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  • Bruce Lee im Ultrakurzformat

    Bruce Lee Kollektion von Universum Film


    In den letzten Tagen war die Sichtung der Box aus dem Hause Universum fällig. Meine letzte Begegnung mit den Filmen lag viele Jahre zurück, dementsprechend gross war die Vorfreude. Da der Inhalt sowieso bekannt sein dürfte, fasse ich mich diesmal besonders kurz.


    Die Todesfaust des Cheng Li (Hongkong 1971)

    Cheng ist ein gutmütiger, aber auch recht naiver junger Mann. Sein neuer Arbeitgeber ist ein fieser Drogenboss, als mehr und mehr lästige Mitwisser beseitigt werden, muss Cheng seine Kampfkünste auspacken...

    Nach "Enter the Dragon" mein Liebling mit Bruce Lee. Freilich sind die tollen Kämpfe die Zierde des Films, doch auch abseits fliegender Fäuste und brechender Knochen ist das Teil sehr unterhaltsam. Lee lässt sich fast von den Bösewichtern einwickeln, findet aber schnell auf den richtigen Pfad zurück.

    Macht immer wieder Freude! 7,5/10 (gut bis sehr gut)


    Todesgrüsse aus Shanghai (Hongkong 1972)

    Hier müssen die Japaner als Bösewichte herhalten, in Filmen aus Hongkong wahrlich keine Seltenheit. Als sein Meister unerwartet verstirbt, erhält unser Held nach und nach erschreckende Einblicke, ergo müssen die bööösen Japse zur Rechenschaft gezogen werden. Deren Obermotz hat einen feisten Russen zu Gast, doch Bruce Lee ist nicht zu stoppen...

    Das Drehbuch mutet reichlich einfallslos an, wandelt auf breit ausgetretenen Pfaden. Spass macht der Flick selbstverständlich trotzdem (oder gerade deswegen), das hier vorherrschende beschränkte Weltbild sorgt immer wieder für Schmunzler, die guten Chinesen, die abgrundtief verdorbenen Japaner.

    Guter Stoff = 7/10


    Die Todeskralle schlägt wieder zu (Hongkong 1972)

    Bruce Lee muss sich in Rom mit schleimigen Gaunern rumschlagen. Die hübsche Nora Miao führt in der Hauptstadt des Stiefellandes ein Restaurant, unerwünschte Drecksäcke setzen der jungen Frau mit Nachdruck zu. Bruce Lee hört diesmal auf den Namen Tang Lung, nachdem er Horden von Verbrechern verkloppt hat, hetzt ihm der hinterlistige Gangsterboss Chuck Norris auf den Leib. An dieser Stelle wird es albern, schliesslich wissen es alle Männlein und Weiblein, Chuck Norris ist unbesiegbar, grins...

    Bruce Lee übernahm die Regie, der Film schielt deutlich auf den westlichen Markt, nicht nur die gewählte Location Rom spricht Bände. Neben den Kämpfen wird der Streifen von jeder Menge Humor durchzogen, der den Helden noch sympathischer und knuffiger erscheinen lässt. Chuck Norris erfreut das Auge mit wuchernder Körperbehaarung (würg), damals war ein Mann noch Mann, musste ein Mann tun, was ein Mann tun muss.

    Guter Stoff, mit leichten handwerklichen Abstrichen bei der Regie = 7/10


    Bruce Lee - Mein letzter Kampf (Hongkong, USA 1978)

    Lee gibt den erfolgreichen Schauspieler Billy Lo, der sich gegen die Machenschaften eines mächtigen Verbrechersyndikats wehrt...

    Für diesen Film fügte man bereits gedrehte Fragmente mit Teilen aus Bruce Lees früheren Filmen und neu produzierten Szenen zusammen. Überraschend ist diese "Leichenfledderei" nicht, immerhin prügelten sich etliche Bruce Lee-Clone durch jede Menge billig produzierte Eastern, ein eigenes Genre namens "Bruceploitation" entstand nach dem Tod des Stars. Warum also nicht auch das Original weiter ausschlachten...

    Manches ist gelungen, teils wird der Flickenteppich überdeutlich sichtbar. Insgesamt unterhaltsam, auf die übliche Zahlenwertung verzichte ich aus Respekt vor den anderen Lee-Sausen.

    ---

    Vielleicht noch ein paar Worte zur Qualität der BD-Auswertungen. "Todesfaust", "Todesgrüsse" und "Mein letzter Kampf" gehen IMHO als solide durch, bei "Todesgrüsse" sollte man ein Auge zudrücken. Boni sind sehr dünn gesät, der faire Preis entschädigt jedoch für die schmale Ausstattung. Fazit: Kein perfektes und luxuriös ausgestattetes Set, insgesamt jedoch ansprechend und klare Pflicht für alle Bruce-Sympathisanten!


  • Links: Kleine Hartbox (Nr. 80) aus der CMV Trash Collection, Cover A / Rechts: US-DVD von Troma Retro



    Der Totenchor der Knochenmänner (Spanien, Italien 1972, Originaltitel: La orgía de los muertos)

    Paul verehrt sterbliche Überreste

    Serge (Stelvio Rossi aka Stan Cooper) reist in eine abgelegene Gegend, er soll dort das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten. Die Einheimischen erweisen sich nicht als zugänglich, ein älterer Herr warnt den Neuankömmling vor unheimlichen Begebenheiten, doch der selbstbewusste Serge pfeift auf das schrullige Geschwätz. Wenig später soll dem jungen Mann tatsächlich der Schrecken in die Glieder fahren, er entdeckt eine erhängte Frau, deren Leiche an einem Ast baumelt. Serge nimmt die Beine in die Hand, seine verzweifelten Hilferufe werden von der liebenswerten Dorfbevölkerung ge­flis­sent­lich ignoriert. Schliesslich trifft er ausser Atem am Ziel seiner Reise an, wo er von der Bediensteten Doris (Dyanik Zurakowska) freundlich empfangen wird. Noch offenherziger wird Serge von der Witwe seines verblichenen Verwandten begrüßt, flott landet er mit Nadia (Maria Pia Conte) im Schmuddelbettchen. Nicht alle Bewohner des Anwesens freuen sich über den neuen Hahn im Korb, bevor Serge mit Nadia die Kissen umpflügen kann, muss er zunächst den eifersüchtigen Diener (Carlos Quiney) gewaltsam aus dem Haus entfernen. Vom Baum herab hing übrigens die Tochter des Erblassers, das Testament weist nun Serge als Begünstigten aus, Nadia wird zu ihrem Ärger mit einer belanglosen Kleinigkeit abgespeist. Andere Sorgen hat Professor Leon Droila (Gérard Tichy), Wissenschaftler und nebenbei Vater der bezaubernden Doris, er macht sich Gedanken um die weitere Förderung seiner Forschungen, die ihm der alte Schloßherr über einen längeren Zeitraum ermöglichte. Noch sind nicht alle Fragen bezüglich des Selbstmordes geklärt, wirkte eventuell eine weitere Person am Ableben der jungen Frau mit? Schnell gerät der seltsame Totengräber Igor (Paul Naschy) in Verdacht, der zuständige Ermittler (Pasquale Basile) findet in der Behausung des Burschen äusserst befremdliche Dinge vor. Bald sind weitere Tote zu beklagen, die schreckliche Wahrheit sprengt jegliche Vorstellungskraft...

    Spanischer Horror aus den siebziger Jahren, einer der herrlichsten Spielplätze für mein altes Herz. Die Regie übernahm in diesem Fall nicht einer der üblichen Verdächtigen, weder León Klimovsky noch Amando de Ossorio waren am Start, der umtriebige Paul Naschy sollte sein Regiedebüt sowieso erst wenige Jahre später feiern. José Luis Merino nahm auf dem Chefsessel Platz, ein Mann der nur selten im Horrorsektor unterwegs war. Immerhin geht der schöne Grusler "Das Geheimnis von Schloß Monte Christo" (1970) auf seine Kappe, wahrlich kein schwacher Arbeitsnachweis. "Der Totenchor der Knochenmänner" wurde in Deutschland auch unter dem Titel "Die Bestie aus dem Totenreich" vermarktet. Noch abstruser muten einige internationale Schöpfungen an, aus "La orgía de los muertos" (Die Orgie der Toten) wurde z. B. "Bracula - Terror of the Living Dead"! Nein, das ist kein Tippfehler, es soll in der Tat "Bracula" heissen, vermutlich waren Drogen im Spiel.

    Den geneigten Zuschauer erwartet ein typischer Genrebeitrag, was keinesfalls abwertend gemeint ist, spanischer Horror ist immer für knuffige Unterhaltung gut. Da wäre zunächst die malerische Ortschaft, die in ein schönes Bergpanorama eingebettet ist. Gruften, Gräber, Gänge und stilvoll eingerichtete Räume gesellen sich hinzu. Nicht weniger ansprechend und reizvoll sind die Charaktere angelegt, da hätten wir den jungen und dynamischen Helden im Angebot, das ruchlose Flittchen, das warmherzige Dienstmädchen. Das reicht euch bereits? Von wegen, der nicht allzu clevere Schmalspur-Ermittler, ein überspannter Wissenschaftler und ein aufbrausender Butler sollen nicht unterschlagen werden. Vor allem giert der Fan nach Paul Naschy, der als durchgeknallter Leichenschlabberer prächtig aufspielt. Obschon ihm nur eine Nebenrolle zufällt, kann er dem Streifen seinen Stempel aufdrücken, hinterlässt eine nachhaltige Duftmarke (ähmm...).

    Bevor es zu ausufernd wird, folgt flugs der übliche Blick auf das Ensemble. Stelvio Rosi (unter seinem Künstlernamen Stan Cooper am Start) war offensichtlich das Vorbild für den prachtvollen Haarschnitt von Helge Schneider, zumindest war das mein erster Gedanke, als ich Herrn Cooper auf meinem Bildschirm erblickte. Die Darstellung des cleveren Lebemannes gelingt dem Italiener gut, er geht nicht im Taumel der teils skuriller angelegten Nebenfiguren unter. Richtig stark Gérard Tichy in der Rolle des Professors, der dem erstaunten Neuankömmling eindrucksvolle Einblicke in seine Arbeit gewährt, aber hinter dessen braver Fassade noch viel, viel mehr zu entdecken ist. Pasquale Basile macht uns den "Möchtegern-Holmes", was mir mehrfach ein wohlwollendes Schmunzeln entlockte, ferner fällt Carlos Quiney auf, der in der frühen Phase der Sause mehrfach in die Fäuste von Stan Cooper laufen darf. Wie bereits erwähnt, ist selbstverständlich der einmalige, einzigartige und unvergessene Paul Naschy die Hauptattraktion, mit irrem Blick geifert er als nekrophiler und wahnsinniger Igor durch die Kulissen, es ist eine wahre Wonne. So abstossend und verdorben Igor auch sein mag, in erster Linie ist der Totengräber ein bemitleidenswerter Einzelgänger am Rande der kleinen Dorfgemeinschaft, sein Dasein mutet gleichzeitig bizarr und tragisch an. Schon sind wir in den Reihen der Damen angekommen, die in spanischen Horrorfilmen meist das Auge des gierigen Lüstlings erfreuen. In dieser Disziplin geht "Totenchor" eher im Mittelfeld über die Ziellinie, so machner verwandte Flick hat schönere Frauen im Gepäck, gewährt überdies etwas großzügigere Einblicke. Bitte versteht mich nicht falsch, hier sind keinesfalls hässliche Lappen am Start! Maria Pia Conte gewinnt klar den ersten Preis, der Wirkung ihrer Augen kann ich mich nicht entziehen, als kleines Flittchen hat sie sowieso sofort meine Zuneignung erobert. Dyanik Zurakowska fällt die Rolle des braven Gegenpols zu, sie zieht nur unter Druck blank, gefällt mir verhüllt besser, ihr Obstkorb ist mir zu dürftig bestückt (ja, ich bin ein widerlicher und unverbesserlicher Chauvinist!). Aurora de Alba kommt nur kurz zum Zuge, damit will meine Bemerkungen zur Besetzung beschliessen.

    Mir liegen zwei DVD-Auswertungen zu diesem Film vor, die deutsche Scheibe aus dem Hause CMV, die US-DVD von Troma Retro, beide Silberlinge haben Stärken und Schwächen. Bei der CMV-DVD säuft das Bild zu oft in Dunkelheit ab, zudem schwächelt die Kompression sehr deutlich. Troma hat in diesen Disziplinen die Nase vorn, dafür fehlen die Farben, das Bild ist sehr braunstichig. Schade, denn "Der Totenchor der Knochenmänner" ist ein -im wahrsten Sinne des Wortes- sehr schöner Film, dessen Anmut unter den Einschränkungen der DVDs leidet. Zeilenzähler und Pixelonanisten werden sich sowieso nicht für den Streifen interessieren, der tolerante Fan kann mit diesen DVDs IMHO recht gut leben. Erfreuliches gibt es über die Ausstattung zu berichten. CMV bietet angenehme Extras an, Trailer, Bilder und alternative Szenen sind die Stichworte. Die grösste Zierde dieser Veröffentlichung ist jedoch die Sonderausgabe des von mir sehr geschätzten Magazines Creepy Images, für die die schnöde Bezeichnung "Booklet" glatt eine Beleidigung wäre. Thorsten Benzel hat sich nicht lumpen lassen, der Macher des Magazines steuerte Bildmaterial aus seiner Sammlung bei, toll! Den Sympathiepreis für besondere Leistungen hat die CMV-Scheibe damit bereits sicher, doch auch Troma hat sich nicht lumpen lassen. So bietet die US-Scheibe u. a. Interviews mit Paul Naschy und Jose Luis Merino an, weitere Boni gesellen sich hinzu, obendrauf sogar ein Bonusfilm (Sweet Sound of Death). Als Verehrer des Eurokinos sollte man beide Ausgaben besitzen, Material von Thorsten Benzel findet sich übrigens auch auf der Troma-DVD. Ich rate zum Besuch der Website: http://www.creepy-images.com

    Wenn ich "nur" 7/10 (gut) ziehe, dann ist diese Bewertung den übermächtigen Brüdern und Schwestern geschuldet, die das spanische/europäische Horrorkino der siebziger Jahre so einzigartig machen. Daher sind diese 7/10 ein echtes Schwergewicht, die Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte sprengen sowieso jede Skala!

    Lieblingszitat:

    "Der Kerl bewahrt hier Damenunterwäsche auf."
    "Vielleicht ist er ein Fetischist!?"


    ...aus der englischen Fassung:

    "I'm afraid, we just have to start looking for a new Butler. Good Night."


  • Grosse Hartbox Nr. 109 von X-Rated (Cover A)


    Jäger der Apokalypse (Italien 1980, Originaltitel: L'ultimo cacciatore)

    Die italienische Sicht auf den amerikanischen Albtraum

    Captain Henry Morris (David Warbeck) wird mit einer brisanten Mission beauftragt. Irgendwo tief im Dschungel hat der Feind einen Radiosender installiert, der die Moral der US-Soldaten mehr und mehr der Zersetzung anheimfallen lässt. Bereits die "Anreise" zum Ausgangspunkt des Auftrages wird zum Höllenritt, die Hubschrauber geraten ins Visier der erbarmungslosen Widersacher. Als Morris schliesslich wieder Boden unter den Füßen hat, trifft er in der grünen Hölle auf einen kleinen Unterstüzungstrupp, aus dem sich bald George Washington (Tony King) und Carlos (Bobby Rhodes) als zuverlässigte Helferlein hervortun. Über die Anwesenheit der Journalistin Jane Foster (Tisa Farrow) ist Morris zunächst weniger begeistert, man arrangiert sich jedoch nach einer kurzen Anlaufzeit. Immer wieder geraten Morris und seine Mannschaft in Bedrängnis, ist die Mission zum Scheitern verurteilt...???

    Wenn der von mir sehr geschätzte Antonio Margheriti auf dem Regiestuhl sitzt, dann wird dem Freund des gepflegten Eurokinos fast immer herrliche Unterhaltung geboten. Wir verdanken Margheriti stimmungsvolle Krimis (teils mit Mystery-Schlagseite), starke Western, bekloppten SF-Trash und vieles mehr. Hier ein minimaler Auszug aus seinem Schaffen, fünf Werke die mir ganz besonders am Herzen liegen:

    • Sieben Jungfrauen für den Teufel (Nude... si muore, 1968)
    • 7 Tote in den Augen der Katze (La morte negli occhi del gatto, 1973)
    • Satan der Rache (E Dio disse a Caino, 1969)
    • Einer gegen das Imperium (Il mondo di Yor, 1983)
    • Kommando Leopard (1985)

    "Jäger der Apokalypse" trägt den Originaltitel "L'ultimo cacciatore", die Übersetzung lautet "Die letzten Jäger". Von dem vielsagen Wort "Apokalypse" versprach sich der deutsche Vertrieb damals vermutlich mehr, immerhin flimmerte in den späten siebziger Jahren das bildgewaltige Epos "Apocalyse Now" von Francis Ford Coppola über die Leinwände der Nation. Tatsächlich bedient sich Antonio Margheriti hier und da bei Coppola, streut einige pseudo-dramatische Szenen ein, die dem Zuschauer so etwas wie Tiefgang vorgauklen sollen. Zu Beginn der Selbstmord eines durchgeknallen Kameraden der Hauptfigur, zum Finale ein mit bombastischen Klängen untermalter Hubschrauberangriff. Weitere Beispiele sind mühelos während der Sichtung erkennbar, eine Aufzählung wäre ermüdend, ich rate daher dringend zum Genuss der Sause! Keine Bange, zu einem verquasten "Anti-Kriegsfilm" wird Margheritis Beitrag zu diesem US-Trauma nie, viel zu reisserisch sind die Action-/Gewaltszenen angelegt, die Dialoge und Sprüche greifen mit Beigeisterung in die unteren Schubladen. Um es mit einem Wort/Satz aus dem aktuellen Sprachschatz des Filmfreundes zu beschreiben: "Jäger der Apokalypse" ist extrem "exploitativ" angelegt, bleibt stets ein wüster Reisser, mutiert nie zur ernsthaften Anprangerungsveranstaltung. Klartext: das Teil ist und bleibt zu 100% ein wunderbarer Exploitationfilm, Margheriti gehört zu den Meistern seines Fachs. Damit ist "eigentlich" genug gesagt. Wer sich nicht bereits angewidert abgewendet hat, der sollte sich schnellstmöglich eine geeignete DVD beschaffen und Spass haben!

    Ich erlaube mir dennoch ein paar Zeilen zur Besetzung, die Damen und Herren vor der Kamera sollen nicht ungewürdigt bleiben. David Warbeck, jeder Freund des italienischen Horrorfilms erkennt ihn sofort, der gute Mann spielte in Lucio Fulcis Knüller "Die Geisterstadt der Zombies" (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981) eine Hauptrolle, agiert dort an der Seite der sympathischen Catriona MacColl. Als kantiger und zielstrebiger US-Offizier macht Warbeck einen guten Job, dazu benötigt er keine Muskelfleischberge auf den Knochen, es geht auch ohne "Rambo-Look". Auch Tisa Farrow hatte unter der Anleitung von Lucio Fulci ihren grössten Momente, sie ist im grandiosen "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) am Start, dazu im unvergessenen "Man-Eater" (Antropophagus, 1980) des geschätzten Joe D'Amato. Dank Warbeck und Farrow sind die Hauptrollen folglich mit einem hohen und angenehmen Wiedererkunngswert ausgestattet, das dynamische Duo findet meine volle Zustimmung. Als Co-Helden fungieren Tony King und Bobby Rhodes, die mit ihren flott-dämlichen Sprüchen immer wieder für Schmunzler sorgen. Überhaupt gefällt mir sehr gut, dass man einem schwarzen Sergeant den Namen George Washington verpasst hat. Aus den Nebenfiguren ragt John Steiner hervor, er gibt den schrulligen Major Cash, der im Dschungel auf verlorem Posten einen Sauhaufen von abgewrackten und ausgebrannten Knalltüten befehligt. Die stets liebenswerte Froschfratze Luciano Pigozzi sehen wir als "Barmann", Massimo Vanni legt ein flottes Solo hin, getrieben durch feindliches Feuer. Damit genug, diverse Gesichtsruinen fülllen das Ensemble angemessen auf.

    Antonio Margheriti versteht es sein Publikum zu unterhalten. "Jäger der Apokalypse" spult treffsicher sämtliche Klischees ab, das Ergebnis ist ein äusserst kurzweiliger und zeitweise angenehm räudiger Kriegsactioner. Die Action ist stilsicher inszeniert, Freunde rustikaler Momente kommen bei diversen Panschereien auf ihre Kosten. Bevor ich nun in endlose Beigeistungsstürme verfalle, gibt es abschliessend den Blick auf die mir vorliegende DVD-Auswertung. X-Rated hat ursprüglich eine gekürzte Fassung veröffentlicht, die zusätzlich durch ihr falsches Bildformat unangenehm auffiel. Mit der nachgereichten "Perfect 2.35 Uncut Edition" kann ich gut leben, lediglich die Kompression schwächelt ab und zu, insgesamt könnte das Bild eine Prise mehr Schärfe vertragen. Perfekt ist die Scheibe sicher nicht, insgesamt aber eine brauchbare und zufriedenstellende DVD zu einem unverzichtbaren Film!

    7,5/10 (gut bis sehr gut - Tendenz steigend)

    Lieblingszitat:

    "Angenehmes Bad und gute Reise!"
    "Arschloch!"


    Zur Feier des Tages geht noch ein weiteres Zitat:

    "Was schlagen Sie vor?"
    "Ich schlage nichts vor, ich folge Befehlen."


    (Ich habe bewusst zahme Beispiele gewählt. Die vollständige Wundertüte überschüttet den Zuschauer mit diversen Auswüchsen, herrlich!)

  • Red Scorpion (Südafrika, Namibia, USA 1988)

    Actionfanatiker werden diesen kleinen Dolph-Klassiker kennen, ich verzichte daher auf eine Inhaltsangabe. Ok, zumindest ein Anhaltspunkt: Dolph gibt einen russischen Elitesoldat, er soll in Afrika den Anführer der schwarzen Bevölkerung killen. Der von den Kommis geschickte Killer mutiert zum schlimmsten Albtraum seiner Dienstherren, Leichen pflastern seinen Weg...

    Dolph Lundgren gefällt mir zwar heute noch besser als in der frühen Phase seiner Karriere, doch in "Red Scorpion" präsentiert er sich in toller Verfassung und ist in guter Spiellaune. Die Actionszenen machen Laune, kernig-doofe Dialoge/Sprüche machen Spass, eine Prise Humor verleiht zusätzliche Würze, die ruhigen Phasen sind ebenfalls sehr unterhaltsam, die Landschaft darf sich von den Augen des Zuschauers entfalten. Klar, der Flick spricht lediglich Fans des Genres an, die IMHO äusserst angenehm bedient werden. Mein Dolph hat immer bei mir Kredit, im Finale dreht er richtig auf, dagegen ist Rambo lediglich ein freundlicher Sozialarbeiter und Sterbehelfer. Prächtig auch die klaren Fronten, die Russen und Kubaner sind Kommi-Abschaum der fiesesten Sorte, die schwarzen Widerständlicher aufrechte Helden, ehrliche Kämpfer für die gute Sache, grrrrins...

    Längst war eine ordentliche DVD und/oder BD zu diesem Film fällig, bisherige Ausgaben für den deutschen Markt fielen eher bescheiden aus. Splendid hat sich erbarmt, der rote Skorpion ist nun endlich wahlweise auf DVD oder BD erhältlich. Mir liegt die BD vor, die den Flick in schöner Verfassung anbietet. Keine durch massiven Filtereinsatz abgewürgte Hochglanzrestauration, sondern in kerniges und "kinoartiges" Bild, sehr angenehm. Der Bonusbereich bietet lediglich diverse Trailer zum Labelprogramm an, dafür liegt aber ein hübsches Booklet bei, als Verpackung dient eine Blechdose (auch Steelbook genannt). Eine gute Scheibe, allerdings nichts für Leute, die "HD-Feeling" mit aalglatten Filterorgien verwechseln.

    Dolph 'n' Roll! Feiste 7,5/10 (gut bis sehr gut)

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum11.12.2011 22:02
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 7 (Folgen 91-105)

    Folge 96 - Hausmusik (Deutschland 1982)

    Berthold Dettmers (Sky du Mont) wird vor seinem Haus von einem PKW überfahren, der junge Mann ist sofort tot. Laut der Aussage eines Augenzeugen handelte der unbekannte und flüchtige Autofahrer mit Vorsatz, Derrick und Klein übernehmen die Ermittlungen. Das Opfer lebte in einer luxuriös eingerichteten Wohnung, seine Bankunterlagen weisen Berthold Dettmers als wohlhabend aus. Den Kriminalbeamten kommt das Vermögen des Getöteten verdächtig vor, denn offenbar ging dieser keiner geregelten Tätigkeit nach. Auch Wilhelm Dettmers (Wolfgang Reichmann), der Vater des Toten, hat keine Erklärung bezüglich der Einkünfte seines Sohnes, gleiches gilt für seine noch bei ihm lebenden Kinder Anita (Ute Willing) und Rudolf (Till Topf). Immerhin lässt sich recht schnell ein Verdächtiger ausmachen, der kleine Gauner Andreas Kober (Dirk Galuba) ist flüchtig, eine erste Spur führt zur Wohnung der wenig kooperativen Lena Schärer (Franziska Bronnen), bei der Kober vermutlich seit einiger Zeit Unterschlupf gefunden hat...

    Im Zentrum dieser Folge steht die Familie Dettmers, deren tragisches Dasein den Zuschauer leider nicht berührt, denn das Drehbuch wirkt arg bemüht, die Figuren blieben mir fremd. An den durchaus soliden Darbietungen der Schauspieler liegt es nicht. Problematisch ist das "unrunde und befremdliche Familienkonstrukt", welches gleichzeitig nicht grotesk genug ausfällt, um sich auf "andere Art" des Betrachters zu bemächtigen. Ohne kurze Würdigung sollen die Herrschaften dennoch nicht zu den Akten gelegt werden. Wolfgang Reichmann bemüht sich um die Aufrechterhaltung der Fassade, hinter der längst alles in Schutt und Asche liegt. Er bringt den Zerfall seiner Figur glaubwürdig rüber, wird aber zwischen Überzeichnungen und Belanglosigkeiten aufgerieben, schade. Till Topf und Ute Willing bleiben völlig austauschbar, nicht besser ist es um die im Sanatorium lebende Mutter bestellt, die von Doris Schade gespielt wird. Sky du Mont soll einen eiskalten, gefühllosen und berechnenden Charakter verkörpern, erhält jedoch keine Gelegenheit zur Entfaltung. Dirk Galuba macht uns den üblichen Ganoven, Franziska Bronnen sein Liebchen, Alf Marholm taucht in einer kleinen Nebenrolle auf.

    Eventuell war die "seltsame Belanglosigkeit" der Familie beabsichtigt, um ihre totale Ausgebranntheit auf diese Weise abzubilden. Menschen die bereits das Stadium tiefer Verzweiflung und panischer Angst durchlaufen haben, von denen tatsächlich nur noch leere Hüllen ohne jegliche Perspektive übrig sind. Sollte dies der Fall sein, ist es weder Autor Herbert Reinecker noch Regisseur Alfred Weidenmann gelungen, die zerstörten Personen in angemessener Form anzulegen. Drogen dienen als Aufhänger, der erhobene Zeigefinger bewegt sich mühevoll vor der Nase des Zuschauers umher. Horst Tappert und Fritz Wepper haben ein paar starke Momente, die einen erfrischenden Kontrast zur "gehaltvollen Inhaltlosigkeit" von "Hausmusik" bilden. Ein Sprung in den Tümpel der durchgekautesten Klischees? Ein kleiner Geniestreich? Ein Spätzünder? Ich weiss es nicht!

    6/10 (obere Mittelklasse)

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum11.12.2011 00:44
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 7 (Folgen 91-105)

    Folge 95 - Das Alibi (Deutschland 1982)

    Martina Busse (Dietlinde Turban) schleppt sich mühsam durch die Nacht, jeder Schritt scheint ihr Qualen zu bereiten. Harry Klein wird auf die junge Frau aufmerksam, begleitet sie bis nach Hause, auf die besorgten Fragen des Kriminalbeamten reagiert sie beschwichtigend, wiegelt Hilfe weitgehend ab. Da die freundliche Vermieterin (Tilly Lauenstein) im selben Haus lebt, kann sich Harry einigermaßen beruhigt verabschieden. Freilich lässt ihm der Zustand der attraktiven jungen Dame keine Ruhe, am nächsten Morgen will sich Harry nach ihrem Befinden erkundigen. Die Vermieterin Frau Degenhardt wundert sich über die von innen abgeschlossene Tür, auch auf Zurufe erfolgt keine Reaktion. Kurzerhand bricht Klein die Tür auf, der Anblick ist erschreckend, Martina Busse hat sich mit Schlaftabletten das Leben genommen. Obschon es sich offensichtlich um einen Selbstmord handelt, kann Harry nicht zur Tagesordnung übergehen, tatsächlich weist die Obduktion der Leiche auf eine eventuelle Vergewaltigung hin. Mit wem hatte die Kunststudentin zuletzt Kontakt, wer könnte ihr dermaßen übel zugesetzt haben? Martina war mit ihrem Kommilitonen Ulrich Schumann (Karl-Heinz von Liebezeit) befreundet, der nicht leugnet sie am Vorabend noch gesehen zu haben. Derrick und Klein schöpfen sofort Verdacht, doch Ulrichs Vater (Lambert Hamel) ist ein cleverer Rechtsanwalt, er bereitet seinen Sohn und dessen Freunde auf die Begegnung mit der Polizei vor. Martina war zu Besuch bei Ulrich, vermutlich wurde sie dort von drei jungen Burschen vergewaltigt. Stephan und Harry sind von der Kaltschnäuzigkeit der Verdächtigen angewidert, doch eine andere Person gewährt brennenden Rachegelüsten freien Lauf, der Fall zieht weitere Kreise...

    Wieder kümmert sich Harry Klein rührend um eine junge Dame, selbstverständlich geht das Unterfangen nicht ohne Tragik über die Bühne. Fritz Wepper und Horst Tappert unterstreichen einmal mehr eindrucksvoll ihr großartiges Zusammenspiel, bevor die Beamten Kenntnis vom Tod der jungen Frau haben, nimmt Derrick den besonders fürsorglichen Klein liebevoll auf die Schippe. Karl-Heinz von Liebezeit gibt überzeugend den unsymphatischen Mistkerl, einer seiner Freunde wird von Gammelfratze Ekkehardt Belle kaum weniger abstossend dargestellt. Lambert Hamel passt vortrefflich zum Klischee des abgebrühten Rechtsverdrehers, der Zuschauer wundert sich daher nicht über die Stumpfheit seines Filmsohnes. Elfriede Kuzmany verkörpert eine Bürokraft, die den Studentinnen der Kunsthochschule zur Seite steht, Robert Atzorn sehen wir als zurückhaltenden Dozenten. Dietlinde Turban bleibt nur der Auftakt, ihre wenigen Szenen meistert sich auf hohem Niveau, man nimmt ihr die alles verschlingende Verzweiflung ohne Vorbehalte ab. Einige Studentinnen sind von der Schuld Ulrich Schumanns felsenfest überzeugt, vor allem Petra Verena Milchert und Pia Haenggi bleiben als zornige Frauen in Erinnerung. Für Willy Schäfer bleibt (wie so oft) nur die Rolle des sklavischen Zuarbeiters Berger.

    Die Fronten sind schnell geklärt. Auf der einen Seite die gefühllos anmutenden Vergewaltiger, denen scheinbar jegliches Schuldbewusstsein fremd ist. Auf der anderen Seite die Reihen der "Guten", wütende Studentinnen und eine mütterliche Verwaltungsmitarbeiterin. Derrick und Klein sind redlich bemüht den Schaden irgendwie zu begrenzen, machen allerdings keinen Hehl aus ihrer Abscheu, es gibt mehrfach klare Ansagen in Richtung der vermutlichen Vergewaltiger. Selbstjustiz wird dennoch nicht toleriert, dadurch würden die Charaktere unserer Helden unnötigerweise stark beschädigt, Chaos und Anarchie sind keine Weggefährten der Herren Derrick und Klein. Vielleicht wird der Zaunpfahl mit der dicken Aufschrift "Verfall der Moral" eine Spur zu häufig geschwungen, ein Abgleiten in krampfig-wahnhafte Spiessbürgeransichtigen kann man den Inspektoren jedoch nicht unterstellen. Die Kälte und Gleichgültigkeit der Schänder berühte mich unangenehm, das Drehbuch drängt den Zuschauer zu Verständnis für die selbsternannten Richter, die "Message" wird durch die klare Position Derricks in geregelte Bahnen gelenkt, der Oberinspektor bekennt sich -bei allem Verständnis für die Wut einiger Figuren- eindeutig zu unserem Rechtsstaat. Regisseur Alfred Vohrer jubelte dem braven TV-Konsumenten der frühen achtziger Jahre nackte Kerle unter, irgendwas müssen die angehenden Künstler schliesslich zeichnen. Überhaupt scheint der Lehrplan nichts anderes als Aktmalerei herzugeben, egal wann die Ermittler die Uni aufsuchen, die Studenten sind immer mit diesem Thema beschäftigt. Schelm Vohrer lässt hier und da einen Po oder Riemen aufblitzen, bietet dem geneigten Betrachter später sogar eine hüllenlose Dame an. Frank Duval war bei dieser Folge mutig, seine Musik tönt angenehm kantig und elektronisch flirrend aus den Lautsprechern. Ich bin sehr zufrieden mit "Das Alibi", die Auflösung ist zwar nicht die ganz grosse Überraschung, hätte eventuell noch eine Spur harscher ausfallen dürfen.

    7/10 (gut)

  • Zitat von Marmstorfer
    Gut, ich gebe mich geschlagen und werde ab jetzt die entsprechenden Beiträge im "Derrick"-Thread veröffentlichen.



    Sehr angenehm.

    ---





    Der Stein des Todes (Deutschland, Sri Lanka 1986, Originaltitel: Der Stein des Todes)

    Brad im Busch

    Jane (Birte Berg) und Kumar (Albert Fortell) sind ein glückliches Liebespaar. Eines Tages findet Jane am Strand von Sri Lanka einen hübschen Stein, doch angeblich ist das gute Stück mit einem Fluch belastet. Die junge Frau pfeift auf derartigen Aberglauben, lässt den Stein zu einem Schmuckstück umarbeiten. Als Jane eine Freundin (Katja Flint) aus dem Drogensumpf retten will, gerät sie in die Fänge eines eiskalten Dealers (Christian Anders), der sie gegen ihren Willen mit Alkohol und Drogen vollpumpt und schändet, Jane überlebt diese perverse Attacke nicht. Kumar verliert jegliche Beherrschung, er tötet den Dealer im Verlauf eines wüsten Kampfes, ausgerechet der Polizeibeamte Vic (Ravindra Randeniya) muss seinen guten Freund verhaften. Zumindest kann Kumar auf einen fähigen Verteidiger hoffen, denn die wohlhabende Geschäftsfrau Kris Patterson (Elke Sommer) stellt eine größzügige Spende zur Verfügung. Derweil ergreift Kumar die Flucht, irgendwo im Dschungel trifft er auf Brain (Brad Harris), Hemingway (Siegfried Rauch) und deren Mitstreiter, die schlagkräftigen Vietnam-Veteranen verdienen ihre Brötchen mit diversen Gaunereien. Kumar will mit den Drogenbossen aufräumen, gemeisam mit Brain und dessen Truppe sollen Drogengelder geraubt werden. Leider läuft der Überfall nicht ganz nach Plan, die attraktive Blondine Merryl (Heather Thomas) wird als Geisel eingesackt. Pikant, denn Merryl ist mit Kris verwandt, hat brisante Informationen über deren Lebensgefährten Miguel (Tony Kendall) zu bieten. Noch hat Kris andere Sorgen, ihr Söhnchen Frank (Serge Falck) verliert zunehmend die Kontrolle über sich, was den jungen Mann in allergrösste Gefahr bringt...

    Der aus Österreich stammende Regisseur Franz Josef Gottlieb ist Filmfreuden vor allem durch seine Beiträge zur Krimiwelle der sechziger Jahre in Erinnerung geblieben. So gehen z. B. die von Rialto Film produzierten Edgar Wallace Streifen "Der schwarze Abt" (1963) und "Die Gruft mit dem Rätselschloss" (1964) auf sein Konto, ebenso "Konkurrenzprodukte" wie z. B. "Der Fluch der gelben Schlange" & "Das Phantom von Soho", aber auch Karl May Verfilmungen und diverse Komödien entstanden unter seiner Verantwortung. 1986 lieferte er mit "Der Stein des Todes" eine sehr unterhaltsame Sause mit vielen bekannten Darstellern und einer ordentlichen Dosis Action und Irrwitz ab. Heute ordnet man den Film wohl unter "Krautsploitation" ein, jede Schublade (egal welcher Größe) hat ihren Namen. Dem aufgeschlossenen Zuschauer wird jede Menge schmackhafter Unterhaltung aufgetischt, Sri Lanka als exotisch anmutende Kulisse, Prügel und Geballer, flotte und/oder debile Sprüche/Dialoge, das tragische Ende einer grossen Liebe, ein Familendrama, sogar eine Prise Erotik wurde nicht vergessen. Klar, "eigentlich" bekommt man lediglich eine Art "Drogenkrimi mit Rache ist Blutwurst" vorgesetzt, jedoch macht die Präsentation jede Menge Spass, herrlichstes Schund-Kino der liebenswerten Sorte flimmert über den Bildschirm/die Leinwand.

    Bei dieser durchaus imposanten Besetzungsliste, ist ein kurzer Blick auf die Akteure vor der Kamera unvermeidbar. In der Rolle des Helden sehen wir Albert Fortell, der sich in diesem Becken voll grosser Fische gut behaupten kann. Es ist keine Seltenheit, dass in "Exploitern" der "Gute" von kantigen Bösewichtern an die Wand gespielt wird, Fortell kann sich diesem Schicksal entziehen. Unbeugsam und zielstrebig vollführt er seine Rachemission, bändelt nebenbei mit Heather Thomas an, offenbar eine gute Methode um über den Verlust der "grossen Liebe" hinwegzukommen. Brad Harris gibt den "Co-Helden", der US-Muskelprotz zeigt sich als üblicher harter Bursche, in dessen Leib ein aufrechtes, ehrenhaftes Herz schlägt. Für Siegfried Rauch bleibt da nur die Rolle des "Gehilfen des Co-Helden", dem obendrein meist barsch über den Mund gefahren wird. Rauch glotzt oft ein wenig bedröhnt aus der Wäsche, haben die Herren etwa die eine oder andere Pfeife geraucht? Tony Kendall ist als schmieriger Drogenbonze und hinterhältiger Mistkäfer großartig, ein Fiesling der vor keiner Tat zurückschreckt, so muss ein mieser Obermotz aus der Kiste kommen, perfekt! Nicht weniger eindrucksvoll gerät der Auftritt von Christian Anders, der in der Frühphase des Streifens für reichlich Krawall und Verdorbenheit sorgt. Er zieht alle Register seines "Könnens", krönt seine Performance mit nervösem Gezappel. Freilich bleibt der legendäre Knüller "Die Brut des Bösen" (1979) der Höhepunkt in der Karriere des Herrn Anders, nie war K(r)ampfsport kaputter! Ferner hätten wir Serge Falck im Angebot, der als verzogenes Söhnchen manchmal zur Nervensägerei neigt, ein kleines Ohrfeigengesicht kann der Flick aber ganz locker verkraften. Ravindra Randeniya wirkt als anständiger, unbestechlicher Ordnungshüter mit, damit genug zu den Herren. Birte Berg soll sich die Sympathie des Zuschauer erschleichen, ihr frühzeitiges und brutales Ende die Rachegelüste des Helden fett unterstreichen. Frau Berg macht ihren Job ordentlich, die damals noch nahezu unbekannte Katja Flint hat ein paar gute Szenen an ihrer Seite. Elke Sommer hatte den Zenit ihrer Karriere bereits überschritten, was gleichfalls auf ihre Schönheit zutrifft, obschon sie damals erst 46 Jahre jung war (manch liebliches Blümchen verblüht frühzeitig, nicht jedes Röschen reift zu einer begehrenswerten MILF heran, sorry Elke. Anmerkung: Medikation des Verfassers überprüfen). Für den unverzichtbaren Hauch Erotik sorgt Heather Thomas, die durch einige TV-Serien zu einem gewissen Bekanntheitsgrad kam. Mir ist Heather Thomas zu sehr das "typische US-Blondinchen", unansehnlich ist sie dennoch nicht, dies muss sogar ein Meckerhannes wie ich zugeben. Die relevanten Gestalten sind somit genannt, erneut unterstreiche ich: eine starke Besetzung!

    Wer eine halbwegs "anspruchsvolle" und/oder "ernsthafte" Umsetzung der Story erwartet, der wird sich bereits frühzeitig aus dem Rennen verabschieden müssen. Der "Stein des Todes" dient übrigens nur als Titelgeber, zur Story trägt das kleine Stück Geröll gewissermaßen (fast) nichts bei. Vollbedienung auf Sri Lanka, da brennt der Busch! Leute, was wollt ihr mehr? Die Fäuste fliegen, die Kugeln peitschen, ab und zu wird blutig gestorben, Liebe, Hass und Intrigen, Gier, Lust und Leid, Brad Harris! Die Kamera von Klaus Werner ist stets auf der Höhe, der Score tönt schröcklich-schön im Sound der schröcklich-schönen achtziger Jahre. Also? Was zum Henker wollt ihr noch? Schnell die DVD bestellen, die seit Anfang Dezember erhältlich ist!

    Pidax hat erneut eine kleine Perle veröffentlicht, das Label hat bei mir seit der DVD zu "Perrak" sowieso einen Stein (des Todes?) im Brett. "Der Stein des Todes" kommt in brauchbarer Qualität daher, Wunder sollte man nicht erwarten, aber Pixelzähler werden sich kaum für diesen Stoff interessieren. Flatschen-Neurotiker dürfen sich über das Wendecover freuen, als Bonus gibt es ein aktuelles Interview mit Brad Harris. Der alte Herr plaudert rund 45 Minuten fröhlich drauflos, nur auf den ersten Blick ist er ein arroganter Ami-Großkotz, die erfrischende Selbstironie des knuffigen Brad wirkt nachhaltig entwaffnend, zauberte mir durchgehend ein sehr zufriedenes Lächeln aufs Gesicht. Mehrfach kam während des Interviews die Filmreihe "Kommissar X" ins Spiel, bitte liebe Leute von Pidax, bringt diesen Stoff auf den Markt!

    Zunächst dicke 7/10, aber das geht noch mehr...

    Lieblingszitat:

    "Manchmal ist Rache Gerechtigkeit!"

  • Zitat von Marmstorfer
    Weil sie bisweilen zwar etwas umfangreicher ausfallen, oftmals aber auch nur aus zwei bis drei Sätzen bestehen, sodass von einer "Besprechung" keine Rede mehr sein. So entfällt der Druck, dass ich zu jeder Folge auch noch eine umfangreiche Analyse liefere, die es auch verdient hätte im entsprechenden Derrick-Thread veröffentlicht zu werden.



    Im "Derrick-Thread" geht es nicht nur um Rezensionen/Kurzkommentare, ich sehe ihn eher als Sammelbecken für alle hiesigen Beiträge zur Reihe. Ergo: Immer rein damit!

  • Im Ultrakurzformat:


    Frau Doktor kann's nicht lassen (Italien 1978)

    Laura Gemser kommt als neue Ärztin in die Stadt, die Körpersäfte der Herren geraten in Wallung.

    Debiler Schwachsinn aus der untersten Schublade. Die "Handlung" verdient diese Bezeichnung nicht, der Humor ist unfassbar, die unerotischen SC-Rödeleien sind teils angenehm "sleazy". Was Mario Bianchi sich hier geleistet hat, können vermutlich nur hirntote Italo-Allesglotzer ertragen. Für den kleinen Hunger, doof, harmlos und irgendwie unterhaltsam, schon wegen der saublöden Synchronisation für etliche Schenkelklopfer gut.

    Die DVD von X-Rated soll nicht ganz vollständig sein, die Qualität ist bei diesem Film sowieso unwichtig. Erneut: Nur für Bekloppte! Mag ich, die Zahlenwertung streikt jedoch.

    ---

    Warlock - Satans Sohn (USA 1989)

    Julian Sands will die Schöpfung auslöschen, Richard E. Grant und Lori Singer treten ihm in den Arsch.

    "Warlock" mochte ich schon immer sehr gern, nach vielen Jahren gab es nun endlich ein Wiedersehen. Julian Sands ist großartig, die Rolle des bösartigen Hexenmeisters steht im perfekt. Richard E. Grant kommt wir vor wie eine dynamische Ausgabe von Tom Hanks, Lori Singer schliesst man schnell ins Herz, sie mutet lediglich in den ersten Minuten ein wenig nervig an. Mir gefällt die Thematik des Streifens, ich liebe die zahlreichen Verweise auf magische Rituale, Hexen und den Deibel persönlich. Ich finde fliegende Menschen extrem gruselig, auch wenn diese Szenen in "Warlock" nicht immer ganz gelungen sind. Herrlich das fiese Grinsen von Julian Sands, als er sich mit der "fehlenden Zutat" für seinen Flugzaubertrank unterhält.

    Da wir im deutschsprachigen Raum sehr lange auf eine offizielle DVD/BD warten mussten, an dieser Stelle ein paar Worte zur BD/DVD-Combo von NSM (Österrreich). Mir gefällt das Bild der BD gut, es gibt angenehmerweise keine "Extrem-Filterwolf-Hochglanz-Überarbeitung" auf die Augen, "Warlock" sieht sehr nach echtem Film aus, ich begrüße dies ausdrücklich! Zur deutschen Tonspur gesellt sich der englische Originalton, der Film liegt in ungekürzter Form vor. Das Set kommt in einem Mediabook daher (offensichtlich der neue Trend in der hochpreisigen Abteilung), die Verpackung macht einen hochwertigen und ansprechend gestalteten Eindruck, zu den Scheiben gesellt sich ein Booklet. Für den Preis hätten es ein paar Boni mehr auf die Scheibe schaffen dürfen, immerhin gibt es Trailer, Bilder und weitere Kleinigkeiten zu sehen. Keine perfekte Veröffentlichung, aber ein solides und durchaus hübsches Paket, für Fans eine feine Angelegenheit.

    7,5/10 (gut bis sehr gut) Ja, vermutlich überbewertet, aber ich mag den Streifen seeehr geeerrrrn!

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum06.12.2011 16:14
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Grins, da war er wieder, der Tiefschlag. Ich mag diese Folge sehr, eben wegen ihrer "Schmuddelatmosphäre", gerade wegen dem dummbatzigen Pierre Franckh und diverser Knalltüten. Ich kann es nur immer wieder betonen, es ist sehr spannend, zu welch unterschiedlichen Urteilen wir oft kommen.

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum03.12.2011 23:24
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 7 (Folgen 91-105)

    Folge 94 - Ein Fall für Harry (Deutschland 1982)

    Kaum hat sich Stephan für ein paar Tage in den Urlaub verabschiedet, wartet ein in besonderem Maße aufwühlender Fall auf Harry. Nachts wird der wohlhabende Heinrich Gruga (Karl Lieffen) durch verdächtige Geräusche geweckt, offenbar haben sich Einbrecher Zutritt zu seiner Villa verschafft. Flugs weckt Gruga seinen "Hausmeister" auf, Herr Bennecke stürzt sich auf einen Gauner, wird aber von diesem im Kampfgetümmel erschlagen. Grugas Aussage erweist sich als nicht besonders hilfreich für Harry, dem Ermittler kommt der Geschäftsmann jedoch sofort merkwürdig vor. Bei einem weiteren Arbeitsbesuch in Grugas Haus, trifft der Kriminalbeamte auf die äusserst hübsche Herta Klinger (Irina Wanka), Klinger stellt das Mädchen als seine neue Haushälterin vor. Herta wirkt sehr schüchtern, regelrecht verstört und ängstlich, sofort meldet sich Harrys Beschützerinstinkt. Weitere Nachforschungen führen ihn zur Familie des Mädchens, er tritt auf Hertas spröde Mutter (Ida Krottendorf), ihren hilflosen Vater (Karl Renar) und die anderen Kinder der Eheleute Klinger. Richard Klinger (Sven-Eric Bechtolf), der älteste Sohn, arbeitet als Kellner in einem Betrieb Grugas, welches merkwürdige Band besteht zwischen Gruga und den Klingers...???

    Fritz Wepper darf sich diesmal als Chefermittler betrachten, mit Herz und Verstand verbeisst er sich in diesem tragischen Fall. Auf Horst Tappert müssen wir dennoch nicht vollständig verzichten, er telefoniert mehrfach mit Harry, kann auch im Urlaub nicht wirklich abschalten. Willy Schäfer kommt trotz Tapperts "Fast-Abwesenheit" nicht ausführlicher als sonst zum Zuge, er bleibt die übliche Randnotiz. DER Gaststar dieser Folge ist fraglos Karl Lieffen, der eine absolut grandiose Vorstellung hinlegt. Der von ihm dargebotene Heinrich Gruga ist ein unglaublich widerwärtiger, abstossender und ekelhafter Charakter, man möchte dem Mistkerl mit Wonne den Hals umdrehen. Lieffen erweckt einen schleimig-verschlagenen Drecksack zum Leben, der sich bei Bedarf in cholerischen Ausbrüchen ergeht, fantastische Arbeit! Klar, der Zuschauer wird massiv gegängelt, denn Lieffens Opfer ist ein hübsches und blutjunges Mädchen, die verzweifelte, still leidende Herta schliesst man sofort ins Herz, nicht nur in Harry regt sich verständlicherweise der eifrige Beschützer. Sven-Eric Bechtolf gleitet zunehmend in die Rolle des "zornigen jungen Mannes", Karl Renar leidet still, ähnlich wie seine Tochter, Ida Krottendorf begegnet der Situtation mit kantiger Kratzbürstigkeit. Tolle Leistungen des Ensembles, Wepper schwingt das Zepter, Lieffen gibt das Hassobjekt, Irina Wanka möchte man(n) ohne Zögerlichkeit retten.

    Der Mordfall wird in den Hintergrund gedrängt, die Hochspannung zwischen "Ermittler", "Fiesling" und "Opfer(n)" steht im Mittelpunkt. Auf eindeutig schlüpfrige Szenen wurde verzichtet, es reicht vollkommen aus, wenn der vor Gier geifernde Bonze an der Tür der holden Maid scharrt, die sich ängstlich in ihrem Zimmer eingeschlossen hat, dank Lieffens fantastischem Spiel ergiesst sich Sleaze in Reinkultur über diese Szene. Der verschlagene Bonze beutet die wehrlosen Proletarier aus, es ist mir nicht bekannt, ob Autor und/oder Regisseur eine entsprechende "Message" unters Volk bringen wollten. Ida Krottendorf hat ihren stärksten Moment als stummes Mahnmal, dessen Präsenz in eine durchschlagende und feige Verzweiflungstat mündet. Ohne Moralkeule geht es nicht, das Finale ist mir eine Spur zu gradlinig und einfallslos gestaltet, mehr Bitterkeit und Tragik würde die gelungene Folge zusätzlich aufwerten. Zbynek Brynych lässt seinen Darstellern Raum zur Entfaltung, egal ob schleimig-explosiv oder still-melancholisch, alle relevaten Mitwirkenden hinterlassen einen bleibenden Eindruck. "Ein Fall für Harry" mag zwar kein besonders clever konstruierter Kriminalfall sein, krallt sich aber mühelos am Zuschauer fest. Diese Episode transportiert jede Menge Emotionen, in und vor der Glotze die volle Breitseite, eine Suhle der Gefühle. Frank Duval liefert seinen üblichen Stoff ab, solide Arbeit, die der starken Folge nicht immer gerecht wird.

    7,5/10 (gut bis sehr gut)

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum03.12.2011 17:26
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Wir sind bei der Bewertung der Episoden häufig unterschiedlicher Meinung -was ich sehr spannend finde- aber hier bin ich ganz bei dir, diese Folge ist ein Knüller!


  • Paul Naschy Double Feature von BCI


    Vengeance of the Zombies (Spanien 1972, Originaltitel: La rebelión de las muertas)

    Im Keller säuft der Deibel warmes Blut

    Elvire (Carmen Romero aka Rommy aka Romy) ist von dem warmherzigen Guru Krishna (Paul Naschy) fasziniert. Doch der Inder fühlt sich in der pulsierenden Metropole London nicht wohl, er zieht sich auf einen Landsitz im abgelegenen Llangwell zurück. Elvire folgt Krishna, der ihr nahestehende Lawrence (Víctor Alcázar) ist darüber nicht sonderlich begeistert. Derweil verübt ein maskierter Killer grauenvolle Morde, die offenbar Teil eines grotesk anmutenden Voodoo-Rituals sind. Scotland Yard kommt mit den Ermittlungen nicht voran, Lawrence steht den Kriminalbeamten als Berater zur Seite. Elvire wird von bizarren Albträumen gepeinigt, zudem ist die eifersüchtige Kala (Mirta Miller) alles andere als erfreut über die Anwesenheit der unerwünschten Nebenbuhlerin. Weitere Morde geschehen, alle Beteilgten geraten in einen Strudel des Schreckens, aus dem es keine Rettung mehr zu geben scheint...

    León Klimovsky und Paul Naschy, zwei Legenden des spanischen Horrorkinos! Angenehmerweise arbeiteten die Herren häufiger zusammen, Klimovsky inszenierte den hier kurz vorgestellten Film, Naschy steuerte das Drehbuch bei und übernahm gleich mehrere Rollen. In Deutschland wurde der Streifen unter verschiedenen Titeln vermarktet:

    - Die Rebellion der lebenden Leichen
    - Die Beschwörung des Teufels
    - Blutrausch der Zombies


    Egal wie man das Kind nennt, letztlich passen "irgendwie" alle aufgelisteten Namen. Ohne Zweifel erfüllt die Sause sämtliche Klischees, die man sich in Verbindung mit spanischem Horror aus den siebziger Jahren vorstellt. Es geht hier und da blutig zur Sache, irre Masken und lustige Kostüme kommen zum Zuge, die internationale Fassung hat Möpse im Gepäck. Mit einem vermeintlichen Standard (dessen Existenz ich sowieso bestreite) kann das Werk jedoch nicht dienen! Hm...? Von wegen simple Story, dünnes Drehbuch ohne Inhalt. Naschy schüttet ein unbeschreibliches, wundervolles und pralles Füllhorn abgefahrerner Ideen über dem frohlockenden Zuschauer aus! Es taumeln keineswegs lediglich ein paar untote Gestalten durchs Szenario, Voodoo wird für niederträchtige Fiesheiten mißbraucht, der Leibhaftige ist zu sehen, die Bullen blicken nicht durch, alte Familiendramen erreichen Ausmaße gigantischen Grauens. Einblicke in das flotte Leben des London der frühen siebziger Jahren werden geboten, malerische Landschaften und ein ländliches Anwesen bilden den reizvollen Kontrast, der Score von Juan Carlos Calderón schlägt immer die passenden Töne an.

    Paul Naschy! Denke ich an den leider 2009 verstorbenenen Spanier, kommen mir liebenswerte Horrorfilme und weitere Filmknuffel in den Sinn. Hinreißende Filme, die mich durch viele Nächte begleitet haben, die fraglos immer ein Platz in meinem Herzen bewohnen (kitschiges Geschleim, na und?). Naschy stand in zahlreichen Streifen vor der Kamera, lieferte etliche Stories und Drehbücher ab, führte bei einigen Filmen Regie. Es ist keine Seltenheit, dass Paul Naschy in einem Flick gleich mehrere Rollen übernahm, so wie in "Vengeance of the Zombies". Wie dürfen ihn in als gütigen Guru, gewandet in bunte Tücher, geniessen. Sehen in als dessen abgrundtief bösen und entstellten Bruder des freundlichen Krishna, als Krönung geifert er als vermutlich putzigster Teufel der Filmgeschichte umher! Verdammt, ich liebe diesen Typ! Klar, die übrigen Herren werden zur Nebensache, schlagen sich aber tapfer. Víctor Alcázar (aka Vic Winner) behauptet sich eifrig, in einer kleinen Rolle sorgt Luis Ciges für ein paar Schmunzler. Doch genug von den Kerlen, denn wo Naschy unterwegs ist, da sind auch hübsche Damen am Start. Carmen Romero ist in der weiblichen Hauptrolle nett anzuschauen, die wahre Augenweide kommt jedoch in Form der zunehmend gereitzen Mirta Miller daher, was für ein scharfes Rasseweib (habt Nachsicht mit einem alten Lüstling). Blondchen María Kosty ist Genrefreunden ein Begriff, weitere Perlen tänzeln als lustige Zombienen umher.

    Egal ob ich nun noch seitenweise von diesem Film schwärme, Naschy-Jünger werden mir sowieso mit ziemlicher Sicherheit beipflichten, die üblichen Naschy-Skeptiker werden verständnislos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wer sich noch nicht mit dem Schaffen des Oberknuffels auseinandergesetzt hat, und ein Herz für ganz besondere Filmschätzchen aus der Gruselgruft im Leib trägt, der sollte sich schnellstmöglich auf eine Verabredung mit Paule einlassen! Mir bietet "Vengeance of the Zombies" all die Zutaten an, für die ich spanischen Horror aus den siebziger Jahren verehre. Paul Naschy wirkt polarisierend, seine Arbeiten kann man wohl nur lieben oder ablehnen.

    Zusammen mit dem nicht minder prächtigen "The Night of the Werewolf" (El retorno del Hombre-Lobo, 1981), stellt das BD-Set von BCi einen glasklaren Pflichtkauf für Naschy-Fanatiker dar! Noch sind die Scheiben zum kleinen Preis erhältlich, also greift bitte zu! Technikfetischisten sind nicht an der richtigen Adresse, der Schwarzwert ist nicht optimal, die Kompression schwächelt gelegtlich. "Vengeance of the Zombies" liegt im Format 1,33:1 vor, für mich sieht das Bild nach Open Matte aus, es scheinen also keine seitlichen Bildanteile zu fehlen. Nutzt man die Zoomfunktion des Wiedergabegerätes (z. B. bei einem Panasonic-Plasma "Zoom 2") wirkt die Bildkomposition sehr stimmig.

    Feiste 8/10 (sehr gut) + unzählige Wohlfühlpunkte und monströse Knuffigkeit die jede Skala sprengt!!!

    Lieblingszitat:

    "Free yourselves, because Nirvana approaches soon, approaches soon..."


  • Dr. Mabuse Box von Universum Film


    Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (Deutschland, Italien, Frankreich 1960, Originaltitel: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse)

    Es muss nicht immer Edgar Wallace sein...

    Kommissar Kras (Gert Fröbe) bekommt es mit einem äussert rätselhaften Mordfall zu tun. Ein Journalist wurde mit einer hochmodernen Waffe getötet, die kleine Stahlnadeln mit verheerender Präzision verschiessen kann. Derweil hat der schwerreiche Henry B. Travers (Peter van Eyck) grosse Mühe ein anderes Leben zu retten. Er kann die lebensmüde Marion Menil (Dawn Addams) vor dem finalen Sprung in die Tiefe bewahren, die junge Frau wollte sich aus einer der oberen Etagen des Hotel Luxor in den Tod stürzen. Interessanterweise scheint das Hotel in Zusammenhang mit einigen Straftaten zu stehen, die Ermittler fühlen sich an den legendären Superverbrecher Dr. Mabuse erinnert, der allerdings seit etlichen Jahren unter der Erde liegt. Kras nimmt das Luxor genauer unter die Lupe, er trifft dort auf den aufdringlichen Versicherungsfritzen Hieronymus B. Mistelzweig (Werner Peters), den hilfsbereiten Hotelangestellten Berg (Andrea Checchi) und weitere -teils fragwürdige- Gestalten. Die Ermittlungen erweisen sich als verdammt harte Nuss, welches Geheimnis verbirgt sich in dem von den Nazis erbauten Gebäude...???

    Fritz Lang inszenierte bereits die Mabuse-Klassiker aus den zwanziger und dreissiger Jahren, ergo lag es nahe ihm auch für den Neustart die Regie zu übertragen. Einer der Produzenten war der clevere Geschäftsmann Artur Brauner (CCC-Film), der mit Dr. Mabuse auf der Krimiwelle der damaligen Zeit ritt, welche 1959 durch die Rialto-Produktion "Der Frosch mit der Maske" ausgelöst wurde. Der Rest ist Geschichte, bekanntlich war "Der Frosch mit der Maske" die erste deutsche "Nachkriegs-Wallace-Verfilmung". Mehr dreissig als Streifen folgten unter dem Banner Edgar Wallace, auch dessen Sohn musste herhalten (Bryan Edgar Wallace), Dr. Mabuse brachte es in den sechziger Jahren auf immerhin sechs Filme. Auffällig ist die Abgrenzung zu den Wallace-Filmen, während man dort gern auch auf Humor (manchmal Klamauk) baute, gibt sich Dr. Mabuse ernsthafter -obschon nicht humorlos- fraglos deutlich subtiler in der Disziplin Vertiefung der Lachfältchen. Fritz Lang verzichtete nicht nur weitgehend auf Albernheiten, er reduzierte auch die üblichen Schauwerte auf ein Minimum, Nebelschwaden und finstere Gewölbe sind hier Mangelware. Weniger gut kommt die Presse davon, Reporter kreisen wie gierige Aasgeier über dem Szenario, schaulustige Passanten offenbaren widerwärtige Charaktereigenschaften. Die Kamera wurde von Karl Löb bedient, einem erfahrenen Könner, der zum Gelingen etlicher Wallace- und Karl May-Streifen beitrug, sogar den unvergessenen Heinz Erhardt für die Nachwelt auf Film bannte.

    Lang konnte auf ein grandioses Ensemble bauen, beim ersten Blick auf die Besetzungsliste bleiben die Augen freilich am Namen Gert Fröbe kleben. Fröbe spielt erwartungsgemäß stark, wirkt auf mich aber stets ein wenig gebremst, ich vermisse lautes Gepolter und bissige Kernigkeit. Aber! Hier ist die Rede von Gert Fröbe, er ist auch mit 90% Einsatz ein Ereignis, selbst wenn er nur stumm in der Ecke sitzen würde, hätten viele vermeintlich "grosse" Schauspieler seiner beeindruckenden Präsenz kaum etwas entgegenzusetzen. Peter van Eyck gibt den zielstrebigen und bemüht charmanten Mann von Welt, mir gefällt er als ruchloser Fiesling besser, als Beispiel sei "Der Schnorchel" (The Snorkel, 1958) genannt. Werner Peters sorgt dann doch für eine kleine Prise Humor, er darf ordentlich aufdrehen, ist für mich der heimliche Star des Streifens. Andrea Checchi ringt ständig mit der Contenance, der von mir sehr geschätzte Ekelschädel Howard Vernon ist in einer kleinen Nebenrolle als kaltblütiger Killer zu sehen. Dawn Addams ist nicht mehr als eine nette "Damenbeigabe", so manchens Fräuleinwunder aus Deutschland hätte Frau Addams locker ausgestochen, die mir eine Spur zu bieder und glatt anmutet. Gestandene Schauspieler wie z. B. Wolfgang Preiss und Albert Bessler sind zu bestaunen, wegen Spoilergefahr möchte ich nicht näher auf weitere Mitwirkende eingehen. Der Film bietet eine starke Truppe auf, die jedoch zum Teil ihre Möglichkeiten nicht vollständig ausspielt.

    Das Drehbuch kommt ohne Hänger daher, der Zuschauer wird an die Handlung gefesselt, die Auflösung ist gelungen. Hin und wieder wird auf die Nazivergangenheit des Schauplatzes hingewiesen, für das Deutschland der späten fünfziger-/frühen sechziger Jahre durchaus mutig, wollte man doch am liebsten nichts mehr von den Umtrieben des wahnsinnigen Österreichers und seiner willigen Vasallen wissen. "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" ist ein stilsicherer und sehr unterhaltsamer Kriminalfilm, eine sehenswerte Ergänzung/Erweiterung des Horizonts, der von den Platzhirschen aus dem "Edgar Wallace Kosmos" dominiert wird. Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

    • Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
    • Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
    • Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
    • Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
    • Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
    • Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


    Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert den Auftakt der Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

    Fazit: Guter Start einer packenden Reihe, auch wenn das unbestimmte Gefühl zurückbleibt, dass die Beteiligten vor und hinter der Kamera zu (noch) mehr fähig gewesen wären.

    7/10 - dickes, fettes und knuffiges GUT!

    Lieblingszitat:

    "Schreibt ihr schon so gesalzene Rechungen, dass eure Gäste aus dem Fenster springen?"





  • Eine Armee Gretchen (Schweiz 1973, Originaltitel: Eine Armee Gretchen)

    Ausgebombte Hirne und nackte Ärsche

    Frauen an die Front! Der Mediziner Dr. Felix Kuhn (Carl Möhner) stellt die Einberufung etlicher junger Damen zurück, zur Behlohnung landet er irgendwo an der Ostfront. Dank der freundlichen Mithilfe der Herren von der allseits beliebten Gestapo, dürfen auch seine Töchter Marga (Elisabeth Felchner) und Eva (Karin Heske) in den Krieg ziehen. Marga freundet sich mit der flotten Ulrike von Menzinger (Renate Kasché) an, die jedoch vor allem wilde Bettgeschichten mit strammen Herren im Sinn hat. Das Gras knistert, die Betten quietschen, mit jedem Stoß kommt auch die Front einen Schritt näher...

    Fast möchte ich auf einen kurzen Inhaltseinblick verzichten, denn die schlappe Story lockt sowieso keinen Köter hinter dem Ofen hervor. Bei Filmen von Erwin C. Dietrich geht es in erster Linie um nackte Tatsachen, ergo lassen sich auch die Gretchen zumindest in dieser Disziplin nicht lumpen. Bei der Auswahl der Damen bewies Herr Dietrich nicht immer ein glückliches Händchen, doch meist entblätterten sich in seinen Machwerken immerhin ein, zwei, drei hübsche Weibchen. Achtung, diesmal sind erotische Fehlzünder(innen) am Start, die Fräulein von der Armee sind weder hübsch noch fotogen, dem Schundfaktor ist diese Schwäche freilich eher zuträglich, nackt sind die B-Klasse-Hühner sowieso in jeder (un)möglichen Lebenslage zu "bewundern". Wer nun auf Gewalt und Geballer statt Erotik hofft, wird sich bei der Sichtung dieser Sause vermutlich vor Wut die Haare raufen, denn auch in dieser Hinsicht haben die Gretchen (fast) nichts zu bieten.

    Hm, keine erotischen Damen, kein Mett, sowieso keine fesselnde Handlung. Wer zum Geier sollte an diesem Schwachsinn Freude haben? Ihr ahnt es bereits, es gibt solche Personen, Namen werden nicht genannt. Die "Stärken" des Films sind unglaublich dämliche Dialoge, egal ob Männlein oder Weiblein, alle Beteiligten sondern nur debilen Mumpitz ab. Selbstverständlich werden beiläufig und völlig sinnfrei immer wieder die Namen diverser Naziobermotze eingestreut, hier ein kleiner Hitler, da ein gammliger Himmler, Pseudo-Provokation aus der untersten Schublade, ich habe mehrfach Tränen gelacht. Erwin wollte gegen Ende des Treibens auf die Kacke kloppen, streute daher ein paar zum Himmel schreiende Kampfszenen ein. Russische Panzer rollen auf deutsche MG-Nester zu, die stolzen Arier ballern mit MGs und Karabinern (!) auf die Panzer, die Russen verziehen sich in eine andere Richtung (Mitleid? Angst sich mit Doofheit zu infizieren?). Erstaunlich, erstaunlich, wieso haben wir den Krieg verloren, es muss wohl an der Taktik des dämlichen Österreichers gelegen haben. Das Ende versucht krampfhaft auf Tragik zu machen, ist aber grotesk und dümmlich angelegt, weitere Brüller sind garantiert (wenn man bis zu diesem Zeitpunkt durchgehalten hat). Mit einer Auflistung der Unzulänglichkeiten des Streifen könnte man Seiten füllen, aber wie bereits erwähnt macht dieses Versagen auf ganzer Linie den Reiz aus.

    Egal welche Aspekte des Films man unter die Lupe nimmt, stets wird man auf totalen Blödsinn treffen. Vergleicht der geneigte Zuschauer "Eine Armee Gretchen" jedoch mit den überzogenen Entgleisungen der Nazisploitation-Werke aus Italien, die ab Mitte der siebziger Jahre als kleine Welle durch die Kinos schwappten, ist Herr Dietrichs Beitrag ein reichlich biederer, harmloser und schauwertarmer Schlappschwanz, der zarte Gemüter zwar nicht erfreuen wird, diese aber immerhin nicht in eine Lebenskrise stürzt. So hohl der "Inhalt" auch sein mag, Kamera, Schnitt und Beleuchtung liefern solides Handwerk ab, erreichen mühelos übliches "Dietrich-Niveau". Wer nach einer fiesen und geschmacklosen Sleaze-Suhle giert, sucht im DVD-Regal lieber nach den bizarren Perversionen aus dem Stiefelland. Den kleinen Hunger auf großen Schwachsinn können die willigen Gretchen stillen, noch immer legt sich ein feistes Grinsen über meine alte Ekelfratze. Bitte keine Aufregung wegen angeblicher Verharmlosung der Thematik, ich halte mich an folgendes Motto: Darf man sich über Nazis lustig machen? Nein, man muss!

    Richtig gut ist übrigens die DVD geworden, die den Film ungekürzt und in schöner Qualität präsentiert. Im Bonusbereich findet der Filmfreund Trailer zu weiteren Perlen aus dem Dietrich-Kosmos, schön.

    Die Zahlenwertung entfällt, ich kann keine Verantwortung für auftretende Nebenwirkungen übernehmen.

    Lieblingszitat:

    "Was ist denn hier los? Haben wir etwa den Krieg siegreich beendet?"


    ---


    Nightmare on Elm Street 4 (USA 1988)

    Freddy Krueger wurde im dritten Teil ordentlich eingeschenkt, doch der Bursche schleicht sich zurück in die Köpfe und Träume seiner potentiellen Opfer...

    Regisseur Renny Harlin hat ein paar starke Actionflicks inszeniert, "Stirb langsam 2" (1990) und "Cliffhanger" (1993) gehen auf sein Konto, ferner die herrliche Komödie "Ford Fairlane - Rock'n'Roll Detektiv" (1990). Der vierte Beitrag zur Reihe um den alten Schnitter Freddy ist im gediegenen Mittelfeld anzusiedeln, im Vergleich zum starken Vorgänger baut diese Fortsetzung deutlich ab. Alles wirkt überstürzt aus dem Ärmel geschüttelt, unterm Strich kommt nicht mehr als eine brauchbare "Mindestbefriedigung für Fans" dabei heraus. Hauptdarstellerin Lisa Wilcox sah damals recht hübsch aus, ansonsten bleibt (ausser Robert "Freddy" Englund) kein Darsteller in Erinnerung.

    Als Horrorfanatiker komme ich selbstverständlich nicht an Freddy Krueger vorbei. Dieser Teil führt mir jedoch glasklar vor Augen, warum ich Jason Voorhees und Michael Myers schon immer weitaus inniger als Freddy Krueger liebte.

    6/10 (obere Mittelklasse)


  • DVD von Shriek Show (USA)


    Die Screaming Marianne (Großbritannien 1971, deutscher Titel: Schrei nach Leben)

    Verwandte sind eine ererbte Krankheit. Mit den übrigen Leuten infiziert man sich per Zufall. (© by Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck, verbogen durch Das Blap™)

    Marianne (Susan George) ist auf der Flucht vor zwielichtigen Typen, gehetzt springt dem Engländer Sebastian (Christopher Sandford) fast vors Auto. Schnell kommt man sich näher, zwei Wochen später will Sebastian seine Eroberung mit einer spontanen Hochzeit überraschen. Obschon sich ihre Begeisterung in Grenzen hält, lässt sich die junge Frau vor den Standesbeamten zerren, Sebastians guter Freund Eli (Barry Evans) hält als Trauzeuge her. Durch einen grotesken Bearbeitungsfehler der ausstellenden Behörde, weist der Trauschein Eli überraschenderweise als Mariannes Ehegatten aus. Sebastian ist mächtig sauer, Marianne geht sein Verhalten dermaßen auf die Nerven, dass sie ihrem "Fast-Ehemann" ohne Vorwarnung den Laufpass gibt. Eli ist ihr sowieso weitaus sympathischer, erfreut nimmt der "irrtümliche Ehemann" seine Angetraute bei sich auf. Nach und nach erfährt Eli mehr über die Marianne, die offenbar von ihrem Vater (Leo Genn) gesucht wird, denn bald wird sie Zugriff auf brisante Dokumente und jede Menge Geld haben. Derweil nutzt der eifersüchtige Sebastian seine Kenntnisse für ungute Zwecke, will sich für die erlittene Schmach an dem Liebespaar rächen...

    Pete Walker erfreute mich bereits mit mehreren guten Horrorstreifen, besonders der herrliche Flick "The Flesh & Blood Show" (1972) hat es mir angetan. Das bekannteste Werk des Regisseurs und Produzenten ist vermutlich "Frightmare" (1974), ein kleiner und sehenswerter Genreklassiker. "Die Screaming Marianne" ist nicht im Horrorsektor unterwegs, hier bekommen wir es mit einem Thriller zu tun. Was auf den ersten Blick ruhig und durchschaubar anmutet, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als stetig brodelnder Dampfkessel, gewährt Blicke die Abgründe der menschlichen Existenz. Walker tritt die rührige "Love & Peace Atmosphäre" der späten sechziger Jahre mit Anlauf in den Hintern, die Siebziger regieren, die Schweinepriester suhlen sich mit Wonne und Ausdauer im Sumpf aus Gier, Neid und Hass. Als stimmungsvolle Schauplätze dienen London und Portugal, im Häusermeer der Großstadt lauert das Verderben, im sonnigen Süden bricht das Übel aus allen Poren hervor, zieht die Protagonisten in einen finsteren Abgrund. Nach und nach offenbaren sich dem Zuschauer Details über Marianne und ihre liebe Verwandtschaft, geschickt dreht das Drehbuch mit Bedacht an der Spannungsschraube. Für Hektiker ist "Die Screaming Marianne" keine geeignete Anlaufstelle, dieser Film verlangt mit Nachdruck nach einem aufgeschlossenen Publikum, nach Filmfreunden die sich mit Herz und Bauch auf das Werk einlassen können/wollen. Wüste Schauwerte werden kaum geboten, die Bälle bleiben im Körbchen, die Säfte jeglicher Art kochen im Leib der Charaktere vor sich hin. Trotzdem (oder gerade deswegen) ist der Film verdammt packend, verdammt sexy und verdammt faszinierend.

    Susan George wird mancher Filmfreund aus "Straw Dogs" (1971) kennen, sie spielte in diesem grandiosen Thrillerdrama von Sam Peckinpah an der Seite von Dustin Hoffman. Die Rolle der Marianne meistert Susan George äussert überzeugend. Die Hauptfigur wird zum Spielball ihres Umfelds, Susan jongliert als Marianne mit Trotz, Trauer, Hoffnung, aufkeimender Liebe und vielen weiteren Gefühlen, bleibt stets glaubwürdig und berüht den Zuschauer nachhaltig. Aber nicht nur Frau George darf ihr Talent unter Beweis stellen, die Riege der Fieslinge liefert ebenso vorzügliche Darbietungen ab, die teils an Ekelhaftigkeit kaum zu übertreffen sind. Christopher Sandford darf zunächst der lockere und freundliche Retter in der Not sein, doch hinter der glatten Fassade lauert ein verdorbenes Bürschlein der üblen Sorte. Als Widerling aus der Amateurklasse sollte man seine Mitstreifer jedoch mit Bedacht wählen, gegen die unstillbare Perversion einer Judy Huxtable (spielt die Halbschwester Mariannes) kann der Hänfling nicht allzu viel ausrichten. Ich bin in der kurzen Inhaltsangabe ganz bewusst vage geblieben, daher fiel Judy Huxtable dort unter den Tisch (hoho). Lasst euch von ihrer gnadenlosen Verschlagenheit an die Wand nageln, zu genaue Vorkenntnisse wären nur hinderlich. Leo Genn agiert als Oberschurke unfassbar göttlich, hat vor allem gemeinsam mit Judy Huxtable beeindruckende Szenen. Wenn sich Vater und Tochter auf unangemessene Weise wie Raubtiere umschleichen, greift eine eiskalte eiserne Faust nach dem Nacken des Zuschauers. Kenneth Hendel soll nicht unerwähnt bleiben, er sorgt als Genns Bediensteter für zusätzliche Anspannung, scheint ständig drohend über Marianne und Eli zu schweben. Die übrigen Mitwirkenden bleiben auf kleinere Nebenrollen beschränkt, daher gehe ich nicht weiter auf diese Darsteller ein.

    Ich betone es erneut und mit Ausdauer, man muss sich wirklich auf diesen Film einlassen können, dann wird man mit einem prächtigen Erlebnis belohnt. Pete Walker packt prickelnde Konstraste auf den Tisch, die ausklingene Hippiezeit geht in der moralischen Verdorbenheit übler Gesellen auf. Susan George tanzt während des stilvollen Vorspanns im Bikini, eine Augenweide, Portugal präsentiert sich malerisch, Leo Genn bewohnt ein herrlich gelegenes Anwesen, als pensionierter Richter hat man offensichtlich Geschmack. Was sich zu Beginn als knuffiges Liebesfilmchen tarnt, erweist sich als packender Kriminalfilm der besten Sorte! Mit unnachgiebiger Konsequenz zerhackt Pete Walker alle Beschaulichkeit, Gewinner sind in diesem Spiel nicht vorgesehen (oder lügt der Verfasser?). Klar, der "eigentliche" Thrillerstoff begnügt sich mit althergebrachten Motiven und Zusammenhängen, die Charaktere und ihre tollen Darsteller machen "Die Screaming Marianne" zu einem packenden Werk, heben den Film weit über den biederen Durchschnitt hinaus.

    Die mir vorliegende DVD aus den USA geht als solide durch, eine deutsche Auswertung ist bisher leider nicht erfolgt (eine VHS-Cassette war erhältlich). Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich ein deutsches Label um den Film bemühen würde!

    7,5/10 (Gut bis sehr gut + zahlreiche Herzpunkte)

    Lieblingszitat:

    "Did you fornicate with Marianne?"

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum26.11.2011 23:15
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 7 (Folgen 91-105)

    Folge 93 - Die Fahrt nach Lindau (Deutschland 1982)

    Martin Gericke (Klaus-Jürgen Wussow) wird seit einiger Zeit immer wieder durch Drohanrufe belästigt, ein unbekannter Mann kündigt den baldigen Tod des erfolgreichen Geldjongleurs an. Als Gericke eines Abends mit seinem PKW von München nach Lindau aufbrechen will, erreichen die beunruhigen Anrufe eine neue und erschreckende Qualität. Offenbar ist der rätselhafte Telefondrangsalierer bestens über die Reisepläne seines Opfers unterrichtet, er hat Kenntnis von der geplanten Fahrt, sagt Gerickes Tod für die kommenden Stunden voraus. Gericke lässt sich auch durch die Warnungen seines Mitarbeiters Wörner (Klaus Herm) nicht von seinem Vorhaben abhalten, er nimmt die fernmündlichen Drohungen nicht ernst. Sogar seine Gattin Wilma (Lotte Ledl) kann ihn nicht umstimmen, unter den Augen Wörners braust der Finanzexperte in seinem schicken Daimler davon. Wenig später erhält Wilma Gericke eine niederschmetternde Nachricht, ihr Gatte ist mit dem Auto verunglückt, verbrannte in seinem Wagen. Die Polizei findet Hinweise auf eine Straftat, der Mercedes weist mehrere Einschusslöcher auf, Derrick und Klein nehmen die Ermittlungen auf. Wilma Gericke erleidet einen Zusammenbruch, ihre Kinder Malte (Ekkehardt Belle) und Mona (Anne Bennent) leiden ebenfalls sehr unter dem Verlust des geliebten Vaters. Jedoch wartet eine unfassbare Überraschung auf die Familie, die besonders den aufgeweckten und sensiblen Malte zu unangenehmen Gedankengängen veranlasst...

    Klaus-Jürgen Wussow spielt seine Rolle routiniert, seine Filmfamilie übertrumpft ihn aber locker (was in erster Linie der Anlage der Rollen geschuldet ist). Ekkehardt Belle scheint wie geschaffen für den Part den "aufgewühlten jungen Mannes", den er z. B. in "Ein tödlicher Preis" (70) mit Bravour meistert. Ich bin nicht unbedingt ein grosser Fan Belles, doch auch diesmal gibt es nichts an seiner Darbietung zu bemängeln. Vielleicht mutet er schon fast ein wenig zu alt an, um den "noch im Elternhaus lebenden Sohn" zu verkörpern, aber dies kann man ihm freilich nicht anlasten. Anne Bennent nimmt man die Tochter schon eher ab, die schauspielerischen Glanzpunkte muss sie jedoch Ekkehardt Belle überlassen. Lotte Ledl gibt die erschütterte Dame, ein interessanter Kontrast zu ihrem Auftritt als "Hure mit Herz" (Folge 80 - Am Abgrund). Blieb Sissy Höfferer in "Das sechste Streichholz" (85) recht unscheinbar, überzeugt sie nun als verschlagen wirkende Sekretärin des Opfers. Man macht sich weniger Gedanken darüber ob sie an den Vorfällen beteiligt war, sondern stellt sich eher die Frage nach ihrem Gewicht innerhalb des Netzes. Auch Klaus Herm tauchte bereits mehrfach in der Reihe auf, sein unscheinbares Äußeres passt perfekt zum Klischees des biederen Buchhalters, des unterwürfigen Zuarbeiters. Heinz Ehrenfreund spielt einen windigen Burschen, dem Derrick mit Nachdruck auf den fauligen Zahn fühlt. Das Ensemble agiert auf gewohnt gutem Niveau, Ekkehardt Belle rückt zunehmend in den Mittelpunkt.

    Die "Verschwörung" ist zwar schnell erkennbar, aber ihre Details treten erst Schritt für Schritt aus der Dunkelheit hervor, die Kälte der Ausführung verpasst dem Betrachter ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Erwartungsgemäß verabreicht Derrick seinem "Hauptschuldigen" zum Ende eine philosophische Ohrfeige, saust die Moralkeule mit Wucht auf den Bösewicht hernieder (der erhobene Zeigefinger vor des Publikums Nase ist nicht zu übersehen/überhören, dank der maßvollen Dosierung gleichwohl unproblematisch). Für meinen Geschmack hätte das Drehbuch den Fokus noch stärker auf die Familie Gericke legen dürfen, die knappe Spieldauer einer TV-Episode hätte dann vermutlich zu wenig Raum für die übrigen Figuren gelassen. Wäre das Leben ein Wunschkonzert -oder ich der Autor dieser Folge- hätte das Geschehen eine deutlich fiesere Wendung genommen, aber den Spruch bezüglich Leben & Wunschkonzert kennen wir ja (leider?) allesamt. Alfred Vohrer belässt es bei einer sachlichen und handwerklich ansprechenden Inszenierung, ich vermisse die alte Wüstheit des von mir sehr geschätzten Regisseurs. Frank Duval hat seine Musik teils eine Spur kantiger als üblich gestaltet, was ausdrücklich und vorbehaltlos meine Zustimmung findet. Insgesamt ein unterhaltsamer Beitrag zum "Derrick-Universum", dem etwas mehr Kernigkeit und Bitterkeit gut zu Gesicht gestanden hätten.

    6,5/10 (oberste Mittelklasse)

  • Im Ultrakurzformat:


    Nightmare on Elm Street 3 - Freddy Krueger lebt (USA 1987)

    Nancy Thompson (Heather Langenkamp) ist inzwischen als Psychoklempnerin am Start, in einer Anstalt für auffällige Jugendliche treffen sie und ihre Schützlinge erneut auf Freddy Krueger. Patricia Arquette ist in einer der Hauptrollen zu sehen, Laurence Fishburne gibt den freundlichen Pfleger, Kultschädel John Saxon und Robert "Freddy" Englund runden das durchaus bemerkenswerte Ensemble ab.

    Nightmare on Elm Street 2 - Die Rache (1985) ist IMHO zwar besser als sein Ruf, doch erst mit dem dritten Teil verpasste man dem legendären Erstling (Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume 1984) einen wirklich stimmigen Nachfolger, Teil 2 bleibt ein (angenehmer) Sonderling im Rahmen der Reihe. Der dritte Aufguß bietet eine ausgewogene Mischung aus Horror, Härte und Humor, blödsinniger Klamauk gewinnt nie die Überhand. Die deutsche Synchronisation sorgt mit ihrer teilweise politischen Inkorrektheit für diverse Schmunzler (Neger & Bimbo wurden ausgerechent Herrn Fishburne in den Mund gelegt), Freddy selbst macht im Originalton allerdings deutlich mehr Freude, daran ändert auch die beste Synchro nichts. Einige FX sind großartig, den "Freddy-Wurm" und den "Fernseher-Freddy" liebe ich besonders, "Skelett-Freddy" ist knuffig, die "Ader-Marionette" bereitet mir auch nach fast 25 Jahren noch immer Schmerzen (wuuarrgh).

    Fast so gut wie der Auftakt. Teil 3 haut lauter und heftiger auf die Pauke, Teil 1 behauptet sich mit seiner auf den Punkt eingefangenen Atmosphäre.

    7,5/10 (gut bis sehr gut)


    ---


    Bordello of Blood (USA 1996)

    Abgewrackter Privatschnüffler (Dennis Miller) gerät in einen brisanten Fall, er sucht den verschollenen Bruder (Corey Feldman) einer attraktiven Blondine (Erika Eleniak). Vampirin Lilith (Angie Everhart) hat andere Vorstellungen von einem gelungen Abend...

    Die TV-Serie "Tales from the Crypt" schwappte Mitte der neunziger Jahre bis in die Kinos. 1995 gab es den gelungenen "Ritter der Dämonen" auf die Augen, ein Jahr danach folgte "Bordello of Blood". Mehr als "nette Horrorunterhaltung" vermag der zweite Streifen nicht zu bieten, der Humor wirkt auf mich oft zu krampfig, die Darsteller bleiben blass (besonders der öde Dennis Miller), das reizvolle Bordell-Szenario wird nicht angemessen sexy genutzt. Der "Dauer-Halbstarke" Corey Feldman geht mir langsam aber sicher auf die Nerven.

    Lieber erneut "Ritter der Dämonen" schauen. Noch besser: Gleich zum Amicus-Klassiker "Tales from the Crypt" (1972) greifen, der den gesamten Stoff aus den neunziger Jahren locker in den Sack steckt! Die DVD aus dem Hause CMV ist ordentlich, war man von der alten Universal-Scheibe nicht behaupten konnte. Im Bonusbereich findet der Fan zwei sehenswerte Episoden aus dem "Tales from the Crypt" Kosmos, leider trifft man dort erneut auf Corey Feldman.

    6/10 (obere Mittelklasse)


  • Jess Franco Gold Collection aus dem Hause Galileo Medien AG, Frontansicht des Schubers


    Jack the Ripper (Deutschland, Schweiz 1976, Originaltitel: Jack the Ripper)

    Klaus schlitzt Lina auf (ich prangere das an)

    Dr. Dennis Orloff (Klaus Kinski) geht am Tage einer ehrenwerten Tätigkeit nach. Der Arzt behandelt in seiner Praxis die armen Leute Londons, seine Patienten sind ihm dankbar und ergeben. In den finsteren Nächten fällt die Maske des Wohltäters, er fällt Prostituierte an und ermordet die Frauen auf bestialische Weise, von der Presse bekam er den Namen Jack the Ripper verpasst. Inspektor Selby (Andreas Mannkopff) kommt mit seinen Ermittlungen nicht voran, ausgerechnet ein blinder alter Mann (Hans Gaugler) ist momentan der zuverlässigste Zeuge. Tatsächlich kann der Blinde erstaunlich gute Angaben bezüglich des Täters machen, im Gegensatz zu den ansonsten meist widersprüchlichen Aussagen anderer Beobachter. Eines Tages fischt der Tagedieb Charlie (Herbert Fux) fischt eine abgetrennte Hand aus dem Wasser, kommt dadurch dem Ripper auf die Spur. Auch die Inspektor Selby nahestehende Cynthia (Josephine Chaplin) mischt sich in den Fall ein, sie verkleidet sich als Freudenmädchen um den Schlächter anzulocken. Mit ihrer waghalsigen Aktion will sie dem Kriminalisten unter die Arme greifen, ein fataler Fehler...???

    Filme zum Thema "Jack the Ripper" gibt es alle Jahre wieder, auch der von mir sehr geschätzte Spanier Jess Franco nahm sich des Stoffes an. Der Film entstand im Rahmen der sehr fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich, für dessen Unternehmen Franco in der Zeit von 1975 bis 1977 tätig war. Für die Titelrolle konnte man Klaus Kinski gewinnen, der seinen Part mühelos aus dem Ärmel schüttelt, herrlich. Obwohl aus Kostengründen in der Schweiz gedreht wurde, kommt die "neblige Londonatmosphäre" sehr schön rüber, bleiche Schwaden ziehen wie seidige Leichentücher durch die engen Gassen (oh weh, die Medikation des Verfassers muss erneut angepasst werden). Das Drehbuch baut nicht auf eine spannende Enttarnung des Killers, die Maske fällt bereits in der Anfangsphase des Streifens. Problematisch ist diese Ausrichtungs keinesfalls, denn im Mittelpunkt steht die kernige Leistung Kinskis, sowie die nicht minder überzeugende Truppe der Nebendarsteller, die teils knuffig-groteske Auswüchse vom Stapel lassen.

    Klaus Kinski bleibt unvergessen, sicher für manche Menschen noch immer ein Reizthema, ohne Zweifel ein kantiges und kauziges Denkmal der Filmgeschichte. Egal ob seine oft skurrilen Auftritte nur der Imagepflege dienten oder echt waren, langweilig war Klaus Kinski nie. Als Ripper glotzt er mit beängstigend stechenden Blicken auf seine Opfer herab, verliert abseits seiner Untaten (zunächst) nur erstaunlich selten die Contenance. Eine meiner liebsten Szenen ist die Zurechtweisung der aufdringlichen Vermieterin, die den Arzt offensichtlich enger an sich binden möchte, ihm nicht nur die Tür ihres Hauses zu öffnen gedenkt. Keine Chance, Doc O. pöbelt sie im Schnellverfahren nieder, armes MILF-Tantchen. Die Seelenqualen des Rippers werden thematisiert, die Erklärungsansätze bieten jedoch keine Überraschungen. Andreas Mannkopff bleibt als Inspektor Selby recht blass, nicht nur Kinski lässt ihn in den Hintergrund rücken. Passt schon, denn das übrige Ensemble sorgt für etliche Glanzpunkte, darunter auch des Chefermittlers Helferlein Sergeant Ruppert (Peter Nüsch). Josephine Chaplin hat weitaus mehr Feuer unterm Hinters als ihr dröger Bullenfreund Selby, Ursula von Wiese nagt als bes­ser­wis­se­rische Alte an den Nerven der Beamten, sie mahnt Moral und Züchtigkeit an, ihr Gezeter zauberte mir mehrfach ein feistes Grinsen aufs Gesicht. Hans Gaugler spielt den klugen, feinfühligen Blinden großartig, nebenbei sehr sympathisch und warmherzig. Gesichtsruine Herbert Fux sehen wir passenderweise als verschlagenen Erpresser und Taugenichts, seine abstossende Fratze muss man einfach lieben. Für die nötige Erotik sorgt Francos Gattin Lina Romay, die als Bartänzerin einen unfassbar scharfen Auftritt hinlegt. Wie so oft hing mir bei ihrem Anblick die Zunge vor Gier aus dem Hals, bei Lina kommt sogar ein scheintoter Knacker auf Touren. Leider fällt Lina dem böööösen Herrn Kinski zum Opfer, Franco nutzt diese Tat zum einzigen wirklich ruppigen Gewaltausbruch dieses Films. Vor dem Mord jagt der Ripper sein Opfer durchs Gebüsch, nimmt sie dann aufgeschlitzt ran, versucht sich wenig später als Metzger. "Irgendwie" passt diese plötzliche Exzessflut nicht zum Rest, allerdings wird sie nur sehr empfindlichen Zuschauern an die Nieren gehen (uuaaahhh...). War Jess sauer auf seine Lina, man(n) zerhackt diesen feuchten Traum doch nicht einfach so (grins)?

    "Jack the Ripper" punktet mit seiner bemerkenswerten Mannschaft vor der Kamera, bietet eine überwiegend sehr schöne und gruselige Atmosphäre, hat Humor und eine Prise Erotik im Gepäck. Auch "Franco-Skeptiker" dürfen einen Blick riskieren, der Film gehört zu den bodenständigeren Werken des Regisseurs. IMHO bietet sich ein unterhaltsames Double Feature mit "Im Schatten des Mörders an" (La noche de los asesinos), ebenso ein für "normale" Menschen zugänglicheres Kind des Spaniers. Für mich zählt "Jack the Ripper" nicht zu den Höhepunkten Francos, gute und kurzweilige Unterhaltung werden aber zu jeder Sekunde geboten (daran ändert auch Linas unangemessenes Ende nichts). Der Flick liegt mir als Beitrag zur "Jess Franco Gold Collection" vor, das Set enthält weiterhin die folgenden Sausen:

    • Greta - Haus ohne Männer
    • Blue Rita
    • Love Letters of a portugese Nun
    • Women in Cellblock 9
    • Voodoo Passion
    • Barbed Wire Dolls
    • Wicked Women


    Die DVD bietet den Film ungekürzt und in solider Qualität an. Das Set kommt als schickes Digi mit Schuber, für Franco-Fans (eventuell auch für mutige Neulinge) ein klarer Pflichtkauf! Alternativ kann man den Film auch einzeln erwerben, ergo sind Ausreden ungültig!

    7/10 (gut + diverse Wohlfühlpunkte)

    Lieblingszitate:

    "Zum Teufel! Sie verdammte Kröte!"

    &

    "Sie hatte ihre letzte Periode zu Methusalems Zeiten."

  • Im Ultrakurzformat:


    Gone in 60 Seconds - Die Blechpiraten (USA 1974)

    Eine Bande von Autodieben nimmt einen riskanten "Großauftrag" an. Einer ihrer Denker und Lenker gerät ins Visier der Polizei, eine wilde Verfolgungsjagd mit unzähligen Blechschäden nimmt ihren Lauf...

    Bevor die rund vierzig Minuten (!) dauernde Hatz losbricht, hat "Die Blechpiraten" leider nicht viel (eher gar nichts) zu bieten. Überwiegend talentfreie Laiendarsteller langweilen mit belanglosem Geschwätz, ferner mangelt es an Gespür für Bildkomposition, Schnitt und grauenvolle Musik quält die Ohren. Das wüste Gerase und Geschepper entschädigt für den vorherigen Gähnanfall. Mit einfachen Mitteln hat Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller H.B. Halicki erstaunliches vollbracht, abseits der grossen Studios seine Vision eines "Autofilms" mit jeder Menge Herzblut umgesetzt. Für diesen Einsatz verdient Halicki Respekt, auch wenn viele Unzulänglichkeiten in diesem Fall tatsächlich öde anstatt knuffig anmuten. Es gibt etliche besser gelungene Genrebeiträge, der Vollständigkeit halber sollte man "Gone in 60 Seconds" durchaus gesehen haben, sympathischer als das seelenlose Remake ist der Flick auf jeden Fall.

    Die DVD von Mr. Banker wurde noch vor kurzer Zeit für wenige Taler verschleudert, sie bietet zwei unterschiedliche Schnittfassungen und ein paar Boni an, insgesamt eine brauchbare Scheibe.

    5/10 (mittelprächtig, inkl. Sympathiebonus)


    ---


    GSI - Spezialeinheit Göteborg: Im Fadenkreuz (Schweden 2009)

    Johan Falk (Jakob Eklund) und seine Kollegen müssen sich diesmal mit Drogenhändlern aus Osteuropa beschäftigen. Johans Zuträger Frank Wagner (Joel Kinnaman) erweist sich erneut als sehr hilfreich, doch des Helferleins Freundin gerät "versehentlich" in Mühle der Zielpersonen. Nun hat Frank eine persönliche Rechnung zu begleichen, doch die zu befürchtende Eskalation könnte die Ermittlungen gefährden...

    "Im Fadenkreuz" knüpft an das solide Niveau von "Waffenbrüder" an, schaltet aber im Bereich "Action" noch einen weiteren Gang herunter. Die dritte Folge der sechsteiligen Reihe bemüht sich redlich darum, den zentralen Charakteren zusätzliche Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verliehen. Einblicke in Johan Falks Privatleben entlarven den Ermittler als kleine Schweinebacke, Frank Wagner und seine Lebensgefährtin werden mehr und mehr zu tragischen Figuren. Falk ist mir inzwischen fast ein wenig zu konturlos angelegt, darüber täuscht auch sein eingestreutes Fremdgepoppe nicht hinweg, ich hoffe auf eine Aufwertung der Hauptfigur. Joel Kinnaman ist längst in seine Rolle hineingewachsen, sein Schicksal liefert die "Herzschlagmomente".

    Der grosse Wurf gelingt noch immer nicht. Weiterhin wird angenehme Unterhaltung geboten, ich hoffe jedoch auf eine deutliche Steigerung.

    6,5/10 (oberste Mittelklasse)

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