Cut and Run(Italien 1985, Originaltitel: Inferno in diretta)
Berryman schwingt die Machete
In Kolumbien erleben Drogenbanden böse Überraschungen. Buschmänner des Todes tauchen plötzlich auf und verarbeiten etliche Gestalten zu Mettgut. Die Reporterin Fran Hudson (Lisa Blount) und ihr Kameramann Mark Ludman (Leonard Mann) zieht es in diese gefährliche Gegend, sie suchen dort nach Tommy Allo (Willie Aames), dem verschollenen Sohn ihres Auftraggebers. Tommy wird in einem Camp gefangengehalten, ständig drangsaliert vom fiesen Lagerboss Vlado (John Steiner). Glaubt man diversen Gerüchten, soll ein angeblich vor Jahren gestorbener Typ namens Colonel Horne (Richard Lynch) noch äusserst aktiv sein. Tatsächlich ist Horne alles andere als ein Phantom, bald befinden sich Fran und Mark in akuter Lebensgefahr. Wird das dynamische Duo den vermissten Tommy finden, gibt es eine Möglichkeit die grausigen Machenschaften des Herrn Horne zu unterbinden? Die Antwort erwartet uns in der grünen Hölle...
Seit vielen Jahren bringt man Ruggero Deodato hauptsächlich mit dem Schocker "Cannibal Holocaust" (1980) in Verbindung, der auch nach mehr als dreissig Jahren nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass Deodato noch einige andere Schätzen inszeniert hat. Als Beispiel möchte ich den Polizeifilm "Eiskalte Typen auf heißen Öfen" (Uomini se nasce, poliziotti si muore, 1975) anführen, ergänzend den unterhaltsamen Spät-Giallo "Der Tod wartet in Venedig" (Un delitto poco comune, 1988). Mit "Cut and Run" tischt Deodato ein flottes Abenteuer im Dschungel auf, angesiedelt in Kolumbien, gefilmt überwiegend in Venezuela. Schon der Auftakt ist ein Freudenfest für Fans des rustikal angelegten Italo-Kinos. Eierkopf Michael Berryman taucht mit einer Horde Einheimischer auf, die auf rücksichtslose Art die "Versandstation" einer Drogenbande säubern. Da wird fleissig gemeuchelt, nebenher wie selbstverständlich geschändet und zerteilt. Offenbar wollte man ein wenig an "Cannibal Holocaust" anknüpfen, doch "Cut and Run" entpuppt sich schnell als weitaus gewöhnlicher, trotz seiner gelegentlichen Auswüchse.
Wer sich bereits ein wenig mit dem italienischen Genrekino beschäftigt hat, wird in diesem Streifen jede Menge bekannte Gesichter entdecken. Nicht alle Mitwirkenden sind Veteranen des Kinos aus dem Stiefelland, doch es ist an der Zeit für einen kurzen Blick auf das Ensemble. Die leider 2010 verstorbene Lisa Blount (Carpenter-Fans kennen sie aus "Die Fürsten der Dunkelheit"), füllt die Rolle der rasenden Reporterin ansprechend aus, sieht sich mit immer fürchterlicheren Situationen konfrontiert. Ergo darf Leonard Mann (aka Leonardo Manzella) nach und nach das Ruder übernehmen. Vielleicht muten die beiden Schauspieler zunächst eher unscheinbar an, vor allem wegen der stark besetzten Nebenrollen, doch sie wachsen dem Zuschauer mehr und mehr ans Herz. Willie Aames verzweifelt als (vermutlich) verwöhntes Bürschchen im Busch, er klammert sich an die in gleicher Weise geknechtete Valentina Forte. Beide haben unter dem sadistischen John Steiner zu leiden, dessen kantige Gesichtszüge ihn gewissermaßen für Schurkenrollen prädestinieren, Steiner nimmt man den Fiesling ohne Vorbehalte ab. Gabriele Tinti schaut als unsympathischer Pilot vorbei, vergeht sich an Frau Forte, verliert später den Kopf. Richard Lynch darf mal wieder richtig irre vom Leder ziehen, ihm wurden reichlich durchgeknallte Sätze in den Mund gelegt, die selbst ein Kaliber wie Colonel Walter E. Kurtz in einem vergleichweise milden Licht erscheinen lassen. Auf philosophische Ausführungen kann Michael Berryman getrost verzichten. Er taucht als Eierkopf der Vernichtung im Eiltempo aus dem Wasser auf, bricht wie ein Berserker durch den Fußboden einer Hütte, schwingt die Machete als gäbe es nächste Woche kein Frischfleisch mehr, herrlichst! Karen Black und Richard Bright verfolgen das Geschehen aus der sicheren Großstadt, Eriq La Salle küsst einige Tonnen Stahl. Viele bekannte Gesichter, Gesichtsruinen und Charakterköpfe, allesamt gut gewählt, eine erstklassige Besetzung.
"Cut an Run" hämmert mit einem fetten Paukenschlag los, taumelt ein wenig umher, läuft dann aber wieder unterhaltsam in der Spur. Die Kameraarbeit von Alberto Spagnoli ist guter Standard, der Score von Claudio Simonetti (Goblin) kann den Zeitpunkt seiner Entstehung nicht verschleiern. Doch obschon die Keyboards heftige "Achtziger-Sounds" von sich geben, gleiten Simonettis Beiträge nicht in nervige Gefilde ab. Der grosse Überhammer ist "Cut and Run" sicher nicht geworden, dennoch sollten Fans des Italo-Kinos auf ihre Kosten kommen. Sicher, hier und da mutet die Inszenierung ein wenig holprig an, hält sich das Drehbuch mit Nebensächlichkeiten auf, aber es mangelt nicht an der von mir immer wieder gern beschworenen "Wohlfühlatmosphäre".
Die DVD aus dem Hause CMV erfreut mit solider Bildqualität, dazu hat man die kleine Doku von der amerikanischen Anchor Bay Scheibe übernommen. Der Film liegt ungekürzt vor, drei Tonspuren sind an Bord, zur Doku gesellt sich eine weitere (kleine) Dosis Bonusmaterial. Mir liegt eine kleine Hartbox vor, das Label hat die DVD auch in einer Glasbox veröffentlicht (Retro Edition), '84 Entertainment fördert den Repackwahn mit mehreren Hartboxen.
7/10 (gut)
Lieblingszitat: "Ihr gehört zu dieser verotteten Brut von Hyänen, die die erhabenen Gefühle als eine Art kollektiven Wahnsinn betrachten!"
99 Women(Deutschland, Großbritannien, Italien, Liechtenstein, Spanien 1969, deutscher Titel: Der heiße Tod)
Herr Francos erster WIP-Flick
Marie (Maria Rohm), Helga (Elisa Montés) und Natalie (Luciana Paluzzi) treten ihre Haftstrafen in einem Frauenknast an. Auf einer hübschen Insel gelegen, mutet das Umfeld des Gefängnisses idyllisch an, doch hinter den dicken Mauern herrschen Terror und Angst. Die Direktorin Thelma Diaz (Mercedes McCambridge) führt ein hartes Regiment, sie erhält durch den ortsansässigen Gouverneur Santos (Herbert Lom) Rückendeckung. Santos vergnügt sich gern mit blonden Damen, notfalls auch gegen deren Willen. Nach der Ankunft weht Marie und den anderen Frauen sofort ein rauher Wind entgegen. Natalie bezahlt die Rücksichtslosigkeit der Gefängnisleitung mit dem Leben. Damit nicht genug, Marie wird nach einem Streit in die Strafzelle geworfen, ist nebenbei den Gelüsten des perversen Gouverneurs ausgeliefert. Eines Tages scheint sich das Blatt jedoch zu wenden, die Befürchtungen des Herrn Santos und seiner Zuarbeiterin Diaz tauchen in Form von Leonie Caroll (Maria Schell) auf. Im Auftrag des zuständigen Ministers soll Caroll den Knast unter die Lupe nehmen, eventuelle Mißstände aufdecken und beseitigen. Chefin Diaz geht die unerwünschte Bevormundung gewaltig auf den Zeiger, sie fürchtet um ihren liebgewonnenen Arbeitsplatz...
Für den britischen Produzenten Harry Alan Towers lieferte Jess Franco einige sehr bemerkenswerte Filme ab, zu denen auch der hier kurz vorgestellte "99 Women" zählt. Franco sollte später noch weitere WIP-Filme (Women in Prison) inszenieren, 1969 erreichte sein erster Beitrag zu diesem Thema die Kinoleinwände. Grosses Lob verdient die Kameraarbeit von Manuel Merino, der im Laufer seiner Karriere häufig für Jess Franco arbeitete. Ein kleiner Einblick: "Der Hexentöter von Blackmoor" (1970), "Nachts, wenn Dracula erwacht" (1970), "Der Teufel kam aus Akasava" (1971) und "Vampyros Lesbos" (1971). Diese Auflistung ist keinesfalls vollständig, sollte nicht gänzlich unbedarften Filmfreunden zumindest erste Anhaltspunkte geben. Bruno Nicolai verpasste dem Film eine wundervolle Titelmelodie, der Song geht sofort ins Ohr, wo er sich hartnäckig festsetzt. Franco inszeniert angenehm unhektisch, lässt dabei aber nie Langeweile aufkommen. Das Süppchen köchelt beständig vor sich hin, bietet die geschätzten Standards des Genres an. Hier und da wird dezent gelesbelt, freilich fehlen diverse Anschisse der Knast-Bossine nicht, Fluchtpläne werden geschmiedet, gierige Saukerle lauern im Busch... (usw.).
"99 Women" kann mit einer stattlichen Anzahl bekannter Namen auftrumpfen, die teils nicht nur Fans ein Begriff sein dürften. Maria Schell führt die Liste aus kommerziellen Gründen an, spielt allerdings eine grössere (wichtige) Nebenrolle. Schell mutet teils wie ein Fremdkörper an, was aber perfekt zu ihrem Part passt. Sie purzelt ohne Vorwarnung in den kleinen Knast-Kosmos, erntet weder von den "Offiziellen" noch den Häftlingen Zustimmung. Eine Mission mit tragischem Ausgang, wobei die Tragik in erster Linie auf die Gefangenen zurückschlägt (ich will nicht zu viel verraten). Großartig Mercedes McCambridge, auf deren Machenschaften jeder Betreiber eines Terrorregimes stolz wäre. Mit knarzig-kantiger Stimme plärrt sie ihre Befehle durch das alte Gemäuer, mit der Frau legt man sich besser nicht an. Markante Auswürfe oraler Art entfahren Frau McCambridge, es kommt einem Freudenfest nahe. Herbert Lom gibt den verschwitzten Oberboss der Insel, unter dessen Knute der Männerknast am anderen Ende des Eilands ächzt. Die Herren der Schöpfung kommen später ins Spiel, doch überzeugt euch bitte selbst davon. Governator Ekelsack sabbert mit Vorliebe an jungen Blondinen herum, egal ob die Damen mit seinen Wünschen einverstanden sind. So stellt man sich vermutlich einen widerwärtigen Despoten vor, der seine Macht nach allen Regeln der Kunst mißbraucht. Nun aber zu den lieblichen Damen, welche die entzüdeten Augen des Zuschauers mit Wonne erfüllen. Maria Rohm hatte ihre wichtigsten Rollen unter der Regie von Jess Franco, die Dame war damals ein Eye Candy der feinsten Sorte. Rohm versprüht eine verführerische Sinnlichkeit der ich mich nicht entziehen kann. Klar, ich bevorzuge "eigentlich" den Typ Flittchen, doch warum nicht über den Tellerrand schauen? Für das ruchlos anmutende Ferkelchen sorgt Rosalba Neri, die sich vorzugsweise über ihre Beine streichelt, die zart von halterlosen Strümpfen umschmeichelt werden (Wie zum Geier kommen halterlose Strümpfe in diesen Knast, in dem ansonsten keinerlei Vergünstigungen gewährt werden? Egal, wer würde sich bei dem Anblick beschweren?). Maria und Rosalba gehen ab und an zum Nahkampf über, die Prügelszenen ufern nie aus, die erotischen Momente bleiben ebenfalls recht zahm (verfehlen aber nicht ihre Wirkung). Da man damals noch in vielen Staaten mit der Zensur zu kämpfen hatte, muten die Erotikeinlagen sogar provokant an. Maria und Rosalba gewährt das Drehbuch aufschlussreiche Flashbacks, die den Zuschauer mehr über die Umstände erfahren lassen, die zur Inhaftierung der Schönheiten führten. Elisa Montés verbündet sich mit Maria Rohm, Luciana Paluzzi war eines der Bondgirls in "Feuerball", dem Bond-Abenteuer von 1965. Ein tolles Ensemble, selbst Nebenrollen sind teils regelrecht verschwenderisch besetzt.
Danke für diesen Fim, lieber Jess Franco! "99 Women" ist "Eurokult" in seiner schönsten Form. Stilvoll vor einer herrlichen Kulisse gefilmt, dazu ein gutes Gespür für ein angemessenes Erzähltempo, ein Titelsong der sofort zupackt, vor der Kamera bestmögliches Personal. An symbolträchtigen Momenten mangelt es nicht, während dieser Schaffensphase eine Spezialität Francos. Ich will hier nicht alles vorkauen, der Selbstversuch wird erneut empfohlen! Wer von einem WIP-Streifen harte Gewalt und offensive Sexszenen erwartet, kommt in diesem Fall vermutlich nicht zum Zuge. Dem hohen Unterhaltungswert ist diese Tatsache keinesfalls abträglich, das Werk dürfte daher auch für Einsteiger geeignet sein, ebenso möchte ich "99 Women" ewigen Franco-Skeptikern ans Herz legen!
Leider liegt in Deutschland keine DVD zu diesem schönen Film vor. Ergo musste ich zur US-DVD aus dem Hause Blue Underground greifen, was sich als gute Entscheidung herausstellte, bei Blue Underground ist man meist auf der sicheren Seite. "99 Women" liegt in ordentlicher Qualität vor, im Bonusbereich findet der Fan u. a. ein Interview mit Jess Franco, weiteres Material rundet die Sektion ab. Übrigens existiert eine alternative DVD-Ausgabe von Blue Underground, auf der die vermurkste Version mit HC-Szenen zu sehen ist, die nicht von Franco verbrochen wurden (Glaubt man der IMDB, soll Bruno Mattei das Gerödel eingefangen haben, den ich -davon unabhängig- sehr mag). In der sogenannten "French Version" fehlen einige Szenen aus der Handlung, die ursprüngliche Fassung ist daher eindeutig vorzuziehen, das obige Cover zeigt die "korrekte" DVD.
Ich wiederhole mich sehr gern, lieber Jess, danke für knapp 90 Minuten schöner Unterhaltung! "99 Women" ist mir dicke 8/10 (sehr gut) wert, alles andere wäre eine Frechheit.
Rocker & Biker Box Vol. 3 von MIG, zwei Filme auf einer DVD
Hells Angels in Vietnam(USA, Philippinen 1989, Originaltitel: Nam Angels)
Fiese Fratzen im Dschungel
Bei einem riskanten Einsatz wird die Truppe von Luitenant Calhoun (Brad Johnson) fast vollständig aufgerieben oder gefangen genommen, die Gefolgsleute des wahnsinnigen Franzosen Chard (Vernon Wells) sind zu übermächtig. Calhoun kann knapp entkommen, er will seine Männer um jeden Preis den Krallen Chards entreissen. An einen offiziellen Einsatz ist nicht zu denken, der Offizier boxt daher eine grotesk anmutende Idee durch. Mit der Unterstützung einiger Mitglieder der Hells Angels will Calhoun seine Mission durchziehen, da diese Burschen bekanntlich weder Tod noch Teufel fürchten. Um die Biker von seiner Idee zu überzeugen, gaukelt ihnen der Militärschädel kaltschnäuzig vor, man würde einen üppigen Goldschatz aus dem Dschungel bergen. Tatsächlich existiert das besagte Gold, Calhouns Einheit hatte das Edelmetall in einer Höhle entdeckt. Der talentierte Armee-Schrauber Hickman (Kevin Duffis) vervollständigt das Team, per Hubschrauber bewältigt man den ersten Teil der Anreise. Kaum ist die ungleiche Kampfgruppe unterwegs, wird sie mit massiven Attacken unzähliger Feinde konfrontiert. Können sich Calhoun und Konsorten gegen die schiere Übermacht behaupten? Wie werden die Hells Angels reagieren, wenn sie vom wahren Sinn des Höllenritts erfahren...???
Regisseur Cirio H. Santiago tischt uns mit "Nam Angels" einen herrlich bekloppten Kriegs-Actioner auf. Der Flick macht keine Gefangenen, wir steigen sofort in eine zünftige Ballerei ein. Den strahlenden Helden mimt Brad Johnson, der wie eine Mischung aus Rambo und Tarzan anmutet, verfeinert mit einer Prise Indiana Jones. Freilich fallen die fiesen Schergen des Widersachers wie die Fliegen, während Calhoun nahezu unzerstörbar zu sein scheint. Handwerklich darf der Filmfreund keine Großtaten erwarten, an tiefsinnige Dialoge oder gar eine ausgefeilte Story ist sowieso nicht zu denken. Aber ehrlich, wer würde dies bei einem Film mit dem deutschen Titel "Hells Angels in Vietnam" erwarten? Der Plot weckt Erinnerungen an "Verdammt, verkommen, verloren" (The Losers, 1970), jedoch baut "Nam Angels" weitaus stärker auf Action und Explosionen.
Ein kurzer Blick auf die Herren vor der Kamera. Brad Johnson passt prima in die Rolle des unerschütterlichen Luitenant Calhoun. Wer kann sich noch an die "Big Jim" Actionfiguren des Spielzeugherstellers Mattel erinnern? Starre Fratzen und dicke Muckis, besser kann man Brad Johnson nicht beschreiben. Hart wie Rambo, gelenkig wie Tarzan, im Umgang mit der Peitsche sicherer als Indiana Jones! Ein echter Supertyp...? Naja, wohl mehr eine Karikatur, gewissermaßen "Big Jim" als Filmheld. Sein Gegenspieler Chard (Vernon Wells) mutet zumindest kantiger und irrer an, Wells legte sich 1985 mit Arnold Schwarzenegger an (Commando aka Phantom Kommando). Als Bösewicht hat man vermutlich weitaus mehr Spass bei den Dreharbeiten, darf Grimassen schneiden, fiese Sprüche ablassen, ordentlich auf den Putz hauen. Eine Auflistung der übrigen Gestalten erspare ich mir. So sind die Rocker zwar keine Fehlbestzungen, hinterlassen aber auch keine bleibenden Eindrücke. Schade ist in erster Linie, dass der gut aufgelegte Vernon Wells viel zu selten zum Zuge kommt, im Mittelteil des Streifens überhaupt nicht auftaucht.
Die Zielgruppe sollte sich den Stoff reinziehen, denn für kurzweilige Unterhaltung der niveaulosen Art ist "Nam Angels" gut geeignet. Mit "Rockern und Bikern" hat diese Sause "eigentlich" nur nebenbei zu tun, in erster Linie ist der Film ein "Action-Krieg-Gemisch". MIG hat bereits zehn "Rocker & Biker Boxen" veröffentlicht, das hier kurz vorgestellte Set trägt die Nummer 3. Bildtechnisch reisst "Nam Angels" keine Bäume aus, die deutsche Tonspur schwächelt und nervt teils mit einem Brummton. Die Scheibe geht mit Abstrichen als brauchbar durch, der Film macht Freude.
7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"Dein Besuch ist nicht erwünscht, du Bastard!"
Als zweiten Titel enthält die Box folgenden Film:
Die fliegenden Feuerstühle (Hongkong 1973) - Die Streitigkeiten zweier Brüder stehen im Mittelpunkt, einer gerät auf die schiefe Bahn, der andere ist Polizist. Ausser einer Verfolgungsjagd mit Motorrädern, hat der Streifen nichts in Richtung "Rocker & Biker" zu bieten. Daher mutet es recht merkwürdig an, dass MIG den Flick mit auf die DVD gepackt hat. Immerhin verbreitet das Bild angenehme "Kinoatmosphäre", ansonsten sucht man vergeblich nach Höhepunkten.
Ich möchte "Die fliegenden Feuerstühle" als Eastern aus der dritten Reihe bezeichnen. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht.
Die grausamen Sieben(USA 1968, Originaltitel: The Savage Seven)
Holocaust im Indianerdorf
Kisum (Adam Roarke) dröhnt mit seiner Biker-Gang durch die Vereinigten Staaten. Eines Tages suchen die hartschen Burschen eine Spelunke auf, die in einer kleinen von Indianern bewohnten Siedlung liegt. Natürlich geht die Nummer mit reichlich Krawall über die Bühne, bald fliegen nicht nur Fäuste durch die Bruchbude. Jedoch haben die Einwohner des Fleckens ganz andere Sorgen als die ungestüme Rockerbande. Vor Ort zieht der geldgierige Fettsack Fillmore (Mel Berger) die Fäden, der sich mit ein paar niederträchtigen Schlägern umgibt und sich an den Rothäuten bereichert. Derweil hat Kisum ein Auge auf die hübsche Squaw Marcia (Joanna Frank) geworfen, was deren Bruder Johnnie (Robert Walker Jr.) allerdings überhaupt nicht in den Kram passt. Kisum haut auf den Putz, verteilt die Waren aus Fillmores "Supermarkt" unters rote Volk. Nach und nach kommen sich Biker und Indianer näher, bis ein schrecklicher Vorfall die Stimmung ohne Vorwarnung kippt...
Gleich mehrere Zwänge nötigten mich zum Kauf dieser DVD. Zunächst meine Zuneigung zu "Rocker-und-Biker-Filmen", sowie meine Vorliebe für Werke aus den sechziger und siebziger Jahren, vor allem aber die Mitwirkung von Adam Roarke. Seit ich in den frühen Achtzigern erstmalig den kaputt-bekloppten "Verdammt, verkommen, verloren" (The Losers, 1970) erleben durfte, habe ich einen Narren an Adam Roarke gefressen. Für die Regie von "Die grausamen Sieben" zeichnet ein gewisser Richard Rush verantwortlich, der z. B. "Color of Night" (1994) mit Bruce Willis inszenierte. Interessanter erscheinet mir allerdings der Beitrag "Die wilden Schläger von San Francisco" (Hells Angels on Wheels, 1967), in dem neben Adam Roarke der junge Jack Nicholson zu sehen ist.
"Die grausamen Sieben" bedient sich bewährter Schablonen des Western, die auf den Zeitgeist der späten sechziger Jahre eingenordet wurden. Statt auf herkömmlichen Gäulen rollen die Outlaws auf ihren Pferden aus Stahl (Blech?) durch die Kulissen, die Indianer werden von einem weissen Geldgeier geknechtet, der vor keiner noch so fiesen Schweinerei zurückschreckt. Die zentralen Positionen sind sehr glücklich besetzt, freilich bis in die Haarspitzen althergebrachten Klischees folgend. Adam Roarke gibt den Gangboss, hinter dessen harter Schale sich ein (halb)weicher Kern verbirgt. Robert Walker Jr. wehrt sich gegen jede Art von Unterdrückung und Ausbeutung, will sich weder von Fillmore noch den Rockern verarschen lassen. Dabei scheint es ihm eher gleichgültig zu sein, ob er sich eine blutige Nase (oder schlimmere Verunstaltungen) einfängt. Joanna Frank fühlt sich zum wüst-wilden Biker hingezogen, wird mehr und mehr zum Spielball ihres Umfelds. Die junge Dame fällt oft durch ihr ungelenkes Schauspiel auf, macht dies aber durch ihre natürliche, liebenswerte Ausstahlung wett. Für Brüller sorgt Mel Berger in der Rolle des Widerlings Fillmore, dessen verschwitze Übertreibungen allerbesten Unterhaltungswert garantieren. Neben diesen Gestalten hat der Flick noch diverse Schiessbudenfiguren in der Hinterhand, vom kernigen Biker bis zum "Möchtegern-Karate-Könner", jedes Schublädchen wird aufgezogen.
Oft mutet die Inszenierung holprig an, wirkt der Schnitt nicht wirklich gekonnt und/oder gut durchdacht. Die deutsche Synchronisation nimmt dem Film einiges von seiner ursprünglichen Atmosphäre, macht aber mit ihrem kantig-kauzigen Zungenschlage trotzdem Spass. Glücklicherweise bietet die DVD auch den englischen Originalton an, den ich bisher nur in Auszügen kenne. Daher wird die nächste Sichtung auf jeden Fall im O-Ton über den Bildschirm poltern. Die Zielgruppe dürfte "Die grausamen Sieben" ohne Anlaufschwierigkeiten ins Herz schliessen, auch Einsteiger können durchaus einen Blick riskieren. Mit Stereotypen sollte der Zuschauer nach Möglichkeit keine Probleme haben, ansonsten wird der Streifen vermutlich sauer aufstossen. Der flotte Score mit Beiträgen von Cream und Iron Butterfly schmeichelt den Ohren.
Pierrot Le Fou verdanken wir u. a. die DVD zu "Two-Lane Blacktop" (1971), um die Qualität von "Die grausamen Sieben" ist es ebenfalls gut bestellt. Der Film liegt ungekürzt vor, das Bild ist sehr ordentlich, wie bereits erwähnt findet man neben der deutschen Synchro auch den Originalton vor. Boni sind rar, immerhin haben es ein paar Trailer auf die Scheibe geschafft. Das Case steckt in einem Schuber, auf dem sich ein Sticker mit dem gefürchteten FSK-Flatschen befindet (ob sich der Aufkleber ohne Schwierigkeiten ablösen lässt kann ich nicht beantworten, da er mich nicht stört und folglich unbehelligt bleibt). Das Scheiblein bekommt eine klare Kaufempfehlung meinerseits, für Fans des Genres ist die DVD sowieso Pflicht!
In der deutschen Version verdienen sich "Die grausamen Sieben" zunächst knappe 7/10. Ich spüre es, da geht noch was, der Originalton muss dem Genuss zugeführt werden.
Lieblingszitat:
"Nicht dicht? Ich werde dir zeigen, wie dicht ich bin!"
Karl Yurowski (Bernhard Wicki) fährt nach seinem wohlverdienten Feierabend erneut ins Büro, will sich Arbeit mit nach Hause nehmen. Als Yurowski und der Nachtwächter Baumbauer (Sepp Wäsche) verdächtige Geräusche innerhalb des Gebäudes bemerken, stellt der Nachtwächter wenig später mehrere Einbrecher und wird durch einen gezielten Schuss getötet. Der geschockte Yurowski traut seinen Augen nicht, seine Sekretärin Irmgard Becker (Christiane Krüger) gehört offensichtlich zu den mörderischen Eindringlingen. Weil seine Sekretärin ihn energisch dazu auffordert sich in seinem Büro zu verstecken, entgeht der Zeuge den Kugeln des schiesswütigen Mitglieds der Räuberbande. Zuvor wurde Yurowski von seiner Mitarbeiterin instruiert, sie um keinen Preis an die Polizei zu verraten, sein Leben sei sonst in akuter Gefahr, sogar seine Familie wäre vor ihren Komplizen nicht sicher. Wenig später durchschlagen zwei Kugeln das Wohnzimmerfenster der Zeugenfamilie, Yurowksi macht daher gegenüber Derrick und Klein unvollständige Angaben, will niemanden erkannt haben. Derrick ahnt schnell wo der Hase im Pfeffer liegt, kann den überforderten Zeugen allerdings nicht zu einer korrekten Aussage bewegen...
Bernhard Wickis Spiel mutet hin und wieder etwas überzogen an, unterstreicht aber mit Nachdruck die panische Angst des verstörten Büromenschen. Hannelore Schroth sehen wir als Wickis Ehefrau, die versucht die Gedankengänge ihres Gatten zu verstehen. Johanna Elbauer und Bruno Dietrich stellen sich nach und nach gegen ihren Vater, wollen sich trotz der ernsthaften Bedrohung nicht dem Terror beugen. Auf diese Weise kommt es zu brisanten Konflikten innerhalb der Familie, die zu Beginn einen sehr harmonischen Eindruck vermittelt. Christiane Krüger war bereits in Folge 71 (Die Entscheidung) zu sehen. Diesmal hat sie einen ambivalent angelegten Part erwischt, den sie durchaus glaubhaft ausfüllen kann. Christian Quadflieg spielt einen weiteren Mitarbeiter aus dem direkten Arbeitsumfeld Wickis, Manfred Seipold agiert als Johanna Elbauers Freund.
Es mag ermüdend sein, aber der übliche Hinweis auf die solide Qualität des Ensembles ist Pflicht. Das zeitweilige Overacting Wicks mag der überschaubaren Laufzeit geschuldet sein. Andererseits verliert sich die Folge im Mittelteil ein wenig in den Streitigkeiten der Familie, scheint die Handlung nicht mehr konsequent vorwärts getrieben zu werden. Über den etwas schwächelnden Mittelteil trösten der sehr spannende Auftakt und das packende Finale hinweg. Während der letzten Minuten wird auf die Pauke gehauen, es kommt zu einer Schiesserei, inklusive eines verzweifelten Fluchtversuchs per PKW. Frank Duval untermalt das Geschehen in der frühen Phase mit schneidenden Klängen, zum Ausklang groovt "Zeuge Yurowski" im flotten Disco-Sound. Alfred Vohrer hat -wie so oft- einen guten Job gemacht, obschon er im Rahmen der Reihe noch stärkere Folgen inszeniert hat.
Black Samurai(USA 1977) - Was kommt dabei heraus, wenn Trash-Regisseur Al Adamson und Martial Arts-/Blaxploitation-Star Jim Kelly gemeinsam einen Film eintüten? Klar, ein handwerklich schludriger Blaxploitation-Beitrag, der vor allem von knuffigen Kloppereien und coolen Sprüchen lebt. Jim Kelly zeigt seinen Widersachern wo der Hammer hängt, pflügt sich mit grosser Schnauze und flinken Fäusten durch das Verbrecherpack. Seine Beinarbeit lässt gar Muhammad Ali erblassen, worauf Kelly nebenbei augenzwinkernd hinweist. Zu Beginn glaubt das Gesindel ein leichtes Spiel zu haben. Als zwei Schergen Robert Sand (Jim Kelly) verfolgen, kommt einem der Typen der Spruch "That's gonna be a dead Nigger" über die Lippen, ein fataler Irrtum!
"Black Samurai" ist Murks, keine Frage. Aber unglaublich unterhaltsamer und liebenswerter Murks, eben ein echter Superknuffel von Film! Der Score soll nicht unerwähnt bleiben, die Mucke steigert den Spassfaktor in nicht unerheblichem Maße! Für Blaxploitaion-Fans ist "Black Samurai" unverzichtbar, ebenso für Freude flotter Martial-Arts-Sausen. Leider existiert keine wirklich solide DVD-Veröffentlichung zu dieser kleinen Perle (zumindest ist mir keine bekannt). Die britische Scheibe von "Revelation Film" erweist sich zumindest als erträgliche Krücke, ich habe schon qualitativ deutlich schlechtere DVDs im Player gehabt. Letztlich zählt der Film, auf den ich keinesfalls verzichten kann! Trotzdem wäre es äusserst erfreulich (und sowieso längst überfällig), wenn man "Black Samurai" endlich in angemessener Verfassung auf den Markt bringen würde!
Monster im Nachtexpress(Kanada, USA 1980, Originaltitel: Terror Train)
Die Scream-Queen und der Zauberer auf Achse
Medizinstudenten haben eine grosse Sause geplant. In einem gemieteten Nostalgiezug will man ordentlich die Puppen tanzen lassen, allen voran der Spassvogel Doc Manley (Hart Bochner). Mo (Timothy Webber) und seine Freundin Alana Maxwell (Jamie Lee Curtis) nehmen ebenfalls an der flotten Ausfahrt teil, doch die Nacht soll ganz anders als gewünscht verlaufen. Unter die Partygäste hat sich ein brutaler Killer gemischt, der gnadenlos seinem blutigen Handwerk nachgeht. Während die Partygesellschaft langsam in Stimmung kommt (vertikal und horizontal), holt sich der erbarmungslose Schlitzer seine dem Tode geweihten Opfer. Was zunächst zunächst wie ein geschmackloser Scherz anmutet, soll sich bald als grausige Wahrheit entpuppen. Wer steckt hinter der Maske des Mörders? Ist es der unscheinbare Kenny Hampson (Derek MacKinnon), der vor ein paar Jahren einem wüsten Streich der Studentenverbindung zum Opfer fiel? Oder hat eventuell der Magier (David Copperfield) seine Finger im Spiel, der die Party mit seinen raffinierten Tricks bereichert...???
Der von Roger Spottiswoode (u.a. Mörderischer Vorsprung, The 6th Day) inszenierte Streifen "Monster im Nachtexpress", bedient sich nach allen Regeln der Kunst bei den üblichen Klischees des Slasherfilms. Die Akteure sind ständig notgeil und beten sinnfreie Dialoge runter, es wird gesoffen und gevö***t bis die Schwarte kracht. Selbstverständlich weicht auch der Killer nicht vom Standard ab, die herkömmliche und immer wieder bemühte Antriebsfeder lässt ihn sein blutiges Werk vollrichten, Rache ist bekanntlich Blutwurst. Wer mit dem Genre sowieso nicht viel anfangen kann, der darf dieses Werk ohne Reue ignorieren. Immerhin sucht der Tod diesmal kein Feriencamp heim, irrt kein Opfer orientierungslos durch den finsteren Wald. Nein, ein Zug schnauft durch die Nacht, für meinen Geschmack ein sehr reizvolles Spielfeld für (fast) jede Art von Film.
Jamie Lee Curtis wurde durch John Carpenters "Halloween" (1978) bekannt, der 1980 produzierte Slasherflick "Prom Night" sollte Horrorfreuden ebenfalls ein Begriff sein. Seit "Halloween" darf sich Jamie zu den Screams Queens des Filmgeschäfts zählen, auch in "Terror Train" darf sie ihrem schrillen Organ kurzzeutig freien Lauf lassen. Hart Bochner spult das Programm des unvermeidaren Großmauls und Baggerkönigs ab, während uns der eher unscheinbare Timothy Webber den netten Kerl macht. Als zunehmend überforderten Schaffner sehen wir den alten Recken Ben Johnson, den Filmfreude aus Klassikern wie z. B. "The Wild Bunch" und "Hängt ihn höher" kennen. Johnson erweist sich als gute Wahl, durch ihn erhält das Ensemble ein wenig mehr Profil, denn ausser Jamie Lee Curtis wirkt die junge Fraktion doch recht blass. David Copperfield zeigt ein paar recht eindrucksvolle Tricks, er wurde sogar darüber hinaus in die Handlung einbezogen, fungiert (ansatzweise) als Verdächtiger. Tatsächlich glotzte Copperfield schon damals mit seiner starren Einheitsfratze aus der Wäsche. Ich vermute sowieso seit längerer Zeit, dass der Typ ein Cyborg oder Alien sein muss. Mit Jamie Lee Curtis und Ben Johnson hat die schauspielende Truppe zwei starke Vertreter am Start, Copperfield verleiht dem Streifen zusätzlich eine besondere Note. Ansonsten regiert das übliche Mittelmaß, feiert und stirbt die gewöhnliche Metzelmasse vor sich hin.
Ein wenig mehr Spannung hätte "Terror Train" gut vertragen können, ferner hätten die Morde ein wenig saftiger und einfallsreicher sein dürfen. Bei mir punktet der Film trotzdem ordentlich, dank Jamie und des bereits positiv erwähnten "Zug-Szenarios". Hätten die Macher stärker an der Spannungsschraube gedreht, ihren Schlitzer ein bißchen fieser und kreativer arbeiten lassen, wäre aus diesem Genrebeitrag ein echtes Highlight geworden (hätte, wäre, blablabla...).
X-Rated hat den Streifen mit unterschiedlichen Covermotiven veröffentlicht, teils auch unter dem Titel "Todesparty 3" (der freilich Blödsinn ist). Des Weiteren existiert eine DVD aus dem Hause MIB, welche den Film allerdings nur in gekürzter Form anbietet. Mit der X-Rated-Scheibe kann ich gut leben, der Film liegt in 1,85:1 (nicht in 1,78:1 wie auf dem Cover angegeben) und 1,33:1 (Open Matte) vor. Die 1,85:1 Variante ist IMHO zu bevorzugen, da die Bildkomposition eindeutig stimmiger ist. Die Bildqualität geht in Ordnung. Ansonsten gibt es lediglich drei Trailer als Zückerchen, weitere Boni sind nicht enthalten.
Fazit: Jamie sehe ich immer gern, Slasher sowieso. Dazu noch ein wenig Spiel mit der Eisenbahn, ergibt solide 7/10 Fanpunkte.
Lieblingszitat:
"Wir haben letzten Sommer beim gynäkologischen Notdienst gearbeitet!"
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Ausserdem im Player:
Das Relikt - Museum der Angst(USA, Großbritannien, Deutschland, Japan 1997) - Chicago. In einem grossen Museumskomplex mutiert ein blutrünstiges Monster vor sich hin. Sein erstes Opfer schreibt man einem gewöhnlichen Killer zu, noch ahnen die Beteiligten nichts von dem Ungeheuer. Trotz aller Warnungen findet am Abend ein grosser Empfang statt, eine Katastrophe bricht über die ranghohen Gäste herein...
Tom Sizemore und Penelope Ann Miller wirken bemüht ironisch, die übrige Besetzung spult ihre Rollen mit Routine ab. Das Monster ist nicht besonders gut gelungen, nur wenige Momente sind überzeugend geraten (da hilft auch die Verneigung vor der Alien-Saga nicht weiter). Die Blu-ray von Concorde passt sich der gebotenen Mittelprächtigkeit an. Mehr als wohlwollende 5,5/ sind für "Das Relikt" nicht drin.
Zwar stehen diese fünf Eastwood-Klassiker schon lange als DVDs in meiner Sammlung, doch da die Blu-ray-Variante für weniger als 25€ zu bekommen war/ist, konnte ich der Versuchung nicht mehr widerstehen. Die UK-Ausgabe macht auch Englischmuffel glücklich, denn alle Filme haben eine deutsche Tonspur an Bord. Über die Streifen wurden im Laufe der Jahre unzählige Kommentare verfasst, daher beschränke ich mich auf wenige Zeilen, gewissermaßen "Dirty Harry in Ultrakurzform".
Clint Eastwood in einer seiner einprägsamsten und wichtigsten Rollen, der Startschuss hallt(e) wie ein mächtiger Donnerschlag durch die Filmwelt. Damals ein nicht unumstrittener Film, dem mancher selbsternannte "Experte" gar faschistoide Tendenzen unterstellte. "Dirty Harry" ist ein Meilenstein des Actionkinos, vernachlässigt dabei nicht seinen packend konstruierten Thrillerplot. Neben Eastwood kann vor allem der fantastisch aufgelegte Andy Robinson überzeugen, dessen Darbietung als völlig durchgeknallter Killer keine Wünsche offenlässt. Bereits hier taucht Albert Powell auf, der bis zum vierten Teil immer wieder zu sehen ist, allerdings stets in unterschiedlichen Nebenrollen. Clint Eastwood muss sich als Harry Callahan von Anfang an mit bornierten Vorgesetzten plagen, dieses Dilemma zieht sich durch die gesamte Reihe.
Don Siegel arbeitete mehrfach mit Clint Eastwood zusammen. Bereits 1968 kam mit dem von Siegel inszenierten "Coogans großer Bluff" (Coogan's Bluff) eine Art "Proto-Dirty-Harry" in die Kinos, der ein überdeutlicher Fingerzeig auf die folgende Großtat ist. Auf Blu-ray kommt der harte Cop noch besser zur Geltung, als es bereits auf der ordentlichen DVD aus der "Dirty Harry Edition" der Fall war. Seit meiner Kindheit liebe ich diesen Film, alles andere als die Höchstwertung wäre unerträglich!
10/10 = Gottstatus(aus meiner Sicht sollte ich eventuell "Satanstatus" schreiben, grins)
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• Callahan(USA 1973, Originaltitel: Magnum Force)
Nach den Vorwürfen in Richtung Faschismus gegen "Dirty Harry", ruderte man während der Fortsetzung ein wenig zurück. Diesmal muss sich der gute Harry mit "echten" Faschos plagen, die als wüste Selbstjustizler bei der Polizei ihren Dienst tun. Geschickt reicht man so die "Nazi-Arschkarte" an Motorrad-Cops in schwarzen Lederklamotten weiter, aus deren Kreis David Soul (der spätere "Hutch") als besonders fanatischer Wirrkopf hervorsticht. Harry Callahan wird deutlich zugänglicher dargestellt, erlaubt sich Ermittlungsfehler und vögelt die hübsche Nachbarin asiatischer Herkunft. Hal Holbrook gefällt als unsympathischer Chef, die jungen Wilden namens Tim Matheson, Robert Urich, Kip Niven und der bereits erwähnte David Soul überzeugen ebenfalls.
"Callahan" leistet sich ein angenehm entspanntes Erzähltempo, gönnt sich (die üblichen) "Nebenereignisse", bei denen Harry ein paar Bösewichte in Leichensäcke befördert. Auf dem Regiestuhl nahm Ted Post Platz, der 1968 den Western "Hängt ihn höher" (Hang 'em High) mit Eastwood in der Hauptrolle drehte. Auch der starke "Rückkehr zum Planet der Affen" (Beneath the Planet of the Apes, 1970) geht auf das Konto des Herrn Post. "Callahan" mag nicht ganz die Klasse seines Vorgängers halten, was allerdings nichts an der herausragenden Qualität des Streifens ändert.
9/10 = überragend
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• Der Unerbittliche(USA 1976, Originaltitel: The Enforcer)
Fanatiker sorgen in San Francisco für Ärger. Ahnungslose Arbeitnehmer und tapfere Polizisten fallen den Ganoven zum Opfer, die sich aus einem Waffendepot ein erschreckendes Tötungsarsenal beschaffen. Harry stellt man eine junge Dame als Partnerin zur Seite, was dem knallharten Bullen zunächst nicht unbedingt Freudentränen in die Äuglein treibt. Die burschikose Tyne Daly macht ihren Job sehr gut, sie ist vielen Zuschauern durch diverse TV-Serien bekannt ("Cagney & Lacey" und "Für alle Fälle Amy" sollten gute Anhaltspunkte sein). Ein gewisser DeVeren Bookwalter gibt den Obermotz der Mordbuben. Bookwalter haut ordentlich auf die Pauke, nach dem von Andy Robinson verkörperten "Scorpio" (aus dem ersten Film der Reihe), sicher einer der auffälligsten Kotzbrocken des "Dirty-Harry-Universums".
"The Enforcer" ist im Vergleich zu "Magnum Force" etwas straffer inszeniert. Dies geschieht angenehmerweise nicht durch aufkommende Hektik, sondern durch die verstärkte Konzentration auf den Hauptplot. Glücklicherweise leidet die wundervolle "70er-Jahre-Atmosphäre" nicht darunter, der Showdown auf Alcatraz ist legendär. Regie führte James Fargo, dem mit "The Enforcer" ein sehr, sehr starker Erstling gelang. Ganz unbeleckt war Fargo freilich nicht, zuvor war er bei mehreren Eastwood-Flicks als Regieassistent am Start.
9/10 = überragend
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• Dirty Harry kommt zurück (USA 1983, Originaltitel: Sudden Impact)
Ermittlungen führen Harry raus aufs Land, wo er sich mit dem ignoranten Kleinstadt-Oberbullen Jannings plagen muss. Alles wie gehabt, Harry Callahan und Bullen aus der Chefetage, ein unendlicher Leidensweg für beide Seiten (an dessen jeweilgen Etappenzielen selbstverständlich Harry stets die Nase vorn hat). Pat Hingle gefällt als knurriger Chief Jannings, den die Nachforschungen des ungeliebten Großstädlers in eine extrem unangenehme Lage bringen. Sondra Locke geistert als blonder Racheengel durch die Kulissen. Eastwoods damalige Lebensgefährtin erweist sich als gute Wahl für die Rolle der rachsüchtigen Jennifer Spencer, da sie sowieso "irgendwie" immer wie ein Gespenst aus der Wäsche schaut.
"Sudden Impact" lässt Harry nur nebeibei gegen die üblichen Schwerverbrecher antreten, typische "Rape and revenge" Elemente hängen der Hauptstory das Fleisch auf die Knochen. Albert Popwell verabschiedet sich aus der Reihe, diesmal ist er als guter Kumpel unseres Helden zu sehen. Die Vergewaltiger wurden mit fiesen Fratzen besetzt, die von ihren Sünden auf blutige Weise eingeholt werden. Für die Regie zeichnet diesmal Clint Eastwood höchstpersönlich verantwortlich. Er erledigt den Job erwartungsgemäß routiniert, obschon er fraglos "künstlerisch wertvollere" Arbeiten abgeliefert hat (was nichts am hohen Unterhaltungwerts des Streifens ändert). Der Sprung in die achtziger Jahre gelingt, die Verlagerung der Handlung sorgt für frischen Wind. "Eigentlich" sollte ich "Sudden Impact" knapp hinter "Magnum Force" und "The Enforcer" einsortieren. Allerdings war der Film in den späten Achtzigern sehr häufig zu Gast in meinem Videokasten, daher lässt meine emotinale Bindung keine niedrigere Einschätzung zu!
9/10 = überragend
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• Das Todesspiel(USA 1988, Originaltitel: The Dead Pool)
Der Tod eines Rockmusiker ruft Harry auf den Plan. Er trifft auf den überheblichen Regisseur Peter Swan, der mit harten Horrorfilmen sein Geld verdient. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und "Mißverständnissen", kommen sich Harry und die Reporterin Samantha Walker näher. Derweil kommt es zu weiteren Todesfällen, offenbar arbeitet der Killer eine Liste ab, die Bestandteil eines bizarren Spiels ist, an dem auch Peter Swan beteiligt ist. Nebenbei trachtet ein inhaftierter Gangster Harry nach dem Leben, der darauf mit einer ganz speziellen Maßnahme reargiert. Liam Neeson darf als Horrorfilmer den Muffel geben, während Patricia Clarkson als rasende Reporterin die Rolle an Eastwood Seite zufällt. Jim Carrey stirbt früh, die damals aktuelle Besetzung von Guns N' Roses taucht als nette Randerscheinung auf.
Harrys letzter Auftritt kommt im Format 1,85:1 daher, was vielleicht sogar besser zur "80er-Jahre-Optik" passt, als das breitere 2,35/2,40:1-Format der Vorgänger. Herr Callahan verabschiedet sich auf hohem Niveau, schiesst bei Bedarf noch immer gern in den Rücken seiner Gegenspieler. Obendrauf gibt es eine Prise Kritik an der Sensationsgier der Massenmedien, dazu einen launigen Seitenhieb auf griesgrämige Filmkritiker (die bekanntlich dem ersten "Dirty Harry" zusetzen). Das Horrorgenre wird mit einer gewissen Ironie zärtlich abgewatscht, was bei mir für manchen Schmunzler sorgte. "Das Todesspiel" ist mir längst ans Herz gewachsen, hat inzwischen nahezu zu seinen Vorgängern aufgeschlossen.
8,5/10 (sehr gut bis überragend)
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Fazit: Wen mich jemand fragen würde, wie oft ich die Filme der Reihe schon gesehen habe... Dann könnte ich diese Frage nicht seriös beantworten. "Dirty Harry" gehört zum Standard, ist ein unverzichtbarer Teil meiner Filmleidenschaft. Der erste Auftritt des unbeugsamen Harry Callahan ist ein sicherer Kandidat für meine ewigen "Top 100", doch ich möchte keinen einzigen Nachfolger vermissen. Nun aber genug des Geschwafels, kommen wir zu den Fakten. Bereits die DVD-Auswertungen waren ordentlich, auf BD kann die Qualität erneut zulegen. "Dirty Harry" und "Das Todesspiel" bieten das beste Bild. "Callahan" und "Der Unerbittliche" folgen knapp dahinter, "Dirty Harry kommt zurück" fällt leicht ab, kann aber trotzdem überzeugen. Ich habe keine 5€ pro BD bezahlt! Unfassbar, sind diese Filmschätze doch gewissermaßen unbezahlbar! Jede Disc führt Bonusmaterial im Gepack, genaue Angaben findet ihr auf den einschlägig bekannten Seiten.
Marlene Schulte (Ellen Schwiers) fährt der Schrecken ins Gebein. Aus der stürmischen Gewitternacht peitscht ein Schuss durchs Fenster, der die geschockte Dame nur knapp verfehlt, die Kugel bleibt in der Wand des Zimmer stecken. Marlene ist sich absolut sicher, dass ihr Ehemann Richard (Horst Buchholz) den Anschlag auf ihr Leben ausführte, sie will ihn eindeutig erkannt haben. Ihre Geschwister Waltraut (Helga Anders) und Eberhard (Rolf Becker) zweifeln keine Sekunde an Marlenes Worten, auch die herbeigerufene Polizei beäugt den aufbrausenden Richard Schulte sehr skeptisch. Marlene nimmt von einer belastenden Aussage Abstand, wirkt dabei aber nicht glaubwürdig. Zwar bestreitet der mutmaßliche Schütze den Vorwurf, doch sein Vorstrafenregister wirft kein gutes Licht auf ihn. Zu allem Überfluss stand die Ehe sowieso auf der Kippe, da Marlene erst nach der Hochzeit von der unrühmlichen Vergangenheit ihres Gatten erfuhr. Im Falle einer Scheidung würde Richard alles verlieren...
Ellen Schwiers setzt zu Beginn ein dickes Ausrufezeichen, sie leistet sich einen herrlich irren Ausbruch geifernder Hysterie. Helga Anders verdrehte in Folge 46 (Kaffee mit Beate) allen den Kopf, diesmal sehen wir sie als schlecht gelauntes Biest. Ich sehe Helga Anders immer wieder gern, ich mag ihre vulgär angehauchte Erotik. Leider verstarb Anders bereits 1986, sie wurde lediglich 38 Jahre jung. Verweilen wir noch kurz bei den Damen. Karin Baal spielt die abgetakelte Ex-Frau des Verdächtigen. War Baal wenige Jahre zuvor noch eine attraktive Erscheinung, passt sie nun vortrefflich in die Rolle der *zensiert*. Horst Buchholz ringt ständig um Fassung, neigt zu handgreiflichen Anwandlungen. Er spielt den ambivalent angelegten Charakter sehr überzeugend, obschon seine Darbietungen in den Folgen 26 (Das Superding) und 47 (Solo für Margarete) noch eindrucksvoller waren. Rolf Becker gibt den wenig sympathischen Bruder von Schwiers und Anders, der sich mit Verbissenheit auf Buchholz eingeschossen hat, allerdings mit dessen Faust nähere Bekanntschaft macht. Peter Dirschauer agiert in einer Nebenrolle. Auch er ist kein Neuling in der Reihe, Folge 52 (Abitur) wurde durch seine starke Leistung geprägt.
An der Besetzung gibt es nichts zu meckern, der hohe Standard kann gehalten werden. Zum Auftakt zeigt man uns Bilder einer regnerischen Nacht, die Kamera lässt das herrschaftliche Gut in einem nahezu gruseligen Gewand erscheinen. Leider ist der Kriminalfall wenig interessant erdacht, die Schweinereien der Bösewichter sind zu leicht durchschaubar. Oft kaschiert die Reihe "dünne" Kriminalgeschichten durch interessante Figuren, was in diesem Fall nur in einem sehr eingeschränkten Maße gelingt. Sicher, wie erwähnt machen die Darsteller ihren Job gut, nur lässt man sie (kaum) von der Leine, unterwirft sie dem Zwang des spröden Drehbuchs. So lässt man sogar die Chance ungenutzt, zumindest das Ende der Folge mit einem fiesen Tiefschlag zu garnieren. Gleiches gilt für die konsequente "Nichtnutzung der atmosphärischen Möglichkeiten", welche sich aus der reizvollen Kulisse ergeben, die nur zu Beginn wirklich stimmungsvoll eingesetzt wird. Raimund Rosenbergers Musik passt sich der unscheinbaren Anlage von "Auf einem Gutshof" an, Regisseur Theodor Grädler bleibt deutlich unterhalb seiner Möglichkeiten. Fans der Reihe wird nette Unterhaltung geboten, jedoch hätte man weitaus mehr mit diesem Szenario anstellen können.
Folge 72 - Der Tod sucht Abonnenten(Deutschland 1980)
Nach einem langen Arbeitstag möchte Derrick den verdienten Feierabend geniessen. Plötzlich hört er laute Hilfeschreie, in letzter Sekunde kann er eine junge Frau (Dinah Helal) davor bewahren, von zwei unbekannten Gestalten in ein Auto gezerrt zu werden. Unser Lieblingsermittler erkennt sofort den Ernst der Lage, das Mädchen leidet offensichtlich unter starken Entzugserscheinungen. Während Derrick telefonisch einen Arzt verständigt, macht sich die Süchtige in aller Eile aus dem dem Staub. Die anschliessende Suche endet mit einem herben Tiefschlag, die junge Frau hat sich in der Toilette einer verufenen Kneipe erhängt. Derrick geht das traurige Schicksal des Mädchens nahe, er versucht die Hintergründe aufzudecken. Die Tote hieß Lieselotte Schenke, sie wohnte mit Marga Mende (Verena Peter) zusammen, die ebenfalls von Heroin abhängig ist. Lieselottes Bruder Rudolf Schenke (Manfred Zapatka) reist an, er möchte für einige Tage im Zimmer seiner verstorbenen Schwester leben, will das Unfassbare verstehen, verarbeiten. Derweil stellen Derrick und Klein weitere Nachforschungen an, die sie zu einer Grafikerschule führen, welche von Lieselotte und Marga besucht wurde. Vor allem fällt Kurt Weber (Jacques Breuer) auf, der für einen Schüler auf verdammt großem Fuß lebt...
Diesmal steht der erschreckende Werdegang junger Mädchen im Blickpunkt, die in die gnadenlose Knochenmühle aus Drogensucht und Prostitution geraten. Noch vor "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" wird die Abhängigkeit von Heroin thematisiert. Ich erinnere mich noch recht gut an die frühen achtziger Jahre, die Hysterie um Drogen und deren Folgen war damals allgegenwärtig. "Der Tod sucht Abonnenten" wedelt dermaßen heftig und ausführlich mit dem erhobenen Zeigefinger vor der Nase des Zuschauer herum, dass die gut gemeinte Warnung nahezu in Richtung Nerventerror abdriftet. Glücklicherweise kippt die Folge nicht in unerträgliche Gefilde ab, was wir der flotten Inszenierung von Zbynek Brynych zu verdanken haben. Trotz "Zaunpfahl" und gebotener Ernsthaftigkeit, transportieren die teils skurrilen Dialoge und überzeichneten Charaktere einen hohen Unterhaltungswert. Selbst der ansonsten stets souveräne Derrick verliert fast die Contenance, macht der ausflippenden Marga eine harte Ansage: "Wenn Sie hysterisch werden, versohle ich Ihnen den Hintern!" Horst Tappert entgleisen jedoch vor allem die Gesichtszüge, wenn er sich mit dem von Jacques Breuer dargestellten Widerling auseinandersetzen muss. Fritz Wepper macht seinem Unmut im Büro Luft, zwar ziemlich aufgesetzt, aber ohne Frage sehr kurzweilig.
Das Ensemble soll nicht ohne Würdigung bleiben. Verena Peter liefert als Drogenwrack eine erstklassige Vorstellung ab, hat starke Szenen mit dem sehr engagierten Manfred Zapatka. Aus der Verzweiflung heraus entwickelt sich ein Band zwischen den Charakteren, für Marga vielleicht ein Weg aus Drogensumpf? Dirk Dautzenberg dreht als Onkel der Toten durch, Frank Muth spielt dessen Sohn. Muth mutet wie eine groteske Schiessbudenfigur an, inklusive einzigartig bizarrer Brille und Trenchcoat mit aufgestelltem Kragen. Jacques Breuer spielt überzeugend einen äusssert schmierigen Kerl, einen aalglatten Widerling der ekelhaftesten Sorte. Käte Jaenicke und Ute Willing füllen die Abteilung der verzweifelten Figuren auf, Herbert Tiede gibt den überforderten Schuldirektor. Die Reihe kann quasi immer mit starken Darstellern auftrumpfen, diese Folge sticht besonders hervor, auch -aber nicht nur- wegen Verena Peter und Manfred Zapatka. Der Score von Frank Duval ist mir sehr positiv aufgefallen, eine Passage aus dem Pink Floyd Album "Wish you were here" kommt ergänzend zum Zuge.
7/10 (gut) - Eventuell sogar ein halbes Pünktchen mehr, sofern man die penetranten Versuche den Zuschauer zu gängeln nicht berücksichtigt.
Zitat von florianHallo Blap, gib mir doch mal einen Hinweis, warum du den guten Alfred Vohrer hier als 'liebe Frau Vohrer' ansprichst.....
Weil der von mir sehr geschätzte Alfred Vohrer bekanntlich homosexuell war. Ich habe früher mit einigen Schwulen zusammengearbeitet, die sich auch gern mit "Frau" angesprochen haben. Daher diese freundliche, augenzwinkernde Anrede meinerseits.
Hotel der toten Gäste(Deutschland, Spanien 1965, Originaltitel: Hotel der toten Gäste)
Bewährte Zutaten
Barney Blair (Joachim Fuchsberger) findet in seinem Büro die Leiche eines Informanten. Der Journalist reist daraufhin von London nach San Remo, wo das Mordopfer in einem Hotel arbeitete. Blair trifft im besagten Hotel auf seine Kollegin Gilly Powell (Karin Dor), die nicht nur den Puls des emsigen Reporters beschleunigt. Die einflussreiche Musikproduzentin Ruth Cornell (Gisela Uhlen) und ihr Gatte Larry (Frank Latimore) sind ebenfalls Gäste des Hauses, ein wichtiges Schlagerfestival führt Ruth nach San Remo. Wenig später kommt es zu einem weiteren Mord, Ruth Cornell wird in ihrem Zimmer erwürgt. Inspektor Forbesa (Hans Nielsen) übernimmt die Ermittlungen, die ihn vor eine schwierige Aufgabe stellen. Offenbar war die Geschäftsfrau nicht allzu beliebt, an Motiven und möglichen Tätern mangelt es daher keinesfalls. Bald gerät auch Gilly in Bedrängnis, auf die Barney mehr als nur ein wachsames Auge geworfen hat. Doch ist der clevere Schreiberling tatsächlich ein geeigneter Beschützer? Immerhin konnte der Mord in London bisher nicht aufgeklärt werden...
Im Fahrwasser der Edgar-Wallace-Filme entstanden einige ähnlich gelagerte Kriminalfilme, die sich nicht nur identischer Stilmittel bedienten, sondern häufig auch auf das bewährte Personal aus den Wallace-Streifen bauten. "Hotel der toten Gäste" ist eines dieser Werke, inszeniert von Eberhard Itzenplitz, gibt es ein unterhaltsames Wiedersehen mit zahlreichen Stars aus dem "Wallace-Universum".
Während viele Wallace-Filme auf Nebel, düstere Gassen und gruftige Gewölbe setzen, kommt "Hotel der toten Gäste" eher wie ein "mittelgroßes Kammerspiel" daher. Vielleicht ist "Das indische Tuch" der nächste Verwandte des hier kurz vorgestellten Films, zumindest bezüglich der kammerspielartigen Anlage. Obwohl auf die erwähnten Zutaten wie Nebel und Kollegen verzichtet wird, gelingt dem Film recht mühelos die Entfaltung einer wohligen Atmosphäre, in der sich (fast) jeder Wallace-Fan sofort gut aufgehoben fühlen dürfte. Eventuell hätte der Inszenierung eine Schippe mehr Frechheit gut zu Gesicht gestanden. Es besteht jedoch kein Grund zur übermäßigen Skepsis, denn das Geschehen sorgt stets für Kurzweil, kippt nie in langweilige Gefilde ab. Zwar mag das tödliche Hotel kein brodelnder Brunnen überschäumender Kreativität sein, gleichwohl überzeugt der Film durch solides und sorgfältiges Handwerk.
Spätestens der Blick auf die Besetzungliste wird beim geneigten Zuschauer für freudige Erregung sorgen. Joachim Fuchsberger ist eine lebende Legende, war vermutlich DER Star des deutschen Kriminalfims der sechziger Jahre. Wir bekommen eine typische Darbietung des geschätzten Blacky geboten. Diesmal nicht in der Rolle des Kriminalbeamten, ansonsten aber ganz der frech-flotte Chauvi, dem das Herz der schönsten Frau zufliegt, der notfalls böse Buben per Faust zur Besinnung bringt. Hans Nielsen gefällt als schelmischer Ermittler, der sich nicht in die Karten schauen lässt. Schon die Erscheinung Nielsens vermittelt einen sympahtischen Mix aus Gemütlichkeit und Autorität, ein Mann denn man(n) nicht unterschätzen sollte. Claus Biederstaedt gibt den Bruder der kantigen Gisela Uhlen, Frank Latimore verdient sich als Uhlens Gatte keine Freundschaftspunkte, gefällt mit seiner kalten, arroganten Art. Wolfgang Kieling schleicht schleimig-fies durch die Kulissen, eine tolle Leistung, die locker und selbstverständlich aus dem Ärmel geschüttelt anmutet. Gruselgestalt Ady Berber stampft bedrohlich durch die Gänge, sorgt bei Teilen des Personals für Angst und Schrecken. Nun noch ein kurzer Blick auf die Damen, die sich keinesfalls von den Herren an die Wand drängen lassen. War Joachim Fuchsberger DER männliche Krimistar der Sechziger, trifft dies wohl auf Karin Dor als Vertreterin der holden Weiblichkeit zu. Dor gefällt einmal mehr mit ihrer dezenten Erotik, dem liebenswerten Mix aus Klugheit, Selbstbewusstsein und einem Hauch von Hilflosigkeit, eine Kombination die Verlangen und Beschützerinstinkt anspricht. Gisela Uhlen erwähnte ich bereits, sie wird früh aus dem Spiel genommen, kann aber bis zu diesem Zeitpunkt ihre Duftmarke hinterlassen. Renate Ewert -die leider bereits 1966 verstarb- hat mir sehr gut gefallen, im Gegensatz zu Dor gibt sie ein ruchlos anmutendes Miststück. Ähnliches gilt für die herrlich durchtriebene Monika Peitsch, hinter deren lieblicher Fassade der Teufel seine Zelte aufgeschlagen hat. Elke Sommer taucht als nette Randnotiz auf, sie trällert abseits der Handlung ein kleines Liedchen. Helden und Fieslinge, brave und böse Mädchen, ein erstklassiges Ensemble!
Dank Pidax kann ich den Film endlich von meiner Wunschliste streichen, eine DVD-Veröffentlichung war längst überfällig. Die Scheibe bietet keine Boni, immerhin liegt ein dünnes Booklet bei, Flatschen-Neurotiker dürfen sich über das Wendecover freuen, der geforderte Preis fällt fair aus. Für meinen Geschmack hat man ein wenig zu stark mit Rauschfiltern gearbeitet, wodurch das Bild etwas zu "glatt" aussieht. Zugegeben, die Qualität geht insgesamt in Ordnung, meine Sicht der Dinge ist rein subjektiv. Auch in diesem Fall gibt es eine klare Kaufempfehlung meinerseits, selbst wenn mich "Hotel..." nicht so extrem begeistern kann wie z. B. der ebenfalls von Pidax veröffentlichte "Perrak" (der Vergleich hinkt sowieso gewaltig, da sich die Machart der Streifen deutlich voneinander unterscheidet).
Ich kann keine ernsthaften Schwächen feststellen, bereits mit der Erstsichtung hat "Hotel der toten Gäste" einen kleinen Platz in meinem Herzen erobert. Würde ich den Film in meine persönliche Rangliste zum Thema "Wallace & Epigonen" einordnen, müsste sich dieser Beitrag (noch) mit einem der Plätze im unteren Mittelfeld begnügen. Keinesfalls weil es an Qualität und Unterhaltungswert mangelt, sondern weil viele andere Werke aus dieser Zeit mich bereits seit etlichen Jahren begleiten, mir noch wichtiger und näher sind.
6,5/10 muten ein wenig "geizig" an, die starke Verwandtschaft blockiert die oberen Sphären der Punktelandschaft. Freilich sind diese 6,5/10 mehr wert, als so mancher von mir höher bewertete Film, dem es dafür an den oft beschworenen "gedanklichen Wohlfühlpunkten" mangelt.
Lieblingszitat:
"Sie kommen in mein Zimmer als hätte ich einen Wartesaal!"
High Lane(Frankreich 2009, Originaltitel: Vertige)
Bergsteiger-Ćevapčići
Fünf junge Leute wollen in Kroatien eine reizvolle Kletterpartie durchziehen. Fred (Nicolas Giraud) und seine Freudin Karine (Maud Wyler) sind erfahrene Bergsteiger. Gleiches gilt für Chloé (Fanny Valette), allerdings nicht für ihren neuen Lebensabschnittsgefährten Loïc (Johan Libéreau). Überhaupt ist Loïc momentan nicht sonderlich fröhlich gestimmt, denn unerwartet begleitet Guillaume (Raphaël Lenglet) die beiden Paare, welcher einst der Mann an der Seite von Chloé war. Bereits am Startpunkt der Tour scheint das Unternehmen zu scheitern, denn ein Warnhinweis kündet von der Sperrung der Route. Kein Problem für den flinken Fred, der die defekten Kletterhilfen geschickt umgeht und seinen Freunden den Aufstieg per Seil ermöglicht. Bald bieten sich den Klettermaxen prächtige Ausblicke, lediglich Loïc hat mehr und mehr mit seiner Unerfahrenheit und aufkommenden Höhenangst zu kämpfen. Als die Überquerung einer langen Hängebrücke ansteht, kommt es zu einem äusserst dramtischen Zwischenfall. Karine betritt als letzte Abenteurerin die Brücke, plötzlich droht die Konstruktion in den Abgrund zu stürzen. Knapp entkommt Karine der Katastrophe, doch der wahre Horror hat noch gar nicht begonnen...
"Vertige" ist der erste Spielfilm des Regisseurs Abel Ferry, der mit dieser französischen Produktion einen sehr respektablen Einstand feiert. Der Streifen hält sich nicht mit zaghaftem Geplänkel auf, sondern stellt die fünf Hauptfiguren kurz vor, wirft den Filmfreund mitten ins Geschehen. Die Beziehungen, sowie die daraus resultierenden Konflikte, sind von Beginn an klar umrissen. Während der Kletterpartie bietet man dem Zuschauer eine ordentliche Dosis Spannung an, gewährt aber auch der wunderschönen Umgebung die Möglichkeit zur Enfaltung, herrliche Bilder verwöhnen die Augen des Betrachters. Leerlauf ist bei diesem Werk ein Fremdwort, denn "Vertige" leistet sich keinerlei Durchhänger, der Spannungsbogen bleibt stets straff. Nachdem die Option auf einen halbwegs schnellen Rückweg abhanden gekommen ist, sich die Brücke polternd ins Nichts verabschiedet hat, mündet das Bergsteiger-Abenteuer in einen recht typisch anmutenden Horrorflick. Eine finstere Bedrohung lauert im Verborgenen, die nahende Nacht soll zu einem unfassbaren Albtraum für den flotten Fünfer werden.
Da der Film mit einem kleinen Ensemble auskommt, steht und fällt das Werk freilich in besonderem Maße mit der Qualität seiner Darsteller. Bekanntlich habe ich mit mäßig begabter "Slasher-Metzelmasse" kein Problem, wer sich damit jedoch nicht zufriedengeben mag, wird sich über die solide aufspielende Besetzung von "Vertige" freuen. Nicolas Giraud verkörpert einen sympathischen Burschen, der sich als freundlicher Leitwolf um das Wohl seiner Mitstreiter sorgt. Raphaël Lenglet buhlt ganz unverfroren um die Zuneignung seiner Ex, was von Johan Libéreau mit zunehmendem Zorn registriert wird. Für den von Libéreau verkörperten Loïc erscheint die gesamte Situation zunehmend unerträglich, denn er hat nicht nur mit seiner Eifersucht zu ringen, er steht auch als überforderter Versager vor seinen Begleitern dar. Alle Herren bringen ihre Charaktere glaubwürdig rüber, passen auch physisch gut zu ihren Rollen. Das Damen-Duo steht ihnen kaum nach, obschon Maud Wyler den vielleicht unscheinbarsten Part erwischt hat. Fanny Valette hat in erster Linie mit den Spannungen zwischen ihrem aktuellen Lover und dem Ex zu kämpfen, während sie den Anforderungen der Bergtour zunächst zu trotzen vermag. Frau Valette (der Name ist auf mancher Arzneimittelverpackung zu lesen, grins) ist nebenbei eine hübsche Erscheinung, was einem Lustgreis namens Blap selbstverständlich nicht entgeht. Ein gewisser Justin Blanckaert taucht als Unhold auf, sein Gegeifer bewegt sich auf dem üblichen Niveau eines blutrünstigen "Backwood-Ungeheuers". Skeptiker dürfen die Sorgenfalten entspannen, die Klasse der Schauspieler bewegt sich überwiegend deutlich oberhalb der üblichen Genre-Fratzen.
Das Drehbuch bedient sich eines alten und effektiven Kniffs, zuerst wird der Leitwolf ins Abseits gestellt, wodurch die Bedrohung für die übrige Gruppe noch gefährlicher anmutet. "Vertige" erinnert ein wenig an "The Descent", nur stieg dort eine Gruppe Powerfrauen in die Tiefe, während hier ein gemischtes Doppel mit Anhängsel nach den Wolken greift. Beide "Teams" werden vom Unheil heimgesucht, die Flucht vor dem Grauen scheint mit jeder verstrichenen Minute unwahrscheinlicher. Die Vermengung von Abenteuer und Horror funktioniert sehr gut. Allerdings driftet der Streifen während seiner "Horrorphase" zunehmend in gewöhnliche Bereiche ab, mündet ins das Abspulen gebräuchlicher Klischees. Sicher, in der letzten halben Stunde wird dem Filmfreund nichts wirklich besonderes geboten. Aber trotz der vorwiegend ausgetretenen Pfade, bleibt der Film sehr kurzweilig und unterhaltsam. Im Gegensatz zu manch anderer Horror-Sause aus Frankreich ("High Tension" und "Inside" scheinen mir als Beispiele angemessen), bedient sich "Vertige" keiner allzu ausufernden Gewaltdarstellungen, serviert dem Fan eine kleine Schlachtplatte mit leicht verdaulichem Mettgut.
Ich wiederhole mich gern, für einen Erstling ist "Vertige" ein sehr ansprechendes Werk, das Lust auf weitere Filme des Regisseurs macht. Zu keiner Sekunde kommt Langeweile auf, alle Beteiligten haben ihren Job sehr anständig erledigt! Koch Media hat den Film unter dem Titel "High Lane" in Deutschland veröffentlicht, wahlweise auf DVD oder BD. Mir liegt die BD vor (die ein gutes Bild bietet, dazu diverses Bonusmaterial im Gepäck hat). Inzwischen ist die Scheibe zum kleinen Preis erhältlich, von meiner Seite gibt es eine eindeutige Kaufempfehlung!
7,5/10 (gut bis sehr gut, Tendenz zu 8/10)
Lieblingszitat:
"Ich verstehe nicht was die hier jagen. Was jagt man hier denn?"
Ausserdem im Player:
Dog Soldiers(Großbritannien, Luxemburg 2002) - Vor seiner Großtat "The Descent" lieferte Neil Marshall diesen Streifen ab. Soldaten müssen sich in den schottischen Highlands mit Werwölfen plagen, eine (un)angenehme Kombination. Die rohe Optik würgt die malerische Umgebung weitgehend ab, was aber durchaus zur herben Ausrichtung des Films passt.
"Dog Soldiers" gefällt mir zunehmend besser und besser, noch vor ein paar Jahren stufte ich das Werk lediglich als "gehobene Mittelklasse" ein. Addiert man jedoch einen kleinen "Debut-Bonus", hat sich dieser stimmungsvolle Flick 7/10 redlich verdient.
House of Flying Daggers(China, Hongkong 2004) - Ein Liebesdrama im Gewand einer flotten Eastern-Sause. "House of Flying Daggers" hat einige ansprechend choreographierte Kämpfe zu bieten, geizt nicht mit schönen Landschaftsaufnahmen. Leider blieben mir die Charaktere fremd, wirken seltsam flach und wenig interessant, immerhin erfreute die hübsche Hauptdarstellerin Zhang Ziyi meine entzündeten Augen.
Der Film gibt vor mehr zu sein als er ist. "House of Flying Daggers" ein Blender im schicken Kostüm, schmeichelt den Augen, hat aber erstaunlich wenig Substanz zu bieten. "Style over Substance" kann sehr unterhaltsam sein, was in diesem Fall nur eingeschränkt funktioniert. Für knappe 6/10 reicht es, mehr kann ich mir nicht abringen.
Stoßtrupp in die Wüste(Italien, Frankreich 1978, Originaltitel: Strategia per una missione di morte)
Stußtrupp in den Irrsinn
Harte Verhandlungen in Libyen. Die Wüstensöhne wollen einem Ölkonzern ungünstige Vertragsbedingungen aufzwingen, der Konzern lässt den Verhandlungsführer zur Strafe in die Luft sprengen. Damit nicht genug, die Herren beauftragen den knallharten Spezialisten Richard Benson (Richard Harrison), der mit einer kleinen Truppe eine Lagerstätte in Libyen zerstören soll. Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich die gierigen Kopftuchträger die Bedingungen diktieren dürften!? Für Benson und seine Mannschaft wird dieses Unternehmen alles andere als ein kleiner Spaziergang durch die Wüste, denn in Libyen ist man bereits vorgewarnt, rechnet mit der Ankunft des Sprengkommandos...
Luigi Batzella geniesst unter Fans des italienischen Genrekinos einen speziellen Ruf (ich empfehle die Sichtung seines Streifens "Nuda per Satana" (1974). "Stoßtrupp in die Wüste" zeigt den fiesen Arabern wo der Hammer hängt, witzigerweise agieren Mitglieder der westlichen westlichen Hemisphäre mit terroristischen Mitteln. Wer nun ein wüstes Feuerwerk aus Action und Spannung erwartet, der wird sich spätenstens nach fünfzehn Minuten mit Grausen abwenden.
Bereits die Sprengung des "Hotels" ist ein herrlicher Witz. Aus irgendeinem Archiv hervorgekramt, sehen wir den Einsturz eines völlig abgewrackten Gebäudes, in dem mit Sicherheit seit Jahren niemand mehr residierte. Nun kommt auch schon Richard Harrison ins Spiel, schliesslich ist er der richtige Mann für schwierige Fälle. Er trifft auf seine alte Bekannte Lorna (Florence Cayrol), mit der er zunächst einige Stößchen plaudert. Zusätzlich gibt es einen Rückblick nach Paris, wo sich Benson und Lorna einst kennenlernten. Irgendwann taucht auch der Rest der Truppe auf, inklusive Gesichtsruine Gordon Mitchell. Per Ruderboot (!) reist man illegal in Libyen ein, hofft dort den zuständigen Verbindungsmann zu finden (einen wirren Franzosen mit Zigarettenwerbung auf dem Käppi). So arbeiten Profis, eine durchdachte Organisation der Operation ist offensichtlich nicht ansatzweise nötig. Vielleicht wird der Handlung auch durch die deutsche Synchronisation jeglicher Sinn entzogen, Spass machen die debilen Dialoge ohne Zweifel. Stösst des Kommando auf Wüstenbewohner, ist Ärger angesagt, glücklicherweise sind die Kamelfritzen aber noch bekloppter als unsere Helden. Wird es ganz besonders brenzlig, packt Lorna ihre Möpse aus, da kann kein Fürst der Wüste widerstehen. Florence Cayrol ist (neben Mr. Cool Harrison) die Attraktion der Sause, die Dame macht sich ständig nackig, selbst in völlig unpassenden Situationen. Wie würdet ihr ein "Krisengebiet" auskundschaften? Klar, runter mit den Klamotten, nackt durch die Steinwüste rennen, Lorna hat es drauf. Erst durch Lorna bekommt der Begriff "Stoßtrupp" überhaupt einen tieferen Sinn. Während der Actionszenen tritt die Unfähigkeit der Verantwortlichen besonders anschaulich in den Vordergrund, man muss es selbst gesehen haben, traut euch ran! Die Krönung kommt in Form zahlreicher Anschlussfehler daher, wilde Wechsel zwischen Tag und Nacht gehören bei Batzella zum Standard.
Richard Harrison! Ein Mann wie ein Baum, der Held für alle Fälle, die B-Movie Ikone schlechthin! Harrison prügelt und ballert jeden Gegner weich, nagelt jeder Dame den Verstand aus dem Hirn (wie schade, dass er hier nur eine Anwärterin zur Verfügung hat). Gordon Mitchell bleibt eher unscheinbar, wirkt hüftsteif und gelangweilt. Diverse Knallschoten füllen das Ensemble auf, es wäre überflüssig alle Namen aufzulisten. Lediglich Florence Cayrol verdient besondere Erwähnung, obschon sich ihre Vorzüge sich nicht unbedingt durch schauspielerisches Talent manifestieren.
"Stoßtrupp in die Wüste" ist purer Murks. Wie steht es so schön auf dem Cover der DVD geschrieben: Inferno eines gigantischen Unterganges. Ein Inferno des Schwachsinns erwartet den Zuschauer ohne Frage, jeglicher Anflug von Talent erlebt einen gigantischen Untergang. Selten war ein Cover ehrlicher, vielen Dank! Was soll dieser Blödsinn überhaupt? Benötigte Reemtsma ein Abschreibungsobjekt, oder warum taumelt der hirntote "Franzose" mit einem entsprechenden Käppi (später sogar mit Käppi und Jacke) durchs Bild? Was kümmert es mich? Ehrlich, wer kein Herz für groben Unfug hat, der sollte einen weiten, weiten Bogen um dieses Gewürge machen. Zwar bin ich sinnlosen und miesen Filmen zugeneigt, doch nicht jeder schlechte Flick kann mich unterhalten (so weit ist es noch nicht gekommen, die Betonung liegt auf dem Wörtchen "noch"). Der umnachtete "Stoßtrupp" hat mein Herz im Sturm erobert. Schon während der Sichtung hatte ich jede Menge Spass, noch Stunden später überkamen mich Lachanfälle, die eine entspannte Nachtruhe verhinderten.
Die DVD des Ramschlabels Starmedia ist gar nicht so übel. Leider liegt das Bild nicht anamorph vor, doch selbst aufgezoomt ist es noch gut anschaubar. Bedenkt man den günstigen Preis -die Scheibe gibt es quasi "für lau"- kann man mit der DVD sehr gut leben. Die Zielgruppe wird sich sowieso kaum für die Bildqualität interessieren. Von den Glanztaten des italienischen Genrekinos ist "Stoßtrupp in die Wüste" unendlich weit entfernt. Mich konnte dieser Italo-Trasher überzeugen, ich bin regelrecht begeistert. Aus Rücksicht auf eure Nerven verzichtete ich auf die übliche Bewertung per Zahlenraster. Wer ohne diese Seuche keine Befriedigung erfährt, möge bitte auf die Schreibweise meines Lieblingswortes achten:
Knuuuuuuuuffig
Lieblingszitat:
"Hor mal zu du Arsch, ich war in der Legion Hilfsarzt!"
In einem Schlafwagen der Bahn wird eine Leiche aufgefunden. Das Mordopfer hatte seine Kabine zuvor mit Alf Hauff (Karl Heinz Vosgerau) getauscht, der in München die üppige Hinterlassenschaft seines verstorbenen Vaters übernehmen soll. Derrick vermutet sofort, dass Alf Hauff getötet werden sollte, seine These wird durch das befremdliche Verhalten der Familie Hauff untermauert. Besonders Ulrich (Hannes Messemer), Alfs Bruder, fällt dem Ermittler als labile, nahezu irrsinnige Persönlichkeit auf. Doch ist der stets hektische, unsichere und ängstliche Mann tatsächlich fähig einen Mord zu begehen? Sicher, Alf soll die Firma übernehmen, deren Führung der Erblasser seinem Sohn Ulrich nicht zutraute. Damit ist Ulrich faktisch entmachtet, jedoch wirken andere Mitglieder der Sippe weitaus berechnender...
Hannes Messemer dreht als psychisch labiler Charakter extrem auf, seine packende Darbietung dominiert diese Folge eindeutig. Eine großartige Leistung von Messemer, denn sein Spiel rührt den Zuschauer, seine Darstellung mutet nicht wie geschmacklose Überzeichnung psychisch kranker Menschen an. Gisela Uhlen sehen wir Ehefrau Messemers, sie spielt (wie so oft) eine kalte und herzlose Person. Brigitte Horney kommt als wandelnder Anachronismus daher, hat gemeinsam mit Tappert eine ganz starke Szene. Selbst in der auf den ersten Blick albernen Kostümierung, umgibt Horney eine damenhafte Aura, garniert mit einem melancholischen Blick in die glorreiche Vergangenheit. Sky Dumont und Christiane Krüger laufen als jüngere Generation der wohlhabenden Familie auf, Dumont eifert der kalten Arroganz Gisela Uhlens nach. Auf die Qualitäten von Horst Tappert muss ich nicht bei jeder Folge hinweisen. Auf ihn ist immer Verlass, hier imponiert er mit (s)einer ruhigen Vorstellung in besonderem Maße.
Zu Beginn tarnt sich "Die Entscheidung" als atmosphärisch dichter Kriminalfall. Ein Zug rauscht durch die Nacht, der Killer schleicht umher, der Schaffner wird ausser Gefecht gesetzt. Doch diese Schiene wird schnell wieder verlassen, die Folge entwickelt sich zu einem Familiendrama erster Güte. Vor allem bietet man großartigen Schauspielern eine Bühne, auf der sich allen voran Hannes Messemer austoben darf. Auch Brigitte Horney hat ihren großen Auftritt, während selbst die Nebenrollen durchweg hochklassig besetzt sind. Theodor Grädler lässt seinem Ensemble die lange Leine, die Schauspieler bedanken sich mit tollen Leistungen. Frank Duval untermalte das Geschehen mit passenden Klängen. Der Kriminalfall mag nur ein mittelprächtiges Konstukt sein, doch diese Tatsache ist (fast) unerheblich. Wäre die Auflösung dann doch ein wenig überraschender angelegt, hätten wir es mit einer der besten Folge der Reihe zu tun.
Der Taxifahrer Hugo Dornwall (Kurt Weinzierl) findet einen rätselhaften Koffer in seinem Auto, während er am Hauptbahnhof auf Fährgäste wartet. Am nächsten Tag gibt er das Gepäckstück bei der Bundesbahh ab. Wenig später ist Hugo Dornwall tot, er wurde in seinem Fahrzeug erstochen. Offenbar hatte der Taxifahrer den Koffer geöffnet und daraus Gegenstände entwendet, was den Unmut des Besitzers/Empfänger erregte. Harald Dornwall (Ekkehard Belle), der Sohn des Mordopfers, findet zehn pralle Beutel Rauschgift in der Wohnung seiner Eltern. Harald hintergeht die Polizei, er verschweigt vorsätzlich den brisanten Fund, gegen den Rat seiner Ehefrau Lisbeth (Monika Baumgartner). Gemeinsam mit Jakob Wilhelmi (Friedrich Georg Beckhaus), einem anderen Taxifahrer, will Harald das weisse Pulver zu Geld machen. Zu jeder Menge Geld...
Ekkehard Belle (der deutsche David Hasselhoff!?) steht im Zentrum der Handlung. Schmerz und Verzweiflung werden von der Gier nach Geld überschattet, doch den Wunsch nach Rache kann der junge Mann nicht ausblenden. Kurt Weinzierl spielt zu Beginn solide auf, Christiane Hammacher sehen wir als seine Gattin, die durch eine schwere Erkrankung ans Bett gefesselt ist. Monika Baumgartner hatte bereits in "Ute und Manuela" (51) einen starken Auftritt, nun gibt sie die ängstliche (recht naive) Ehefrau und fürsorgliche Schwiegertochter, der die Umtriebe ihres Gatten über den Kopf wachsen. Friedrich Georg Beckhaus wittert die Chance auf einen Haufen Zaster, überschätzt seine Möglichkeiten allerdings maßlos, Peter Eschberg taucht als knallharter Gauner auf.
"Ein tödlicher Preis" fährt (einmal mehr) ein interessantes Familiendrama auf, der Kriminalfall wird dabei aber nicht zu sehr an den Rand gedrängt. Wie weit geht ein ansonsten braver Durchschnittsbürger, wenn er von einem schmerzlichen Verlust und Rachegedanken gepeinigt wird, darüber hinaus die Hand nach viel Geld ausstrecken kann? Die Familie Dornwall wird als warmherzig und aufmerksam vorgestellt, daher lassen die tragischen Vorfälle den Zuschauer nicht kalt. Auch Friedrich Georg Beckhaus ist nicht als abgebrühter Abzocker gezeichnet, das Drehbuch verpasst ihm einen sehr menschlichen Anstrich. Der Koffer des Grauens kommt übrigens per Zug aus der Türkei. Gleich zu Beginn empfängt die Polizei die ankommenden Türken mit einem grossen Aufgebot, selbstverständlich samt scharfen Kötern. Klasse, so geht man also in Bayern mit Gästen um, ging es mir spontan durch den Kopf. Jedoch wird dies im weiteren Verlauf der Folge in ein anderes Licht gerückt, die massive Präsenz der Polizei hatte einen nachvollziehbaren Grund. Helmut Ashley gelang ein guter Beitrag zur Reihe, was man nicht von allen Folgen behaupten kann, die zuvor unter der Verantwortung des Regisseur entstanden.
Orphan - Das Waisenkind(Kanada, USA, Deutschland, Frankreich 2009) - Die kleine Isabelle Fuhrmann pflügt als ultrafieses Waisenkind durch Leib und Seele ihrer neuen Familie. Neben Fuhrmann beeindruckt vor allem Vera Farminga als Mutter, die sich mit einer fürchterlichen Wahrheit konfrontiert sieht, aber durch Ereignisse in ihrer Vergangenheit ins Abseits gerät. Peter Sarsgaard hat als Vater keinen leichten Stand gegen die Damen, zumal die kleine Aryana Engineer als leibliches Töchterlein extrem süss anmutet.
Bereits mit der Neuauflage von "House of Wax" (2005) gelang Jaume Collet-Serra ein unterhaltsamer Film, auch "Orphan" findet meine Zustimmung. Die Blu-ray von Kinowelt geht völlig in Ordnung, ist inzwischen zu fairen Preisen erhältlich.
7/10 (gut)
City of the Living Dead(Italien 1980) - Leider wird dieser Fulci-Klassiker noch immer als Schlachtplatte wahrgenommen. Dabei ist der Streifen vor allem ein grandioser Atmosphären-Überflieger, der wunderschönen Italo-Horror der herrlichsten Sorte anbietet. Die Besetzung ist kultig, Catriona MacColl muss man einfach mögen, selbst Fulci war (wie häufig betont wird) sehr von ihr angetan.
In den achtziger Jahren machten abgenudelte Tapes auf dem Schulhof die Runde. Jeder "harte Bursche" musste unbedingt "Ein Zombie hing am Glockenseil" gesehen haben, ansonsten war man ein Weichei und/oder Popper, grins. Viel, viel später wanderte der Streifen auf DVD in die Sammlung, jetzt liegt er als Blu-ray vor. Zugegeben, als Bengel hangelte man sich begeistert von Mettgut zu Mettgut, ergötzte sich an den saftigen Panschereien. Doch selbst ich bleibe nicht von einer gewissen Weiterentwicklung verschont -obwohl ich mich dageben wehre- und sehe den Film inzwischen mit anderen Augen.
Heute kann ich Fulcis Volltreffer richtig geniessen, in die Atmosphäre eintauchen, mich an jeder einzelnen Einstellung erfreuen. Dank der sehr guten Blu-ray von Blue Underground, kann man den Film endlich in ordentlicher Qualität erleben. Nicht jeder Film "braucht" eine solche Auswertung, aber die Werke italienischer Meister profitieren ungemein davon, können sich nun erst richtig entfalten! Die BD bietet interessantes Bonusmaterial, die englische Synchro ist gut geraten, obschon mir die deutsche Version noch besser gefällt. Was solls, wenn mir nach dem deutschen Ton ist, lege ich eben die alte DVD ein.
9/10 = überragend (irgendwann wird dieser Edelstein die Höchstwertung erreichen!)
Als Franco-Fan fühle ich mich schon nahezu zum Einspruch genötigt. IMHO ist "Der Todesrächer..." ein frischer und augenzwinkernder Beitrag, Tappert ist gut drauf, die Rütting war nie besser.
Allerdings ist der Film -für einen Franco aus dieser Zeit- recht konventionell und brav, kein Vergleich zu wahren Großtaten wie "Vampyros Lesbos". Es hilft ja nichts, das Forum muss mit weiteren Beiträgen zu Francos Werk geflutet werden. Auch wenn es sich für manche Leser wie eine Drohung anhört...
Zitat von Mr KeeneyJa, genau das ist ja das Schöne, dass eben Geschmack individuell ist. Und diskutieren hat nichts mit Streiten zu tun. Deshalb lese und schreibe ich hier ja auch so gerne mit, ein wirklich tolles Forum!
Da bin ich ganz bei dir. Dieses Forum gehört zu den angenehmsten Internet-Tummelplätzen für Filmfreunde.