The Riffs II - Flucht aus der Bronx(Italien 1983, Orignaltitel: Fuga dal Bronx)
Den Stock im Arsch, den Eckschädel im Nacken, die Bronx in Trümmern. Harte Zeiten für Mr. Trash!
Inzwischen geht es in der Bronx richtig zur Sache. Politik und Wirtschaft möchten das ungeliebte Viertel von der Landkarte tilgen, ein neuer Hightech-Stadtteil soll auf dem Gebiet entstehen. Die Bewohner werden "umgesiedelt", wer sich zur Wehr setzt wird kurzerhand von den Truppen des fiesen Floyd Wrangler (Henry Silva) gekillt, vorzugsweise per Flammenwerfer. Auch die Eltern von Trash (Mark Gregory) fallen den sadistischen Söldnern zum Opfer. Trash will sich mit aller Macht gegen die korrupte und völlig skrupellose Obrigkeit zur Wehr setzen. Doch die ehemaligen Gangs sind zerschlagen, haben sich zum Teil unterhalb der Bronx versteckt. Immerhin steht die eifrige Journalistin Moon Grey (Valeria D'Obici) auf der Seite des geschundenen Bewohnertums, macht Konzernen und Politikern mit ihrer Arbeit das Leben nicht leicher, stellt mit Nachdruck ungemütliche Fragen. Derweil sichert sich Trash die Unterstützung des Anführers Dablone (Antonio Sabato) zu, der mit einer stattlichen Anzahl ehemaliger Mitglieder verschiedener Gangs im Untergrund haust. Trash und der eigensinnige Strike (Giancarlo Prete) wollen einen gewagten Plan durchziehen, der ihnen ein Druckmittel gegen die Bonzen in die Hände spielen soll. Doch den gut bezahlten Massenmörder Flody Wrangler sollte man nicht unterschätzen...
Da vor einiger Zeit endlich eine offizielle DVD zu diesem Streifen den deutschen Markt erreichte, wurde es Zeit den alten Kurzkommentar nach Sichtung der Scheibe ein wenig zu überarbeiten.
Weiter geht der Spass in der Bronx. Mark Gregory gibt erneut den cleveren Rebellen Trash, die Rolle passt erstklassig zu dem langhaarigen Kettenschwinger. War unser Held im vorherigen Film nebenbei noch ein heißblütiger Liebhaber, konzentriert er sich nun völlig auf den Kampf gegen die gnadenlosen und Bonzen und ihre Schergen. Dies führt zu einer eindimensionaleren Darstellung des Hauptcharakters, Trash wurde auf einen abgebrühten Kämpfer mit Ramboqualitäten reduziert. Keine Angst, Mark Gregory sorgt trotzdem für beste Laune beim Zuschauer. Leider müssen wir diesmal auf Fred Williamson und George Eastman verzichten, doch Henry Silva darf -wie so oft- herrlich fies vom Leder ziehen. Der knuffigste Eckschädel der Filmgeschichte schreckt vor keiner Sauerei zurück, Mord und Totschlag sind sein Lebenselixier. Antonio Saboto ist ebenfalls immer sein Geld wert, er nimmt die Rolle des überdrehten Anführers der Gangüberreste ein. Giancarlo Prete rundet die Besetzung ab, er spielt durchaus solide, erreicht jedoch nicht die intensive Ausstrahlung der anderen zentralen Figuren. Für einen Typen der in der Kanalisation haust und angeblich kein Menschenfreund ist, kommt der liebe Giancarlo reichlich brav rüber. Sexy geht es nicht zu, die sympathische Valeria D'Obici hat andere Qualitäten zu bieten. Sie sieht sich als Sprachrohr der Unterdrückten, mitunter ein verdammt gefährlicher Job.
Die "Endzeit" scheint hier schon weiter fortgeschritten zu sein, totale Verwüstung in der Bronx, die Hoffnungslosigkeit hat viele der ehemaligen Widerständler in die Verzweiflung getrieben. Erstaunlicherweise sind die im Untergrund hausenden Gestalten nun weniger durchgeknallt gezeichnet, die schrillen Auswüchse und Bandenkriege haben die Damen und Herren hinter sich gebracht, nun sind alle im Frust vereinigt. Auch die Auseinandersetzungen mit den Horden des faschistoiden Herrn Wrangler sind konventioneller angelegt, Hieb- und Stichwaffen werden durch Schusswaffen in den Hintergrund gedrängt, meist beschränkt sich die Sause auf übliche Ballereien, Flammenwerfer und Explosionen. Ja, es geht weniger überdreht zu, dennoch hat sich Enzo G. Castellari nicht lumpen lassen, der Spassfaktor ist nach wie vor in hohen Sphären angesiedelt, Atmosphäre, Härte und Humor passen, Durchhänger sind nicht erkennbar.
Eine Fortsetzung der besten Sorte. Wer mit "The Riffs - Die Gewalt sind wir" (1982) seine Freude hatte, der wird auch mit dem zweiten Teil glücklich werden. Für mich hat der Vorgänger die Nase vorn, doch dies ändert nichts an dem erstklassigen Unterhaltungswert des Nachfolgers. Die DVD aus dem Hause X-Cess bietet den Film ungekürzt und in brauchbarer Qualität an (nicht für Zeilenzähler geeignet), eine kleine Dosis Bonusmaterial erfreut den Fan.
Sehr gut! Dicke 8/10!
Lieblingszitat:
"Wir wollen lieber nicht zu früh jubeln. Diese Schweine haben es faustdick hinter den Ohren."
Zitat von Percy Lister@ Blap: Nachdem ich Deine begeisterte Kritik zu "Das Pendel des Todes" gelesen habe, beschloss ich, den Film endlich auf DVD zu erwerben. Ich habe ihn vor einigen Jahren im Fernsehen gesehen und fand ihn packend. Der Film wird in der Roger-Corman-Box zusammen mit "Der Rabe" und "Die Verfluchten - Der Untergang des Hauses Usher" angeboten. Kannst Du die Box empfehlen oder sollte man lieber zur Einzel-DVD greifen?
Ich habe die von dir genannten Filme allesamt als Einzel-DVDs. Die Scheiben sollten identisch sein, es ist eine Frage des Preises und der gewünschten Verpackung.
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Mädchen die sich selbst bedienen(Schweiz 1974, Originaltitel: Mädchen sie sich (selbst) bedienen)
Dralle Sexgöttinnen und flachbrüstige Bohnenstangen, Onkel Erwins kleiner Ritt durch den hauseigenen Rödelkosmos...
Ein Lüstling schaut sich in einem Sexshop diverse Kurzfilme an, zwischendurch werden wir Zeuge seiner geistreichen Kommentare. Es folgt ein kurzer Einblick in die Episoden.
1. Rita Waldenberg macht im knappen Minikleid die Mitglieder einer Bowlingtruppe an. In der Umkleide wartet sie auf ihre Stecher, die Jungs kommen nacheinander zum Zuge. Frau Waldenberg ist eine echte Sexbombe, pralle Möpse, ein hübsches Gesicht und langes Haupthaar. Mir hängt noch immer vor Gier die Zunge aus dem Mäulchen, was für ein geiles Vollweib! Vielleicht die beste Episode der Sause, nicht nur (aber auch) wegen Rita! Nach dem Fick schnell mit dem Tuch das Pfläumchen abwischen, der nächste Stecher kommt bestimmt. Ihr letzter Besucher leckt und schleckt, lässt die Maus aber offensichtlich unbefriedigt zurück. Vermutlich lag ihm der Geschmack seiner Vorgänger zu bitter auf dem Lecklappen, zu viel Eiweiß ist sowieso ungesund. 2. Christa Free kümmert sich im Krankenhaus liebevoll um einen Patienten, lässt sich genüsslich die Muschel auslecken. Christa machte uns bereits die Miss Jonas, sie ist fast so heiss wie Rita Waldenberg, ihre Episode ist leider recht lieblos inszeniert. 3. Marianne Dupont fängt ihre Beute in der Sauna ein. Später modelliert sie in ihrem Atelier einen feisten Riemen, lässt sich anschliessend reiten. Dupont war als Beifick in "Der Teufel in Miss Jonas" am Start, mir ist das Blondchen zu dürr und flach. Immerhin kommt ihr Auftritt in einem unterhaltsamen Gewand daher. 4. Nun erreichen wir den Tiefpunkt. Eine unattraktive Dame namens Claudia Fielers lässt sich in der Toilettenkabine eines Flugzeugs vögeln. Eine schnelle Nummer im Sanitärbereich versprüht zwar immerhin einen gewissen "Grundsleazegehalt", wirkt aber nicht wirklich anregend. 5. Gesichtsruine Eric Falk glotzt in seinem kleinen "Heimkino" pornographische Filme, die Nachbarin (Esther Studer) schaut auf ein paar Stößchen vorbei. Eric Falk ist (wie erwartet) ein echtes Brechmittel, der Typ ist hässlicher und ekelhafter als ein Hundehäufchen im Kühlschrank. Esther Studer hat ein hübsches Gesicht, leider aber unter fehlenden Rundungen. Die humorvollste Episode, der Trickfilm-Porno ist ein Brüller. 6. Der Geiger geigt uns einen und Monika Rohde wird spitz. Langweilig inszeniert und mittelprächtig anschaubare Dame. Naja... 7. Während das Paar nebenan mit Ausdauer rammelt, kann der "Held" dieser Geschichte nicht friedlich einschlafen. Ergo stöhnt er ein Tonband voll, will seine Nachbarn damit auskontern. Bald stellt sich Erfolg ein, als der eigene Herr pennt, schleicht die notgeile Nachbarin (Martina Domingo) herbei. Leider bringt der Bubi es nicht, flugs lässt sich Madame ordnungsgemäß in der eigenen Bude nehmen. Tja, ins Knie gefickt. Doof und lustig, Martina Domingo spricht mich weniger an.
Nach seinen Erlebnissen betrachtet unser Filmfreund die Schaufensterauslage des Shops, versinkt in Träumereien. Erwin nutzt die Chance zur einer netten Vibratorshoweinlage, es gibt ein kurzes Wiedersehen mit der ultrascharfen Rita und der mittelscharfen Martina. Obendrauf noch ein blöder Gag, fertig ist die Laube, knapp 72 Minuten sind vorbei.
Stimulierende Wirkung kann ich "Mädchen die sich selbst bedienen" nicht attestieren, knuffig ist der Streifen dennoch. Erwin C. Dietrich verlässt sich auf saublöde Dialoge und hässliche Kerle, bietet Damen für (fast) jeden Geschmack an. Die Schauplätze erfreuen teilweise mit schrillen Farben, die volle Dröhung siebziger Jahre, ich liebe es. Interessanterweise wird es bei Onkel Erwin nie ausufernd sleazy, seine Rödeleien wirken immer recht clean, dazu handwerklich recht solide ausgeführt. Der erste Beitrag mit Rita Waldenberg verbreitet zumindest eine Prise Sleaze, billiger, nuttiger und schneller Sex in der Umkleide, sehr angenehm. HC wird in "Mädchen die sich selbst bedienen" lediglich im Ansatz geboten, übliche Penetration im Detail und saugende Aktivitäten an der Rute gibt es nicht zu sehen. So fällt der Streifen in die Schublade mit der Aufschrift "Sexfilmchen", zum Porno hat es nicht gereicht. Fast ein wenig schade, Rita und Christa hätte ich gern eindringlicher kennengelernt. Wer auf Stoff dieser Gangart steht, darf sich über eine sehr ordentliche DVD freuen, die Scheibe von ABCDVD bietet den Film in ansprechender Qualität an, der Bonusbereich beschränkt sich auf vier Trailer zu weiteren Dietrich-Produktionen.
Eine Wertung in Zahlen fällt mir schwer. Der Unterhaltungswert der Episoden bewegt sich zwischen 3-8, die Steilheit der Zähne zwischen 4-10. Bitte mehr von Rita und Christa (entsprechender Stoff wurde bereits beschafft), bitte weniger von Hackfresse Eric Falk.
Zitat von PrismaAls nächsten wollte ich mir ja "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" ansehen, den habe ich angenehmer in Erinnerung.
Eine ganz andere Art von Film, kaum mit "....von Frankenstein" vergleichbar. Der deutsche Titel ist zwar putzig, führt den Zuschauer aber auf eine falsche Fährte. Francos ursprüngliche Fassung hat nichts mit Zombies zu tun, der Streifen ist eine schöne, bizarre und erotische Traumreise. Viele Francos packen mich sofort, dieses Werk zündete erst nach weiteren Anläufen.
Zitat von PrismaEINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON FRANKENSTEIN (1972)
mit Howard Vernon, Alberto Dalbés, Dennis Price, Beatriz Savón, Britt Nichols, Lina Romay
Dieser Film ist wirklich in jeder Hinsicht miserabel, obwohl das für ihn schon eine Auszeichnung wäre. Trotz aller Mühe konnte ich ihm nicht annähernd etwas gutes abgewinnen. Damit ist mein Jess Franco-Marathon vorerst einmal beendet! Übrigens habe ich eben leider gelesen, dass Francos Muse Lina Romay am 15. Januar in diesem Jahr, im Alter von nur 57 Jahren verstorben ist!
Huch, ich liebe diesen Film! Herrlich überdrehter Unfug mit jeder Menge grotesker Gestalten. Klar, weit von Francos schöpferischen Höhepunkten entfernt, dem Unterhaltungswert ist dies jedoch aus meiner Sicht nicht abträglich.
Ja, meine Lina ist leider am 15. Februar verstorben, ein Jammer.
Ellen (Bree Turner) saust mit ihrem Auto durch die Nacht, der Vollmond wirft sein fahles Licht auf die einsame Nebenstrecke. Plötzlich scheppert es gewaltig, Ellen hat einen anderen PKW gerammt. Nach wenigen Augenblicken kommt die junge Frau wieder zu Bewusstsein, glücklicherweise hat sie sich keine Verletzungen zugezogen, nur ihre Karre springt ärgerlicherweise nicht mehr an. Noch leicht benommen betrachtet Ellen das andere Fahrzeug, vom Besitzer keine Spur. Eine Blutspur, eine Frau schreit um Hilfe, aus dem Unterholz schleicht eine grosse Gestalt herbei. Näher und näher stapft das Ungetüm herbei, ohne Vorwarnung fällt der grauenvolle Unhold Ellen an, ein gnadenloser Kampf auf Leben nimmt seinen Lauf...
Diese Episode zur TV-Serie "Masters of Horror" steuerte Don Coscarelli bei. Horrorfans verbinden vor allem die vier Streifen umfassende Reihe "Phantasm" ("Das Böse" 1979-98) mit Coscarelli, nicht zu vergessen die knuffige Komödie "Bubba Ho-tep" (2002), mit B-Movie-Ikone Bruce Campbell in einer seiner besten Rollen. "Incident On and Off a Mountain Road" bietet dem Zuschauer kurzweiligen und sehr atmosphärischen Backwood-Horror.
Rund 50 Minuten Spieldauer vergehen wie im Fluge, ohne Umschweife wird der Zuschauer mitten in die Handlung geworfen. Immer wieder gibt es Rückblenden aus dem Leben der Hauptfigur zu sehen. So werden wir Zeuge wie Ellen ihren späteren Gatten Bruce (Ethan Embry) kennenlernt, die Beziehung sich nach und nach in einen Albtraum verwandelt. Die geschickt eingesetzen Flashbacks sorgen für die Nachvollziehbarkeit von Ellens Verhaltensweisen, die zweite Handlungsebene verleiht dem Gesamtbild ferner mehr Tiefe und Griffigkeit. "Incident..." kommt mit einer kleinen Besetzung aus, alle Rollen wurden mit Sorgfalt besetzt. Bree Turner gibt Ellen nicht nur ein hübsches Gesicht, auch in den ruppigen Passagen versteht sie es sich zu behaupten, in ihrer Verzweiflung puscht sich Ellen mehr und mehr hoch, bis der attraktive Kessel unter Volldampf steht und explodiert. Dem Killer wurde der Name Moonface verpasst, John DeSantis ist eine beeindruckende Gestalt, dem Kerl möchte man wirklich nicht in einem nächtlichen Wald begegnen. Moonface ist ein Backwood-Killer wie aus dem Bilderbuch, gehört ohne Zweifel zu den besseren Schöpfungen seiner Gattung (dieser Bösewicht verdient einen abendfüllenden Spielfilm!). Im Keller des Schlächters gibt es ein freudiges Wiedersehen mit Angus Scrimm, der in der Phantasm-Reihe den legendären Tall Man darstellt. Scrimm zieht ordentlich vom Leder, der Wahnsinn springt ihm regelrecht aus der Fratze! Ethan Embry soll nicht unterschlagen werden, er fungiert in den Rückblenden überzeugend als Fiesling.
Starke Darsteller, tolle Atmosphäre und gesunde Boshaftigkeit ohne plumpe Kalauer, gewissermaßen Vollbedienung für Freunde gepflegter Backwood-Horror-Unterhaltung! Der Plot punktet mit einer gelungenen und zynischen Überraschung, zu der ich gern noch ein paar Zeilen schreiben würde, aber es ist und bleibt Gesetz: Spoiler sind unverzeihbar!
Die Blu-ray aus dem Hause Anchor Bay (Season I, Volume III) bietet neben "Incident On and Off a Mountain Road" zwei weitere Episoden aus der "Masters of Horror" Reihe an:
• Dance of the Dead • Pick me up
Wie bei den vorherigen Scheiben gilt: Ordentliche Bildqualität, karge Ausstattung.
Die dritte Blu-ray zur ersten Staffel der Reihe, ein verdammt starker Einstieg! "Incident On and Off a Mountain Road" ist ein Volltreffer!
IMHO ist die putzige Helga hier (fast) nicht austauschbar. Sicher könnte jede halbwegs begabte und attraktive Frau diesen Part übernehmen, doch kaum einer Darstellerin traue ich diesen herrlichen Mix aus Unschuld und Saustück zu. Wenn nicht Helga Anders, dann die göttliche Lina Romay! Meine persönliche Sicht auf die Folge ist eben Anders, betrachtet durch die gierigen Augen eines sexualisierten Greises.
Folge 114 - Keine schöne Fahrt nach Rom(Deutschland 1984)
Sabine Reis (Beate Finckh) und ihr Freund Martin Maurus (Thomas Schücke) wollen gemeinsam nach Rom trampen. Zunächst findet sich keine Mitfahrgelegenheit, doch irgendwann hat Sabine endlich einen LKW aufgetan. Als Martin einsteigen möchte, verpasst man dem jungen Mann einen Tritt vor die Brust, der Laster braust ohne ihn davon. Immerhin kann Martin wenige Sekunden später einen PKW stoppen. Dessen Fahrer (Heinz Reincke) zeigt sich zunächst hilfsbereit, wirft den ungebetenen Mitfahrer jedoch nach einigen Kilometern auf einem Parkplatz aus dem Auto. Am nächsten Morgen wird Sabines Leiche gefunden, das Mädchen wurde geschändet und wie Abfall entsorgt. Martin Maurus bekam die Insassen des Lastkraftwagens zwar nicht zu Gesicht, kann aber Angaben zum Namen der Spedition machen. Kollege Hamann (Wolfgang Müller) vom Raubdezernat berichtet von LKW-Diebstählen, offenbar wurde das betreffende Fahrzeug bereits vor Sabines Tötung von einer gut organisierten Bande gekapert, die Fahrer der Spedition wurden bei diesem Überfall leicht verletzt. Maurus stellt auf eigene Faust Nachforschungen an, bewusst hält er Informationen zurück, obschon Derrick ihn auf die Gefahren aufmerksam macht. Lässt sich der junge Mann auf ein lebensgefährliches Spiel ein, will er Rache für die Vergewaltigung und Ermordung seiner Freundin üben...???
Im Gegensatz zu seinen Darbietungen in den Folgen "Am Abgrund" (80) und "Das sechste Streichholz" (85), spielte Thomas Schücke in "Tödliches Rendezvous" (104) recht hölzern auf. Nun scheint er teils zur Salzsäule erstarrt, geistert wie ein Beamter auf Valium durch das Szenario. Ist das genialer Minimalismus, ist das Arbeitsverweigerung? Ich weiss es nicht. Gleichwohl passt Schückes "konsequentes Nicht-Schauspiel" gut zur inneren Leere der Figur Martin Maurus, nach dem gewaltsamen Tod seiner Freundin fällt der Bursche in ein tiefes Loch, hinzu kommen selbstzerstörerische Vorwürfe, hatte er den besorgten Eltern Reis doch versprochen auf ihr Mädchen zu achten. Heinz Reincke windet sich wie ein schleimiger Wurm, dem sympathischen Schauspieler gelingt mühelos die Darstellung eines widerlichen und feigen Menschen. Udo Thomer und Christiane Hammacher sehen wir als Eltern des Mordopfers, Thomer wurde diesmal nicht als Ekel besetzt, eine erfrischende Maßnahme. Sabine Reis kommt als aufgeweckter Sonnenschein daher, umso härter trifft ihr Tod den Zuschauer. Wolfgang Müller gehört nicht zur Riege der Superbullen, Harry gibt dem Kollegen hilfreiche Tipps. Ulli Kinalzik muss (mal wieder) als skrupelloser Fiesling herhalten, geschmacklose Cowboystiefel inklusive, meine Augen schmerzen noch immer.
Fahrt nicht per Anhalter, es könnte euer letzter Trip sein! Der Hinweis ist nicht zu übersehen/überhören, allzu penetrant wird der erhobene Zeigefinger angenehmerweise nicht erhoben. Der Fall entwickelt sich zu einem kurzweiligen Drama um einen trauernden Menschen, der in seinem Schmerz und der allumfassenden Hoffnungslosigkeit jegliche Vernunft abstreift, dabei gleichzeitig sehr methodisch und abgeklärt vorgeht. Das Finale unterstreicht die Eigenschaften der Protagonisten, letztlich sollte damit auch der schnarchigste Zuschauer klare Einblicke erhalten. Triste Kulissen (Autobahn, Speditionsgelände) untermalen vortrefflich die melancholische Stimmung. Frank Duval steuerte den Song "Living Like a Cry" bei. Leider zählt das Stück nicht zu den Sternstunden des Musikers/Komponisten, zu allem Überfluß wird das Geplärre sehr ausdauernd eingesetzt, keine gute Entscheidung. Regisseur Alfred Weidenmann inszeniert mit gutem Gespür für Tempo und Atmosphäre, daran ändert auch Duvals Geseier nichts. Vielleicht noch ein paar Worte zu Horst Tappert. Erneut versucht Derrick einen Betroffenen über die väterliche Schiene zu erreichen (siehe Folge 112 "Drei atemlose Tage"), scheitert aber diesmal bereits im Ansatz, da die zu umsorgende Person bereits zu tief in der eigenen Gefühlswelt gefangen ist. Freilich wirft unser Oberinspektor nicht die Flinte ins Korn, obwohl er den Bengel am liebsten übers Knie legen möchte. Herrliche Dialoge:
Harry: "Er sucht offenbar die Konfrontation mit den Tätern, eine persönliche Konfrontation." Stephan: "Ein Irrer!"
Einer geht noch:
Stephan: "Wir müssen rein, der Junge ist in Lebensgefahr! Was sollen wir tun!?" Harry: "Reingehen!" Stephan: "Ich hau ihm den Arsch voll."
Harald Wiemann (Ekkehardt Belle) und Karl Schuster (Stefan Fleming) sind dicke Freude. Seit einiger Zeit sind die jungen Männer arbeitslos, lassen sich ziellos durch die Tage treiben. Angestachelt von Unvernunft und Übermut stiehlt das Duo eine Luxuskarosse. Wenig später macht Karl im Kofferraum des Wagens eine überraschende Entdeckung, eine Reisetasche mit mehreren prall gefüllten Beuteln Rauschgift. Karl wittert ein gutes Geschäft, er will den PKW zurückbringen, hofft auf einen großzügigen "Finderlohn" seitens des Eigentümers. Harald distanziert sich energisch von diesem Vorhaben, sein Kumpel macht sich folglich alleine auf den Weg. Am Abend taucht Karl nicht am vereinbarten Treffpunkt auf, am nächsten Morgen erfährt Harald vom Tod seines Freundes. Derrick und Klein erzählt Harald zunächst nur einen Teil der Geschichte, denn er will mit Hilfe eines im Auto gefundenen Notizbuchs auf eigene Faust Druck auf die vermutlichen Mörder ausüben...
Ekkehardt Belle taucht immer wieder in der Reihe auf. Auf den ersten Blick scheint die Figur Harald Wiemann ein gedankenloser Luftikus zu sein, doch echte Freundschaft ist für den jungen Mann nicht nur eine Worthülse. Sicher neigt er dazu die Tatsachen nicht zu erkennen, seine Naivität lässt ihn am Rande des Abgrunds taumeln. Noch naiver kommt der von Stefan Fleming dargestellte Charakter rüber, der offensichtlich glaubt mit Drogenbaronen locker plaudern zu können. Ute Willing spielt die Schwester des Mordopfers, die mit den Umtrieben ihres Bruders und dessen Kumpel nicht glücklich ist, mehrfach bekommt Harald ihre zornige und verzweifelte Trauer zu spüren. Willy Schultes stolpert als überforderter Großvater durchs Bild, ein alter Mann, der die Welt um sich herum nicht mehr verstehen kann/will. Sky du Mont macht uns den bösen Gangster, mehr als ein Abziehbild wird nicht von ihm verlangt.
Das Drehbuch zeichnet "junge Männer ohne Arbeit" nur vordergründig als potentielle Kleinkriminelle. Der Blick hinter die Fassade, zeigt den Wunsch nach Anerkennung, die Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe, einem Anker im tosenden Sturm der tristen Tage (oh weh...). Naiv wie die Figuren Karl Schuster und Harald Wiemann mag der Plot angelegt sein, der Derrick als eine Art väterlichen Freund ins Spiel bringt. Der Oberinspektor müht sich nach Kräften, will seinen Schützling mit sanfter Bestimmheit zurück in die Spur schubsen. Für Schmunzler meinerseits sorgte Herr du Mont, der eine wundervolle Karikatur auf den Bildschirm zaubert. Alfred Vohrers Inszenierung kommt weitgehend ohne echte Grobheiten und Popanz aus, manchmal wünsche ich mir den wüsten Vohrer der sechziger/siebziger Jahre zurück. Frank Duval liefert gewohnte Kost ab, die Elektronik tönt im Stil der achtziger Jahre.
7/10 (gut)
Folge 113 - Tödlicher Ausweg(Deutschland 1984)
Hanna Schieda (Olivia Pascal) wird ermordert, die junge Frau wurde weder ausgebraut noch mißbraucht. Ihr Lebensgefährte Günter Hauser (Udo Vioff) ist geschockt, als Täter kommt er nicht Frage, er kann ein Alibi vorweisen. Hauser lebte seit einigen Monaten mit dem Opfer zusammen, für Hanna trennte er sich von seiner Ehefrau Antonia (Reinhild Solf). Vor ihrer Ermordung besuchte Hanna ein Aerobic-Center, die Vernehmung eines junges Mannes bleibt ohne brauchbare Erkenntnisse. Im Anwesen der Familie Hauser herrscht keine Trauer über den Tod der verhassten Geliebten. Antonia Hauser bekennt sich offen zu ihrer Nichteinwilligung in die vom Gatten gewünschte Scheidung, sie hält seine Liebschaft für einen vorübergehenden Irrweg. Der gemeinsame Sohn Rudolf (Pierre Franckh) neigt zu heftigen Reaktionen, er sieht in Hanna die Verantwortliche für den Zerfall seines Elternhauses. Auch Günter Hausers Vater Robert (Sigfrit Steiner) macht keinen Hehl aus dem Unverständnis für das Verhalten seines Sohns, er steht eindeutig zu seiner Schwiegertochter Antonia. Plötzlich geschieht ein zweiter Mord an einer jungen Frau, wie Hanna Schieda wurde sie erwürgt und aus dem Auto geworfen. Zielten die bisherigen Ermittlungen in eine völlig falsche Richtung...???
In Folge 55 (Schubachs Rückkehr) durften wir Udo Vioff als eiskalten Rachesatan bewundern, nun sehen wir ihn als verzweifelten Mann auf der Suche nach Halt, Liebe und Wärme, die Auswirkungen seiner Handlungen unterschätzend. Eine sehr gelungene Vorstellung, noch besser gefällt mir jedoch Reinhild Solf. Die Rolle der verlassenen Ehefrau ist vielschichtig angelegt, sie begegnet den Kriminalbeamten als unterkühlte Dame mit nahezu formvollendeter Contenance. Ihrem Gatten zeigt sie sich versöhnlich, milde und verständnisvoll, später brechen psychotische Züge hervor. Von Pierre Franckh bekommen wir genau die Vorstellung geboten, die wir von dem blonden Ohrfeigengesicht erwarten. Das Söhnlein ist völlig überspannt, überdreht, scheint zunehmend in den Wahnsinn abzugleiten, selbstverständlich inklusive Gegeifer und Gekeife. Gila von Weitershausen wirkt in einer Nebenrolle mit, für Olivia Pascal bleibt neben dem Auftakt eine Rückblende. Es muss erneut betont werden, Reinhild Solf spielt großartig auf! Pierre Franckh zu ertragen ist sicher nicht für jeden Zuschauer möglich, in angemessener Dosierung sehe ich das Bürschlein gern.
...und wieder ein Familiendrama. Das Gefüge funktioniert schon lange nicht mehr, gemeinsam einsam. Vor allem sind die Charaktere mit ihren eigenen Begierden und Ängsten beschäftigt, suchen die Verantwortung für das eigene Leid nicht bei sich selbst. Zwischen diesen Mühlsteinen ist kein Platz für weitere Menschen, ein Mahlwerk das Außenstehende und die eigene Substanz ohne Unterlass zerstört. An dieser Sippe würde sich so mancher angesehene Familientherapeut nachhaltig die Zähne ausbeissen. Das Finale gehört nicht zu Herbert Reineckers glaubwürdigsten Schöpfungen, mit gefällt diese fiese Bitterkeit. Erneut führte Alfred Vohrer Regie, die hysterischen Momente besorgt der von der Leine gelassene Pierre Franckh, Vohrer kommt seriös aus der Kiste.
Ein heftiger Sturm zieht über Georgia hinweg, auf den ersten Blick scheint die kleine Ortschaft Fly Creek recht glimpflich davongekommen zu sein. Leider wurde die Hauptstromleitung beschädigt, der Saft klatscht nun mit voller Wucht in den feuchten Boden. Am Tag nach dem Sturm trifft Mick (Don Scardino) in Fly Creek ein, er will dort seine Bekanntschaft Geri (Patricia Pearcy) besuchen, die gemeinsam mit ihrer Schwester Alma (Fran Higgins) und Mutter Naomi (Jean Sullivan) auf einem kleinen Anwesen lebt. Die letzten Meter der Reise gestalten sich beschwerlich, da ein umgestürzter Baum die Strasse blockiert, muss der junge Mann den Bus vorzeitig verlassen. Kein Problem für den dynamischen Mick, er macht sich zu Fuss auf den Weg zu Geri, wenig später gabelt das Mädchen ihren Städter auf. Zwei Ärgernisse ungeahnten Ausmaßes stehen stehen unbeschwerten Tagen im Wege. Zunächst der vor Eifersucht schäumende Roger (R.A. Dow), des Nachbars Sohnemann hat schon lange ein Auge auf Geri geworfen. Damit nicht genug, die unter Strom stehenden Würmer drehen durch und erweisen sich als tödliche Gefahr...
Der amerikanische Regisseur Jeff Lieberman hat nicht allzu viele Filme inszeniert. Schade, denn bisher hatte ich stets Spass mit seinen Streifen. Der verschrobene "Blue Sunshine" (1978) erinnert an David Cronenberg, "Just Before Dawn" (Vor Morgengrauen, 1981) kommt als unterhaltsamer Backwood-Slasher daher. 2004 lieferte Lieberman "Satan's Little Helper" ab, ein schöner Horrorflick für den gepflegten Halloween-Abend. "Squirm" widmet sich der schleimigen Seite des Tierhorrors, eingebettet in ein ländliches Umfeld im heissen Südosten der USA.
Herrlich locker und frech aalt sich die Sause in bewährten Klischees. Die Einwohner von Fly Creek (allein der Ortsname ist Klischee pur) sind echte Hinterwäldler, fremdenfeindlicher Sheriff inklusive. Dazu ein kauziger Knacker, der auf seiner "Farm" eine offenbar sehr ertragreiche Würmerzucht betreibt. Lieberman verlieht trotzdem jeder Figur zumindest eine Spur Liebenswürdigkeit, geht nicht bösartig mit den Landeiern um, nimmt seine Charaktere liebevoll auf die Schippe. Ich kenne die deutsche Synchronisation nicht, im Orignalton bietet der Flick knuffigen Humor an, der sich angenehmerweise kaum in platter Kalauerei verliert. Wer auf heftige Ekeleffekte hofft wird eventuell enttäuscht sein, teils muten die Wurmaufnahmen eher albern als gruselig an, die "Massenszenen" beschränken sich auf Plastikgezücht, fröhlich wabert der schleimfreie Teppich auf und ab. Härte, Spannung und Ekel bleiben weitgehend auf der Strecke. Aus meiner Sicht völlig unproblematisch, denn "Squirm" hat andere Qualitäten anzubieten. Den treffsicheren Humor erwähnte ich bereits, die grosse Zierde des Films ist allerdings seine schwül-hinterwäldlerische Atmosphäre. Freilich trägt die geschickte Wahl der Schauplätze zur gelungenen Vollsuhle bei, die gut besetzen Darsteller füllen das Treiben mit Leben auf, tragen den Plot locker über die eine oder andere ereignisarme Minute hinweg. Die Schrulligkeit der Charaktere macht einfach jede Menge Freude, sorgt neben der abstrusen Begründung für den plötzlichen Wurmaufstand für manchen Schenkelklopfer.
Ergo sollen die wichtigsten Mitwirkenden nicht ungenannt bleiben, los geht es. Da hätten wir z. B. Don Scardino im Angebot. Zunächst wirkt das unscheinbare Bürschlein unbeholfen, später mausert sich Don zum Detektiv, Womanizer und Schmalspur-Superhelden. "Irgendwie" muss man den Typ mögen, daran ändert sogar sein Ohrfeigengesicht nichts. Spätestens wenn sich der Stadtmensch mit dem reaktionären Gesetzeshüter anlegt, hat das schmächtige Jünglein einen kleinen Platz im meinem grossen Herz erobert. Patricia Pearcy macht es dem Zuschauer leicht. Sie gibt das übliche Dorfmädchen, kokett wickelt sie den geifernden Nachbardepp um den Finger (zumindest zunächst), gibt sich dezent sexy, frech und fröhlich. Noch besser gefällt mir die Darbietung von Fran Higgins, die als kleine Schwester heimlich kifft, mit dem Freund ihrer Schwester beim Zahnarzt einbricht. Görentum liebenswert rübergebracht, wie sie unbeholfen auf ihren klumpigen Schuhen durchs Szenario taumelt, putzig. Jean Sullivan zerfällt im Verlauf der Ereignisse, die Mutter des Hauses verliert zunehmend die Contenance, präsentiert uns ein Häufchen Elend im Strudel der Wechseljahre (autsch!). Ein gewisser R.A. Dow macht uns den zunehmend sauren Nachbarn Roger, der den unliebsamen Besuch aus der Großstadt überhaupt nicht in seinem Revier gebrauchen kann. Rogerlein wurde mit den besten FX geschmückt die der Film zu bieten hat, mehr werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Peter MacLean will als Sheriff ebenfalls keine fremden Fratzen in seiner Stadt sehen, überhaupt sind die verdammten Touristen sowieso an allem Schuld. Damit genug zu den Akteuren vor der Kamera. Moment, der ältere Herr namens Carl Dagenhart verdient einen Bonuspunkt, immerhin bekommen wir einen der kauzigsten Tierzüchter der Filmgeschichte zu Gesicht.
Als Kind der siebziger Jahre kommt "Squirm" nicht ohne boshaftes Finale aus, obschon vielleicht diverse Hauptcharaktere überleben (erneut verbietet mir die Gefahr massiver Spoiler weitere Details). Fazit: Am Arsch der Welt muss nicht immer ein maskierter Schlitzer lauern, es müssen nicht immer die üblichen Raubtiere sein, die den gehetzten Protagonisten als Leder wollen. Nein, auch Würmer haben das Recht auf Mord und Schleimschlag, Freiheit für die unterschätzten Erdkriecher! Danke für diesen Film!
Mir liegt die US-DVD zu "Squirm" vor, die Scheibe ist für wenige Taler erhältlich (aber mit RC1 "ausgestattet"). Der Film liegt in sehr ordentlicher Qualität vor, Boni sind Mangelware, immerhin gibt es neben jeweils einem Trailer/TV-Spot einen Audiokommentar von Regisseur Jeff Lieberman (den ich mir noch nicht angehört habe). Wo bleibt eine offzielle Veröffentlichung für den deutschen Markt?
Auf Anhieb schafft "Squirm" den Sprung in den erweiterten Kreis meiner Tierhorrorlieblinge. Daher setzt es 8/10 (sehr gut)! Klar, inklusive Wohlfühlbonus!
Das Pendel des Todes(USA 1961, Originaltitel: The Pit and the Pendulum)
Saures für die Ehebrecher
Francis Barnard (John Kerr) sucht das herrschaftliche Anwesen des Don Nicholas Medina (Vincent Price) auf. Der junge Mann möchte mehr über die Umstände erfahren, die zum frühen Tod seiner Schwester Elizabeth (Barbara Steele) führten, welche mit Don Medina verheiratet war. Don Medinas Schwester Catherine (Luana Anders) begegnet dem Besucher mit ehrlicher Freundlichkeit, bittet ihn aber inständig darum auf ihren Bruder Rücksicht zu nehmen. Tatsächlich ist Nicholas ein gebrochener Mann, der den Tod seiner geliebten Frau nicht verkraftet. Jedoch weckt das seltsame Verhalten des Witwers den Argwohn seines Schwagers, zusätzlich kommt es zu merkwürdigen Vorfällen, für die Francis zunächst Don Medina verantwortlich macht. Was geht tatsächlich in dem alten Gemäuer vor, in dessen Kellergewölben einst grauenvolle Dinge ihren Lauf nahmen...???
"Eigentlich" kann ich mir weitere Worte sparen. Roger Corman war während seiner "Poe-Phase" auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeiten als Regisseur, Vincent Price ist genial und Barbara Steele das Sahnehäubchen. Für jeden Freund geflegter Gruselunterhaltung Pflicht. Ende der Durchsage! Ok, ein paar Zeilen will ich mir nicht verkneifen, aber ich fasse mich kurz, versprochen.
Bereits die Eröffnungscredits sind ein wahrer Augenschmaus. Eine Augenweide, gegen die heutige CGI-Spielchen wie ein stinklangweiliger Witz anmuten (klar, jetzt kommt der alte Griesgram wieder mit seinem "Früher-war-alles-besser-Scheiss" aus der Kiste. Und? Die Wahrheit muss auf den Tisch!). Wir tauchen umgehend in eine wundervolle Gothic-Grusel-Atmosphäre ein, aus der uns das Werk während der gesamten Spieldauer nicht mehr entlassen wird. Ein Rausch aus herrlichen Farben, Licht und Schatten, stilvolle Kameraarbeit macht den Zugang leicht, die Optik geht runter wie ein erstklassiger Single Malt. Wie "Die Verfluchten" ("House of Usher", 1960) kommt auch "Das Pendel des Todes" als (etwas grösser angelegtes) Kammerspiel daher, wodurch die Intensität eine weitere Verstärkung erfährt.
Wenden wir uns den Darstellern zu. Vincent Price! Gepeinigt von Schuldgefühlen und einer düsteren Familienchronik, begegnet uns Don Medina zunächst als Nervenbündel, ein Wrack am Rande des endgültigen Zusammenbruchs. Herrlich verschroben und überspannt, wer könnte es besser als der Meister? Damit nicht genug, später stürzen wir mit Vincent Price in einen Taumel des Schreckens, aus Don Medina bricht ein dämonischer Sadist hervor, der Schlund der Hölle öffnet sich! Neben Price regiert Horror-Queen Barbara Steele das Szenario, die trotz recht weniger Szenen eine kaum minder beeindruckende Vorstellung abliefert. Steele wurde durch Mario Bavas Meisterwerk "La maschera del demonio" (1960) unsterblich, auch hier strahlt sie Boshaftigkeit und Verdorbenheit aus, sieht dabei aber schöner, betörender und atemberaubener denn jemals zuvor/danach aus. Es wäre unfair die weiteren Mitwirkenden als Statisten zu bezeichnen, da die Damen und Herren ihre Arbeit ohne Fehl und Tadel ausführen. John Kerr verkörpert überzeugend den nach der Wahrheit suchenden "Jungen Wilden", Antony Carbone erscheint in einem verdächtigen Licht, Luana Anders ist nett (nicht im Sinne der modernen Deutung des Wortes). Hinzu kommen weitere Nebenfiguren, deren Auflistung ich mir an dieser Stelle erspare.
Vincent Price in Bestform, Barbara Steele in Bestform, Roger Corman in Bestform, so schliesst sich der Kreis. Mir gefällt die Boshaftigkeit zum Ausklang natürlich sehr (der allerdings noch ein wenig fieser sein dürfte). Die deutsche Synchronisation ist von guter Qualität, ich rate allerdings zum Originalton. Vor allem während des quirligen Finales kommen Price und Steele im O-Ton noch besser rüber, überzeugt euch bitte selbst davon!
Über die DVD gibt es nicht viel zu sagen, der Film liegt in ordentlicher Qualität vor, die Ausstattung ist gewohnt geizig (MGM).
Sehr gut = Dicke 8/10
Lieblingszitat: "Kein Mensch wird jemals mehr diesen Raum betreten."
In der Höhle des schwarzen Panthers(Hongkong, Japan, Thailand 1973) - Rache ist Blutwurst! Herr Chiba zieht sich Dope und Stromschläge rein! Die mir vorliegende Fassung wirkt unrund und unvollständig (leider gibt hkcinemagic.com keine hilfreichen Infos her), die Qualitäten des Flicks sind bekloppter Natur, Sonny China goes Selbstkarikatur. Die DVD aus dem Hause NEW kommt nicht im korrekten Bildformat daher, Höhepunkt sind die Trailer zu anderen Eastern aus dem Programm des Labels.
Es gibt trashige Eastern die mehr Spass machen, es gibt Filme mit Sonny Chiba die weitaus mehr Spass machen. Insgesamt nett und halbwegs unterhaltsam, die starke Verwandtschaft lässt jedoch nicht mehr als wohlwollende 5/10 zu.
Abrechnung in San Franzisko(Italien 1976) - Roger Moore als windiger Mafia-Anwalt, Stacy Keach als Mann für die groben Aufgaben. Eine italienische Produktion die sich nicht so ganz entscheiden kann, ob sie zu ihren Wurzeln steht oder "auf Ami machen" will. Mir wäre mehr Italo-Feeling lieber gewesen, statt Maurizio Lucidi hätte Umberto Lenzi auf dem Regiestuhl Platz nehmen sollen. Moore und Keach gegen Tomás Milián und Maurizio Merli ausgestauscht, dazu ein wenig aufs Tempo gedrückt, fertig wäre eine Italo-Perle mit Sahnehäubchen. Aber ich will nicht unfair sein, die Herren Moore und Keach machen ihren Job ordentlich, das gemäßigte Erzähltempo stört mich nicht. Immerhin tauchen Romano Puppo und Peter Martell in herrlichen Nebenrollen auf.
Koch Media präsentiert den Film in schöner Qualität, der Bonusbereich ist eher dünn ausgestattet, ein kleines Booklet liegt bei.
Zitat von Edgar007 1. Wir beide sind hier grundsätzlich unterschiedlicher Meinung - und das ist ja auch O.K. 2. Ich finde, wenn "Wallace" draufsteht sollte (zumindest im Ansatz) "Wallace" drin sein. 3. Und diese Meinung hat die Mehrheit der Fans. 4. Trotzdem akzeptiere ich auch andere Ansichten. Das ist ja schließlich die Grundlage jeder Diskussion.
1. Ja, so ist es wohl. 2. Nicht unbedingt, aber auch das wurde bereits diskutiert. 3. Weiss ich nicht. Ist aber IMHO auch unerheblich. 4. Zumindest auf dieser Ebene kommen wir zu einem gemeinsamen Ergebnis. Das ist bereits viel mehr als in manch anderen Foren möglich ist.
Zitat von waberl 1. Ich liebe die klassischen Krimis wie eben die alten Wallace Filme oder Agatha Christie Verfilmungen mit Margret Rutherford. Hier wird auch viel gemordet, aber mit Stil und nicht mit der "faust auf Auge" Methode. 2. das aus dem Land auch Unmengen von Schrott kam. Angefangen mit den Italowestern bis hin zu den Giallos usw. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber im Großen und Ganzen mag ich eben diese Art von Filmen überhaupt nicht.
1. Ok, ich verstehe was du meinst. Da sind unsere Ansichten eben sehr unterschiedlich, für mich ist vor allem der Giallo das Genre mit stilvollsten und (auf teils bizarre Art) schönsten Morden. Eine Beispiel plumper Gewaltdarstellung ist für mich z. B. die Tötung einer an einen Stuhl gefesselten Person per Maschinenpistole ( zu sehen in "Der Frosch mit der Maske" (den ich übrigens sehr mag)), obschon die Darstellung sicher weniger grafisch angelegt ist.
2. Uff, diese Ansicht kann ich auch nicht teilen, aber da sind wird wieder beim persönlichen Geschmack.
Zitat von waberl 1. Trotzdem sind eben Geschmäcker sehr verschieden 2. ...und es muß ja nicht jeder der die alten Wallace Filme mag auch Giallos mögen. 3. Ich persönlich finde Giallos einfach nur schlecht, weil sie meistens billig gemacht und nur voller brutalen Szenen sind. Da ich quasi mit der Wallace Serie im Kino aufgewachsen bin, und gerade die Machart dieser Filme geliebt habe, kann ich leider mit diesen Italofilmen überhaupt nichts anfangen - sorry!
1. Natürlich sind Geschmäcker verschieden. Gut so, sonst wäre es furchtbar langweilig.
2. Auch da stimme ich dir zu.
3. Gialli sind für mich eine wunderschöne und stilvolle Traumwelt, eine Kosmos voller Emotionen und Obsessionen. Ich finde dieses Universum sehr reizvoll, aber das ist selbstverständlich Geschmacksache, diese Ansicht muss man nicht teilen.
Ich liebe die frühen Wallace-Filme auch (obschon ich sie erst in den siebziger Jahren erstmalig sehen konnte), dennoch schliesst diese Zuneigung nicht die Liebe zum Genrekino Italiens aus. Ich habe schon häufig die Erfahrung gemacht, dass sich manche Filmfreunde durch Vorurteile um wundervolle Filmerlebnisse berauben. Ich finde das sehr schade, oft wendet sich das Blatt, wenn man einfach die eigene Voreingenommenheit ausblendet und sich auf neue Erlebnisse einlässt (was ich nicht speziell auf dich beziehe. Da wir uns nicht persönlichlich kennen wäre das anmaßend).
Zitat von Edgar007 Und außerdem hat Edgar Wallace nichts, aber auch rein gar nichts, mit Giallo zu tun. Die Filme sind ja tlw. gut gemacht und spannend - es sind aber keine Wallace-Filme im engeren Sinn mehr. Sie wurden in Deutschland (und meist nur in D) als Wallace-Filme vermarktet.
Wie meinen?
Bezogen auf den Schriftsteller Edgar Wallace: Der gute Mann verfasste Kriminalromane, der Begriff "Giallo" wurde aus in Italien veröffentlichten Groschenromanen abgeleitet. So furchtbar weit liegen Wallace und Groschenromane nicht auseinander. Dies meine ich keinesfalls abwertend, da das Wort "Groschenroman" für mich nicht negativ belegt ist.
Bezogen auf die Filme: Der Giallo wurde ohne Zweifel auch durch die frühen Wallace-Filme beeinflusst. Daher ist die spätere "gegenseitige Befruchtung" eine nachvollziehbare Entwicklung.
Die strikte Trennung von "Wallace" und "Giallo" ist aus meiner Sicht falsch und engstirnig (ich entschuldige mich für die Wortwahl).
Zitat von BlapAuf dem internationalen Heimkinomarkt spielen gerade die späten Werke heute eine grössere Rolle als die Filme der Frühphase.
Das liegt jedoch eindeutig an der Vermarktung! Die alten Filme wurden ja in erster Linie für die BRD produziert. Bei den Spät-Wallace handelte es sích dann um internationale Prodkutionen, die auch europaweit vermarktet wurden. Hier einen Vergleich zu ziehen ist unfair. Und außerdem hat Edgar Wallace nichts, aber auch rein gar nichts, mit Giallo zu tun. Die Filme sind ja tlw. gut gemacht und spannend - es sind aber keine Wallace-Filme im engeren Sinn mehr. Sie wurden in Deutschland (und meist nur in D) als Wallace-Filme vermarktet.
Das Zitat wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Die Betonung liegt auf dem fehlenden Teil.
Ich betrachte Filme grundsätzlich losgelöst von eventuell vorhandenen (oder wie hier teils nicht vorhandenen) Romanvorlagen (das Thema wurde bereits in einem anderen Thread durchgekaut). Letztlich ist es zweitranging welches Etikett aus Gründen der Vermarktung angebracht wird, für mich zählt lediglich ob ich den Film mag oder nicht mag. Aus Prinzip die Schmollecke zu wählen ist aus meiner Sicht kein geeigneter Weg, aber das soll jeder mit sich selbst ausmachen.
Zitat von waberl Weil ich persönlich die italienischen Giallo Wallace überhaupt nicht mag - und die auch überhaupt nichts mehr mit dem Flair der alten Wallace Filme gemeinsam haben. Und offensichtlich sehe nicht nur ich das so, sondern auch damals das Kinopublikum, ansonst würde die Serie mit diesen beiden Filmen nicht ihr Leben ausgehaucht haben.
Moin,
eben weil die "Serie" sich entwickelt hat finde ich die späten Beiträge besonders reizvoll. In Filmen aus den späten sechziger/siebziger Jahren brauche ich keine dummen Kalauer mehr, die Hinwendung zum Giallo steht den Wallace-Filmen sehr gut.
Die Besucherzahlen gingen bereits vorher zurück, immerhin liegt "Stecknadel" ungefähr auf Augenhöhe mit "Blackwood Castle". Auf dem internationalen Heimkinomarkt spielen gerade die späten Werke heute eine grössere Rolle als die Filme der Frühphase. Allerdings halte ich es generell für einen grossen Fehler kommerziellen Erfolg mit Qualität gleichzusetzen/in Verbindung zu bringen.
Species III(USA 2004) - Erneut geifert und ächzt ausserirdisches Gesindel umher, nun auf Teeniehorror-/Direct-to-DVD-Niveau (was nicht grundsätzlich schlecht sein muss, ich stehe bekanntlich auf billigen Schund). Naja, die Saat geht nur teilweise auf, kann man sich anschauen, muss man aber nicht. Da ich die Box mit den Teilen I-III vor ein paar Jahren für weniger als 10€ erstehen konnte, will ich nicht zu hart mit dem Filmchen ins Gericht gehen.
5/10
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GSI - Spezialeinheit Göteborg: Riskantes Spiel(Schweden 2009) - Johann Falk (Jakob Eklund) und die anderen GSIler wollen einen Ring sprengen, der Frauen aus Osteuropa in Schweden zur Prostition zwingt. In einer Gastsrolle wirkt Anna Antonowicz (Lindenstrasse) mit.
Der Verdächtigen wirken eher wie Kleinkriminelle, der Einsatz einer Spezialeinheit scheint unangemessen. Leider bleibt die Hauptfigur Johann Falk recht blass, ausser ein paar Reibereien mit der direkten Vorgesetzen spielt sich nicht viel ab. Die Serie dümpelt weiter im Bereich der gehobenen Mittelklasse umher, auch in der fünften von sechs Folgen platzt der Knoten nicht vollständig, bleibt die Handbremse angezogen.
Als Dr. Wolfgang Rohm (Herbert Fleischmann) den befreundeten Dr. Masilke aus dem Hotel abholen will, muss der erfolgreiche Unternehmer eine fürchterliche Entdeckung machen. Masilke wurde liegt tot in seinem Zimmer, wurde offensichtlich Opfer eines kaltblütigen Mordes. Kurz zuvor hatte Rohm seinen per Zug angereisten Freund ins Hotel gebracht, Masilke wollte sich nach der langen Bahnfahrt ein wenig ausruhen. Zunächst ist zwar kein Motiv erkennbar, doch immerhin gibt es einen ersten Hinweis, der vermutliche Täter suchte sein Opfer in der Uniform eines Briefzustellers auf. Im Haus von Dr. Rohm treffen die Ermittler auf dessen Bruder Manuel (Sascha Hehn). Der junge Mann sitzt im Rollstuhl und wird von der attraktiven Ingrid Moorhof (Susanne Uhlen) betreut. Noch immer ergibt sich kein handfester Ansatz, wer sollte einen friedlichen, harmlosen und unscheinbaren Pensionär auf solch perfide Art töten? Der Blick auf die berufliche Vergangenheit des Ermordeteten fördert einen interessanten Arbeitgeber zu Tage, Dr. Masilke war in der Kernforschungsanlage Jülich tätig...
Der letzte Streich des von mir sehr geschätzten Herbert Fleischmann, mehr solide Vorstellung als imposanter Auftritt, die Fäden ziehen diesmal andere Gestalten. Fleischmann kümmert sich als Dr. Rohm liebevoll um seinen Bruder, zumindest sorgt er für eine angemessene Betreuung. Eine Rolle abseits des Klischees vom knallharten und gefühllosen Bonzen, trotz beruflichen Erfolges nagt das Gewissen ohne Unterlass am Nervenkostüm des Unternehmers. Sascha Hehn rollt munter durch das Anwesen, seine neue Pflegerin bringt den Hormonhaushalt des Querschnittgelähmten in Wallung. Hehn sehen wir in einigen Szenen in das schrecklichste Kleidungsstück aller Zeiten gestopft, das ekelhafte Polohemd von Lacoste, in den achtziger Jahren Erkennungszeichen aller Popper, Seitenscheitelträger und sonstiger Schleimbeutel. Hüstel, bevor ich völlig die Contenance verliere, attestiere ich Hehn eine durchaus brauchbare Leistung. Susanne Uhlen darf in erster Linie traurig aus ihren grossen Augen blicken, ein mörderisches Mahlwerk droht ihr kleines Leben zu zerquetschen. Franziska Stömmer sehen wir als eifrige Hausangestellte der Herren Rohm, Karl Lange (aka Carl Lange) stellt sein kantiges Gesicht für eine Nebenrolle zur Verfügung.
Nur kurzzeitig könnte der Zuschauer "Manuels Pflegerin" Pflegerin für ein übliches Rachedrama halten. Hier sind ganz andere Machenschaften im Gange, Derrick und Klein müssen sich mit Agentenpack aus dem finsteren Reich der Kommunisten plagen. Die Herkunft der Burschen wird nicht benannt, sollte aber für jeden Betrachter eindeutig sein. Vor allem zeigt die Folge auf, wie verkrampft der Umgang mit im Rollstuhl sitzenden Menschen vor knapp dreissig Jahren noch war. So mutet der übermütige und verliebte Sturz des Manuel Rohm ins Abenteuer sicher nicht allzu nachvollziehbar an, untermauert aber auf charmante Weise dessen berechtigten Anspruch auf ein Leben mit Inhalt und Leidenschaft. Ja, der Gesamteindruck mutet unrund an, die feindlichen Agenten sind nicht mehr als alberne Abziehbildchen, abgespulte Klischees. Derrick, Klein und Sklave Berger werden durch das engagierte Eingreifen eines Beteiligten zu Helferlein degradiert, daher bringt der Titel "Manuels Pflegerin" den Inhalt auf Punkt. Trotz diverser Kritikpunkte stimmt der Unterhaltungswert, vielleicht hätte Regisseur Helmuth Ashley ein wenig kerniger, ruppiger inszenieren sollen, doch das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Melancholische Klaviermusik lässt einen sympathischen Beitrag ausklingen, ich beschwere mich nicht über Sascha Hehn, was will man mehr? (Antwort: Zbyněk Brynych auf dem Regiestuhl!)
The Girl from Rio(Deutschland, Spanien 1969, Originaltitel: Die sieben Männer der Sumuru)
Heute Femina! Morgen die Welt!
Jeff Sutton (Richard Wyler) hat bei einem Raubzug satte zehn Millionen Dollar erbeutet, zumindest will man gewisse Personen davon überzeugen. Vor allem soll Sumuru (Shirley Eaton) auf Sutton aufmerksam werden, die in ihrer Stadt Femina eine stattliche Armee schmucker Damen befehligt. Sumuru arbeitet noch immer ehrgeizig an der Übernahme der Weltherrschaft, kann daher jede Finanzspritze gut gebrauchen. Klar, Jeff möchte nicht ohne Grund die Höhle der Löwin aufsuchen, doch inzwischen sind auch gewöhnliche Ganoven scharf auf den Zaster. Allen voran Unterweltboss Masius (George Sanders), der seinen Bluthund Carl (Herbert Fleischmann) auf Sutton ansetzt...
Bereits Sumurus erster Auftritt "Sumuru die Tochter des Satans" war ein wundervoller Ausflug in die zweite Hälfte der sechziger Jahre, Lindsay Shonteff inszenierte einen unterhaltsamen Ritt durch eine bunte und überdrehte Welt. Beim hier kurz vorgestellten Nachfolger übernahm Jess Franco die Regie. Der Spanier schenkt dem Zuschauer einen Ausflug in ein noch wilderes und verrückteres Universum, ich tauchte voller Wonne in diesen Kosmos ein, gleichzeitig fliegt das Werk kurzweiliger als ein Wimpernschlag über den Bildschirm, perfekte Unterhaltung der besonderen Art. Franco macht keine Gefangenen, bereits die Auftaktsequenz ist eine "erotisch-psychedelische Suhle" der herrlichsten Sorte. Es folgen wunderschöne Ausblicke auf die Landschaft, darin eingebettet Sumurus Reich namens Femina, ein kühl-loderndes Gebilde aus Glas, Beton und Science-Fiction, garniert mit schönen Frauen und fiesen Folterinstrumenten. Erotik findet vor allem in Form von jeder Menge Schenkelgut statt, tiefere Einblicke bleiben die Ausnahme, eine eingestreute Lesbenszene hält sich recht brav zurück. Selbstverständlich sind die kämpferischen Amazonen in schlüpfig-schöne Uniformen gekleidet, nutzen phallisch anmutende Waffen und Hilfsmittel, irgendwie müssen die Herren der Schöpfung ihre Angst vor der emanzipierten Frau bewältigen.
Richard Wyler macht uns den Helden, er löst damit George "Jerry Cotton" Nader ab. Ob Agent, Detektiv oder Journalist, letztlich wollen die Herren allesamt kleine Brüder des omnipräsenten James Bond sein, Herr Wyler zählt zur Sorte der besseren Clone, liefert eine nahezu formvollendete Kopie. Über George Sanders kann man ähnliches berichten, Wyler macht uns den Bond, Sanders den kernigen Gegenspieler. Während Sumuru zu Hightech-Folterapparaturen greift, lässt Gangsterboss Masius seine Schergen lieber mit bewährter Handarbeit vorgehen. Während es Prügel hagelt, blickt Sir Masius belustigt in sein Popeye-Heftchen. Ausgerechnet mein Liebling Herbert Fleischmann ist als verlängerter Arm des Fieslings zu sehen, bei Bedarf schlägt der schleimige Drecksack auch Frauen, unglaubliche Zustände. Shirley Eaton führt die Damenmannschaft an, Sumuru hat nichts von ihrer Entschlossenheit verloren, geht zur Verwirklichung ihrer Vorhaben noch immer über Leichen. Maria Rohm fällt eine ambivalente Rolle zu, während die hübsche Marta Reves unter Sumurus Geiselhaft leidet, Elisa Montés und die zahlreichen anderen Damen fallen in die Kategorie schöne Dekoration.
Während Jess Franco mit dem britischen Produzenten Harry Alan Towers arbeitete, entstanden einige der zugänglichsten (kommerziellsten) Streifen des Spaniers. So ist auch "Die sieben Männer der Sumuru" ein für Einsteiger in Francos Schaffen gut geeignetes Werk, sofern der Zuschauer eine Vorliebe für die bunte Verschrobenheit der lautstark ausklingenden sechziger Jahre hat. Vielleicht wird sich manch "fortgeschrittener" Franco-Jünger über die Nähe zum Mainstream beschweren. Aus heutiger Sicht ist der Film vor allem durch und durch ein Kind seiner Zeit, ein Ausflug in die schöne Scheinwelt einer vergangenen Epoche. Erotisch, psychedelisch und grotesk, hier und da mit dem Hang zu bizarren Momenten, vor allem wunderschön!
Wo bleibt eine deutsche DVD zu diesem Film? Dank der Scheibe von Blue Underground kann man "The Girl from Rio" in schöner Qualität geniessen, dennoch hätte ich gern eine einheimische Veröffentlichung mit deutscher Tonspur in meiner Sammlung. Blue Underground bietet eine Featurette mit dem Titel "Rolling in Rio" an, dort kommen Franco, Towers und Eaton zu Wort, ferner gibt es eine Galerie mit Bildern zu bestauen und Texttafeln mit Informationen über Franco und Sumuru. Insgesamt eine sehr schöne Scheibe, jeder Franco-Fan muss zugreifen, Fans der späten Sechziger ebenfalls.
Verdammt, ihr wollt eine Bewertung in Zahlen? Mindestens 8/10 (sehr gut)! Wohlfühlfaktor = unermeßlich!
Lieblingszitat:
"If one of my girls isn't perfect, she must die!"
Bonuszitat:
"Let's get out of here, the party is getting rough!"