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  • Kleine Hartbox von X-Cess (Cover B)



    Paco - Die Kampfmaschine des Todes (Italien 1986, Originaltitel: Vendetta dal futuro)

    Ein Cyborg im Taumel der frühen Endzeit

    Der fiese Konzernboss Turner (John Saxon) will einen lästigen Reformpolitiker beseitigen lassen. Da trifft es sich gut eine willenlose und schlagkräftige Gestalt wie Paco Queruak (Daniel Greene) zur Verfügung zu haben. Der Bursche verunfallte einst zu Mettgut, wurde jedoch zusammengeflickt, die defekten Teile ersetzte man durch Mechanik und Elektronik. Damit die Mensch-Maschine nach den Vorstellungen der Befehlshaber funktioniert, haben die Verantwortlichen selbstverständlich das Gedächtnis des Unglücklichen gelöscht. So taucht Paco schliesslich vor seiner Zielperson auf, aber irgendetwas in ihm lässt ihn ahnen, dass er im Begriff ist ein fürchterliches Unrecht zu begehen. Der Teilcyborg verübt daher nur einen halbherzigen Anschlag, ganz bewusst tötet er den Politiker nicht, sondern fügt ihm lediglich eine Verletzung zu. Paco gelingt die Flucht vor der herbeieilenden Polizei, nun will der äusserst verärgerte Turner die Fehlkonstruktion schnellstmöglich loswerden, quasi endgültig entsorgen. Paco findet im abgelegenen Hotel der hübschen Linda (Janet Agren) Unterschlupf, gerät aber mit dem großmäuligen Raoul (George Eastman) heftig aneinander. Natürlich kann Paco den aufgeblasenen Schwachmaten locker in die Schranken weisen, rechnet allerdings nicht mit der Verschlagenheit seines Widersachers. Grösste Gefahr geht von den kaltblütigen Häschern aus, die von Turner längst auf die Jagd nach Abtrünnigen gehetzt wurden. Sogar die Dienste eines namhaften Profikillers aus Europa (Claudio Cassinelli) nimmt der skrupellose Obermotz in Anspruch, ein blutiger Showdown scheint unausweichlich...

    Regisseur Sergio Martino hat einen Platz in meinem Herzen sicher, schliesslich verdankt ihm die Filmwelt einige der schönsten Gialli überhaupt. Für Filme wie "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della Signora Wardh, 1971) oder "Your Vice is a locked Room and only I have the Key" (Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave, 1972) kennt meine Begeisterung keine Grenzen. Auch im Western und Polizeifilm war Martino aktiv, Komödien gehörten zu seinem Betätigungsfeld, nach dem Niedergang des italienischen Genrekinos war (und ist) er als Regisseur für das Fernsehen aktiv. In den achtziger Jahren war das italienische Kino bereits schwer angeschlagen, trotzdem ereilten uns noch jede Menge herrlicher Streifen. Martino beglückte die Fans 1983 mit dem Endzeit-Knaller "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019: Dopo la caduta di New York), 1986 stürmte "Paco - Der freundliche Schmalspur-Terminator mit Herz" durch sein staubiges Abenteuer. Die allseits beliebte Endzeit kündigt sich in dieser Sause an, ein Konzernboss schreckt vor keiner Sauerei zurück, die Opposition fürchtet um ihre Gesundheit, vom Himmel prasselt ätzend saurer Regen.

    Daniel Greene passt prima in Rolle des zur Kampfmaschine umgebastelten Menschen, man sollte ihn noch in diversen Produktionen sehen, aber "Paco" scheint mir der erinnerungswürdigste Auftritt zu sein. Janet Agren freundet sich mit dem rätselhaften Fremden an, nach und nach fasst man Vertrauen zueinander. Als Paco seiner neuen Freudin mit zerknirschtem Gesicht den Terminator-Unterarm präsentiert, erträgt diese den schockierenden Anblick dann auch mit angemessener Fassung. Vor allem kann das Ensemble mit grandios besetzten Nebenrollen glänzen! George Eastman ist stets ein gern gesehener Gast, egal ob freundlich oder Bösewicht, egal ob er als "Man-Eater" seine eigenen Eingeweide verspeist, oder mit geschlossener Hose Frau Gemser in aller Ausführlichkeit nagelt (In der Gewalt der Zombies), was auch immer Herr Montefiori veranstaltet, der Spassfaktor ist nie zu verachten. John Saxon wütet als skrupelloser Bonze durchs Szenario, ständig faltet er seine Schergen zusammen, bis er schliesslich selbst zur Wumme greift, gutes Personal ist schwer aufzutreiben, Chefsache bleibt Chefsache. Leider hat der Film auch eine tragische und sehr traurige Seite. Claudio Cassinelli -den ich sehr schätze- verstarb während der Dreharbeiten durch einen Unfall. Cassinelli wurde lediglich 47 Jahre jung, er wirkte in einigen Perlen des Italokinos mit. Als Beispiele seien "Der Tod trägt schwarzes Leder" (La polizia chiede aiuto, 1974), "Morte sospetta di una minorenne" (1975) und "Die weiße Göttin der Kannibalen" (La montagna del dio cannibale, 1978) genannt. Die beiden letztgenannten Filme entstanden ebenfalls unter der Regie von Sergio Martino, auch mit Lucio Fulci arbeitete Cassinelli mehrfach zusammen. Donal(d) O'Brien ist kurz mit von der Partie, ihm wird von Turners Killerkommando übel mitgespielt.

    Was Sergio Martino anpackt hat immer (meist) handwerkliche Qualität zu bieten. Sicher, längst nicht jedes seiner Werke hat die Klasse eines "Der Killer von Wien", doch selbst bei dezent überdrehten Sausen wie "Paco" ist immer die Hand eines fähigen Machers zu erkennen. "Paco" benötigt ein wenig um so richtig in die Gänge zu kommen, die letzte halbe Stunde macht dafür aber umso mehr Spass (Nachtrag: Blödsinn, die packende Atmosphäre hat mich sofort eingefangen). Es kracht und scheppert, es wird geblutet und gestorben. Dann wäre da noch diese prachtvolle Laserkanone, die Meister Saxon schliesslich höchstselbst anlegt, um den lästig gewordenen Paco zu beseitigen. Der Score von Claudio Simonetti untermalt das Treiben auf angenehme Weise. Zwar nicht so prägnant und packend wie diverse Goblin Soundtracks, doch es muss nicht immer die Qualität der Filmmusiken zu "Dawn of the Dead" oder "Profondo Rosso" erreicht werden. Obwohl der Streifen an manchen Stellen ein wenig mehr Tempo gebrauchen könnte (erneut: Schwachsinn!), stellt das Ergebnis mehr als zufrieden. Würde die Klasse der letzen halben Stunde während der gesamten Laufzeit geboten, müsste ich dem Werk sofort einen Platz auf meinem Alter freimachen (was inzwischen geschehen ist).

    Inzwischen liegt endlich eine offizielle DVD-Auswertung für den deutschen Markt vor. X-Cess bietet den Streifen in brauchbarer Qualität an, der Bonusbereich gibt nicht allzu viel her, kleine und grosse Hartboxen mit unterschiedlichen Covern stehen zur Verfügung.

    Dicke 8/10 (sehr gut)

    Lieblingszitat:

    "OK, ihr Schweine! Ihr wolltet die Hölle, jetzt bekommt ihr sie!"


    ---


    Ferner im Player:


    • Dementia 13 (Großbritannien 1963) - Früher Gehversuch von Francis Ford Coppola, der sich mit "Dementia 13" an einem kleinen Thriller versucht. Der Flick kommt als bemüht böser Proto-Slasher daher. Nett anzuschauen, aber die Italiener haben das weitaus besser auf die Reihe bekommen (geniesst vergleichsweise "Blutige Seide" (1964) von Mario Bava).

    Die BD aus dem Hause Savoy hat mit der Kompression zu kämpfen, weiterhin sind häufig starke Nachzieheffekte zu bemängeln. Immerhin fällt der Preis gering aus, tolerante Interessenten dürfen daher zugreifen.

    5,5/10


    • Der Puppenspieler (Frankreich 1979) - Lockere Gaunerkomödie mit Jean-Paul Belmondo. Dieses Belmondo-Vehikel zählt nicht zu meinen Lieblingen mit dem knautschgesichtigen Franzosen, angenehme Unterhaltung wird dennoch geboten. Zusammen mit Regisseur Georges Lautner hat Belmondo weitaus stärkere Werke auf die Beine gestellt, gegen "Der Windhund" (1979) und "Der Profi" (1981) stinkt "Der Puppenspieler" deutlich ab.

    Concorde präsentiert den Streifen auf einer BD mit schöner Bildqualität, die ehemals fehlenden Szenen wurden im französichen Originalton eingefügt (Untertitel sind vorhanden). Boni sind lediglich in Form weniger Trailer vorhanden. Karge Ausstattung, doch die gute Qualität und endlich ungekürzte Fassung entschädigen den Fan.

    6,5/10 (Tendenz zu 7/10)

  • Bewertet: "Der Alte"Datum01.04.2012 22:45
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Bewertet: "Der Alte"

    Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


    Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


    Folge 2 - Jack Braun (Deutschland 1977)

    Ungebetener Besuch

    Aus einer Tiefgarage wird der Daimler des Gynäkologen Dr. Margolis (Peter Pasetti) entwedet. Peter Engel (Günther Maria Halmer) und Jack Braun (Peter Bollag) überfahren mit dem Gefährt einen älteren Herrn, der kurz zuvor von ihrem Komplizen Hans Kraus (Karl Renar) auf die Strasse geschubst wurde, das Opfer ist sofort tot. Den PKW bringen die Kriminellen unerkannt zurück auf den üblichen Stellplatz. Margolis erweist sich bei einer ersten Befragung als nicht sonderlich zugänglich, ebenso mangelt es dem Mediziner an einem schlüssigen Alibi. Kommissar Köster beschleichen recht schnell Zweifel an der Schuld des Arztes, die Angaben diverser Gestalten wecken das Interesse des cleveren Ermittlers. Zwecks Überführung der Verdächtigen lässt sich Köster auf ein lebensgefährliches Spiel ein...

    Jede Menge bekannte Gesichter tummeln sich in dieser Folge. Peter Pasetti agiert mit kühler Arroganz, eine großartige Vorstellung! Günther Maria Halmer und Karl Renar sind der Situation nicht gewachsen, die Motive des aus den USA angereisten Jack Braun sind ihnen nicht bekannt. Peter Bollag wirkt zunächst recht blass, dies ist jedoch der Rolle geschuldet, sein großer Auftritt steht erst zum Finale an. Für Udo Thomer bleibt eine sympathische Nebenrolle, der bayerische Volksschauspieler mimt einen Polizeibeamten der auf Kösters Unterstützung baut. Michael Ande und Jan Hendricks müssen sich mit wenigen Szenen begnügen, in dieser frühen Phase der Reihe bleibt kaum Platz für Erwin Kösters Helferlein. Henning Schlüter schaut als Chef Millinger kurz rein, von den Methoden seines besten Pferdes im Stall möchte er lieber nichts wissen, Hauptsache der Fall wird irgendwie aufgeklärt.

    "Jack Braun" hat viele schmackhafte Krimizutaten im Gepäck, ein kleines Füllhorn von Straftaten und Motiven. Kaltblütiger Mord, Erpressung und Diebstahl, Familendrama, Hass und Rachegelüste. Dazu ein Ermittler der sein Leben ohne zu zögern aufs Spiel setzt, freilich mit reichlich Routine und Selbstbewusstsein ausgerüstet. Siegfried Lowitz kann man nicht genug loben, sein Erwin Köster ist ein kantig-kerniger Kauz, abgebrüht, mit bissiger Ironie und messerscharfem Verstand gesegnet. Das winterliche München präsentiert sich als hübsche Bühne für den Alten, inklusive Ausflug vor die Tore der Stadt. Folge 2 glänzt mit einem starken Ensemble, stimmungsvollen Schauplätzen und einem interessanten Kriminalfall. "Realismusfanatiker" werden eventuell den nahezu übermütigen Eifer des Herrn Köster anprangern, der sich offenbar mit geradezu diebischer Freude in die Lösung des Falls verbeisst. Was gibt es noch zu berichten? Der mit hohem Wiedererkenungswert gesegnete Vorspann ist nun zu sehen, die griffige Titelmusik des bewährten Peter Thomas erfreut meine Ohren. "Der Alte" ergänzt "Derrick" vortrefflich, ich freue mich auf die kommenden Folgen (schrieb ich bereits im Kurzkommentar zum Auftakt, es kann nicht oft genug gesagt werden).

    7,5/10 (gut bis sehr gut)

  • Die nächste Scheibe wartet bereits im Player, daher im Ultrakurzformat:


    Trauma (Italien, USA 1993) - Ein irrer Killer enthauptet seine Opfer mit einer zweckentfremdeten Apparatur. Auch Aura (Asia Argento) verliert ihre Eltern durch den Wahnsinnigen. Der bei einem lokalen Fernsehsender tätige David (Christopher Rydell) nimmt sich Aura an, die bereits vor dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern unter einer schweren Essstörung litt. Derweil schlägt der perverse Mörder erneut zu, die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nicht voran...

    Dario Argento mengt seinem Stil eine Prise USA bei, der von einigen Fans befürchtete Absturz in die Beliebigkeit bleibt dennoch aus. Sicher, "Trauma" (in Deutschland unter dem Titel "Aura" vermarktet) zählt nicht zu den Meisterstücken des Regisseurs, doch ein guter Giallo mit angenehm verschrobenen Zwischentönen ist ihm fraglos gelungen. Töchterlein Asia spielt stark auf, der für einen Giallohauptdarsteller recht brav und bieder anmutende Christopher Rydell erdet die wilde Asia bei Bedarf. Piper Laurie haut in einer Nebenrolle ordentlich auf den Putz, Brad Dourif hat einen tollen Auftritt, James Russo mimt den typischen Bullen.

    Auch ohne die ganz grosse Kreativität bezüglich Kameraarbeit, Spiel mit Farben, Schatten und Architektur funktioniert Argento erstaunlich gut. Lediglich der Score fällt für einen Film des Meisters erstaunlich belanglos aus, hier und da nahezu störend. Die mir vorliegende DVD aus Großbritannien bietet den Streifen in ordentlicher Qualität an, die Ausstattung ist bescheiden, so besteht der schmale Bonusbereich lediglich aus einem Trailer.

    7,5/10 (gut bis sehr gut, Tendenz steigend)

    ---

    A Nightmare on Elm Street (USA 2010) - Nach Jason und Michael bekommt nun auch Freddy (s)ein Remake verpasst. Der Flick kommt zu keiner Zeit über solides Mittelklasseniveau heraus, Wes Craven zauberte 1984 mit weniger Kohle und Technik einen weitaus packenderen und vor allem atmosphärisch sehr dichten Film aus dem Schlitzerhut. Handwerklich kommt die Neuauflage brauchbar und (zu) unaufgeregt daher, es mangelt an Griffigkeit und echtem Wiedererkennungswert, lediglich durch den Namen Freddy Krueger ragt der Film aus der breiten Masse hervor.

    Die Kühe werden gemolken bis die Euter glühen (was in diesem Fall leider nicht für die mitwirkenden Damen gilt), der blöde Fan zückt die Geldbörse. Während Jason zumindest einen flotten und "frech-tittigen" Neuaufguss verpasst bekam, Michael gar zwei ambitionierte Knaller spendiert wurden, bleibt für Freddy nur unauffällige Ware von der Stange. Der Brandenburger hat es schwer, schon früher zog er im Vergleich mit den Herren Voorhees und Myers den kürzeren Prengel, im unaufhaltsam wütenden Remakewahn vergrössert sich der Abstand zu den Bossen weiter, Fred stinkt gnadenlos ab.

    Ohne Vorbehalte und "früher war alles besser Geschrei" reicht es für knappe 5-6/10. Mein Herz verweigert jegliche Bewertung.


  • Grosse Hartbox #187 von X-Rated


    War Baby - Rebellen des Todes (Italien 1991, Originaltitel: Il diavolo nella carne)

    Es rappelt im Dschungel

    Irgendwo im Busch haben Rebellen die Regierung gestürzt. Nun schleppen die Söldner Sammy (Robert LaBrosse) und Klaus (Wayne Camp) den aus seinem Amt getriebenen Politiker Victorio (Harold Evans) durch die Landschaft, gegen gute Bezahlung soll der kränkelnde Bursche über die Grenze geschafft werden. Kein leichtes Unterfangen, denn der geschasste Premierminister kann sich kaum noch auf den Beinen halten, der Weg bis zur rettenden Grenze ist noch weit, die Feinde haben vermutlich längst die Fährte aufgenommen. Immerhin bietet ein kleines Hospital Möglichkeit zur Rast und medizinischen Versorgung des wertvollen Transportguts. Drei Krankenschwestern und eine Ärztin haben den widrigen Umständen der vergangenen Tage getrotzt, sehen sich nun mit den teils unerfüllbaren Wünschen der bewaffneten Ankömmlinge konfrontiert...

    Kurz bevor sich Joe D'Amato überwiegend mit der Inszenierung von HC-Filmen beschäftigte entstand "Il diavolo nella carne". Lasst euch nicht durch den deutschen Titel auf eine falsche Fährte führen. Den Zuschauer erwartet kein actionlastiges Kriegs/Söldner-Abenteuer, hier wird auf andere Art geballert, Chauvisprüche und Mopsparade inklusive. Die Damen lassen sich gern auf eindringliche Nahkämpfe ein, später auftauchende Fieslinge wandeln das Hospital für kurze Zeit in ein Notzuchtcamp um. Freilich sind die "Helden" Sammy und Klaus keine Kinder von Traurigkeit, wachsen dem gestressten Personal aber letztlich doch an die guten Herzchen. Joe D'Amato zaubert mit einfachen Mitteln eine kleine Dschungelsause auf den Bildschirm, verschwitzt, ungehobelt und sleazy. Mir geht ein wenig die typische und liebenswerte Atmosphäre ab, die viel zum Unterhaltungswert der Werke aus den siebziger und achtziger Jahren beitrug. Auch Joe D'Amato konnte den Untergang des italienischen Genrekinos leider nicht verhindern, rettet aber einen Hauch davon in die teils sehr tristen Neunziger hinüber.

    Über die Besetzung muss ich nicht viele Worte verlieren, es lohnt sich einfach nicht (verzeiht mir bitte, liebe Damen. Ihr seid verdammt heisse Feger). Robert LaBrosse und Wayne Camp bleiben austauschbar, immerhin erfreut die deutsche Synchronisation mit wüsten Pöbeleien, die dem griffigen Klausi immer wieder aus dem Schandmaul quillen. Die Damen erfreuen mit wohlgeformten Körpern, vor allem die rassige Carmen Di Pietro ist ein echter Hingucker! Übrigens tragen die Weibchen stets halterlose Strümpfe unter dem Dress, ist doch klar, Strapse wären im Dschungel zu schweisstreibend. Irgendwann ergiessen sich stinkende, geifernde und lüsterne Rebellen über das Lazarett, keine Ahnung aus welchen Gossen die Produktion diese Typen gezogen hat, der Spassfaktor wird durch den Anblick ihrer fiesen Fratzen fraglos gesteigert. Die moderne Gesellschaft stürzt zurück ins tiefste Mittelalter, Schenkelklopfer inklusive.

    Ich fasse mich bewusst kurz, denn ewige D'Amato Skeptiker werden dem Flick sowieso keine Chance geben. Doch auch Freunde von Klassikern wie "Man-Eater" (Antropophagus, 1980), "Nackt unter Kannibalen" (Emanuelle e gli ultimi cannibali, 1977) oder "Die Mörderbestien" (La morte ha sorriso all'assassino, 1973) sollten ihre Erwartungshaltung im Zaum halten, denn "War Baby" fällt im Vergleich zu den genannten Schätzchen deutlich ab. Kein Film für Einsteiger, kein Film für Gelegenheitsglotzer, eher ein Fall für bekloppte Sammler, Süchtlinge, Wahnsinnige. ...und dem Sumpf der Geschmacklosigkeiten anheimgefallene Hobby-Satanisten & Sleazesuhlen-Fetischisten (pfui Deibel, Eigenlob stinkt).

    Die mir vorliegende DVD ist -bei extrem wohlwollender Betrachtung- bestenfalls als mittelprächtig zu bezeichnen. Dem Bild könnte man "brauchbare VHS-Qualität" attestieren, wenn da nicht die fürchterlich schlappe Kompression wäre, die in dunkleren Szenen für massive Klotzbildung (von "Klötzchen" kann nicht mehr die Rede sein) sorgt, was für ein Murks! Als Verpackung dient eine grosse Hartbox, das Coverbild wurde vom Tape "Hölle des Dschungels" entliehen (leicht verändert).

    Ja, ich mag "War Baby". Dennoch sind nicht mehr als wohlwollende 5/10 drin, schon aus Respekt vor vielen anderen Filmen des Herrn Massaccesi.

    Lieblingsztiat:

    "Ich liebe mein Geld und mein Leben!"

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum24.03.2012 22:11
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 8 (Folgen 106-120)

    Folge 118 - Ende einer Sehnsucht (Deutschland 1984)

    Schaulauf der Karikaturen

    Der Kriminalbeamte Merck (Norbert Kappen) sucht die schäbige Pension Flora auf, erkundigt sich an der "Rezeption" nach einem Burschen namens Pocher. Tatsächlich findet Merck den Gesuchten, allerdings liegt Pocher tot auf dem Boden des Zimmers, offenbar wurde er mit einer vollen Whiskyflasche erschlagen. Da er selbst nicht bei der Mordkommission tätig ist verständigt Merck Derrick, zu dem er seit Jahren einen nahezu freundschaftlichen Draht hat. Sofort fällt Harry das merkwürdige Verhalten des Kollegen auf, überdies war dessen Tochter Irene (Marion Martienzen) eng mit dem Mordopfer befreundet, Merck weist Derrick freimütig darauf hin. Pocher und Irene waren gemeinsam im Ausland unterwegs, Irene kehrte vor einigen Wochen in die Wohnung ihres Vaters zurück. Wenig später traf auch Pocher in München ein, völlig pleite und von seiner schweren Drogenabhängigkeit gezeichnet...

    Abseits der gewohnt starken Stammbesetzung ragen zwei weitere Schauspieler aus dem Ensemble dieser Folge hervor, Norbert Kappen und András Fricsay (im Abspann als Andreas Fricsay aufgeführt). Kappen taumelt wie ein angeschlagener Ochse durch das Szenario, ein herrlich schrulliger Auftritt. András Fricsay kommt erst spät zum Zuge, doch sein Auftritt als rockender Gitarrist trieb mir fast Lachtränen in die Augen. Keine Ahnung ob Autor Herbert Reinecker ein derartig klischeebeladenes Bild von Rockmusikern im Hirn abgespeichert hatte. Lustige Klamotten, coole Schnauze und ständig bekifft, so sind sie, die Herren von der Rockfraktion (zumindest im Kosmos des Herrn Reinecker). Marion Martienzen scheint ebenso in anderen Sphären zu schweben, bleibt im Vergleich zu Kappen und Fricsay aber eher blass, ihr von Pascal Breuer gespielter Bruder wirkt auf mich völlig austauschbar, seine Rolle gibt aber sowieso (dies muss faierweise betont werden) nicht viel her. Gaby Dohm und Karl Renar sind in Nebenrollen am Start, Renar überzeugt als knarziger Pensionswirt.

    Als Kriminalfall versagt "Ende einer Sehnsucht" nahezu auf ganzer Linie, verläuft in dieser Disziplin ohne Höhepunkte und/oder Überraschungen, bleibt jederzeit vorhersehbar. Dennoch hat diese Folge ihre Reize, sofern der Betrachter die übliche "Krimi-Erwartungshaltung" ausblenden kann. Breit ausgewalzte Klischees, es erwischt nicht nur den "Rocker", nebenbei gibt es Seitenhiebe auf "Neo-Hippies", herrlich! Während Kappen und Fricsay munter chargieren, spielen sich Tappert, Wepper und Sklave Schäfer (Willy Berger) fröhlich die Bälle zu. Derrick kommentiert Harrys Befremden über den Kollegen Merck mit einen süffisanten Lächeln, nimmt den schrulligen Merck aufs Korn, Berger darf Berichte tippen und wird zu geringerem Zigarettenkonsum angehalten. Regisseur Michael Braun hat das "krimitechnisch schwache" Drehbuch ansprechend umgesetzt, kann sich auf seine hochklassigen Schauspieler verlassen. Lediglich die Pension Flora hätte gern ein wenig näher beleuchtet werden dürfen, hier wurde die Möglichkeit zur Sleaze-Suhle nicht konsequent genutzt, der "Alfred Vohrer der frühen siebziger Jahre" hätte vermutlich ordentlich auf den Putz gehauen. Für die musikalische Untermalung sorgte diesmal Michael Goltz, sein Sound klingt wie Frank Duval mit grösseren Eiern. Fazit: Einsteiger sind mit dieser Folge nicht gut beraten, tolerante Fans dürfen sich auf einige liebenswerte Momente freuen.

    6/10 (obere Mittelklasse)

  • Zeitmangel, daher in Ultrakurzform:


    • Hello Mary Lou: Prom Night II (Kanada 1987) - Eine Prise "Carrie", ein Löffelchen "Der Exorzist", garniert mit Michael Ironside. Ganz knappe 5/10
    • Prom Night 3 - Der letzte Kuss (Kanado 1990) - Mary Lou Maloney ist zurück! Witzig und spritzig, deckelt den Vorgänger deutlich. 6,5/10
    • Prom Night 4 (Kanada 1992) - Ein durchgeknallter Pfaffe bestraft "Sünder". Ziemlich doof, durchaus unterhaltsam. 6,5/10

    Prom Night 2-4 sind keine "echten" Fortsetzungen des kleinen Slasher-Klassikers Prom Night (1980) mit Jamie Lee Curtis, in erster Linie wurde die Bekanntheit des Titels genutzt (mißbraucht?). Prom Night 2 & 3 gehören inhaltlich zusammen, die Hauptfigur Mary Lou Maloney wird allerdings von unterschiedlichen Damen gespielt. Alle Filme wurden in Deutschland von Splendid veröffentlicht.

    ---

    • Man-Eater (Italien 1980) - Wächst mir mit jeder Sichtung mehr und mehr ans Herz. Herr Montefiori röchelt allerliebst durch das Szenario, Herr Massaccesi inszeniert das Treiben sehr stimmungsvoll. So muss Schmuddelkino aus dem Stiefelland aussehen! Ich liebe es!

    9/10

  • Das unheimliche Auge (1987)Datum21.03.2012 23:33
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Das unheimliche Auge (1987)

    Das unheimliche Auge (Italien 1987, Originaltitel: Le foto di Gioia)

    Lust auf Brust? Immer!

    Vor einem Jahr kam ihr Gatte bei einem Autounfall ums Leben, doch inzwischen hat Gloria (Serena Grandi) sich mit dem unerwarteten Verlust abgefunden. Zur Erbmasse zählt nicht nur eine luxuriöse Villa, auch das erotische Magazin "Pussycat" gehört nun dem ehemaligen Fotomodell, Gloria denkt sogar ernsthaft über ihre Rückkehr vor die Kamera nach. Lediglich die merkwürdigen Anrufe ihres im Rollstuhl sitzenden Nachbarn Mark (Karl Zinny) nagen ein wenig an den Nerven der Schönheit. Ständig belästigt sie das Bürschlein mit seinen sexuellen Phantasien, beobachtet darüber hinaus ihr Anwesen per Teleskop. Nach einem vom ihm aus der Ferne begafften Fotoshooting in Glorias Pool, macht der aufdringliche Nachbar am Abend eine grauenvolle Beobachtung. Kim (Trine Michelsen), ein junges und attraktives Model, wird von einer unbekannten Person auf bestialische Weise ermordet, ihr Körper durch den brutalen Angriff in den Swimmingpool geschleudert. Gloria mag dem aufgeregt anrufenden Mark zunächst keinen Glauben schenken, wirft schliesslich aber einen Blick auf den angeblichen Tatort. Zorn steigt in der Hausherrin empor, denn von Kim ist nichts zu sehen, Gloria geht von einem geschmacklosen Scherz aus. Wenig später erscheint die neue Ausgabe ihres Magazins, Kim ziert das Titelblatt. Als Fotos der offenbar tatsächlich getöteten Blondine auftauchen ist das Entsetzen gross! Für zusätzliche Panik sorgt der für die Fotos benutzte Hintergrund, ein altes Bild von Gloria! Inspektor Corsi (Lino Salemme) übernimmt die schwierigen Ermittlungen, der Kriminalist kann die in den Fall involvierten Personen nur mühsam beruhigen, denn es mangelt an einer ersten heissen Spur, einem klar erkennbaren Motiv. Gloria sucht Halt bei ihrem Bruder Tony (Vanni Corbellini), der sich wie ihre Mitarbeiterin und Freundin Evelyn (Daria Nicolodi) um sie kümmert. Ein wenig Trost und Ablenkung kündigt sich in Form von Alex (George Eastman) an, mit dem Gloria vor ihrer Ehe Tisch und Bett teilte. Derweil steht dem Killer der Sinn nach weiteren Untaten...

    Lamberto Bava war laut eigenen Angaben nie ein grosser Fan des Giallo. Umso erfreulicher mutet es daher an, dass seine Beiträge zu diesem wundervollen Genre von durchaus gelunger Natur sind. Da wäre z. B. "A Blade in the Dark" aka "Das Haus mit dem dunklen Keller" (La casa con la scala nel buio, 1983), der mit einfachen Mitteln eine intensive Atmosphäre zu erzeugen vermag, nicht zu vergessen der unterhaltsame "Midnight Ripper" (Morirai a mezzanotte, 1986). Sicher, die grosse Zeit des Giallo waren die siebziger Jahre, die grosse Zeit des italienischen Genrekinos neigte sich in den Achtzigern dem Ende zu, zog auch den Giallo langsam aber sicher ins Grab. Damit nicht genug, immerhin ist Lamberto der Sohn des genialen Mario Bava, der unbestritten zu den ganz grossen Meistern seiner Zunft zählte. Obschon er sich in einem schwierigen Umfeld behaupten musste, sind Lambertos Filme meist gelungen, eine Gurke wie den unsäglichen "Der Monster-Hai" (Shark rosso nell'oceano, 1984) verzeihe ich gern, Entschädigungen sind nicht nur im Form der bereits erwähnten Gialli vorhanden, auch Streifen wie "Dämonen 2" & "Dämonen" (Demoni & Demoni 2, 1985/86) und "Blastfighter" (1984) können sich meiner Zuneigung sicher sein. Liebe Nörgler, gebt Lamberto eine Chance, die Werke des kleinen Bava sind viel besser als ihr Ruf!

    Ich nehme mir immer erfolglos aufs Neue vor, in Kurzkommentaren zu Filmen von Lamberto nicht dessen Vater Mario zu erwähnen. Ein Unterfangen ohne Erfolgsaussicht, denn Lamberto hat sich viel bei seinem Vater abgeschaut, stellt in seinen Arbeiten eindeutig Bezüge zu dessen Werk her. Er bewegt sich oft auf den Spielwiesen des alten Herrn, fröhnt dem Giallo und dem Horror, spielt gern mit Schatten und Farben. Ja, die Farbgestaltung ist ein grosses Thema, allzu gern taucht Lamberto die Kulissen in kühle Blautöne, bissiges Rot oder die nahezu steril anmutende Helligkeit der achtziger Jahre. Ist das grosse Kunst, ist das grobschlächtige Effekthascherei? Ehrlich, mir ist es egal. Für manchen Betrachter mag diese "pralle Dosis Achtziger" (inklusive entsprechendem Soundtrack) schwer verdaulich sein, ich kann inzwischen mit entspanntem Wohlwollen auf dieses Jahrzehnt zwischen schrillen Farben, quietschigen Keyboards und Angst vor dem Atomkrieg zurückblicken. "Das unheimliche Auge" bietet mehr als nur jede Menge Achtziger! Das Drehbuch streut hier und da Verdachtsmomente, zugegebenermaßen manchmal auf recht plumpe Art, es gibt irre Einfälle zu bestaunen, spürbare Durchhänger leistet sich die Sause nicht. Die wichtigste Zutat trägt jedoch einen äusserst klangvollen Namen: Erotik!

    Erotik? Sexappeal? Lust? Die Antwort auf diese Fragen: Serena Grandi! Hölle, was für ein unglaublich scharfes Vollweib, mir läuft noch immer der Geifer aus dem Mundwinkel! Diese Kurven, dieser Blick, dieser Gang! Ich möchte mit Anlauf in die Glotze springen, um mich an Serena Grandis Früchten zu verlustieren. Diese Sexgöttin ist die nahezu perfekte Verkörperung meines Beuteschemas (ich ringe um Fassung. Bevor mein Geschwurbel nun völlig ausser Kontrolle gerät, beende ich meine Ausführungen über die Vorzüge der Frau Grandi). Serena überzeugt nicht nur (was heisst hier "nur"?) auf erotischer Ebene, ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind keinesfalls peinlich oder unfreiwillig komisch. Bleiben wir bei den Damen. Daria Nicolodi sehen wir als mütterliche Freundin der Hauptfigur, diese Rolle ist ihr quasi perfekt auf den Leib geschneidert. Nicolodi wirkt bekanntlich oft eher brav und bieder, vor allem neben der teuflisch heissen Serena Grandi (es geht schon wieder los). Trine Michelsen darf sich zu Beginn im Pool räkeln, wird allerdings schnell aus dem Spiel genommen. Nett anzuschauen ist die Dame, gegen Frau Grandi stinkt sie dennoch gnadenlos ab (es reicht jetzt!). Erinnert sich noch jemand an das schlappe Trällerchen namens "Boys", Miserabler Europop aus dem Jahr 1987, dargeboten von einem Mädel namens Sabrina? Der Song war ein Griff ins Klo, doch der Videoclip zählte zu den sinnlichen Höhepunkten des Jahres! Sabrina ist in einer Nebenrolle am Start, unter ihrem vollständigen Namen Sabrina Salerno. Angenehmerweise dürfen wir ein paar Blicke auf ihre Auslagen geniessen, Sabrinchen turnt als Model durch die Kulissen. Wenn Serena Grandi auf meiner persönlichen Skala der Gier 100% erreicht, steigt der Pegel beim Anblick der scharfen Sabrina immerhin auf 95% (das Chauvischwein kann die fälligen Taler kaum noch in sich aufnehmen). Ranziges am Rande, Capucine macht uns den Gegenpol zu Grandi und Salerno. Trockenobst am Abgrund, Erdung aller Lüstlinge garantiert, bei dem Anblick flüchtet jede harte Rute freiwillig ins Lattenheim! Die Herren werden -zumindest in meinem kranken Hirn- zu Statisten, mir bleibt George "Man-Eater" Eastman in Erinnerung, den ich um sein Bad mit Serena beneide (Serena war übrigens in "Man-Eater" auch an Bord, das nur am Rande). Vanni Corbellini und David Brandon spielen solide, Karl Zinny dient als Verdächtiger mit psychotischen Zügen, Lino Salemme gibt den üblichen "unfähigen Giallo-Bullen".

    "Das unheimliche Auge" macht keine Gefangenen! Während der Opening credits gibt es erotische Bilder auf die Augen, Serena Grandi bringt den Puls auf Touren! Der "Killersicht" verdanken wir groteske Masken, unbeschreiblich! Besondere Huldigung verdient das Finale. Freilich lässt Lamberto Bava den Zuschauer bereits zuvor immer wieder an Serena Grandis Vorzügen teilhaben, doch ihre "Entkleidung" während der Konfrontation mit dem Bösewicht ist ein echter Brüller! Die Klamotten fliegen wie alte Fetzen vom Leib, selbstverständlich weiss Frau Grandi was sich gehört, die Dame von Welt trägt Strapse drunter. Anschauen und geniessen! Wer den Streifen verdammen will, der wird jede Menge Ansatzpunkte finden. Wer sich aber auf diesen herrlichen Spass einlassen kann, der wird mit extrem liebenswerter Unterhaltung beschenkt. Der Giallo hat auch abseits seiner Meisterwerke und Standards viel zu bieten! Lamberto Bavas "Le foto di Gioia" ist ein kleines Schnuckelchen für aufgeschlossene Liebhaber, für Filmfreunde die nicht zum Lachen in den Keller gehen müssen.

    CMV bietet "Das unheimliche Auge" in mittelprächtiger Qualität an, in erster Line schwächelt die Schärfe immer wieder. Im Bonusbereich gibt es Trailer zu sehen, dazu eine Bildergalerie und den alten "enterotisierten" Vorspann der deutschen Version. Die Scheibe kommt in einer kleinen Hartbox ins Haus, es stehen zwei unterschiedliche Covermotive zur Auswahl bereit. Keine perfekte Veröffentlichung, insgesamt kann ich aber mit der DVD leben.

    7/10 (gut)

    Lieblingszitat:

    "Dieses Miststück wirbt uns das beste Pferd ab!"


  • #3 der Hammer Edition von Anolis


    The Vengeance of She (Großbritannien 1968, Originaltitel: The Vengeance of She)

    In der Wüste ohne Usch Undress

    Carol (Olga Schoberová) irrt scheinbar planlos umher, landet schliesslich auf der Yacht des wohlhabenden George (Colin Blakely). Die junge Frau bleibt Antworten auf bohrende Fragen schuldig, weswegen George sich zunehmend genervt über rätselhafte Verhalten des ungebetenen Gastes zeigt. An Bord befindet sich ein guter Freund des Geschäftsmannes, der Psychologe Philip (Edward Judd) kümmert sich liebevoll um die unsichere und verwirrte Carol. Wenig später kommt es zu einem tragischen Zwischenfall, Carol springt ins Meer, beim Versuch das Mädchen zu retten verstirbt George. Gepeinigt von unerklärbaren Träumen zieht es Carol unaufhaltsam nach Nordafrika, Philip und der Haudegen Harry (George Sewell) folgen ihr, längst hat sich Philip in die blonde Schönheit verliebt. Tiefer und tiefer gerät die von Visionen gepeinigte Blondine in einen dunkeln Strudel, als unerwartet der freundliche Araber Kassim (André Morell) auftaucht und Hilfe verspricht. Doch Kassim ist den Kräften seiner Gegenspieler nicht gewachsen. Tief in der Wüste treibt der mächtige Men-Hari (Derek Godfrey) einen teuflischen Plan voran, sein Herr Killikrates (John Richardson) will um jeden Preis seine grosse Liebe Ayesha zurück, die nach Men-Haris Angaben in Carol wiedergeboren wurde...

    1965 produzierte Hammer den unterhaltsamen "She" (Herrscherin der Wüste), ein recht aufwendiger Mix aus Abenteuer und Fantasy, gespickt mit Stars wie Peter Cushing, Christopher Lee und Ursula Andress in der Titelrolle, die Handlung wurde kurz nach dem ersten Weltkrieg angesiedelt. Im Sequel müssen wir auf die grossen Namen verzichten, insgesamt wurde sichtbar weniger Aufwand betrieben, darüber hinaus hat man die Handlung in die Gegenwart verlegt. Dem Werk war wenig Erfolg beschieden, es fiel an den Kinokassen durch, in Deutschland fand die Auswertung gar erst in den neunziger Jahren statt, im ZDF zeigte man den Streifen untem dem Titel "Jung, blond und tödlich" (aus meiner Sicht ein wohlklingender Filmtitel, dennoch unpassend). Viele Freunde konnte der Flick offenbar noch immer nicht gewinnen, im Netz findet man überwiegend verhaltene bis vernichtende Meinungsäusserungen. Während einige Titel aus der vergriffenen Hammer Editon von Anolis hohe Sammlerpreise erzielen, gibt es die DVD zu "The Vengeance of She" noch immer zu überschaubaren Kursen.

    Hat der Film diese stiefmütterliche Behandlung tatsächlich verdient? Zugegeben, er gehört sicher nicht zu den besten Produktionen aus dem Hause Hammer. Mich konnte die Sause angenehm unterhalten, gerade weil das Drehbuch naiv bis grotesk aus der Kiste kommt, gleichzeitig aber durchaus solides Handwerk in den Bereichen Kameraarbeit und knuffige Kulissen geboten wird. Dazu noch der Auftakt mit einer Prise typischer Sixties-Atmosphäre, ich kann und will mich dieser liebenswerten Kombination Vorzügen und Unzulänglichkeiten (vorzüglichen Unzulänglichkeiten!?) nicht entziehen. An dieser Stelle eine Warnung! Wer bereits mit "Herrscherin der Wüste" nicht viel anfangen konnte, welcher bei vielen Hammer-Fans sowieso nicht allzu grosse Beliebtheit stösst, der sollte um "The Vengeance of She" lieber einen ganz grossen Bogen machen!

    Edward Judd schlägt sich als Held tapfer, mit George Sewell hat er zeitweise ein kantiges Helferlein an seiner Seite. Colin Blakely darf zu Beginn ein wenig schlechte Laune verbreiten, Jill Melford spielt seine besorgte und überraschend tolerante Ehefrau. André Morell wirkte bereits in "She" mit, seine beste Rolle in einem Hammer-Film hat er vielleicht in "The Plague of the Zombies" (Nächte des Grauens) aus dem Jahr 1966. Auch John Richardson war in "She" am Start, seine Darstellung des verzweifelt liebenden und "eigentlich" tragischen Charakters mutet reichlich albern an, trägt vermutlich zum gern dem Film aufgedrückten Stempel mit der Aufschrift "Trash" bei. Richardson kam als Urzeitheld Tumak (One Million Years B.C. aka Eine Million Jahre vor unserer Zeit, 1966) nicht unbedingt talentierter rüber, gleichwohl ist er auf eigenwillige Art sympathisch und wird nie zur Nervensäge. Derek Godfrey fällt die Aufgabe des intriganten und machtbesessenen Bösewichts zu, er tritt damit das Erbe des grandiosen Christopher Lee an. Freilich kann er sich zu keiner Zeit mit der majestätischen Arroganz und Präsenz eines Christopher Lee messen. Legt man diesen Maßstab jedoch nicht an, macht die verschlagene Darbietung Godfreys fraglos Freude, also Daumen hoch. Noel Willman tritt als Gegenspieler des Herrn Godfrey an, interessanterweise gesteht man seinem Charakter eine gewisse Ambivalenz zu, was bei Godfrey nicht der Fall ist. Ursula Andress wurde von Olga Schoberová (unter dem Namen Olinka Berova aufgeführt) beerbt. Frau Andress war nie eine grosse Schauspielerin, hatte aber jede Menge Sexappeal im Gepäck, nicht ohne Grund ist sie als das erotischte aller Bond-Girls in die Filmgeschichte eingegangen. Ursula Andress musste nicht viel tun, bereits ihre Anwesenheit verlieh jeder Szene prickelnden Qualitäten. Olga Schoberová fehlt die Präsenz einer Usch Undress, sie ist fraglos ebenfalls eine Schönheit, aber dabei bleibt es dann auch. Gestört hat mich die "harmlose Lieblichkeit" der Schoberová nicht, sie passt prima in dieses kleine Filmchen. In den Gemächern des verborgenen Wüstenreichs treiben sich einige andere Schönheiten herum, Danièle Noël sticht hervor, ein echter Leckerbissen.

    Es gibt unzählige Gründe diesen Film in der Luft zu zerreißen. Ein an den Haaren herbeigezogener Plot, hier und da mittelprächtige Akteure, im Vergleich zum Vorgänger wurden die Schauwerte deutlich reduziert. "The Vengeance of She" bleibt im Bodensatz des Hammer-Kosmos stecken, eine Zielscheibe für Nörgler, Skeptiker und Miesepeter. Nur für Nörgler, Skeptiker und Miesepeter? Sicher nicht, auch so manche Fanbrille wird während der Sichtung des Streifens beschlagen. Auch mein DVD-Player wird diese Scheibe erst in einigen Jahren erneut begrüßen, es gibt unzählige Hammer-Produktionen die einen weitaus grösseren Unterhaltungswert bieten, die in jeder Hinsicht stilsicherer angelegt, besetzt und ausgeführt wurden. Trotz allem hat der Film Charme, übt mit seiner unrunden und nahezu infantilen Art einen gewissen Reiz auf mich aus (kein Wunder, wenn man nicht mehr alle Latten am Zaun hat).

    An der Anolis-DVD gibt es nicht viel zu kritisieren, die Bildqualität ist brauchbar, die Boni machen Laune, ein Booklet rundet den positiven Eindruck ab. Die Hammer Edition des Labels umfasst 20 Titel, darunter Klassiker, Geheimtipps und fast vergessene Werke aus der zweiten und dritten Reihe. Für Fans und Sammler unverzichtbar, teils nur noch zu Wucherpreisen erhältlich, Importe oder Geduld (zukünftige BD-Auswertungen einiger Titel!?) sind die Alternativen. Wie bereits erwähnt erfreut sich die DVD zu dem hier kurz vorgestellten Film keiner grossen Nachfrage, daher werden nur wenige Taler fällig.

    6/10

    Lieblingszitat:

    "Ich höre das Schlagen von schwarzen Flügeln."


  • BD-Set mit den Teilen 1-3 (Neuauflage)



    Da die folgenden Filme allgemein bekannt sein dürften, beschränke ich mich diesmal auf wenige Zeilen.

    • Scream (USA 1996) - Wes Craven suhlt sich lustvoll in den Klischees des Slasher-Movies, nimmt das Genre gleichzeitig sehr gekonnnt und liebevoll auf die Schippe. Die Eröffnungssequenz mit Drew Barrymore ist nicht zu übertreffen, danach geht es auf hohem Niveau weiter. Am Ensemble gibt es nichts zu bemängeln, Neve Campbell gleitet nie in allzu hysterische Gefilde ab, Courteney Cox gibt die abgebrühte Journalistin (unter deren Panzer tatsächlich ein Herz schlägt), David Arquette stolpert als knuffiger Deputy Dewey durch die Kulissen.

    "Scream" belebte den Slasher, unzählige Genrebeiträge waren die Folge. Es gibt freilich jede Menge Slasher die mehr Spannung, Atmosphäre, Härte und Möpse bieten. Betrachtet man "Scream" jedoch als gekonnte Hommage, kann man dem Film einen riesigen Unterhaltungwert und Spassfaktor attestieren, ich liebe das Teil noch immer!

    9/10 (überragend)


    • Scream 2 (USA 1997) - Raus aus der Kleinstadt, rein ins College. Die Hauptcharaktere leiden noch immer unter den vergangenen Ereignissen. Niemand kann die Erinnerung an Woodsboro ausblenden, bei der Premiere der Verfilmung des Stoffes kommt es zu brutalen Morden. Bald kämpfen unsere Lieblinge aus dem ersten Teil wieder um ihre kleinen Leben, nach wie vor knistert es gewaltig zwischen Courteney Cox und David Arquette (wohl auch abseits der Filmhandlung, bekanntlich heirateten Cox und Arquette 1999).

    Nach dem grossen Erfolg des Erstlings war eine Fortsetzung unvermeidbar. Der Humor kommt dabei nicht zu kurz, vor allem der "Tori-Spelling-Gag" sitzt perfekt. Auch die Fortsetzung macht Spass, obschon sie gern frecher angelegt sein dürfte.

    Dicke 7,5/10 (gut bis sehr gut)


    • Scream 3 (USA 2000) - Die Dreharbeiten zu "Stab 3" werden von Morden überschattet, der Killer will die zurückgezogen lebende Sidney (Neve Campbell) aus ihrem Versteck locken. Erneutes Schaulaufen für die Hauptfiguren aus den beiden Vorgängern, dazu ein Kurzauftritt von B-Movie-Ikone Roger Corman, obendrauf ein herrlicher Einschub mit Carrie Fisher.

    Eher Psychothriller als Slasher, die Grenzen verschwimmen mehr und mehr. Warum so brav, Herr Craven, war der Geldbeutel nicht bereits prall genug gefüllt? Trotz diverser Kritikpunkte mag ich den Streifen inzwischen richtig gern (was bei seinem Start nicht der Fall war, ich war damals sehr enttäuscht).

    7/10 (gut)

    Selbstverständlich stehen die DVDs zur Scream-Trilogie bereits seit einer Ewigkeit im Regal, der erste Teil war vermutlich einer meiner ersten Einkäufe nach dem Start des DVD-Zeitalters. Warum die zusätzliche Anschaffung der BDs? Teil 2 lag auf DVD nicht im korrekten Bildformat vor (Achtung: Auch die erste BD-Auflage wurde vergurkt!), ergo war eine Nachbesserung gewissermaßen Pflicht. Statt der Einzelscheibe habe ich gleich zum Set gegriffen, der Preisunterschied fällt gering aus. Die BDs bieten solide Bildqualität, diverse Boni runden den positiven Eindruck ab, klare Kaufempfehlung.





  • Manhattan Baby (Italien 1982, Originaltitel: L'occhio del male)

    Der Böse Blick, eine äusserst lästige Importware

    Professor George Hacker (Christopher Connelly) weilt samt Gattin Emily (Laura Lenzi) und Tochter Susie (Brigitta Boccoli) in Ägypten. In einem frisch entdeckten Pharaonengrab erlebt der Archäologe eine äusserst unangenehme Überraschung. Blaue Blitze lassen den Forscher erblinden, zuvor tappt sein Mitarbeiter in eine tödliche Falle. Auch Susie nimmt ein Andenken aus dem Land am Nil mit, eine rätselhafte alte Frau drückt dem Mädchen ein noch rätselhafteres Amulett in die Hand. Endlich zurück in New York darf der Professor ein wenig Hoffnung schöpfen, der konsultierte Augenarzt geht von einer Wiederherstellung des Sehvermögens innerhalb eines Jahres aus. Plötzlich geschehen befremdliche Dinge, Susie wirkt zunehmend kränklich, ihr kleiner Bruder Tommy (Giovanni Frezza) bleibt von den Vorgängen nicht unbehelligt, das Kindermädchen Jamie Lee (Cinzia de Ponti) verschwindet auf unerklärbare Art. Längst wurde die Familie des Gelehrten von einem albtraumhaften Strudel erfasst, kann der schrullige Adrian Mercato (Cosimo Cinieri) helfen, der zunächst keinen besonders seriösen Eindruck hinterlässt...???

    Im deutschsprachigen Raum ist dieses Werk von Lucio Fulci auch unter dem Titel "Amulett des Bösen" bekannt, dieser Hinweis soll jeglicher aufkommenden Verwirrung den Wind aus dem Segel nehmen. Fulci war in den frühen achtziger Jahren auf dem kommerziellen Höhepunkt seiner Karriere angelangt, folgende Beispiele sprechen eine unmißverständliche Sprache:

    • Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies (Zombi 2, 1979)
    • Ein Zombie hing am Glockenseil (Paura nella città dei morti viventi, 1980)
    • Die Geisterstandt der Zombies (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981)

    So sehr ich diese Filme liebe und verehre, sie bergen ein echtes Ärgernis in ihren blubbernden Gedärmen, denn noch immer werden die Streifen viel zu häufig die enthaltenen Metzeleien reduziert, gleichzeitig bleibt der Blick auf Fulcis Schaffen oft auf diese Werke beschränkt. Dabei haben die genannten Filme viel, viel mehr als Gore und Geifer zu bieten, hat Fulci viel, viel mehr auf die Beine gestellt. Eine kleine Auswahl gefälig?

    • Django - Sein Gesangbuch war der Colt (Tempo di massacro, 1966 - Unterhaltsamer Western mit Starbesetzung!)
    • A Lizard in a Woman's Skin (Una lucertola con la pelle di donna, 1971 - Grandioser Giallo der Spitzenklasse!)
    • Don't torture a Duckling (Non si sevizia un paperino, 1972 - Meisterlicher Thriller mit Florinda Bolkan, Barbara Bouchet und Tomas Milian!)

    Es muss immer wieder zur Sprache kommen, bitte schrumpft den kantigen Lucio nicht, bitte werft einen genaueren Blick auf seine Arbeiten! "Amulett des Bösen" hat im "Fanblock" mit ähnlichen Problemen wie "Conquest" (La Conquista, 1983) und "Die Schlacht der Centurions" (I guerrieri dell'anno 2072, 1984) zu kämpfen. Die Filme entstanden recht zeitnah zu den oben genannten Klassikern, passen aber nicht wirklich in das reduzierte Fulci-Bild vieler Zuschauer. Während "Conquest" und "Centurions" durch ihre liebenswerte Verschrobenheit nach und nach ihr Publikum fanden, hat der auf den ersten Blick unscheinbare "Amulett" wenig griffige Ansätze zu bieten. Tätsächlich nicht? Da haben wir zunächst den in Ägypten angesiedelten Auftakt. Tolle Atmosphäre, knuffige Effekte und kauzige Fratzen, ich bin sehr angetan! In New York bricht die Atmosphäre kaum weg, erreicht immer wieder Höhepunkte, blitzt immer wieder die Genialität des Meisters auf. Vordergründig mag die Story unrund anmuten, scheint das Erzähltempo ab und an nicht zu stimmen. Erneut Einspruch meinerseits! Wie immer gilt: Lasst euch auf den Film ein, taucht in diese prächtige Traumwelt ein, suhlt euch in der herrlichen Atmosphäre! Hätte Fulci hier massiv aufs Mett geklopft, würde der Flick mit Sicherheit von zahlreichen Idioten (sorry) lautstark abgefeiert. Jedoch wird dieses Publikum -welches sich in Werken wie "Woodoo" und "Geisterstadt" von Gore zu Gore hangelt, freilich ohne die Filme im Ansatz zu erfassen- bei "Amulett des Bösen" kaum Befriedigung finden, mit lautem Knall auf die Fresse fallen, den Film zornig in die Tonne kloppen.

    Bevor ich völlig die Fassung verliere, wende ich mich flugs den Akteuren vor der Kamera zu. Christopher Connelly mag nicht die ideale Besetzung für die Rolle des emsigen Professors sein, insgesamt gibt es an seiner Leistung aber nicht viel zu meckern. Wenn er in der (nicht allzu langen) Phase der Blindheit zu cholerischen Ausbrüchen neigt, hat er auch einen alten Griesgram wie mich gefangen und entwaffnet. Sympathisch und mit "engagierter Verzweiflung" kämpft er um seine Familie, Mission erfüllt. Beim Anblick von Laura Lenzi überkam mich spontan der Wunsch nach Catriona MacColl (zack, nun bin ich mit Anlauf in die von mir angeprangerte Falle der unverschämten Erwartungshaltung getappt), die Fulcis Knüller "Glockenseil", "Geisterstadt" und "Friedhofsmauer" veredelte. Die liebenswerte Catriona hätte perfekt in die Rolle der Ehefrau und Mutter gepasst, Laura Lenzi mutet wie eine "Aufhilfs-Catriona" an. Nicht unfair werden, ihre Leistung geht in Ordnung. Cinzia de Ponti war auch in Fulci "New York Ripper" unterwegs, als Kindermädchen macht sie ebenfalls eine verdammt gute Figur (welcher Bengel würde sich nicht so eine "Aufpasserin" wünschen?). Brigitta Boccoli spielt als "Possessed Child" sehr überzeugend, die Kleine ist eine echte Bereicherung. Leider müssen wir Kackbratze Giovanni Frezza ertragen, das kleine Brüderlein Goldlöckchen, was für ein Ohrfeigengesicht! Entschädigung für Frezza kommt in Form von Cosimo Cinieri daher, den groteske Fratzen und überdrehte Momente zu einem Glanzstück der Sause machen! Meister Fulci ist (mal wieder) in einer kleinen Nebenrolle am Start. Abgesehen von Frezza ein solides Ensemble, Daumen hoch.

    Den überwiegend zurückhaltenden bis miserablen Bewertungen kann ich mich nicht anschliessen. "Amulett des Bösen" (der englische Titel "Manhattan Baby" ist doof, das muss gesagt werden) gehört nicht zur Speerspitze des Schaffens von Herrn Fulci, ist dennoch ein unterhaltsamer Film, gespickt mit vielen erinnerungswürdigen Momenten und einer gelungen eingefangenen Atmosphäre. Ägypten, Amulette und der Böse Blick, New York, ausgestopfte Flattermänner und Sand im Zimmer. Achtung, es klimpert im Phrasenschwein: Für mich eine wohlige Suhle und ein "Atmosphäre-Knuffelchen".

    Der deutsche Markt gibt etliche DVD-Veröffentlichungen her, diverse Label und unterschiedliche Titel sind/waren am Start (leider auch gekürzte Auflagen, ich bitte um Beachtung). Mir liegt die DVD aus dem Hause Marketing Film vor, die den Streifen in guter Qualität bietet, ungekürzt und im korrekten Bildformat. Offenbar diente die Scheibe von Anchor Bay als Vorlage, der Bonusbereich gibt einen Trailer und ein Interview mit Dardano Sacchetti (Autor) her.

    7/10 (gut)

    Lieblingszitat:

    "Vögel der Finsternis. Verspeist mich!"

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum13.03.2012 20:07
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Danke für diese interessanten Hintergrundinformationen!

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum12.03.2012 19:09
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Zitat von Georg im Beitrag #314
    Soviel ich weiß, konnte er schon Änderungswünsche einbringen und auch mal seine Wunschbesetzung mit Tricks bei Ringelmann durchdrücken, in dem er ihm einredete, Ringelmann hätte die Person einige Wochen zuvor selbst vorgeschlagen. ;-)

    Also war der Einfluss des Regisseur eher gering, schade. Motto: Auftragsarbeit ist besser als keine Arbeit.

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum11.03.2012 23:06
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 8 (Folgen 106-120)

    Folge 117 - Angriff aus dem Dunkeln (Deutschland 1984)

    Ariane, des Oberinspektors hübsches Weiblein und Helferlein

    Seit kurzer Zeit erhält Ute Reiners (Birgit Doll) merkwürdige Anrufe, die junge Frau ist zunehmend beunruhigt. Ihre Freundin Conny (Babett Arens) bedindet sich während einem der befremdlichen Anrufe gemeinsam mit Ute in deren Wohnung, Ute verabredet ein sofortiges Treffen mit dem rätselhaften Anrufer vor ihrem Wohnhaus. Im Treppenhaus treffen die Freundinnen auf einen zuvorkommenden Nachbarn (Balduin Baas), der die verängstigten Damen vor die Türe begleitet. Seltsam, vor dem Haus ist keine Menschenseele zu sehen. Conny verabschiedet sich, doch kurz bevor sie in ihr Auto einsteigen kann, wird sie von einem anderen PKW angefahren, erliegt wenig später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Utes Nachbar beobachtet den Vorfall, er glaubt an eine Tat mit Vorsatz. Derrick und Klein suchen Ute Reiners auf, verstört berichtet sie von den Anrufen, in Anwesenheit der Beamten klingelt erneut das Telefon. Auf der Strasse abermals Ruhe, doch plötzlich wird auf Ute geschossen, der/die Täter flüchten unerkannt. Nun ist jeder Zweifel ausgeräumt, Ute Reiners soll getötet werden! Nachforschungen fördern zunächst keinerlei erkennbares Motiv ans Tageslicht...

    Gern und ausdauernd lobe ich die Qualitäten der in der Reihe aufspielenden Darsteller. Diesmal gibt es einen (selten vorkommenden) Anlass zu meckern. Birgit Dolls Darbietung gleitet mir hier und da zu sehr in hysterische Überzogenheit ab, zumindest ist der Anlass dazu nicht immer gegeben, wirken die Ausbrüche teils unfreiwillig komisch. Die ruhigen Momente meistert Frau Doll solide, daher genug der negativen Kritik. Derricks neue Freundin Ariane erfreute mich bereits in "Ein Spiel mit dem Tod" (115), sie scheint sich inzwischen gut mit der Arbeit ihres Liebhabers arrangiert zu haben. Margot Medicus ist eindeutig eine Bereicherung, leider kam es nicht zu weiteren Auftritten, sehr schade. Der von mir geschätzte Anton Diffring taucht in einer Nebenrolle auf, spielt einen ausgebrannt und gehetzt wirkenden Charakter. Eva Kotthaus sehen wir als verbitterte Ehefrau Diffrings, der blasse Eberhard Harnoncourt kommt als Söhnchen daher. Konrad Georg huscht (zu selten) durchs Bild. Willy "Berger" Schäfer geht einmal mehr in seinem Sklaventum auf, immerhin darf er einer Dame aus der Jacke helfen. Horst Tappert und Fritz Wepper sind auf bewährten Bahnen unterwegs, Tappert ganz der väterliche Freund, Klein der ritterliche Beschützer.

    "Angriff aus dem Dunkeln" zerfällt in zwei Teile. In der ersten Hälfte ist fröhliches Rätselraten angesagt, der zweite Abschnitt widmet sich den Motiven der Fieslinge, allerdings ohne den betreffenden Charakteren mehr Spielzeit vor der Kamera zu gewähren. Gerade der zweiten Hälfte hätte ein wenig mehr Konzentration auf die Bösewichte gut zu Gesicht gestanden, da sich die Arbeit der Ermittler nicht mehr sonderlich packend gestaltet. So wird das Potential eines Anton Diffring kaum genutzt, Charakterkopf Konrad Georg bleibt eine fies aus der Wäsche glotzende Randnotiz. Kurzzeitig flackert Atmosphäre in den nächtlichen Strassen des winterlichen München auf, auch davon hätte ich gern mehr gesehen. Frank Duval liefert (für seine Verhältnisse) recht düster klingende Sounds ab, für mich eine seiner besseren Arbeiten. Regisseur Jürgen Goslar entlockt dem "soliden Mittelklassedrehbuch" eine unterhaltsame Folge, mit wenigen Änderungen hätten sich deutliche Verbesserungen erzielen lassen. Der Fairness halber darf nicht unerwähnt bleiben, dass ich freilich nicht beurteilen kann, welche Möglichkeiten/Freiheiten Goslar in dieser Hinsicht hatte.

    6,5/10 (oberste Mittelklasse)

  • Bewertet: "Der Alte"Datum11.03.2012 12:38
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Bewertet: "Der Alte"

    Derrick bekommt Gesellschaft! Die "Mega-Der-Alte-Sause" startet!


    Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


    Folge 1 - Die Dienstreise (Deutschland 1977)

    Ein kantiger Ermittler stellt sich vor

    Geiselnahme in einer Bank! Der unbekannte Täter hat drei Menschen in seiner Gewalt, die Situation droht zu eskalieren. Kommissar Köster (Siegfried Lowitz) begibt sich in die Hände des Ganoven, im Gegenzug werden die Geiseln freigelassen. Nach anfänglich Hektik gelingt es Köster die Lage zu entspannen, der inzwischen demaskierte Klaus Rott (Hans Brenner) zeigt zunehmend menschliche Züge. Der Kriminalbeamte entwickelt einen äussert riskanten Plan, in dessen Zentrum keinesfalls der überforderte Rott steht. Köster will einen weitaus grösseren Fisch aus dem Teich ziehen...

    "Der Alte" startet mit einem Beitrag in Spielfilmlänge. Zwar sind bereits weitere Akteure der zukünftigen Stammbesetzung zu sehen, doch Siegfried Lowitz steht eindeutig und übermächtig im Mittelpunkt. Zu Beginn der Serie bekommen wir es mit einem kernigen Alten zu tun, Erwin Köster ist ein zynischer, unbequemer Typ, ein Querkopf der sich mit Vorgesetzten angelegt, der Unterwelt kräftig in den Hintern tritt, schmutzige Tricks gehören zum Handwerk des Alten. Für mich ein sehr interessantes Erlebnis, denn ich habe Lowitz vor einer gefühlten Ewigkeit letztmalig in seiner Paraderolle gesehen, Erwin Köster nicht als derartig bissigen Burschen in Erinnerung. Die Kanten wurden später abgeschliffen, ich bin auf die nächsten Folgen gespannt. Neben Siegfried Lowitz darf Hans Brenner sein Können präsentieren, der sich vom maskierten Gewaltmonster zu einer mehr und mehr tragischen Person entwickelt. Eine starke Leistung Brenners! Michael Ande bleibt während der Auftaktfolge eine Randfigur, als "ewige Nummer 2" ist er noch immer ein fester Bestandteil der Serie, auf ihn werde ich mit Sicherheit zufünftig näher eingehen. Auch Henning Schlüter ist schon zu sehen, er muss sich in der Rolle des Kriminalrates Franz Millinger mit dem knarzigen Kommissar Köster rumplagen. Ferner sehen wir Wolfgang Wahl als Einsatzleiter, Ralf Wolter turnt als geifernder Reporter durchs Bild. Wolfgang Reichmann ist als eiskalter "Oberbösewicht" am Start, er umgibt sich mit den Charakterköpfen Gert Haucke und Dan van Husen. Ohne Damen geht es nicht, Susanne Uhlen gerät in Bedrängnis, Iris Berben kassiert Prügel. Zwar sind noch andere bekannte Gesichter an Bord, doch die bisher genannten Darsteller sollten bereits genug Anreiz für Freunde gepflegter TV-Krimiunterhaltung bieten.

    Johannes Schaaf nutzt die zur Verfügung stehende Spielzeit um dem Hauptcharakter der neuen Serie Substanz zu verleihen. Rou­ti­ni­er Löwitz lässt sich nicht lumpen, zeichnet eine Art Gegenentwurf zu seinen Kollegen aus der anderen in München angesiedelten Serie. Derrick, die edle Deutsche Dogge, gelassen und bei Bedarf blitzschnell zupackend. An seiner Seite Harry Klein, der nach einigen Jahren vom Wadenbeisser zum Hütehund reifte. Hingegen agiert Siegfried Lowitz mit dem spröden Charme einer Bulldogge, verbeisst sich ohne Gnade und Rücksicht auf das eigene Leben in den Fall (man möge mir die Vergleiche mit Hunden verzeihen). Ein erheblicher Teil der Handlung spielt sich in unterschiedlichen Fluchtwagen ab, Löwitz chauffiert Brenner durch das in tristes Grau gehüllte Umland Münchens. Konsequent steuert das Drehbuch auf ein dramatisches Finale zu. Wie bitter es tatsächlich ausfällt? Kauft euch die erste Box zur Serie! Löwitz spielte Köster bis 1985, nach 100 Folgen verliess er die Bühne, Rolf Schimpf übernahm als "neuer Alter" das Ruder. Bis zur Folge 100 erwartet mich noch jede Menge guter Unterhaltung, ich freue mich auf schöne Stunden.

    Guter Auftakt mit einem überragendem Siegfried Löwitz = 7,5/10 (gut bis sehr gut)

  • Vier im roten Kreis (Frankreich, Italien) - Jean-Pierre Melville zeigt eindrucksvoll wer der Meister des epischen Gangsterfilms ist! Grandios besetzte Hauptrollen, Alain Delon und der göttliche Gian Maria Volonté, ergänzt durch Yves Montand, gejagt von Bourvil. Dieses Meisterwerk bedarf keiner weiteren Worte, gehört in jede Sammlung!


    Tucker & Dale vs Evil (Kanada, USA 2010) - Die vermutlich knuffigsten Hillbillies der Filmgeschichte treffen auf hysterische College Kids. Herrliche Genre-Parodie, die kaum ein Klischee auslässt. Vorkenntnisse im Bereich Backwood-Horror sind hilfreich, steigern die "Schenkelklopfer-Frequenz" erheblich. Gut = 7/10

  • Feuer frei auf Frankie (1967)Datum07.03.2012 22:39
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Feuer frei auf Frankie (1967)



    Feuer frei auf Frankie (Deutschland, Italien, Spanien 1967, Originaltitel: Feuer frei auf Frankie)

    Blacky, Erika & Rosalba!

    Professor Peers (Charles Fawcett) hat einen neuartigen Treibstoff entwickelt, dessen unschätzbarer Wert das Interesse vieler Geiferlinge weckt. Bald sind Ganoven darauf aus den Wissenschaftler zu entführen, doch der Versuch endet mit dem Tod des Professors. Immerhin überlebt dessen engster Mitarbeiter Dr. Bargher (Joachim Fuchsberger) die Attacke, auf ihn konzentrieren sich nun die Begierden diverser Gangster und Geheimdienste. Die CIA will den Schwerverletzen in die USA überführen, man fürchtet jedoch weitere Angriffe aus der Unterwelt. Dr. Bargher hat einen jüngeren Bruder namens Frankie (Joachim Fuchsberger), dieser soll vorübergehend in dessen Rolle schlüpfen, damit der echte Dr. Bargher unbehelligt transportiert werden kann. Schnell gelingt es der attraktiven Agentin Maud Taylor (Erika Blanc) den Lebemann Frankie zu überzeugen, ebenso flott sind diverse finstere Gestalten hinter dem Köder her, offensichtlich funktioniert die Tarnung. Frankie kann sich nur knapp einer äusserst brenzligen Situation entziehen, die Schurken sind ihm hart auf den Fersen. Auf der Flucht wird er fast von der rassigen Elena (Rosalba Neri) überfahren, die sich gemeinsam mit dem Gehetzen aus dem Staub macht. Lange soll die Ruhepause nicht dauern ...

    José Antonio de la Loma führte bei dieser flotten Eurospy-/Thriller-Sause Regie, am Drehbuch war der leider 2004 verstorbene Spanier ebenfalls maßgeblich beteiligt. Den Zuschauer erwartet kein cleveres Kriminalfilmkonstrukt mit ausgeklügelten Überraschungen, hier wird fröhliche Unterhaltung ohne nennenswerten Tiefgang geboten, ein Schaulaufen für herrliche Klischees und hübsche Kulissen/Schauplätze. Bereits der comicartige Vorspann und die locker-flockige Musik lassen keine Zweifel an der Marschrichtung des Streifens aufkommen.

    "Feuer frei auf Frankie" läuft gut geölt durch, dies ist vor allem der Verdienst des prächtig aufgelegten Ensembles. Joachim Fuchsberger spult das volle Programm ab, in einer Doppelrolle darf er nebenbei den seriösen Wissenschaftler geben, in erster Linie ist Fuchsberger der flotte Frankie, Tarnung hin oder her. Ein Playboy dem kaum eine Dame widerstehen kann, der sich bei Bedarf per Judo zu verteidigen versteht, dessen das Herz am rechten Fleck schlägt. Blacky muss man mögen, jeder Fan wird sich über das Wiedersehen freuen. Neben Fuchsberger sind zwei heisse Ladies die Stars, Erika Blanc wechselt munter zwischen kokettem Luder, gemäßigter Zicke und pflichtbewusster Agentin, eine sehr sympathische und augenzwinkernde Vorstellung. Rosalba Neri fällt freilich noch genauer in mein Beuteschema als Frau Blanc, die scharfe Rosalba hat mehr zu bieten als uns das naive Mäuschen zu zeigen, was dem halbwegs aufmerksamen Zuschauer sehr früh bewusst werden dürfte. Karin Field kann sich kaum gegen die Strahlkraft von Erika und Rosalba behaupten, allerdings gibt ihre Rolle zugegebenermaßen nicht allzu viel her. Illustre Gestalten füllen die Herrenriege auf. Rik Battaglia kennt jeder Filmfreund aus zahlreichen Karl-May-Verfilmungen, mindestens ebenso bekannt sollte Walter Barnes sein, der uns den gestressten Geheimdienstboss macht. Weitere Charakterköpfe füllen die Mannschaft auf, Luis de Tejada, Mariano Vidal Molina und Gesichtsunfall Tito García sollen nicht ungenannt werden. Eddi Arent ist als Erikas Helferlein unterwegs, erwartungsgemäß ist seine Rolle knallschotig angelegt. Damit sollten genug Anhaltspunkte genannt sein, die Besetzung bietet einen hohen Wiedererkennungswert und dreht ordentlich auf, sehr schön!

    Verdammt! Jetzt geistert mir die seit Stunden die nackte Rosalba in "Das Schloss der blaugen Vögel" (La bestia uccide a sangue freddo, 1971) durch die Rübe, vor Gier kann ich mich kaum auf das Getippe konzentrieren (jetzt wisst ihr endlich, warum ständig Tippfehler und sonstige Grütze unvermeidbar sind, ich bin ein unverbesserlicher Lustgreis). Was gibt es noch zu berichten? Sicher jede Menge, doch ich möchte den Rahmen dieses Kurzkommentares nicht überstrapazieren. Die Zielgruppe sollte klar umrissen sein, schon wegen der Besetzungsliste ist der Flick unverzichtbar!

    Pidax gräbt immer wieder feine Schätzchen aus, Filme wie "Perrak", "Das Hotel der toten Gäste" und "Der Stein des Todes" möchte ich nicht mehr hergeben. "Feuer frei auf Frankie" kommt in brauchbarer Bildqualität daher, für Technikfetischisten ist die Präsentation nicht geeignet. Boni sind auf der Scheibe nicht zu finden, immerhin hat es ein Booklet in die Hülle geschafft. Eurokult-Liebhaber dürfen sich über die Veröffentlichung dieses fast in Vergessenheit geraten Knuffelchens freuen, der aufgerufene Preis bewegt sich in moderaten Gefilden (um 10€).

    Fazit: Kein Überflieger, aber ein durch und durch liebenswerter und unterhaltsamer Streifen. 6,5/10 + Wohlfühlbonus

    Lieblingszitat: "Noch nie Nylons gesehen?"


  • Candybox #1


    Das Schwedenmädchen Anita (Schweden 1973, Originaltitel: Anita - ur en tonårsflickas dagbok)

    Die Kraft der Liebe

    Achtung: Nicht völlig frei von Spoilern!

    Anita (Christina Lindberg) fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut. Die Eltern verstehen das "mißratene Kind" nicht, sorgen sich vor allem um den eigenen Ruf, den sie durch das Verhalten ihrer Tochter gefährdet sehen. Immer wieder zieht es das Mädchen nach Stockholm, dort geht sie ihrer Sucht nach schnellem Sex nach, sie nimmt jeden Kerl den sie bekommen kann. Eines Tages trifft Anita auf den Psychologie-Student Erik (Stellan Skarsgård), der junge Mann hat statt Sex seine Schulter und Ohren anzubieten...

    "Das Schwedenmädchen Anita" ist weder ein exploitativer Reißer noch ein verquaster Problemfilm, das Werk zeigt uns ein verzweifeltes, verletztes und einsames Kind an der Schwelle zur Frau, auf der Suche nach Zuneigung, Anerkennung und sich selbst. Nebeibei entlarvt Regisseur Torgny Wickman die Verlogenheit des braven Bürgertums. Eltern die die Nase über das eigene Kind rümpfen, gleichzeitig die jüngere Schwester in den Himmel heben. Lehrer die sich über das Fehlverhalten der unzüchtigen Schülerin beschweren, dennoch höchstselbst aus der verdorbenen Quelle schöpfen. Ja, sogar Altersgenossen die zunächst gern der Versuchung nachgeben, um die "Hure" später mit Hohn und Verachtung zu konfrontieren. Auch vor der Klassischer Musik fröhnenden Stundenschaft um Erik schreckt man nicht zurück, dort sieht sich Anita sogar dem schlagkräftigen Übergriff einer eifersüchtigen Hysterikerin ausgesetzt. Der alltägliche Terror im Elternhaus beinhaltet übrigens keine Prügel, die lieben Erziehungberechtigten betätigen sich ausdauernd in der Disziplin Erniedrigung per herablassender Worte, Blicke und Gesten. Wickman inszeniert teils nahezu dokumentarisch, ergreift aber trotzdem Partei, schnell gewinnt Anita die Sympathie des Zuschauers, weckt Mitgefühl, Beschützerinstinkte und Verständnis, aber hält uns auch den Spiegel vor die Nase. Sicher, die Kritik an der gutbürgerlichen Gesellschaft mag hier und da sehr plump ausgeführt sein, der Gegenpol Erik eine Spur zu großherzig und verständnisvoll anmuten. Ab und an regiert der Holzhammer, Papi platziert die Pantoffeln pendatisch vor dem Ehebett, der verantwortungsbewußte Erik verweigert einem Alkoholsüchtigen den Nachschub, die Liste wäre ohne Mühe verlängerbar. Gleichwohl regte sich bei mir kaum der Wunsch nach einem subtileren Drehbuch, der Film funktioniert trotz mancher Grobschlächtigkeit vortrefflich. Dank der anrührenden Hauptdarsteller und der gut gewählten Schauplätze bleibt der Motzkoffer verschlossen in der Ecke liegen.

    Christina Lindberg verkörpert Anita in Perfektion, ich hatte nie den Eindruck sie würde ihre Rolle spielen, sie ist Anita! Mädchenhafte Zerbrechlichkeit unterstreicht die Hilflosigkeit, die Verzweiflung, die fehlende Kraft sich aus dem Abwärtsstrudel zu befreien. Ihre Attraktivität verhilft den Sexszenen (sinnvollerweise) kaum zu erotischer Wirkung, der eindringliche Nahkampf bleibt auf Suchtbefriedung reduziert, im Extremfall gar in Verbindung mit physischer Qual (das psychische Leiden ist sowieso omnipräsent). Enttäuschung und Zorn entladen sich über den eigenen Körper, werden zum mächtigen und unkontrollierbaren Bumerang, gipfeln in beginnender (fortgeschrittener?) Selbstzerstörung, die einsamen Nächte gewähren den traurigen Blick auf einen jungen Menschen ohne Selbstwertgefühl, ohne Halt. Lediglich die finale Vereinigung in Liebe sprengt die Fesseln Abhängigkeit, wird zum Akt der Erlösung. Stellan Skarsgård spielt den feinfühligen Studenten nicht minder überzeugend, ist durchaus in der Lage sich Gehör zu verschaffen, kämpft um Anitas (und die eigene) Zukunft. Eine Betrachtung der übrigen Akteure kann ich mit gutem Gewissen unterlassen. So spielen z. B. Danièle Vlaminck und Michel David (Anitas Eltern) keinesfalls schwach, bleiben aber im Gegensatz zu Lindberg und Skarsgård eher austauschbar.

    Ich erwähnte bereits die gut gewählten Schauplätze, Stockholm bietet hier nicht den Ansatz eines "Venedig des Nordens". Im Gegenteil, die Stadt hat ein tristes Kleid angelegt, hüllt sich in Grautöne. Christina Lindberg wirkt in diesem Umfeld verloren, wird gleichzeitig zum Dreh- und Angelpunkt, jagt Emotionen durch Leib und Seele des Zuschauers. Spätestens der Sturz in einen billigen Tanzschuppen scheint der Anfang vom Ende Anitas zu sein, doch dann dringt er endlich zu ihr durch, ihr ganz persönlicher Ritter auf dem weißen Pferd. Egal wie heftig der Zaunpfahl vor der Nase wedelt, wie durchschaubar und gradlinig die Kritik am Spießbürgertum angelegt wurde, mich hat "Das Schwedenmädchen Anita" berührt und beeindruckt. Sogar ein eingefleischter Griesgram wie ich kann das arg plakative Ende verkraften. Was solls, man muss auch mal über den eigenen Schatten des Grauens hüpfen können (wollen).

    Candybox legt mit der DVD zum Schwedenmädchen ein starken Start hin. Auf diese Scheibe folgte ein weiterer Streifen mit Christina Lindberg (Verbotene Früchte der Erotik, 1971), der Titel wurde selbstverständlich umgehend meiner Sammlung zugeführt, der übliche Kurzkommentar folgt zu gegebener Zeit. "Das Schwedenmädchen Anita" kommt in einer sehr ansprechenden Verfassung daher, abseits steriler Hochglanzaufbereitungen und digitaler Filterorgien flimmert das Werk sehr "kinoartig" über den Bildschirm, die Zielgruppe wird diese Präsentation zu würdigen wissen. Der Ton liegt in deutscher Spracher vor, zusätzlich befindet sich der schwedische Originalton an Bord, deutsche Untertitel sind vorhanden. Im Bonusbereich gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen, die DVD ist in einer kleinen Hartbox untergebracht. Ganz, ganz dicke Kaufempfehlung! Vielen Dank für die wunderbare Veröffentlichung, liebe Candyboxer!

    Wie soll ich diesen Film in das ekelhafte Zahlenraster packen? Er hat mich sehr berührt und gefällt mir sehr gut, fertig.

    Lieblingszitat:

    "Das ist ja ein Skandal!"
    "Ach, so schlimm wird es schon nicht. Unsere Freunde sind ja keine Kinder von Traurigkeit."

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum04.03.2012 23:34
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 8 (Folgen 106-120)

    Folge 116 - Ein Mörder zu wenig (Deutschland 1984)

    Gier ist auch (k)eine Lösung

    Walter Kramer (Wolfgang Wahl) überredet seinen Freund und Arbeitskollegen Alois Bracht (Dirk Dautzenberg) einen Lottoschein auszufüllen. Kramer soll den Wisch für Bracht abgeben, Bracht vergisst jedoch seinen Namen auf dem Tippschein einzutragen. Als Kramer seine von ihm getrennt lebende Frau Marianne (Karin Baal) aufsucht, schickt er den gemeinsamem Sohn Holger (Andreas Voss) zur Lotto-Annahmestelle. Da auf einem Tippschein die Daten des Spielers fehlen, trägt der Junge ohne böse Absicht Name und Anschrift seines Vaters im Adressfeld ein. Als Alois Bracht wenige Tage später in die Zeitung schaut, traut er zunächst kaum seinen Augen, seine Zahlen wurden tatsächlich gezogen! Es gibt keinen Zweifel, denn er tippte sein eigenes Geburtsdatum und das seiner verstorbenen Frau. In freudiger Erregung berichtet er seinem Stiefsohn Alfons (Volker Eckstein) von dem bevorstehenden Geldsegen. Längst hat Walter Kramer den Volltreffer ebenfalls festgestellt, eiskalt lässt er den aufgeregten Alois abblitzen, schliesslich stehe Brachts Name nicht auf dem Los, ergo kein Gewinn. Nachdem weitere Tage verstrichen sind, fällt dem Arbeitgeber Kramers dessen unentschuldigtes Fehlen unangehm auf. Die verständigte Ehefrau des Vermissten sucht widerwillig dessen Wohnung auf, dort findet sie die Leiche ihres Gatten vor. Bei der ersten Durchsuchung der Räumlichkeiten fällt Derrick die Gewinnbenachrichtung der Lottogesellschaft in die Hände. Eineinhalb Millionen Mark sind ein verdammt starkes Mordmotiv!

    Da ist er wieder, der knuffige Grummler Dirk Dautzenberg. Vor Freude fährt er mit seinem Rad fast in ein Auto, alles kein Problem, die Begeisterung über den unverhofften Reichtum verdrängt alle Sorgen. Dautzenberg meistert das Umschalten von freudiger Erregung zu schäumender Wut souverän, gleiches gilt für die drauf folgende Depression. Ganz anders (aber nicht weniger stark) Wolfgang Wahl, der nicht eine Sekunde daran denkt seinem "Freund" den Gewinn zu überlassen, den Zaster zumindest zu teilen. Geradezu vor Gier geifernd und lechzend verteidigt er seine Ansprüche, jahrelange Verbundenheit ist plötzlich nichts mehr wert. Karin Baal hat eine interessante Rolle erwischt. Zunächst mutet sie durchschnittlich, regelrecht unscheinbar an. Fassade? Tarnung? Ein Wandel der nach dem Gewinn einsetzt? Oder entfesselt der Gewinn lediglich bisher schlummernde "Talente"? Volker Eckstein wird gern als "Psychobübchen" besetzt, diesmal bleibt er jedoch erstaunlich bodenständig, normal und beherrscht. Hans Brenner schleicht als neugieriger Schleimbeutel umher, nervt seinen Nachbarn Kramer mit aufdringlicher, unangenehmer Indiskretion.

    Was macht Geld mit Menschen? Wird der brave Bürger ohne Vorwarnung zur Bestie? Ein Sechser im Lotto, der grosse Traum eines Volkes, hier als Trip in die Hölle der Verdorbenheit angelegt. Alte Freunde werden über Nacht zu Feinden, zu lästigen Insekten. Was will uns der Autor damit sagen? Gebt dem Pöbel nicht zu viel Kohle in die Hand? Naja, ich möchte Herbert Reinecker keine fiesen Absichten unterstellen. Der Titel "Ein Mörder zu wenig" könnte nicht treffender gewählt sein, akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Äußerungen dazu. Da sich das Drehbuch und Regisseur Alfred Vohrer Zeit zur Vorstellung der wichtigen Figuren nehmen, fällt es dem Zuschauer nicht schwer deren Gedankengänge und Triebfedern zu erkennen. So kommt die Auflösung kaum als grosse Überraschung daher, versetzt dennoch einen kleinen Stich, löst vielleicht gar Gefühle zwischen sadistischer Schadenfreunde und eiskaltem Entsetzen aus, manchmal kommt das Böse eben doch davon, sogar wenn der Ermittlungsbeamte den klangvollen Namen Stephan Derrick trägt (oder...? Überprüft es auf eigene Faust!). Bereits mehrfach beklagte ich den fehlenden Popanz in den späten Arbeiten des von mir sehr geschätzen Alfred Vohrer. Erneut bleibt Vohrer in dieser Disziplin zurückhaltend, lässt zum Ausklang der Handlung ganz kurz einen kleinen Saubratz von der Leine. Schaut genau hin, Derrick muss seine Sklaven nicht ansprechen, ein Fingerschnippen genügt und der Abschaum wird abgeführt. So funktionert die moderne Führung von Mitarbeitern.

    7/10 (gut)

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum04.03.2012 13:26
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 8 (Folgen 106-120)

    Folge 115 - Ein Spiel mit dem Tod (Deutschland 1984)

    Wer tötete Georg Hossner? Bruder Holzbein oder der Muschimann?

    Martin Kussloff (Rudolf Wessely) ist ein Einbrecher alter Schule, mit handwerklichem Geschick verschafft er sich Zugang zu noblen Anwesen, öffnet Tresore ohne grössere Mühe. Bei seinem letzten Einbruch springt jedoch plötzlich die Alarmanlage des Hauses an, Kussloff verlässt überstürzt das Gelände und kann mit seinem PKW flüchten. Am nächsten Tag liest der Gauner in der Zeitung einen erschreckenden Bericht. In dem Haus in das er in der Nacht eingestiegen ist, wurde offenbar ein Mord verübt, es wird vermutet ein Einbrecher habe den Hausherrn Georg Hossner erschossen. Glaubwürdig versichtert Kussloff seiner Tochter Lena (Verena Peter) nichts mit dem Mord am Hut zu haben, seine Tochter glaubt ihm, schliesslich wurde ihr Vater bei seinen Raubzügen noch nie gewalttätig, besitzt keine Schusswaffe. Derrick stösst bei der Rekonstuktion des Tathergangs auf Widersprüche, die Befragung der anderen Haubewohner bringt allerdings keine brauchbaren Erkenntnisse. Die Witwe Agnes Hossner (Kristina Nel) wirkt überspannt, Ulrich (Wolf Roth), der Bruder des Opfers, lebt in den Tag hinein. Im Gartenhaus wohnt der Angestellte Herr Muschmann (Edwin Noel), welcher ein enger Mitarbeiter des Ermordeten war. Derweil will Lena ihren Vater zu einem Geständnis drängen, damit zumindest der Mordverdacht aus der Welt geschafft werden kann. In ihrer Verzweiflung sucht die junge Frau Derrick und Klein auf, in der Wohnung des Verdächtigen finden die Beamten die Leiche Martin Kussloffs, der Einbrecher wurde mit einem gezielten Stich ins Herz getötet...

    Rudolf Wessely als Einbrecher mit Anstand, keine Gewalt, kein Vandalismus. Freilich ein Klischee (na und?), "gute" Einbrecher und Panzerknacker gibt es nicht, fragt die Opfer ihrer Taten. Wessely zeigt den Ganoven glaubwürdig als gebrochenen Charakter, gewissermaßen süchtig nach seinem Job, nicht dazu in der Lage seine handwerklichen Fähigkeiten legal zum Einsatz zu bringen. Verena Peter redet ihrem Vater ins Gewissen, stellt die besorgte und überforderte Tochter sehr sympathisch dar, abseits von Gezeter und hysterischen Keifereien. Kristina Nel bleibt schwammig, eine hohle Hülse. Über den von Wolf Roth gespielten Ulrich Hossner erfahren wir vor allem das er eine Beinprothese trägt und keiner Arbeit nachgeht. Wie seine Schwägerin eine seltsam leere Person, daran ändert auch ein (wenig überraschendes) Liebesgeständnis nichts (naja, ganz so dünn bleibt das Brett nicht, Ansätze von Arroganz und Verletzlichkeit werden später auf das Charakterskelett modelliert). Ähnliches gilt für Edwin Noel, wobei sein Herr Muschmann sogar noch glatter durchs Szenario flutscht. Uwe Dallmeier sehen wir als Wirt einer zwielichtigen Kneipe, eine sehr starke Vorstellung, knarzig und kernig, letztlich mit Gespür für Recht und Unrecht. Volker Bogdan macht uns in einer kleinen Nebenrolle den Mann für die groben Arbeiten. Übrigens sehen wir endlich wieder eine Frau an Derricks Seite, dargestellt von der attraktiven Margot Medicus.

    "Ein Spiel mit dem Tod" kann zwar lediglich einen mittelprächtig konstruierten Kriminallfall aufbieten, aber das "Drumherum" sorgt für eine knappe Stunde herrlicher Unterhaltung. Horst Tappert zeigt einmal mehr seine Klasse, als väterlicher Beschützer, Schreck der kleinen und grossen Gauner, aufmerksamer Ermittler und kultivierter Liebhaber. Der Blick ins Privatleben des Oberinspektors bindet den Zuschauer noch enger an den liebenswerten Charakter, die gemeinsamen Szenen mit Margot Medicus werden stets von beruflichen Pflichten eingeholt, was zu humorigen und nahezu tragisch-romantischen Momenten führt. Natürlich darf eine Prise Chauvi nicht fehlen: "Für die meisten Männer ist der Beruf ein Teil ihres Lebens". Tappert haut einige Knüller raus, auch abseits der Chauviebene, grandios! Die Folge startet mit dem detailreich inszenierten Einbruch, sofort ziehen Spanung und Atmosphäre den Betrachter in ihren Bann. Nach der Vorstellung der Bewohner des Einbruchhauses rätseln wir bereits wer seine Hände in diesem Spiel in Blut getaucht hat, in diese Gedankengänge hagelt der Mord am "freundlichen" Einbrecher, das tragische Ende einer gescheiterten Existenz (fünf Taler ins Phrasenschwein). Regisseur Theodor Grädler kann sich auf die Qualität seiner Schauspieler verlassen, die das durchschnittliche Drehbuch (bezogen auf die Story, die Dialoge sind sehr stark) durch ihre Präsenz in den Hintergrund drängen. Es macht einfach jede Menge Spass Derrick und Klein bei ihrer Arbeit zu beobachten, Vollsuhle für den Fan! Frank Duval liefert gute Arbeit ab, kein nervenaufreibendes Geplärre wie in "Keine schöne Fahrt nach Rom" (114).

    7,5/10 (gut bis sehr gut)





  • Concept of Fear (Kanada 2001, Originaltitel: Hidden Agenda)

    Dolph

    Jason Price (Dolph Lundgren) hat ein komplexes System namens Daedalus entwickelt, um damit in Bedrängnis geratene Personen von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Er und sein Team arbeiten auf eigene Rechnung, ab und zu übernimmt man Aufträge für die NSA oder das FBI. In einem Gerichtsgebäude kommt es zu einem Blutbad, der von allen gefürchtete Cleaner löscht mehrere wichtige Zeugen aus, niemand scheint die wahre Identität des abgebrühten Profikillers zu kennen. Wenig später taucht Paul Elkert (Serge Houde) bei Jason auf und bitte verzweifelt um Hilfe, denn auch er ist zum Ziel des Cleaners geworden. Die Jungs vom FBI sind mächtig sauer, sie benötigen Elkerts Aussage, sind auf Price wegen eines anderen Vorfalls nicht gut zu sprechen. Damit nicht genug, plötzlich will auch Jasons bester Freund Sonny Mathis (Ted Whittall) die Vorzüge von Daedalus nutzen. Bisher galt das System als absolut sicher, wieso wird Sonny trotzdem getötet, wo ist die undichte Stelle? Eine lebensgefährliche Suche beginnt, Jason und seine Mitarbeiterin Connie Glenn (Brigitte Paquette) haben keine leichte Mission vor sich...

    Marc S. Grenier inszenierte diesen B-Action-Thriller mit gutem Gefühl für Tempo und Atmosphäre (sofern man kein hektisches Actionspektakel erwartet, der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Thriller). Die vorhandenen Actionsequenzen bleiben recht bodenständig, Dolph teilt ordentlich aus und muss einiges einstecken. Eine dünne Story kann man dem Flick nicht vorwerfen, der Plot verstrickt sich allerdings immer wieder, mutet zunehmend wirr an. So überzeugt das Finale vor allem durch eine handwerklich solide ausgeführte Ballerei, hingegen wurde die Auflösung recht mühsam gestickt. Machts nichts, ich fahre bekanntlich sehr auf Stoff dieser Art ab.

    Für mich ist Dolph Lundgren sowieso der echte Last Action Hero, ich liebe den alten Schweden. Um die Jahrtausendwende entstanden nicht unbedingt die besten Werke seiner Karriere, ganz sicher gehört auch "Concept of Fear" nicht zu Lundgrens Höhepunkten. Der hier kurz vorgestelle Film ist der letzte Beitrag aus dieser Phase, bereits mit dem 2003 veröffentlichten "Detention - Die Lektion heißt Überleben" (Detention) zeigt die Formkurve wieder steil nach oben. Seither sind überwiegend nur Treffer und Volltreffer entstanden, teilweise übernahm Dolph auch die Regie. Eine gute Entwicklung, Knüller wie z. B. "The Mechanik" (2005) und "Command Performance" (2009) zählen zu meinen liebsten B-Actionern. In "Concept..." spielt mein Herzbube routiniert seinen Stiefel herunter, der Fanboy in mir ist zufrieden. Ted Whittall bleibt undurchsichtig, wer möchte einen Kerl wie Sonny zum besten Freund haben? Serge Houde schleimt sich ein, den gut beschäftigen Alan Fawcett hat vermutlich jeder Film-/Fernsehfreund irgendwo in einer Nebenrolle gesehen, die Aufzählung der weiteren Fratzen schenke ich mir. Zwei mitwirkende Damen will ich nicht unterschlagen, Brigitte Paquette kommt als zuverlässiges Helferlein daher, die hübsche Maxim Roy gibt Rätsel auf (unvermeidliche Liebesszene inklusive).

    Zielgruppe? Dolph Lundgren Verehrer und/oder B-Action-Thriller-Allesglotzer. Damit genug, Fans greifen zu, der Rest wendet sich mit Grausen ab. Übrigens bietet die mir vorliegende DVD den Streifen nur im Vollbild an, eine neuere Auflage macht es besser (die Bildkomposition ist auch auf der alten Scheibe meist stimmig, was freilich keine Entschuldigung sein kann).

    6/10 Fanpunkte

    Lieblingszitat:

    "Es gibt vermutlich bald jemand den Löffel ab."

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