela Covello sorgen für Unruhe in meinem Hormonhaushalt. Unfassbar, selbst eine Halbgöttin wie Nieves Navorro zählt in diesem Film nicht zu den allerschönsten Vertreterinnen des starken Geschlechts, ein Beleg für die "Frauenpower" dieser Sause! So schön und anmutig die Damen sind, so verdorben und ruchlos sieht es hinter der Fassade aus (Wir wollen lieber nicht wissen, wie erschreckend es hinter der Fassade des Verfasser aussieht). Gelangweilt von Luxus und Ehemann, da wird im Kaffeekränzchen auf den Putz gehauen, dass sogar einem Lustgreis wie mir die Ohren klingeln. Eine angemessene Überleitung zum Zungenschlag (wie passend) des Films. Die deutsche Synchronisation ist kernig und unterhaltsam, schiesst aber ab und zu ein wenig über das Ziel hinaus. Weniger im Bezug auf vulgäre Ausflüsse, mit denen ich noch nie ein Problem hatte, vielmehr kippt die Synchro ein paar Mal in Albernheiten ab. "Irgendwie" musste ich aber selbst in diesen Momenten grinsen, also keine Rüge meinerseits. Ob das Drehbuch die Moralkeule in der Hinterhand mit sich führt, soll bitte jeder Filmfreund selbst entscheiden. Zumindest kommt dieser Gedanke auf, man beachte das Verhalten des Ermittlers in den letzten Minuten. Erneut muss ich kurz auf die handwerklichen Qualitäten eingehen, die SNUL zu einer runden Sache machen. Regie, Drehbuch und Kamera, in allen Disziplinen gibt sich das Werk keine nennenswerte Blöße. Kurzzeitig mutet das blutige Treiben gar nach grosser Kunst an, ein Mord am Strand wird von Bildern erhabener Schönheit eingerahmt (um einen Anhaltspunkt zu nennen, bei der Sichtung werdet ihr noch viel mehr entdecken). Für den Score sorgte Giorgio Gaslini, der im Bonusmaterial der DVD zu Wort kommt.

    Fazit: "Schön, nackt und liebestoll" ist ein Giallo der Fans erfreuen wird, den ich auch Einsteigern ans Herz legen möchte. Sicher, der Flick ist kein Höhepunkt des Genres, bietet aber alle relevanten Zutaten an. Für Liebhaber eine kleine Perle, für Einsteiger eine geeignete Vorspeise, es muss ja nicht gleich "Profondo Rosso" sein. Besonderes Lob verdient die DVD aus dem Hause Camera Obscura. Wie üblich für die "Italian Genre Cinema Collection", kommt die Scheibe in einem schicken Digipak samt Schuber, ferner liegt ein Booklet bei. Der Film liegt ungekürzt und in sehr schöner Qualität vor, neben der deutschen Synchronisation ist auch der italienische Originalton an Bord, ergänzend ein Audiokommentar mit Marcus Stiglegger und Christian Keßler. Der werte Herr Keßler sorgte zusätzlich für den Inhalt des interessanten Booklets, auf der DVD befindet sich eine sehenswerte Featurette mit Komponist Giorgio Gaslini. Damit nicht genug, ein Fotoroman zu SNUL und eine Bildergalerie runden das Paket ab. Eine Spitzenveröffentlichung für die ich Camera Obscura sehr dankbar bin. Macht bitte noch lange auf diesem Niveau weiter!!!

    7/10 scheinen mir angemessen, die Hinweis auf die unvermeidbaren "Wohlfühlpunkte" ebenfalls. Hätte ich nicht bereits etliche Gialli gesehen, wäre die Bewertung sicher deutlich großzügiger ausgefallen. Für die DVD verdient Camera Obscura die Höchsnote! Wer bei dieser Prachtscheibe nicht zugreift, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen!

    Lieblingszitat:

    "Ihr Mann ist ein Krüppel und kann sicher nicht mehr bringen was sie von ihm erwartet"

  • Zitat von eastmancolor
    ...wer sich die DVD gekauft hat oder dies demnächst tun will?



    Das gute Stück lag heute im Briefkasten.

  • DVD-Wünsche an Pidax-FilmDatum10.08.2011 14:23
    Foren-Beitrag von Blap im Thema DVD-Wünsche an Pidax-Film

    Zitat von Georg
    Nach den Veröffentlichungen von "Perrak" und "Hotel der toten Gäste" kommen von Pidax zwei weitere Krimis, die das Interesse der Forengemeinschaft erregen dürfte:

    Die sieben Masken des Judoka
    BRD/I/F 1967
    Regie: Maurice Labro
    Mit Heinz Drache


    Der Stein des Todes
    BRD/ Sri Lanka 1986
    Regie: Franz Josef Gottlieb
    Produktion: Artur Brauner, Theo Maria Wagner
    Mit Albert Fortell, Brad Harris, Elke Sommer, Siegfried Rauch, Tony Kendall




    Herrlich! Unfassbar, ich bin begeistert!




  • Perrak (Deutschland 1970, Orignaltitel: Perrak)

    Vohrer und Tappert drehen auf. Wüster Proto-Derrick unter Dampf!

    Auf einer Hamburger Mülldeponie wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Man zieht den erfahrenen Ermittler Perrak (Horst Tappert) hinzu, da er sich im schlüpfrigen Milieu der Elbmetropole bestens auskennt. Bereits am Fundort genügt dem cleveren Kommissar Perrak ein flüchtiger Blick, um die wahre Identität der Leiche aufzudecken. Die junge Frau ist ein junger Mann, ein einschlägig bekannter Transsexueller aus der lokalen Szene. Bei seinen Nachforschungen sticht der Kripobeamte immer wieder in Wespennester. Fiese Erpresser, sexuelle Ausschweifungen, ein gut getarntes Bordell unter der Leitung einer alten Bekannten, selbst hohe Amt- und Würdenträger scheinen in den Fall verwickelt zu sein. Als Perrak den stadtbekannten Gauner Karl Kaminski (Hubert Suschka) zu sehr in Bedrängnis bringt, entführt der skrupellose Verbrecher Perraks Sohn Joschi (Georg M. Fischer). Doch Perrak lässt sich von keinem Lumpensack der Welt stoppen, egal wie widerwärtig die Methoden seiner Gegner auch sein mögen. Der Fall zieht weitere Kreise, selbst Kaminski scheint nur ein kleines Zahnrad in diesem Getriebe aus Sex, Gier und Mord zu sein...

    Aus aktuellem Anlass grabe ich meinen (leicht überarbeiteten) Kurzkommentar von März 2010 hervor, denn inzwischen wurde "Perrak" endlich auf DVD veröffentlicht. Regisseur Alfred Vohrer wurde durch seine zahlreichen Arbeiten für Rialto Film zu einem gefragten Mann. Etliche Edgar-Wallace-Streifen und Karl-May-Verfilmungen gehen auf sein Konto. In den späten sechziger Jahren kehrte Vohrer Rialto den Rücken zu und wechselte zu Roxy Film, nach dieser Phase wurde er für das Fernsehen aktiv (Derrick, Der Alte). Aus seiner Zeit bei Roxy Film stammt der vorliegende "Perrak". Alle Beteiligten lassen nicht zu knapp die wilde Wutz von der Kette, offensichtlich hatte man am Set des Films jede Menge Freude (es kommt zumindest so rüber). Horst Tappert spielt die Figur Perrak unverschämt locker und frech, eine Art überdrehter Vorläufer seiner späteren Paraderolle Derrick. Immer einen Spruch auf den Lippen, bei Bedarf auch harsch zupackend. Der Film kommt mit herrlichen, oft groben Dialogen daher, gewährt Einblicke in die Halbwelt der norddeutschen Metropole Hamburg. Vohrer suhlt sich mit Wonne im Sumpf der Gauner und Bordelle, räumt Transen einen großzügigen Platz auf dieser Spielwiese ein. Da der gute Herr Vohrer dem eigenen Geschlecht zugeneigt war, konnte er sich hier so richtig austoben, was dem Unterhaltungswert des Flicks sehr zuträglich ist!

    Es macht einfach riesigen Spass, das Deutschland der frühen siebziger Jahre auf diese Weise zu betrachten, zu erleben. Aus heutiger Sicht unfassbar inkorrekte Ansagen prasseln dem Zuschauer ins Gehör, für Oberfiesling Karl Kaminski existiert keine Schmerzgrenze. Ein maximalpigmentierter Mitmensch (André Ehoulan) wird von Gauner Kaminski -vortrefflich ekelhaft von Hubert Suschka gespielt- unter sklavenhaften Bedingungen gehalten und ständig gedemütigt. "Ich heisse nicht Bimbo, und ich möchte hier weg!", beschwert sich der geknechtete Bursche wieder und wieder. Kaminski schert sich einen Dreck darum, die Wünsche seines "Mitarbeiters" werden mit Spott und erneuter Erniedrigung beantwortet. Freilich schnauzt sich der übrige Pöbel untereinander kaum minder ruppig an, beschimpft die Gesetzeshüter, bei Bedarf werden Schlagring und Wumme ausgepackt. Nicht nur Tappert und Suschka hauen auf den Putz! Mondgesicht Werner Peters schleicht gewohnt abstossend durch die Kulissen, Arthur Brauss (hier als Art Brauss unterwegs) gibt einen hinterhältigen Handlanger Suschkas. Walter Richter taumelt volltrunken und abgewrackt über die Müllkippe, Wolf Roth mimt einen Kleinkriminellen mit "Restgewissen", Jochen Busse schleimt verschlagen durch das Szenario. Hans Schellbach gibt den unangenehmen Bonzen, Erika Pluhar seine junge und attaktive Gattin, die uns (h)eißkalte Blicke zuwirft. Nicht zu vergessen Judy Winter als Puffmutter Emma Kastelbauer, die sich ihren Künstlernamen "Trompeten-Emma" vermutlich (un)redlich verdient hat. Dennoch muss Judy Winter nicht als peinliche Knallschote herhalten. Sie verleiht ihrem Charakter eine gewisse Melancholie, gerät mehr und mehr in das gnadenlose Mahlwerk der knallharten Unterwelt. Ab und an erwischt es mich bekanntlich, ich verliebe mich ein kleines bißchen in Filmcharaktere. Emma Kastelbauer möchte ich aus den Klauen der Ganoven befreien, sie knuddeln und beschützen.

    Die Handlung überrascht mit diversen Wendungen, ergo sollte man trotz des hohen Spassfaktors aufmerksam am Ball bleiben! Nun könnte man bemängeln, dass sich das Drehbuch in der zweiten Hälfte der Prachtsause wie ein glitschiger Aal windet. Doch ich bin der Ansicht, gerade deshalb werden auch zukünftige Sichtungen noch jede Menge Unterhaltungswert bieten, der Streifen sich nicht so schnell abnutzen (Nach dem erneuten Genuss des Films, kann ich diesen angenehmen Verdacht mit allem Nachdruck bestätigen)! Am Ende laufen alle Fäden zusammen. Perrak präsentiert ausführlich und souverän seine Ermittlungsergebnisse, die nachvollziehbar und logisch geraten sind, folglich sogar ewige Nörgler und notorische Skeptiker nicht aus dem Saal treiben sollten. Deutscher Kriminalfilm trifft auf Sleaze, Gewalt und forsche Dialoge. Das Ergebnis mag man von mir aus als "Krautploitation" bezeichnen (was der Sache wohl einigermaßen gerecht wird). Trotz der frech-flotten Gangart, haben die Verantwortlichen ihr handwerkliches Können nicht vergessen, werfen ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz in die Waagschalen der Wonne. Alfred Vohrer ist in seinem Element, der von mir gern erwähnte "Vohrer-Popanz" kommt in voller Pracht zum Zuge. Vohrers bewährte Assistentin Eva Ebner darf nicht fehlen, für den flotten Score sorgte Rolf Kühn. Die Kamera wurde von Ernst W. Kalinke bedient, in dessen Filmographie es bemerkenswerte Einträge zu entdecken gibt. Diese beschränken sich nicht auf Wallace und Winnetou, er fotographierte z. B. den roh zupackenden Reisser "Hexen bis aufs Blut gequält" (1970).

    Lange mussten wir auf eine DVD-Veröffentlichung warten. Nun ist diese unverzeihliche Lücke geschlossen, ein Traum wurde wahr! Pidax-Film hat sich "Perrak" angenommen, den Film von Kinowelt unterlizenziert. Der Streifen liegt im Originalformat vor, die Bildqualität stellt zufrieden. Offenbar war die Vorlage nicht von optimaler Qualität, der Einsatz von Filtern ist deutlich erkennbar. Zwar wirkt das Bild eine Spur zu "glatt", doch daran werden sich nur Zeilenzähler stören, denen die Technik wichtiger als der Inhalt ist (Wer übrigens Probleme mit einem körnigen Bild hat, dürfte der "geglätteten" Optik zugetan sein). Auf der DVD sind keine Boni zu finden, ersatzweise findet der Fan ein angenehm gestaltetes Booklet vor (was ich sehr begrüße). Flatschen-Neurotiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. Sicher, perfekt ist die Scheibe nicht, dennoch hat Pidax einen guten Job gemacht. Für rund 10€ wechselt die DVD den Besitzer, meiner Meinung nach ein extrem faires Preis-/Leistungsverhältnis. Für mich zählt "Perrak" zu den wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Monate. Ich freue mich auf die Pidax-Scheibe zu "Hotel der toten Gäste" (1965), deren Zustellung ich bereits schmachtend erwarte. Dort wird es ein Wiedersehen mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor und weiteren Lieblingen geben! Bitte unterstützt Pidax mit dem Kauf von "Perrak" (und/oder anderen Titeln aus dem Programm des Labels), damit wir uns über weitere Filmschätzchen freuen können, die unsere Beachtung und Verehrung verdienen! (Nein, ich bin nicht "gekauft". Ich möchte aus eigenem Antrieb ein wenig "Werbung" machen, die Arbeit des Labels verdient die Unterstützung durch uns Filmfreunde!)


    Sehr gut! Mehr davon! Liebe Frau Vohrer, ich bin Ihnen zu ewigem Dank verpflichtet! Gern lege ich diesmal noch ein halbes Pünktchen drauf, der Film ist mir inzwischen noch stärker und inniger ans Herz gewachsen!

    8,5/10 (sehr gut bis überragend)

    Lieblingszitat:

    Natürlich! Unschuldig wie der Hintern einer Äbtissin!

    (Man könnte wohl eine ganze Seite mit prächtigen Zitaten dieser Sause füllen! Besorgt euch den Stoff und schaut selbst, es lohnt sich!)




  • Psycho Cop (USA 1989, Originaltitel: Psycho Cop)

    Darkest Blue

    Drei junge Burschen und ihre Freundinnen sind mit dem Auto unterwegs. Es geht raus aufs Land, die Herren haben dort eine großzügiges Anwesen gemietet, alle wollen einen schönen und eindringlichen Urlaub erleben. Leider treibt sich der durchgeknallte Officer Joe Vickers (Robert R. Shafer) in der Gegend rum, der bereits wegen diverser Greueltaten von seinen Kollegen gesucht wird. Zunächst schliesst der Kopf des Hausmeisters und Aufpassers innige Freundschaft mit einer Axt. Vickers berichtet den Feriengästen von einem angeblichen Unfall, der Vermißte wäre bald wieder auf den Beinen. Zunächst sind die Jungspunde beruhigt, doch nach mutet die Bedrohung immer spürbarer an, bis Vickers schliesslich sein blutiges Handwerk in Angriff nimmt...

    "Psycho Cop" wurde zu VHS-Zeiten in Deutschland unter dem Titel "Mad Cop" vermarktet, die DVD trägt nun den amerikanischen Originaltitel. Gern wird William Lustigs "Maniac Cop" (1988) als vergleichbares Werk genannt. Doch im Gegensatz zum urbanen "Maniac Cop", bekommt es der Zuschauer bei "Psycho Cop" mit einem typischen (Backwood) Slasher zu tun ( Bei dem der Killer zur Abwechslung in einer Polizeiuniform durch den Wald stiefelt, besagte Uniform stellt dann aber auch schon die grösste Gemeisamkeit der Filme dar). Regie führte ein Typ namens Wallace Potts, der auch für die Story verantwortlich zeichnet.

    Die kurze Vorstellung der Schauspieler kann ich mir an dieser Stelle sparen, denn die Gestalten bleiben beliebig austauschbar. Immerhin sorgt ein Name wie Jeff Qualle für leichte Belustigung, wirklich erinnerungswürdig ist allerdings nur der Auftritt von Robert R. Shafer als "Psycho Cop". Shafer kann inzwischen auf eine stattliche Anzahl von Auftritten in B-Movies und TV-Serien verweisen. Als Officer Joe Vickers darf er ordentlich vom Leder ziehen, irre Grimassen schneiden, wirre Sprüche absondern (...und natürlich seine Kunden zu Mettgut verarbeiten). Wer Slasher sowieso skeptisch betrachtet, wird "Psycho Cop" mit ziemlicher Sicherheit in der Luft zerreissen. Klar, der Flick suhlt sich in abgedroschenen Klischees, kommt zu keiner Zeit über übliche Genrekost hinaus. Wie bereits erwähnt, bleiben die "Zehn kleinen Negerlein" allesamt unscheinbar, beten typische Dialoge herunter, fungieren in erster Linie als Lückenfüller und Metzelmasse. In der Disziplin Spannung vollbringt man keine Wunder, selbst vereinzelte Schockmomente sind Mangelware. Die Effekte bieten guten Standard an, ausufernde Härten sollte man nicht erwarten. Nebenbei wird auf satanische Umtriebe des Herrn Vickers hingewiesen, die zunächst aber wenig Sinn ergeben. Zumindest zum Ende der Sause machen sich die Andeutungen bezahlt, tatsächlich erschien 1993 eine Fortsetzung (Psycho Cop Returns).

    Es gibt unzählige Gründe diesen Streifen abzulehnen, langweilig zu finden, ihm keine weitere Beachtung zu schenken. Diese Verfahrensweise möchte ich jedem "Slasher-Nörgler" ausdrücklich ans Herz legen! Mir sind die vermeintlichen Schwächen und Klischeefallen jedoch völlig gleichgültig. Nein, das trifft es nicht, denn ich liebe es sehr auf den ausgetretenen Pfaden zu wandeln, die bereits zahlreiche andere Slasher beschritten haben. "Psycho Cop" bietet dem gierigen Fan knappe 84 Minuten Spass, sofern man die Ansprüche nicht allzu hoch schraubt. Zu den Höhepunkten seiner Gattung zählt der Film ganz sicher nicht, ungeachtet dessen hat der Streifen bei mir die richtigen Knöpfe gedrückt, ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall.

    Im Rahmen der sogenannten "Horror Editon" (#3), wurde "Pyscho Cop" von Voulez Vous von wenigen Monaten ungekürzt auf den Markt geworfen. Die Bildqualität ist zweckmäßig, Boni sind eine Rarität, Flatschen-Paranoiker werden sich über das Wendecover freuen, welches IMHO sehr schick geraten ist (siehe oben). Neben der deutschen Snychronisation ist der englische Originalton an Bord, die niveauarme deutsche Fassung passt ausgezeichnet ins Bild. Da die Scheibe zum moderaten Kurs gehandelt wird (rund 7€), kann man sehr gut mit der gebotenen Qualität und Ausstattung leben. Ich freue mich sehr über die DVD-Auswertung dieses kleinen Slasher, vielen Dank dafür!

    7/10 (gut) = Sehr, sehr subjektive Fanpunkte!

    Lieblingszitat:

    "Brauchen Sie einen Polizeibeamten?"


    Ferner im Player:

    China O'Brien (USA 1990) - Cynthia Rothrock hängt ihren Job als Großstadtbul(l)ette an den Nagel, ein tragischer Zwischenfall im Job gibt den Ausschlag. Zurück in ihrer ländlichen Heimat regiert ein fieser Gauner, dem zahlreiche Schergen zur Hand gehen. Als Chinas Vater, der in der kleinen Stadt den Posten des Sheriffs bekleidet, einem heimtückischen Anschlag zum Opfer fällt, will China sich zu seiner Nachfolgerin wählen lassen...

    Regisseur Robert Clouse inszenierte immerhin den Bruce Lee-Klassiker "Enter the Dragon", umso erstaunlicher mutet die teils naive Art dieses Rothrock-Kloppers an. "Irgendwie" passt aber alles zusammen, und Cynthia mag ich sowieso (obwohl mir diese Tatsache unbegreiflich ist, denn "sportliche" Frauen entsprechen überhaupt nicht meinem primitiven Beuteschema). Robert Norton und Keith Cooke greifen Frau Rothrock unter die Arme, diverse Fratzen dienen als Sandsäcke und Fußabtreter.

    Die DVD aus der Reihe "Eastern Sensation" von Voulez Vous ist (wie üblich) keine Sensation, bietet aber ein faires Preis-/Leistungsverhältnis. Das Cover weist einen dicken Fehler auf, aus "China O'Brien" wurde "China O'Brian". Egal, die Scheibe geht in Ordnung, und "China O'Brien" gehört sowieso zu den besseren Ausflüssen der lieben Cynthia.

    6,5/10

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum07.08.2011 23:20
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 5 (Folgen 61-75)

    Folge 69 - Tödliche Sekunde (Deutschland 1980)

    Achim Rudolf (Uwe Ochsenknecht) ist mit dem Moped auf dem Weg nach Hause, kurz zuvor hat er sich von seiner Freudin Marianne Schieder (Irina Wanka) verabschiedet. Als er in einer Nebenstrasse kurz anhalten muss, entdeckt er dort den geparkten PKW seines Vaters Albert (Werner Kreindl). Plötzlich ertönen laute Hilferufe, ganz in der Nähe wurde der Besitzer einer Lottoannahmestelle getötet, zudem wurde eine grössere Summe Geld geraubt. Frau Kahl (Eva Brumby), die Gattin des Opfers, gibt bei ihrer Zeugenaussage an, sie habe drei Gestalten gesehen. Eine brauchbare Beschreibung kann die geschockte Frau nicht zu Protokoll geben, gleiches gilt für ihre Tochter Ina (Lisa Kreuzer) und deren Ehemann Gerhard (Werner Asam), die im Haus der Kahls leben und zur Tatzeit anwesend waren. Achim stellt wenig später fest, dass der Wagen seines Vaters inzwischen verschwunden ist. Den jungen Mann beschleicht ein schrecklicher Verdacht, mit dem er seinen Vater unverblümt konfrontiert. Vieles spricht für eine Täterschaft Albert Rudolfs, vor allem sein Vorstrafenregister, welches im Zusammenhang mit dem Raub höchst brisant erscheint...

    Werner Kreindl und Uwe Ochsenknecht funktionern als Vater und Sohn vortrefflich. Nein, weil die Beziehung so gar nicht funktionieren mag, bietet sie den Schauspielern eine reizvolle Bühne, die Kreindl und Ochsenknecht dann auch erstklassig für sich zu nutzen wissen. Übrigens sieht Ochsenknecht hier "Buffalo Bill" sehr ähnlich, dem Serienkiller aus "Das Schweigen der Lämmer", der 1991 von Ted Levine dargestellt wurde (Das tut nichts zur Sache, aber ich wollte es unbedingt anmerken). Irina Wanka sehen wir als hübsche Freudin des Herrn Ochsenknecht, Ida Krottendorf als verängstige Mutter des Burschen. Lisa Kreuzer hatte bereits mehrfach eindrucksvolle Auftritte innerhalb der Reihe (z. B. Folge 38 - Inkasso, Folge 47 - Solo für Margarete), in "Tödliche Sekunde" bleibt sie zurückhaltend, nebensächlich. Überhaupt sind die Rollen der "Opferfamilie" eher unscheinbar angelegt, lediglich Eva Brumby hat ein paar starke Momente. In Nebenrollen tauchen Charakterkopf Dan van Husen und Klaus Münster auf, die als schrullige Brüder am Start sind.

    Der gestörten Vater-Sohn-Beziehung räumt man viel Platz ein, jedoch wird der interessant konstruierte Kriminalfall nicht an den Rand gedrängt. Es ist nicht nur der Sohn, der seinem alten Herrn nicht über den Weg traut. Nein, auch der vorbestrafte Vater mißtraut seinem Sprößling, zweifelt mit Nachdruck an dessen Loyalität und Familiensinn. Das Drehbuch baut nicht auf Krawall, die Fäuste Kreindls und Ochsenknechts bleiben kalt, lediglich der Tonfall wird ansatzweise eine Spur harscher. Auf Zbynek Brynych ist Verlass, seine Inszenierung verrät ein gutes Gespür für feine Zwischentöne, die oft gar nicht so einfach in den vorgegebenen Rahmen von einer Stunde Spielzeit zu packen sind. "Tödliche Sekunde" ist eine gute und unterhaltsame Folge, deren Auflösung sich auf nachvollziehbare Art ein wenig komplexer als üblich gestaltet.

    7/10 (gut)

  • Kann ich nicht beurteilen, da ich die DVDs nicht besitze.

  • Zitat von eastmancolor

    Die machen sich normalerweise bei deutschen Filmen, nicht die Mühe neu abzutatsen, sondern nehmen vorhandene TV Bänder. Z.B Dorian Gray mit Helmut Berger, die Simmel Filme.



    Ok, die Simmel-DVDs sind wirklich nicht der Knüller. Wenn sich man allerdings auch im Laser Paradise-Sumpf bewegt, kann einen Kinowelt kaum erschüttern. Wobei ich mich wirklich nicht an so richtig miese Scheiben von Kinowelt erinnern kann.

  • Zitat von eastmancolor
    Ich bin mit dem Bild auf meinem 107 cm Plasma wirklich hochzufrieden. Gottseidank hat den Film nicht Kinowelt veröffentlicht. Die hätten einfach nur das TV Master genommen. Hotel der toten Gäste kann man wirklich auf dem Niveau der Rialto Wallace sehen. Pidax bearbeitet die Filme, glaube ich selbst. Top! Kaufempfehlung!



    Kleine Diagonalen sind bekanntlich gnädig, auf einem 42"-Gerät sieht selbst SDTV noch halbwegs brauchbar aus. Es wird schon passen, ich freue mich sehr über die Veröffentlichungen von "Hotel..." und "Perrak". Es war Ehrensache die DVDs zu kaufen.

    Kinowelt ist mir nicht unbedingt als besonders nachlässiges Label aufgefallen, obwohl ich etliche Titel aus diesem Hause in meiner Sammlung habe. Hast du ein paar Beispiele bezüglich verunglückter Scheiben?

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum07.08.2011 00:08
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 5 (Folgen 61-75)

    Folge 68 - Ein Lied aus Theben (Deutschland 1980)

    Als Inge Bruckmann (Mijou Kovacs) nach dem Tanztraining von ihrem Freund Hans (Eckhard Heise) abgeholt wird, hat dieser eine Auseinandersetzung mit dem aufdringlichen Ulrich Hemp (Werner Schulenberg), in deren Verlauf sich Hemp einen Schlag ins Gesicht einfängt. Wenig später ist Hans tot, seine Mutter (Edith Schneider) endeckt die Leiche ihres Sohnes. Sofort fällt der Verdacht auf Ulrich Hemp, der jedoch nach einer Nacht in Untersuchungshaft aus Mangel an Beweisen entlassen wird. Da Inges Eltern beruflich längerfristig im Ausland leben, haben sie ihre Tochter bei Dr. Munch (Siegfried Wischnewski) und dessen Familie untergebracht. Auch Munchs Sohn Robert (Michael Boettge) hat ein Auge auf die hübsche Inge geworfen, genau wie Ulrich hatte er in der Vergangenheit Ärger mit dem Mordopfer...

    Mit Mijou Kovacs bietet diese Episode eine attraktive Darstellerin an, die glaubwürdig das Begehren der anwesenden Herrer weckt (Die seriösen Ermittler sind freilich davon ausgenommen). Werner "Adi Dong" Schulenberg spielte bereits in "Die Puppe" (57) reichlich irrsinnig auf, erneut sehen wir ihn in einer verschrobenen Rolle. Diesmal gibt er eine Art Stalker, der gewissen Leuten die nackte Angst ins Genick treibt. Siegfried Wischnewski hat mit (s)einer zunehmend bröckelnden Fassade zu kämpfen, während Inge Birkmann ihrem Gatten zur Seite steht. Michael Boettge und Eckhard Heise bleiben eher austauschbar, Maria Sebaldt leitet das Tanzensemble fachkundig an.

    Allzu viel mag ich über "Ein Lied aus Theben" nicht schreiben, der Plot ist zu durchsichtig angelegt, zu leicht lässt sich der wahre Täter ausmachen. Dies tritt bei manch anderer Folge der Reihe ebenfalls auf, dort wird dem Zuschauer aber ein alternative Spielwiese angeboten, oft packende Famlien-/Beziehungsdramen. Leider schwimmt man hier lediglich an der Oberfläche, immerhin fangen die gewohnt guten Schauspieler das sehr mittelprächtige Drehbuch auf. Eine unscheinbare Episode, die sich nur ganz knapp oberhalb von "Ein Kongress in Berlin" (61) platzieren kann.

    Sehr, sehr wohlwollend: 6/10 (obere Mittelklasse), die Tendenz weist in Richtung 5,5/10

  • Das sehe ich auf den Bildern ein wenig anders. Aber das kann freilich täüschen, ich warte zwecks Beurteilung lieber auf die DVD (Die sich noch irgendwo auf dem Versandweg befindet). Es bringt nichts sich darüber vor der Sichtung den Kopf zu zerbrechen, wo doch sowieso die Freude über die Veröffentlichung überwiegt.

  • Zitat von Gubanov
    Ein Mitarbeiter von Pidax-Film hat im hauseigenen Forum einen interessanten Bildvergleich zwischen dem Ausgangsmaster und dem auf DVD vorliegenden Restaurationsergebnis gepostet. Abgesehen von der unrealistischen Bildverzerrung ein sehenswertes Beispiel:



    Die Screenshots sehen nicht sehr erbaulich aus, die restaurierte Fassung scheint arg durch den "DNR-Wolf" gepresst zu sein. Aber ich will nicht vor der Sichtung meckern, ich mache mir lieber einen eigenen Eindruck von der Scheibe.




  • Nacht des Terrors (USA 1996, Originaltitel: Riot)

    Der unerschrockene Engländer

    In Los Angeles kommt es nach einem Konflikt zwischen Jugendlichen und der Polizei zu Krawallen. Etliche Stadtviertel sind in Aufruhr, marodierende Schlägertruppen verbreiten Angst und Schrecken. Auch Anna Lisa Gray (Paige Rowland), die Tochter des britischen Botschafters, gerät in den Strudel des Grauens. Die junge Frau wird von einer Strassengang aus einer Limousine gezerrt, fällt in die Hände des berüchtigten Shyboy (Dex Elliott Sanders). Wenig später erhält ihr Vater eine hohe Lösegeldforderung, die an heikle Bedingungen geknüpft ist. Ein einzelner Bote soll das Geld überbringen, der Deal soll mitten in einem momentan unkontrollierbaren Stadtteil stattfinden. Nur ein Mann kommt für diesen Job in Frage, der britische Agent Major Shane Alcott (Gary Daniels). Obschon ihm sein Freund Major Williams (Sugar Ray Leonard) davon abrät, stellt Shane sich sofort Verfügung, er war einst mit Anna Lisa verlobt. Bereits der Weg bis zum Übergabepunkt ist lebensgefährlich, vor allem mit einem Koffer voller Geld unter dem Arm. Shyboy hat freilich nicht vor, dem Boten und der Geisel freien Abzug zu gewähren. Damit nicht genug, denn die böseste Überraschung wartet noch auf Shane...

    In den achtziger Jahren war Cannon DIE Schmiede für gepflegte B-Actioner, in den neunziger Jahren sorgte PM Entertainment für Nachschub auf dieser Spielwiese. "Riot" bietet dem Genrefan eine solide Besetzung an, kann mit seiner gelungenen Atmosphäre punkten, Prügel und Geballer werden in feister Dosierung gereicht. Auf dem Regiestuhl nahm Joseph Merhi Platz, der darüber hinaus auch einer der Gründer von PM Entertainment war. Der Mann ist daher gewissermaßen eine ausgewiesene Fachkraft für B-Action.

    Gary Daniels macht ohne Zweifel einen durchtrainierten Eindruck, schaut aber eine Spur zu soft aus, den kernigen Actionhelden mag man ihm zunächst nur eingeschränkt abnehmen. Nach und nach verfliegt die Skepsis, Daniels meistert die Actionsequenzen souverän, füllt den Rest mit seiner sympathischen Art auf. In "Riot" darf er unzählige Bösewichter verkloppen und über den Haufen schiessen, der Body Count lässt keine Wünsche offen. Box-Legende Sugar Ray Leonard steht Daniels als typischer Sidekick bei, sein Part fällt jedoch leider deutlich kleiner aus, als ich nach dem Auftakt des Streifens zunächst vermutete. Charles Napier sehen wird als älteren Agenten, sein Gesicht wird jedem Filmfreund schon häufiger begegnet sein. Auf Seiten der Bösewichter sind charaktervolle Fratzen unterwegs. Dex Elliott Sanders gefällt als typisches Bandenanführer-Klischee. Der kantige Patrick Kilpatrick sieht von Natur aus unfreundlich aus, er darf erwartungsgemäß ordentlich auf den Putz hauen. Blondchen Paige Rowland bleibt austauschbar, erfüllt als Ex-Liebchen des Helden ihren Zweck. Damit sind die wichtigsten Mitwirkenden kurz vorgestellt, die weiteren Akteure müssen überwiegend als anonyme Metzelmasse herhalten.

    "Riot" bringt all die geliebten Zutaten ins Spiel, die der Fan kurzweiliger B-Action sehen möchte. Der Held gibt nie auf, die Bösewichte schrecken vor kaum einer Tat zurück. Es wird ständig geballert und geprügelt, Mopeds und Autos werden zu Schrotthaufen, die Umgangston ist tendenziell rauh. Die Sause erfreut mit ein paar leicht irren Einfällen, seht euch z.B. die Attacke der bekloppten Mopedfahrer an, herrlich. Zu einem runden Paket gehört in diesem Genre ein pathetischer, einfallsloser Soundtrack. "Riot" gibt sich auch in dieser Disziplin keine Blöße, die Mucke ertönt üblich schlecht. Merke: Das gehört genau so! Der Plot hält eine gelungene Überraschung parat, auf die ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht eingehen kann.

    Unter dem klangvollen Titel "Nacht des Terrors", ist der Streifen in Deutschland von Voulez Vous veröffentlicht worden. Die DVD gehört zur "Action Sensation" getauften Reihe des Labels, die mir bereits ein paar angenehme Nächte bescherte. Man kann sicher darüber streiten, ob der Name "Action Sensation" eine gute Wahl ist, doch letztlich zählt der Inhalt, nicht die Verpackung. Bei "Nacht des Terrors" ist beim Kauf auf die richtige Fassung zu achten, die im üblichen Massenhandel angebotene DVD (FSK 16) ist gekürzt. Über die üblichen Wege ist die ungeschittene Variante problemlos erhältlich. Die gebotene Qualität sollte die Zielgruppe zufriedenstellen, im Bonusbereich findet man eine kleine Trailer-Sammlung.

    7,5/10 (gut bis sehr gut)

    Lieblingszitat:

    "Ich bin der Weihnachtsmann."

    ***

    Ansonsten gab es noch:


    Fist of the North Star (USA 1995) - Ein weiterer Flick mit Gary Daniels, der sich hier durch eine düstere Welt prügeln muss, die einer Manga-Vorlage entstammt. Malcolm McDowell, Costas Mandylor und Chris Penn sind am Start, sogar Ekelfratze Clint Howard taucht in einer kleinen Nebenrolle auf. Nette Action mit Endzeit-/SF- und Fantasy-Stimmung, die unter dem hektischen, zu oberflächlichen Drehbuch leidet. Der Film ist schlicht zu kurz geraten, um den Zuschauer wirklich in das stimmungsvolle Szenario einzusaugen.

    6/10 (obere Mittelklasse)


    Bloodsport (USA 1988) - Alle Jahre wieder auf dem Bildschirm, immer wieder sorgt dieser Cannon-Streifen für beste Unterhaltung. Damals der grosse Durchbruch für Jean-Claude Van Damme, der dort (aus heutiger Sicht) recht milchgesichtig anmutet. Schauspielerisch war Van Damme noch eine Nullnummer, kein Vergleich zu seinen heutigen Fähigkeiten, die leider viel zu wenig Beachtung finden! Egal, denn dem äusserst hohen Unterhaltungswert von "Bloodsport", bricht dies keinen Zacken aus der blutigen Krone. Muskel-Klops Bolo Yeung gibt den ultrafiesen Endgegner, da bleibt kein Knochen gerade.

    8/10 (sehr gut)


    Dawn of the Dead (USA 2004) - Ich liebe Romeros Original von 1978 abgöttisch, der Film zählt zu meinen ewigen Top 10! Das Remake gibt sich eigenständig, erfreut aber mit zahlreichen Verbeugungen vor der Vorlage. Für mich einer der besten Horrorfilme des neuen Jahrtausends. Sicher, das Original bleibt unerreicht, doch Zack Synders Fassung ist mir längst ans Herz gewachsen, landet immer wieder im Player. Im Vergleich mit "Dawn...", stinkt Synders Hypefilmchen "300" gnadenlos ab.

    9/10 (überragend)


  • Rocker & Biker Box Vol. 4 von MIG, zwei Filme auf einer DVD


    Biker - Von der Meute gehetzt (USA 1971, Originaltitel: Wild Riders)

    Der Drecksack und sein Gorilla

    Pete (Arell Blanton) und sein Kumpel Stick (Alex Rocco) sind ein unzertrennliches Duo. Pete ist der Denker und Lenker, Stick ist stets zur Stelle, wenn sein bester (und offensichtlich einziger) Freund in Bedrängnis gerät. Als die beiden Pappnasen eine junge Frau brutal um die Ecke bringen, werden sie aus der Biker-Gang geworfen, mit der sie bisher durchs Land zogen. Die Tanks, Taschen und Mägen sind fast leer, als Pete ein großzügiges Anwesen entdeckt, auf dem sich zwei Damen am Pool vergnügen. Rona (Elizabeth Knowles) ist über den "unerwarteten Besuch" in ihrem Haus gar nicht so unerfreut, denn ihre Ehe langweilt sie, ihr Mann ist Berufsmusiker und oft auf Reisen. Während sich Rona in ihrem Schlafzimmer eindringlich mit Pete unterhält, wird der zurückhaltenden Laure (Sherry Bain) die Situation zunehmend unheimlich. Stick fühlt sich von der ängstlichen Laure provoziert, er gerät mehr und mehr ausser Kontrolle. Zunächst kann Pete die Lage beruhigen, doch die Stimmung schlägt um, für die Frauen beginnt ein fürchterlicher Albtraum...


    Die auf heissen Öfen verrecken (USA 1971, Originaltitel: The Peace Killers)

    Die Rocker, die Hippies, die Hilfstruppe der Hippies. Rendezvous zum fröhlichen Tod. (Juan Luis Buñuel möge mir den kleinen Diebstahl verzeihen)

    Christie (Jess Walton) fährt der Schrecken ins Gebein. Als sie mit ihrem Freund Jeff (Michael Ontkean) an einer Tankstelle Lebensmittel einkauft, wird sie von Mitgliedern der Rockersäcke erkannt, mit der sie einst durch die Gegend brauste. Christie war die Freundin des Bosses Rebel (Clint Ritchie), sie machte sich ohne dessen Zustimmung aus dem Staub. Für Rebel unfassbar, denn er betrachtet die Dame als sein Eigentum. Als der Oberrocker von seinen Untertanen erfährt, dass sich Christie in der Nähe aufhalten muss, will Rebel schnellstmöglich Zugriff aus das Mädchen bekommen. Christie lebt in einer friedlichen Hippie-Kommune, deren Vordenker Alex (Paul Prokop) jegliche Form von Gewalt ablehnt. Der Schmalspur-Guru will die nahenden Biker mit Worten im Zaum halten, doch er unterschätzt die Gewaltbereitschaft der wilden Horde...


    Die vierte Rocker & Biker Box von MIG, bietet einmal mehr zwei unterhaltsame Streifen an, die beide in den frühen siebziger Jahren entstanden. "Wild Riders" ist "eigentlich" kein Biker-Flick, denn dieses Umfeld spielt lediglich eine untergeordnete Rolle. Der Zuschauer bekommt ein "Geiseldrama mit Rape and Revenge Schlagseite" geboten, das sich überwiegend als kleines und dreckiges Kammerspiel präsentiert. Die Anlage der zentralen Charaktere ist dabei durchaus mutig, denn wirklich sympathisch ist keiner der Beteiligten. Arell Blanton spielt ein hinterhältiges Großmaul, ohne seinen Kettenhund Stick kann er sich kaum gegen andere Kerle behaupten. Pete verachtet die Mittel- und Oberschicht, macht andere Menschen für sein eigenes Versagen verantwortlich. Arell Blanton spielt seinen Part gut, er mutet wie eine eiskalte Ausgabe von Peter Fonda an. Alex Rocco kennt man aus unzähligen Produktionen, als Stick scheint er gerade der Mülldeponie entsprungen zu sein, nebenbei frühstückt er gern aus dem Mülleimer. Pete nutzt die nahezu bedingungslose Loyalität seines Begleiters schamlos aus, gängelt den Dummbatz nach allen Regeln der Kunst. So abstossend die Kerle auch gezeichnet sind, die Damen taugen fast ebenso wenig als Symapthieträger(innen). Immerhin mag man sich als Lustmolch vorstellen, zu welchen Ferkeleien eine gelangweilte Hausfrau bereit ist, die von Elizabeth Knowles mit überzeugendem "Schlampenfaktor" dargestellt wird. Ihre von Sherry Bain gespielte Freudin ist sogar nett anzuschauen, beide Weibchen neigen jedoch zu naiv-dummer Nervensägerei. Daher möchte man ihnen in der Realität nicht um jeden Preis begegnen (der Verfasser lügt), dem Unterhaltungswert des Films ist die Anlage ihrer Rollen freilich zuträglich.

    Der folgende "The Peace Killers" driftet stark in Richtung (schmackhafte) Gurke. Hier und da tauchen Szenen auf, welche die Handlung in keinster Weise voranbringen, dazu gesellt sich der Hang zum belanglosen Geplätscher (Wo ist da der Unterschied?). Dafür entschädigen die zahlreichen Fratzen, die sich gegenseitig mit hohlen Auswürfen und grotesken Handlungsweisen übertrumpfen. Einige Figuren muten an, als wären sie von den Verantwortlichen aus dem Endlager für hirntote Redneck-Zombies entführt worden. Halt! Damit ist nicht die ganze Wahrheit gesagt, denn auch dunkelhäutige Vertreter blamieren sich bis auf die Knochen. Jess Walton ist hübsch, schaut meist aus ängstlichen Kuhaugen in die Landschaft, Michael Ontkean bemüht sich redlich darum, den mutigen Beschützer für die verzweifelte Schönheit zu geben. Clint Ritchie tritt nicht nur seine Gegner in den Hintern, auch die Mitglieder seiner Gang haben am strengen Regiment ihres Bosses zu knabbern. Paul Prokop sorgt als überzeugter Hippie für einige (unfreiwillige) Schmunzler. Lavelle Roby eilt den Blumenkindern mit von ihr gelenkten Schmalspur-Rockern zur Hilfe, die Dame hat noch eine Rechnung mit Rebel zu begleichen.

    Während "Wild Riders" solide ausgeführt ist, scheinen die Macher von "The Peace Killers" -mehrfach und ausdauernd- tief in die Welt der bewusstseinserweiternden Stoffe eingetaucht zu sein. "Wild Riders" aka "Biker - Von der Meute gehetzt", punktet mit gut aufgelegten Schauspielern, vor allem das irrsinnige Finale hat mich vor Freude vom Sofa gefegt. Als endlich das unscheinbare Ehemännchen mit dem Cello unter dem Arm auftaucht, steuert der Flick flott und zielstrebig auf sein blutiges Ende zu. "The Peace Killers" aka "Die auf heissen Öfen verrecken", setzt in das vorherrschende Gurkentum kleine Ausrufezeichen, ist trotz (wegen?) seiner zahlreichen Schwächen ein kleiner Knuffel. Wenn der "Hippie-Jesus" am allseits bekannten Peace-Symbol festgeschnallt wird, bleibt unter Garantie kein Auge trocken (sofern der Betrachter diese Art von Humor nicht ablehnt). Die Klopperei zwischen Rockern, Hippies und noch mehr Rockern, fordert nicht nur auf dem Bildschirm ihren Tribut. Fast alle Kämpfe sind extrem ungelenk und albern, unbeschreiblicher Murks, der jeden Stuntman peinlich berührt (zumindest belustigen wird).

    Mittlerweile sind bereits zehn Rocker & Biker Boxen von MIG erschienen, leider stehen erst die Boxen 1-5 in meiner Sammlung. Box 1 und 2 bieten ein überragendes Preis-/Leistungsverhältnis, auf zwei DVDs werden vier Filme pro Set angeboten. Die erste Box bietet nicht nur Masse, drei der vier Filme sind Treffer, der schwächste Beitrag zumindest nett. Ab Box #3 muss sich der Fan mit zwei Filmen auf einer DVD begnügen. Box #4 bietet den besseren Film in besserer Qualität an, das Bild von "Wild Riders" dürfte die Zielgruppe locker zufriedenstellen. "The Peace Killers" schwächelt auch in technischer Hinsicht deutlich, letztlich kann man mit dem Gebotenen aber leben (Qualitätsfetischisten zählen sicher nicht zu den Interessenten, von daher "passt" die Auswertung der Filme).

    Für "Wild Riders" ziehe ich dicke 7/10. "The Peace Killers" verdient sich 5,5/10, in Gedanken addiere ich einen weiteren Wohlfühlpunkt. Wer sich für Biker-Filme (oder die Thematik streifende Werke) aus den frühen siebziger Jahren begeistern kann, tätigt mit der Rocker & Biker Box Vol. 4 einen guten Kauf. Einsteigern lege ich zunächst die Boxen 1 & 2 ans Herz, die sich bei Bedarf durch die folgenden Sets ergänzen lassen.

    Was lernen wir aus den Filmen? Rocker sind fiese Typen, gelangweilte Hausfrauen tropfnass, Hippie zu sein ist auch keine Lösung.

    Lieblingszitate:

    Aus "Wild Riders" aka "Biker - Von der Meute gehetzt": "Ich bezahle seit ich denken kann, jetzt bist du dran!"

    Aus "The Peace Killers" aka "Die auf heissen Öfen verrecken": "Du Mistkäfer schiesst auf mich?"

  • Zitat von Janek Rekos
    Wollte ich auch grade schreiben, auch bei den Fu man Chu Filmen, hat Fanco gute Arbeit geleistet, leider wird er ei seinem ersten Fuman chu nur schlecht geamcht, weil er die Anfangszenen aus anderen Filmen genommen hat (Alter fu man chu Film+Titanic Streifen), aber wenn man den Film weiter kuckt, nach dem Vorspann, macht der Film richtig Spaß !



    Du meinst den fünften Fu Man Chu-Streifen mit Christopher Lee, also den zweiten von Franco (Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu). Ich mag den Film, aber er gehört eher zu den nachrangigen Werken Francos aus dieser Zeit.

  • Ich mag den Streifen gern, charmanter Schrott. Er ist unter sehr unglücklichen Umständen produziert worden. Laut Jean Rollin hat er die Regie von Jess Franco übernommen, der angeblich keine Lust mehr auf das Projekt verspürte.

    Man sollte sich von "Sumpf..." nicht in die Irre führen lassen, denn Rollin hat abseits davon ganz wundervolle Filme gedreht. Gleiches gilt für Franco, dem wir etliche Prachtstücke verdanken.




  • Harry Brown (Großbritannien 2009, Originaltitel: Harry Brown)

    Alter Mann vs. Abschaum

    Der Rentner Harry Brown (Michael Caine) führt ein recht trostloses Leben. Er wohnt in einem runtergekommenen Wohnsilo, die Gegend wird von gewalttätigen Jugendlichen drangsaliert, Schlägereien, Drogen und Angst sind dort Alltag. Harrys Ehefrau liegt ohne Bewusstsein im Krankenhaus, immerhin kann er mit seinem Freund Leonard Attwell (David Bradley) im Pub plaudern, nebenbei eine Runde Schach spielen. Mitten in der Nacht wird Harry ins Krankenhaus gerufen, doch bis zu seinem Eintreffen ist die holde Gattin bereits verstorben. Es kommt jedoch noch dicker, denn wenige Tage später wird Leonard von jugendlichen Schlägern ermordet. Kurz zuvor hatte Leonard seinem Freund berichtet, dass er von den Burschen tyrannisiert wird, ständig in Angst und Schrecken lebt. Nun hat Harry die Schnauze gestrichen voll, er besorgt sich Schusswaffen, nimmt das Gesetz in die eigene Hand...

    Die Geschichte vom unauffälligen Durchschnittbürger, der dem brutalen Pöbel den Kampf ansagt, ist wahrlich keine neue Errungenschaft. Charles Bronson sah bereits 1974 rot (Death Wish), der Rachereisser erhielt vier Fortsetzungen. Ein Streifen dieser Machart benötigt zwingend einen Hauptdarsteller mit Profil. Keinen Superhelden, aber einen kernigen Charakterkopf. Mit Michael Caine bietet "Harry Brown" gewissermaßen die Idealbesetzung für diesen Part auf. Regisseur Daniel Barber liefert seinen ersten Spielfilm ab, noch ist ihm kein Meisterwerk gelungen, ein beachtliches Debüt ist "Harry Browm" aber zweifellos.

    Harry möchte nicht mehr als in Frieden leben, doch der Schmerz über den Verlust naher Menschen, treibt ihn in die Rolle des gnadenlosen Rächers. Wer Schuld am Tod seines Freudes trägt ist klar, nun wird zur Kasse gebeten, die Tage der Abrechnung sind gekommen. Ganz unbedarft geht der gute Harry nicht ans Werk, mehrfach wird der Zuschauer darauf hingewiesen, dass der alte Herr einst ein hochdekorierter Militärschädel war. Caine bringt den Schmerz und Zorn seines Charakters glaubwürdig rüber, die Actionsequenzen wurden geschickt auf ihn zugeschnitten. Positiv fällt die gelungene Atmosphäre des Flicks auf, die Plattenbauten muten extrem scheußlich an, die Jugendlichen sehen entsetzlich aus, bedienen sich einer rohen Umgangssprache. Für mich ist Harrys "Waffenkauf" der Höhepunkt des Films. Er sucht dazu zwei total abgewrackte Kriminelle auf, die Spannung köchelt beständig auf mittlerer Flamme. Man ahnt es, gleich wird es knallen, jeden Moment muss es geradezu zwangsläufig es zur Eskalation kommen. Klar, Harry explodiert in diesem Sumpf aus Drogen und Ekel, die Umsetzung ist den Machern vortrefflich gelungen. Im Finale nehmen die Randale grössere Ausmaße an, im Viertel kommt es zu massiven Kämpfen zwischen Gesetzeshütern und dem Pöbel. Selbst in diesen Momenten wird Caine nicht zur Nebenfigur, obschon er sich nicht mitten ins Getümmel stürzt.

    Insgesamt kann man dem Ensemble ein gutes Zeugnis ausstellen. Michael Caine ist der Star, der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. David Bradley scheidet früh aus, hinterlässt aber trotzdem einen starken Eindruck. Iain Glen punktet als bornierter Superintendent der Polizei, Charlie Creed-Miles als nicht allzu motivierter Durchschnittsbulle. Liam Cunningham gibt den Wirt des örtlichen Pubs. Die jugendlichen Bösewichte funktionieren gut, fiese Fratzen wohin man schaut. Lediglich die Darbietung von Emily Mortimer ist als Schwachpunkt auszumachen. Schade, denn sie spielt als Detective Sergeant die wichtigste Nebenrolle. Mortimer schaut in jeder Szene aus der Wäsche, als würde sie gleich losheulen, selbst wenn es unpassend erscheint. Vermutlich soll dies ihre Überforderung klarmachen, stellvertretend für die hilflose Polizei stehen. Die Rechnung geht nicht auf, denn Mortimer wirkt wie eine sexuell frustrierte Sozialarbeiterin, der man die Batterien aus dem Vibrator gestohlen hat. Was solls, diesen Ausfall kann die ansonsten starke Mannschaft kompensieren, der Gesamteindruck leidet nicht zu sehr darunter.

    "Harry Brown" ist kein Film mit Tiefgang, kein feingeistiges Häppchen für zarte Gemüter. Das Werk spricht die niederen Instinkte an. Auge um Auge, Zahn um Zahn! Rache ist Blutwurst! Wer sich in der unglücklichen Lage befindet, in einer trostlosen Gegend wie Harry zu leben, wird eventuell (ich kann nur mutmaßen) ähnliche Gedanken hegen. Wie ich es jeden Tage aufs Neue geniesse, beschaulich und ruhig auf dem Lande zu leben. Die Knochensäge bleibt Staubsaugervertretern vorbehalten, das schont meine Nerven und spart Reinigungsmittel. Herr Caine hat es noch immer drauf, auf weitere Streifen von Regisseur Daniel Barber darf man gespannt sein.

    Die Blu-ray aus dem Hause Ascot Elite bringt "Harry Brown" sehr gut rüber. Hier wird (glücklichweise) kein glattes Bonbonbild für Pixelzähler geboten, sondern die räudige Optik kann sich ohne störende Nebenwirkungen entfalten. Obendrauf gibt es eine Dosis Bonusmaterial, die Scheibe ist inzwischen zu moderaten Preisen erhältlich. Wer Lust auf einen alten Mann in Wut hat, der sollte diese solide Scheibe seiner Sammlung zuführen.

    7/10 (gut)

    Lieblingszitat:

    "Sowas passiert, wenn man seine Waffe nicht ordentlich pflegt, Junge."

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum01.08.2011 00:44
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 5 (Folgen 61-75)

    Folge 67 - Unstillbarer Hunger (Deutschland 1980)

    Helga Wichmann (Diana Körner) wird nach dem Besuch einer Bar vor ein nahendes Auto geschubst, sie ist sofort tot. Der Fahrer und weitere Zeugen haben den Täter gesehen, doch er konnte unerkannt die Flucht ergreifen. Als Derrick der Familie des Opfers die traurige Nachricht überbringt, zeigt sich die Schwiegermutter Elisabeth (Maria Wimmer) zutiefst betroffen. Indessen fällt die Reaktion des Ehegatten Eberhard Wichmann (Peter Fricke) erstaunlich aus, seine Gefühlskälte lässt die Ermittler erschauern. Eberhard Wichmann wusste von den Seitensprüngen seiner Frau, dachte aber trotzdem nicht an eine Scheidung, da dies nicht in sein eingeschränktes Weltbild passt. Derrick und Klein finden ein Notizbuch der Toten, sie suchen daraufhin diverse Bekanntschaften der attaktiven Frau auf. Derrick interessiert sich für das Schicksal Helga Wichmanns, die nur auf den ersten, oberflächlichen Blick einen ruchlosen Lebenswandel führte. Offenbar war die sensible Person in erster Linie auf der Suche nach Wärme und Zuneigung, die ihr von ihrem verstockten Ehemann verweigert wurde. Dem eiskalten Eberhard Wichmann ist der Mord zuzutrauen, doch er kann für den Zeitpunkt der Tat ein Alibi vorweisen...

    Peter Fricke ist auf (mehr oder weniger) seltsame Charaktere abonniert. Seine Darbietungen in den Folgen "Klavierkonzert" (45) und "Die Versuchung" (63) waren stark, in "Unstillbarer Hunger" stellt er eine (un)menschliche Tiefkühltruhe sehr überzeugend dar. Er verströmt jedoch nicht nur eisige Kälte, die Krönung ist sein fieser Zynismus, der seinem Umfeld (und nicht nur dem) schwer zusetzt. Maria Wimmer entspricht nicht im Ansatz dem Klischee der bösen Schwiegermutter. Im Gegenteil, sie fühlt sich ihrer Schwiegertochter sehr nahe, hatte Verständnis für deren zunehmende Verzweiflung, den daraus resultierenden Griffen nach einem Rettungsanker. Pierre "Pecko" Franckh sehen wir als jüngeren Sohn Maria Wimmers, der sich unterwürfig-schleimig um die Zuneigung seines älteren Bruders bemüht. Diana Körner kommt nach ihrem Episodentod durch Rückblenden zum Zuge, in denen der Zuschauer mehr über die Ehe der Wichmanns erfährt. Sascha Hehn taucht in einer Nebenrolle auf, Klaus Wildbolz als freundlicher Barmann. Harry entpuppt sich als Spiesser, während Derrick eine differenzierte Sicht auf die Dinge hat. Wie üblich spielen alle Beteiligten auf gutem bis hervorragendem Niveau.

    "Unstillbarer Hunger" gibt dem Zuschauer mit dem von Peter Fricke verkörperten Eberhard Wichmann, sehr schnell und eindeutig ein glasklares "Hassobjekt" an die Hand. Hingegen werden die von Maria Wimmer und Diana Körner gespielten Charaktere mit jeder Minute sympathischer. Auf Graustufen wird weitgehend verzichtet, wodurch der Betrachter freilich einer Gängelung unterzogen wird (Der ich mich nicht entziehen wollte, denn Fricke ist grandios als Widerling, Eberhard Wichmann kann (und darf) ich/man mit Leidenschaft verabscheuen). Das Schicksal des Opfers mutet mit fortschreitender Spieldauer zunehmend tragischer an. Eine Frau auf der Suche nach Wärme, die auch abseits ihrer grauenvollen Ehe nur auf oberflächliche Gestalten trifft. Der finale Hohn des Witwers treibt selbst den erfahren Derrick wortlos aus dem Haus. Die Auflösung ist nachvollziehbar, wird dem aufmerksamen Zuschauer frühzeitig klar sein. Als Schwäche möchte ich diesen Punkt nicht werten, denn der Schwerpunkt wurde auf das bittere Familiendrama gelegt. Frank Duval beendet die Folge mit melancholischen Klänge über dem Abspann, die den Zuschauer bedrückt und nachdenklich zurücklassen. Eine der besten Folgen von Regisseur Helmuth Ashley, der mich in der Vergangenheit nicht immer vollends zufriedenstellen konnte.

    7/10 (gut)

  • Zitat von Glasauge

    1. Ich weiß auch nicht, was jetzt das Remake soll. Wenn man die Bilder vergleicht, sieht der neue einfavch nur nach amerikanischer Durchschnittsware aus...
    2. Hast du eigentlich "der Tod ritt Dienstags" gesehen?



    1. Das Remake habe ich noch nicht gesehen. Die BD wird aber bald in meine Sammlung wandern.

    2. Ja, vor einer Ewigkeit. Ich erinnere mich nicht mehr an Details. (Was für eine Überleitug von "I Spit..."

  • Das ist nicht soooo überraschend, da die Zensoren der Insel keine Freunde von blanken Brüsten sind. Befremdlich, aber Tatsache.

    Ich finde es ein wenig schade, dass der Film nur noch unter "I spit on your Grave" vermarktet wird/geläufig ist. Der ursprüngliche Titel "Day of the Woman", ist IMHO weitaus zynischer und zutreffender.

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