Folge 108 - Dr. Römer und der Mann des Jahres(Deutschland 1983)
In einem Forschungslabor wird ein Computerfachmann erschossen. Kurz vor der Tat fällt Zeugen ein Mann (Erich Hallhuber) auf, der dem vor drei Monaten verstorbenen Computerentwickler Dr. Römer wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Professor Rauh (Hans-Dieter Zeidler), seines Zeichens Leiter der Einrichtung, mag die Angaben der Beobachter nicht glauben, schliesslich hielt er auf Dr. Römers Beerdigung eine Trauerrede. Derrick und Klein beschäftigen sich mit dem Lebenslauf des Toten, offenbar hatte Dr. Römer mit einer psychischen Erkrankung zu ringen, der Tod ereilte ihn in der Klinik des Psychologen Professor Rotheim (Ernst Schröder). Rotheim hielt grosse Stücke auf seinen Patienten, bestätigt allerdings ausdrücklich dessen Ableben. Weitere Ermittlungen führen den Oberinspektor in das Haus von Professor Rauh, nur knapp kann Derrick einen Mordanschlag auf den Professor vereiteln. Nun ist sich der bisher skeptische Rauh ebenfalls sicher, der Angreifer war der angeblich tote Dr. Römer! Leider konnte Derrick nur einen Schatten sehen, der Täter entkommt im Schutz der Dunkelheit. Kann eine Exhumierung zur Lösung des mysteriösen Falles beitragen...???
Klatsch! Nach der grandiosen Folge 107 - Die Schrecken der Nacht geht es sofort mit dem nächsten Knüller weiter. Zuvor jedoch der übliche Blick auf das Ensemble. Erich Hallhuber schleicht durch das Szenario, keine grosse Herausforderung für einen Schauspieler, die Glanzlichter werden von Kollegen gesetzt. Besonders interessant die Darbietungen von Hans-Dieter Zeidler und Ernst Schröder, die auf den ersten Blick äusserst unterschiedlich angelegte Charaktere auf den Bildschirm bringen. Gewissermaßen ein Fernduell zwischen "Technokrat" und "Philosoph", unvereinbare Gegensätze, vereinigt im Fanatismus. Gisela Stein ringt als Witwe (?) Römer um Fassung, Kristina Nel zaubert als Mitarbeiterin des Psychologen Rotheim einen unterkühlten (dennoch seltsam reizvollen) Sexappeal ins Spiel. Maria Singer füllt das Klischee der kernigen Krankenschwester aus, obendrein ein Nönnchen, die Dame wäre in jedem Nunsploitation-Film gut aufgehoben. Horst Tappert und Fritz Wepper wühlen sich tapfer durch den Wust wirrer (?) Gedankengänge der in den Fall involvierten Personen, Sklave Berger darf pünktlich zum Finale eingreifen.
Was möchte uns Herbert Reinecker mitteilen, hegte der Autor etwa eine Abneigung gegen Psychologen und/oder selbsternannte Philosophen? Ist die Tiefe nur eine Illusion, will Reinecker uns lediglich den alten Hut von den "Irrenärtzen, die selbst irre sind" unterjubeln? Was auch immer sein Antrieb war, in "Dr. Römer und der Mann des Jahres" steckt viel mehr, der gern bemühte Vergleich mit dem prallen Füllhorn passt perfekt. Technik vs Philosophie, Logik vs Emotion, die Bedrohung durch immer "intelligentere" Computersysteme, die Rüstungsindustie, die Angst vor dem Atomkrieg, eine Tour de Force (Tour de Farce?) in den engen Rahmen einer Stunde gepackt. Herrlich das Forschungslabor, futuristisch leuchtend und pulsierend, eine Geräuschkulisse wie aus verschrobenen Klanggemälden der Pioniere Elektonischer Musik entliehen. Sinnlicher Höhepunkt: Ernst Schröder dreht am Rad, im Rausch des Wahnsinns kaum noch zur Einnahme diverser Pillen in der Lage. Das Ende: Hans-Dieter Zeidler lässt den Mad Scientist per Vorschlaghammer auf den Zuschauer los, eine Explosion aus Licht, der Abspann still. Theodor Grädlers dynamische Inszenierung passt vortrefflich zu diesem Wechselbad der Gefühle, dem Wirbelsturm des galoppierenden Hirnficks. An dieser Stelle muss ich aus dem Song "HERRMANN HIESS ER" von Nina Hagen zitieren:
Folge 107 - Die Schrecken der Nacht(Deutschland 1983)
Ein vermutlich irrer Serienmörder verbreitet Angst und Schrecken, er fällt junge Frauen an und erwürgt seine Opfer. Seine bisher letzte Beute ist die Studentin Erna Wilhelm (Simone Rethel), der Killer meuchelte sie in einer Station der U-Bahn. Der alternde Ermittler Ludewig (Dirk Dautzenberg) bearbeitet den brisanten Fall, doch in der Chefetage vertraut man den Methoden des schwerfälligen Kriminalisten offensichtlich nicht allzu sehr. Ergo greift Harry Klein dem Kollegen unter die Arme, Derrick steht nach seinem Krankenhausaufenthalt noch nicht zur Verfügung, für ihn sind zunächst Rehamaßnahmen in einer Kurklinik angesagt. Ludewig beäugt die Arbeitsweise des flotten Klein skeptisch, vor allem mißfällt ihm der Einsatz von Carla Meissner (Monika Baumgartner), die junge Beamtin ist in den Nächten als Lockvogel unterwegs, freilich durch Klein beobachtet und geschützt. Verdachtsmomente sind keine Mangelware, allerlei seltsame Gestalten bevölkern das nächtliche München. Ein entscheidender Hinweis lässt allerdings auf sich warten, obwohl sich der überspannt wirkende Alwin Bosler (Volker Eckstein) äusserst merkwürdig benimmt...
Horst Tappert überlässt erneut Fritz Wepper die Bühne, Derrick taucht nach dem Anschlag auf sein Leben auch in dieser Folge nur als Nebenfigur auf. Dirk Dautzenberg liefert eine herrlich grantige Vorstellung ab, phlegmatisch und desillusioniert schleicht er durch das Szenario, wacht aber hin und wieder aus seiner Lethargie auf, herrscht ihm verdächtig erscheinende Personen in seinem Ruhrpott-Dialekt an: "Wo wollense denn hin"? Ganz klar, Dautzenberg zaubert uns einen der knuffigsten Charaktere der Reihe auf den Bildschirm. Monika Baumgartner regiert selbstbewusst über die Schrecken der Nacht, erweist sich als äusserst wehrhaft und im wahrsten Sinne des Wortes zupackend. Michael Toost spielt einen Kneipenwirt, Werner Asam den Sohn der Wirtes, Volker Eckstein taucht mal wieder als Gestalt am Rande des Wahnsinns auf. Simone Rethel und Ilona Grübel glänzen in den ersten Minuten der Folge als ängstliche Mäuschen, nicht grundlos, wie der Zuschauer wenig später erfährt.
"Die Schrecken der Nacht" ist ein Frontalangriff auf die Lachmuskeln! Regisseur Zbyněk Brynych lässt den Popanz schalten und walten, manch enger Stirn wird vor Zorn der Schädel platzen! Ungewöhnlich auch die Verknüpfung mit der vorherigen Folge "Attentat auf Derrick", der liebe Stephan philosophiert vor sich hin, die Reha bereitet ihm keine Freude. Das Gespann Wepper, Dautzenberg und Baumgartner entpuppt sich als erfrischender Einschub, Tappert fügt dem Treiben ein schmackhaftes Sahnehäubchen hinzu. München bei Nacht, Zombies und Sittenstrolche kriechen aus ihren Löchern hervor. Ein Schaulaufen der unterhaltsamsten Sorte, der notgeile Masseur, der schleimige Hundebesitzer, eine alternde Lesbe auf der Suche nach der schnellen Nummer, der abstossende Bock im Park usw.. Vor allem die Familie Bandener, ständig auf der Suche nach ihrer "Musch" (wahlweise auch Muschi gerufen), mit Ausdauer treibt sich das Katzentier der Kneipeninhaber draussen rum (ebenfalls riemig, verfluchtes Mistvieh) falls dem nicht so ist, lungert sie unerlaubt in der Küche herum. Arme Musch, dein Fehlverhalten bleibt nicht ungesühnt. Tja, irgendwie sind alle Gestalten auf der Suche, manche finden den Tod, andere wurden bereits vom Wahnsinn eingeholt. Hölle, der alte Dautzenberg knirscht so unglaublich genial durch die Kulissen, dazu die göttlich irren Dialoge aus fast allen Mündern, unpackbar! Damit längst nicht genug, der Killer schleicht auf schlecht gestopften Socken durch die U-Bahn-Station, der Leisetreter des Todes geht um! Im Taumel dieser Übertreibungen rückt der Kriminalfall in den Hintergrund, die Aufklärung haut man uns nebenbei um die Ohren, mit einem lachenden Horst Tappert verabschiedet sich "Die Schrecken der Nacht". Frank Duval bemüht redlich darum seiner Elektronik unheimliche Klänge zu entlocken, seine Komposition klingt ähnlich überdreht wie sich die gesamte Folge anfühlt, ergo passt die Musik perfekt zu dieser wundervollen und gewollten Selbstparodie. Zbyněk Brynych gehört zu den auffälligsten Regisseuren der Reihe, viele Derrick-Fans lieben ihn, nicht wenige Verehrer von Stephan und Harry wenden sich während der Sichtung von Brynychs Beiträgen mit Grausen ab. Ich zähle zur ersten Gruppe, mit diesem ganz besonderen Beitrag hat sich Tscheche einen noch grössen Platz in meinem Herzen erspielt! München, die Hölle auf Erden, des Satans Sündenpfuhl! So, ich muss jetzt die Musch suchen, melde mich hiermit ab.
Das Testament des Dr. Mabuse(Deutschland 1962, Originaltitel: Das Testament des Dr. Mabuse)
Gert hat Schmerzen
Mortimer (Charles Regnier) befehligt eine ruchlose Verbrecherbande, die für einen geheimnisvollen Chef ertragreiche Raubzüge durchführt. Stets verbirgt sich der Auftraggeber und tatsächliche Boss hinter einem Vorhang, keiner der Ganoven bekommt das Antlitz des finsteren Obermotzes zu sehen. Als ein bewaffneter Goldtransport von den Gangstern überfallen wird, erinnert die Vorgehensweise den leitenden Ermittler Lohmann (Gert Fröbe) an die Methoden des legendären Dr. Mabuse (Wolfgang Preiss). Bei nüchterner Betrachung scheint eine Mitwirkung des Supergangsters unmöglich, immerhin fristet Dr. Mabuse sein tristes Dasein hinter den verschlossenen Türen einer Nervenheilanstalt. Der Leiter der Einrichtung Professor Pohland (Walter Rilla) gewährt Lohmann ohne Schwierigkeiten einen Blick auf Mabuse. Tatsächlich sitzt das wahnsinnige Genie entrückt in seiner Zelle herum, verbringt die Tage mit wirren Kritzeleien, mit unglaublicher Ausdauer füllt der durchgedrehte Dr. Mabuse zahllose Blätter Papier. Derweil kümmert sich Mortimer um die Rekrutierung eines neuen Mitstreiters, mit hinterhältiger Cleverness wickelt er den Boxer Jonny Briggs (Helmut Schmid) ein. Dessen Freundin Nelly (Senta Berger) zeigt sich zunächst sehr erfreut über das Ende der Boxerkarriere ihres Liebsten, wird aber bald von einem sehr unguten Gefühl ergriffen...
Einige Monate nach "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erreichte der vierte Teil der von CCC-Film produzierten Reihe die deutschen Kinos. Fans freuen sich über die Rückkehr von Gert Fröbe, die Regie übernahm Werner Klingler. Besagter Klingler zeichnet für den recht durchwachsenen "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1962) verantwortlich, den ersten Film aus der Bryan Edgar Wallace Reihe von CCC-Film. An dieser Stelle kann sofort Entwarnung gegeben werden, der vierte Mabuse-Streifen reiht sich ohne nennenswerte Schwachpunkte neben seinen Vorgängern ein. Der geneigte Zuschauer wird mit den ersehnten Zutaten verwönht, der Treffpunkt der Gauner befindet sich gut gesichert unterhalb einer Gruft, die Überfälle der Bande sind launig ausgeführt, wohlige Atmosphäre macht sich breit. "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erzeugte vor allem durch die unheimliche Präsenz unsichtbarer/schemenhafter Gestalten eine herrliche Gruselstimmung, nun sorgt Wolfgang Preiss für diese Momente, dazu mehr im nächsten Absatz.
Da ist er also wieder, der allseits geschätze und verehrte Gert Fröbe. Selbstverständlich lässt sich Fröbe nicht lumpen, seine energiegeladene Vorstellung packt diesmal sogar noch energischer zu, das Nervenkostüm des Kommissars ist durch die zurückliegenden Erfahrungen dünner geworden. So poltert Fröbes Lohmann immer wieder lautstark durch die Kulissen, gerät zu allem Überfluss in höchste Lebensgefahr! Klar, mit Lobgesängen auf Gert Fröbe könnte man noch viele Seiten füllen, ich will es beim Hinweis auf seine erwartungsgemäß hochklassige Darbietung belassen, der Mann war ein Naturereignis, ist durch seine Schauspielerei unsterblich geworden! Neben Fröbe haben mich drei weitere Mitwirkende sehr begeistert: Charles Regnier, Walter Rilla und Wolfgang Preiss. Regnier gibt den vornehmen Ganoven, der sich die Hände nicht gern selbst beschmutzt, im Ernstfall aber nicht vor Gewalt zurückschreckt. Während die untergebenen Bandenmitglieder sich im Sumpf des primitiven Knallschotentums suhlen, erspielt sich Regnier geschickt die Sympathie des Zuschauers, obwohl an der Haltung Mortimers nie Zweifel bestehen. Walter Rilla kommt zunächst als freundlicher und hilfsbereiter Mediziner daher, darf dem Part des Klinikchefs aber später ganz andere Facetten hinzufügen, die akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Ausführungen. Ganz, ganz großartig Wolfgang Preiss, der nun nicht nur als kaum sichtbares Schreckgespenst mit minimaler Spielzeit agiert, er versprüht in seinen Szenen eine regelrecht dämonische Präsenz, eine fantastische Darstellung des Dr. Mabuse! Schaut euch das Duell zwischen Rilla und Preiss an, mehr verrate ich nicht. Die bereits genannten Herren sind vier verdammt gute Gründe den Film als Pflichtprogramm zu deklarieren, die Nebenfiguren sollen jedoch nicht ohne Würdigung bleiben. Harald Juhnke sorgt für einen (erträglichen) Anflug von Klamauk, er eiert als debiler Kriminalassistent namens Krüger um seinen Filmboss Gert Fröbe herum, nagt mit Ausdauer an dessen Geduld. Der Depp vom Dienst scheint quasi unvermeidbar, Juhnke zieht den starken Gesamteindruck glücklicherweise nicht runter. Helmut Schmid tappt als naiver Boxer in die Falle, Leon Askin mutet wie eine weniger wilde Ausgabe von Adi Berber an. Für Schmunzler sorgen die Namen der Gauner, wir haben z. B. "Augapfel-Rolf", "Lachgas-Frankie" und "Paragraphen-Joe" im Angebot. "Paragraphen-Joe" wird übrigens von Albert Bessler vortrefflich dargeboten, Rolf Eden ist als "Jeton-Eddie" am Start. Damen finden nur am Rande statt, Senta Berger gewinnt mit fortschreitender Handlung an Boden, Ann Savo hört in ihrer kleinen Rolle auf den Namen "Wackel-Heidi".
Wer durch die drei vorherigen Beiträge gut unterhalten wurde, der wird sich auch ohne Schwierigkeiten mit dem vierten Auftritt des schröcklichen Supergangsters anfreunden. Das Ensemble ist großartig, die Kulissen und Schauplätze sehr stimmungsvoll, die Handlung schreitet ohne Durchhänger dem Finale entgegen. Sicher sind die Zusammenhänge leicht durchschaubar, dennoch packt der Film den Zuschauer, rundum zufrieden und bei bester Laune lag ich nach kurzweiligen 85 Minuten auf dem Sofa. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:
• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960) • Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961) • Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962) • Das Testament des Dr. Mabuse (1962) • Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963) • Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)
Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!
Werner Klingler macht einen guten Job, im Vergleich zu den von Fritz Lang und Harald Reinl inszenierten Vorgängern fällt sein Beitrag nicht ab.
Zunächst belasse ich es bei dicken 7/10 (gut), aber da geht noch mehr...
Vor Malta stürzt ein Kampfjet der US-Truppen ab. Die Maschine war mit geheimen Hightech-Waffen bestückt, welche keinesfalls in die Hände der Russen fallen dürfen. Hektisch schickt man den Spezialisten Ken Tani (Shô Kosugi) auf die kleine Insel im Mittelmeer, grösste Eile ist geboten, denn die Sowjets suchen bereits eifrig nach dem Wrack. Ken verspürt wenig Lust auf den Job, er wollte die kommenden Wochen friedlich mit seinen Söhnen Brian (Kane Kosugi) und Denny (Shane Kosugi) verbringen. Selbstverständlich hat der Geheimdienst an alles gedacht, ergo wurden die Blagen bereits eingeflogen, Ken soll die brisante Mission gewissermaßen beiläufig durchziehen. Father Joseph Bedelia (Bruce French) steht Ken hilfreich zur Seite, auf Seite der Russen sorgt Kampfschwein Andrei (Jean-Claude Van Damme) für grobschlächtige Gegenmaßnahmen...
B-Action aus den achtziger Jahren geniesst bei mir stets Kredit, auch eher nachrangige Streifen wie der hier kurz vorgestelle "Red Hunter". Malta liefert eine beschauliche Kulisse, die angenehmerweise immer wieder angemessen zum Zuge kommt. Regisseur Eric Karson fehlt das Gespür für einen angenehmen Erzählfluss, die Actionsequenzen zählen ebenfalls nicht zu den Glanzlichtern des Genres. Wirklich überraschend kommt diese Einsicht nicht, denn der wenig später von Karson inszenierte Klopper "Angel Town" plätschert sehr zähflüssig vor sich hin.
Shô Kosugi ist ein sympathischer Bursche der Kämpfe und Ninja-Schnick-Schnack hervorragend beherrscht, als Schauspieler und "Typ" aber eher blass und glatt anmutet. Leider bietet "Red Hunter" zu wenig Action, Ninja-Schnick-Schnack gibt es lediglich ansatzweise im Finale auf die Augen. So werden wir Zeuge wie sich der liebe Shô mit seinen Söhnen plagt (die nicht nur im Film aus seinem Stall stammen). Klar, die Bengel wollen Papi in den Ferien für sich beanspruchen, aber der Dienst am Vaterland kann nicht warten, immerhin muss der freie Westen vor den fiesen Kommunisten geschützt werden! Für Jean-Claude Van Damme bleibt der Part des Bösewichts, er sieht sehr fit und durchtrainiert aus, darf seine Kampfkünste aber viel zu selten zur Schau stellen. Zu Beginn steht Van Damme nur als stumme Drohung in den Kulissen herum, später gesteht man ihm immerhin ein paar Sätze zu, verleiht ihm menschliche Züge. Bruce French fungiert als Sidekick Kosugis, Vladimir Skomarovsky macht uns den Russen-Offizier, William Bassett vertritt die Interessen der westlichen Welt, der Rest der Besetzung ist kaum der Rede wert.
"Red Hunter" bietet ein typisches Szenario an, spielt vor einer tollen Kulisse, hat mit Kosugi und Van Damme (der zu dieser Zeit mit "Bloodsport" seinen Durchbruch feierte) zwei vielversprechende Action-Helden im Angebot, in den Nebenrollen tauchen ein paar angenehme Fratzen auf. Diese Elemente sollten ein solides Fundament für unterhaltsame B-Action liefern, doch die Verantwortlichen vergeigen ihre Chance weitgehend. Kosugi wird zu wenig gefordert, darf seine Stärken nicht ausspielen, Van Damme kommt noch schlechter weg, welch sinnfreie Verschwendung! Trotz der zahlreichen Kritikpunkte hat mich der Film unterhalten, meine Fanbrille färbt auch mittelprächtigen Stoff freundlich ein, ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Abschliessend ein paar Worte zur DVD aus dem Hause HDMV. Der Film liegt in brauchbarer Qualität vor, das Bonusmaterial ist vermutlich für Kampfsportler interessant, das Wendecover (mit einem alternativen Motiv) kommt ohne FSK-Flatschen daher.
Fazit: Als Van Damme Sammler komme ich nicht an diesem Werk vorbei, überdies zwingt mich mein Herz für B-Action auch zum Kauf schwächerer Genrebeiträge. Blende ich meinen Wahn aus, muss sich "Red Hunter" mit einer Bewertung von 5/10 begnügen, gegen jede Vernuft lege ich jedoch ein kleines Pünktchen drauf. Nur für tolerante Fans und Süchtlinge interessant, Gelegenheitsglotzer/Einsteiger finden weitaus besser geeigneten Stoff!
Lieblingszitat:
"Ich bin ein Mann des Friedens, ich will ihn nicht ins Jenseits pusten!"
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Ferner im Player:
Terminal Invasion(USA 2002) - Bruce Campbell und ein paar andere Gestalten sind in einem Schneesturm gefangen, die Damen und Herren sitzen auf einem kleinen Privatflugplatz fest. Fiese Ausserirdische weilen getarnt unter der Gruppe, es kommt zum Kampf auf Leben und Tod.
Bei dieser netten TV-Produktion führte immerhin Sean S. Cunningham Regie (Freitag der 13.), die Musik steuererte F13-Komponist Harry Manfredini bei, in der Hauptrolle erfreut uns B-Movie Ikone Bruce Campbell. Tatsächlich zaubert Cunnigham mit einfachen Mitteln netten Unfug aus dem Hut, man sieht dem Streifen sogar den schlechten CGI-Murks nach. Im O-Ton deutlich witziger, obschon die deutsche Synchro ist nicht so schlecht ist.
Kann man sich als Campbell Jünger durchaus geben, normale Menschen sollten "Terminal Invasion" jedoch meiden. Die DVD von Universal bietet eine gute Bildqualität, Boni sind nicht an Bord.
Die Nachlese zur Teutonen Western Collection von Koch Media:
Die schwarzen Adler von Santa Fe(Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originaltitel: Die schwarzen Adler von Santa Fe)
Captain Jackson (Joachim Hansen) befehligt eine Truppe Soldaten, sein Fort erwartet den Angriff der neuerdings wieder aggressiven Indianer. Washington sendet den Experten Cliff McPhderson (Brad Harris) zur Unterstützung, wenig später trifft der wehrhafte Journalist Blade Carpenter ebenfalls in der befestigten Außenstelle der Armee ein. Noch ahnen die Helden nicht von den wahren Absichten des in der Nähe ansässigen Ranchers Morton (Werner Peters), der mit Hilfe seines eiskalten Schergen Gentleman (Pinkas Braun) einen perfiden Plan in die Tat umsetzen will...
"Die schwarzen Adler von Sante Fe" bietet weniger aufregende Kulissen und Massenszenen als "Die Goldsucher von Arkansas", das Staraufgebot sorgt erneut für grosse Freude. Zu Beginn prescht der Film flott nach vorn, hängt im Mittelteil leider durch (öder SingSang und noch öderes Getanze), das starke Finale entschädigt jedoch für die (wenigen) spröden Minuten. Brad Harris zeigt dem Fan seine Muskelpracht, gewinnt selbstverständlich das Herz der schönsten Frau am Set (Olga Schoberová, seine spätere Ehefrau). Horst Frank mutete in "Goldsucher" unterfordert an, diesmal trifft er in der Rolle des Co-Helden mitten ins Schwarze, sein Blade Carpenter ist herrlich! Mondgesicht Werner Peters kennt man als Schurken aus unzähligen Wallace und Co. Produktionen, auch als widerlicher und geldgieriger Rancher ist der Mann mit dem Mondgesicht eine sichere Bank. Nicht minder stark Pinkas Braun, dem der abstossende Schurke namens Gentleman auf den Leib geschneidert wurde. Tony Kendall macht uns erneut den Indianerhäuptling, er kommt leider selten zum Zuge, fraglos weniger dümmlich als in "Flußpiraten". Joachim Hansen bleibt unscheinbar, im Vergleich zu seinen Kollegen wirkt er sehr hüftsteif und uncharismatisch, immerhin nicht unsympathisch. Dem Streifen gelingt gar ein kleiner Kunstgriff, die unerotische Nervensäge Edith Hancke ist hier nicht nur erträglich, nein, irgendwie mag ich sie sogar.
Würde sich die Sause sich nicht sinnloserweise mittendrin selbst ein Bein stellen, wäre "Die schwarzen Adler von Sante Fe" vermutlich der stärkste Film aus dem schicken Set von Koch Media. Doch was solls, letztlich macht der Film jede Menge Spass, schon wegen der tollen Besetzung kommt kein Fan an diesem Stoff vorbei. 6,5/10 (oberste Mittelklasse, Tendenz zu 7/10)
Noch ein paar Worte zur Box. Der Bonusbereich gibt Trailer und Bildergalerien her, Höhepunkt sind jedoch Interviews mit Brad Harris und Horst Frank. Brad Harris plaudert auf unterhaltsame Art aus dem Nähkästchen. Horst Frank zieht in seinem letzten Interview (1999) ordentlich vom Leder, der Mann war ein Ereignis, grossartig! Die Filme bewegen sich allesamt im Bereich von 6,5-7/10, der Sammelwert für Liebhaber entzieht sich dem lästigen Punkteraster. Das Set gehört in die Sammlung eines jeden Freundes von Eurowestern, knuffige Filme wurden ordentlich aufbereitet und durch interessante Boni ergänzt. Pflichtkauf, Pflichtkauf, Pflichtkauf!
Folge 106 - Attentat auf Derrick(Deutschland 1983)
Derrick ist bekanntlich nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, jedoch wird er bereits seit einiger Zeit von einem anderen Fahrzeug verfolgt. Per Autotelefon kontaktiert er Harry Klein, gibt ihm seine akuelle Route durch. Tatsächlich passiert das Unglaubliche, mehrere Schüsse werden auf den Oberinspektor abgefeuert, der mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Harry geht der Anschlag auf seinen Freund und Kollegen sehr nahe, mit wilder Entschlossenheit reisst er die Ermittlungen an sich. Erste Spuren weisen auf das Umfeld eines gewissen Korda hin, der vor einigen Wochen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Derrick war damals der leitende Ermittlungsbeamte, im Gerichtssaal hatte der Angeklagte Drohungen ausgesprochen. Klein nimmt Kontakt mit dem ehemaligen Polizisten Jakobsen auf (Karl Renar), der den Gesetzeshütern bereits mehrfach hilfreiche Tipps geben konnte. Geschickt kann Harry Klein unerkannt das Vertrauen von Kordas Sohn Michael (Till Topf) gewinnen, aber kann er auch die clevere Ehefrau (Christine Wodetzky) des Straftäters täuschen?
Unfassbare Zustände in München, der Ermittler aller Ermittler wird zur Zielscheibe der Unterwelt! Obschon Horst Tappert gewissermaßen in eine Nebenrolle gedrängt wird, kann er aus dem Krankenhaus den Verlauf der Nachforschungen entscheidend beinflussen. Fritz Wepper macht sich gut in der Rolle des vorübergehenden Chefschurkenjägers, längst ist Harry über den Status des unscheinbaren Helferleins herausgewachsen, sehr angenehm. Willy "Berger" Schäfer kommt zu Beginn häufiger als üblich zum Zuge, verschwindet den aber doch recht flott aus der Handlung, erneut verweigert man dem dritten Ermittler eine tragende Rolle. Karl Renar wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Legalität und Halbwelt, bekennt allerdings schnell Farbe. Till "Tod eines Schülers" Topf überzeugt als naiver Sohn eines Schwerverbrechers, der Nachwuchs hat schwer an der brutalen Wahrheit zu knabbern. Christine Wodetzky füllt den Part der rachsüchtigen Gattin mit Leben, Gerd Böckmann kommt wie das Abziehbild eines rohen Gangsters daher. Böckmanns Charakter mag sich nach Karikatur anfühlen, trägt aber einen nicht unerheblichen Teil zum Unterhaltungswert bei. Ida Krottendorf und Dieter Eppler wirken in Nebenrollen mit.
"Attentat auf Derrick" bietet Fritz Wepper viel Raum zur Entfaltung, was der Figur Harry Klein ohne Zweifel sehr gut bekommt. Das Band zwischen Derrick und Klein erweist sich einmal mehr als untrennbar, für seinen Freund setzt Harry sogar das eigene Leben aufs Spiel. Freilich wacht die graue Eminenz im Hintergrund, denn Stephan Derrick kennt die ungestüme Seite seines Kollegen bestens. Klar, hier werden viele Klischees bedient, negativ wirkt sich dies zu keiner Zeit aus, der Ausflug in das München abseits der Gutbürgerlichkeit macht Freude. Das Böse hat sich längst eine solch gutbürgerliche Maske aufgesetzt, hinter die der eigene Nachwuchs mit Grausen blickt, zum Blick gezwungen wird. Autor Herbert Reinecker lässt Harry von der Leine, der sich prompt und erwartungsgemäß wie ein Bullterrier in die Aufklärung des Falles verbeisst. Klein bietet gar den Bonzen der örtlichen Polizeibehörde die Stirn, besteht erfolgreich darauf den Fall nicht wegen persönlicher Befangenheit an Kollegen zu übertragen. Regisseur Zbyněk Brynych fängt die Halbweltatmosphäre einiger Szenen punktgenau ein und setzt geschickt Kontraste. Box 8 steigt auf gutem Niveau ein, die erste Folge ist kein Oberknüller, fraglos ein guter Grundstein. Gebt mir meeehr!
Folge 105 - Lohmanns innerer Frieden(Deutschland 1983)
Alexander Lohmann (Martin Benrath) wird nach fünfzehn Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Einst wurde er wegen des Mordes an einem Juwelier verurteilt, beteuerte aber stets seine Unschuld. Damals leitete der inzwischen pensionierte Kriminalbeamte Obermann (Hannes Messemer) die Ermittlungen, der Lohmann jedoch für unschuldig hält. Obermann sucht besorgt und nachdenklich Derrick auf, dem er von seiner Vermutung berichtet, überdies den ehemals ebenfalls verdächtigten Werner Schorff (Sieghardt Rupp) erwähnt. Besagter Schorff konnte seinen Hals aus der Schlinge ziehen, seinerzeit verschaffte ihm seine jetzige Ehefrau Hanna (Christiane Krüger) ein Alibi. Derweil kommt Lohmann bei seiner Schwester Helene Reichel (Christine Ostermayer) und deren Familie unter, Lohmanns Schwager Willi (Udo Thomer) ist offenbar davon überzeugt, dass der frisch Entlassene Rache üben will. Derrick und Klein verschaffen sich einen Eindruck von Lohmann und den Eheleuten Schorff, vor allem Hanna Schorffs Reaktion auf die Nachricht von Lohmanns Haftentlassung gibt den Ermittlern zu denken. Saß Lohmann tatsächlich viele Jahre unschuldig im Knast, welche Absichten verfolgt er nun...???
Martin Benrath gelingt die überzeugende Darstellung eines gebrochenen Charakters. Ein Mann auf der Suche nach Frieden, oder doch nur eine zur Schau getragene Maske? Die Leistungen der anderen Beteiligten sind überwiegend von solider Natur, leider gewährt das Drehbuch ihnen kaum Raum zur Ambivalenz. Sieghardt Rupp ist schlicht ein abstossender und feiger Bursche, Blondchen Christiane Krüger ein in sich zusammenstürzendes Nevenbündel. Christine Ostermayer sehen wir als gutherzige Schwester der Hauptfigur, Udo Thomer zeigt uns die fiese Fratze des braven Spiessbürgers. Stephan Hoffmann eifert seinem Filmvater Thomer nach, Karina Thayenthal bewegt sich auf der Schiene ihrer Filmmutter Ostermayer. Thayenthals Darbietung mutet ab und an eine Prise zu verschrobenen an, belebt das Szenario aber letztlich. Hannes Messemer und Hans Quest begnügen sich mit kleineren Nebenrollen, die Herren tauchten bereits mehrfach in der Reihe auf, Horst Tappert und Fritz Wepper spielen ihre Rollen mit gewohnter Routine.
Ex-Häftlinge sind kein neues Thema für Derrick. In "Schubachs Rückkehr" (55) agierte Udo Vioff als eiskalter Racheteufel, Peter Kuiper verhielt sich in "Der Untermieter" (87) wie die Axt im Walde. Während Vioff und Kuiper mit Konsequenz ihre Ziele verfolgten, wird Benrath zum Spielball seines Umfelds. Die liebe Verwandtschaft drängt ihm mit geradezu ekelerregender Hysterie ihre kranken Gedanken auf, die Folgen sind bitter, erschreckend und traurig. Problematisch ist der Verzicht auf eine vielschichtige Anlage der Charaktere, dieser Verzicht lässt "Lohmanns innerer Frieden" äusserst vorhersehbar ablaufen, immerhin entschädigt die Tragik des Finales für die vorherige Einfallslosigkeit der Geschichte. So grobschlächtig angelegt die Mehrheit der Figuren anmutet, so unpassend plärrt uns immer wieder die Musik von Frank Duval die Ohren voll. In "Tödliches Rendevous" (104) wurden seine Beiträge lediglich nicht unbedingt treffsicher eingesetzt, doch in diesem Fall gefällt mir die Musik nicht, zerrt fast ein wenig an meinen Nerven. Jürgen Goslar kann mit seiner Inszenierung die Schwachpunkte des Drehbuchs nicht übertünchen, der Derrick-Fan bekommt zumindest eine kurzweilige Folge serviert, die jedoch weit hinter den Höhepunkten der Reihe zurückbleibt.
6/10 (obere Mittelklasse)
Nun wurde bereits die siebte Box vollständig gesichtet, hier meine Lieblinge aus den Folgen 91-105:
• Folge 092 - Nachts in einem fremden Haus(Helmuth Ashley) • Folge 094 - Ein Fall für Harry(Zbyněk Brynych) • Folge 098 - Ein unheimliches Erlebnis(Theodor Grädler) • Folge 100 - Die Tote in der Isar(Alfred Weidenmann) • Folge 103 - Die kleine Ahrens(Günter Gräwert)
Hinter der Spitze tummeln sich gute Folgen, dazu ein paar Beiträge aus der Kategorie "solide Standardkost". Box 7 klingt auf kleiner Flamme aus, das folgende Set hält zum Auftakt einen Paukenschlag bereit! Fortsetzung folgt ...
Das hier kurz vorgestellte Set aus dem Hause Koch Media enthält folgende Filme:
• Die Flußpiraten vom Mississippi • Die Goldsucher von Arkansas • Die schwarzen Adler von Santa Fe
Zunächst ein paar Worte zu "Flußpiraten" und "Goldsucher", ich werde meine Meinung zu "Santa Fe"(und dem in der Collection enthaltenen Bonusmaterial) nachreichen.
Die Flußpiraten vom Mississippi(Deutschland, Frankreich, Italien 1963, Originaltitel: Die Flußpiraten vom Mississippi)
Kelly (Horst Frank) befehligt eine Bande mieser Räuber und Mörder, regelmäßig überfällt das Gesindel brave Bürger und Siedler. In der Nähe des Piratennestes liegt die kleine Stadt Helena, der Trapper James Lively (Hansjörg Felmy) übernimmt den dortigen Posten des Sheriffs, nachdem der alte Gesetzeshüter einer Attacke der Mordbuben zum Opfer fiel. Lively hat noch eine Rechnung mit Kelly offen, der kantige Tom Cook (Brad Harris) steht seinem Freund zur Seite. Kelly will die Indianer für seine Zwecke mißbrauchen, tatsächlich geht deren Häuptling Schwarzer Adler (Tony Kendall) dem Schurken auf den Leim...
Regisseur Jürgen Roland bringt man hauptsächlich mit Kriminalfilmen (Edgar Wallace) in Verbindung, in der späten Phase seiner Karriere arbeitete er für das Fersehen ("Tatort", "Großstadtrevier"). Doch unter deutscher Federführung entstanden in den sechziger Jahren auch Western abseits von Karl May, wie z. B. die hier kurz vorgestellten Streifen. "Die Flußpiraten vom Mississippi" geizt nicht mit schönen Landschaftsaufnahmen, die Geschichte kommt ohne Hänger aus (bietet als Sahnehäubchen eine überraschende Demaskierung), die Darsteller machen einen guten Job. Star des Films ist für mich Horst Frank, der sich herrlich fies und skrupellos geben darf, gewissermaßen in einer für ihn typischen Rolle zu sehen ist. Hansjörg Felmy in der Heldenrolle mutet zunächst ein wenig hüftsteif an, spielt sich aber schnell ins Herz des Zuschauers, Brad Harris steht im als kerniges Helferlein zur Seite. Tony Kendall sorgt als Indianerhäuptling für unfreiwillige (?) Schmunzler, die Rothäute haben den Verstand offenbar lediglich mit dem Teelöffel zu sich genommen. Karl Lieffen schleicht als geschäftstüchtiger Totengräber umher, die Damen werden von Sabine Sinjen, Dorothee Parker und Barbara Simon eine Spur zu bieder vertreten.
Fazit: Es muss nicht immer Karl May sein, die gierigen Flußpiraten sind eine sehenswerte Alternative/Ergänzung. Folglich setzt es dicke 7/10 (gut).
Die Goldsucher von Arkansas(Deutschland, Frankreich, Italien 1964, Originatitel: Die Goldsucher von Arkansas)
In Marble City will sich ein Indianer haltlos besaufen, er schleppt einen Beutel voll feister Goldnuggets mit sich herum. Sofort wird die Gier der Anwesenden geweckt, doch bevor man der Rothaut entscheidende Informationen entlocken kann, wird diese von einem anderen Indianer getötet. Freichlich kommt die Stadt nun nicht mehr zur Ruhe, Goldsucher reisen aus allen Teilen des Landes an, der zwielichtige Geschäftsmann Matt Ellis (Mario Adorf) macht sich in Marble City breit. Phil Stone (Brad Harris) plagen derweil andere Sorgen, er will den Mörder seines Vaters erwischen, der Trapper Dan McCormick (Horst Frank) greift ihm nach Kräften unter die Arme. Bald haben die Goldsucher ein Camp errichtet, die Ausbeute lässt jedoch sehr zu wünschen übrig. Vor allem wird zunehmend der Zorn der ansässigen Indianer erregt, auf deren Gebiet die von den Weißen noch unentdeckte Bonanza liegt...
"Die Goldsucher von Arkansas" ist vor allem optisch deutlich opulenter als "Die Flußpiraten vom Mississippi" angelegt, die Kulissen sind aufwendiger, die Schauplätze vielfältiger, die Action- und Massenszenen eindrucksvoller. Auf dem Regiestuhl nahm Paul Martin Platz, dessen Laufbahn bereits in den frühen dreissiger Jahren begann. Hin und wieder dürfte die Inszenierung ein wenig straffer sein, Langeweile schleicht sich trotzdem nicht ein, die Enttarnung eines Charakters fehlt ebenso wenig. Diesmal macht uns Brad Harris den Oberhelden. Ich sehe den Burschen gern, er ist sicherlich nicht der allergrößte Schauspieler, gleicht darstellerische Defizite aber durch seine sympathische Art und vollen Körpereinsatz aus. Horst Frank ist ausnahmsweise nicht als Schurke unterwegs, er bleibt als Co-Held mit tragischer Vorgesichte ein wenig blass. Alles andere als unscheinbar agiert Mario Adorf, der als niederträchtiger Ganove durch das Szenario poltert. Ralf Wolter gibt den Depp vom Dienst, Dieter Borsche orgelt den Goldsuchern die Ohren voll. Dorothee Parker gewinnt erneut den Preis für die hübscheste Dame, Olga Schoberová spielt ihr braves Schwesterlein (hm, eventuell gefällt mir Schoberová sogar besser). Die Indianer sind schon wieder nicht die hellsten Köpfe, einmal mehr sind kleine Schmunzler die Folge.
Fazit: Ja, auch die Goldsucher unterhalten sehr angenehm, obschon ich den Flußpiraten knapp den Vorzug gebe. 6,5/10 (oberste Mittelklasse)
Schon nach der Sichtung von zwei der drei im Set enthaltenen Filme, kann ich die "Teutonen Western Collection" jedem Freund gepflegter Eurowestern mit gutem Gewissen ans Herz legen. Bezüglich der Bildqualität haben die Goldsucher die Nase vorn, an den Flußpiraten gibt es aber nicht viel meckern, bei beiden Filmen zeigt der Daumen auch in dieser Disziplin nach oben. Die DVDs sind in einem schicken Digipak untergebracht, ein Schuber umhüllt das Set.
Cry of the Banshee(Großbritannien 1970, Originaltitel: Cry of the Banshee)
Terror im ausklingenden Mittelalter
Lord Edward Whitman (Vincent Price) regiert den ihm untergebenen Landstrich mit kalter Härte, vor allem hat sich der "Edelmann" die Verfolgung und Vernichtung angeblicher Hexen auf sein Banner geschrieben. Eines Tages überfallen Whitman und seine Schergen die Hexe Oona (Elisabeth Bergner) und deren Anhänger, im Namen Gottes wird ein fürchterliches Blutbad angerichtet. Um Oona in besonderem Maße und mit sadistischer Freude zu demütigen, tötet Whitman die alte Frau nicht, er lässt sie mit dem Rest ihrer Gefolgschaft am Ort des Gemetzels zurück, schüttet Hohn und Spott über ihr aus. Oona verflucht den grausamen Lord, angetrieben von Hass und Rachsucht ruft sie Satan höchstpersönlich an. Tatsächlich erhört der Leibhaftige seine Dienerin, eine reissende Bestie dezimiert die Sippe Whitman ohne Gande. Lord Edward wird zunehmend von Angst und Paranoia ergriffen, die tödliche Schlinge zieht sich weiter und weiter zu...
Gordon Hessler inszenierte in der Zeit um 1969-70 mehrere Filme mit Vincent Price in der Hauptrolle. Darunter auch das hier kurz vorgestellte Werk, welches in Deutschland unter dem klangvollen Titel "Der Todesschrei der Hexen" vermarktet wurde. Wer sich für die Hammer-Steifen aus dieser Epoche interessiert, findet in dieser Produktion von AIP (American International Pictures) eine reizvolle Ergänzung. Hessler geht sicher eine Stufe ruppiger vor, als man es von Hammer, Amicus und Tigon kennt, doch die "grobe Kelle" steht der Thematik durchaus gut zu Gesicht. Die Handlung wurde im England des 16. Jahrhunderts angesiedelt, offenbar regieren noch die rohen Sitten des sich langsam verabschiedenen Mittelalters. Bereits die Titelsequenz von Terry Gilliam sorgt mit ihrer schaurig-schönen und humorigen Optik für beste Laune, stilvolle Kulissen und gute Kameraarbeit untermauern den sehr positiven Ersteindruck nachhaltig. Hessler lässt gewissermaßen alle Höllenhunde von der Leine, haut für damalige Verhältnisse mit Ausdauer und Kraft auf die Pauke. Es wird gefoltert und gemeuchelt, hier und da blitzen blanke Brüste auf, diverse Figuren schwanken zwischen vorzüglich gespieltem Wahnsinn und grotesk anmutenden Schwurbeleien. Nein, Schöngeister werden nicht bedient, greifen lieber zum wundervollen "Twins of Evil" (Draculas Hexenjagd, 1971) aus dem Hause Hammer.
"Cry of the Banshee" birgt jede Menge "Spalterpotential" in seinen fauligen Eingeweiden, bei Genrefans ist der Streifen keinesfalls unumstritten, erntet recht häufig Prügel. Hesslers barsche Gangart überträgt sich durch die Bank auf die Darsteller, sogar die Darbietung des ansonsten fast nie Frage gestellten Vincent Price sorgt in der Gemeinde für Uneinigkeit. Verdammt nochmal, was ist mit euch los? Price ist großartig! Er haut uns sein übliches (göttliches) Overacting mitten in die Fresse, erweckt den von Boshaftigkeit und Paranoia zerfressenen Landadeligen in Perfektion zum Leben! Ja, Lord Edward Whitman ist purer Abschaum, ein widerlicher und verachtungswürdiger Haufen Dreck, ich möchte Vincent Price für diese Leistung knutschen! So mancher Bösewicht erobert die Herzen der Zuschauer, von solchen Anflügen ist der hiesige Fiesling weiter entfernt als Graf Dracula vom freiwilligen Verzicht auf roten Lebenssaft. Seiner Gegenspielerin verleiht Elisabeth Bergner ein Gesicht, die ähnlich überzeichnet und irre agiert, Oonas Fratzen und Gegeifer sind ein echter Knüller! Essy Persson sehen wir als Eheweib des Lords, auch sie driftet in den Wahnsinn ab, droht gleichzeitig unter der Knute des Gatten zu zerbrechen. Carl Rigg und Stephan Chase sind als Söhne des Herrn Whitman am Start, Rigg zeigt sich eher milde, während Chase der Ekelhaftigkeit seines Erzeugers nacheifert. Hilary Heath mimt das Töchterlein des Lords, Patrick Mower den Stallburschen, Marshall Jones sehen wir als unsympathischen Geistlichen. Besondere Beachtung verdient Hugh Griffith, der ständig auf (und unter) dem Friedhof herumlungert und durchgedreht aus der Wäsche glotzt.
Hölle, was soll das verfluchte Gemecker, diese Sause bietet dem Fan eine feiste Prachtsuhle! Mit Wonne aale ich mich in kleinen Geschmacklosigkeiten, überzeichneten Charakteren, deblien Ritualen und tollen Kulissen, obendrauf gibt es ein wirklich mies ausgeführtes Ungeheuer (das aber sowieso kaum gezeigt wird). Ich liebe die kleinen Boshaftigkeiten, die Hessler uns mit Ausdauer auftischt. Beispiel gefällig? Junge Leute werden vor die Tafels des Lords gezerrt, bepöbelt und erniedrigt, schliesslich wie Vieh getötet. Will man dem Film einen Bezug zur damals aktuellen Lage der Gesellschaft zugestehen, lässt sich mühelos ein entsprechender Zusammenhang konstruieren: Friedliche und harmlose Blumenkinder tanzen in der Landschaft herum, die Staatsgewalt knüppelt sie ohne Sinn und Verstand nieder. Folglich mutieren die Hippies zu Radikalen, genauer gesagt zum Modewort der siebziger Jahre: Terroristen! Was auch immer uns der Film mitteilen will (falls überhaupt eine "Message" transportiert werden soll), mir hat "Cry of the Banshee" einen äusserst unterhaltsamen Filmabend beschert, vielen Dank dafür!
Optimum bietet das Werk in schöner Qualität an, leider gibt es lediglich einen Trailer als Zückerchen für den Fan. Wo bleibt eine Auswertung für den deutschen Markt? Der Film lief im Kino, erschien später auf Video, die Indizierung wurde bereits vor über zehn Jahren aufgehoben. Liebe Label, bitte bemüht euch um eine baldige Veröffentlichung, die der "Der Todesschrei der Hexen" redlich verdient hat!
Folge 104 - Tödliches Rendezvous(Deutschland 1983)
Derrick wird Zeuge eines Bankraubes, bei dem ein junger Mann vergeblich versucht den Täter zu überwältigen. Der Bankräuber schlägt auf seinen Widersacher ein und entkommt unerkannt, der Möchtegernheld erliegt wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Auf den Taxifahrer Walter Hagemann (Peter Ehrlich) kommt ein aufregender Abend zu, denn der flüchtende Gangster erzwingt mit vorgehaltener Waffe seine Dienste. Hagemann bewahrt äusserlich Ruhe, beim Halt auf einem Waldweg gibt er dem Räuber klar zu verstehen, dass er ihn trotz Maske an seiner Stimme erkannt hat. Der Fahrer erpresst die Hälfte der Beute, mit dem Geld kann er seine finanziellen Schwierigkeiten auf einen Schlag lösen. Familie Hagemann zeigt sich zunächst wenig erfreut über den unverhofften Geldsegen, die erwachsenen Kinder Anita (Verena Peter) und Peter (Thomas Schücke) überwinden ihre Zweifel recht schnell, während Hausmütterchen Hagemann (Eva Kotthaus) ihr ungutes Gefühl nicht abstellen kann. Derrick liegt die Lösung des Falles besonders am Herzen, der Tod des mutigen Zeugen geht im nahe. Hagemanns Fahrzeug wurde gesehen, bereitwillig tischt der Taxifahrer den Beamten seine Version der Vorfälle auf. Flugs tauchen Vater Hagemann und seine Kinder in den Alltag ein, das trügerische Glück erliegt jedoch dem Vorschlaghammer, Walter Hagemann wird ermordert in seinem Wagen aufgefunden...
"Tödliches Rendezvous" bietet nicht unbedingt einen besonders packenden Fall an, diese Scharte wetzen Horst Tappert und Fritz Wepper aus, die mehrfach feine Selbstironie ins Spiel bringen dürfen. Auch wenn es gewissermaßen jedem Fan klar ist, an dieser Stelle müssen die Qualitäten von Tappert und Wepper erneut unterstrichen werden, die Herren sind großartig! Peter Ehrlich steht zunächst im Zentrum der Handlung, sein Taxibursche Hagemann legt erstaunlich viel kriminelle Energie an den Tag, die eigene Verdorbenheit wird mit Ausdauer verharmlost. Für meinen Geschmack kippen die Ansichten der Kinder etwas zu schnell, dies ist wohl der knappen Laufzeit geschuldet. Verena Peter versteckt sich als Töchterchen hinter einer naiven Maske, Thomas Schücke spielt recht hölzern, seine Darbietung wirkt hin und wieder wie abgelesen. Eva Kotthaus fungiert als moralischer Anker der Familie, kann sich aber nicht gegen ihre aus dem Ruder laufenden Schäfchen durchsetzen, übrig bleiben lediglich Tränen und tiefste Verzweiflung. Christian Berkel taucht in einer Nebenrolle auf (Hölle, war der Typ in jungen Jahren ein hässlicher Vogel! Inzwischen sieht der Mann richtig gut aus!).
Mal wieder ein Familiendrama. Mit Anlauf rennt ein zuvor vermutlich unauffälliger Durchschnittsbürger ins Verderben, zieht sein Umfeld mit in den Sumpf. Es gab schon packendere Folgen mit ähnlichem Strickmuster, wie bereits erwähnt, überspielen Horst Tappert und Fritz Wepper die mäßige Gesichte souverän. Regisseur Jürgen Goslar lässt seine Stars agieren, geschickter kann man den mittelprächtigen Plot kaum umschiffen. Frank Duval beweist oft ein feines Gespür für den richtigen Ton, hier verfehlt seine Musik das Thema mehrfach. Schade, denn die Kompositionen tönen durchaus ordentlich. Die Kameraarbeit fiel mir immer wieder positiv auf, handwerklich leistet man sich in dieser Disziplin keine Schwächen. Fazit: Herbert Reinecker hat weitaus bessere Drehbücher abgeliefert, daher ist "Tödliches Rendezvous" vor allem ein Beitrag für Fans des Ermittlerduos, Gelegenheitsglotzer sollten zu anderen Folgen greifen!
• Zärtliche Versuchung (aka "Die Abenteuer des jungen Don Juan")(Frankreich, Italien 1987) - Frankreich vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Roger (Fabrice Josso) verbringt die Ferien auf dem herrschaftlichen Anwesen seiner Eltern. Der junge Mann entdeckt die Lust auf das weibliche Geschlecht, als die Herren der Schöpfung bei bester Laune in den Krieg ziehen, schlägt endlich die grosse Stunde des frechen Nachwuchsstechers...
Eine ganz, ganz wundervolle Komödie mit erotischer Schlagseite, die mit herrlichem Humor auftrumpft, platte Kalauer bleiben vor der Tür. Ein sympathisches Bürschlein in der Hauptrolle, hübsche Damen um ihn herum (Serena Grandi, lechz!). Beschwingt und unverkrampft, ein prächtiger Film, tolle Darsteller, schöne Kulissen, anschauen!
Die DVD aus dem Hause CMV geht in Ordnung, leider liegt das Bild nicht anamorph vor.
7,5/10 (gut bis sehr gut + unzählige Wohlfühlpunkte)
• Iron Man 2(USA 2010) - Unterhaltsamer Krawall-Blockbuster, der Dank seiner starken Besetzung nicht in die völlige Belanglosigkeit stürzt. Robert Downey Jr. passt prima in die Rolle des Helden zwischen Größenwahn und Gutmensch, Mickey Rourke macht Ärger, Samuel L. Jackson taucht in einer gewollt kultigen Nebenrolle auf. Die Damen werden durch die Klappergestelle Paltrow und Johansson vertreten, nicht mein Beuteschema, ihre Darbietungen gehen aber zugegebenermaßen in Ordnung.
Die BD habe ich vor einigen Monaten für 5 Taler erstanden, zu diesem Kurs kann man sich den Stoff durchaus drücken.
Oberstudienrat Dr. Blomann (Hans Caninenberg) bereitet seiner Haushälterin Frau Reiners (Renate Grosser) Sorgen. Neuerdings schlägt sich der Lehrer die Nächte auswärts um die Ohren, kommt angetrunken nach Hause, seine Kleidung riecht nach Qualm und aufdringlichem Parfüm. Tatsächlich verbringt Blomann die Abende in einem zwielichtigen Nachtclub, vor allem die Bardame Vera (Lisa Kreuzer) scheint es ihm angetan zu haben. Der Polzei fällt Blomann auf, als er sich an einem Tatort rumtreibt. In einem leerstehenden Industriegebäude wurde ein erhängter Mann namens Bernhard Molz (Peter Chatel) aufgefunden, Blomann entzieht sich mit einer halbwegs glaubwürdigen Ausrede weiteren Fragen. Schnell können Derrick und Klein eine Verbindung zwischen Dr. Blomann und dem Mordopfer herstellen, offenbar kannten sich die Heren aus der besagten Bar, die Blomann seit einigen Tagen mit Ausdauer frequentiert. Derweil sucht der Lehrer die Räumlichkeiten einer Hilfsorganisation auf, die Lebensmittel und Medikamente nach Indien verschickt. Blomann bietet dem Leiter des Vereins Hannes Guhl (Dieter Schidor) seine ehrenamtliche Mitarbeit an. Will er damit sein schlechtes Gewissen beruhigen, versteckt sich hinter der Fassade des Bildungsbürgers ein eiskalter Killer???
Hans Caninenberg in der Rolle des Lustgreises, der sich Hals über Kopf in den dritten (und vermutlich letzten) Frühling stürzt. Was zunächst nach üblichem Klischee riecht, erweist sich im weiteren Verlauf als Finte, Caninenberg (und dem Drehbuch) gelingt diese Täuschung gekonnt. Ähnlichkeiten mit "Die Stunde der Mörder" (89) sind nicht von der Hand zu weisen, doch diesmal ist die Rolle Caninenbergs vielschichter angelegt, gleiches gilt für die Gesichte hinter "Die kleine Ahrens". Lisa Kreuzer gehört fast zur Stammbesetzung innerhalb der Reihe. Sie erweist sich dabei stets sehr wandlungsfähig, obschon ich sie hier nicht für die ideale Besetzung halte. Ein wenig mehr Sexappeal hätte der Bardame Vera gut zu Gesicht gestanden, Kreuzer erscheint mir auch "aufgedonnert" eine Spur zu bieder und seriös. Peter Chatel macht uns das Opfer, wegen akuter Spoilergefahr gehe ich nicht weiter darauf ein. Renate Grosser mutet wie ein Hausdrachen an, in ihrer Besorgnis um den geschätzten Chef verhält sie sich recht ungelenk, eine gute Leistung der kernig-kantigen Schauspielerin. Gefion Helme taucht als liebenswerte ältere Dame auf. Erneut droht die Gefahr zu viel zu verraten, ergo verzichte ich auf eine Erwähnung der übrigen Darsteller. Hans Caninenberg ist der Star dieser Folge, Schauspielkunst der Spitzenklasse. Sklave Berger darf selbstständig denken und handeln, selbstverständlich nur in einer sehr überschauren Dosis.
Das "Nachtcabaret Paradiso" sorgt für wohlige Sleaze-Atmosphäre, Zigarettengestank und nuttige Duftwässerchen kriechen fast aus der heimischen Glotze hervor. Der Zuschauer wird aufs Glatteis geführt, wenn sich der Nebel bereits nach ungefähr der Hälfte der Spielzeit weitgehend verzieht, wird der Unterhaltungswert dadurch angenehmerweise dennoch nicht beschädigt. "Die kleine Ahrens" hätte sicher Stoff für einen Spielfilm hergeben, in den knapp einstündigen Rahmen wurde jede Menge Stoff gepackt. Hektik kommt nicht auf, manch interessante Nebenfigur hätte mehr Spielzeit gut vertragen, Potenziel ist im Überfluß vorhanden. Günter Gräwert verknüpft die unterschiedlichen Schauplätze gekonnt, überdies war das starke Drehbuch (ich wiederhole mich), sicher nicht leicht mit Stil und angemesssener Tiefe in das enge Korsett von 60 Minuten zu pressen. Die Lösung zeichnet sich drohend am Horizont ab, Gewinner gibt es nicht (doch, den Rechtsstaat). Während der Abspann bereits startet, wechseln Tappert und Caninenberg noch einige Worte. Derrick schaltet das Licht aus, schliesst die Tür. Auf Musik wurde verzichtet, zurück bleibt Stille und ein (hoffentlich) nachdenklicher Zuschauer.
Folge 102 - Der Täter schickte Blumen(Deutschland 1983)
Vera Baruda (Ruth Leuwerik) schwelgt in Glücksgefühlen. Einige Jahre nach dem Tod ihres Ehegatten, hat sich die wohlhabende Frau erneut mit Haut und Haaren verliebt. Am Tag der geplanten Verlobungsfeier wird auf Alexander Rudow (Peter Bongartz) ein Mordanschlag verübt, durch die geschlossene Wohnungstür werden drei Kugeln abgefeuert, die jedoch den Taxifahrer niederstrecken der Rudow abholen sollte. Vera Baruda ist geschockt, wer könnte ihren stets zuvorkommenden und liebenswerten Partner so sehr verabscheuen, dass er ihm nach dem Leben trachtet? Derrick und Klein begleiten Rudow zu dessen Zukünftiger, dort treffen sie auf die engsten Verwandten und Freude der heiratswilligen Dame. Egal wenn die Beamten befragen, keiner der Anwesenden scheint einen guten Eindruck von Rudow zu haben, gleichwohl mangelt es an konkreten Vorwürfen. Weitere Ermittlungen fördern die Akte Rudows ans Tageslicht, ihm wurde in zwei Fällen wegen Betruges der Prozeß gemacht, Haftstrafen waren die Folge. Als Derrick und Klein die vermutlich völlig ahnungslose Vera Baruda mit der Vergangenheit Rudows konfrontieren, erleben die erfahrenen Kriminalisten eine echte Überraschung. Frau Baruda ist bestens über die Vergangenheit ihres Lebensgefährten im Bilde, steht aber trotzdem ohne Vorbehalte zu ihm...
Ruth Leuwerik spielt großartig auf! Vera Baruda ist eine echte Dame, die auch unter Druck (fast) nie die Contenance verliert. Der Wille an die neue Liebe zu glauben gibt ihr Kraft, stürzt sie aber gleichzeitig in einen Taumel, der sie zunehmend aus der Realität zu schleudern droht. Dank der vortrefflichen Leistung Leuweriks, bleibt Vera Baruda zu jeder Sekunde glaubwürdig und sympathisch, eine warmherzige Frau am Rande des Abgrunds. Peter Bongartz passt gut in die Rolle des glatten, ungreifbaren Heiratsschwindlers, vor allem fasziniert die Unklarheit seiner Motive. In Leuweriks Umfeld tummeln sich gestandene Schauspieler, Hans Quest beäugt die Gefühle seiner alten Freundin mit Eifersucht, Ernst Fritz Fürbringer bleibt als Schwiegervater Leuweriks (er spielt den Vater des verstorbenen Ehemannes) kantig und unnahbar, ein Relikt aus vergangenen Zeiten, überzeugend und punktgenau auf den Bildschirm gezaubert. Edwin Noel wird von seinem Vater (Hans Quest) nicht ernst genommen, weiss offenbar nichts mit seinem Leben anzufangen, scheitert an der Erwartungshaltung seines Erzeugers, der seinerseits -bezüglich des "schwachen" Sprößlings- bereits die Flinte ins Korn geworfen hat. Jacques Breuer sehen wir als Leuweriks Neffen, aus ihm bricht der Zorn über die neue Leidenschaft seiner Tante besonders offensiv hervor.
Oberflächlich betrachtet erscheint der erhobene Zeigefinger vor der Nase des Zuschauers, einmal Straftäter, immer Straftäter? Betrachtet man den Fall indes aufmerksam, offenbart sich hinter der Fassade der feinen Gesellschaft ein erstaunlicher Verfall von Moral, Anstand und Mitgefühl. Ein unschuldiges Opfer wird mit einem Blumenstrauß (anonymer Anruf inklusive) abgespeist, bedauerliche Fehler passieren eben. Ruth Leuwerik bildet den Gegenpol, behauptet sich standhaft gegen die auf sie einwirkende Übermacht. Zwischen "Gut und Böse" windet sich Peter Bongartz, aalglatt und Rätsel aufgebend. Mit gefällt das nachdenkliche Ende dieser Folge sehr gut, bleibt doch zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer übrig (der glücklicherweise nichts mit einem kitischigen Happy End gemein hat). Den Faden darf der Zuschauer in seiner Phantasie weiterspinnen, völlig unterschiedliche Gedankengänge sind möglich. Sicher kann man die berechtigte Frage stellen, ob "Der Täter schickte Blumen" den Betrachter plumper Manipulation aussetzt, ich kann diese Ansicht nicht teilen. Regisseur Helmuth Ashley bereitet seinem Ensemble eine angemessene Bühne, lässt Ruth Leuwerik brilliant auftrumpfen, tischt dem Zuschauer schaurig-schöne Innenansichten gehobener Wohnkultur auf. Für die musikalische Untermalung sorgt diesmal Martin Böttcher, der die Folge mit einer wunderschönen Komposition melancholisch ausklingen lässt.
Sleepless(Italien 2001, Originaltitel: Non ho sonno)
Der Giallo lebt!
In den frühen achtziger Jahren erschüttete eine grauenvolle Mordserie die Stadt Turin. Damals wurde der Fall offiziell aufgeklärt, doch nach 17 langen Jahren scheint der sogenannte "Killerzwerg" plötzlich wieder aktiv zu sein. Seinerzeit war der inzwischen längst pensionierte Kriminalbeamte Moretti (Max von Sydow) mit dem Fall betraut, die neue Serie schrecklicher Morde lässt den alten Herrn nicht zur Ruhe kommen. Giacomo (Stefano Dionisi) verlor 1983 seine Mutter durch den Killer, Moretti versprach dem Jungen damals den Schuldigen dingfest zu machen. Gemeinsam begibt sich das ungleiche Gespann auf die Spur des Täters. Der Polizei sind die privaten Ermittler bald ein Dorn im Auge, doch wirkliche Gefahr droht aus einer anderen Richtung...
Dario Argento gelang mit "Non ho sonno" ein erstklassiger Giallo, der seinen Meisterwerken aus den siebziger Jahren kaum nachsteht. Ein lupenreiner Genrebeitrag, welcher den gierigen Giallo-Fanatiker jubeln lässt, aus den gängigen Zutaten zaubert der Meister ein äusserst schmackhaftes Menü. Es fehlen weder die obligatorischen schwarzen Handschuhe, oder die drastischen Morde, dazu ist die Auflösung meiner Meinung nach ebenfalls ein Volltreffer. Ich konnte den Täter nicht überführen, hatte nicht mit dieser herrlich fiesen Überraschung gerechnet. Sicher, man hat das irgendwie alles schon gesehen. Waren Argentos Filme in den Siebzigern visionär, so mag "Sleepless" sich tatsächlich fast ein wenig altmodisch anfühlen (Nachtrag: Blödsinn, Kunst ist zeitlos). Doch kein anderes Jahrzehnt brachte so viele wundervolle Werke hervor wie die siebziger Jahre, ergo rennt dieser "Retrostreifen" bei mir offene Türen ein. Trotz der üblichen Bestandteile hebt sich der Film positiv aus der breiten Masse heraus, bereichert sein Genre um eine weitere Perle. Argento läuft zur Hochform auf, dafür gebührt dem Regisseur Respekt und Dank, ich verneige mich vor dem Meister!
Max von Sydow stellt den alten Kriminalisten sehr überzeugend dar. Hier erwartet den Zuschauer kein Superbulle, die Figur Moretti ringt mit seinem nachlassenden Gedächtnis, die grauen Zellen des Pensionärs werden durch die neue Herausforderung wieder auf Trab gebracht. Stefano Dionisi ist ähnlich sympathisch wie von Sydow, sein Giacomo kämpft nach vielen Jahren mit schrecklichen Bildern, Bilder die sich nicht aus dem Gedächntnis verbannen lassen. Als kleiner Junge musste er sie Schlachtung seiner Mutter als Zeuge ertragen, für immer ist das Grauen in seiner Erinnerung verankert. Ich werde nicht weiter auf die Nebenfiguren eingehen, entdeckt den Film bitte auf eigene Faust, es lohnt sich! Inzwischen ist "No ho sonno" zu einem "nachgereichten Genreklassiker" gereift, mit jeder Sichtung wächst meine Begeisterung für diees Werk. Bereits die Eröffnung ist sexy, packend und bizarr, ein prickelnder Rausch, getaucht in eine auf den Punkt eingefangene Atmosphäre. Später wecken Szenen in einer alten Villa wohlige Erinnerungen an den Überflieger "Profondo Rosso" (1975), die mir glatt Freudentränen über die Fratze kullern ließen, wundervoll! Zugegeben, Argento dem Genre keine neuen Facetten hinzufügen, aber er kocht auf verdammt heisser und packender Flamme. In der Filmlandschaft nach 1990 sind gute Gialli rar, umso höher ist dieser Film zu bewerten, umso mehr Beachtung und Verehrung verdient "Sleepless".
Für den deutschen Markt lag der Film in gekürzter Form von e-m-s vor, die Uncut Edition von Anolis ist schon seit einiger Zeit ausverkauft, war nur noch zu Bordellpreisen erhältlich. Glücklicherweise hat XT Video die Scheibe neu aufgelegt, damit ist der herrliche Film wieder zu erträglichen Preisen auf dem Markt zu finden. 25€ sollte man für die grosse Hartbox einplanen, doch das war/ist mir dieser Giallo locker wert (Nachtrag: Inzwischen hat XT weitere Auflagen nachgereicht, der Film ist also ohne Schwierigkeiten zu bekommen). Die Qualität des Bildes geht in Ordnung, der deutsche Ton liegt in unterschiedlichen Formaten vor, mir sind die beiden 5.1-Spuren zu krawallig abgemischt, die 2.0 Variante gefällt mir besser, zusätzlich ist die englische Fassung an Bord.
Ich erhöhe von 8/10 (sehr gut) auf dicke 8,5/10(sehr gut bis überragend)
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Ausserdem im Player:
• Robinson und seine wilden Sklavinnen(Deutschland, Frankreich 1971)
Robinson Schmidt führt ein tristes Dasein, der Job in der Apotheke ist langweilig, seine Frau geht im auf die Nerven. Der arme Bursche landet schliesslich auf einer (nicht ganz) einsamen Insel, vergnügt sich dort mit willigen Weiblein...
Garniert mit (vorzugsweise unbekleideten) hübschen Damen (Andrea Rau!), einem unterirdischen Hauptdarsteller, einem sich selbst auf die Schippe nehmenden Jess Franco. Die Krönung: Howard Vernon als Häuptling beknackter Eingeborener (AAARRGH!), die deutsche Fassung glänzt mit saublöden Dialogen. Führt man sich vor Augen, zu welch grandiosen Werken Jess Franco damals fähig war (Vampyros Lesbos, Der heiße Tod, Venus in Furs usw.), kann man die "Qualität" dieses Machwerks kaum in Worte fassen! Wer harmlose Tittenfilmchen mag, wer nach Möglichkeit alles von Franco sehen und sammeln will... Der darf sich zur Zielgruppe zählen, für andere Lebensformen gilt: Macht einen großen Bogen um diesen Streifen!
Die DVD aus dem Hause X-Rated ist nur Hardcore-Sammlern zu empfehlen (Gesindel wie der Verfasser dieser Zeilen sind gut damit bedient). Wer sich für das Schaffen von Jess Franco interessiert, sollte auf jeden Fall andere Filme zwecks Einstieg auswählen.
Lässt sich in keine Skala quetschen, "normale" Menschen (wer oder was auch immer das sein mag), dürfen sich eine Bewertung im Bereich 1/10 - 2/10 vorstellen. Ich hatte recht viel Spass mit dem Teil, jede Menge Schmunzler inklusive, als Howard Vernon dann endlich auftauchte, hat es mich vor Lachen vom Sofa gerissen! Debiler Spass aus der untersten Schublade, ich mag diese Sause!
[color=#FFFF00]Giallo[/color](Italien, USA 2009, Originaltitel: Giallo)
Dario gibt Rätsel auf
Linda (Emmanuelle Seigner) ist nach Turin gereist, sie freut sich darauf ihre Schwester Celine (Elsa Pataky) zu treffen. Celine ist ein gefragtes Model, Linda wartet in der Wohnung ihrer Schwester auf den Feierabend der Kleiderständerin. Nach einem kurzen Telefonat bleibt Celine verschwunden, aufgewühlt sucht Linda am nächsten Morgen die Polizei auf. Man schickt sie zu Inspector Enzo Avolfi (Adrien Brody), der verschrobene Ermittler beschäftigt sich im Alleingang mit äusserst abstossenden Gewaltverbrechen an Frauen. Zunächst verhält sich der Kriminalist abweisend, doch nach und nach lässt er die beunruhigte Linda an seinen Ermittlungen teilhaben. Tatsächlich ist die Sorge um Celine alles andere als unbegründet, die junge Frau ist in die Hände eines irren Serienkillers gefallen, der die Stadt seit einiger Zeit unsicher macht. Noch ahnt die Öffentlichkeit nichts von der bizarren Mordserie, der Killer legte seine Opfer stets an unterschiedlichen Plätzen ab, offiziell stehen die Taten nicht in Zusammenhang. Während Enzo und Linda neue Erkenntnisse gewinnen, spitzt sich die Lage für Celine bedrohlich zu. Das Model wird Zeuge, wie der offenbar wahnsinnige Mörder eines seiner Opfer grausam verstümmelt, wenig später landet Celine auf dem "Arbeitstisch" des Schlitzers...
Dario Argento! Beim Namen dieses Regisseurs laufen den meisten Freunden des italienischen Genrekinos wohlige Schauer über den Rücken. Egal ob Fan oder Skeptiker, niemand wird ernsthaft Argentos Bedeutung für das italienische Kino in Frage stellen. Seine Gialli zählen zu den besten und wichtigsten Beiträgen des Genres, als Beispiele sollten "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1970) und "Profondo rosso" (1975) für sich sprechen. Auch im Horrorbereich ist das Schaffen des Herrn Argento mit unverzichtbaren Perlen gesegnet, Meisterwerke wie z. B. "Suspiria" (1977) und "Inferno" (1980) gehören in jede Filmsammlung! Argentos Spätwerk ist umstritten, Streifen wie "The Card Player" (Il cartaio, 2004) oder "The Mother of Tears" (La terza madre, 2007) ernteten jede Menge harscher Kritik, immerhin wurde der Giallo "Sleepless" (Non ho sonno, 2001) überwiegend positiv aufgenommen. Ich konnte mich bisher mit jedem gesichteten Argento anfreunden, obschon die Werke nach "Sleepless" durchaus für teils nachvollziehbaren Diskussionsbedarf sorgen.
"Giallo" reiht sich in die Prügelknaben innerhalb der Filmographie des Italieners ein, zahlreiche Verrisse -inklusive Hohn und Spott- ergossen sich über den Flick. Mich schreckte dies freilich nicht ab, neugierig wurde die Blu-ray gekauft, ich konnte gar nicht anders. Sicher, bereits der Titel weckt grosse Erwartungen! Einer der Meister des Giallo, gibt einem seiner Kinder den Namen des Genres! Nun ist der liebe Dario ein kleiner Schelm und Schlingel, denn ein waschechter Giallo ist "Giallo" nicht geworden, vielmehr fühlt sich "Giallo" mehr nach gewöhnlichem Krimi als nach Giallo an. Wie meinen? Ist die Definition des Genres etwa in Stein gemeißelt, müssen die "Vorgaben" wirklich um jeden Preis eingehalten werden? Und wer zum Henker stellt die verdammten Regeln überhaupt auf? Und ist es nicht sogar die Pflicht des gestandenen Genre-Regisseurs, des "Nischenfilm-Machers", alte Grenzen zu sprengen, auf Konventionen zu pfeifen (um das Wort "scheissen" nicht zu verwenden)? Darüber könnte man sich endlos austauschen, das kann mein kleiner Kurzkommentar aber nicht leisten, Anmerkungen sind selbstverständlich gewünscht! Wer sich ein wenig mit dem Thema Giallo beschäftigt hat, der kennt und liebt die typischen Merkmale des Genres, die sich nicht auf Rasiermesser und schwarze Handschuhe beschränken. "Giallo" streift das Genre lediglich, begnügt sich damit ein "gewöhnlicher Thriller" zu sein (was auch immer das sein mag), fühlt sich wie ein "gewöhnlicher Thriller" an. Ist das gut, ist das schlecht, ist Argento genial oder schlicht ausgebrannt? Warum überhaupt dieser Titel, wo sich der Meister doch weitgehend einen Dreck um sein Stammgenre schert (tatsächlich?)!? Die Antwort mutet erschreckend banal an, der Killer ist gelb, der arme Kerl leidet an Gelbsucht (Hinweis für Einsteiger: Giallo ist das italienische Wort für die Farbe Gelb). Plumpe Abzocke unter Mißbrauch einer legendären Genrebezeichnung? Oder ein cleverer und ironischer Schachzug des Altmeisters? Eventuell eine Mischung aus Frechheit und Humor?
Bevor ich mich in einer endlosen Gedankenschleife verliere, möchte ich ein paar Worte zu den Damen und Herren vor der Kamera schreiben. Da hätten wir Adrien Brody im Angebot, der als Kriminalist schwer von den eigenen Kindheitserlebnissen gezeichnet ist, ständig aus der Wäsche glotzt als würde er gleich heulend zusammenbrechen und hilflos "Burnout-Syndrom" stammeln. Immer eine Kippe zwischen den verkniffenen Lippen, nie zur Ruhe kommend. Emmanuelle Seigner spielt teils so unglaublich hölzern, dass ich meinen Augen kaum trauen mochte. Dann schleichen sich unerwartete Momente ein, in denen sie großartig und mitreissend über die Glotze flimmert, ich bin noch immer irritiert. Elsa Pataky ist vor allem ein hübsches Opfer, sie darf ihren Peiniger wüst bepöbeln, was dem Irren sauer aufstösst. Der Killer bleibt ein Mysterium (nicht wirklich, oder doch?). Im Ansatz bedrohlich, dann am Lolli nuckelnd und vor dem Notebook onanierend, prügelt Argento seinen Killer windelweich (den Zuschauer ebenfalls), lässt ihn als Zwitter aus Monstrum und Schiessbudenfigur durch die Folterkammer taumeln. Die übrigen Gestalten sind nicht der Rede wert, immerhin ein paar hübsche Damen, zusätzlich eine Prise Durschnittsfratzen. Die Leistungen der Darsteller passen sich perfekt dem Gesamtwerk an, sie sind mir ein grosses Rätsel, lassen mich ungläubig und seltsam ergriffen zurück.
Was soll das? Lieber Herr Argento, was zum Teufel soll das sein? Ist der alte Herr inzwischen so senil, dass er lieber endgültig in den Ruhestand wechseln sollte? Lacht sich Argento über die Zuschauer kaputt, weil wir sein Genie nicht begreifen, nicht verstehen können/wollen/dürfen??? Ist die vermeintliche Banalität des Films eine geschickte Finte, eine ungeheuerliche Falle, in die unzählige Filmfreund getappt sind? Ist das Murks, ist das Kunst, ist das ein Haufen Grütze mit Blut? Ist das vermurkste Kunstgrütze mit Blut, Eiter und Gegeifer? Was auch immer "Giallo" mir sagen soll, gelangweilt hat mich der Streifen zu keiner Sekunde. Dario Argento packt noch immer zu, auf andere Art(?), aber er packt zu! Er bewegt, er erhitzt die Gemüter und Diskussionsforen. Ist Argento im Nichts oder Nirwana angekommen? Ist das Nichts das Nirwana? (Hilfe, wo sind meine Pillen!)
Zwecks Erdung: Die BD aus dem Hause Sony zeigt den Film in solider Qualität, leider findet der interessierte Zuschauer keine relevanten Boni auf der Scheibe (was in diesem Fall ganz besonders schade ist).
Die Zahlenwertung entfällt. Wie eine Kanonenkugel donnert die Sause durch meinen Schädel, reisst wahllos Löcher zwischen 3 und 8.
Linda (Emmanuelle Seigner) ist nach Turin gereist, sie freut sich darauf ihre Schwester Celine (Elsa Pataky) zu treffen. Celine ist ein gefragtes Model, Linda wartet in der Wohnung ihrer Schwester auf den Feierabend der Kleiderständerin. Nach einem kurzen Telefonat bleibt Celine verschwunden, aufgewühlt sucht Linda am nächsten Morgen die Polizei auf. Man schickt sie zu Inspector Enzo Avolfi (Adrien Brody), der verschrobene Ermittler beschäftigt sich im Alleingang mit äusserst abstossenden Gewaltverbrechen an Frauen. Zunächst verhält sich der Kriminalist abweisend, doch nach und nach lässt er die beunruhigte Linda an seinen Ermittlungen teilhaben. Tatsächlich ist die Sorge um Celine alles andere als unbegründet, die junge Frau ist in die Hände eines irren Serienkillers gefallen, der die Stadt seit einiger Zeit unsicher macht. Noch ahnt die Öffentlichkeit nichts von der bizarren Mordserie, der Killer legte seine Opfer stets an unterschiedlichen Plätzen ab, offiziell stehen die Taten nicht in Zusammenhang. Während Enzo und Linda neue Erkenntnisse gewinnen, spitzt sich die Lage für Celine bedrohlich zu. Das Model wird Zeuge, wie der offenbar wahnsinnige Mörder eines seiner Opfer grausam verstümmelt, wenig später landet Celine auf dem "Arbeitstisch" des Schlitzers...
Dario Argento! Beim Namen dieses Regisseurs laufen den meisten Freunden des italienischen Genrekinos wohlige Schauer über den Rücken. Egal ob Fan oder Skeptiker, niemand wird ernsthaft Argentos Bedeutung für das italienische Kino in Frage stellen. Seine Gialli zählen zu den besten und wichtigsten Beiträgen des Genres, als Beispiele sollten "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1970) und "Profondo rosso" (1975) für sich sprechen. Auch im Horrorbereich ist das Schaffen des Herrn Argento mit unverzichtbaren Perlen gesegnet, Meisterwerke wie z. B. "Suspiria" (1977) und "Inferno" (1980) gehören in jede Filmsammlung! Argentos Spätwerk ist umstritten, Streifen wie "The Card Player" (Il cartaio, 2004) oder "The Mother of Tears" (La terza madre, 2007) ernteten jede Menge harscher Kritik, immerhin wurde der Giallo "Sleepless" (Non ho sonno, 2001) überwiegend positiv aufgenommen. Ich konnte mich bisher mit jedem gesichteten Argento anfreunden, obschon die Werke nach "Sleepless" durchaus für teils nachvollziehbaren Diskussionsbedarf sorgen.
"Giallo" reiht sich in die Prügelknaben innerhalb der Filmographie des Italieners ein, zahlreiche Verrisse -inklusive Hohn und Spott- ergossen sich über den Flick. Mich schreckte dies freilich nicht ab, neugierig wurde die Blu-ray gekauft, ich konnte gar nicht anders. Sicher, bereits der Titel weckt grosse Erwartungen! Einer der Meister des Giallo, gibt einem seiner Kinder den Namen des Genres! Nun ist der liebe Dario ein kleiner Schelm und Schlingel, denn ein waschechter Giallo ist "Giallo" nicht geworden, vielmehr fühlt sich "Giallo" mehr nach gewöhnlichem Krimi als nach Giallo an. Wie meinen? Ist die Definition des Genres etwa in Stein gemeißelt, müssen die "Vorgaben" wirklich um jeden Preis eingehalten werden? Und wer zum Henker stellt die verdammten Regeln überhaupt auf? Und ist es nicht sogar die Pflicht des gestandenen Genre-Regisseurs, des "Nischenfilm-Machers", alte Grenzen zu sprengen, auf Konventionen zu pfeifen (um das Wort "scheissen" nicht zu verwenden)? Darüber könnte man sich endlos austauschen, das kann mein kleiner Kurzkommentar aber nicht leisten, Anmerkungen sind selbstverständlich gewünscht! Wer sich ein wenig mit dem Thema Giallo beschäftigt hat, der kennt und liebt die typischen Merkmale des Genres, die sich nicht auf Rasiermesser und schwarze Handschuhe beschränken. "Giallo" streift das Genre lediglich, begnügt sich damit ein "gewöhnlicher Thriller" zu sein (was auch immer das sein mag), fühlt sich wie ein "gewöhnlicher Thriller" an. Ist das gut, ist das schlecht, ist Argento genial oder schlicht ausgebrannt? Warum überhaupt dieser Titel, wo sich der Meister doch weitgehend einen Dreck um sein Stammgenre schert (tatsächlich?)!? Die Antwort mutet erschreckend banal an, der Killer ist gelb, der arme Kerl leidet an Gelbsucht (Hinweis für Einsteiger: Giallo ist das italienische Wort für die Farbe Gelb). Plumpe Abzocke unter Mißbrauch einer legendären Genrebezeichnung? Oder ein cleverer und ironischer Schachzug des Altmeisters? Eventuell eine Mischung aus Frechheit und Humor?
Bevor ich mich in einer endlosen Gedankenschleife verliere, möchte ich ein paar Worte zu den Damen und Herren vor der Kamera schreiben. Da hätten wir Adrien Brody im Angebot, der als Kriminalist schwer von den eigenen Kindheitserlebnissen gezeichnet ist, ständig aus der Wäsche glotzt als würde er gleich heulend zusammenbrechen und hilflos "Burnout-Syndrom" stammeln. Immer eine Kippe zwischen den verkniffenen Lippen, nie zur Ruhe kommend. Emmanuelle Seigner spielt teils so unglaublich hölzern, dass ich meinen Augen kaum trauen mochte. Dann schleichen sich unerwartete Momente ein, in denen sie großartig und mitreissend über die Glotze flimmert, ich bin noch immer irritiert. Elsa Pataky ist vor allem ein hübsches Opfer, sie darf ihren Peiniger wüst bepöbeln, was dem Irren sauer aufstösst. Der Killer wird übrigens ebenfalls von Adrien Brody gespielt, auch diese Figur bleibt ein Mysterium. Im Ansatz bedrohlich, dann am Lolli nuckelnd und vor dem Notebook onanierend, prügelt Argento seinen Killer windelweich (den Zuschauer ebenfalls), lässt ihn als Zwitter aus Monstrum und Schiessbudenfigur durch die Folterkammer taumeln. Die übrigen Gestalten sind nicht der Rede wert, immerhin ein paar hübsche Damen, zusätzlich eine Prise Durschnittsfratzen. Die Leistungen der Darsteller passen sich perfekt dem Gesamtwerk an, sie sind mir ein grosses Rätsel, lassen mich ungläubig und seltsam ergriffen zurück.
Was soll das? Lieber Herr Argento, was zum Teufel soll das sein? Ist der alte Herr inzwischen so senil, dass er lieber endgültig in den Ruhestand wechseln sollte? Lacht sich Argento über die Zuschauer kaputt, weil wir sein Genie nicht begreifen, nicht verstehen können/wollen/dürfen??? Ist die vermeintliche Banalität des Films eine geschickte Finte, eine ungeheuerliche Falle, in die unzählige Filmfreund getappt sind? Ist das Murks, ist das Kunst, ist das ein Haufen Grütze mit Blut? Ist das vermurkste Kunstgrütze mit Blut, Eiter und Gegeifer? Was auch immer "Giallo" mir sagen soll, gelangweilt hat mich der Streifen zu keiner Sekunde. Dario Argento packt noch immer zu, auf andere Art(?), aber er packt zu! Er bewegt, er erhitzt die Gemüter und Diskussionsforen. Ist Argento im Nichts oder Nirwana angekommen? Ist das Nichts das Nirwana? (Hilfe, wo sind meine Pillen!)
Zwecks Erdung: Die BD aus dem Hause Sony zeigt den Film in solider Qualität, leider findet der interessierte Zuschauer keine relevanten Boni auf der Scheibe (was in diesem Fall ganz besonders schade ist).
Die Zahlenwertung entfällt. Wie eine Kanonenkugel donnert die Sause durch meinen Schädel, reisst wahllos Löcher zwischen 3 und 8.
Lieblingszitat:
"Wie können Sie das ertragen?" "Es ist mein Job."
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Bevor ich die Herzchen vergesse:
• Surviving the Game - Ice-T wird von Rutger Hauer und anderen Bekloppten durchs Unterholz gejagt. "Backwood-Action" der allerbesten Sorte, ich liebe diesen Film! Die DVD von Warner geht in Ordnung.
8,5/10 (sehr gut bis überragend)
• Phase IV - Großartiger SF-Streifen aus den siebziger Jahren, endlich von Paramount auch in Deutschland auf DVD veröffentlicht (übrigens in sehr schöner Qualität, leider ohne Extras). Keine Bewertung per Zahlenraster, DVD kaufen und den Film erleben!
Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse(Deutschland 1962, Originaltitel: Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse)
Karin am Rande des Nervenzusammenbruchs
Erneut schickt das FBI den Agenten Joe Como (Lex Barker) nach Europa, er soll das rätselhafte Verschwinden eines Kollegen namens Nick Prado untersuchen. Unangenehmerweise führt die erste Spur ins Leichenschauhaus, wo Como nicht nur den toten Staatsdiener vorfindet, sondern auch auf die äusserst lebendige und nicht minder attraktive Liane Martin (Karin Dor) trifft. Como wird ein Zettel zugespielt, den der FBI-Mann für eine Warnung hält, eine Warnung von Dr. Mabuse! Der vor Ort zuständige Ermittler Kommissar Brahm (Siegfried Lowitz) hält diese Idee für grotesk, schliesslich kam Mabuse vor einiger Zeit ums Leben. Immerhin hat Brahms engster Mitarbeiter, der Kriminalassistent Hase (Walo Lüönd), einen Hinweis für Joe Como, im Mantel des ermordeten Nick Prado wurde eine Notiz gefunden, interessanterweise ist darauf die Telefonnummer der bislang wenig zugänglichen Liane Martin zu lesen. Liane hat derweil ganz andere Sorgen, die Tänzerin feiert auf der Theaterbühne zwar Erfolge, fühlt sich aber ständig beobachtet, regelrecht durch eine unsichtbare Gestalt bedroht. Sind die Ängste der Tänzerin lediglich Hirngespinste? Was hat es mit dem sogenannten "Unternehmen X" auf sich, dem der getötete Prado auf der Spur war? Comos Ermittlungen führen ihn zu Dr. Bardorf (Kurd Pieritz), der für den genialen Wissenschaftler Professor Erasmus (Rudolf Fernau) arbeitet, gewinnt dort neue Erkenntnisse. Lianes Angst vor dem angeblichen "Unsichtbaren" scheinen alles andere als unbegründet zu sein, eine unfassbare Beobachtung öffnet Joe Como im wahrsten Sinne des Wortes die Augen...
Dr. Mabuse ist erneut unterwegs, so leicht ist der Superschurke nicht unter die Erde zu bringen. Wie schon beim vorherigen Werk "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse", nahm der stets zuverlässige Harald Reinl auf dem Regiestuhl Platz. Auf Gert Fröbe müssen wir leider verzichten, immerhin ist die liebreizende Karin Dor angenehmerweise am Start. Mabuses dritter Ritt kommt mit etwas platterem Humor daher, die Rolle des Kriminalassistenten Hase artet glücklichweise nicht in allzu groben Klamauk ab, recht geschickt balanciert die Figur auf dem schmalen Grad zwischen lustig und peinlich. Fröbes hintergründiger Humor spielte in einer anderen Liga, doch ich will nicht gleich zu Beginn rumnörgeln. "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" bietet jede Menge wohliger Gruselstimmung, die vor allem durch die bedrohliche Präsenz des Unsichtbaren erzeugt wird. Gerade etwas/jemand nicht zu zeigen, macht hier den ganz besonderen Reiz aus, aufgepeppt durch sehr gut gelungene Tricksereien. Objekte bewegen sich wie von Geisterhand, schemenhafte Gestalten schleichen durch die Nacht, herrlich! Die Kamera wird stilsicher von Ernst W. Kalinke bedient, der häufig mit Harald Reinl zusammenarbeitete.
Kann die Reihe auch ohne den grandiosen Gert Fröbe überzeugen? Lex Barker rückt nun noch stärker in den Mittelpunkt, als smarter und fescher FBI-Agent erorbert er die Herzen der Zuschauer im Sturm. Klar, Barker kann einem Kaliber wie Fröbe schauspielerisch nicht das Wasser reichen, doch dem sympathischen Amerikaner verzeiht man die Limitiertheit seiner Darbietung gern. Barker soll gar nicht in die übergroßen Fußstapfen Fröbes treten, denn die Rolle des kernigen Ermittlers fällt in diesem Streifen Siegfried Lowitz zu. Lowitz macht einen guten Job, obwohl er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch nicht auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeiten angelangt war. Während Fröbe und Barker im zweiten Mabuse-Film noch halbwegs auf Augenhöhe agierten (bezogen auf die Größe der Rollen), bleibt für Lowitz nur eine bessere Nebenrolle. Fast wird er vom Schweizer Walo Lüönd an den Rand gedrängt, der ständig durch irgendwelchen Unfug auf sich aufmerksam macht. Ich schrieb es bereits, Herr Hase wandelt auf einem schmalen Grat, doch wenn er strauchelt, landet er irgendwie (fast) immer auf der sicheren Seite. In manchen Wallace-Sausen hat Eddi Arent einen höheren "Nervensägenfaktor", besser und erträglicher als der fürchterliche Chris Howland ist Walo Lüönd ganz ohne Zweifel. Ganz großartig Rudolf Fernau, der das psychisch und physisch zerstörte Genie hervorragend darstellt, die Pein springt ihm regeltrecht aus dem Antlitz. Kurd Pieritz fällt in die Schublade Helferlein, Wolfgang Preiss trumpft kurz und heftig auf. Von einer "Damenriege" kann nicht die Rede sein, denn ausser Karin Dor sind lediglich ein paar unbedeutende Kleinstrollen mit Frauen besetzt. Doch was solls, Frau Dor darf nicht nur den coolen Ermittler verzaubern, selbstverständlich kann und will ich mich nicht Reizen entziehen. Ehre wem Ehre gebührt, ich werde Karin Dor nicht auf die hübsche Hülle reduzieren, sie überzeugt auch darstellerisch, vor allem in den Momenten der Angst und Panik. Fazit: Es geht auch ohne Gert Fröbe, insgesamt baut der Film im Vergleich zum Vorgänger nur leicht ab.
Grosse Überraschungen bietet das Drehbuch dem aufmerksamen Zuschauer nicht, doch die Atmosphäre ist auf den Punkt genau eingefangen, die Schauspieler sind durch die Bank stark, Krimigrusel, Mad Scientist Anleihen, die Gier nach der Weltherrschaft (weniger darf es nicht sein). Alles mündet in ein heisses Finale, das Ende bereitet den fruchtbaren Boden für die nächste Fortsetzung. Ein guter und unterhaltsamer Beitrag, der jeden Freund dieser Marschrichtung mit Wonne erfülllen sollte. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:
• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960) • Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961) • Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962) • Das Testament des Dr. Mabuse (1962) • Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963) • Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)
Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!
Reinl liefert einen erwartungsgemäß unterhaltsamen Film ab. Fast so stark und packend wie "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse", läuft der dritte Mabuse-Flick gemeinsam mit dem Auftakt der Reihe "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" über die Ziellinie.
7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"Warum diese plötzliche Flucht?" "Ich flüchte nicht, ich ziehe um!"
Folge 101 - Geheimnisse einer Nacht(Deutschland 1983)
Andreas Sobach (Christian Wolff) wird von seinem Chef Albert Vrings (Jürgen Goslar) kurzfristig auf eine Dienstreise geschickt. Er muss sich mit dem PKW sofort auf den Weg nach Straßburg machen, dort einem Geschäftpartner wichtige Unterlagen überreichen, die Nacht soll er vor Ort in einem Hotel verbringen. Unangenehm für den Angestellten, denn vermutlich hat seine Gattin Maria Sobach (Thekla Carola Wied) eine Affaire mit dem Boss, der bekanntlich immer wieder gern hübschen Frauen nachsteigt. Sobach kommt nicht zur Ruhe, macht kehrt und sucht das Anwesen von Albert Vrings auf. Tatsächlich hält sich seine Frau dort auf, der empörte Sobach stellt den kaltschnäuzigen Vrings zur Rede, zückt plötzlich sogar einen Revolver. Sobach bringt es jedoch nicht fertig auf einen Menschen zu schiessen, angeekelt wirft er die Schusswaffe auf den Boden und verlässt fluchtartig das Haus. Vor der Tür sackt der gehörnte Gatte zusammen, seine Frau beobachtet ihn dabei. Ein Schuss fällt, Sobach eilt zurück in das Gebäude, wo er Albert Vrings tot vorfindet. Wer könnte den wohlhabenden Unternehmer getötet haben? Im Haus leben Martina Vrings (Gila von Weitershausen), die Ehefrau des Opfers und Gustav Vrings (Heinz Bennent), der Bruder Alberts. Ferner wohnen Hausmeister Fischer (Siegfried Wischnewski) und sein Enkelkind Erika (Anne Bennent) im Souterrain, alle waren zum Zeitpunkt der Tat im Haus. Freilich spricht die Sachlage gegen Andreas Sobach, der aber zunächst von seiner Frau ein Alibi erhält. Als Maria Sobach ihre Aussage am nächsten Tag widerruft, läuten bei Derrick sofort sämtliche Alarmglocken, der erfahrene Ermittler zweifelt an der Schuld des inhaftierten Sobach.
Zu Beginn spielt Jürgen Goslar gross auf, er bringt den völlig rücksichtslosen und eiskalten Bonzen prächtig und absolut glaubwürdig rüber. Nicht minder hochklassig Christian Wolff, dessen Darbietung sich nicht auf die des eifersüchtigen Ehegatten beschränkt. Der von Wolff gespielte Andreas Sobach zerfällt im Verlauf der Handlung mehr und mehr, schrumpft auf ein verzweifeltes und hilfloses Häufen Elend zusammen. Heinz Bennent hatte bereits mehrfach phantastische Auftritte im Rahmen der Reihe, erst vor einigen Wochen sah ich ihn in der starken Folge "Nachts in einem fremden Haus" (92). Nun ist er als körperlich und seelisch schwer beschädigter Bruder des Mordopfers unterwegs, die Gebrechlichkeiten seiner Figur meistert er mit Bravour! Für Siegfried Wischnewski bleibt der bodenständige "Erdungscharakter", er meistert diese Aufgabe ebenfalls ohne Fehl und Tadel. Thekla Carola Wied mutet als Maria Sobach wie ein gedankenloses und egoistisches Flittchen an. Für meinen Geschmack hätte man diese Rolle mit einer attraktiveren Erscheinung besetzen sollen, Wied scheint mir kaum als Liebchen eines reichen Aufreissers geeignet, an ihrer Arbeit gibt es dennoch nichts zu bemängeln. Gila von Weitershausen bleibt betont zurückhaltend, Martina Vrings entpuppt sich als psychisch ähnlich zerschlagen wie ihr Schwager Gustav Vrings. Gleiches gilt für Erika, Anne Bennent spielt ansprechend, war aber bereits ein wenig zu alt um als sechzehnjähriges Mädchen aufzutreten. Horst Tappert und Fritz Wepper rufen die üblich hohe Qualität ab, Stephan denkt (wie so oft) genauer nach als sein bester Mitarbeiter Harry, kommt mit messerscharfer Kombinationsgabe und Einfühlungsvermögen zum Erfolg.
Die Kaltherzigkeit eines Menschen zieht nicht nur seine nächsten Angehörigen in den Abgrund, diesmal erwischt auch das Umfeld, der Revolver brüllt die hilflose Antwort durch die Räume des herrschaftlichen Gemäuers (übrigens stand in der Tat ein wunderschön gelegenes Anwesen für die Dreharbeiten zur Verfügung). Regisseur Alfred Vohrer hatte 1983 Werkzeuge "Popanz und Krawall" längst in der Mottenkiste verstaut, der Herr konnte auch auf die ganz seriöse Tour. Irgendwie schade, denn mir liegt der wüste Alfred sehr am Herzen. Immerhin bietet "Geheimnisse einer Nacht" zumindest einen Ansatz von Schmuddel, Jürgen Goslar kommt als Stecher im verschwitzen Hemd herrlich eklig rüber. Ganz ohne Sex und Gewalt geht es also doch nicht, vielen Dank dafür, lieber Alfred! Will man um jeden Preis Kritik üben, könnte man die eindimensionale Anlage des Opfers bemängeln, die meiner Meinung nach konsequent und der knappen Spielzeit zuträglich ist. ...und wieso überhaupt "Opfer"? Sind die wahren Opfer nicht eher im Umfeld des erschossenen Ekelburschen zu suchen (und zu finden)!?! Dem Zuschauer wird diese Entscheidung recht leicht gemacht, angenehmerweise weitgehend ohne mahnenden Zeigefinger. Frank Duvals musikalische Untermalung ist stimmungsvoll, die Kulissen ebenfalls, Tappert und Wepper sind gut drauf, was will man mehr? Eine sehr unterhaltsame und kurzweilige Folge.