Glut der Sonne(Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Dove si spara di più)
Milchbubi muckt auf
Kalifornien ist groß. Doch nicht groß genug für die Familie Mounters und den Clan der Campos, die sich seit ewigen Zeiten gegenseitig abmurksen. Gerade hat es mal wieder einen Burschen aus den Reihen der Campos erwischt, doch statt der üblichen Rache verfolgt das Oberhaupt der Sippe (Rufino Inglés) einen hinterlistigen Plan. Er schlägt dem Chef der Mounters (Luis Induni) ein faires Duell zwischen den verfeindeten Familien vor, ausgetragen auf neutralem Boden, überwacht von einem unparteiischen Beobachter. Mounters willigt ein, gerät wenig später mit seinen Leuten in einen Hinterhalt, trotz deutlicher Verluste kommen die Mounters mit einem blauen Auge davon. Ärgerlicherweise haben die Campos den "Schiedsrichter" im Sack, gleiches gilt für den korrupten Sheriff (Piero Lulli). Unglücklicherweise fällt der junge Johnny Mounter (Peter Lee Lawrence) in Feindeshand, kann sich aber gemeinsam mit dem pfiffigen Gauner Lefty (Andrés Mejuto) aus dem Staub machen. Lefty bringt seinem Schützling den Umgang mit dem Colt bei, die Bardame Rosalind (Maria Cuadra) führt Johnny in tiefere Regionen ein, verliebt sich in das blonde Bürschlein. Doch seine wahre Liebe soll Johnny an anderer Stelle begegnen. Als er mit Lefty eine Kutsche überfällt, trifft er auf die bezaubernde Giulietta (Cristina Galbó), die dem jungen Mounters gehörig den Kopf verdreht. Zu blöd, denn Giulietta ist die Tochter des alten Campos, überdies hinter den Kulissen längt dem schmierigen Sheriff versprochen, den ein ganz besonderes Ereignis mit dem zukünftigen Campos-Obermotz Rodrigo (Peter Martell) verbindet. Keine guten Vorzeichen für die Liebe der jungen Generation, nicht nur die Familienfehde und der Sheriff stellen schier unüberwindbare Hindernisse dar, auch die eifersüchtige Rosalind ist verdammt sauer...
Gianni Puccini inszenierte nur einen Western, wird ansonsten eher dem "anspruchsvolleren" Kino zugerechnet. "Romeo und Julia" musste als Vorlage herhalten, das Drehbuch überzeugt mit einem interessanten Beziehungskonstrukt, weicht (teils) erfrischend vom üblichen Schema ab. Gute Voraussetzungen für einen ganz besonderen Italowestern, der mich letztlich aber nicht vollständig überzeugen kann. Die folgen Zeilen suchen nach einer Erklärung.
Zu Beginn drückt der Streifen mächtig auf die Atmosphärentube, tischt uns sofort das stilvoll eingefangene Ende eines Zöglings aus dem Lager der Campos auf. Blut, Schweiss und Hass. Eine wüste Ballerei lässt nicht lange auf sich warten, die Vorstellung der relevanten Figuren nimmt ein wenig mehr Raum ein, was in diesem Fall ausdrücklich zu begrüßen ist. Ich erlaube mir den Sprung zum Finale. Erneut wird regnet es aus allen Läufen Blei, die Reihen lichten sich rasant. Wirklich innovativ ist der Krawall nicht ausgeführt, der Fan sollte aber weitgehend zufriedengestellt werden. Einerseits werden (im wahrsten Sinne des Wortes) keine Gefangenen gemacht, andererseits fällt das Ende nicht für alle Beteiligten so konsequent aus, wie ich alter Miesepeter mir es gewünscht habe. Ein kleiner Höhepunkt ereilt uns dennoch, eine -in diesem Umfeld- sehr grotesk anmutende Gestalt taucht wie aus dem Nichts auf, mehr will ich wegen akuter Spoilergefahr nicht verraten. Nun haben wird also einen sehr starken Auftakt, obendrauf ein solides Finale mit verzeihbaren Schwächen. Doch was passiert in der übrigen Zeit? Tja, die wird leider, leider von zu viel Peter Lee Lawrence (bürgerlich Karl Otto Hirenbach, hier als Arthur Grant unterwegs) dominiert, dessen "schwachmatische Unpräsenz" mir den Genuss immer wieder verhagelt. Was macht der Typ falsch? Sicher ist er nicht unbedingt ein begnadeter Schauspieler, was ich ihm an dieser Stelle aber gar nicht ankreiden will. Fakt ist, ich mag den Schmalhans nicht, er nagt an meinen Nerven. Hinzu kommt noch die -für meinen Geschmack- unsympathische Anlage der Figur Johnny Mounters, ich mag solche "kleinen Früchtchen mit grossen Problemen" nicht ertragen. Wie bitte? Ausgerechnet ich begebe mich auf den ausgetretenen Pfad der engstirnigen Nörgelei, wo ich doch (fast) immer jeden Darsteller unbedingt mögen will!? Schon plagt mich mein schlechtes Gewissen, trotzdem kann ich meine Abneigung gegen diese Made nicht zügeln.
Noch immer steht die Frage im Raum, was macht der arme Karl Otto verkehrt??? Vermutlich fast nichts, ich bin inkompatibel, verzeiht mir. Eventuell hatte ich irgendwann Albträume, in denen mich ein Stoffel wie Karl Otto zum Sechs mit flachbrüstigen Thai-Frauen zwingen wollte, die Kassengestelle von Fielschwamm trugen und hysterisch keiften. Verdammt, ich habe keinen blassen Schimmer! Genug davon, werfen wir einen Blick auf die anderen Akteure vor der Kamera, den Damen gewähre ich den Vortritt. Cristina Galbó geniesst bei mir stets Kredit, immerhin wirkte sie in Lieblingen wie "Das Leichenhaus der lebenden Toten" (Non si deve profanare il sonno dei morti, 1974)&"Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (Cosa avete fatto a Solange?, 1972) mit. In diesem Western ist sie noch mehr Mädchen als Frau, passt daher noch nicht in mein Beuteschema. Cristinachen ist putzig, süss, man muss sie einfach mögen, sie spielt die Rolle der Giulietta sehr liebenswert, bei Bedarf legt sie kratzbürtige Anfälle hin. Richtig gut hat mir María Cuadra gefallen, die mit ihrer Mixtur aus Erotik, Sehnsucht und Verschlagenheit den Puls beschleunigt. Ana María Noé sehen wir als Ehefrau des alten Mounters, der von Charakterkopf Luis Induni verkörpert wird, den man aus unzähligen Europroduktionen kennt. Andrés Mejuto hat keinen leichten Job, er hat viele gemeinsame Szenen mit dem doofen Karl Otto, die durch seinen kauzigen Knuffel Lefty in deutlich erträgliche Bahnen gelenkt werden. Die Stars sind für mich allerdings Piero Lulli und Peter Martell. Lulli dringt die Verdorbenheit aus jeder Pore, aus seinem Gesicht sprechen Arroganz und Niedertracht, eine grossartige Vorstellung! Peter Martell ergänzt den Auftritt von Piero Lulli, zeigt eindeutig sadistische Neigungen (Gefangenenfolter, die eigene Schwester brutal verprügeln). Lulli und Martell kommen dermaßen ekelhaft rüber, ich verspüre den Wunsch die eigenhändig über den Haufen zu scheissen (haha, der verunglückte Kalauer des Tages). Besser kann man "Westernfieslinge" kaum zum Leben erwecken, zu solchen Zwecken müsste schon ein Kinski aus der Kiste hüpfen. Bevor ich mich in weitere Peinlichkeiten und Entgleisungen verstricke, soll an dieser Stelle genug zu den Schauspielern gesagt sein.
"Glut der Sonne" ist ein interessanter Western, ein besonderer Western. Kein Meisterstück wie der im selben Jahr entstandene "Töte, Django" (Se sei vivo spara), aber ein aus der Masse "irgendwie" hervorstechender Beitrag. Auf den Habenseite stehen ein paar solide "Standardszenen"(was keinen Widerspruch zur "Besonderheit" des Films darstellt), wenige härtere Momente, ein kaputt-frecher Einfall, Paul Naschy in zwei kleinen Rollen (ich verzichte auf die üblichen Begeisterungsstürme zum Thema Naschy, sonst tippe ich noch nächste Woche an diesem Kurzkommentar herum). Weiterhin spielt die Besetzung (überwiegend) stark auf, sind die Spannungen innerhalb des Geflechts reizvoll, bieten Kamera, Schnitt und Musik ordentliche Qualität. Die deutsche Synchronisation leistet sich ein paar Flapsigkeiten, bietet aber ansonsten kaum Anlass zur Beschwerde. Für 7/10 sollte es reichen, doch Karl Otto grätscht mit solch nachhaltig schmerzhafter Gewalt dazwischen, ich muss einen vollen Punkt abziehen. Erneut: Es tut mir leid!
Koch Media hat mit der "Regenbogen-Reihe" vielen Fans des Eurowestern eine grosse Freude gemacht. Obschon ich mit "Glut der Sonne" nur zum Teil glücklich sein kann, verneige ich vor den Köchen, denen wir die Präsentation nahezu vergessener Schätzchen verdanken, auch wenn nicht alle Sausen mitten ins Zentrum der Lust treffen. Die DVDs dieser Reihe gehören in jede gepflegte Sammlung, sofern man ein Herz für Western aus Italien/Europa im geschundenen Leib trägt. "Glut der Sonne" liegt in sehr schöner Verfassung vor, eine Prise sehenswertes Bonusmaterial rundet den erstklassigen Eindruck ab, das Digipak ist sowieso (wie immer) toll gestaltet.
6/10 (...und wer mit Karl Otto keine Schwierigkeiten hat, der darf locker einen fetten Punkt addieren)
Lieblingszitat:
"Vor Ungeziefer schützt man sich indem man es zerquetscht!"
Die Bestie aus dem Weltraum(Italien 1980, Originaltitel: La bestia nello spazio)
Im Birkenhain kopulieren Pferdelein
Captain Larry Madison (Vassili Karis) wird auf eine Mission von höchster Wichtigkeit geschickt. In den Eingeweiden des weit entfernten Planeten Lorigon, wird ein grösseres Vorkommen des begehrten Metalles Autalium vermutet, ein unschätzbar wertvoller und wichtiger Stoff. Mit einer kleinen Crew macht sich Madison auf den Weg, an Bord befindet sich auch die attraktive Offizierin Sondra Richardson (Sirpa Lane). Pikant, denn kurz zuvor verbrachte man eine eindringliche Nacht miteinander, doch die Protagonisten sollen bald ganz andere Sorgen haben. Kurz vor Lorigon kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, der durchtriebene Händler Juan Cardoso (Venantino Venantini) will sich die Beute unter den Nagel reissen, verpasst dem Schiff Madisons eine feiste Breitseite. Knapp entgehen die Damen und Herren vom Militär einer Katastrophe, landen wenig später tatsächlich auf dem angepeilten Planeten. Lorigon kommt Lieutenant Richardson bekannt vor, schon vor der gefährlichen Reise wurde sie von bizarren Albträumen geplagt, in denen sie sich vermutlich auf Lorigon befand. Plötzlich wird die Mannschaft von einem rätselhaften Ungetüm attackiert, kann sich dem Zugriff der erschreckenden Gestalt jedoch entziehen. Captain Madison und ein Teil der Besatzung begeben sich auf die Suche nach dem Autalium, sie geraten in einen grotesken Strudel aus Wahn und Lust, treffen auf einen alten Bekannten und sonstige Gesichtsruinen...
Regisseur Alfonso Brescia inszenierte in den sechziger Jahren ein paar Sandalenfilmchen, gefolgt von diversen Italowestern, die bekanntlich ab Mitte der Sechziger die Helden in Sandalen verdrängten. Ab 1977 sorgte Brescia für einige Science-Fiction-Trasher, nachdem er sich zuvor/währenddessen mit dem Polizei-/Gangsterfilm beschäftigte. Der Begriff "Trash" wird seit einigen Jahren überstrapaziert, doch auf "Die Bestie aus dem Weltraum" trifft dieses Wörtchen zweifellos zu, hier hagelt grober Unfug ohne Pause oder Gnade auf den Zuschauer hernieder. Kulissen der billigsten Sorte, herrliche knuffig-bescheidene Raumschiffe, "typische" SF-Schaupläze wie ein völlig harmlos anmutender Birkenwald. Achja, die Raumschiffmodelle sind bereits keine Meisterleistungen, aber die "Innenausstattung" der Gefährte spottet jeder Beschreibung, unglaublich. Freilich darf es bei all diesem Stumpfsinn nicht an bekloppten Uniformen fehlen, die mich spontan an "Bavas Planet der Vampire auf Crack" erinnern. Die "Handlung" wird immer wieder durch unerotisches Gerödel gestreckt, bei dem sich die Herrschaften wahlweise im Wald oder zwischen bunten Kissen besteigen. Die vorliegende DVD bietet zwei unterschiedliche Fassungen an, auf die ich gegen Ende des Kurzkommentares eingehen werde.
Für die Rolle des Helden wählte man Vassili Karis, der in mehr als vierzig Filmen aus der zweiten und dritten Liga mitwirkte. Karis mutet "irgendwie" wie einer dieser unsympathischen Banker oder Versicherungsfritzen an, die ihren Opfern mit fragwürdigen Verträgen das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen gedenken, aber wozu braucht eine Granate wie "La bestia nello spazio" einen Superman(n)? Meist glotzt Herr Karis debil aus den Glupschern, unter Druck offenbart er dennoch echte Führungsqualitäten, die Damen liegen ihm sowieso zu Füßen. Venantino Venantini dürfte fast jedem Freund gepflegter Eurokultunterhaltung schon häufiger begegnet sein, als schlitzohriger Händler sorgt er für manchen Schmunzler. Neben Vassili Karis und Venantino Venantini, ist Claudio Undari die bemerkenswerteste Erscheinung in den Reihen der Herrenriege, er gibt den geheimnisvollen Onaf, einen Bewohner des Planeten Lorigon. Zwar taucht Undari erst recht spät auf, hinterlässt aber besonders bei der weiblichen Hauptdarstellerin einen tiefschürfenden Eindruck. Wenn Onaf die untere Hälfte seines traumhaften und wohlgeformten Körpers schlagartig enthüllt, werden neue Standards in den Disziplinen brechreizanregende Behaarung und bedrohliche Hammergröße gesetzt. Es ist unbeschreiblich, ich bin vor Lachen fast vom Sofa gefallen! Sirpa Lane ist eindeutig das Schmuckstück unter den Damen, die aus Finnland stammende Blondine zeigt ihren schmackhaften Körper vor, begibt sich mit Vassili Karis in den Nahkampf, entdeckt unter der Anleitung von Claudio Undari neue Gebiete auf dem Feld der Höhlenforschung. Damit sind die relevanten Akteure genannt, die übrigen Herren bleiben austauschbar, die ergänzenden Damen sind nett anzuschauen, gewähren selbstverständlich mehrfach freien Blick auf ihre fruchtig-frischen Auslagen.
Mit ein paar Zeilen lässt sich "Die Bestie aus dem Weltraum" nicht angemessen beschreiben oder würdigen. Nahezu jede Einstellung ist purer Unsinn, Schund und entbehrt Sinn und Verstand. Unglaubliche Dinge spielen sich vor den Augen des Betrachters ab. Dümmliche Raumfahrer taumeln durch einen Wald, fühlen sich plötzlich ganz seltsam, unvorbereitet erblicken sie Pferde beim Akt, werden bei dieser Aussicht selbst spitz... Wenig später landen sie in Onafs Anwesen, wo fleissig gebechert und natürlich nach allen Regeln der Kunst gepimpert wird. Achso, erwähnte ich bereits, dass der superdupermächtige Megarobotercomputer Zokor über den Planeten Lorigon herrscht, der mit blecherner Hand und eiserner Härte gegen alle Störenfriede vorgeht? Nein? Macht nichts, denn allerspätestens beim Anblick der Leibgarde Roboimperators erleidet ihr eine Zwerchfellruptur! Übrigens ist der besagte Roborocker völlig durchgeknallt, laut Onav sind bei Zokor vor ewiger Zeit diverse Transistoren verglüht, nun haben wir den Salat.
Alfonso Brescia (unter dem Tarnnamen Al Bradley am Start) hat einen Klassiker für die Ewigkeit vom Stapel gelassen (muhahaharrr)! Vermutlich werden mindestens 98% der Menschheit dem Druck dieser Granate nicht gewachsen sein, spätestens nach fünf Minuten vor Wut die DVD aus dem Fenster werfen. Wer jedoch nicht vor "echtem" Schund zurückschreckt, sich mit einer extrem beknackten Synchro anfreunden kann (die deutsche Fassung macht richtig Freude!), dazu noch ein Herz für "unerotische Erotikszenen" hat... Der sitzt entweder längst in der Klapse und wurde dauerhaft sediert, oder gehört zu einer asozialen Randgruppe verwirrter Filmfanatiker, die vor kaum einer Entgleisung wahnsinniger Murksbrüder zurückschrecken. Bitte, wer sich irgendwie angesprochen fühlt, sagt die nächste Sitzung beim Psychoklempner ab, zieht euch lieber diesen Stoff ins Hirn (aber werft mir nachher nicht vor, dass ich euch nicht vor den Nebenwirkungen gewarnt hätte!). Weil es gerade so gut passt, möchte ich die versprochenen/angedrohten Worte zu den beiden Fassungen loswerden. "Standard" kommt ohne HC-Einschübe ins Haus, während die "XXX-Version" ein paar Momente dieser Gangart einstreut. Ein wenig Gesauge und Gerammel ohne Tarnkappe, doch insgesamt wirkt die Version ohne HC "runder". Allzu groß sind die Unterschiede sowieso nicht, die HC-Fassung punktet mit mehr Ausblicken auf den Gnadenhammer Onafs, der mit seinem Gummiprengel eine widerspenstige Pforte durchschreiten möchte. Ergo erreicht die HC-Version letztlich den gleichen Unterhaltungwert.
Bevor ich es vergesse, möchte ich auf den sehr schönen Score von Pluto Kennedy (Marcello Giombini) hinweisen. Der Sound bewegt sich irgendwo zwischen "Siebziger-Jahre-SF-Mucke" und "C64-Geschwurbel", tatsächlich lieferte Giombini später Arbeiten für C64-Spiele ab, der legendäre Computer eroberte ab 1982 die Wohnzimmer in aller Welt (aber das ist ein anderes Thema. Hach, Nostalgie in Vollendung). Abschliessend ein Blick auf die DVD aus dem Hause X-Cess. Während in den USA (Severin) und Großbritannien (Shameless) bereits DVDs vorlagen, war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt längst überfällig. Angenehmerweise packte X-Cess gleich beide Fassungen auf die Scheibe, die gebotene Qualität sollte die Zielgruppe zufriedenstellen, ein paar Boni runden den positiven Eindruck ab. Im Zuge des grassierenden "Hartboxenwahns", bietet das Label den Streifen mit drei unterschiedlichen Covern an, eine kleine und zwei große Hartboxen wurden auf den Markt geworfen, der Inhalt ist identisch.
Wie zum Henker soll ich "Die Bestie aus dem Weltraum" in Zahlen bewerten? Ein unmögliches Unterfangen! 9/10 Sympathiepunkte? 11/10 Trashpunkte? Reicht das als Hinweis, Warnung, Drohung, Bankrotterklärung? Liebhaber wissen sowieso Bescheid, Neugierige sind gewarnt, der Masse geht es am Popo vorbei.
Lieblingszitate:
"Bring mir eine Uranusmilch." & "Du standest bisher unter einer geistigen Einengung!"
Zitat von Janek RekosDoch finde ich schon, jedenfalls bei jedem Film, den ich bis jetzt gesehen habe. Humor beziehe ich aber nicht nur auf Sprache sondern auch auf die Bildliche Darstellung von Humor und möge er noch so makaber sein
In der Tat, ich bin auch der Ansicht, dass viele Horrorfilme Humor im Gepäck haben. "Trick 'r Treat" zeichnet sich durch seinen feinen Humor aus, ist aber keinesfalls eine "Komödie".
IMHO gibt es durchaus Horror ohne Humor, spontan fällt mir "Martyrs" ein.
Trick 'r Treat - Die Nacht der Schrecken(USA 2007, Originaltitel: Trick 'r Treat)
Wilde Pippimädchen, Rotkäppchen, ein irrer Killer, sonstiges Gezücht und jede Menge Kürbislaternen
(Bereits vor zwei Jahren habe ich einen Kurzkommentar zu diesem Film gepostet, aus aktuellem Anlass wurde er ein wenig überarbeitet.) Auf die Handlung werde ich nicht näher eingehen, die Spoilergefahr ist schlicht und ergreifend zu gross. Ein paar Zeilen möchte ich aber dennoch loswerden, damit zumindest ein kleiner Einblick in diesen schönen Streifen möglich ist. Der Film erzählt mehrere kleine Geschichten, die allesamt lose miteinander verbunden sind. Dies erinnert den Zuschauer spontan an die herrlichen Episodenfilm-Perlen der britischen Filmschmiede Amicus, welche während der sechziger und siebziger Jahre über die Leinwände flimmerten. Freilich auch die Creepshow Reihe, für die 1982 der Startschuss erfolgte. Bei "Trick 'r Treat" laufen die Geschichten aber nicht lediglich nach einer starren Reihenfolge ab, die Erzählung springt mehrfach hin- und her, dadurch entsteht ein frischer, kurzweiliger Gesamteindruck. Die Auswahl der Unholde und Stories ist gut geglückt, auch wenn man manches schon in ähnlicher Form zu sehen bekam. Alles spielt sich an Halloween ab, wann auch sonst? Eine kleine und unheimliche Gestalt namens Sam zieht wie ein (blut)roter Faden durch den Film, überwacht die Einhaltung alter Halloween-Traditionen äusserst aufmerksam, greift bei Verstößen mit ruppiger Unnachgiebkeit zu harschen Bestrafungsmaßnahmen.
Die Verwendung vermeintlich abgedroschener Klischees erweist sich hier als großer Glücksfall. Der geneigte Zuschauer wird sofort in eine schaurig-schöne Welt eingesogen, in der für jede Menge wohligen Grusel und packenden Horror garantiert wird. Selbstverständlich sollen sich die Ereignisse in einer typischen Kleinstadt der USA zutragen, das fallende Laub kündet vom Herbst und von Halloween. Die Macher haben "Trick 'r Treat" mit einer wundervollen Optik ausgestattet, die herrliche Atmosphäre verspricht ein Märchen für große Kinder. In dieser Hinsicht geht der Streifen weiter als viele verwandte Beiträge. Die gewählten Schauplätze mögen gewöhnlich sein, doch deren eskapistische Darstellung zieht den faszinierten Betrachter in eine andere Welt hinein. Eine düstere und gruselige Welt, vor allem aber in eine grandios gestaltete Traum- und Märchenwelt. So überzeugt nicht nur die kurzweilige Anlage der Gesichten, sondern auch die formvollendete Optik, die sehr viel zur bezaubernden Atmosphäre beisteuert. An dieser Stelle ist der Griff in die Mottenkiste mit meinen Lieblingswörtern unvermeidlich: "Trick 'r Treat" ist ein knuffiger Atmosphärenschmeichler erster Güte! Zitate aus anderen Filmen sind bei "Trick 'r Treat" nie frecher Diebstahl, sondern Sympathiebekundungen, Liebeserklärungen.
Zusammenfassend: Die gesamte Sause ist sehr schön und stimmungsvoll inszeniert, der perfekte Stoff für einen gepflegten Gruselabend im Herbst, die schönste Jahreszeit lässt sich mit einem Film wie "Trick 'r Treat" noch intensiver geniessen. Die Erstsichtung vor zwei Jahren erfolgte "einen Abend zu spät". Diesmal habe ich den Termin nicht verpasst, in der vergangenen Nacht erfreute mich der Streifen punktgenau zu Halloween. Die Damen und Herren vor der Kamera machen ihren Job ordentlich, einige bekannte Gesichter sind mit an Bord. Da wäre z. B. Dylan Baker in einer der eindrucksvollsten Rollen des Films zu nennen, völlig durchgeknallt und mit mehr als irren Vorlieben. Brian Cox gibt den alten Griesgram, während die anmutige Anna Paquin in einer sehr ***STOPP***(!!!). Mehr wird nicht verraten, fiese Spoiler könnten hinter jedem Satz lauern. Michael Dougherty lieferte mit "Trick 'r Treat" sein erstes abendfüllendes Werk ab, leider folgte bisher keine weitere Regiearbeit des offensichtlich talentierten Herrn. Die Vermarktung des Streifens ist kein Ruhmesblatt, Warner liess den fertigen Film zunächst im Regen stehen, ein anderer Verleiher für den geplanten Kinostart fand sich nicht. 2009 erfolgte immerhin eine Auswertung auf DVD, meiner Meinung nach hätte der Flick zuvor auf die Leinwände in aller Welt gehört. Die Altersfreigabe verwundert ein wenig, musste man unbedingt "Keine Jugendfreigabe" ziehen? Die "Blaue 16" hätte völlig ausgereicht, denn weder Gewalt noch Nacktheit werden ausufernd zelebriert, sonstige "Schä(n)dlichkeiten" konnte ich ebenfalls nicht erkennen.
"Trick 'r Treat" hat das Potential zum zukünftigen "Halloween-Klassiker", wird mir mit Sicherheit noch einige unterhaltsame Abende bescheren. Ich erhöhe von 7,5/10 auf 8/10 (sehr gut), die mir nach der Zweitsichtung absolut angemessen erscheinen!
Lieblingszitat: "Charlie Brown ist ein Arschloch!"
Martin Schlehdorn (Gerd Baltus) und seine Ehefrau Gerlinde (Gerlinde Locker) benötigen dringend einen Kredit, haben bei den üblichen Anbietern allerdings schlechte Karten. Als Herr Schlehdorn ein Gespräch mit dem Kreditwucherer Hollerer (Rolf Boysen) in dessen Büro führt, fallen unvermittelt mehrere Schüsse im Vorraum, sofort vermutet Hollerer einen Anschlag auf sein Leben, sperrt in grösster Eile die Tür seines Raumes zu. Wenig später wagt Schlehdorn einen Blick in das Vorzimmer, dort liegt der sterbende Herr Mahler (Willy Semmelrogge) auf dem Boden, ein Mitarbeiters des Kredithaies Hollerer. Vor dem Haus wartet Gerlinde Schlehdorn im PKW der Eheleute, folglich muss sie den Täter aller Wahrscheinlichkeit nach gesehen haben. Martin Schlehdorn wittert seine Chance, er will das Wissen seiner Frau gezielt nutzen, nach Möglichkeit die überhöhten Kreditzinsen drücken. Die Ermittlungen führen Derrick und Klein in das luxuriöse Anwesen Hollerers, der dort Frau Mertens (Barbara Rütting) und Herrn Brasse (Michael Degen) beschäftigt, die sich in erster Linie um seine an den Rollstuhl gefesselte Tochter Alice (Sunnyi Melles) kümmern. Offensichtlich erwartet der Beutelschneider einen weiteren Anschlag auf sein Leben, ebenso fürchtet er einen Übergriff auf seine Tochter. Während die Kriminalpolizei eine heisse Spur verfolgt, geht per Telefon die Mittteilung über einen weiteren Mord ein...
Rolf Boysen stellt den knallharten Geschäftsmann äusserst überzeugend dar. Zunächst umgarnt er potentielle Kunden, wer seine Pratiken jedoch hinterfragt, wird mit aalglatter Kaltschnäunzigkeit abgespeist. Sein Gewissen (falls überhaupt vorhanden) regt sich nicht, generell sind immer andere Schuld, und "er hat die Welt schliesslich nicht gemacht". Boysen darf jedoch auch eine andere Seite des unangehmen Charakters Hollerer zeigen. Um seine Tochter sorgt er sich aufrichtig, will die junge Frau vor der harten Realität ausserhalb des herrschaftlich anmutenden Wohnhauses schützen. Dabei kommt ein nahezu überfürsorgliches, erdrückendes Verhalten ans Tageslicht, die übliche Spieldauer von knapp einer Stunde, lässt eine intensive Verfolgung dieses Ansatzes freilich nicht zu. Gerd Baltus ist gewissermaßen die Verkörperung des "unscheinbaren, durchschnittlichen Spießbürgers", der hin und durch nervös-hinterhältige Anflüge aus seinem Korsett entfliehen möchte. Auf Baltus ist wie immer Verlass, eine für ihn typische Rolle, die er mit der für ihn typischen Klasse meistert. Gerlinde Locker bleibt gewollt unscheinbar und unsicher, wird passenderweise von ihrem Filmgatten gegängelt. Barbara Rütting und Michael Degen werden von ihrem Chef mit kühler Arroganz behandelt, der von Degen dargestellte Herr Brasse mutet eher schlicht an, strampelt sich ähnlich wie Baltus/Schlehdorn ab, indes fehlt im der clevere Ansatz. Sunnyi Melles wird ab und an durchs Bild geschoben, Willy Semmelrogge darf zum Auftakt den grummligen "Vorzimmersklaven" geben. Martin Semmelrogge taucht in der späten Phase der Folge auf, glotzt ein wenig aufgedunsen aus der Wäsche. Wie immer: Gute Arbeit, die Damen und Herren vor der Kamera verstehen ihr Handwerk.
"Prozente" bringt eine interessant konstruierte Geschichte auf den Bildschirm, die Verknüpfung unterschiedlicher Motive findet meine volle Zustimmung (oder sind sie Motive gar nicht von unterschiedlicher Natur? Überprüft es bitte selbst!). Leider mutet die Auflösung des zweiten Mordes extrem einfallslos an, an dieser Stelle mangelte es dem Autor vermutlich an guten Einfällen, vielleicht wollte man die Zuschauer auch nicht überfordern. Gut gelungen ist die Doppelbödigkeit der Charaktere, sogar der arg unsympathische Kreditwucherer Hollerer ist zu warmherzigen Gefühlen und echter Besorgnis fähig, zumindest im Hinblick auf seine Tochter. Besonders positiv ist mir das Spiel Boysens aufgefallen, als er in einem Gespräch mit Gerd Baltus von schleimig-unechter Freundlichkeit auf die kalt-selbstherrliche Schiene ausweicht, grandios! Die musikalische Untermalung hält sich diesmal sehr zurück, ganz im Gegensatz zur Folge davor (Das sechste Streichholz, 85). Theodor Grädlers Inzenierung ist handwerklich in Ordnung, die Schwächen der Story versucht er nicht durch Krawall oder Popanz zu übertünchen. Herbert Reinecker gelang es nicht, beide Taten mit einer ansprechenden Auflösung auszustatten, der erhobene Zeigefinger wedelt immerhin nicht allzu penetrant vor unseren Nasen herum. Von der Spitzengruppe bleibt "Prozente" deutlich entfernt, der Fan bekommt eine ansprechende Folge in solider Qualität geboten.
6,5/10 (oberste Mittelklasse)
Folge 87 - Der Untermieter(Deutschland 1981)
Zehn Jahre verbrachte Walter Buschmann (Peter Kuiper) im Gefängnis, nun ist der Tag seiner Entlassung endlich gekommen. Leo Kurat (Fritz Strassner) soll sich um die gesellschaftliche Eingliederung des Ex-Häftlings kümmern, stösst jedoch von Beginn an seine Grenzen. Buschmann fährt zu seiner ehemaligen Lebensgefährtin Gudrun Kaul (Lisa Kreuzer), zu der er seit zehn Jahren keinerlei Kontakt mehr hatte. Inzwischen führt Gudrun mit ihrem zehnjährigen Sohn und ihrem Gatten Ulrich Kauf (Horst Sachtleben) längst ein beschauliches Dasein, in ihrem Leben ist kein Platz mehr für ihren damaligen Freund. Buschmann hat Kenntnis von seiner Vaterschaft, trotz aller Warnungen und Bitten seitens Leo Kurat, dringt er mit eisiger Bestimmheit in das Leben der Familie Kauf ein. Verzweifelt versucht Gudrun Kaul ihren Sohn zu schützen, kann sich aber nicht gegen Buschmann behaupten. Gleiches gilt für Ulrich Kauf, der der kaltschnäuzigen Art seines Widersachers nichts entgegensetzen kann. Kurat informiert Derrick über seine Beobachtungen und Befürchtungen, der Oberinspektor war damals mit Buschmanns Fall betraut. Derrick überkommt ein ungutes Gefühl, denn während der Richter vor zehn Jahren "ledliglich" auf Totschlag urteilte, war (und ist) der Kriminalbeamte fest davon überzeugt, dass Buschmann zu jener Zeit einen eiskalten Mord verübte...
Peter Kuiper legte als irrer Frauenmörder in "Tod am Bahngleis" (Folge 5) eine nachhaltig beeindruckende Vorstellung hin, die zu den stärksten Momenten des "Derrick-Universums" zählt. In Folge 34 (Tod des Wucherers) spielt er einen cholerischen Kredithai. Obschon man ihm dort nach wenigen Minuten den Löffel entreisst, bleibt auch dieser Auftritt langfristig im Gedächtnis haften. Sein dritter Streich ist nicht weniger eindrucksvoll geraten, als Walter Buschmann versetzt er eine kleine Familie in Angst und Schrecken. Sein Vorgehen ist eiskalt und berechnend, seinen Opfern geht im Würgegriff der Furcht mehr und mehr der Atem aus. Buschmann hingegen stellt seinen langen Atem unter Beweis, lässt sich sogar durch Derricks Versuch der Famlie Kauf zu helfen, nicht einen einzigen Millimeter von seinem perversen Vorhaben abbringen. Lisa Kreuzer taucht immer wieder in der Reihe auf, erweist sich dabei als erstaunlich wandlungsfähig. Auch die Rolle der zunehmend verzweifelten Mutter und Ehefrau meistert sie souverän. Horst Sachtleben ist dem "Feind im Bett" nicht nur körperlich unterlegen, er kann sich auch verbal nicht gegen die unfassbaren Vorträge des unerwünschten Gastes behaupten. Hans-Jürgen Schatz war lange Zeit in der TV-Serie "Der Fahnder" zu sehen, spielte dort an der Seite von Klaus Wennemann. Hier sehen wir in als Studenten -pikanterweise studiert er ausgerechent Jura, was sich allerdings nicht als hilfreich erweist- der bei den Kauls ein Zimmer zur Untermiete bewohnt. Das kleine Ensemble liefert eine tadellose Vorstellung ab, Peter Kuiper spielt erneut sehr beeindruckend.
Regisseur Michael Braun durfte mit "Der Untermieter" eine packende Folge in Szene setzen, die in weiten Teilen kammerspielartig angelegt wurde. Die abstossende Vorgehensweise des "Bösewichts" ist perfekt eingefangen, kommt ohne wüste Prügeleien oder Pöbeleien aus, Kuiper geht in der Rolle des Walter Buschmann ruhiger, methodischer und abgebrühter vor, wirkt dadurch umso erschreckender. Mir ist zwar das extrem passive Verhalten der Familie Kaul unverständlich, aber vermutlich gibt es jede Menge Menschen, die sich dem Diktat eines Soziopathen dieses Kalibers beugen würden. Was tun gequälte und unterlegene Hunde, die sich ängstlich in eine Ecke zurückziehen? Sie ergeben sich völlig dem dominanten Gegenüber, können aber auch in Angstbeisserei verfallen. Ähnliches bekommen wir in dieser Folge zu sehen. Ständig stellt man sich die Frage, wann die Lage völlig aus dem Ruder läuft, es zu einer Eskalation, Eruption kommt. Mit der Auflösung bin ich nicht ganz zufrieden, zu einfach und lasch klingt das Geschehen aus. Zugegeben, weitere Gedankenspiele werden dem Zuschauer nicht verboten, daher will ich ich nicht mit Ausdauer nörgeln. Die Musik steuerte Klaus Doldinger bei, der sich auf dezente Untermalung beschränkte. Bei der ungeliebten Zahlenwertung verhindert das (in meinen Augen) schwache Finale, dann doch noch den Sprung in die höchsten Regionen, für ein rundes "gut" reicht es aber allemal.
Guayana - Kult der Verdammten(Mexiko, Panama, Spanien 1980, Originaltitel: Guyana, el crimen del siglo)
Im Banne des Scheinheiligen
"Normalerweise" sollte nun mein üblicher Kurzkommentar folgen. Da ein geschätzter Kollege aus einem meiner "Stammforen", jedoch bereits einen perfekten Beitrag zu diesem sehr sehenswerten Film verfasst hat, will ich es in diesem Fall bei einem Link belasssen, denn ich habe nichts mehr hinzuzufügen.
Joachim Kramp wird mir als sehr angenehmer Diskussionspartner und echter Experte in Erinnerung bleiben. Leider habe ich dieses schöne Forum erst recht spät entdeckt, daher kam ich nur kurz in den Genuß seiner hiesigen Aktivitäten. Sehr gern hätte ich weitere Gedanken mit ihm ausgetauscht.
Seiner Familie -und allen anderen ihm nahestehenden Menschen- wünsche ich die Kraft diesen Verlust zu überwinden. In Momenten extremer Trauer gibt es keinen Trost, doch mit den Jahren weicht der Schmerz mehr und mehr zurück. Die schönen Erinnerungen an den geliebten Menschen bleiben jedoch für immer.
Folge 85 - Das sechste Streichholz(Deutschland 1981)
Henry Janson (Tommi Piper) ist der Inhaber einer Diskothek, zu seinem Disc Jockey Jo Mahler (Thomas Schücke) hat er kein gutes Verhältnis. Nach der üblichen Öffungszeit hält sich Janson noch im Büro seines Schuppens auf, plötzlich steht Konrad Vollmer (Pierre Franckh) mit einer Pistole in der Hand vor dem Geschäftsmann. Ein Schuss fällt, Henry Janson ist tot. Der Taxifahrer Rolf Heckel (Jacques Breuer) meldet den Schuss seiner Zentrale, wenig später nehmen Derrick und Klein die Ermittlungen auf. Egon Janson (Robert Atzorn), der Bruder des Mordopfers, verdächtigt Jo Mahler, der jedoch von einem plötzlich auftauchenden Augenzeugen, einem älteren Herrn (Hans Hessling), entlastet wird. Ferner gibt Mahlers Bekannte Irmgard Schneider (Sissy Höfferer) ihm ein Alibi für den Zeutpunkt der Tat, ergo ist zunächst kein Hauptverdächtiger greifbar. Nach und nach wird ein interessantes Beziehungsgeflecht sichtbar, die in den Fall verwickelten jungen Leute scheinen sich allesamt näher zu kennen...
Tommi Piper hatte bereits mehrere starke Auftritte in der Serie, hier wird er allerdings sehr früh aus dem Spiel genommen, immerhin kommt er in Rückblenden erneut zum Zuge. Jacques Breuer spielt solide, steht aber im Schatten von Thomas Schücke, der Gelegenheit zur Darstellung eines heißkalt-arroganten Charakters bekommt, seine Bühne zum Vortrag pseudo-philosophischer Ausführungen nutzt. Das Drehbuch und Schücke überspannen den Bogen zeitweise, letztlich wird die tendenziell etwas dröge Folge dadurch jedoch aufgewertet. Pierre Franckh gibt (wie so oft) einen verstörtes Bürschlein, was ihm erwartungsgemäß gut gelingt. Schade, Franckh beschäftigt sich inzwischen mit fragwürdigen Veranstaltungen, hat die Schauspielerei aufgeben (oder übt sie zumindest auf eine Art aus, ich halte mich an dieser Stelle besser zurück). Sissy Höfferer bleibt unscheinbar, austauschbar, ihre Rolle gibt nicht viel her, daher ist dies nicht als negative Kritik zu verstehen. Hans Hessling punktet als einsamer Spießbürger, dessen beschränktes Weltbild er perfekt auf den Bildschirm zaubert. Robert Atzorn bleibt eine Randerscheinung, der Fokus liegt auf anderen Figuren. Wie üblich agiert ein gutes Ensemble vor der Kamera, teils mit angezogener Handbremse. Echte Höhepunkte sind nicht zu vermelden, viele andere Folgen bieten weitaus mehr.
Alles läuft recht vorhersehbar ab, hin und wieder stören moralinsaure Zwischentöne. Alfred Vohrer gehört zu meinen Lieblingsregisseuren aus Deutschland -nicht nur (aber auch) wegen seiner Beiträge zu "Derrick"- hier kann er aus der durchschnittlichen Story nicht mehr als eine "brauchbare" Folge formen. (Zu) selten lässt er Horst Tappert von der Leine, der in solchen Momenten sehr gekonnt mitzieht. Mir würde "Das sechste Streichholz" vermutlich besser gefallen, wenn Vohrer sich mehr Freiheiten gegönnt hätte, ein wenig die wilde Wutz durchs Szenario getrieben hätte. Sicher wäre dies einigen "Kritikern" sauer aufgestoßen, da die Hintergründe der Tat von traurig-ernsthafter Natur sind. Schade, ich mag vermeintlich unpassende Ausritte, weiß Mut und Frechheit (meist) zu schätzen. Nach dem großen Erfolg von "Angel of Mine" (aus "Dem Mörder eine Kerze", 77), wollte Frank Duval offenbar mit aller Gewalt einen weiteren Hit, ständig haut man uns einen Song namens "Cry (For our World)" um die Ohren. Während "Angel of Mine" als angenehme Untermalung durchgeht, nagt "Cry ..." mit zunehmender Spieldauer und Häufigkeit an den Nerven, Duval hat weitaus besseres Material produziert. Im direkten Vergleich zu den starken bis sehr starken Folgen 81-84, fällt "Das sechste Streichholz" deutlich ab, rettet sich lediglich auf knappe
Überdrehter Pseudo-Frankenstein im Gewand der achtziger Jahre. Starke Besetzung, gelungene Inszenierung, abgeschmeckt mit saftigen Panschereien, gekrönt durch herrlichen Humor. Jeffrey Combs als von seiner Idee besessener Herbert West ist großartig. Er will den Tod um jeden Preis überwinden, für die "Wiedererweckten" kein Grund zur Freude. David Gale sorgt als (zeitweise) kopfloser Bösewicht für Radau. Der "eigentliche" Hauptdarsteller Bruce Abbott schlägt sich tapfer, Barbara Crampton zeigt ihre fruchtige Auslage vor. Stuart Gordon verdanken wir einige schaurig-schöne Sausen, z. B. die knuffige Mechklopperei "Robot Jox". Mein Liebling ist jedoch der atmosphärisch sehr dichte "Dagon" (2001).
Zu "Re-Animator" liegen etliche DVD-Ausgaben vor, in meiner Sammlung befindet sich eine kleine Hartbox aus dem Hause CMV (Cover B). Der Streifen liegt in ordentlicher Qualität vor, wird sogar in zwei unterschiedlichen Schnittfassungen angeboten, kleinere Unzulänglichkeiten werden vermutlich nur Technikfetischisten stören. Die knackige und kürzere "Unrated-Fassung" gefällt mir besser, der längere Cut ist jedoch ebenfalls eine Sichtung wert. Solide Scheibe zu einem unverzichtbaren Horrorklassiker aus den Achtzigern.
7,5/10 (gut bis sehr gut)
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GSI - Spezialeinheit Göteborg: Zwischen den Fronten(Schweden 2009)
Johan Falk (Jakob Eklund) ist zurück! Im Zeitraum von 1999-2003 erfreute uns der harte Bulle aus Schweden in drei Filmen (Zero Tolerance, Executive Protection, The Third Wave). Inzwischen wurde eine TV-Reihe nachgelegt, die insgesamt sechs Folgen in Spielfilmlänge umfasst, Folge 1 bringt es sogar auf Überlänge (116 Minuten). Der Auftakt "Zwischen den Fronten" führt Johan Falk zurück an seine alte Wirkungsstätte, allerdings in eine neue Einheit, die es mit den besonders fiesen Gesetzesbrechern aufnimmt. Jakob Eklund mag noch immer nicht unbedingt ein grandioser Schauspieler sein, doch die Rolle des kernigen Johan Falk ist wie für ihn geschaffen, die paar zusätzlichen Jahre stehen im bestens zu Gesicht. Das Ensemble spielt auf gutem Niveau, für eine Fernsehproduktion geht es ab und an recht ruppig und blutig zur Sache.
Unterhaltsamer Krimi/Thriller mit Actioneinlagen. Ein guter Start, ich bin auf die weiteren Episoden gespannt. Alle sechs Teile sind als BD-Set erhältlich, auf zwei BDs befinden sich jeweils drei Folgen. Die gebotene Qualität befindet sich auf dem Niveau einer HD-Fernsehausstrahlung, selten macht die Kompression auf sich aufmerksam. Zunächst sollte man sich die vor der Serie spielenden Filme anschauen, dadurch wird der Zugang zur Figur Johan Falk deutlich leichter. "Zwischen den Fronten" lässt noch Raum für Verbesserungen, ich werde nach erfolgter Sichtung darüber berichten (oder auch nicht).
Zitat von Janek Rekos Kennt jemand von euch schon den Giallo: Stagefright/Ayuarius ? Soll ja aucheher Slasher als Giallo sein (Wegen der Vogel Verkleidung
Sehr schöner Film, allerdings eindeutig Slasher, weniger Giallo. Macht aber nichts, denn die Grenzen sind bekanntlich fliessend. Von Soavi gefallen mir allerdings "The Church" und der göttliche "DellaMorte DellAmore" noch besser.
"Freddy vs. Jason" liebe ich sehr. Man muss aber die älteren Flick mit den beiden Herren kennen und lieben, um dieses Crossover wirklich genießen zu können.
Zitat von Percy Lister im Beitrag #163@Blap: Es gibt außer der Reihe eine Doppel-DVD "Derrick - Die Kollektion" (Folgen Nr. 136 und 173). Sie enthält Bonusmaterial ("Mein Name ist Derrick - Special zur Kultfigur", "Derrick - Ein Steckbrief" und "Trailer und Hintergrundinfos zu "Derrick, die Pflicht ruft!"). Ich habe noch einen Gutschein einzulösen und bei JPC wird dieser Artikel derzeit für 7,99 Euro angeboten. Kennst Du diese Ausgabe? Lohnt sich der Kauf?
Danke schon einmal für Deine Antwort!
Moin,
leider kann ich dir nicht weiterhelfen. Ich habe mich bisher lediglich auf die Boxsets beschränkt, über die älteren Veröffentlichungen liest man meist eher wenig begeisterte Meinungen.
Links: Cover der Box (drei Amaray Cases im Pappschuber) / Rechts: Cover der DVD (auch einzeln erhältlich)
Die Rache der Dinosaurier(USA 1969, Originaltitel: The Valley of Gwangi)
Das goldige Urpferd und der fette Freßsack
T.J. (Gila Golan) betreibt eine Wild West Show, momentan gastiert die Truppe in Mexiko, der Erfolg hält sich in überschaubaren Grenzen. Als plötzlich Tuck (James Franciscus) auftaucht, gerät T.J. umgehend und heftig in Wallung, denn der lebensfrohe Strahlemann war einst ihr Lebensgefährte. Noch immer ist die junge Frau ihrem Ex zugeneigt, schnell verfliegt ihre mühselig aufgesetzte Kratzbürstigkeit. Tuck möchte T.J. (und vor allem sich selbst) zu einem lukrativen Geschäft verhelfen, als diese ihm stolz die kommende Hauptattraktion ihrer Show präsentiert. Es ist kaum zu fassen, aber ein kleines Pferdchen hoppelt fröhlich auf dem Tisch herum, ein Wesen wie aus einer anderen Welt. Kurz zuvor hat Tuck den schrulligen Paläontologen Professor Bromley (Laurence Naismith) kennengelernt, der beim Anblick des Tierchens völlig aus dem Häuschen gerät. Tatsächlich scheint es sich um ein Urpferd zu handeln, eine seit vielen Millionen Jahren ausgestorbene Tierart. Die alte Mexikanerin Tia Zorina (Freda Jackson) warnt ständig und ausdauernd vor dem verbotenen Tal -aus dem das Tierchen stammt- ihre Schergen entwenden das Pferdchen aus der Obhut seiner neuen Besitzerin. T.J., Tuck, Bromley und diverse Helferlein heften sich an die Fersen der Diebe, nach einem flotten Ritt findet man einen Zugang in das sagenumwobene Tal. Was die Dame und ihre Herren dort erwartet, übertrifft selbst die kühnsten Erwartungen des fachkundigen Prof. Bromley. Im vermeintlichen Paradies für Forscher und Geschäftemacher lauern allerdings immens gefährliche Ungetüme, darunter der stattliche und extrem gefräßige Allosaurus Gwangi...
Meine ältesten Erinnungen an wirklich beeindruckende Streifen, mich gewissermaßen fürs Leben prägende Werke, beziehen sich auf Gruselfilme der britischen Schmiede Hammer (Dracula, Blut für Dracula, Dracula jagt Mini-Mädchen), die damals wohl den Grundstein für meine Liebe zum Horrorkino legten. Dazu gesellen sich die ebenfalls im Gedächtnis eingebrannten Begegnungen mit japanischen Monsterknüllern (Godzilla, Die Rückkehr des King Kong). Später tauchten Filme auf meinem Schirm auf, bei denen Ray Harryhausen für die Monstereffekte sorgte. Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir die Suitmation-Stampfer aus dem Land der aufgehenden Sonne noch immer (und ewig) näher am Herzen liegen, doch den knuffigen Stop-Motion Ungetümen von Harryhausen kann ich mich ebenfalls nicht entziehen. Klar, wer Monster und Monsterchen mag (oder gar liebt), der kommt nicht an den animierten Schätzchen des guten Ray vorbei. Noch heute fällt zuerst der Name Ray Harryhausen, wenn der Mann einen Film mit seinen Ungeheuern bereicherte, meist stehen Regisseure und Schauspieler in der zweiten Reihe. Dies ist bezeichnend für die Klasse und Bedeutsamkeit dieses legendären Könners, dessen liebevoll gestaltete Effekte jedes CGI-Spektakel zum kalten Kaffee degradieren. Star der Sause ist der ständig hungrige Saurier Gwangi, der sich kleinere Vertreter aus der Urzeit schmecken lässt, sich mit feisten Vierbeinern aus seinem Umfeld prügelt, vor allem Freude an seiner neuen Leibspeise Menschlein hat. Gwangi kommt zwar erst in der zweiten Filmhälfte zum Zuge, dafür dann aber nach allen Regeln der Stop-Motion Kunst! Zuvor darf das putzige Urpferchen unsere Herzen erobern, das Harryhausem mit sehr viel Fingerspitzengefühl (im wahrsten Sinne des Wortes) zum Leben erweckt hat. Ich will mich nicht endlos über die Klasse der Monsterszenen auslassen, es gibt Kämpfe, Entführungen und Krawall auf die Augen, für die liebreizenden Momente sorgt der winzige Traber des Jahres.
Die Story erinnert immer wieder an den Klassiker "King Kong und die weiße Frau". Wie ein einfallsloses Plagiat fühlt sich "Die Rache der Dinosaurier" jedoch nie an, dafür sorgt (nachrangig zur Arbeit Harryhausens) die clevere Verknüpfung von Westernfeeling und Monsterfilm, die wahrlich nicht alltäglich anmutet. Mir erscheint die Idee nicht nur klug, ich halte sie für durchaus mutig, denn die Gefahr sich zwischen alle Stühle zu setzen, ist nicht von der Hand zu weisen. Zwar gelingt die Verknüpfung der unterschiedlichen Genres im Ansatz ordentlich, doch Regisseur Jim O'Connolly inszeniert zu bieder und unkreativ, reizt die mutige Idee der Story nicht aus. Auch die Riege der Schauspieler kann mich nur bedingt erfreuen, werfen wir einen Blick auf die Herrschaften. James Franciscus gefiel mir in "Die Rückkehr zum Planet der Affen" (1970) und Dario Argentos "Die neunschwänzige Katze" (1971) sehr gut, in der Rolle des Sunnyboys Tuck kommt er bei mir nicht vollständig an. Zu uninteressant erscheint mir sein gelecktes Auftreten, ich musste mir grosse Mühe geben, Franciscus in dieser allzu glatten Ausführung zu mögen. Gila Golan kommt nicht über "nett" hinaus, die nur "angetäuschte Kantigkeit" ihres Charakters wird schnell zur Nebensache, ihr gezähmter Anflug von Sexappeal erinnert leider stetig an die späten fünfziger Jahre. Nahezu alle weiteren Mitstreiter bleiben austauschbar, lediglich Laurence Naismith kann sich als kauziger Professor immer wieder aus der öden Masse hervorheben. Ok, Freda Jackson gibt die "alte Hexe" herrlich geifernd, ihre Leistung soll nicht unterschlagen werden, so viel Zeit muss sein.
Will man einem Monsterfilm tatsächlich ankreiden, dass die Schauspieler weitgehend die Rolle von "Alibi-Füllmaterial" einnehmen? Sicher nicht, oder? Wenn jedoch der Versuch unternommen wird, zwei nicht näher verwandte Genres zu verbinden, dann sollte man IMHO nicht nur den Monstern den Starruhm überlassen. Wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lasse, entstehen fantastische Bilder vor meinen entzündeten Augen. Anstatt in den USA hätte man den Streifen in Italien produziert, einen Mann wie Enzo G. Castellari auf dem Regiestuhl platziert, kernige Fratzen aus dem Italowestern vor die Kamera geholt, Ray Harryhausen seine Monster in diesem Umfeld für Angst und Schrecken sorgen lassen. Pünktlich zum Finale wäre ein Japaner im Monster Suit aufgetaucht, hätte mit gewaltigem Getöse das gesamte Szenario planiert. Hilfe, wäre ich nicht bereits seit Jahren aus dem Verkehr gezogen, würde bei diesen Gedanken eine gigantische Erektion meine Windel sprengen! Doch wie tönt es unüberhörbar aus dem prall gefüllten Phrasenschwein: "Das Leben ist kein Wunschkonzert!" Schade, schade, schade...
Fazit, Fazit. Fazitpopazit. • Harryhausen und seine Monster, Knuffelchen und Knuffelmonsterchen = Knuffig, oberknuffig, putzig, süß und herzallerliebst! • Die Idee Western und Monsterfilm zu verbinden = Sehr lobenswert, leider zu zaghaft und bieder umgesetzt. • Die Damen und Herren vor der Kamera = Mittelprächtig bis schlapp, immerhin sorgen Laurence Naismith und Freda Jackson nach Kräften für Stimmung.
Die Monster verdienen eine Bewertung im Bereich der Höchstnote, keine Frage. Der "Rest" fällt (zu) stark ab, ebenso keine Frage. Letztlich reicht es für meinen Geschmack nur zu einem Platz im vorderen Mittelfeld, denn inzwischen habe ich jede Menge Genrebeiträge inniger ins Herz geschlossen, wirkt der Gesamteindruck auf mich eine Spur zu unrund (bla...). An der DVD aus der "Ray Harryhausen Collection" (Warner) gibt es nicht viel zu bemängeln. Labeltypisch geht das Bild in Ordnung, reisst das "Drumherum" aber keine Bäume aus. Immerhin gibt es vier Trailer zu sehen, zusätzlich eine kurze Dokumentation und ein kleines Easter Egg. Die Scheibe war auch einzeln erhältlich, in der Box befinden sich ferner "Dinosaurier in New York" (1953) und "Kampf der Titanen" (1981).
6,5/10 (oberste Mittelklasse) Die Monster sprengen die Skala, sie mögen mir die Bewertung bitte nachsehen.
Zitat von GubanovDass das Experiment geglückt ist, kann man, vor allem in Anbetracht der starken Nachbarschaft an Folgen aber nicht unbedingt behaupten. Erneut 3,5 von 5 Punkten.
Massiver Einspruch!
Eine der besten Derrick-Folgen, obschon (oder weil?) das übliche Korsett gesprengt wird. Auch wenn hier ordentlich "auf den Putz gehauen" wird, wurde nie die übliche Qualität der Darsteller aus den Augen verloren.
Raimund Harmstorf ist großartig, am besten nach dieser Folge sofort die DVD zu "Blutiger Freitag" in den Player schieben!
Ist das schön, endlich richtig Leben in der "Derrick-Bude".
Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick - Collector's Box 6 (Folgen 76-90)
Folge 84 - Tod eines Italieners(Deutschland 1981)
Harry schwärmt Derrick von einen neuen italienischen Restaurant vor, doch vor allem hat es ihm die hübsche Kellnerin Ursula Weichler (Gerlinde Doeberl) angetan. Als die Kriminalbeamten sich ein schmackhaftes Menü gegönnt haben, fällt ihnen das zunehmend merkwürdige und unsichere Verhalten Ursulas auf. Tatsächlich herrscht hinter den Kulissen grosse Aufregung, denn der Restaurantinhaber Mario Forlani (Edwin Marian) wird von verbrecherischen Gesellen erpresst, man will "Schutzgebühren" abkassieren. Ursula ist um ihren Schwager besorgt, der mit ihrer Schwester Anna (Karin Baal) verheiratet ist, mit der er gemeinsam das Restaurant führt. Mario kann und will nicht zahlen, bei einem Treffen mit den Gaunern wird er brutal zusammengeschlagen. Derrick und Klein sind ebenfalls beunruhigt, obwohl sie noch nicht über die Erpressung in Kenntnis gesetzt wurden. Ihr Instinkt täuscht die erfahrenen Ermittler nicht, sie finden den verletzten Mario, sowie Anna und Ursula in der Wohnung der Forlanis vor. Es kommt noch dicker für die Familie, Mario erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen, die harten Schläge und Tritte verursachten innere Blutungen. Nun müssen sich Derrick und sein Team offiziell mit dem Fall beschäftigen, Anna Forlani verfügt über einen wichtigen Hinweis, doch die Angst um ihre Kinder hält die Witwe in einem eisigen Würgegriff...
Karin Baal in einer tragischen Rolle, zur Trauer um den gewaltsamen und sinnlosen Tod des Ehemannes, gesellt sich die nahezu panische Angst vor weiteren Übergriffen auf ihre Familie. Baal war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten Anfang fünfzig, vielleicht schon fast ein wenig zu alt für den Part der Anna Forlani, da die Kinder der Eheleute noch recht jung wirken. Doch an solchen Kleinigkeiten will ich mich nicht stören, denn die deutlich gereifte Karin Baal überzeugt auf ganzer Linie. Bereits durch den alltäglichen Stress des Restaurantbetriebs und der Kinderbetreung am Limit, droht sie nun unter der unerträglichen Last und Pein zu zerbrechen. Gerlinde Doeberl wehrt sich als Ursula tapfer gegen die omnipräsente Angst, versucht die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Rolle der Ursula Weichler gibt daher viel mehr her, als nur ein nettes Lächeln für den schmachtenden Harry. Auch Klaus Herm will sich nicht der Angst und Gewalt beugen, als mutiger Kellner hält ihn sogar eine schmerzhafte Tracht Prügel nicht von der Zusammenarbeit mit der Polizei ab. Peter Bertram sehen wir als weiteren Kellner, sein Charakter erscheint im Verlauf der Handlung in einem zunehmend ambivalenten Licht. Die Nebenrollen wurden kaum weniger solide besetzt, Werner Asam will sich mit keinen Schweinereien ein paar Taler verdienen, Karl Walter Diess gibt den Fiesling.
"Tod eines Italieners" beschäftigt sich mit den Thema "Organisierte Kriminalität". Angenehmerweise verlässt sich das Drehbuch nicht ausschliesslich auf ausgelutschte Klischees. Klar, der Erpresste stammt aus Italien, doch die gezeigten Gauner kommen nicht südländisch daher. Der Folge gelingt sogar ein knapper Blick unter die Oberfläche, beleuchtet die Motive eines Verdächtigen, der nicht aus Gier nach Geld oder Luxus handelt. Die Angst der Betroffenen wird nicht an den Pranger gestellt, der mutige Kellner kommt nicht als strahlender Held daher, die Charaktere und ihre Handlungsweisen muten glaubwürdig und bodenständig an. In der Aussage bleibt "Tod eines Italieners" bewusst schwammig. Kämpft gegen die Angst an, aber rechnet mit Konsequenzen, wendet euch auf jeden Fall an die Polizei, so möchte ich es umschreiben. Die Lösung des Falles bedient sich eines einfachen Auswegs, mehr als einen kleinen "Etappensieg" können die Ermittler nicht auf der Habenseite verbuchen, Derrick beschliesst die Folge mit treffsicheren Worten. Zum Auftakt gibt man sich noch locker, Derrick, Klein und Berger haben offenbar einige kleine Clowns verspeist. Berger hat ein paar Szenen mehr als üblich, wächst (fast) über sein sklavisches Dasein hinaus. Harry und die Frauen, eine endlose Gesichte voller Pech, Enttäuschungen und mit sonstigen Hindernissen gespickt. Erneut gelang Helmuth Ashley eine unterhaltsame Folge. Sicher kein Knüller wie kurz zuvor "Die Schwester" (83), aber guter Stoff ohne Schwachpunkte.
Zitat von GeorgIch habe allerdings nicht geschrieben, dass mir der Film nicht gefallen hat, sondern dass ich ihn überbewertet finde.
Diese Aussage habe ich durchaus zur Kenntnis genommen. Daher liegen wir in diesem Fall schon recht weit auseinander, da ich die Ansicht vertrete, dass man den grandiosen "Tenebre" gar nicht überbewerten kann.
Zitat von Georg...versucht dieser Film durch Blut und Gewalt [...] die dünne Handlung zu kompensieren
Genau diesen Vorwurf halte ich für unberechtigt. Hier wird die ausufernde Blutigkeit nicht als Schauwert ohne tieferen Sinn eingesetzt. Die massiven Ausbrüche untermauern das bis ins kleinste Detail durchkomponierte Erscheinungsbild, müssen IMHO sogar von derartiger Heftigkeit sein, um nicht völlig in diesem Rausch aus "finsterster Helligkeit" unterzugehen. Bei aller optischen Opulenz vergisst Argento nicht die Story, die mit Spannung und einer sehr gelungenen Auflösung punktet. Auch die Rückblenden sind IMHO keinesfalls konfus, aber das ist freilich Geschmacksache. Ein Beispiel für "dünne Story" und "opulente" Optik ist Argentos "Inferno". Doch selbst dort geht die Rechnung auf, da dieses Werk die ülichen Strickmuster (oft) hinter sich lässt. Für mich ist "Tenebre" eines (von mehreren) Meisterwerken Argentos, ein Film den ich nicht nur anschaue, ein Film den ich erlebe, der mich packt und nicht mehr loslässt!
Der Score zu "Tenebre" gefällt mir sehr gut, da ich sowieso gern der Musik der Italo-Progger Goblin lausche.
Unterschiedliche Meinungen sorgen für ein lebendiges Forum, gut so!
Zitat von Janek Rekos...aber das kann man auch einfach falsche Titel Wahl nennen...
Nein, der Titel ist perfekt gewählt! Die alles verschlingende Finsternis ist zu jeder Zeit präsent, trotz der gleißend hellen Optik des Films. Umso höher ist Argentos Leistung zu bewerten.
Derrick und Klein wollen nach dem wohlverdienten Feierabend noch ein Bierchen trinken, sich ein paar Bissen in den Rachen schieben. Doch die Leitstelle vereitelt das Vorhaben unserer Helden, schickt sie im Eiltempo in die Räumlichkeiten einer Firma. Dort wurde offensichtlich eingebrochen, wodurch Alarm auf der zuständigen Polizeiwache ausgelöst wurde. Die zunächst eintreffenden Streifenpolizisten hören einen Schuss peitschen, finden wenig später die Leiche des Nachtwächters. Allem Anschein nach befinden sich die Täter noch im Gebäude, es kommt zu einer nervenaufreibenden Verfolgsjagd. In deren Verlauf muss Harry einen der maskierten Verbrecher mit einem gezielten Schuss niederstrecken, da dieser seine Waffe auf Derrick gerichtet hatte. Ausserhalb des Gemäuers geht die Hatz weiter, Harry kann nach einer Verfolgung per Auto einen zu Fuß flüchtenden Täter packen, der ihn jedoch in der anschliessenden Rauferei wieder abschüttelt. Benommen sieht der Kriminalbeamte den Verdächtigen in ein Wohnhaus verschwinden, dessen darauf folgende Durchsuchung leider ohne Erfolg bleibt. Immerhin trifft Klein dort auf die freundliche und attraktive Bewohnerin Doris Menke (Jutta Speidel), die seine kleine Wunde zunächst provisorisch versorgt. Bald besteht traurige Gewißheit, der von Klein getrofffene Gauner ist im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen, es handelt sich um einen erst achtzehn Jahre jungen Burschen. Harry macht sich schwere Vorwürfe, sucht Trost bei Doris Menke. Für Harry Klein ein willkommener Rettungsanker, für Doris Menke ein nahezu unerträglicher Zustand, denn noch ahnt die Kripo nichts von ihrer Nähe zu dem getöteten Nachwuchsgangster...
Fritz Wepper darf uns Harry von seiner nachdenklichen und zerbrechlichen Seite zeigen. Sicher hatte der Schuss seine Berechtigung, dennoch wird Harry in einen Strudel aus Selbstzweifeln und Albträumen gesogen. Wepper gelingt es auf überzeugende Weise, Harry über den Part des Wadenbeissers herauswachsen zu lassen. Dank seiner starken Leistung hängt er seiner -ansonsten oft eher eindimensional anmutenden Figur- eine ordentliche Portion Fleisch auf das Charaktergerüst. Horst Tappert erweist sich als fürsorglicher Kollege und besorgter Freund, der sofort die Probleme seines besten Mitarbeiters erkennt, ihn daher ausdauernd auf dem Schirm behält. Jutta Speidel meistert die Darstellung der inneren Zerrissenheit ihrer Figur souverän. Aus ihren Augen bricht der Schmerz über den unerwarteten Verlust hervor, wird sie sich dem Wunsch nach Rache beugen? Ruth Drexel sehen wir in einer kleinen Rolle als Mutter des erschossenen Einbrechers. Matthias Ponnier als kaltherzigen Sohn Drexels, der seinen Bruder rächen will, vor allem aber seinen eigenen Hintern retten möchte, dafür ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht. Peter von Strombeck liefert sich einen ruppigen Schlagabtausch mit Fritz Wepper, Harry muss ordentlich einstecken.
Der Kriminalfall rückt ein wenig in den Hintergrund, diese Folge ist auf Fritz Wepper zugeschnitten, der seine Change nutzt und die gestellte Aufgabe mit Bravour meistert. "Die Schwester" beginnt ungewöhnlich rasant, Action und Spannung dominieren, in der ersten Viertelstunde wird geballert und geprügelt, gejagt und gestorben. Die anschliessende "Dramaphase" nimmt den Fuß erwartungsgemäß vom Gas, wirkt dadurch aber zu keiner Sekunde weniger packend. Für einen kleinen Schmunzler sorgt erneut Derricks Umgang mit Sklave Berger. Derrick und Klein stürmen per pedes aus der Tiefgarage, Berger kommt in flotten Dienstwagen vorgefahren. Flott und bestimmt wird Berger aus dem Auto abkommandiert, er soll sich in der Tiefgarage um den Verletzen kümmern, Derrick und Klein brausen im BMW davon. Tjo, die Männer machen den Männerjob, die Maden halten als Krankenschwester her, hartes Brot für das Bergerlein. Für den Score sorgte einmal mehr Frank Duval, der eine sehr schöne und stimmungsvolle Arbeit abgeliefert hat. Helmuth Ashley hat in der Vergangenheit nicht nur Folgen für die Spitzengruppe abgeliefert, doch je länger der Regisseur für die Reihe tätig ist, umso sattelfester und gelungener flimmern seine Beiträge über den heimischen Bildschirm. "Die Schwester" ist bisher die beste unter Ashleys Verantwortung entstandene Folge, darüber hinaus ein klarer Anwärter auf einen der vorderen Ränge im "Derrick-Universum"!
She(Großbritannien 1965, deutscher Titel: Herrscherin der Wüste)
Usch Undress - Heisser als der glühende Wüstensand
Leo Vincey (John Richardson), Major Holly (Peter Cushing) und des Majors Diener und Vertrauter Job (Bernard Cribbins ) sind mutige und erfahrere Abenteurer. Eines Abends trifft Leo in einer Spelunke auf die junge Schönheit Ustane (Rosenda Monteros), mit der sich er wenig später an einen stilleren Ort zurückziehen will. Leider tappt der erwartungsfrohe Leo in eine Falle, wird von geheimnisvollen Gestalten hinterrücks ausser Gefecht gesetzt. Ustane soll jedoch nicht die Krönung dieser Nacht gewesen sein, denn plötzlich steht der Abenteurer vor der atemberaubend schönen und rätselhaften Ayesha (Ursula Andress), die ihm einen antiken Ring und eine alte Karte überreicht. Gemeinsam mit Holly und Job begibt sich Leo auf eine Reise voller Gefahren und Entbehrungen, die Karte soll den Gefährten den Weg zur sagenumwobenden Stadt Kuma weisen. Werden die Suchenden ihr Ziel erreichen, wird Leo die mysteriöse Ayesha wiedersehen, welche Pläne verfolgt die rätselhafte Grazie...???
Neben den herrlichen und prachtvollen Gothic Horror Werken, sorgte die britische Filmschmiede Hammer für viele andere reizvolle Streifen. "She" kommt als erbaulicher Abenteuer-/Fantasy-Mix daher, erfreut das Auge mit stimmungsvoller Ausstattung, vor allem mit einer erstklassigen Besetzung. Auf dem Regiestuhl nahm Robert Day Platz, in dessen Filmographie nicht nur einige Kinofilme auftauchen, sondern auch jede Menge Beiträge zu erfolgreichen TV-Serien. Keine Angst, "Die Herrscherin der Wüste" schrumpft zu keiner Sekunde auf TV-Format zusammen. Im Gegenteil, der Flick bietet sehr feine Hammer-Kost, obschon in diesem Fall nicht bewährte Größen wie Terence Fisher, Freddie Francis oder Roy Ward Baker für die Inszenierung verantwortlich zeichnen.
Hammer tischt uns all die schmackhaften Zutaten auf, die einen unterhaltsamen Abenteuerfilm mit deutlicher Schlagseite in Richtung Fantasy ausmachen. In der Wüste wird gekämpft, Durst und Hitze nagen mit Nachdruck an der Substanz der Helden. Wilde Wüstenkrieger setzen unseren Helden zu, wütende Schwarze sorgen für Krawall. Die Herrscherin der Wüste umgibt sich mit einer wehrhaften Leibgarde, deren Erscheinungsbild an römische Legionäre erinnert. Ein verschlagener Hohepriester darf nicht fehlen, ein magisches Feuer weckt gefährliche Begierden, im Finale wird ordentlich auf den Putz gehauen, bis dieser nicht nur von den Wänden fällt. Die tollen Außenaufnahmen werden durch gelungene Studiokulissen ergänzt, man sieht dem Film deutlich an, dass wird es hier mit einer der höherpreisigen Produktionen aus dem Hause Hammer zu tun haben.
Dennoch ist die beeindruckende Besetzungsliste die allergrösste Zierde des Streifens. John Richardson spielte 1966 die männliche Hauptrolle in "Eine Million Jahre vor unserer Zeit" (One Million Years B.C.), einer ebenso legendären Hammer-Schöpfung. In "She" bekommt er es mit den verehrungswürdigsten Kollegen des britischen Kinos zu tun, er hält sich erstaunlich gut, meistert seine schwierige Aufgabe ohne Fehl und Tadel. Freilich mutet Richardson oft wie ein Spielball an, dies ist der Rolle geschuldet, er verkommt trotzdem nie zur austauschbaren Randnotiz. Nun aber zu den Meistern, den Göttern, den Legenden, den Über-Helden (Contenance, Contenance)!!! Peter Cushing, Peter Cushing, Peter Cushing! Muss ich wirklich noch mehr schreiben? Ich liebe ihn, egal ob er sich todesmutig Dracula in den Weg stellt, oder den Todesstern unter seiner Knute hat, Cushing ist immer eine absolut sichere Bank, ein Schauspieler der unvergessen, unsterblich ist! Die Rolle es Ex-Militärs füllt er mit feinem Humor aus, bei Bedarf mit klugen Worten, im Notfall auch mit Taten. Damit nicht genug, in der Rolle des Hohepriesters sehen wir Christopher Lee, ein weiterer Liebling, ein Mann wie eine Edeltanne (hä?), ein Fels in der Brandung. Ich liebe ihn (wie überraschend)! Lee darf als Scheinheiliger ganz eigene Ziele verfolgen, die Maske fällt im Finale, mehr verrate ich nicht. Als wären wir damit noch nicht genug verwönht, präsentiert uns Hammer obendrein einen Star aus der zweiten Reihe, der sich brav hinter Cushing und Lee einordnet. Ja, der gute André Morell, der (wie alle Herren) unter der Fuchtel Ayeshas steht, den Vater der lieblichen Ustane (Rosenda Monteros) darstellt. Bernard Cribbins spielt sehr unterhaltsam den Diener Peter Cushings, das dynamische Duo ist ein knuffigesTeam, man möchte die beiden Burschen ständig knuddeln.
Ich will die Damen keinesfall in die zweite Reihe verbannen, doch das starke Geschlecht beschränkt sich auf lediglich zwei relevante Rollen (aber die haben es in sich!). Rosenda Monteros umschwärt als "Gute" den Abenteurer Leo, kämpft verzweifelt um dessen Liebe und Leben. Montereros passt vortrefflich in die Rolle der Ustane, fungiert als perfekt ausgewählter Kontrast zur "Bösen", der einzigartigen Ursula Undress (Andress! Verdammt!!!). Ok, Frau Andress wird nicht zu Frau Undress, der Fummel bleibt (leider) am Leib. Das "Original-Bond-Girl" darf als Herrscherin der Wüste auftrumpfen, trägt schrille und schöne Kostüme zur Schau, regiert mit gnadenloser Härte über ihre Untertanen. Wer sich IHR in den Weg stellt, der endet schnell im feurigen Schlund des Todes, wird vor ihrem Thron in ein glühendes Loch geworfen (nicht in IHR glühendes Loch, ihr Ferkel! Ich Ferkel?). Letztlich sehnt sich die mächtige Despotin nach Liebe, ihre Methoden sind allerdings von extrem fragwürdiger Natur, grrrrinsss. Ursula Andress ist umwerfend, ich kann meine Augen nicht von ihr lassen, gleite voller Freude mit Ayesha durch dieses kurzweilige Abenteuer.
"She" ist nicht nur ein sehr beachtlicher Abenteuerfilm, er punktet zudem mit einem konsequenten Ende. Ob dieses Ende nun freundlich oder fies daherkommt, davon müsst ihr euch schon selbst überzeugen, es lohnt sich! Eindrucksvoll ausgestattet und gefilmt, ein Drehbuch ohne Hänger, ausgezeichnet besetzt! Was will man mehr?
Weniger erfreulich stellt sich die Lage auf dem DVD-Markt dar. In Deutschland wurde der Film bisher nicht ausgewertet, daher dient mir die britische DVD als Ersatz. Von Optimum liegen mir diverse Scheiben vor, die Ausstattung ist in der Regel mager, die gebotene Qualität stimmt jedoch meist. Leider kann ich der DVD zu "She" kein gutes Zeugnis ausstellen. Das Bildformat ist nicht korrekt, überhaupt geht die Präsentation bestensfalls als "halbwegs brauchbar" durch. Hier wäre dringend eine Nachbesserung nötig, denn dieser feine Film hat es nicht verdient mit einem mittelprächtigen Scheibchen abgespeist zu werden! Da die UK-Scheibe zum kleinen Preis erhältlich ist, kann man zumindest einigermaßen mit ihr leben. Lieber nehme ich eine weniger gelungene Auswertung in Kauf, als völlig auf reizvolle Filme zu verzichten. Aaaber! Bitte, liebe Leute von Koch Media oder Anolis, kümmert euch um "Die Herrscherin der Wüste", sonst wird euch eines Tages Ayesha Zorn treffen!
Mir liegen die wundervollen Hammer-Gothic-Grusler noch mehr am Herzen, aber "Die Herrscherin der Wüste" verdient zweifellos dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)!