Einer gegen das Imperium(Italien, Türkei 1983, Originaltitel: Il mondo di Yor)
Tapferes Goldlöckchen trifft den wahnsinnigen Herrscher der rotierenden Blechschädel
Yor (Reb Brown) streift durch eine urzeitliche Welt voller Gefahren und Rätsel, kein Feind oder Untier kann den blonden Hünen stoppen. Glück für Ka-Laa (Corinne Clery) und Pag (Luciano Pigozzi), deren Leben durch das beherzte Eingreifen Yors gerettet wird, ein gefräßiger Dinosaurier wollte die junge Schönheit und ihren väterlichen Begleiter verspeisen. Freilich verguckt sich Ka-Laa sofort in ihren Retter, der gestählte Leib des Helden bringt die Säfte der Dame in Wallung. Friedlich und freundlich begrüssen die Stammesgenossen der Geretten den furchtlosen Jäger, doch das nächste Unheil lässt nicht lange auf sich warten. Blutrünstige Höhlenmenschen fallen über den unvorbereiteten Stamm her, richten ein fürchterliches Blutbad an, Yor, Ka-Laa und Pag können dem Unheil knapp entkommen. Weiterer Ärger mit den Höhlenbewohnern steht bevor, allerdings sind diese Ereignisse nur Vorboten des Schreckens, auf unseren strahlenden Helden wartet eine weitaus dramatischere Begegnung. Schon immer trägt Yor ein goldenes Amulett, er kennt weder dessen Bedeutung, noch weiss er etwas über seine Eltern oder Herkunft. Bevor der Haudegen auf seinen wahren und gefährlichsten Gegner trifft, kreuzen weitere Freunde und Feinde seinen Weg, für Ka-Laa wird es mehrfach Anlass zur Eifersucht geben, Pag erweist sich als zuverlässiges Helferlein und sicherer Bogenschütze...
Antonio Margheriti zählt zu den wichtigsten und verehrungswürdigsten Regisseuren des italienischen Genrekinos. Meist unter dem Pseudonym Anthony M. Dawson unterwegs, verdanken wir dem eifrigen Filmemacher zahlreiche wundervolle Werke. Um den Rahmen dieses Beitrages nicht zu sprengen, will ich mich auf ein paar besonders liebenswerte Filme beschränken. 1968 kam der schöne Giallo "Sieben Jungfrauen für den Teufel" (Nude... si muore) in die Kinos, 1970 der starke und angenehm unheimliche Western "Satan der Rache" (E Dio disse a Caino), in dem Klaus Kinski großartig aufspielte. Sehr am Herzen liegen mir auch der "Grusel-Giallo" mit dem klangvollen Titel "7 Tote in den Augen der Katze" (La morte negli occhi del gatto, 1973), sowie der Söldner-Reisser "Kommando Leopard" (1985), mit dem damals massiv gehypten Lewis Collins in der Hauptrolle. Antonio Margheriti war in unterschiedlichen Genres aktiv, eines haben jedoch alle Filme (in deren Genuss ich bisher kam) gemeinsam, der Spassfaktor ist sehr hoch, auch wüster Unfug kommt nie ohne handwerkliches Geschick daher. So hat "Einer gegen das Imperium" beste Voraussetzungen mein Herz im Sturm zu erobern, was dem Flick dann auch ohne Mühe gelingt, sogar ein altes Mufflon ist noch immer zu tosenden Lachanfällen und ehrlicher Liebe fähig.
Zunächst mutet der Streifen wie eine knuffige Fantasy-/Barbaren-Sause an. Bereits der erste auftauchende Dino kündet unmißverständlich von einem gesteigerten Pegel des Irrsinns, Conan würde beim Anblick des geifernden Ungeheuers panisch auf dem Fellstiefel kehrtmachen. Später gibt sich weiteres Viehzeug die Ehre, mir hat es besonders der "Tödliche Nachtvogel" angetan, für den die Begegnung mit Yor zu einer schmerzhaften und endgültigen Erfahrung werden soll. Für Brüller sorgen die Antagonisten der ersten Filmhälfte, mit blauem Schlonz eingeschmiert und in einer Höhle hausend, glotzen sie wie eine Kreuzung aus Urmensch und Werwolf aus der Wäsche, gewissermaßen wie Waldemar Daninsky auf Crack. Diese Stinker -vorrangig deren Rudelführer- erweisen sich als anhänglicher und zunehmend lästiger Pöbel, Yor holt sich nicht nur Hautauschlag und Brechreiz, ihm saust auch eine Keule auf die harte Rübe. Alles sehr schön und herzallerliebst, genug für einen Eintrag im Register der unverzichtbaren Barbaren-Perlen. Damit gibt sich Margheriti aber nicht zufrieden, nach einer lustigen Seefahrt landen Yor und seine Begleiter im Zentrum des Grauens, sie treffen auf einen Schmalspur-Imperator, welcher von seinen Vasallen ehrfurchtsvoll "Der Höchste" genannt wird. Ja, dieser "Höchste" erinnert stark den den Imperator aus dem Sternenkrieg des Herrn Lucas. Nur hat sich der finstere Impi des guten George möglicherweise nicht zwei Tonnen Koks durch den Riechkolben gezogen, was der "Höchste" aber ganz offensichtlich mit Hingabe und Ausdauer getan hat, denn anders ist sein wirrer Geisteszustand kaum erklärbar. Mehr Wahnwitz passt nicht in die Tüte? Von wegen, ihr solltet euch die Androiden anschauen, die dem "Höchsten" als persönliche Mädchen für alles zur Seite stehen. Lustige Blechmützen zieren die laufenden Mülltonnen, Lord Vader dreht sich vor Zorn im Grabe um. Ferner gibt es noch die "normalen" Bewohner unter der Knute des Höchstenpopöchsten, die schon lange keinen Bock mehr auf den Größenwahn ihres Obermotzes haben. Es brodelt gewaltig unter der Oberfläche, den Blechköppen wird es an den Lack gehen...
Reb Brown ist wie geschaffen für die Hauptrolle, sein überwiegend debiler Gesichtsausdruck steigert den Unterhaltungswert enorm. Wo Arnold nur Muckis am Start hat, da wirft Reb zusätzlich eine gehörige Portion Schwachsinn in die Waagschale, Yor regiert Conan in den Staub. Bekanntlich machen die putzigen Helferlein und bösartigen Schweinebacken oft einiges mehr her, als so mancher aalglatter und langweiliger Held, erfreulicherweise lassen sich die Nebenfiguren auch in diesem Streifen nicht lumpen (der Fairness halber sei erwähnt, dass Reb Brown keinesfalls langweilig erscheint). Mein Oberknuffel ist eindeutig Luciano Pigozzi, den ich ausdauernd knuddeln möchte. Man kennt den Herrn mit dem Froschgesicht aus zahlreichen Italoknüllern, er wurde gern als Bösewicht besetzt, diesmal fungiert er als Sympathieträger erster Güte. Pigozzi ist ein toller Schauspieler, sein Talent kommt ihm im Rahmen dieses groben Unfugs zugute, er hatte sichtlich Spass an seiner Arbeit. Im lustigen Felldress ist der Mann mit Pfeil und Bogen immer zu Stelle, folgt seinem Freund bis in die hintersten Winkel der Welt. John Steiner taucht zwar erst spät auf, hinterlässt als völlig durchgeknallter "Höchster" aber bleibenden Eindruck. Er röchelt wie Vader, kleidet sich wie der Imperator, hängt faschistoidem Rassenwahn nach, hält sich für den Herrscher der Welt. Steiner hat mir schon so manchen Filmabend versüßt, für diesen Auftritt verdient er einen der oberen Plätze auf meinem Altar der Paranoia und Neurosen. Die Damen werden von Corinne Clery angeführt, die ich vor allem für ihre Darbietung in "Wenn Du krepierst - lebe ich" (Autostop rosso sangue, 1977) verehre, in dem sie sich mit Franco Nero und David Hess plagen musste (hervorragender Film, bitte anschauen!). Clery wacht mit Eifersucht über Yor, weibliche Konkurrenz treibt ihr im Eiltempo die Zornesröte ins Gesicht. Lustige Gestalten füllen das Ensemble ansprechend auf, auf jeden Mitwirkenden einzugehen erscheint mir unnötig, schaut euch gefälligst den Film an, ihr werdet euren persönlichen Liebling sicher finden!
Mit dem tollkühnen Sprung vom "Fantasy-Barbaren-Spielplatz" in Richtung Science-Fiction, vollführt "Einer gegen das Imperium" auch einen konsequenten Wechsel der Kulissen, der böse, böose, böööse Höchste macht keine halben Sachen, der Todesstern ist ein Spielzeug im Vergleich zu seiner Schaltzentrale der Macht! Die De Angelis Brüder haben einen flotten Titelsong beigesteuert, passt. Was "eigentlich" als vierteilige TV-Serie gedacht war, findet heute auf Spielfilmlänge gestutzt den Weg in unsere Player. Egal wie dieses Treiben ursprünglich angedacht war, die mir vorliegende Fassung funktioniert erstklassig, knapp 84 Minuten ohne eine Sekunde Leerlauf oder gar Langeweile (trotzdem würde ich zusätzlich gern die "vollständige" Version sehen). VZM hat diese Perle italienischer Filmkunst vor ein paar Jahren auf den Markt geworfen, die DVD kann der geneigte Süchtling für wenige Taler erstehen, entsprechende Angebote sind im Netz mühelos zu finden. Sicher, die Scheibe ist weit davon entfernt perfekt zu sein. Aber der geringe Preis für den Silberling -und vor allem die Unverzichtbarkeit des Streifens!!!- lassen die technischen Schwächen der DVD zur Nebensache werden. Immerhin hat dieser Titel ein Wendecover im Gepäck, mit dem sich der allseits beliebte FSK-Flatschen tarnen lässt.
Gern würde ich weiter von diesem Film schwärmen, doch ich habe gleich eine dringende Verarbredung mit einem anderen Knuffel. Also genug der Sülze, beschafft euch die DVD!
Folge 92 - Nachts in einem fremden Haus(Deutschland 1982)
Werner Stettner (Stefan Behrens) und seine Gattin Hilde (Susanne Beck) sind nach einer Party auf dem Heimweg. Das Ehepaar wird durch eine lästige Reifenpanne ausgebremst, zu allem Überfluss erweist sich auch der Ersatzreifen als unbrauchbar. Sie haben vor einem Privatgrundstück angehalten, sehen im Haus noch Licht brennen, die Haustüre steht offen. Obwohl sich seine Frau zunächst ziert, betritt Werner Stettner das Gebäude, der junge Mann macht sich mehrfach bemerkbar, erhält aber keinerlei Antwort. Eine unerwartete Entdeckung schockt die Eheleute, auf dem Fußboden liegt ein toter Mann, auf dem Weg nach draussen sehen sie einen PKW hektisch davonrasen, ihr eigenes Auto wird durch ein unglückliches Manöver des anderen Fahrers leicht beschädigt. Endlich auf der nächsten Polizeiwache angekommen, erwischen die Stettners dort noch Derrick und Klein, die die aufgeregten Zeugen umgehend zum vermutlichen Tatort begleiten. Dort öffnet ihnen die mürrische Haushälterin Frau Baum (Marilene von Bethmann), die nichts von den geschilderten Vorfällen bemerkt haben will, auch der wenig später auftauchende Hausherr Dr. Stoll (Heinz Bennent) und dessen Verwandter Erich Steuber (Thomas Astan) sind ratlos. Tatsächlich ist keine Leiche auffindbar, Spuren sind ebenfalls Mangelware. Dennoch glaubt Derrick nicht an einen üblen Scherz der Eheleute Stettner, das seltsame Verhalten Dr. Stolls weckt den Spürsinn des Ermittlers...
Heinz Bennent war schon mehrfach in der Reihe zu sehen, diesmal darf er ganz groß aufspielen. Seine Darbietung ist unglaublich exzentrisch, regelrecht bizarr, Bennent hat herrliche Szenen mit Horst Tappert, bei denen mich seine wirren Ausführungen -und der daraus resultierende Gesichtsausdruck Tapperts- fast vom Sofa gehauen haben, großartig, gigantisch, galaktisch! Vor allem unbeschreiblich, ich rate dringend zur Sichtung! Überhaupt mutet diese Folge wie ein Treffen der "Derrick-Veteranen" an, Thomas Astan spielte bereits in "Lissas Vater" (48) an der Seite von Heinz Bennent, in "Besuch aus New York" (60) überzeugte er als grenzdebiler Privatschnüffler. Hier bleibt Astan ein wenig im Hintergrund, wird (wie fast alle anderen Beteiligten) von Bennent an die Wand gespielt. Susanne Beck und Stefan Behrens sind ebenso "alte Bekannte", als offenbar glückliches Ehepaar fallen ihnen ungewonht zahme, normale Rollen zu. Marilene von Bethmann gruftet die freundlichen Beamten mit Ausdauer an, Ullrich Haupt gibt sich undurchsichtig, Hans Quest und Edith Schneider sind in kleinen Nebenrollen zu sehen. Wie immer eine starke Truppe, angeführt von Heinz Bennent, veredelt durch Horst Tappert!
Zunächst kommt "Nachts in einem fremden Haus" sehr mysteriös daher, bietet kaum einen greifbaren Ansatz für eigene Ermittlungen des Zuschauers. Nach und nach wird der Nebelschleier dünner, durchschaubarer, das Ende setzt jedoch mit einer kleinen und gelungenen Überraschung ein erneutes Ausrufezeichen. Der aufmerksame Zuschauer wird eventuell kleine Logikfehler bemängeln, mich stören diese vermeintlichen Ungereimtheiten freilich nicht, Logik ist eine "phantasiehemmende" Seuche. Ich verrate sicher nicht zu viel, Gier, Gier und Gier treibt die "Bösewichter" mit fatalen Folgen an. Helmuth Ashley sitzt inzwischen fest im Sattel, schon seit einiger Zeit habe ich nichts mehr an den von ihm inszenierten Folgen zu bemängeln. Auch hier lässt sich der Regisseur nicht lumpen, lässt seine Trümpfe Heinz Bennent und Horst Tappert gewähren, das grandiose Ergebnis wird mir nachhaltig im Gedächntnis bleiben! Über den Abspann hat Hans Hammerschmid eine hübsche ("irgendwie grotesk") tönende Komposition gelegt, die wie die berühmte Faust aufs Auge zu dieser Episode aus dem "Derrick-Universum" passt. Mindestens eine gute Folge, mein massiver Lachanfall sorgt für eine weitere Aufwertung, vielen Dank dafür!
Das "Gipfeltreffen-der-Herzbuben-Action-Double-Feature" in Kurzform
Links: DVD von Sony / Rechts: BD von Mr. Banker Films
Assassination Games - Der Tod spielt nach eigenen Regeln(USA 2011, Originaltitel: Assassination Games)
Gemeisam einsam?
Vincent Brazil (Jean-Claude Van Damme) ist ein gut bezahlter Profikiller, er erledigt seinen Job stets mit äusserster Sorgfalt und eiskalter Präzision. Auch Roland Flint (Scott Adkins) war einst für besonders brisante Aufträge zuständig, doch nachdem seine Frau vor seinen Augen ins Koma geprügelt wurde, kümmert er sich liebvoll um sie, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Als sich für Flint eine unerwartete Chance zur Rache ergibt, will er diese womöglich einmalige Gelegenheit um jeden Preis nutzen. Ausgerechnet Brazil wurde auf Flints Ziel angesetzt, die beiden Burschen geraten sich erwartungsgemäß ins Gehege. Werden die Profis gemeinsame Sache machen, kann Flint dem scheinbar gefühllosen Brazil über den Weg trauen...???
B-Action die im ehemaligen Ostblock ihre Schausplätze findet hat bei mir immer Kredit, die alten Helden Van Damme, Lundgren und Seagal haben dort schon einige unterhaltsame Flicks mit ihrer Anwesenheit veredelt. In "Assassination Games" trifft Jean-Claude Van Damme erneut auf Scott Adkins, der sich bereits in "The Shepherd" (2008) eine deftige Prügelei mit dem Belgier lieferte. Diesmal ist Adkins nicht lediglich als Nebenfigur am Start, nun ist er zum Co-Star an Van Dammes Seite aufgestiegen. Erwartungsgemäß dominieren die beiden Herren die Sause, die Nebenrollen sind mit den üblichen Fratzen, Sandsäcken und Schiessbudenfiguren gespickt. Den Hauptdarstellern versucht das Drehbuch ein wenig Charaktertiefe einzuhauchen, Eisblock Brazil spielt Geige, besitzt eine Schildkröte und lässt (zunächst widerwillig) eine junge Dame an sich ran. Für Adkins bleibt der treusorgende Ehegatte, insgesamt hat Van Damme die griffigere Rolle erwischt. Leider haben Van Damme und Adkins zu wenig gemeinsame Szenen, generell werden die Fähigkeiten der beiden Helden nur halbherzig gefordert. Van Damme stellte in Filmen wie "Until Death" (2007) und "JCVD" (2008) eindrucksvoll unter Beweis, dass er sich inzwischen zum fähigen Schauspieler entwickelt hat, während Adkins in "Undisputed II: Last Man Standing" (2006) & "Undisputed III: Redemption" (2010) als Yuri Boyka ordentlich vom Leder ziehen durfte. "Assassination Games" bietet in dieser Hinsicht keinen weiteren Schritt vorwärts, kommt nicht über gewöhnliche Standardkost hinaus. Der Plot (obschon nicht extrem kreativ) hat durchaus Substanz, es gibt Rache, Liebe, Hass, Verschwörungen, widerwärtige Gauner, hinterhältige Staatsdiener und ätzende Schreibtischtäter.
Die Farben wurden weitgehend abgwürgt, die massive Reduktion der Farbpalette soll offensichtlich für eine besonders harte und dreckige Atmosphäre sorgen, entpuppt sich aber als sinnfreies und augenquälendes Ärgernis. Dank der stimmungsvollen Kulissen wäre ein solcher Eingriff überhaupt nicht nötig gewesen, für meinen Geschmack leidet der Film sehr unter diesem Unfug. Da ich mich diesmal auf besonders wenige Zeilen beschränken möchte, ist es an der Zeit für das Fazit. Van Damme und Adkins machen ihren Job gut, können aber deutlich mehr. Echte Süchtlinge und Fans sollten auf ihre Kosten kommen, sollten die Meßlatte aber bitte nicht zu hoch anlegen. Die DVD bietet den Film in englischer und deutscher Sprache an, im Bonusbereich warten entfallene Szenen auf Sichtung. Meine Scheibe kam übrigens in einem qualitativ minderwertigen Amaray-Clone daher, ein Griff in die Kiste mit dem Austauschhüllen war unumgänglich. Flatschenneurotiker werden sich über das fehlende Wendecover empören.
6/10 (Obere Mittelklasse. Hier wäre mit wenig Aufwand deutlich mehr drin gewesen. Bereits die grauenhafte Manipulation der Farben sorgt für den Verlust eines halben Punktes!)
Lieblingszitat:
"Du störst mich!"
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Fight of the Dragon(USA 1999, Originaltitel: Bridge of Dragons)
Dolph und der fiese General Gesichtsruine
Prinzessin Halo (Valerie Chow) blickt mit Beunruhigung in die Zukunft, die Tochter des verstorbenen Königs soll den ungeliebten General Ruechang (Cary-Hiroyuki Tagawa) gegen ihren Willen heiraten, der Militärschädel will auf diese Weise endgültig alle Macht im Staat an sich reissen, sein Terrorregime legitimieren. Halo hat keine Lust auf den Mistbock, sie täuscht während der Trauung eine Ohnmacht vor, ergreift in ihrer Verzweiflung die Flucht vor dem lüsternen Generalissimus. Warchild (Dolph Lundgren) ist das beste Pferd im Stall des blutrünstigen General Ruechang (Cary-Hiroyuki Tagawa), sein Chef schickt ihn auf die Suche nach dem Subjekt seiner Begierde. Problemlos findet Warchild die flüchtige Edeldame, die sich jedoch zunächst mit einer List seinem Zugriff entziehen kann. Freilich ist Warchild schnell wieder auf der richtigen Fährte, doch bei der "Übergabe" der Edeldame an den General platzt dem Elitesoldaten der Kragen. Ruechang bekommt was auf die Fresse, Warchild und Halo ergreifen die Flucht, jetzt geht der Ärger erst richtig los...
Auf Isaac Florentine ist Verlass! Seine vier (bisher) letzten Filme ("Undisputed 2", "The Shepherd", "Ninja - Revenge will rise" und "Undisputed III: Redemption", 2006-2010) machen jede Menge Freude, das in diesem Beitrag kurz vorgestelle Dolph-Vehikel sorgt ebenso für gute Laune. "Fight of the Dragon" kommt nicht ausschliesslich im üblichen B-Action-Gewand ins Haus, der Streifen präsentiert die Handlung in ein nahezu bizarr anmutendes Szenario eingebettet. Das Militär läuft in Uniformen der deutschen Wehrmacht umher, Hubschrauber tragen die Zahl des Deibels, eine Prinzessin muss aus den Klauen eines irren Möchtegern-Despoten gerettet werden, Rebellen leben unter primitiven Bedingungen. Wer oder was fehlt da noch? Klar, der strahlende Held, der Recke aus Stahl, der Kämpfer für die gute Sache. Wer könnte diese Aufgabe besser als mein geliebter Dolph lösen? Niemand, ist doch mindestens genauso klar! Die fröhlich-flotte Mixtur funktioniert richtig gut, Relikte aus vergangenen Tagen, obendrauf eine kleine Prise Fantasy-Feeling, garniert mit einer Scheibe Endzeit. Florentine hätte mit mehr Zeit und Geld vermutlich einen epischen Hammer aus dem Hut zaubern können, in der vorhandenen Form merkt man der Sause die beschränkten Mittel fraglos an, das Ergebnis ist dadurch aber keineswegs weniger liebeswert geraten. Dolph ist cool und knuffig wie immer, Cary-Hiroyuki Tagawa zieht herrliche Grimassen, Held und Antagonist sind perfekt besetzt. Valerie Chow bietet dem Zuschauer einen hübschen Anblick, leider wurde ihre Rolle eine Spur zu züchtig angelegt, aber auch das Leben eines B-Movie-Maniacs ist bekanntlich kein verdammtes Wunschkonzert (warum eigentlich nicht?).
"Fight of the Dragon" hat es nicht leicht (s)eine Zielgruppe zu finden. "Verbogene" B-Action-Motive sind reichlich vorhanden, doch das Szenario und die sonstigen Zutaten werden vermutlich viele Fans verstören. Das Treiben mutet häufig reichlich grotesk an, als wirrer Trasher geht der Flick ab dennoch nicht durch. Zwischen den Stühlen kann die Luft unangenehm dünn werden, doch mein altes Herz und krankes Hirn hat der Film ohne Widerstand erobert. Man bediene sich aus diversen Töpfchen mit schmackhaften Leckereien, setzt Dolph als Krone drauf, fertig ist die Laube! An dieser Stelle eine Warnung an alle "normalen" Filmfreunde, meidet dieses Werk auf jeden Fall, ansonsten kann ich nicht für euer Wohlbefinden garantieren (kann ich sowieso nicht, aber das tut nichts zur Sache)! Die Blu-ray bietet keine Befriedigung für Technikfetischisten, das Bild ist recht körnig und immer wieder sind kleine Verunreinigungen auszumachen. Boni und eine schmucke Aufmachung sucht man vergebens, der günstige Preis wetzt diese Scharte aber locker aus. "Fight of the Dragon" ist angenehmer Unfug, ich habe eine Schwäche für Mumpf dieser Sorte. Übrigens deckelt der Streifen den öden "The last Warrior" (2000) deutlich, diesen von Sheldon Lettich verbrochenen Langweiler konnte selbst Dolph nicht mehr retten...
7/10 (gut + zahlreiche Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte)
Geständnis einer Nonne(Italien 1979, Originaltitel: Suor Omicidi)
Schwester Gertrude brummt der Schädel
Schwester Getrude (Anita Ekberg) arbeitet seit vielen Jahren in einem Sanatorium für psychisch kranke Menschen. Dr. Poirret (Massimo Serato) wundert sich über das zunehmend befremdliche Verhalten seiner besten Assistentin, die Nonne verliert immer häufiger die Beherrschung, ihre Ausfallerscheinungen werden zum Risiko für die Patienten. Zwar musste sich Schwester Gertrude einer gefährlichen Hirnoperation unterziehen, sie gilt aber laut ärztlichen Angaben als geheilt. Mehrfach bittet Gertrude verzweifelt um Hilfe, wendet sich an Dr. Poirret und ihre Mutter Oberin (Alida Valli). Stets werden die Ersuche um Hilfe und Mitgefühl als unbegründet abgetan, die Schwester versucht ihr Leid mit Morphin zu lindern. Da man ihr die weitere Behandlung mit dem Opioid verweigert, greift die Nonne in ihrer Not zu illegalen Methoden, beschafft sich den Stoff ausserhalb ihres üblichen Umfelds. Als die Klinik von mehreren erschreckenden Todesfällen erschüttert wird, gerät Schwester Gertrude zunehmend unter Verdacht, lediglich ihre Zimmergenossin Schwester Mathieu (Paola Morra) wendet sich nicht von ihr ab. Wer oder was steckt hinter dem Ableben der Patienten, ist Schwester Gertrude tatsächlich eine Mörderin? Vieles spricht gegen die Nonne, die offenbar mehr und mehr den Bezug zur Realität verliert...
Giulio Berruti zählt nicht zu den bekannteren Regisseuren des italienischen Genrekinos, er inszenierte lediglich zwei Spielfilme, war an einer überschaubaren Anzahl weiterer Werke als Regieassistent und/oder Cutter beteiligt, lieferte ferner Drehbücher ab (oder wirkte daran mit). Eine kleine Filmographie muss kein schwaches oder gar unbedeutendes Register sein, der hier kurz vorgestellte "Suor Omicidi" ist ohne Frage ein wichtiger und unterhaltsamer Beitrag zum Nunsploitation-Genre (...und an "Baba Yaga" von Corrado Farina als Cutter beteiligt gewesen zu sein, ist wahrlich keine schlechte Referenz). Die tragische Geschichte um die verzweifelte Nonne würde durchaus als Vorlage für ein ernsthaftes Drama mit Tiefgang taugen, jedoch schert sich der Streifen nicht die Bohne um solche Befindlichkeiten. Im Gegenteil, "Geständnis einer Nonne" bietet dem Zuschauer herrlichen Exploitationstoff mit hohem Genussfaktor!
Während sich die Verwandtschaft (oft) in lange vergangenen Jahrhunderten suhlt, spielt sich die Tragödie in unserer Zeit ab, eine erfrischende Abwechslung. An den üblichen Zutaten mangelt es jedoch keinesfalls, hier und da werden wir Zeuge eines bizarren Mordes, ab und an gibt es einen Blick auf wohlgeformte Brüste. Wenn in einem Nonnenflick die Möpse ins Spiel kommen, dann ist die bedürftige Lesbe nicht weit weg, häufig bildet sie das knackige Anhängsel der bebenden Bälle, angenehmerweise weicht Herr Berruti nicht von diesem schmackhaften Pfad ab. Intrigen finden ihre Opfer, Liebe und Hass, Prügel und Hysterie, als Krönung gibt es einen wundervoll eingefangenen Rauschtraum zu bestaunen, Morphin und aufkeimender Wahn (und ein guter Cutter) machen es möglich. Allzu wild und ausufernd geht es nicht zu, wer auf ein sadistisches Blutbad mit jeder Menge Sex und Gewalt wartet, der darf hier nicht auf eine Vollbedienung seiner Wünsche hoffen. Unvermeidbar die Kritik am System Kirche, welches in erster Linie in Form der kaltherzigen Mutter Oberin seine abstossende Fratze zur Schau stellt.
Anita Ekberg hatte zum Zeitpunkt der Dreharbeiten die erfolgreichste Phase ihrer Karriere längst hinter sich, die 1931 geborene Schwedin steuerte in den späten siebziger Jahren bereits stramm auf ihren fünfzigsten Geburtstag zu. Als "Frau in den besten Jahren" (MILF-Power regiert!) passt Ekberg perfekt in die Rolle der Schwester Gertrude. Sie spielt ihren Part ernsthaft, durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar, ohne dadurch einen störenden Graben zwischen sich und der "exploitativen" Ausrichtung des Streifens aufzureissen. Aufschlussreiche Einblicke überlässt sie einer jüngeren Kollegin, während eines "Ausfluges" gewährt uns Frau Ekberg immerhin einen Blick auf ihre Strapse und lässt sich von einem Unbekannten frontal begehen, ihrer lüsternen Mitbewohnerin zeigt sie hingegen nur die nackte -vor allem aber die eiskalte- Schulter. Anita Ekberg dreht ordentlich auf, kann mühelos nahezu jede erdenkliche Emotion auf ihr charaktervolles Antlitz zaubern. Erstaunlicherweise gleitet sie dabei (fast) nie in alberne/unfreiwillig komische Vorstellungen ab, nur als sie einem armen Omachen das Klappergebiss zertritt, weil Muttchen ihre Dritten während des Essens sichtbar in einem Glas auf dem Tisch lagert, konnte ich mich vor Lachen kaum auf dem Sofa halten. Aber was solls, Lachen ist gesund, das kann selbst ein alter Griesgram wie ich nicht leugnen. Ekberg dominiert das Geschehen unangefochten, die Nebenfiguren leisten dennoch gute Arbeit. Paola Morra ist die Dame mit den hübschen Äpfeln, liebeskrank hechelt sie als Schwester Mathieu der älteren Gertrude hinterher, Ärger ist vorprogrammiert. Alida Valli hat nur wenige Szenen, haucht der harten und kalten Ober-Nonne aber nachhaltig Leben ein, sie spielt ihr ausdrucksstarkes Gesicht und grosses Talent souverän aus. Massimo Serato dient in der frühen Phase als Arzt, nachdem der alte Doc aus dem Betrieb "gemobbt" wurde, übernimmt Joe Dallesandro als junger und dynamischer Mediziner diese Aufgabe, kommt deutlich ambivalenter als sein liebenswerter Vorgänger daher. Daniele Dublino sehen wir als den überforderten Chef des Sanatoriums, aus den Reihen der Patienten ragen der querköpfige Lou Castel und die schrullige Laura Nucci hervor. Eine starke Truppe, Anita Ekberg legt eine tolle Show hin, ihre Zuarbeiter lassen sich ebenfalls nicht lumpen. Am Rande sei noch erwähnt, dass die psychisch Kranken nicht als Schiessbudenfiguren herhalten müssen. Damit bricht das Werk dann doch ein altes Klischee auf, hier sind die "Irren" recht zugänglich und teils regelrecht liebenswert gezeichnet. Sicher kann man sich die berechtigte Frage stellen, wer in dieser Geschichte tatsächlich dem Wahnsinn verfallen ist...
Fazit: Gute Schauspieler aalen sich in kleinen und mittelschweren Wüstheiten, Regie und Kamera sind stilsicher und punktgenau, das Szenario passt, der Score setzt sich in den Ohren fest. Der finale Twist kommt nicht wirklich überraschend, mißlungen ist diese Wendung jedoch keinesfalls. Für Fans knuffiger Nonnenausbeutung ein Festmahl, für Einsteiger vermutlich recht gut geeignet!
Abschliessend ein paar Worte zu den DVDs aus meiner Sammlung. Die Scheibe von Koch Media bietet leider kein anamorphes Bild, weiterhin liegt der Film nicht uncut vor (im Bonusbereich ist die betreffende Szene zu finden, die Kürzungen sind geringfügig, dennoch ärgerlich). Zusätzlich findet man Trailer, Bilder und ein dünnes Booklet. Inzwischen zählt Koch Media zu den besten und zuverlässigsten Labeln in Deutschland, diese DVD aus den Anfangstagen hat mit Schwächen zu kämpfen, geht aber insgesamt noch halbwegs in Ordnung. Aus Großbritannien stammt die Veröffentlichung von Shameless, die den Film ungekürzt und anamorph kodiert anbietet, das Cover (siehe oben) ist ein Griff ins Töpfchen. Shameless mag auf den ersten Blick die Nase vorn haben, die Koch-DVD ist für mich trotzdem unverzichtbar, denn die deutsche Synchronisation ist meiner Meinung nach großartig!
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat(e):
Aus der deutschen Fassung: "Ich kann es nicht ausstehen, wenn Sie ihre Zähne bei Tisch herausnehmen!"
Aus der englischen Fassung: "Her soul is among the angels, Doctor."
Geständnis einer Nonne(Italien 1979, Originaltitel: Suor Omicidi)
Schwester Gertrude brummt der Schädel
Schwester Getrude (Anita Ekberg) arbeitet seit vielen Jahren in einem Sanatorium für psychisch kranke Menschen. Dr. Poirret (Massimo Serato) wundert sich über das zunehmend befremdliche Verhalten seiner besten Assistentin, die Nonne verliert immer häufiger die Beherrschung, ihre Ausfallerscheinungen werden zum Risiko für die Patienten. Zwar musste sich Schwester Gertrude einer gefährlichen Hirnoperation unterziehen, sie gilt aber laut ärztlichen Angaben als geheilt. Mehrfach bittet Gertrude verzweifelt um Hilfe, wendet sich an Dr. Poirret und ihre Mutter Oberin (Alida Valli). Stets werden die Ersuche um Hilfe und Mitgefühl als unbegründet abgetan, die Schwester versucht ihr Leid mit Morphin zu lindern. Da man ihr die weitere Behandlung mit dem Opioid verweigert, greift die Nonne in ihrer Not zu illegalen Methoden, beschafft sich den Stoff ausserhalb ihres üblichen Umfelds. Als die Klinik von mehreren erschreckenden Todesfällen erschüttert wird, gerät Schwester Gertrude zunehmend unter Verdacht, lediglich ihre Zimmergenossin Schwester Mathieu (Paola Morra) wendet sich nicht von ihr ab. Wer oder was steckt hinter dem Ableben der Patienten, ist Schwester Gertrude tatsächlich eine Mörderin? Vieles spricht gegen die Nonne, die offenbar mehr und mehr den Bezug zur Realität verliert...
Giulio Berruti zählt nicht zu den bekannteren Regisseuren des italienischen Genrekinos, er inszenierte lediglich zwei Spielfilme, war an einer überschaubaren Anzahl weiterer Werke als Regieassistent und/oder Cutter beteiligt, lieferte ferner Drehbücher ab (oder wirkte daran mit). Eine kleine Filmographie muss kein schwaches oder gar unbedeutendes Register sein, der hier kurz vorgestellte "Suor Omicidi" ist ohne Frage ein wichtiger und unterhaltsamer Beitrag zum Nunsploitation-Genre (...und an "Baba Yaga" von Corrado Farina als Cutter beteiligt gewesen zu sein, ist wahrlich keine schlechte Referenz). Die tragische Geschichte um die verzweifelte Nonne würde durchaus als Vorlage für ein ernsthaftes Drama mit Tiefgang taugen, jedoch schert sich der Streifen nicht die Bohne um solche Befindlichkeiten. Im Gegenteil, "Geständnis einer Nonne" bietet dem Zuschauer herrlichen Exploitationstoff mit hohem Genussfaktor!
Während sich die Verwandtschaft (oft) in lange vergangenen Jahrhunderten suhlt, spielt sich die Tragödie in unserer Zeit ab, eine erfrischende Abwechslung. An den üblichen Zutaten mangelt es jedoch keinesfalls, hier und da werden wir Zeuge eines bizarren Mordes, ab und an gibt es einen Blick auf wohlgeformte Brüste. Wenn in einem Nonnenflick die Möpse ins Spiel kommen, dann ist die bedürftige Lesbe nicht weit weg, häufig bildet sie das knackige Anhängsel der bebenden Bälle, angenehmerweise weicht Herr Berruti nicht von diesem schmackhaften Pfad ab. Intrigen finden ihre Opfer, Liebe und Hass, Prügel und Hysterie, als Krönung gibt es einen wundervoll eingefangenen Rauschtraum zu bestaunen, Morphin und aufkeimender Wahn (und ein guter Cutter) machen es möglich. Allzu wild und ausufernd geht es nicht zu, wer auf ein sadistisches Blutbad mit jeder Menge Sex und Gewalt wartet, der darf hier nicht auf eine Vollbedienung seiner Wünsche hoffen. Unvermeidbar die Kritik am System Kirche, welches in erster Linie in Form der kaltherzigen Mutter Oberin seine abstossende Fratze zur Schau stellt.
Anita Ekberg hatte zum Zeitpunkt der Dreharbeiten die erfolgreichste Phase ihrer Karriere längst hinter sich, die 1931 geborene Schwedin steuerte in den späten siebziger Jahren bereits stramm auf ihren fünfzigsten Geburtstag zu. Als "Frau in den besten Jahren" (MILF-Power regiert!) passt Ekberg perfekt in die Rolle der Schwester Gertrude. Sie spielt ihren Part ernsthaft, durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar, ohne dadurch einen störenden Graben zwischen sich und der "exploitativen" Ausrichtung des Streifens aufzureissen. Aufschlussreiche Einblicke überlässt sie einer jüngeren Kollegin, während eines "Ausfluges" gewährt uns Frau Ekberg immerhin einen Blick auf ihre Strapse und lässt sich von einem Unbekannten frontal begehen, ihrer lüsternen Mitbewohnerin zeigt sie hingegen nur die nackte -vor allem aber die eiskalte- Schulter. Anita Ekberg dreht ordentlich auf, kann mühelos nahezu jede erdenkliche Emotion auf ihr charaktervolles Antlitz zaubern. Erstaunlicherweise gleitet sie dabei (fast) nie in alberne/unfreiwillig komische Vorstellungen ab, nur als sie einem armen Omachen das Klappergebiss zertritt, weil Muttchen ihre Dritten während des Essens sichtbar in einem Glas auf dem Tisch lagert, konnte ich mich vor Lachen kaum auf dem Sofa halten. Aber was solls, Lachen ist gesund, das kann selbst ein alter Griesgram wie ich nicht leugnen. Ekberg dominiert das Geschehen unangefochten, die Nebenfiguren leisten dennoch gute Arbeit. Paola Morra ist die Dame mit den hübschen Äpfeln, liebeskrank hechelt sie als Schwester Mathieu der älteren Gertrude hinterher, Ärger ist vorprogrammiert. Alida Valli hat nur wenige Szenen, haucht der harten und kalten Ober-Nonne aber nachhaltig Leben ein, sie spielt ihr ausdrucksstarkes Gesicht und grosses Talent souverän aus. Massimo Serato dient in der frühen Phase als Arzt, nachdem der alte Doc aus dem Betrieb "gemobbt" wurde, übernimmt Joe Dallesandro als junger und dynamischer Mediziner diese Aufgabe, kommt deutlich ambivalenter als sein liebenswerter Vorgänger daher. Daniele Dublino sehen wir als den überforderten Chef des Sanatoriums, aus den Reihen der Patienten ragen der querköpfige Lou Castel und die schrullige Laura Nucci hervor. Eine starke Truppe, Anita Ekberg legt eine tolle Show hin, ihre Zuarbeiter lassen sich ebenfalls nicht lumpen. Am Rande sei noch erwähnt, dass die psychisch Kranken nicht als Schiessbudenfiguren herhalten müssen. Damit bricht das Werk dann doch ein altes Klischee auf, hier sind die "Irren" recht zugänglich und teils regelrecht liebenswert gezeichnet. Sicher kann man sich die berechtigte Frage stellen, wer in dieser Geschichte tatsächlich dem Wahnsinn verfallen ist...
Fazit: Gute Schauspieler aalen sich in kleinen und mittelschweren Wüstheiten, Regie und Kamera sind stilsicher und punktgenau, das Szenario passt, der Score setzt sich in den Ohren fest. Der finale Twist kommt nicht wirklich überraschend, mißlungen ist diese Wendung jedoch keinesfalls. Für Fans knuffiger Nonnenausbeutung ein Festmahl, für Einsteiger vermutlich recht gut geeignet!
Abschliessend ein paar Worte zu den DVDs aus meiner Sammlung. Die Scheibe von Koch Media bietet leider kein anamorphes Bild, weiterhin liegt der Film nicht uncut vor (im Bonusbereich ist die betreffende Szene zu finden, die Kürzungen sind geringfügig, dennoch ärgerlich). Zusätzlich findet man Trailer, Bilder und ein dünnes Booklet. Inzwischen zählt Koch Media zu den besten und zuverlässigsten Labeln in Deutschland, diese DVD aus den Anfangstagen hat mit Schwächen zu kämpfen, geht aber insgesamt noch halbwegs in Ordnung. Aus Großbritannien stammt die Veröffentlichung von Shameless, die den Film ungekürzt und anamorph kodiert anbietet, das Cover (siehe oben) ist ein Griff ins Töpfchen. Shameless mag auf den ersten Blick die Nase vorn haben, die Koch-DVD ist für mich trotzdem unverzichtbar, denn die deutsche Synchronisation ist meiner Meinung nach großartig!
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat(e):
Aus der deutschen Fassung: "Ich kann es nicht ausstehen, wenn Sie ihre Zähne bei Tisch herausnehmen!"
Aus der englischen Fassung: "Her soul is among the angels, Doctor."
Folge 91 - Eine Falle für Derrick(Deutschland 1982)
Nach Dienstschluss erreicht Derrick ein anoymer Anruf, eine junge Frau bestellt ihn in ein Lokal vor den Toren Münchens. Angeblich hat sie wichtige Informationen zu einem brisanten Fall, Derrick und Klein ermitteln momentan gegen den Sohn (Hans-Georg Panczak) des berüchtigen "Gastronomen" Ludenke (Traugott Buhre). Nach einer längeren Wartezeit taucht niemand auf, der Oberinspektor fährt mit seinem PKW zurück nach Hause. Der nächste Morgen hält eine unangenehme Überraschung bereit, ein Radfahrer wurde angefahren und tödlich verletzt, die am Unfallort aufgefundenen Splitter lassen sich eindeutig dem Fahrzeug Derricks zuordnen. Tatsächlich war Derrick auf der Strasse des Unfalls unterwegs, lag zum Zeitpunkt des Vorfalls aber bereits friedlich schlummernd im Bett. Harry glaubt seinem Freund und Kollegen ohne Vorbehalte, der zuständige Staatsanwalt (Werner Kreindl) scheint jedoch von der Schuld des Kriminalbeamten überzeugt. Derrick und Klein stellen auf eigene Faust Nachforschungen an, treffen während ihrer Ermittlungen auch auf die bettlägerige Witwe des getöteten Radfahrers, sowie deren fürsorgliche Tochter Maria (Cornelia Froboess). Das tragische Schicksal der Familie nagt an der Substanz des Oberinspektors, erstaunlicherweise scheint der kernige Journalist Mühlau (Tommi Piper) an einer fairen Berichterstattung interessiert zu sein. Maria nimmt an den Recherchen der Kriminalisten teil, die Hinweise in Richtung Ludenke verdichten sich...
Horst Tappert darf diesmal eine verletztbare Seite Derricks aufzeigen, dem die Vorwürfe gegen seine Person zwar zusetzen, der aber in erster Linie Mitgefühl für die Hinterbliebenen des angeblichen Unfalls aufbringt. Tappert bringt sämtliche Facetten des Oberinspektors gekonnt rüber, Autor Reinecker legte seinem besten Pferd im Stall wieder einige philosophische Ausführungen in den Mund. Diese Folge untermauert die Stärke der Freundschaft zwischen Stephan Derrick und Harry Klein, Tappert und Wepper ergänzen sich perfekt. Joachim Wichmann und Werner Kreidl stellen die kalte Fratze der Ermittlungsbehörden dar, die selbst auf das Wort eines seit vielen Jahren absolut zuverlässigen Beamten pfeifen, teils sogar mit Anflügen von Zynismus reagieren. Cornelia Froboess hatte in den Folgen 37 (Via Bangkok) und 51(Ute und Manuela) denkwürdige Auftritte, auch als Tochter des Unfall/Mord(?)-Opfers lässt sie sich nicht lumpen. Tommi Piper tritt als harter aber fairer Journalist auf, der Derrick klar die Meinung sagt, ihn aber gleichzeitig mit wichtigen Informationen versorgt. Die Ambivalenz macht diesen Charakter interessant, Piper spielt gewohnt solide. Traugott Buhre und Hans-Georg Panczak überzeugen als widerliches Vater-Sohn-Gespann, eine reizvolle Konstellation, denn Buhre und Panczak waren bereits in Folge 43 (Ein Hinterhalt) als Vater & Sohn zu sehen. Buhre kann hier zwar nicht so großartig wie in Folge 32 (Eine Nacht im Oktober) auftrumpfen, geht aber dennoch locker als perfekt besetzter Fiesling durch. Inge Birkmann sehen wir als ängstliche Zeugin, über deren Ecken und aufkeimenden Mut sich einige finstere Gestalten nicht freuen, Walter Doppler gerät als ihr Sohn in die Fänge des Verbrechens. Diese Episode bietet erneut Schauspiel auf hohem Niveu, Tappert und Wepper sind überragend!
Derrick geht es an den Kragen. Wie verhält sich ein -offensichtlich unschuldiger- Diener des Gesetzes, wenn ihm plötzlich eine verabscheuungswürdige Straftat unterstellt wird, wenn zunächst kein Licht am Ende des Tunnels erkennbar scheint? Herbert Reinecker nutzt clever die Chance/Eigenvorlage, hängt seinem Helden noch mehr Fleisch auf das Charaktergerüst, hält ihm mit dem von Tommi Piper dargebotenen Pressefritzen einen ironisch gefärbten Spiegel vor die Nase. Tappert unterstreicht sehr, sehr eindrucksvoll, warum er die beste Wahl für die Rolle des Serienermittlers darstellt, fügt dem "typischen Derrick" weitere Tiefe hinzu, lässt ihn aber nicht zu einem weinerlichen Waschlappen verkommen. Vielleicht ist die Tragik um die Familie des Getöteten fast eine Spur zu dick aufgetragen, doch sie passt ohne Zweifel zum Tenor von "Eine Falle für Derrick". Wie schon die vorherige Folge (Eine Rose im Müll), hätte auch die Mausefalle für Derrick gut und gern den Stoff für einen abendfüllenden Spielfilm hergegeben. Mich hätte durchaus interessiert, wie die Herren von der internen Ermittlung und Staatsanwaltschaft ihrem besten Mann nach dessen Entlastung begegnet wären. Naja, man kann es sich lebhaft vorstellen, schleimige Entschuldigungen und Ausreden wären aus ihren Mündern gequollen. Box 7 legt einen guten Start hin, ich freue mich auf die weiteren Folgen (das schreibe ich wohl immer, aber so ist es eben). Am Rande: Derrick fährt diesmal einen fetten Ford Mustang, diese maßlose Dekadenz kann nur in Schwierigkeiten münden...
Marion Diebach (Beatrice Richter) trampt ohne festes Ziel vor Augen durch die Gegend, der freundliche LKW-Fahrer Michael Rothaupt (Bernd Herberger) sammelt die junge Frau am Rand einer spätabendlichen Landstrasse ein, sofort entsteht eine auf Gegenseitigkeit beruhende Zuneigung. Rothaupt verdient als Fahrer ein paar Mark dazu, in erster Linie geht er seinem Studium nach. Plötzlich nimmt Rothaupt einen merkwürdigen Funkspruch entgegen, der ihn zu einem kurzen Zwischenstopp in einer Gaststätte zwingt. Er bittet Marion darum zu Fuss vorzugehen, da es seitens des Auftraggebers nicht erwünscht ist aussenstehende Personen mitzunehmen. Marion Diebach soll ihre sympathische Bekanntschaft nie wieder sehen, Michael Rothaupt verschwindet spurlos von der Bildfläche. Für die Tramperin ist die Situation nicht nur traurig, zu allem Überfluss ist nun auch ihr im LKW zurückgelassenes Gepäck verschwunden. Ratlos sucht Marion das Wirtshaus auf, der freundliche Inhaber (Uwe Dallmeier) gewährt der mittellosen Reisenden freie Kost und Logis für die Nacht. Immerhin taucht der vermisste Rucksack wieder auf, der Wirt findet das Gepäckstück vor der Tür. Zwei Wochen später trifft Marion zufällig auf Derrick, umgehend konfrontiert sie den Kriminalbeamten mit ihrer Geschichte. Freilich nimmt sich der stets hilfsbereite Oberinspektor des Falles an, bald ergeben sich tatsächlich Hinweise auf eine Straftat, eine Mülldeponie und ihr Chef Andreas Minge (Hans Häckermann) rücken ins Zentrum der Ermittlungen...
Beatrice Richter wurde vor allem als Ulknudel bekannt, an der Seite von Rudi Carrell und Diether Krebs gelang ihr in den achtziger Jahren der grosse Durchbruch. In dieser Derrick-Folge kann Richter eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie weitaus mehr als debilen Unfug auf die Reihe bringt. Sie verkörpert Marion Diebach als eine aufgeweckte und lebenslustige Frau, die hinter ihrer hübschen Fassade ein grosses Herz im Leib und auf der Zunge trägt. Ihre philosophisch anmutenden Ausführungen beim trostlosen Anblick einer Müllkippe rühren an, gleiten zu keiner Sekunde in kitschige Gefilde ab, diese Szene fängt den Charakter Marion Diebach gekonnt ein. Bernd Herberger kommt nur in den ersten Minuten zum Zuge (sowie gegen Ende der Episode in Rückblenden), Herberger und Richter funktionieren als "Minuten-Traumpaar" vortrefflich, bringen echte Gefühle abseits von plumper Anmache und unangenehmer Schleimerei rüber. Hans Häckermann gerät ins Blickfeld Derricks, überzeugt als überforderter Krimineller, der dem stetig ansteigenden Druck nichts entgegenzusetzen vermag. Renate Grosser sehen wir als Häckermanns Ehefrau, die für ihren Gatten offenbar nur noch Verachtung übrig hat. Zu Häckermann gesellen sich weitere "Bösewichte", Diana Körner und Charles Brauer mimen fischkalte Kriminelle, denen ihre widerwärtigen Machenschaften weitaus weniger Kopfzerbrechen bereiten, als ihrem in Angstschweiss gebadeten und zunehmend panischen Erfüllungsgehilfen Häckermann. Uwe Dallmeier bricht das Klischee des unfreundlichen Gastwirts auf, verleiht dem Gewerbe ein ungewonht herzliches Erscheinungsbild. Für Ulli Kinalzik bleibt wieder nur ein kleiner Part als Hilfsekel, Hans Stadlbauer ist in einer Nebenrolle als Staatsdiener zu sehen. Übrigens wirkt Stadlbauer momentan in der Daily "Herzflimmern" mit, die von Montags bis Freitags ab 16:15 Uhr im ZDF läuft. Eine sehr unterhaltsame und handwerklich solide gemachte Serie, fernab von den Peinlichkeiten diverser "Privatsender".
Dass Derrick auf ein Hilfegesuch reagiert, welches ihn ohne offziellen Ermittlungsauftrag seitens eines Bürgers/einer Bürgerin erreicht ist keine Neuigkeit. "Eine Rose im Müll" verläuft in -auch das nicht nicht unüblich- recht vorhersehbaren Bahnen, dennoch mangelt es der Folge keinesfalls an Substanz. Im Gegenteil, mit dem Stoff hätte man locker einen kurzweiligen Spielfilm füllen können! Eine im Keim erstickte Liebesgeschichte, Verstrickungen fieser Gesellen in Mord und die illegale Entsorgung von Giftmüll, obendrauf ein erschreckendes Ehedrama. Hier erweist sich die Laufzeit von einer knappen Stunde als Hemmschuh, sehr gern würde ich die Handlung in einer entschleunigten Variante geniessen dürfen. Zwischen Romantik, Tragik und Schwerverbrechen bleibt Raum für eine Prise gelungenen Humor. Berger muss wieder als Sklave herhalten, Derrick und Klein hauen sich gekonnt und locker ein paar kleine Kalauer um die Ohren. Meist schwärme ich von der Klasse der Schauspieler, in diesem Fall muss ich in besonderem Maße darauf hinweisen! Beatrice Richter ist großartig, Hans Häckermann ebenfalls! Horst Tappert unterstreicht einmal mehr seine Sonderstellung! Er verkörpert Derrick mit unglaublicher Lässigkeit, schaltet bei Bedarf auf harsche Ernsthaftigkeit um, philosophiert ohne zu nerven, phänomenal! Über den Abspann hat Frank Duval eine nette Kompostion gelegt, Günter Gräwerts Inszenierung gewährt den Charakteren Raum, verstrickt sich nicht in Effekthaschereien oder Popanz. Noch gelingt "Eine Rose im Müll" nicht der Sprung an die Spitze, die Episode rangiert allerdings nur knapp hinter den Platzhirschen, vielleicht bringt die nächste Sichtung sie weiter nach vorn. Im Rahmen der sechsten Box zählt sie bereits jetzt zu den Highlights!
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Damit ist bereits die sechste Derrick-Box abgeschlossen, ich freue mich auf die bereits im Regal wartende Box 7. Zum Abschluss meine Lieblingsfolgen aus Box 6 (in chronologischer Reihenfolge):
• Folge 77 - Dem Mörder eine Kerze(Dietrich Haugk) • Folge 82 - Eine ganz alte Geschichte(Zbynek Brynych) • Folge 83 - Die Schwester(Helmuth Ashley) • Folge 90 - Eine Rose im Müll(Günter Gräwert)
Sechs Folgen bewegen sich auf dem guten Durchschnittsniveau der Reihe (7/10), drei Folgen knapp darunter (6,5/10). Zwei Ergüsse bilden mit 6/10 den Bodensatz, beide wurden erstaunlicherweise von Alfred Vohrer inszeniert, der ansonsten eher für die Knüller verantwortlich zeichnet.
Box 6 bietet gewohnt solide Kost, die wenigen schwächeren Folgen werden locker durch die tollen Höhepunkte aufgefangen. Beide Daumen hoch!
Steel Arena - Todesmatch der Giganten(Italien, USA 1989, Originaltitel: Arena)
Menschen, Monster, Mutationen - Fratzengeballer im All
Irgendwo in der unendlichen Weite des Weltraums... (noch eine Überschrift?). Auf einer riesigen Raumstation fernab der Erde werden brutale Kämpfe ausgetragen, in denen sich moderne Gladiatoren gegenseitig den Arsch versohlen. Steve Armstrong (Paul Satterfield) war auf Terra ein hoffungsvoller Nachwuchskämpfer, doch Erdlinge geniessen kein hohes Ansehen auf der Raumstation, der letzte menschliche Titelträger verabschiedete sich vor fünfzig Jahren aus dem Ring. Daher verdient Steve seinen bescheidenen Lebensunterhalt als Bedienung in einem Schnellrestaurant. Nachdem er in eine wüste Schlägerei verwickelt wird, ist der Terraner nicht nur seinen Job los, man verweigert ihm zu allem Überfluss auch den Zugang zu seinem bisherigen Wohnbereich. Immerhin kommt der Hühne bei Shorty (Hamilton Camp) unter, den er im Fastfood-Tempel vor Prügel beschützte, das kleine Kerlchen mit den vier Armen fühlt sich Steve zu Dank verpflichet. Das dynamische Duo kommt nicht zur Ruhe, plötzlich tauchen zwei Raubeine auf, erneut muss Steve sich heftig zur Wehr setzen. Die Attacke entpuppt sich als Test, die clevere Promoterin Quinn (Claudia Christian) will Steve unter ihre Fittiche nehmen, ihn als Kämpfer in die Arena schicken. Shorty gerät nach einem kleinen Zwischenfall in Bedrängnis, der einflussreiche Fiesling Rogor (Marc Alaimo) verlangt eine grössere Summe Geld zurück, die der Vierarmer "irrtümlich" an sich genommen hatte. Steve sieht nur einen Ausweg, er nimmt Quinns Offerte an, kann mit dem Vorschuss seinen Kumpel Shorty aus Rogors Fängen retten. Es soll nicht der letzte Kontakt mit dem Widerling gewesen sein, immerhin ist Rogor der Promoter des amtierenden Champions Horn (Michael Deak), der seine Gegner reihenweise mit sadistischer Freude in den Boden stampft...
"Steel Arena - Todesmatch der Giganten" (in Deutschland früher ohne "Steel" vermarket) ist eine Produktion von Charles Band, auf dem Regiestuhl nahm Peter Manoogian Platz, der häufiger unter Bands Knute agierte. Bei einem Streifen aus dem Stall des Herrn Band (Empire International Pictures, Full Moon Features usw.) erwartet den Zuschauer im Regelfall unterhaltsamer Schwachsinn. Reihen wie "Subspecies", "Trancers" und "Puppet Master" und weitere Serien & unzählige Einzeltitel, finden immer wieder Zuspruch, ernten aber auch Spott und Entsetzen. Selbst mich haut nicht jeder Band-Flick aus den Socken, meist fühle ich mich jedoch auf angenehme Art unterhalten, knuffiger Unfug zündet ohne Gnade in meinem maroden Hirn. "Arena" ist (für eine Band-Produktion) gut ausgestattet, die albernen Kostüme, putzigen Masken und ulkigen Effekte machen richtig Laune, B-Stoff nach meinem Geschmack. Zierde des Streifen sind selbstverständlich die Kämpfe in der Arena, die zweifellos mehr Spielzeit und Härte vertragen hätten. Groteske Geschöpfe hauen sich die Hucke voll, ein ausgeklügeltes Computersystem sorgt für eine faire Verteilung der Kraftverhältnisse. Bereits in seinem ersten offiziellen Kampf vor dem tobenden Publikum, muss sich der blonde Held einem gewaltigen und gefährlichen Gegner stellen. Ein wurmartiges Wesen mit Armen, grosser Klappe und schlechter Laune. Klar, davon lässt sich Steve nicht nachhaltig beeindrucken, ein aufrechter Hüne wird einem schleimigen Weltraumkriecher nicht weichen, es gibt Schläge und Tritte bis der Arzt kommt. Nebeibei wurde die Raumstation mit allerlei Gezücht belebt, viele Bewohner kommen mir vor wie durchgeknallte Varianten von Individuen aus dem "Star Wars" Universum. Denkwürdige Dialoge und ein billiger Score runden das Bild ab, es ist an der Zeit die Darsteller zu würdigen.
Paul Satterfield gibt den unbeugsamen Helden, schlägt gewissermaßen wie aus dem Nichts in die Arena ein. Für meinen Geschmack kommt Satterfield eine Spur zu glatt rüber, da der Charakter Steve Armstrong aber sowieso keine grössere Tiefe aufweist, geht die Darbietung als geschmeidig und ordentlich durch. Hamilton Camp erinnert an Bilbo aus "Herr der Ringe", hat zu seinem Glück aber vier Arme anstatt dicker Klumpfüsse. Der von Camp gespielte Shorty ist der sympathische Sidekick des strahlenden Helden, ein kleines Schlitzohr mit einem grossen Herz. Marc Alaimo (Rogor) glotzt arrogant bis zornig aus der Wäsche, sein Helferlein kommt in Form des verschlagenen Weezil daher, den Armin Shimerman gekonnt zum Leben erweckt. Zu den Fieslingen gesellt sich Michael Deak als Horn, der ansonsten hauptsächlich in den Bereichen Make-Up/Effekte im Filmgeschäft aktiv ist. Claudia Christian ist nett anzuschauen, sie weist eine leichte Ähnlichkeit mit Diane Lane auf. Für eine Prise Erotik sorgt Shari Shattuck, sie wird von Rogor als "Geheimwaffe" mißbraucht. Diese Zeilen sollten ausreichen, das Ensemble passt ins Umfeld, Meisterleistungen werden weder erbracht noch gefordert.
"Arena" sammelt Punkte mit seinen liebenswerten (oder liebenswert-bösen) Gestalten, netten Masken/Make-Up und gelungenen FX, einer ansprechenden "B-Movie-SF-Atmosphäre". Die Kämpfe werfen skurrile Wesen in den Ring, fallen aber zu brav und bieder aus, hier hätten Peter Manoogian und sein Team energischer ans Werk gehen sollen. Gleiches gilt für die Anflüge von Erotik, Shari Shattuck hat ohne Zweifel Sex-Appeal, sie darf ihn leider nur viel zu wenig offensiv zum Einsatz bringen. Der Streifen kränkelt an den üblichen "Charles-Band-Symptomen", viel Potential wird durch unangemessene Zurückhaltung verschenkt, reizvolle Felder bleiben weitgehend unbestellt. Mich hat dies freilich noch nie von der Sichtung weiterer Sausen aus dem Band-Stall abgehalten, auf eigenwillige Weise ist auf Charles Band und seine Zuarbeiter eben doch Verlass.
Die DVD von Savoy zeigt den Film ungekürzt, der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Im Bonusbereich findet der Filmfreund ein paar Trailer, die technischen Qualitäten der Scheibe möchte ich als zweckmäßg bezeichnen, Pixelonanisten werden nicht bedient. Flatschenneurotiker dürfen aufatmen, dank Wendecover lässt sich das FSK-Siegel problemlos verstecken.
Johan Falk (Jakob Eklund) ist zurück! Im Zeitraum von 1999-2003 erfreute uns der harte Bulle aus Schweden in drei Filmen (Zero Tolerance, Executive Protection, The Third Wave). Inzwischen wurde eine TV-Reihe nachgelegt, die insgesamt sechs Folgen in Spielfilmlänge umfasst. Zu Folge 2 kann ich (fast) keine Inhaltsangabe machen, da ansonsten zwangsläufig wichtige Details der vorherigen Episode unangenehmen Spoilern zum Opfer fallen würden.
Falk ist inzwischen in das Team der Göteborger Spezialisten integriert, auch "Waffenbrüder" bietet den üblichen Mix aus Thriller und Action, wobei der Action nur eine Nebenrolle zufällt. Im Vergleich zum guten Auftakt "Zwischen den Fronten" fällt Folge 2 ein wenig ab, lässt echte Überraschungen und Höhepunkte vermissen. Jakob Eklund agiert eine Spur zu routiniert, seine Mitstreiter und Gegenspieler liefern ebenfalls nicht mehr als solide Standardkost ab. Eventuell bröckelt die Stimmung wegen der verbesserungswürdigen Synchronisation, leider bietet das BD-Set nur den deutschen Ton an. Eine etwas längere Actionsequenz bemüht sich um "Pseudorealismus", mutet aber vor allem hölzern, fast verkrampft an. "Waffenbrüder" kränkelt an diversen Schwachpunkten, bietet aber dennoch TV-Unterhaltung der angenehmen Art. insgesamt jammere ich auf recht hohem Niveau, ich freue mich auf die Fortsetzungen.
6,5/10 (oberste Mittelklasse)[/quote]
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Lebendig gefressen(Italien 1980)
Umberto Lenzi jagt seine Hauptdarstellerin Janet Agren in den Busch, am Rande des Grauens stellt er ihr Robert Kerman zur Seite, den wir in der Rolle eines Ex-Soldaten sehen. Frau Agren sucht nach ihrer Filmschwester, gespielt von Paola Senatore, die einem wahnsinnigen Sektenguru Sektenguru (Ivan Rassimov) in den Dschungel folgte. Bereits die Anreise wird zum Problem, überall wimmelt es von hungrigen Raubtieren und mordlüsternen Kannibalen. Endlich im Dorf angekommen, will Guru Ivan weder die Neulinge noch das Schwesterlein weggehen lassen, Ärger der fiesen Sorte ist vorprogrammiert! ...und die Kannibalen haben sowieso immer groooßen Hunger!
"Lebendig gefressen" punktet mit einem bemerkenswerten Ensemble, zu den bereits genannten Herrschaften gesellen sich die bezaubernde Me Me Lai und Mel Ferrer in Nebenrollen. Rassimov steht der durchgeknallte, größenwahnsinnige Sektenführer bestens zu Gesicht, die Handlung nimmt lose Bezug auf den 1978 in Guayana verübten Massenfreitod einer fragwürdigen "Religionsgemeinschaft". Umberto Lenzi erweitert seinen unterhaltsamen Abenteuerfilm um schmackhafte Möpse, grotesk aus der Wäsche glotzende Kannibalen, Mettgut darf selbstverständlich nicht fehlen, an Schauwerten mangelt es daher nicht. Für mich ist "Lebendig gefressen" eher ein Abenteuerstreifen, der Flick wird jedoch dem Kannibalenfilm zugerechnet. Was solls, ich möchte nicht in Wortklauberei verfallen, mir gefällt dieser kurzweilige Trip in die grüne Hölle extrem gut.
Detective Dwight Faraday (Brian Benben) geniesst bei seinen Kollegen kein hohes Ansehen. Seit einiger Zeit darf er sich nur noch um belanglose Fälle kümmern, wenn der ihm zugeteilte Bereich "Animal attacks" keine Vorkommnisse zu bieten hat, starrt Faraday hauptsächlich Luftlöcher ins das trostlose Großraumbüro der Polizeiwache. Weil sich kein Kollege dazu aufraffen kann einem befremdlichen Anruf nachzugehen, wird der aufs Abstellgleis geschobene Detective mit der lästigen Aufgabe betraut. In einem Truck wurde ein bizarr anmutender Klumpen gefunden, der Fahrer der Zugmaschine ist nicht auffindbar. Schnell steht fest, dass es sich bei dem grausigen Fund um einen zu Mettgut verarbeiteten Menschen handelt, noch schneller drängt man Faraday aus dem Fall heraus. Gemeisam mit Officer Jacob Reed (Anthony Griffith), einem vorwitzigen Streifenpolizisten, befasst sich Faraday auf eigene Faust mit der rätselhaften Angelegenheit. Weitere Tote werden aufgefunden, die Körper der Männer wurden ebenfalls zu Brei geschlagen. Alle Überreste weisen Hufspuren auf, Abdrücke eines Hirsches oder eines Rehs, die Pathologin Dana (Sonja Bennett) kann sogar DNA dieser Wildtiere nachweisen. Doch welcher Hirsch greift Menschen an, lässt nur einen blutigen Klumpen von ihnen übrig? Auch die Tatorte passen teils nicht ins Bild, seit wann laufen Hirsche in Hotelzimmern herum? Detective Faraday stellt seinem Boss diverse Ermittlungsansätze vor, die Kollegen haben nur Hohn und Spott für ihn übrig. Als sich der in Ungnade gefallene Gesetzeshüter schliesslich doch noch offiziell mit den Geschehnissen beschäftigen darf, ist er der Wahrheit näher als er zu glauben wagt, tatsächlich macht eine ganz besondere Frau die Stadt und das Umland unsicher...
Uff! Am liebsten würde ich es bei einer eindeutigen Aufforderung belassen. SCHAUT EUCH UNBEDINGT DIESE WUNDERVOLLE SCHÖPFUNG VON JOHN LANDIS AN! Ja genau, dieser John Landis, dem wir Perlen wie "Blues Brothers" (1980) und "American Werewolf" (1981) zu verdanken haben. Landis setzt nicht auf wüstes Gemetzel, er baut auf herrlichen Humor und liebenswerte Charaktere. Angenehmerweise bekommt der Zuschauer es nicht mit stumpfsinnigem Klamauk zu tun, sondern mit feinem Humor, wirklich witzig-spritzigen Dialogen, die von den starken Darstellern punktgenau vorgetragen werden. Mit Zitaten aus dieser Episode könnte man etliche Seiten füllen, hört euch z. B. die Ausführungen bezüglich erschreckender Fälle an, die sich im London der frühen achtziger Jahre zugetragen haben (bei vielen Filmfreunden wird es heftig klingeln. Klar, Landis verweist augenzwinkernd auf seinen eigenen Klassiker "American Werewolf"). Wer die Herren zu einem Häufchen Hackepeter verarbeitet ist klar, Landis gibt uns keine Rätsel auf, die "Wild-Dame" darf ihre Reize mehrfach ausspielen. Wenn das wilde Rehweibchen auftaucht, setzt Landis stets auf die Erotik seiner Schauspielerin (Cinthia Moura), selbstverständlich mit dem hier omnipräsenten Humor garniert. Gewalt und Action spielen nur eine untergeordnete Rolle, lediglich das Finale haut milde auf den Putz. Wer beim Stichwort "Horror" in erster Linie auf Brutalitäten und Terror geeicht ist, der wird mit "Deer Woman" vermutlich wenig Freude haben, dies als Warnung an die Fraktion der ganz, ganz harten und bööösen Damen und Herren.
Brian Benben ist ein unscheinbarer Typ, was ihn wie geschaffen für den Part des frustrierten Detective Faraday macht (Benben durfte in "Dark Angel" (1990) an der Seite meines geliebten Dolph Lundgren agieren. Das geht euch am Popo vorbei!? Banausen!). Faraday scheint in seinem Umfeld kaum noch wahrgenommen zu werden, ab und an wird er zur Zielscheibe für abfällige Bemerkungen der Kollegen. Die grotesken Morde wecken neue Lebensgeister, plötzlich scheint seine Existenz wieder einen Sinn zu bekommen, füllt der Tod der unglücklichen Opfer sein tristes Dasein mit Leben. Freilich giert man ständig nach Hintergrundwissen, will erfahren warum Faraday für seine Kollegen (und sich selbst) zu einer Art Unperson wurde. Keine Angst, das Drehbuch lässt den Zuschauer nicht im Regen stehen, erwartet von der Erklärung aber keine allzu kreativen Ausritte. Anthony Griffith trägt als Streifenbulle Jacob Reed zur "Auferstehung" Faradays bei, die Gespräche der beiden "Helden" sind großartig, meine Schenkel musste etliche Klopfer über sich ergehen lassen. Sonja Bennett gibt eine kauzig-hübsche Leichenzerlegerin, fungiert gelungen als zusätzliche Sympathieträgerin. Cinthia Moura ist vor allem verdammt sexy, Herr Landis gewährt uns sehr schmackhafte Anblicke (danke!). Wortlos wickelt sie ihre hormongesteuerten Opfer um die Hufe (sorry, DER musste sein), die Herren gaffen und reden sich geil, die allumfassende Ernüchterung folgt auf dem Hufe (es reicht!). Genug zum Ensemble, die weiteren Mitwirkenden fügen sich gelungen in das Gesamtbild ein. Ätzende Kollegen, ein grantiger Chef, spitze Trucker und sonstiges Gezücht.
Fazit: Humor der besten Sorte, tolle Schauspieler, extrem kurzweilige Unterhaltung. Ich kenne die deutsche Synchronisation leider nicht, im Original macht "Deer Woman" jede Menge Spass. Abseits der üblichen Klischees hat John Landis einer packenden TV-Serie eine schöne Episode hinzugefügt. Rätsel und Überraschungen sollte man nicht erwarten, die Stärken von anderer Natur, lediglich das Ende hätte für meinen Geschmack eine Spur mehr Einfallsreichtum vertragen können.
Die Blu-ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume II) bietet neben "Deer Woman" zwei weitere Episoden aus der "Masters of Horror" Reihe an:
• Jenifer • Sick Girl
Technik und Ausstattung wie gehabt: Gute Bildqualität, bei den Extras wurde gespart.
Nun habe ich die zweite Blu-ray zur Reihe endlich vollständig gesichtet, zwei sehr starke Folgen ("Jenifer" & "Deer Woman") und der gute Beitrag "Sick Girl" sorgen für vorzügliche Unterhaltung.
Dicke 8/10 (sehr gut) für "Deer Woman", vielleicht ist bei der nächsten Sichtung noch mehr drin.
Murder Obsession(Italien, Frankreich 1981, Originaltitel: Follia omicida)
Anita, Laura & Silvia - Gipfeltreffen der Eurokult-Halbgöttinnen
Michael (Stefano Patrizi) verdient seine Brötchen als Filmschauspieler. Nach langer Zeit besucht er seine Mutter (Anita Strindberg), die ein großzügiges Anwesen auf dem Lande bewohnt, dort von ihrem Hausdiener Oliver (John Richardson) umsorgt wird. Michael verbindet ein merkwürdiges Verhältnis mit seiner Mutter, er stellt die mitgereiste Debora (Silvia Dionisio) als seine Mitarbeiterin vor, obwohl die junge Dame mit ihm Tisch und Bett teilt. Wenig später tauchen weitere Kollegen des Schauspielers auf, darunter eine attraktive Kollegin (Laura Gemser) und der Regisseur Hans (Henri Garcin). Niemand ahnt etwas von den schrecklichen Vorfällen, die sich vor vielen Jahren in Michael Kindheit zutrugen. Eine fürchterliche Bluttat prägt noch immer die Psyche des jungen Mannes, der im Knabenalter seinen eigenen Vater mit einem Messer erstach. Debora wird von Albträumen heimgesucht, erfährt von Michaels Mutter mehr über die finstere Vergangenheit ihres Lebensgefährten. Bizarre Morde brechen über die Besuchergruppe herein, die Grenze zwischen Fiktion und Realität beginnt zu verschwimmen. Wer steckt hinter den Gewaltexzessen? Wurde Michael von seinem Kindheitstrauma übermannt? Oder hat der geheimnisvolle, verschrobene Oliver seine Finger in diesem blutigen Spiel...???
Bereits 1946 inszenierte Riccardo Freda seinen ersten Spielfilm. Bis 1969 entstand der größte Teil seines Schaffens, seine Beiträge aus den siebziger Jahren haben sich trotzdem nachhaltiger in meinem Gedächtnis eingeprägt. 1969 fügte er dem "Edgar Wallace Universum" mit "Das Gesicht im Dunkeln" ein interessantes Werk zu, Klaus Kinski durfte dort seine Qualitäten als Hauptdarsteller beweisen, Wallace-Fans bewerten den Film sehr unterschiedlich (ich mag den Streifen, was sicher nicht überraschend anmutet). 1971 kam Freda mit dem unterhaltsamen Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (L'iguana dalla lingua di fuoco) aus der Kiste, 1972 gab es den herrlichen Grusler "Tragic Ceremony" (Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea) zu bestaunen. Dies soll als kurzer Blick auf Fredas Filmographie genügen, ich wende mich nun "Murder Obsession" zu.
Die letzte Regiearbeit Fredas kommt mit einer ordentlichen Dosis Gothic-Horror daher, wirft gialloeske Elemente in die Waagschalen des Blutes, kann mit einem sehr beachtenswerten, bemerkenswerten Ensemble auftrumpfen. Ich nutze gern Worte wie "Atmosphärenschmeichler" und "knuffig", auf diesen Film treffen sie in ganz besonderem Maße zu. Die Schauplätze machen keine Gefangenen, ein altes, großes und vor allem unheimliches Gemäuer, in dem ständig der Strom "ausfällt", Kerzen versuchen der Dunkelheit flackend Paroli zu bieten. Flucht ausgeschlossen, selbstverständlich wird das Anwesen von einem Wald umschlossen, der als Schauplatz für "feucht-glibbrige" und "nass-rote" Vorfälle herhält. Seinen sinnlichen Höhepunkt erlebt der Flick während einer grotesken Traumsequenz, in der Silvia Dionisio auf eine gigantische Gummispinne trifft, Fledermäuse an Fäden durch das gruftige Ambiente schwirren, Blut aus Totenschädeln quillt. Klar, da geht mir das Herz auf, da kennt die Knuffigkeit keine Grenzen! Freda geht sogar einen Schritt weiter, er gönnt dem freudig erregten Zuschauer ein paar Blicke auf Frau Dionisios wohlgeformte Möpse. Ich bin im Himmel, einen schöneren Albdruck kann es nicht geben! Manch übler Nörgelbruder wird sich über die eigenwillige Spinne beschweren, doch was kümmert es mich, ich liebe solchen Unfug. Überwiegend fühlt sich das liebenswerte Treiben angenehm altmodisch an, scheint eher aus den späten Sechzigern/frühen Siebzigern zu stammen. Zwei, drei wüste Metzeleien sind offenbar dem Zeitgeist der frühen achtziger Jahre geschuldet, doch ausgerechnet diese kleinen Einlagen sind handwerklich katastrophal ausgeführt. Gehen die "anderen gezeigten Seltsamkeiten" als bewusstseinserweiternd durch, klatscht uns das Mettgut als purer Obertrash frontal in die Fresse. Fürs Phrasenschwein: "Weniger ist manchmal mehr". Mir haben diese Aussetzer keinesfalls den Spass geraubt, sie nagen an der Atmosphäre, richten aber letztlich keinen nennenswerten Schaden an. Bei Freda gehen Meisterschaft und Versagen ab und an Hand in Hand, was seine Filme noch tiefer und inniger in meinem Herzen verankert.
Den Damen gewähre ich gern den Vortritt, auf geht es! Silvia Dionisio ist immer einen Blick wert, spätestens seit "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) hat sie einem Platz auf meinem Altar sicher. Die Rolle der Debora ist ein harter Job, Silvia besteht die Prüfung mit ihrem natürlichen Sexappeal, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen kann (warum sollte ich auch?). Laura Gemser verkörperte in etlichen Sausen die legendäre "Black Emanuelle", wälzte sich in zahlreichen Erotikstreifen im heissen Sand und auf bebenden Matratzen. Ganz ohne Nummer kommt sie auch unter Freda (unter Freda, huhu) nicht aus, wandelt aber überwiegend auf züchtigen Pfaden. Laura in einer (fast) etwas anderen Rolle, sehr angenehm. Ich schrieb es bereits häufiger, mir ist Laura Gemser "zu wenig Frau", mir fehlen die entscheidenden Rundungen. Trotzdem sehe ich Laurachen immer wieder gern, sie ist mir sympathisch, ihre Filmographie trifft meinen Nerv. Noch bemerkenswerter ist das Wiedersehen mit der Schwedin Anita Strindberg, die in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in erstklassigen Gialli mitwirkte, zu den weiblichen Stars des Genres zählte. Titel wie "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) und "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" (Chi l'ha vista morire, 1972) sprechen für sich. Strindberg präsentiert sich deutlich gereift, ihre Darbietung geht weit über das nette Blondchen hinaus. Ihrem Filmsohn kommt sie unangemessen nahe, eine rätselhafte Aura umgibt die Hausherrin, was steckt hinter der edlen Fassade? Martine Brochard will ich nicht unterschlagen, sie geht im Vergleich zum "Mega-Trio" fast ein wenig unter, dient als positiv zu bewertende Ergänzung. Frauenpower der Oberklasse, kein leichtes Spiel für die Männlein. Stefano Patrizi spielt den grossen, verwirrten und unsicheren Jungen gelungen, sein eher unscheinbares Äußeres erweist sich dabei als hilfreich. Henri Garcin gibt den "Ergänzer" im Männerteam, John Richardson fällt die interessanteste Rolle zu. Sein Oliver ist ein seltsamer Kerl, der nicht nur den anwesenden Damen eine Gänsehaut verpasst. Zusammenfassend: Eine starke Truppe! Wo bekommt man schon Silvia Dionisio, Laura Gemser und Anita Strindberg in einem Film zu sehen?
"Murder Obsession" ist (mal wieder) einer dieser Filme... Eine dieser Super-Sausen, ein Streifen der mein Herz im Sturm erobert. Freda leistet sich hier und da ein paar Schnitzer, die Effektmenschen greifen teilweise tief ins Schüsselchen. Na und??? Warum sollte ich diesem Atmosphärenhammer-Knuffelchen in die Wade beißen, es gibt keinen verdammten Grund dafür! Groteskes Ungetüm, saftiges Obst, Abgründe des Grauens. Riccardo Freda setzt seiner letzten Regiearbeit mit einem tiefschwarzen Ende die Krone auf, danke dafür!
Mir liegt die italienische DVD von Raro vor, die mit ihrer reichlich mittelprächtigen Bildqualität der Atmosphäre des Streifens nicht gerecht wird. Mir ist diese Scheibe freilich lieber als keine Scheibe, eine verbesserte Auswertung wäre allerdings sehr zu begrüßen, verdient hat der Film es zweifellos. Immerhin liegt ein kleines Booklet bei, im Bonusbereich plauert FX-Bursche Sergio Stivaletti fleissig drauf los. Übrigens liegt der Ton in italienischer und englischer Sprache vor. Ein Vergleich lohnt, denn die musikalische Untermalung unterscheidet sich teils sehr deutlich! Tipp: Beschafft euch zusätzlich Fredas "Tragic Ceremony", geniesst während einer lauschigen Herbstnacht ein herrliches Double Feature!
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat: "Your Mother is a Monster of evil" (Welch infame Unterstellung!)
Folge 89 - Die Stunde der Mörder(Deutschland 1981)
Herr Bonna (Rolf Becker) leitet ein Altersheim der gehobenen Güteklasse. Momentan muss er sich dem Urteil des Gerichts stellen, er soll drei Bewohner des Heims ermordet haben. Glück für Bonna, er wird aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Herr Mahler (Horst Caninenberg) ist alles andere als zufrieden mit diesem Urteil, der rüstige Rentner sitzt während vieler Verhandlungen als Zuhörer im Gerichtssaal. Nach dem Freispruch übernimmt Bonna sofort wieder die Leitung des Seniorentempels, wird von den Bewohnern freundlich begrüßt und beglückwunscht. Mahler taucht auf, gibt vor sich für ein Zimmer in Bonnas Wohnheim zu interessieren, einige Stunden später liegt Bonna erschossen im Hausflur des Gebäudes. Frau Dederich (Luitgard Im), die wichtigste Mitarbeiterin des Getöteten, kann sich an keine besonderen Vorkommnisse erinnern, lediglich ein gewisser Herr Mahler ist ihr im Gedächtnis geblieben. Derrick fühlt Mahler auf den Zahn, der kann jedoch ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Zeitpunkt der Tat mit seinem Enkelkind Inge (Irina Wanka) in der Oper. Eine weitere Person kommt zu Tode, ein ebenfalls aus Mangel an Beweisen freigesprochener Bursche, der vermutlich trotz seiner Schuld nicht verurteilt werden konnte. Auch das zweite Opfer hatte zuvor Kontakt zu Herrn Mahler, der jedoch erneut über ein bombensicheres Alibi verfügt. Derrick fällt zunehmend die regelrechte Besessenheit des älteren Herrn auf, die Ermittlungen werden in Richtung Mahler und Umfeld gelenkt...
Horst Caninenberg sehen wir als offensichtlich gut situierten Rentner, der sich in ein trügerisches Netz verstrickt hat, Selbstjustiz mit Gerechtigkeit verwechselt. Derrick hat dazu (wie könnte es anders sein) die passenden Worte parat, die er dem selbsternannten "Gesetzeshüter" eindringlich ins Gehör massiert. Caninenberg spielt seine Rolle mit "nüchterner Konsequenz", nur ansatzweise droht sein Herr Mahler die Contenance zu verlieren. Rolf Becker steht der glatte Fiesling gut zu Gesicht, seine Motive bleiben teils ungeklärt, was die Fragwürdigkeit seines gewaltsamen Ablebens unterstreicht. Irina Wanka gibt das wohlerzogene Enkelchen des Hauptverdächtigen Mahler, Beatrice Norden ihre Mutter. Wie auch Luitgard Im kann man den Damen ein gutes Zeugnis ausstellen, obwohl ihre Auftritte lediglich in die Kategorie "solides Schauspiel" fallen (viel mehr geben diese Rollen sowieso nicht her). Rudolf Fernaus Auftritt gerät einprägsamer, er scheint hinter die Fassade des ersten Opfer zu blicken. Eine Aufzählung der weiteren Nebendarsteller würden den Rahmen sprengen, Hans Caninenberg ist (neben Tappert) ganz klar der Dreh- und Angelpunkt dieser Folge. Fritz Wepper beeindruckt mit einem extrem "eigenwilligen" Sakko, welches mit seinem sehr "speziellen" Design die Augen des Zuschauers drangsaliert (Schmunzelgarantie inklusive!).
"Die Stunde der Mörder" ist sicher kein besonders raffiniert angelegtes Stück Krimiunterhaltung. Immerhin gewinnen die Ermittler Erkenntnisse, die den Fall auf eine grössere Tragweite anwachsen lassen, die zumindest über die frühen Gedankenspiele hinausreichen. In erster Linie ist "Die Stunde der Mörder" ein eindringliches Plädoyer gegen Selbstjustiz, ein klares Bekenntnis zu unserer bestehenden Rechtsordnung (Derrick obliegt die Aufgabe die -von mir unterstellten- Ansichten und Absichten des Autors dem Betrachter nahezubringen). Theodor Grädler inszenierte ohne Krawall und Effekthascherei, kein Hauch von Popanz lenkt von der "Message" ab. Frank Duvals Kompositionen neigen oft -spätestens zum Ausklang der Folge- zu angenehmer Melancholie und/oder kitschigem Geschleim, diesmal tönt es während des Abspanns überraschend kantig aus den Lautsprechern. Interessantes Detail am Rande: Das "Altersheim" dient heute als "Fürstenhof" in der ARD-Daily "Sturm der Liebe". Ich war mir zunächst nicht sicher, aber ein Blick auf die deutsche Derrick-Fanseite #1 bestätigte meine Vermutung. "Die Stunde der Mörder" bietet angenehme Derrick-Kost, knapp unterhalb des Durchschnitts. Nicht mehr, nicht weniger.
Rudolf Wiegand (Robert Atzorn) gerät auf dem Starnberger See in einen Sturm, sein Segelboot kentert, Wiegand kann in letzter Sekunde gerettet werden. Auf Nachfrage der Rettungskräfte gibt er an, dass auch seine Ehefrau Ursula (Maria Sebaldt) an Bord gewesen sei, die anschliessende Suche bleibt jedoch erfolglos. Herr Randolf (Heinz Moog), der Vater der Vermissten, ist sofort fest davon überzeugt, dass sein Schwiegersohn nicht die Wahrheit sagt, Ursula aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ermordet hat. Der ältere Herr sucht Derrick und Klein auf, die zunächst keinerlei Hinweise auf eine Straftat erkennen können. Als die Kriminalbeamten sich schliesslich ein Bild von Rudolf Wiegand machen, keimen erste Verdachtsmomente gegen den leicht reizbaren Burschen auf. Die Ehe der Wiegands war offenbar schon seit einiger Zeit schwer zerrüttet, Rudolf Wiegand unterhielt schon vor dem Verschwinden seiner Gattin ein Verhältnis zu Anita Kampe (Christiane Krüger). Ferner findet sich kein Zeuge, der Ursula Wiegand am Tag des Sturms auf dem Boot gesehen hat. Für Derrick besteht inzwischen kein Zweifel mehr, Ursula Wiegand wurde von ihrem Ehemann ermordet. Aber wo sollen die Ermittler ansetzen, die Leiche der Frau ist nicht auffindbar, eindeutige Zeugenaussagen sind gleichfalls Mangelware...
Robert Atzorn spielt einen Charakter am Rande des Irrsinns. Auf den zunehmenden Ermittlungsdruck reagiert er mit Gereizheit, verliert mehr und mehr die Kontrolle über seine Gedanken und Handlungen, bringt letztlich seine "Verbündete" gegen sich auf. Eine starke Vorstellung, konsequent unsympathisch und glaubwürdig. Christiane Krüger mutet zunächst wie das "typische blonde Liebchen" an, bietet aber dennoch mehr als eine hübsche Fassade. Sie glänzt in sehr starken Szenen mit Horst Tappert, in der Autor Herbert Reinecker seinem Hang zu philosophisch angehauchten Dialogen nachgibt. Heinz Moog tobt in der Rolle des zornigen Schwiegervaters und (eher nebenher) trauernden Vaters durchs Bild. Holger Petzold untermauert in einer kleinen Nebenrolle, die Fragwürdigkeit des von Atzorn dargebotenen Verdächtigen. Für Willy Schäfer (Berger) fallen erneut lediglich ein paar Krümel ab, er darf am Ende der Folge den Schrott aus dem Büro seiner Herrschaften entfernen.
Obwohl "Tod im See" nur ein kleines Ensemble auffährt, mutet diese Folge zu keiner Zeit wie ein Kammerspiel an. Herbert Reinecker hat weitaus packendere Geschichten erdacht, hier läuft alles viel zu schematisch ab, mangelt es an Höhepunkten und Griffigkeit. Die ausgelutschte "Zermürbungstaktik" zeugt ebenso von der wenig kreativen Arbeit Reineckers. Da kann auch -der von mir sehr geschätzte- Alfred Vohrer nicht viel ausrichten, mehr als brave Kost wird nicht geboten. Dank der üblichen Klasse der Schauspieler, wird der Fan immerhin zufriedengestellt, nachhaltigen Eindruck hinterlässt Folge 88 leider nicht. Erstaunlich, wo manch andere Episode durch (pseudo)-philosophische Dialoge (fast) beschädigt wird, sind diese Momente die bescheidenen Glanzlichter von "Tod im See". Immerhin klingt der Score von Frank Duval diesmal kantiger, erinnert teilweise an die Folgen aus der ganz frühen Phase der Reihe (1974-75), an denen Duval noch nicht beteiligt war. Insgesamt eine Folge aus dem Unterhaus der Reihe, die spürbar hinter dem Durchschitt (der bei gefühlten 7/10 liegt) zurückbleibt.