Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Board hat 1.662 Mitglieder
181.429 Beiträge & 7.160 Themen
Beiträge der letzten Tage
Foren Suche
Suchoptionen
  • Mein älterer Kurzkommentar ist ein Fall für die Tonne. "Vier Fliegen" mit 7/10 zu bewerten, ein unfassbarer Skandal. Ein kleines Meisterstück mit packender Atmosphäre, ich freue mich auf die kommende BD-Veröffentlichung.


  • Blu-ray von Blue Underground (USA)



    The Bird with the Crystal Plumage (Italien 1970, Originaltitel: L'uccello dalle piume di cristallo)

    Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (Witzbold...)

    Der US-Amerikaner Sam Dalmas (Tony Musante) lebt seit einiger Zeit in Rom. Als er abends in der Stadt unterwegs ist, wird er zufällig Zeuge eines grausigen Mordanschlags. Ein in schwarze Kleidung gehüllter Mann sticht eine junge Frau nieder und flüchtet. Der Vorfall spielt sich hinter einer stabilen Glasfront ab, Sam kann dem Opfer nicht zu Hilfe eilen. Er gerät zwischen eine innere und eine äussere Glasfront, wird dort vom Täter eingesperrt. Zumindest kann er einen weiteren Passanten auf sich aufmerksam machen und dazu bringen die Polizei zu verständigen. Inspector Morosini (Enrico Maria Salerno) leitet die Ermittlungen, offenbar geht auch dieser Mordversuch auf das Konto eines gesuchten Serienkilllers. Morosini konfrontiert Dalmas mit Verdächtigungen und zieht dessen Reisepass zunächst ein, der Amerikaner wollte Italien "eigentlich" in den nächsten Tagen verlassen. Dalmas beginnt auf eigene Faust zu Nachforschungen anzustellen, erhält dabei sogar (kalkulierten) Zuspruch vom leitenden Ermittler. Der junge Mann begibt sich in grosse Gefahr, überdies gerät seine Freundin Julia (Suzy Kendall) ins Visier des irren Mörders...

    "L'uccello dalle piume di cristallo" (1970) ist die erste Regiearbeit des inzwischen längst legendären Dario Argento, der sich in den Jahren zuvor erfolgreich als Drehbuchautor verdingte, Herr Argento war z. B. am Drehbuch für Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" beteiligt. Das Drehbuch zu seinem ersten eigenen Film verfasste Argento persönlich, bei seiner Vorgeschichte fraglos naheliegend. "L'uccello dalle piume di cristallo" aka "The Bird with the Crystal Plumage" wurde ein Erfolg und ermöglichte dem jungen Regisseur weitere Arbeiten. Heute zählt das Werk (in Deutschland unter dem Titel "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" bekannt) zu den wichtigsten und einflussreichsten Vertretern des Giallo, mehr noch, der Streifen löste einen regelrechten Boom des Genres aus. Argento spinnt den Faden des unvergessenen Mario Bava weiter, der das Genre mit dem wundervollen Film "Sei donne per l'assassino" (Blutige Seide, 1964) gewissermaßen auf der Taufe hob (zwar inszenierte Bava bereits 1963 den Proto-Giallo "La ragazza che sapeva troppo" (The Girl who knew too much), doch dieser -noch in Schwarzweiß produzierte Film- macht vor allem als frühes Bindeglied zwischen den Wallace-Filmen aus Deutschland und dem italienischen Giallo auf sich aufmerksam). Argento fährt die von Genrefans geliebten Geschütze auf: Ein maskierter und psychisch gestörter Killer, schwarze Handschuhe, das (Rasier)Messer als Tatwaffe. Derlei Elemente fanden in vielen folgenden Gialli ihre Verwendung, definierten die Grundfeste des Genres (freilich macht es wenig Sinn das Genre auf wenige Schauwerte vordergründiger Natur reduzieren, der Hinweis soll lediglich für Einsteiger gedacht sein). Bereits der erste Film Argentos geht ohne Einschränkung als Meisterstück durch, präsentiert dessen phantastisches Gespür für Atmosphäre, wundervolle Kulissen/Architektur, den perfekten Einsatz von Kamera und Licht. Feiner Humor zieht sich durch den gesamten Film, ebenfalls wegweisend die ambivalente Rolle der Polizei und die Übernahme wichtiger Ermittlungen durch eine Privatperson. Atemberaubende Opulenz späterer Inszenierungen drängt die Figuren in manchen Werken Argentos in den Hintergrund, lassen sie darin aufgehen. Hier ist dieses typische Merkmal noch nicht derartig ausgeprägt, wenngleich entsprechende Ansätze durchaus erkennbar sind.

    Obwohl von Spannungen zwischen Regisseur und Hauptdarsteller Tony Musante berichtet wird, wirkten sich diese Reibereien offensichtlich nicht negativ auf das Ergebnis aus. Musante macht als "Giallo-Held" Sam Dalmas eine gute Figur. Von einer kleinen Lebenskrise geplagt und soghafter Obsession getrieben, verstrickt er sich tiefer und tiefer in den Fall, begibt sich auf zunehmend dünnes Eis. Enrico Maria Salerno sehe ich immer gern, sehr angenehm ist mir sein Auftritt in "Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien" (L'ultimo treno della notte, 1975) von Aldo Lado in Erinnerung, wo er den verzweifelt rächenden Vater sehr überzeugend gibt. Absolut herrlich der kurze Auftritt von Mario Adorf (durchgeknallter Künstler mit ganz spezieller Vorliebe für Katzen)! Werner Peters kommt mit einer nicht minder unterhaltsamen und skurrilen Darbietung aus der Kiste. Als brühwarmes Bürschchen schleicht er lüstern um Musante herum, der sich zunehmend verklemmt um Distanz zu seinem Vereher bemüht, da bleibt kein Auge trocken. Die Damenriege bietet mit Suzy Kendall und Eva Renzi zwei attraktive Vertreterinnen auf, die offensive Erotik vieler folgender Gialli spielt hier jedoch noch keine Rolle.

    Ja, zwischen "Blutige Seide" und "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" entstanden Filme die dem Genre zugerechnet werden, doch die Unverzichtbarkeit dieser beiden Meilensteine darf nicht unerwähnt/unterbewertet bleiben. Dario Argentos Erstling ist ohne Zweifel ein beeindruckender Film und war für die Entwicklung des Genres extem wichtige! Erneut: Wie haben es mit einem Debüt zu tun, nahezu unglaublich! Hier eine Prise Mario Bava, dort ein Blick auf Alfred Hitchcock, obendrauf eine Schippe Edgar Wallace (in Deutschland musste übrigens der Name Bryan Edgar Wallace herhalten, CCC-Film war als (international ungenannter) Co-Produzent an Bord). Wenig später folgten mit "Il gatto a nove code" (Die neunschwänzige Katze) und "4 mosche di velluto grigio" (Vier Fliegen auf grauem Samt) zwei weitere Gialli des Meisters, diese drei frühen Werke werden häufig als "Tier-Trilogie" bezeichnet. Für Fans des Genres sind diese Filme ebenso unverzichtbar, auch Einsteiger möchte ich zu Mut und Neugier anspornen! Findet man doch alle relevanten Zutaten welche die Faszination des Giallo ausmachen, trotzdem werden zarte Gemüter nicht durch Härte, Sleaze und Sex verstört. Es besteht eine enge Verwandtschaft zu Argentos Überwerk "Profondo Rosso" aka "Deep Red" (1975). "Profondo Rosso" ist ausufernder erzählt und optisch opulenter angelegt, trumpft mit einer unglaublich intensiven Atmosphäre auf, man sehe sich nur die Szenen in der alten Villa an! Dazu der wundervolle Score der Italo-Progger Goblin, doch ich komme von Thema ab... In mehreren folgenden Werken Argentos sorgten Goblin für die musikalische Untermalung, die "Tier-Trilogie" wurde mit Kompositionen von Ennio Morricone ausgestattet. Morricone oder Goblin, besser geht es kaum.

    Die (offizielle) deutsche DVD Auswertung von "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ist wenig erbaulich. Der Film liegt gekürzt vor, die Bildqualität wird dem Werk nicht gerecht. Nun bin ich bekanntlich kein Zeilenzähler, jedoch profitieren prächtige Werke wie die Filme von Dario Argento sehr von einer soliden Umsetzung, machen diese zur Pflicht (sollte für alle jemals produzieren Filme gelten! Völker der Welt, bewahrt dieses faszinierdende Kulturgut!) Die US-DVD von Blue Underground macht alles besser, die Wahl sollte also leicht fallen. (Nachtrag: Dieser Kurzkommentar wurde nach der gestrigen Sichtung der US-BD überarbeitet. Die Scheibe kann ich mit bestem Gewissen empfehlen, schöne Bildqualität, italienischer und englicher Ton, Boni wurden von der früheren DVD-Ausgabe übernommen).

    Grandios und für jeden Italo-/Giallo-/Argento-Freund unentbehrlich! Überhaupt sollte (MUSS!) jeder Thriller-Fan diesen Film gesehen haben. Jeder Filmfreund!

    Ich erhöhe auf feiste 9/10 (überragend)


  • DVD von Ascot Elite


    Die Sklavinnen (Schweiz 1976, Originaltitel: Die Sklavinnen)

    Lina, Jess und andere Saustücke

    Als Betreiberin eines Bordells verdient Arminda (Lina Romay) jede Menge Geld, eines Tages wird sie verhaftet und wandert ins Zuchthaus. Bald scheint sich das Blatt erneut zu wenden, die ruchlose Schönheit entkommt mit fremder Hilfe aus dem Knast. Armindas Freude ist nicht von langer Dauer, sie ist in die Fänge des Millionärs Amos Radeck (Vítor Mendes) geraten. Der extrem fettleibige Herr ist auf der Suche nach seiner entführten Tochter Martine (Martine Stedil), er ist sich sicher durch Arminda an die entscheidenden Hinweise über den Verbleib seines Sprößlings zu geraten. Freilich hat die Puffmutter keine Lust auf ein gepflegtes Plauderstündchen, doch Radecks sadistischer Mitarbeiter (Jess Franco) greift ohne Skrupel zu geeigneten Verhörmethoden...

    "Die Sklavinnen" inszenierte Jess Franco für den Produzenten Erwin C. Dietrich. Die Zusammenarbeit erstreckte sich von 1975-77 und brachte viele herrliche Streifen hervor, zu den bekanntesten Werken dieser Phase zählen "Jack the Ripper" und "Greta - Haus ohne Männer" aka "Ilsa, the Wicked Warden". In "Die Sklavinnen" präsentiert uns Jess Franco seine attraktive Lebensgefährtin Lina Romay und ist selbst in einer Nebenrolle zu sehen. Eine nicht unübliche Konstellation, einmal mehr dürfen wir Lina als selbstbewusste und verdorbene Schönheit bewundern.

    Ein grosser Teil des Films besteht aus Rückblenden, während des "Verhörs" berichtet Arminda über ihre gemeinsame Zeit mit Martine. Das mitunter fröhlich und sorglos Kapriolen schlagende Drehbuch dieser kleinen Prachtsuhle, wird Einsteigern in die bunte Welt des Jess Franco vermutlich Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Aus meiner Sicht ist der lustvolle Taumel dem Unterhaltungswert jedoch durchaus zuträglich, fieses Finale inklusive. Bevor der letzte Vorhang fällt bekommt der Zuschauer ansprechende Erotik auf die leuchtenden Augen, Lina und Martine lassen sich nicht lumpen, weniger hübsche Nebendamen und manch zotiger Spruch sorgen für zusätzliche Würze, bringen die erwünschte Portion Sleaze ins Spiel. Franco hält sich während der erotischen Szenen fast ein wenig zurück, in manch anderer SC-Sause (was für ein Wort) schrammt er nur allzu gern knapp an der Grenze zum HC-Bereich vorbei (oder überschreitet diese). Typisch Siebziger die Kulissen (obschon nicht allzu schrill geraten).

    Lina Romay könnte von mir aus auch stumm auf einer Bank sitzen, ich kann nicht genug von ihrem Anblick bekommen. Diese Augen, diese Nase, dieser Schmollmund, diese aufregenden Kurven, eine hochexplosive Mixtur aus Unschuldsmine und Verdorbenheit, höchst erotisch und ultraheiss! Frau Romay ist keine makellose Schönheit, umso aufregender und anziehender wirkt ihre Ausstrahlung auf mich, ich möchte sofort in die nächste Zeitmaschine springen, mich in die Mitte der Siebziger Jahre stürzen und mit Lina in den Nahkampf begeben. Martine Stedil ist in einigen Franco-Werken aus der Dietrich-Phase zu sehen, sie passt zwar nicht so perfekt in mein Beuteschema wie die teuflisch scharfe Lina, eignet sich aber vortrefflich als "zweite Dame" hinter Frau Romay. Vítor Mendes möge mir verzeihen, bei seinem Anblick musste ich sofort an Jabba the Hutt denken, obwohl Mendes noch fetter durch das Szenario rollt. Jess Franco scheint seine Lina mit Freude zu drangsalieren, kann es eine geeignetere Paartherapie geben? Gesichtsruine Eric Falk schaut kurz vorbei, Peggy Markoff dürfte Franco-Freunden bekannt sein, gleiches gilt für Esther Moser. Weitere Fratzen geben sich die Ehre und ich bin in Gedanken schon wieder (noch immer) bei Lina...

    Es geht nicht anders, Futter für das Phrasenschwein: "Die Sklavinnen" ist eine knuffige Sause, von der ersten bis zur letzten Sekunde liebenswert und bietet mir rund 73 Minuten Wohlfühlstimmung der herrlichsten Sorte. Den Irrsinn der Story möchte ich knutschen, Logikfanatiker werden sich vor Wut die Haare raufen. Beispiel gefällig? Lina verliebt sich mit Haut und Haaren in Martine. Geld spielt keine Rolle, plötzlich wird ihr der Spass dann doch zu teuer, also ab ins Bordell mit der Schnalle, Prügel und zwangsweise verabreichte Drogen werden ohne Skrupel eingesetzt. Warum Arminda (vorzugsweise Prinzessin Arminda genannt) derartig gefürchtet und mächtig ist (irgendwie dann aber auch irgendwie nicht, gewissermaßen irgendwie)? Es ist wie es ist, fertig. Geht gut runter, ich liebe diesen Stoff. Gut ins Ohr, geht der Score (Miniatur-Rüttelreime ohne Sinn und Verstand gibt es heute gratis). Franco Jünger werden mit "Die Sklavinnen" sicher glücklich! Wer sich noch nicht mit der Dietrich-Phase des Filmemachers beschäftigt hat, dem lege ich die oben genannten Streifen "Jack" und "Greta" ans Herz.

    Ascot hat "Die Sklavinnen" in ansprechender Qualität veröffentlicht, die DVD enthält leider keinerlei Boni. Stattdessen beinhaltet die oben abgebildete Ausgabe eine Bonus-DVD, diese Scheibe bietet den von Erwin C. Dietrich inszenierten Flick "Julchen und Jettchen, die verliebten Apothekerstöchter" (1980) an (mit Frankreichs Sexgöttin Brigitte Lahaie). Darüber hinaus existiert eine Auflage von ABCDVD (dort gibt es nicht Julchen und Jettchen zu bestauen, es liegt eine DVD mit Ausschnitten aus diversen HC-Produktionen bei).

    Sexy, knuffig und ein bißchen irre. Kein Film für meine "Franco-Top-Ten", doch fraglos sehr unterhaltsam und sehr Lina. Knuffigkeit jenseits aller Zahlen, insgesamt 7/10 (gut) als Anhaltspunkt.

    Lieblingszitat:

    "Du Miststück musst doch einen Namen haben! Wer bist Du?"

  • Ich habe eben kurz in die MCP-DVD "reingeschaut". Die Scheibe bietet eine solide Schärfe, die vorhandene Körnung ist mir weitaus lieber als ein völlig "glattgebügeltes" Bild. Die Gestaltung der DVD mutet wenig liebevoll an, was mich bei dem aufgerufenen Preis von 5€ nicht wirklich stört, da muss man einfach auf dem Teppich bleiben.

    Erster Eindruck: Keine Scheibe für Freunde von Hochglanzrestaurationen. Sehr faires Pteis-/Leistungsverhältnis.

  • Zitat von Prisma
    ...ich habe dort auch etwas zu viel mit Jess Francos Knast-Märchen verglichen.



    Ich sage nur LINA! Mein feuchter Traum und jede Sünde wert!

    ---

    Im Ultrakurzformat:


    • A Dangerous Man (USA 2009) - Steven Seagal verkloppt böse Chinesen, böse Russen stehen dem Kampfklops zur Seite (immerhin hat er dem Sohn des Russenobermotzes das Leben gerettet), korrupte Bullen fügen sich als dankbare Zielscheiben in die Reihen der (überwiegend) anonymen Metzelmasse ein. Wieso, weshalb, warum? Ist doch klar, mein Knuffelklops verhilft einer hübschen Chinesin zum ihrem Recht und Onkel.

    Unfassbare Kreativität offenbart sich per Drehbuch. Freilich diente der Held viele Jahre bei den Special Forces, geradezu zwangsläufig wurde er unschuldig zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe veruteilt, sein Weib ist er ebenfalls los. Klar, da kann (muss!) MANN richtig sauer werden. "A Dangerous Man" erfreut mit ruppigen Härten, rüden Dialogen und sonstigen Entgleisungen. Überdies gelingt der Aufbau einer rohen, dreckigen und düsteren Atmosphäre. Neben "Urban Justice - Blinde Rache" (2007) und "Driven to Kill - Zur Rache verdammt"(2009) einer der besseren Seagal-Streifen aus den letzten Jahren. Als unverbesserlicher Fanboy kämpfe ich mich auch erfolgreich durch Gurken wie "Out of Reach" (2004) oder "Unsichtbarer Feind" (2007), doch von solchen Schwachmaten hebt sich "A Dangerous Man" deutlich ab! Klar, ewige Seagal-Nörgler und/oder B-Action-Ablehner werden auch diesen Flick in der Luft zerreisen, schlechter Geschmack will gelernt sein. Mir liegt die britische DVD von Optimum vor, ordentliches Bild, uncut, geizig ausgestattet.

    Drückt in meiner verpolten Schaltzentrale die passenden Knöpfe. Mindestens 7/10 (gut)! Da geht noch was, da geht noch was, da geht noch was...



    • Grossangriff der Zombies (Italien, Mexiko, Spanien 1980) - Bei einem Störfall tritt Radioaktivität aus, wenig später landet auf dem Flughafen einer Großstadt eine Militärmaschine. Da dieser Flieger nicht zugeordnet werden kann umstellt umgehend Sicherheitspersonal die rätselhafte Maschine, plötzlich öffnet sich der Ausstieg und eine Horde wildgewordener Mutaten verarbeitet die Sicherheitsleute zu Mettgut, ein anwesender Reporter und sein Kameramann können entkommen. Doch die seltsamen Angreifer sind nicht zu stoppen, auch das Militär scheint keine Lösung auf der Pfanne zu haben...

    Filme von Regisseur Umberto Lenzi landen immer wieder gern in meinem Player, diesmal tobte sich Umberto sich im Horror-Genre aus. Der deutsche Titel ist ein Fehlgriff, denn hier haben wir es eher mit Mutanten denn Zombies zu tun. Natürlich versuchte man auf der Zombiewelle der späten Siebziger/frühen Achtziger mitzuschwimmen, aber Lenzi setzt durchaus eigene Akzente. Die "Zombie-Mutanten" sind sehr flott unterwegs, Filme wie "28 Days later" oder das Remake von "Dawn of the Dead" griffen dies dankbar auf. Neben Altstar Mel Ferrer erfreut Steinfratze Hugo Stiglitz meine entzündeten Augen. "Grossangriff der Zombies" begleitet mich seit vielen Jahren, im Laufe der Zeit ist mir der Streifen immer stärker ans Herz gewachsen. Früher ging mir Hugo immer "irgendwie" durch, wie konnte das nur passieren?

    Momentaner Pegelstand: Dicke 8/10 (sehr gut)

  • Zitat von Prisma
    ...und nicht so verkommen und vulgär erscheinen.



    Aus meiner Sicht ein Nachteil, verkommen und vulgär kann sehr, sehr sexy sein, passt (oft) in mein Beuteschema. Dennoch mag ich "Frauen in Ketten" äusserst gern, im O-Ton legt "Black Mama, White Mama" noch ein Schüppchen drauf.

  • Bewertet: "Der Alte"Datum22.04.2012 22:33
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Bewertet: "Der Alte"

    Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


    Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


    Folge 5 - Zwei Mörder (Deutschland 1977)

    Falsch eingeparkt

    Gustav Peukert (Vadim Glowna) gesteht Kommissar Köster aufgelöst den Mord an einer jungen Frau, offenbar war der Geständige dem Opfer hoffnungslos verfallen. Wenig später wird ein Bürschlein namens Peter Sartorius (Christian Reiner) vorgeführt, erstaunlicherweise gesteht er ebenfalls den Mord an der jungen Frau. Während der vorbestrafte Peukert in Untersuchungshaft landet, wird Peter Sartorius wenig später in eine Klinik gehobener Güteklasse eingeliefert, sein Vater Dr. Sartorius (Hans Caninenberg) ist ein einflussreicher Geschäftsmann mit weitreichenden Beziehungen. Köster gedenkt nun herauszufinden welcher der beiden "Mörder" lügt, weitere Vernehmungen von Peter Sartorius gestalten sich jedoch schwierig, er wird in der Klinik abgeschirmt.

    Der leider kürzlich verstorbene Vadim Glowna glänzt in der Rolle des verzweifelten Liebhabers, der tragische Charakter Peukert rührt den Zuschauer an. Auch Christian Reiner macht seinen Job sehr ordentlich, überdies passt sein Erscheinungsbild prächtig zum Klischee des armen reichen Söhnchens. Hans Caninenberg spielt einen äusserst erfolgreichen Geschäftsmann, so sicher er sich auf diesem Parkett bewegt, so blind ist Dr. Sartorius bezüglich seines Privatlebens. Interessanterweise wird Dr. Sartorius nicht als kaltherziger Tyrann gezeichnet, vielmehr mutet der Privatmann Sartorius naiv und überfordert an. Judy Winter gibt die elegante Dame, Christine Wodetzky die geschiedene Ehefrau des Mordverdächtigen Peukert, die auf ihre Art ebenso verzweifelt einer hoffnungslosen Liebe nachhängt. Feiner Humor zieht sich durch die gesamte Folge, vor allem sorgt Siegfried "Der Alte" Lowitz immer wieder für Schmunzler, Günther Ungeheuer taucht in einer herrlichen Nebenrolle auf.

    Zunächst darf sich der Zuschauer sich Kopf zerbrechen, mit dem Auftauchen einer Nebenfigur werden die Gedankenspiele jedoch recht deutlich in eine bestimmte Richtung gelenkt. Alfred Vohrer befand sich während der Dreharbeiten in seiner Übergangsphase vom Wüstling zum seriösen Handwerker, dank der großartigen Vorstellung von Siegfried Lowitz haut "Zwei Mörder" dennoch auf die Pauke, mal subtil, mal kernig. Kurz nach der ersten Szene (Köster am Telefon) bietet die Folge eine erstaunliche Kamerafahrt an, Wohlgefühl im Stil von Großmeister Dario Argento. "Der Alte" bleibt in Hochform, obschon die überschäumde Lust von "Toccata und Fuge" nicht erreicht wird (zugegeben, der Vergleich ist unfair). Mir wird (neben Lowitz) sicher die (vordergründig) unscheinbare Rolle von Hans Caninenberg in Erinnerung bleiben, dessen Dr. Sartorius auf einer anderen Ebene versagt als der übliche "Klischee-Bonze".

    7,5/10 (gut bis sehr gut)

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum21.04.2012 23:29
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 9 (Folgen 121-135)

    Folge 121 - Der Klassenbeste (Deutschland 1984)

    Was vom Apotheker übrig blieb

    Nach einem Klassentreffen setzt sich Dr. Wolfgang Anders (Ralf Schermuly) unter Alkoholeinfluss ans Steuer, auf der Heimfahrt nach München gabelt der Apotheker die beiden Anhalterinnen Uschi (Helga Anders) und Grit (Anne Bennent) auf. Auf einer dunklen Nebenstrecke kommt es zu einem fürchterlichen Unfall, der unachtsame Anders überfährt einen auf der Strasse stehenden Mann. Das Trio ist vom Tod des Überfahrenen überzeugt, Anders und seine Mitwisserinnen begehen Unfallflucht. Die jungen Frauen nutzen ihre Chance, sie quartieren sich in der luxuriösen Wohnung des offensichtlich wohlhabenden Herrn ein. Uschi weist den Apotheker auf die verdächtigen Unfallschäden hin, sie stellt über ihren Bekannten Willi Anholt (Volker Eckstein) den Kontakt zu Hugo Lossmann (Til Erwig) her, wenig später sind verräterischen Spuren am PKW professionell beseitigt. Derweil haben sich Derrick und Klein in die Ermittlungen eingeklinkt, das Opfer war ein befreundeter Kollge, die Witwe (Ilse Neubauer) bittet den Oberinspektor verzweifelt um Hilfe. Für Dr. Anders wird die Luft zunehmend dünner, die lästigen Anhalterinnen verlassen seine Wohnung nicht, seine Verlobte Dita Mahler (Claudia Butenuth) darf nichts erfahren, Lossmann tritt mit gierigen Forderungen an ihn heran...

    Ralf Schermuly taumelt in sein Verderben, unter Druck offenbart sich der tatsächliche Charakter des angesehenen Bürgers und Apothekers Dr. Anders. Die eigene Schuld wird zur Seite geschoben, für jegliche Schweinerei lässt sich eine Rechtfertigung finden. Vielleicht wurde der Apotheker überzeichnet, fraglos gelingt Schermuly eine gelungen ekelhafte Darstellung. Helga Anders gehört bekanntlich zu meinen Lieblingen, unvergessen die grandiose Folge "Kaffee mit Beate" (46). Anders kommt wieder in einer typischen Rolle daher, macht uns die verdorbene Göre unter der naiven Tarnkappe. Sonst eher in tragischen und verstörten Rollen zu sehen, mutet der Auftritt von Anne Bennent erfrischend an, obschon Grit ihrer Freundin Uschi meist das Ruder überlässt. Volker Eckstein steht der schleimige Widerling prächtig, Til Erwig treibt seine kriminellen Machenschaften konsequent voran. Dieter Eppler überlässt seinen Kollegen Tappert und Wepper gern das Feld, Ilse Neubauer darf kurzzeitig Trauer verbreiten, Claudia Butenuth wundert sich über ihren Verlobten.

    Zunächst führt der Episodentitel "Der Klassenbeste" den Zuschauer auf eine falsche Fährte. Man gewährt uns einen Blick auf das Treffen der ehemaligen Abiturklasse, die alten Schulkameraden überschütten ihren Primus mit Lob, aus jeder Zeile quillt Eifersucht und Neid hervor. Als ich mich gerade auf einen Mord eingestellt hatte, dessen Motiv in der länger zurückliegenden Vergangenheit zu suchen ist, nimmt die Folge mit dem Unfall und der anschliessenden Flucht einen völlig anderen Kurs auf, geschickt gelöst. Der Apotheker bleibt stets im Mittelpunkt der Ereignisse, verstrickt sich immer tiefer in einen Sumpf aus düsteren Machenschaften, schreckt letztlich vor keiner Schweinerei zurück. Theodor Grädler streut ein paar überdrehte Momente ein, gewährt Helga Anders und Anne Bennent Möglichkeiten sich von ihrer erotischen Seite zu präsentieren (Bennent wirkt auf mich allerdings keinesfalls erotisierend, passt nicht in mein primitives Beuteschema. Das tut nichts zur Sache, doch ich musste es loswerden). Übrigens stellt sich sehr früh heraus -daher keine Spoilergefahr- dass das Unfallopfer keinesfalls sofort tot war, die Flüchtenden liessen also einen Schwerverletzten im Strassengraben liegen. Dem Hauptcharakter mag dies einen kleinen Stich versetzen, es bringt ihn aber nicht vom eingeschlagenen Weg ab. Unfallflucht, Erpressung, Drogen und schlimmere Taten, hier glüht das StGB vor Zorn, passenderweise ertönt "Lucifer" von The Alan Parsons Project über dem Abspann. Box 9 startet mit einer unterhaltsamen Folge, Ralf Schermuly glänzt, Helga Anders sowieso.

    7/10 (gut)


  • Anolis Hardbox Series Nr. 3


    Das Ultimatum läuft ab (Italien 1975, Originaltitel: Mark il poliziotto spara per primo)

    Bombenstimmung in Genua?

    Kommissar Mark Terzi (Franco Gasparri) muss sich in Genua mit einem äusserst brisanten Fall auseinandersetzen. Ein gnadenloser Killer tötet mit gezielten Schüssen unschudlige Opfer, stets lässt der sich selbst Sphinx nennende Täter seine "Visitenkarte" am Tatort zurück. Terzi wühlt sich durch einen Sumpf aus Verstrickungen und fragwürdigen Machenschaften, zuvor rettet er nebenbei -und vor seinem offiziellen Dienstantritt- den wohlhabenden Geschäftsmann Benzi (Lee J. Cobb) aus den Krallen von Entführern. Derweil schlägt Sphinx erneut zu, der Mörder stellt den Offiziellen der Stadt ein unfassbares Ultimatum, entweder Benzi begeht Selbstmord oder Genua wird eine fürchterliche Katastrophe erleben...

    Stevio Massi zählt nicht zu den grossen Künstlern des italienischen Genrekinos, er gehört zu den Handwerken, inszeniert gern rusikal und teilweise schludrig. Gute Voraussetzungen für einen gelungen Polizei-/Gangsterfilm aus dem Stiefelland? Ja (überwiegend)! Bei dem kurz vorgestellten "Das Ultimatum läuft ab" handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie, die es bisher leider nicht vollständig auf den deutschen Markt geschafft hat. Der Auftakt "Mark il Poliziotto" (1975) wurde hierzulande noch gar nicht veröffentlicht, während der abschliessende "Mark colpisce ancora" (1976) unter dem Titel "The .44 Specialist" zumindest auf VHS verfügbar war. Da viele Filme noch immer auf eine angemessene Auswertung auf DVD warten und leider gigantische Lücken zu beklagen sind, nimmt der Genrefan was er in die Finger bekommen kann, notfalls auch den Mittelteil einer Trilogie. Verweise auf den Vorgänger sind offensichtlich, dennoch bleibt "Das Ultimatum läuft" gut verständlich, der Streifen funktioniert auch isoliert von seinen Geschwistern.

    Franco Gasparri blieb eine grosse Filmkarriere verwehrt, das folgende Filmzitat scheint dafür (bezogen aus das Genre) zumindest einen nachvollziehbaren Erklärungsversuch zu liefern: "Sie sind ein bißchen zu schön für einen Kommissar." Tatsächlich nimmt man Gasparri den harten Bullen nicht immer ab, der Bursche schaut einfach zu nett aus seiner legeren Wäsche hervor. Nüchtern betrachtet macht Gasparri seinen Job ordentlich, Schönling hin oder her, ist mir aber eine Spur zu glatt und brav. Lee J. Cobb (der 1976 den Löffel reichte und hier in einer seiner letzten Rollen zu bewundern ist) kommt deutlich kerniger rüber, leider gewährt ihm das Drehbuch zu wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Als dritte Kraft (ohne den Killer zu berücksichtigen) möchte Massi uns Nino Benvenuti aufs Auge drücken, der in der Rolle des ekelhaften Unterweltbosses Ghini für Unruhe sorgt. Damit genug zu den Darstellern, der Fan wird sicher einige Gestalten aus der zweiten und dritten Reihe der Genredarsteller entdecken.

    Immer wieder verliert Massi den roten Faden, schlägt das Drehbuch munter Kapriolen. Weniger eine -im diesem Genre häufig zu findende- episodenartige Inszenierung, sondern der Taumel vom Hölzchen auf Stöckchen, auch Umwege können zielführend sein. Ansonsten bietet "Das Ultimatum läuft ab" die vom Fan geschätzen Zutaten an, es wird geprügelt und geballert, wilde Verfolgungsjagden mit Blech- und Personenschäden, durchaus stimmungsvolle Kulissen und gute Kameraarbeit. Vor allem das Finale punktet massiv mit herrlichen Ausblicken und tollen Schauplätzen. Einsteiger greifen zu bewährten Klassikern wie z. B. "Milano Kaliber 9" (Milano calibro 9, 1971) von Fernando Di Leo oder "Die Viper" (Roma a mano armata, 1976) von Umberto Lenzi. Stelvio Massi kann sich nicht mit den Platzhirschen messen, Genrefanatiker kommen jedoch auf sehr unterhaltsame Art zum Zuge! Ich wünsche mir mehr von Massi auf DVD (noch besser auf BD), dessen Werk bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält (vor allem in Deutschland sind nur wenige Titel des Regisseurs verfügbar).

    Anolis verdanken wir einige sehr schöne Veröffentlichungen kleiner Perlen, die DVD zu "Das Ultimatum läuft ab" zählt nicht zu den Glanztaten des Labels. Ich kann mit der Scheibe gut leben, hätte trotzdem nichts gegen eine bessere Ausgabe (dieser Wunsch wird kaum in Erfüllung gehen).

    Guter Stoff = 7/10 Fanpunkte

    Lieblingszitat:

    "Er muss sich selbst umbringen oder ich lasse die Stadt in die Luft fliegen! Das war meine letzte Warnung!"

  • In Ultrakurzform:


    • RobotJox 2 (USA 1993) - Allzu viele Mechkloppereien hatte bereits RobotJox nicht zu bieten. Hier gibt es lediglich eine halbwegs unterhaltsame Auseinandersetzung zum Abschluss, zuvor kämpfen sich diverse Fratzen mühsam durch das dünne Drehbuch. Ein Ausfall ist "Robot Wars" (Originaltitel) nicht, denn die teils schlappen Darstellerleistungen und sehr dümmlichen Dialoge sorgen immer wieder für Freude (sofern der Zuschauer eine Vorliebe für Murks hegt).

    Ich schätze den Stoff von Charles Band in vielen Fällen, dieser Streifen zählt nicht zu meinen Lieblingen aus seinem Stall. Knapp 70 Minuten mittelprächtige Unterhaltung aus dem Hause Full Moon. Die sehr überschaubare Laufzeit ist in diesem Fall angemessen und beugt aufkommender Langeweile vor, mehr Spieldauer hätte vermutlich nicht zu interessanteren Charakteren oder mehr Mechgepolter geführt. Die DVD von KNM geht in Ordnung.

    5/10 (Full Moon Skeptiker werden vermutlich zwei oder drei Punkte abziehen)


    • Masters of Horror - Pick Me Up (USA 2006) - Zwei irre Serienkiller kommen sich ins Gehege, ein kleine Gruppe Busreisender wird nebenbei von den Unholden aufgerieben. Vor allem Michael Moriarty kann in der Rolle der mordlüsternen Truckers glänzen, neben der wundervollen Landschaft ist Moriaty Star dieser Folge.

    "Masters of Horror" läuft wieder zu gewohnter Klasse auf, die schlappe Episode "Dance of the Dead" konnte meiner Begeisterung lediglich einen kleinen Nackenschlag verpassen. Damit ist bereits die dritte BD (Anchor Bay) zur ersten Staffel vollständig gesichtet, ich freue mich auf die nächsten Folgen, die Scheibe tänzelt bereits nervös im Regal umher.

    Die drei auf der BD enthaltenen Folgen:

    • Incident On and Off a Mountain Road - Volltreffer! Bisher eine der stärksten Folgen der Reihe. 8/10 (sehr gut)
    • Dance of the Dead - Ödes Drehbuch, nerviger Schnitt, ein verzeihbarer Ausrutscher. 4/10 (unterste Mittelklasse)
    • Pick Me Up - Wahnsinnige Schlächter und eine prächtige Kulisse, garniert mit knackigem Humor. 7/10 (gut) Da geht noch was...


  • Italian Genre Cinema Collection No. 7 von Camera Obscura


    Wild Beasts (Italien 1984, Originaltitel: Wild beasts - Belve feroci)

    Neulich in Frankfurt...

    Der Tierarzt Rupert Berner (John Aldrich) wird von seinem Kumpel Inspektor Nat Braun (Ugo Bologna) kontaktiert, aufgeregt berichtet der Kriminalbeamte von extrem aggressiven Ratten. In grosser Menge sind die Nager aus der Kanalisation gequollen, haben bereits ein Pärchen beim Liebesspiel im Auto überrascht, von den jungen Leuten blieb lediglich ein trauriges Häuflein angefressenes Mettgut übrig. Zunächst kann die Plage eingedämmt werden, per Flammenwerfer drängt man das ausser Kontrolle geratene Rattenpack zurück. Tatsächlich soll der bizarre Vorfall nur Auftakt zu einer Nacht des Schreckens sein, einst friedliche Zootiere drehen völlig durch und bahnen sich ihren Weg in die Strassen der unvorbereiteten Großstadt. Tiger, Löwen und Geparden verwandeln Frankfurt am Main in die Hölle auf Erde, sogar die ansonsten gemütlichen Elefanten haben sich in gnadenlose Bestien verwandelt! Mit Unterstützung der Biologin Laura Schwarz (Lorraine De Selle) sucht Rupert nach Antworten, was hat zu dieser dramatischen Verhaltensveränderung der Tiere geführt...???

    Franco Prosperi wurde durch seine gemeisamen Arbeiten mit Gualtiero Jacopetti bekannt, Titel wie "Mondo Cane" (1962), "Africa Addio" (1966) und "Addio zio Tom" (Addio Onkel Tom, 1971) sprechen für sich. "Wild Beasts" war die letzte Regiearbeit Prosperis, der Streifen greift die Thematik Umweltzerstörung auf, hier und da ist der erhobene Zeigefinger unvermeidlich, baut aber vor allem auf immer wieder eingestreute Momente reisserischer Natur (im wahrsten Sinne). Zu den Stärken des Films zählen jedoch nicht nur diverse Panschereien, es wäre unfair "Wild Beasts" darauf zu reduzieren, Prosperi gelingt annährend lückenlos der Aufbau einer packenden und bedrohlichen Atmosphäre. Frankfurt am Main bietet sich als erfrischende Abwechslung geradezu an, der Großteil des Materials wurde zwar nicht dort gedreht, das Gesamtbild überzeugt dennoch, kommt ohne "optische Brüche" daher. Pegelschwankungen sind eher im Bereich der Tierszenen auszumachen. Manche Momente punkten mit wohldosierter Schockwirkung, betrachtet das Mahl der Löwen als treffendes Beispiel, andere Vorfälle gleiten in unfreiwillige Albernheiten ab, schaut euch die zu Würgern mutierten Elefanten an. Die Unstetigkeit in diesem zentralen Bereich des Werkes trägt erheblich zu dessen Reiz bei. Gipfel der Freude erklimmt die grandios gefilmte und atmosphärisch sehr dichte "Gepard jagt eine junge VW-Fahrerin durch die nächtliche Stadt" Szene, in der hervorragende Arbeit mit dem Tier und hinter der Kamera, auf eine durchgedrehte Autoraserei mit tragischem Ausgang prallen. Zugegeben, die Erklärung für das Verhalten der Tiere kommt wenig kreativ aus der Kiste, mutiger wäre der Verzicht darauf gewesen, zum Finale klascht uns Prosperi erfreulichweise ein fieses kleines Ausrufzeichen um die Ohren (obschon nicht mit der von mir ersehnten Boshaftigkeit und Konsequenz).

    Über die Darsteller gibt es nicht viel zu berichten, die wahren Stars sind die griffigen Tiere und die gelungene Atmosphäre. Ganz ohne Würdigung soll das zweibeinige Ensemble nicht bleiben, los geht es mit John "Schnauzbart" Aldrich, dessen (mir bekannte) Filmkarriere sich auf "Wild Beasts" beschränkt. Aldrich macht seine Sache gut, kommt wie eine sympathischere Ausgabe von Tom "Magnum" Selleck rüber, geht mit den wilden Bestien immer wieder auf Tuchfühlung. Tierarzt Berner ringt mit Leidenschaft und vollem Einsatz um eine Lösung, will die Tiere (abgesehen von den gern zum Untier gestempelten Ratten) keinesfalls mit roher Gewalt zur Aufgabe bewegen. Ugo Bologna fungiert als austauschbar bleibender Sidekick. Mit Lorraine De Selle ist sogar ein weibliches Sternchen des italienischen Genrekinos an Bord, mir ist die attraktive Dame aus den Bruno Mattei Frauenknastknüllern "Laura - Eine Frau geht durch die Hölle" (Violenza in un carcere femminile, 1982) und "Laura II - Revolte im Frauenzuchthaus" (Emanuelle fuga dall'inferno) in sehr guter Erinnerung, unter Matteis fachmännischer Anleitung drangsalierte sie dort Laura Gemser. Bekannter dürfte ihr Auftritt in "Die Rache der Kannibalen" (Cannibal ferox, 1981) von Umberto Lenzi sein, ein echtes Qualitätswerk mit schmackhafter Fleischeinlage (!keine Ironie!). Ein Mädchen namens Louisa Lloyd spielt De Selles Töchterlein, ihr Part wurde erstaunlich mutig und selbständig angelegt, eine angenehm "unnervige" Kinderrolle. Die übrigen Akteure müssen nicht aufgezählt werden, der Fan des italienischen Genrekinos wird das eine oder andere Gesicht erkennen.

    Wenn im Zoo die muter blinkende Schalttafel der modernen Technikzentrale in Rauch aufgeht... Wenn ein grosses Passagierflugzeug unfreiwillig im Umspannwerk des lokalen Energieversorgers parkt... Dann wird es Zeit die Stadt auf schnellstem Wege zu verlassen! Schreibt euch das hinter die Löffel! Franco Prosperi erfindet den Tierhorror mit "Wild Beasts" nicht neu, er gibt dem Fan dieser Gangart einen sehr unterhaltsamen Streifen an die Hand, ein echter Geheimtipp für Filmfreunde die sich nicht auf Standardwerke wie z. B. Alfred Hitchcocks "Die Vögel" (The Birds, 1963) oder Steven Spielbergs "Der weiße Hai" (Jaws, 1975) beschränken möchten (ich beschränke mich bewusst auf die Nennung dieser Titel, fraglos bietet das Genre noch viele andere unsterbliche Klassiker, liebenswerte Perlen und unverzichtbare Schätzchen)!

    Camera Obscura hat "Wild Beasts" im Rahmen der hauseigenen Italian Genre Cinema Collection veröffentlicht, erneut stellt der Anbieter seine Spitzenstellung auf dem Sektor niveauvoller Nischenlabel eindrucksvoll unter Beweis! Der Film liegt in sehr schöner Qualität vor, viel mehr ist auf dem Datenträger DVD kaum möglich! Damit ist längst nicht alles über die Qualität dieser Veröffentlichung gesagt! Selbst auf "Nebensächlichkeiten" wie die Gestaltung des DVD-Menüs wurde grosser Wert gelegt, es kommt kreativ gestaltet und optisch ansprechend auf den Bildschirm, gute Bedienbarkeit inklusive. Überdies bietet das Bonusmaterial Anlass zu grosser Freude, der italienische Trailer und eine Bildergalerie sind nette Beigaben zwecks Abrundung, Glanzlichter werden in Form der Beiträge "Prosperi Uncaged" und "Bruschini Goes Wild" aufgetischt. In der ihm gewidmeten Featurette plaudert Prosperi äusserst launig aus dem Nähkästchen, die knappe halbe Stunde verfliegt in gefühlten Sekunden. Alles mag ich dem alten Herrn nicht abnehmen, seine offensichtlich sehr muntere Phantasie geht vermutlich ein wenig mit ihm durch (was den Unterhaltungswert des Interviews nicht beschädigt, eher das Gegenteil tritt ein). "Bruschini Goes Wild" lässt den leider inzwischen verstorbenen Experten und Filmliebhaber Antonio Bruschini zu Wort kommen, ergänzt durch einen berührenden Nachruf von Federico Caddeo. Dickes Digi samt Schuber bilden die übliche Verpackung, den letzen Schliff erhält das Paket durch das beigefügte Booklet, in dem Marcus Stiglegger sein Fachwissen über den Bereich Tierhorror mit dem Leser teilt. Stigleggers Ausführungen sind wissenschaftlicher angelegt als Beiträge -der von mir sehr geschätzen- Autoren Christian Kessler oder Pelle Felsch, gleiten aber nie in Dampfbügelei und aufgeblasene Grütze pseudointellektueller Art ab. Klartext: Sie sind ebenso angenehm zu lesen wie die Ergüsse der genannten Herren.

    Fazit: "Wild Beasts" bietet dem wohlgesonnenen Filmfreund gute Unterhaltung, ergo ziehe ich dicke 7/10 (mit steigender Tendenz). Camera Obscura verdient für die hochwertige Veröffentlichung die Höchstnote, vielen Dank für diese prachtvolle Collection!

    Lieblingszitat:

    "Ratten! Ratten! Tu doch was!"

  • Bewertet: "Der Alte"Datum16.04.2012 10:40
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Bewertet: "Der Alte"

    Noch immer eine schöne Frau, ich bin verliebt!



  • Bewertet: "Der Alte"Datum15.04.2012 23:06
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Bewertet: "Der Alte"

    Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


    Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


    Episode 4: Toccata und Fuge (Deutschland 1977)

    Im Haifischbecken der Dekadenz

    Vor rund einem Jahr wurde Anna Colucci während einer Zugfahrt nach München ermordet. Kommissar Köster stellt den bisher ungelösten Fall in einer Fernsehsendung vor, hofft auf diese Art hilfreiche Hinweise zu erlangen. Tatsächlich kommt nun wieder Bewegung in die festgefahrenen Ermittlungen, eine neue Zeugin meldet sich und kann interessante Details zu Protokoll geben. Noch überraschender ist der Besuch von Sylvia Dressler (Eva Christian) auf dem Polizeirevier, die dem damaligen Hauptverdächtigen Francesco Colucci (Michael Maien), Ehemann des Mordopfers, zu einem Alibi verholfen hatte. Plötzlich ist sich die junge Frau nicht mehr sicher, gibt vor mit ihrem Gewissen zu ringen. Köster fühlt Francesco Colucci und dessen neuer Gattin Tina (Heidelinde Weis) auf den Zahn, regelrecht empört weist Tina jegliche Verdächtigung zurück. Weitere Ermittlungen im Bekanntenkreis Francesco Coluccis lassen das Alibi mehr und mehr bröckeln. Angeblich hielt sich Colucci zum Tatzeitpunkt auf einer Party auf, erstaunlicherweise sind die Erinnerungen der anderen Gäste zunehmend lückenhaft, lassen die Damen und Herren ihren "guten Freund" fallen?

    Mächtig orgelt uns Toccata und Fuge in die Ohren, die nächste Szene führt uns in einen nächtlichen Zug. Eine junge Frau wird auf der Zugtoilette gemeuchelt, zuvor gewährt uns die Kamera einen Blick auf die schwarzen Handschuhe des Killers. Nach der Tat wirft der Schlächter sein Opfer wie ein Stück Müll aus dem fahrenden Zug, wir sehen die tote Schönheit blutig im Gleisbett liegen. Was ist hier los, bin ich in einem Giallo gelandet, ich habe die DVD doch der oben abgebildeten Box entnommen!? Alles nur Fake, lediglich ein Kurzfilm aus einer TV-Sendung (XY lässt schön grüssen), Köster stellt uns den Fall vor (Lowitz bringt Kösters "Fernsehauftritt" grandios rüber!). Während ich mich noch über die gialloesken Momente freue und mich auf eine weitere gute Folge "Der Alte" einstelle, tauche ich erneut in einen Giallo ein! Affektierte Gestalten aus der Oberschicht suhlen sich lustvoll frustvoll in dekadenter Ekelhaftigkeit, eingebettet ein Kulissen die in jedem Giallo bestens aufgehoben wären. Klatsch, Schnitt ins das triste Büro Köster & Helferlein, humorig kommentieren die Zuarbeiter des Meisters den TV-Auftritt ihres Chefs. In diesem Stil geht es weiter, "Toccata und Fuge" pendelt fröhlich zwischen solide inszenierter TV-Krimiunterhaltung und deutlicher Schlagseite italienisches Genrekino umher, moderiert von einem herrlich aufspielenden Siegfried Lowitz. Meine Begeisterung bringt die übliche Reihenfolge meiner Folgenkommentare durcheinander, die Würdigung der Schauspieler soll aber nicht unter den Tisch fallen.

    Es kann nicht oft genug gesagt werden, Siegfried Lowitz ist die Rolle des kernig-kantigen Kommissar Köster perfekt auf den Leib geschneidert. Gegen diese Dominanz vermögen Michael Ande und Jan Hendriks nicht viel auszurichten, bleiben in dieser Folge weitgehend austauschbar. Zurück zu meinem Lieblingsthema Giallo, auf das von mir verehrte Genre weist auch die Wahl der weiblichen Besetzung hin, so viel Schönheit bekommt man selten in deutschen Produktionen zu Gesicht! Heidelinde Weis macht mich sowieso sehr an, hier darf ich sie als ruchloses und überspanntes Miststück geniessen, ich bin verliebt, unsterblich verliebt! Setzt bereits Heidelinde Weis mein Blut im Überfluss unter Starkstrom, hämmert mir zusätzlich die rassige Gracia-Maria Kaus aufs Auge, ruchloses Miststück Nr. 2 in einer Folge, fast zu viel für mein altes Herz! Die durchaus nicht unattraktive Eva Christian verblasst nahezu, abseits meiner primitiven Gelüste sorgt Xenia Pörtner für gute Laune, die kluge Lebensgefährtin des Alten nimmt ihren Liebsten genüsslich und liebevoll auf die Schippe. Die Herren sollen nicht unterschlagen werden, Harry Meyen gefällt in der Rolle des arroganten Besessenen, Peter Fricke überzeugt als schleimiger Erpresser. Noch einmal zurück zu den Damen, Hanne Wieder sorgt mit ihren Auftritten als lesbischer Paradiesvogel für Schmunzler.

    Bin ich im Himmel? Der Alte goes Giallo ohne seine Eigenständigkeit aufzugeben? Gerade kommt mir wieder Heidelinde Weis in den Sinn, du kokettes Biest, wie soll ich in der kommenden Nacht schlafen ohne von dir zu träumen? Ich sehe Gracia-Maria Kaus mit ihrem ständig besoffenen Kerl am Pool über den sonnigen Süden sinnieren: "Scotch gibts überall", da liegt der schlechte Mann richtig, bringt es gewissermaßen auf den Punkt. Was für eine Wundertüte! Mord und Totschlag, prachtvolle Kulissen und überschäumende Dekadenz, verdorbene Charaktere und schöne (verdorbene) Frauen, Besessenheit bis zum (h)eiskalten Wahnsinn! Mehr gefällig? Erpressung, Homosexualität, Bach, brüllend irre Dialoge und über allem Herr Lowitz als durchblickender Moderator, der zum Finale genau die richtigen Knöpfe drückt, konsequent und (fast) die Grenzen regulärer Polizeiarbeit überschreitend! Selten wurde die Orgel im deutschen Fernsehen faszinierender bespielt, meine Synapsen explodieren vor Freude! Ich beende meine wirren Ausführungen an dieser Stelle, der Verlust jeglicher Contenance steht unmittelbar bevor. ...es gäbe noch soooo unendlich viel über die Folge zu schreiben. Zum Teufel, überzeugt euch selbst davon!

    Feiste 8,5/10 (sehr gut bis überragend)

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum15.04.2012 13:53
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 8 (Folgen 106-120)

    Folge 120 - Das seltsame Leben des Herrn Richter (Deutschland 1984)

    Das schöne neue Leben

    Martin Richter (Klaus Behrendt) sitzt die nackt Angst im Nacken. Panisch sucht er die Kneipe seiner Bekannten Berta Haginger (Christa Berndl) auf, versteckt sich kurzzeitig in deren im gleichen Gebäude gelegenen Wohnung. Der Gehetzte setzt seine Flucht fort, in einem Park trifft er auf seinen telefonisch verständigten Sohn Manfred (Edwin Noël). Die letzten Meter führen Martin Richter über eine Brücke, sein Sprößling wartet auf der anderen Seite des Kanals, doch nun schlagen die Häscher zu, strecken ihre Beute mit mehreren Schüssen nieder. Manfred hört die peitschenden Schüsse, als er seinen Vater findet ist dieser bereits tot. Wer trachtet einem unscheinbaren Versicherungsmitarbeiter nach dem Leben? Berta Haginger berichtet Derrick und Klein von einem merkwürdigen Besucher (Peter Bertram), der ihre Gaststätte angeblich für eine Feier mieten wollte und die Räume genau unter die Lupe nahm, sogar darauf bestand einen Blick in die Küche zu werfen. Weitere Ermittlungen führen schnell erstaunliche Begebenheiten ans Tageslicht, offenbar führte das Mordopfer seit ungefähr einem halben Jahr unerkannt ein Doppelleben, hatte sich mit gefährlichen Kriminellen eingelassen...

    Klaus Behrendt trumpfte bereits mehrfach in der Reihe auf, in "Der Spitzel" (49) glänzte er als schleimiger Zuträger. In "Am Abgrund" (80) taumelte er als alkoholkrankes Wracks durch die Kulissen, während "Via Genua" (99) zeigte er sich als geldgieriger Spiessbürger. Erneut liefert Behrendt eine erstklassige Vorstellung ab, zwar ist er diesmal lediglich in der frühen Phase der Folge zu sehen, diese dominiert er mit seiner hektischen Präsenz jedoch unangefochten. Edwin Noël darf einen modernen Lehrer und erstaunten Sohn geben, der nicht durch den gewaltsamen Tod seines Vaters geschockt wird, er muss sich zu allem Überfluss mit dem ihm bisher völlig unbekannten Doppelleben des Erzeugers auseinandersetzen. Erstaunen auch auf der anderen Seite des Doppellebens, Christa Berndl gewinnt mühelos die Symphatie des Zuschauers, eine Kneipenwirtin mit Herz und Verstand. Klaus Höhne spielt einen Freund aus dem neuen Umfeld des Opfers, für meinen Geschmack mutet seine Darbierung hier und da eine Spur zu theatralisch an, wirklichen Anlass zur Kritik bietet sie allerdings nicht. Peter Bertram gefällt mir als eiskalter Ganove sehr gut, für die hübsche Mijou Kovacs bleibt leider wenig Raum.

    "Das seltsame Leben des Herrn Richter" lebt zunächst von Klaus Behrendts toller Leistung, die folgende Aufdeckung seines Doppellebens leidet unter der auf eine Stunde beschränkten Spielzeit der TV-Serie. Klar, die Stoff funktioniert auch in diesem Format, doch vor allem das letzte halbe Lebensjahr des Opfers hätte vermutlich jede Menge interessante Einblicke geboten. Weniger in reisserischer Hinsicht, sondern mit Blick auf die schauspielerischen Möglichkeiten von Klaus Behrendt. Darsteller und Drehbuch begegnen dem überschaubaren Zeitfenster mit gelegentlichen Übersteigerungen, in den meisten Momenten auf gelungene Art. Schemenhaftes trifft auf Eindringliches, Derrick und Klein beschränken sich auf seriöse Polizeiarbeit, bleiben deutlich blasser (fast austauschbar) als üblich, für Popanz und/oder Griffigkeit war hier schlicht kein Platz, schade. Theodor Grädler inszeniert nach dem Ableben der namensgebenden Episodenfigur unaufgeregt, ergo kommt das Finale mit kurzer Boots-/Hubschrauberverfolgung fast wie ein Fremdkörper daher, aus meiner Sicht ein willkommener Fremdkörper. Max Greger Jr. steuerte die Musik bei, eine Abwechslung zu den Arbeiten von Frank Duval, solides Handwerk ohne Höhepunkte. Nach dem packenden Auftakt bietet "Das seltsame Leben des Herrn Richter" routinierte Krimikost, ein ordentlicher Abschluss für die achte Box.

    7/10 (gut)



    Meine Lieblinge aus dem Kreis der Folgen 106-120:

    • Folge 107 - Die Schrecken der Nacht (Zbyněk Brynych)
    • Folge 108 - Dr. Römer und der Mann des Jahres (Theodor Grädler)
    • Folge 114 - Keine schöne Fahrt nach Rom (Alfred Weidenmann)
    • Folge 115 - Ein Spiel mit dem Tod (Theodor Grädler)
    • Folge 119 - Gangster haben andere Spielregeln (Alfred Vohrer)

    Folge 107 zählt für mich zu den bisher stärksten Beiträgen überhaupt, danach haut uns Folge 108 herrlich irre Momente um die Ohren.

  • Zitat von eastmancolor
    Nochmals meine Kaufempfehlung! Wer bei dem Film ineiner solch guten Qualität für 4,99 Euro nicht zuschlägt, ist selbst schuld.



    Überzeugt, ich werde das Teil in meine nächste OFDB-Bestellung packen, da die alte Auflage gewissermaßen verbesserungswürdig war.

  • Zinksärge für die Goldjungen (1973)Datum14.04.2012 00:10
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Zinksärge für die Goldjungen (1973)

    Zinksärge für die Goldjungen (Deutschland, Italien 1973, Originaltitel: Zinksärge für die Goldjungen)

    Bis zur bitteren Neige?

    In Hamburg regieren Otto Westermann (Herbert Fleischmann) und seine "Kegelbrüder" über die Unterwelt. Die Geschäfte gehen gut, wer nicht nach Westermanns Pfeife tanzt bekommt Probleme. Otto hat die Stadt im Griff, doch aus den USA naht Unheil! Gangsterboss Luca Messina (Henry Silva) läuft an Bord der Queen Mary im Hamburger Hafen ein, er will die Stadt unter seine Knute zwingen, aus seiner Sicht sind die Tage Westermanns gezählt. Es kommt zu ersten Zwischenfällen, zunächst können die Italo-Amerikaner die alteingesessenen Gauner regelrecht überrumpeln. Freilich denkt Otto Westermann gar nicht daran seine Machtposition aufzugeben, flugs schüttelt er einen cleveren Plan zum Gegenschlag aus Ärmel. Abseits der Befindlichkeiten ihrer Väter lernen sich Silvia Messina (Patrizia Gori) und Erik Westermann (Horst Janson) kennen und lieben, deren Romanze von den Kampfhähnen zunächst unbemerkt bleibt. Schliesslich ist der Tag der Abrechnung gekommen, Otto Westermann und seine Mitarbeiter fallen in Luca Messinas Anwesen ein. Tatsächlich erwischen sie ihren Gegenspieler gewissermaßen schutzlos, Messina sorgt sich um seine lebensbedrohlich erkrankte Mutter (Ermelinda De Felice). Otto ist kein skrupelloser Killer, er lässt einen Arzt rufen, sieht zunächst von der Maßregelung seines Widersachers ab. Die Lage scheint sich zu entspannen, plötzlich flammt kurzzeitig fast so etwas wie gegenseitige Sympathie zwischen Otto Westermann und Luca Messina auf. Von diesem Gefühl beseelt ruft Luca seine Schläger zurück, die Burschen sollten Westermanns anderen Sohn Carl (Wolfgang Kuhlmann) ins Jenseits befördern. Tragischerweise haben die pflichtbewussten Herren den blutigen Job bereits erledigt...

    Regisseur Jürgen Roland wurde vor allem durch die Edgar-Wallace-Filme "Der rote Kreis" (1960) und "Der grüne Bogenschütze" (1961) bekannt. In der späten Phase seiner Karriere Inszenierte er zahlreiche Fernsehproduktionen (z. B. "Tatort"), sein Name ist untrennbar mit der erfolgreichen Serie "Großstadtrevier" verbunden. In Form des großartigen "Zinksärge für die Goldjungen" schenkte uns Roland einen äusserst kurzweiligen und liebenswerten Gangsterstreifen, bekannte und geschätze Charakerköpfe liefern sich ein gnadenloses Duell. Auf der einen Seite der zwischen gemütlich und cholerisch pendelnde Otto Westermann, auf der anderen Seite der eiskalte und berechnende Italo-Amerikaner Luca Messina. In kleineren und grösseren Nebebrollen tummeln sich jede Menge -mehr oder weniger- bekannte Gesichter, im temporeichen Finale liefert der Hamburger Hafen die Bühne für eine atemlose Verfolgungsjagd auf Leben und Tod. Zwar sind die Einflüsse des italienischen Genrekinos klar erkennbar, doch Rolands prägnante Inszenierung und die stimmungsvollen Schauplätze, lassen den Film nie zu einem zweitklassigen Abklatsch des Gangsterfilms aus dem Stiefelland werden. Für meinen Geschmack ist die Nähe zum italienischen Genrekino sowieso die bestmögliche Art internationales Flair in eine vorwiegend deutsche Produktion zu bringen, zusätzlich ist Hamburg der ideale Schauplatz, die Saat geht ganz vortrefflich auf. Interessanterweise baut die Sause nicht auf das Klischee St. Pauli, ohne diesen Bereich völlig auszuklammern, sondern verlagert die Handlung vor allem in die Behausungen der Gangsterbosse und (wie bereits erwähnt) den Hamburger Hafen. Bevor es im Hafen zum endgültigen Zweikampf der Giganten kommt, wird rasant und wild ballernd per PKW durch Hamburg gehämmert, ist Jürgen Roland etwa mit Umberto Lenzi verwandt?

    Ohne Hänger, ohne Leerlauf poltern die Goldjungen rund 83 Minuten durch Deutschlands einzige Weltstadt, darin eingebettet eine Liebesgeschichte mit Romeo-und-Julia-Schlagseite (die in eine andere Richtung als das "Original" kippt, lasst euch überraschen). Eine Romanze in einem kernigen Gaunerknüller, funktioniert das denn? Und wie das funktioniert! Dabei bietet die Geschichte von Silvia und Erik ganz sicher keine echte Tiefe, ohne Umschweife wird sich verliebt, egal welche Meinung die Alten zu diesem Thema haben. Das junge Paar wirkt trotzdem nicht wie ein Fremdkörper, denn die Darbietung von Patrizia Gori und Horst Janson ist äusserst putzig, man muss die Verliebten einfach mögen, sie sind hochgradig ansteckend! Darüber hinaus zeigen die Jungen den Alten einen besseren Weg auf, doch die Betonschädel lassen sich nicht erweichen. Stets verpasst einer der Bosse die rettende Ausfahrt, getrieben durch Mißverständnisse und Fehleinschätzungen rennt die ältere Generation in ihr sicheres Verderben!? Kernig und direkt die Dialoge, ich gebe nicht der Versuchung nach etliche Zitate einzubauen, möchte zum Entdecken auf eigene Faust ermutigen, mehr als das übliche Lieblingszitat gibt es auch diesmal nicht.

    Gönnen wir uns einen Blick auf das Ensemble. Herbert Fleischmann geniesst bei mir immer Kredit, ich sehe den leider viel zu früh verstorbenen Schauspieler sehr gern. Fleischmann kommt als Otto Westermann auf den ersten Blick wie ein gutbürgerlicher Durchschnittstyp daher, Halbglatze und Bierbauch inklusive. Hinter der biederen Fassade lauert ein Raubtier, aber auch ein Mann mit gefestigten Prinzipien und Moralvorstellungen, ein Mann der bei Bedarf mit aller Härte zulangen kann. Fleischmanns Antagonist Silva bildet schon von der Erscheinung her einen harschen Kontrast, statt bierseliger Rundungen gibt es einen gelackten Eckschädel zu sehen, nur vor "Mama" hat der kantige Gangster Respekt. Zwei Welten prallen mit voller Wucht aufeinander, bei aller vordergründungen Unterschiedlichkeit sind die Herren letztlich auf der gleichen Schiene unterwegs, gefangen und geeint im brüllenden Wahn aus engstirniger Prinzipienreiterei, blutrünstigen Rachegelüsten und bedingungsloser Machtgier. Zwei Lieblinge in einem Film, die Konstellation Fleischmann vs. Silva ist ein rauschhafter Freundenspender! Bevor meine Schwämerei völlig ausser Kontrolle gerät, reisse ich das Steuer in Richtung der übrigen Mannschaft herum. Naja, Anlass zur Sachlichkeit sehe ich trotzdem nicht, doch ich will versuchen mich zu beherrschen. Horst Janson gibt den hübschen Sympathieträger, die ihm zur Seite gestellte Patrizia Gori ergänzt Janson passend, ein schönes und knuffiges Paar. Statt sich den Vorträgen ihrer Väter zu beugen ziehen sie ihr Ding durch, mahnen ihre Erzeuger zur Vernunft (das Liebespaar wurde sehr geschickt und spannend in einen Teil des langen Finales eingebunden, grandios!). Véronique Vendell spielt die Frau an Luca Messinas Seite, kein leichter Job ein Liebchen des Bosses zu sein, vor allem wenn dessen Frau Mutter sich wenig erbaut zeigt. Vendell hatte Auftritte in international erfolgreichen Produktionen, sie wirkte in "Barbarella" (1968) und "Cross of Iron" (Steiner - Das Eiserne Kreuz, 1977) mit. Selbstverständlich hat auch Otto Westermann ein "Betthäschen" am Start, Sonja Jeannine wurde dieser Part übertragen, sie darf ihre Auslage vorzeigen und dem Chef bei Bedarf die Zeit vertreiben. Ein gestresster Macher braucht ab und zu ein wenig Zerstreuung, nach Möglichkeit unverbindlich, eine weitere Parallele zwischen Westermann und Messina. Ermelinda De Felice verkörpert das Klischee der italienischen Mama perfekt, ihre Darbietung sorgt für manchen zusätzlichen Schenkelklopfer. Ich werde nun nicht alle Mitwirkenden aufzählen, lediglich ein paar Worte zu den einprägsamsten Gestalten seien mir noch gestattet. Raf Baldassarre war eine gefragte Charakterfratze in etlichen Italowestern, er ist als verräterischer Fiesling unterwegs, Dan van Husen gehört ebenfalls zur Riege des Herrn Silva, extrem kultig (an dieser Stelle passt das oft mißbrauchte Wort) ist der Auftritt von Denes Törzs. Später als Sprecher und Moderator des NDR jedem Norddeutschen bekannt, zieht der gelernte Schauspieler hier richtig feist vom Leder!

    Wenn ich einen Blick auf die heutige Filmlandschaft Deutschlands werfe... Ja, dann schiessen mir fast Tränen des Mitleids in die Augen, unterschwellig macht sich ein flaues Gefühl samt Brechreiz in meinem Magen breit. Hat den keiner mehr die Eier in der Hose um mit einen flotten Genrefilm aus der Kiste zu kommen? Es muss doch mehr geben als kalauernde Komödien und verquaste Grütze? Klar, da meckert er wieder rum, der alte Isegrim. "Zinksärge für Goldjungen" ist ein rasanter Ritt durch die Metropole Norddeutschlands, voller Lust (und mit ein bißchen Wehmut) stürze ich mich in dieses Abenteuer, aale mich mit allem was ich habe im schönsten, wildesten und mutigsten Jahrzehnt der Filmgeschichte. Verklärte Spinnerei? Bekanntlich wollte man damals mit Genrefilmen vor allem Geld verdienen, blick den Tatsachen ins Auge, du Ochse. Na und? Wenn ein Film mich so packt, begeistert und in Jubelstimmung versetzt, dann negiere ich die Motive der Macher sehr gern. Liebe Skeptiker, rutscht mir bitte den fetten Buckel herunter! Hamburg brennt! Mein Herz auch!

    Mit der #1 aus der Reihe "Editon Deutsche Vita" landet FilmArt einen Volltreffer! Neben der deutschen Kinofassung darf man die Version für den italienischen Markt bestaunen. Diese wurde gekürzt, die Handlung dadurch gestrafft (obwohl bereits die deutsche Fassung sehr temporeich inzeniert und geschnitten über den Bildschirm saust), geänderte Dialoge rücken die Charaktere teils in ein etwas anderes Licht. Mir gefällt die deutsche Version eindeutig besser, davon unbenommen ist die alternative Fassung eine sehr willkommende Ergänzung. Zusätzlich gibt es ein Interview mit Horst Janson, Auszüge aus einem Interview mit Henry Silva, ein längeres Audiointerview mit Jürgen Roland, den deutschen Kinotrailer und eine Bildergalerie, weitere Kleinigkeiten (u. a. einen Beitrag über den Hamburger Hafen). Das Material wurde auf zwei DVDs verteilt, die Scheiben sind in einem schicken Digipak samt Schuber untergebracht, obendrein liegt ein lesenswertes Booklet bei. Fazit: Diese Veröffentlichung ist ein Traum! Vielen Dank dafür!

    Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen will (was sehr schade wäre), kann zur karg ausgestattenen "Kaufhausauflage" greifen. Ledigliche eine DVD im Amaray, keine Boni.

    Meine Empfehlung könnte nicht eindeutiger ausfallen, kauft euch die besser ausgestattete und ansprechender aufgemachte Ausgabe! Es lohnt sich! Gern würde ich noch auf weitere Aspekte bezüglich "Zinksärge für die Goldjungen" eingehen. Doch dann müsste ich noch viele Stunden vor dem Rechner verbringen, ein Unding, ich will Filme schauen. Obwohl... Habe ich bereits den tollen Titeltrack erwähnt, der das wüste Treiben immer wieder stilsicher untermauert? Genug...

    Sehr dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend!)

    Lieblingszitat:

    "Alles hat seinen Preis und wir alle müssen ihn bezahlen!"





  • Sisters - Schwestern des Bösen (USA 1973, Originaltitel: Sisters)

    Hitchcockploitation und (viel) mehr...

    Danielle Breton (Margot Kidder) lädt ihre neue Bekanntschaft Phillip Woode (Lisle Wilson) zu sich in die Wohnung ein, obwohl die beiden Turteltauben zuvor von Danielles Exmann Emil (William Finley) belästigt wurden. Nach einer berauschenden Liebesnacht kommt es zu einem fürchterlichen Übergriff. Auf der anderen Strassenseite wohnt die Journalistin Grace Collier (Jennifer Salt), die aus ihrem Fenster eine gute Sicht in die Bleibe von Danielle hat. Grace wird Zeugin der schrecklichen Bluttat, sofort informiert die junge Frau die Polizei. Bei den Beamten geniesst die für ein lokales Blatt schreibende Grace nicht den besten Ruf, ergo zeigen sich die eintreffenden Gesetzeshüter nicht sonderlich engagiert oder von ihren Ausführungen beeindruckt. Tatsächlich fördert die Durchsuchung des angeblichen Tatorts keinerlei Verdachtsmomente ans Tageslicht. Collier ist nach wie davon überzeugt einen Mord in Bretons Wohnung gesehen zu haben, sie beauftragt den Privatdetektiv Joseph Larch (Charles Durning) mit weiteren Ermittlungen. Darüber hinaus stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an, die gewonnenen Erkenntnisse führen die emsige Zeitungsfrau auf gefährliche Pfade...

    Lässt man vorherige Gehversuche unberücksichtigt, darf sich "Sisters" als Brian De Palmas Gesellenstück im Thrillersektor betrachten. Ganz bewusst wähle ich die Bezeichnung Gesellenstück, denn trotz seiner erstaunlichen Qualitäten ist "Sisters" nicht De Palmas stärkster Beitrag zum Genre. Freilich zitiert das damalige Nachwuchstalent mit Ausdauer den unvergessenen Alfred Hitchcock (der 1973 noch längst nicht unter der Erde weilte), doch De Palma verkommt nie zur leeren Kopie, da er sich nicht ausschliesslich auf den britischen Großmeister bezieht, ferner über ein hervorragendes Gespür für Atmosphäre, Spannung, Kameraeinstellungen und Ausleuchtung verfügt. Später trieb der Filmemacher seine Lieblingsthemen auf die Spitze, hier scheint mit "Dressed to Kill" (1980) ein geeignetes Beispiel herzugeben, aber bereits "Sisters" konfrontiert den Zuschauer mit Voyeurismus (drängt uns geschickt in die Rolle des Spanners), verzerrter Wahrnehmung, schwarzem Humor und einem sich über den Betrachter ergiessenden Füllhorn aus Zitaten und Huldigungen, selbstverständlich inklusive umwerfend gut gemachter Split Screen Momente, obendrauf gibt es in der finalen Phase bizarre Traumsequenzen auf die Augen. Lediglich auf die für De Palma typische Plansequenz müssen wir verzichten, vermutlich wegen nicht allzu üppiger Finanzmittel der Produktion.

    "Sisters" erstarrt nicht zur künstlerischen und handwerklichen Fingerübung ohne Seele, Unmengen Herzblut fliessen aus jeder Szene, überdies versammelte Brian De Palma ein kleines und feines Ensemble vor der Kamera. Margot Kidder erlangte später durch ihre Mitwirkung in "Superman" (1978 und mehrere Fortsetzungen) grössere Bekanntheit, sie spielte des Superhelden liebstes Weiblein Lois Lane. Da ich Spoiler vermeiden will, kann ich nicht näher auf Kidders Darbietung eingehen, ihr gelingt es zweifellos den Zuschauer zu berühren und nicht minder zu schockieren. Ihre "Gegenspielerin" Jennifer Salt sollte keine allzu grosse Filmkarriere vergönnt sein, sie war später allerdings in diversen TV-Produktionen zu sehen. Salt wandelt auf einem teils hauchdünnen Seil, droht mehrfach in den Abgrund der Nervensägen zu stürzen, fängt den einsetzenden Taumel angenehmerweise stets zum richtigen Zeitpunkt ab. Nicht ohne Würdigung darf der liebenswert-schrullige Auftritt von Mary Davenport bleiben, die ihrer Filmtochter den "fragwürdigen" Beruf ausreden will, wer braucht schon Journalistinnen, jede Frau gehört an Herd und die Kette eines wohlwollenden Ehegatten. Davenport ist in der Tat die echte Mutter der putzigen Jennifer Salt, dies zu wissen wertet die gemeinsamen Szenen der Damen -zumindest aus meiner Sicht- noch weiter auf. Den Herren der Schöpfung geht es auf unterschiedlichen Ebenen an den Kragen, der nette Kerl wird zum Opfer, die anderen Bürschlein passen entweder prima in die Geisterbahn oder dürfen sich die Kappe mit der Aufschrift Esel aufs hohle Haupt setzen. William Finley schleicht und schleimt gar schröcklich durch die Kulissen, erneut verbietet mir akute Spoilergefahr weitere Bemerkungen. Charles Durning brummelt als Karikatur eines Privatschnüffles umher, Dolph Sweet macht uns den wenig motivierten Bullen. Lisle Wilson fällt die Rolle des Sympathieträgers zu, keine gute Vorausetzung einen De Palma Thriller lebendig zu überstehen!?

    Ja, ich mag auch die bekannteren "Mainstreamsausen" (seltsames Wort) des Herrn De Palma. Beispiele gefälllig? Das Epos "The Untouchables – Die Unbestechlichen" (1987), den sträflich unterschätzten "Fegefeuer der Eitelkeiten" (The Bonfire of the Vanities, 1990) oder den häufig verprügelten "Mission to Mars" (2002). Am liebsten sind mir jedoch seine Genrefilme aus den Bereichen Thriller oder Horror (oder einer Kombinations daraus). Erneut ein paar Beispiele: "Carrie – Des Satans jüngste Tochter" (Carrie, 1976), "Teufelskreis Alpha" (The Fury, 1978), "Dressed to Kill" (1980) und "Der Tod kommt zweimal" (Body Double, 1984). Der 1973 in den Kinos gestartete "Sisters" sollte keinem Fan von "Dressed to Kill" und "Body Double" mißfallen, im Gegenteil, dieser Streifen ist ein unverzichtbarer Beitrag aus dem Werk des nicht immer unumstrittenen Regisseurs, der in meinem Herzen mit jedem Jahr ein grösseres Stück erobert. "Sisters" zeigt eindrucksvoll auf, wie man abseits von Gigantomanie, mit vergleichsweise geringen Finanzmitteln, einen visuell beeindruckenden, stilsicheren, packenden und nahezu formvollendeten Film auf die Beine stellt! Danke dafür, ich verneige mich!

    epiX hat den Flick bereits vor einigen Jahren dem deutschen Markt zugeführt, die DVD mag nörgelnde Zeilenzähler nicht befriedigen, von technischer Perfektion bleibt sie fraglos deutlich entfernt, kleine Schludrigkeiten inklusive. Ich kann mit der Scheibe gut leben, wäre einer höherwertigen Veröffentlichung trotzdem zugeneigt. Im Bonusbereich gibt es interessante Texttafeln und diverse Trailer zu entdecken.

    Sehr gut = Dicke 8/10

    Lieblingszitat:

    "Ich brauche diese idiotische Polizei nicht, ich kann Karate!"

  • Bewertet: "Der Alte"Datum10.04.2012 21:59
    Foren-Beitrag von Blap im Thema Bewertet: "Der Alte"

    Die Fortsetzung der "Mega-Der-Alte-Sause"


    Der Alte - Collector's Box Vol. 1 (Folge 1-22)


    Folge 3 - Der Alte schlägt zweimal zu (Deutschland 1977)

    Der Tropf und die importierte Femme Fatale

    Eric Finberg (Michel Rubin), ein reichlich unansehnlicher Spediteur, ist der attraktiven Vanessa (Loumi Jacobesco) hemmunglos verfallen, doch seine Gattin (Eleonore Noelle) verweigert die Scheidung mit kratzbürtiger Hartnäckigkeit. Sehr unangehm für den liebeskranken Burschen, denn seine Geliebte stammt aus Polen, ihre Aufenthaltserlaubnis läuft bald aus. Nachdem Frau Finberg ankündigt ihre Mutter (Brigitte Horney) für ein paar Tage zu besuchen, erklärt sich Eric Finberg bereit seine Gattin zu fahren, schliesslich habe er sowieso eine Fuhre in der Nähe abzuholen. Als die Tochter nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auftaucht, zeigt die verzweifelte Mutter ihren Schwiegersohn bei der Polizei an. Die alte Dame ist sich absolut sicher, ihre Tochter wurde von Eric Finberg ermordert! Kommissar Köster fühlt dem Transporteur auf den Zahn, der Verdächtige gibt an seine Gattin habe das Fahrzeug im Streit verlassen, seither habe sie sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Eine Rekonstruktion der Tour bestätigt die Zeitangaben Finbergs. Dennoch ist Köster von der Schuld des untreuen Ehemanns überzeugt, er setzt seinen Mitarbeiter Heymann auf die Liebschaft des Spediteurs an...

    Michel Rubin verhält sich nicht nur wie ein Trottel, er sieht zu allem Überfluß auch wie ein Depp aus. So mutet seine Darbietung überwiegend unfreiwillig (?) albern an, dem Unterhaltungswert ist diese Tatsache keinesfalls abträglich. Die rassige Loumi Jacobesco passt vortrefflich in die Rolle der ruchlosen Verführerin, das Drehbuch degradiert sie zum abgegriffenen Klischee, eine dreiste und gleichzeitig herrliche Maßnahme. Eleonore Noelle kommt als zänkische Ehefrau sehr abstossend daher, treibt den Zuschauer geradezu in die wolllüstigen Arme der anziehenden Loumi Jacobesco. Brigitte Horney wird leider verschwendet, einer echten Dame sollte man mehr zugestehen, hier bleibt sie auf ein Nervenbündel beschränkt, welches man am liebsten gemeinsam mit ihrer Filmtochter entsorgen möchte. Darüber hinaus kommen Jan Hendricks und Michael Ande zum Zuge, stehen nicht lediglich wie biegsame Eckfähnchen auf dem Spielfeld ihres knarzigen Chefs herum. Vor allem Ande bekommt ein feines Plätzchen zur Entfaltung eingeräumt, er darf sich mit Loumi Jacobesco in den feuchten Nahkampf begegben.

    Sicher, der Kriminalfall ist kein meisterliches Konstrukt, dazu verläuft die Geschichte viel zu vorhersehbar. Die Stärken von "Der Alte schlägt zweimal zu" sind von anderer Natur, die klischeeüberladenen Charaktere sorgen beim geneigten Zuschauer für jede Menge Schenkelklopfer. Der Alte nimmt seinen Hauptverdächtigen mit nahezu sadistischer Lust auseinander, treibt ihn mit diebischer Freude mehr und mehr in die Enge. Auch wenn der "Umweg" über die Geliebte genommen werden muss, Köster spielt ausdauernd mit seinem "Opfer" Finberg, wiegt es kurzzeitig in Sicherheit, nur um zwei Fliegen mit einer knallharten Klatsche zu plattieren. Spinne Köster frisst auch kleine, dumme und unterlegene Fliegen. Und erst die Darbietung von Loumi Jacobesco! Wenn sie sich dem lechzenden Ande anbietet, ihm ihre High Heels fast ins Gesicht drückt, möchte ich vor Freude fast vom Sofa hüpfen. Während Köster seinen Sieg geniesst, scheint sein Zuarbeiter Heymann ein schlechtes Gewissen zu plagen, Michael Ande bringt diesen Zwiespalt überzeugend rüber. Inmitten der Suhle aus Klischees und Fliegenfängerei tischt uns Regisseur José Giovanni flotte Szenen im LKW auf, mit Vollgas rumpelt der klapprige Kasten durch das bayerische Hinterland. Dazu zum Schluss der symbolträchtige Blick vorbei an einer verhafteten Person, durch das Gitter der Polizeikutsche sehen wir Köster, Heymann und Brenner entspannt in den Feierabend spazieren, über dem Abspann ertönt der angenehmer Easy Listening Sound aus der Feder von Peter Thomas.

    7,5/10 (gut bis sehr gut)

  • "Derrick" oder: das andere KonzeptDatum09.04.2012 22:20
    Foren-Beitrag von Blap im Thema "Derrick" oder: das andere Konzept

    Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


    Derrick - Collector's Box 8 (Folgen 106-120)

    Folge 119 - Gangster haben andere Spielregeln (Deutschland 1984)

    Naiv, gierig, tot

    Roland Lieboth (Jan Niklas) arbeitet als studentische Aushilfskraft in einem Forschungslabor. Eines Tages gabelt Dr. Blunk (Klaus-Jürgen Wussow) den jungen Mann auf, man kennt sich aus dem Labor, Blunk war dort vor einiger Zeit ebenfalls beschäftigt, schon damals wurde die Einrichtung von Professor Balthaus (Hans Korte) geleitet. Lieboth sieht sich mit einem ungewöhnlichen Angebot konfrontiert, gegen gute Bezahlung soll er Unterlagen aus dem Privatanwesen des Professors entwenden, die Papiere anschliessend an einen Burschen namens Bools (Günther Ungeheuer) übergeben. Zunächst läuft alles nach Plan, professionelle Einbrecher haben das Haus für den Studenten vorbereitet, die Eheleute Balthaus sind unterwegs. Nach kurzer Suche findet der Eindringling die Unterlagen, doch plötzlich steht ihm Ruth Balthaus (Evelyn Opela) gegenüber, die Gattin des Professors ertappt den Dieb auf frischer Tat. Wenige Stunden später bekommt Maria Tobler (Sissy Höfferer) Besuch von Derrick und Klein, ihr Lebensgefährte Roland Lieboth wurde erschossen in einer Tiefgarage aufgefunden. Maria Tobler berichtet von mehreren Anrufen ihres Freundes, in denen er sich für seine Verspätung entschuldigte und von einem interessanten Angebot berichtete...

    Jan Niklas mag für die Rolle des Studenten bereits zu alt sein, er spielt den von Geldgier und erstaunlicher Naivität angetriebenen Charakter dennoch überzeugend. Klaus-Jürgen Wussow gefällt mir als alkoholabhängiger Fiesling ausserordentlich gut, vor allem Bösewichte und abgründige Gestalten stehen im bestens zu Gesicht. Hans Korte und Evelyn Opela stolpern durch das Trümmerfeld ihrer Ehe. Hier der unscheinbare und dickliche Korte, in der Rolle des elitären Forschers mit ausgeprägtem Hang zu Arroganz und Kaltherzigkeit, dort die strahlend schöne Evelyn Opela, vom ihrem Gatten gedemütigt und nicht ernst genommen. Gegenseitiges Unverständnis führt auf gefährliche Pfade, plötzlich steht viel mehr als eine Ehe auf dem Spiel. Neben Evelyn Opela mutet die gewohnt solide aufspielende Sissy Höfferer unscheinbar an, Günther Ungeheuer stellt einen skrupellosen Kriminellen dar, er wird seinem knuffigen Nachnamen gerecht. Udo Thomer taucht mal wieder in einer kleinen Rolle auf, Willy "Sklave Berger" Schäfer darf die niederen Tätigkeiten wie z. B. Beschattung übernehmen. Horst Tappert und Fritz Wepper beschränken sich weitgehend auf seriöse Ermittlungsarbeit, das gute Drehbuch benötigt keine Rettungsanker aus Popanz und Kalauern (fast ein wenig schade).

    "Gangster haben andere Spielregeln" zieht weitere Kreise als zunächst vermutet. Das Mordopfer gerät durch eigene Dummheit zwischen mächtige Mühlsteine, die anderen beteiligten Charaktere und ihre Beziehungen zueinander sind weitaus interessanter. Besonders Evelyn Opela hat mich fasziniert, dies gilt für ihre Rolle und ihre Attraktivität. Opela heiratete 1986 den Produzenten Helmut Ringelmann (Derrick, Der Alte, Siska etc.), der Mann hatte offenbar Geschmack. Alfred Vohrer lässt die Wildsau erneut im Käfig, mit der Seriösität der späten Arbeiten des leider 1986 verstorbenen Regisseurs habe ich mich inzwischen abgefunden. Lediglich das Finale wirkt ein wenig schludrig aus dem Ärmel geschüttelt, was mich freilich mehr erfreut als ärgert. Grosses Lob für die Musik von Frank Duval! Nicht immer trifft der Komponist und Musiker in seinen zahlreichen Beiträgen zur Reihe den richtigen Ton. In diesem Fall verlässt sich Duval zwar auf Klischees, diese scheinbare Mutlosigkeit erweist sich jedoch als perfekte Wahl, in meinen Ohren eine seiner besten Arbeiten, absolut treffsicher, punktgenau, extrem stimmungsvoll! Nun neigt sich bereits die achte Derrick-Box dem Ende zu, lediglich Folge 120 - Das seltsame Leben des Herrn Richter wartet noch auf die Sichtung. Klar, die nächste Box steht längst im Regal, ist doch Ehrensache.

    7,5/10 (gut bis sehr gut)

  • In Ultrakurzform:


    • Devil's Playground (Großbritannien 2010) - Fiese Pharmafritzen beschwören eine gigantische Infektion herauf, London wird von rasenden Untoten überrannt. "Devil's Playground" kocht die bewährten Zutaten auf. Hier und da läuft der Streifen zu großartiger Form auf, bietet sehr packende und äusserst atmosphärische Momente, plötzlich kommt das Treiben mit anstrengender Videoclipästhetik der schlimmeren Sorte aus der Kiste. Lust und Frust gehen Hand in Hand, glücklicherweise schlägt das Pendel stärker in Richtung Lust aus.

    Wer keine Schwierigkeiten mit hektischen Einschüben und Superathleten-Zombies hat sollte einen Blick riskieren, die BD aus dem Hause Splendid geht in Ordnung.

    6/10 (obere Mittelklasse)


    • Masters of Horror - Dance of the Dead (USA 2005) - Tobe Hooper versucht eine quasi nicht vorhandene Story mit schrillen Figuren und Effekten zu kaschieren, hektischer Schnitt inklusive. Robert Englund geifert gar ekelhaft durch die Kulissen, die hübsche Jessica Lowndes ist der einzige Lichtblick in dieser ätzenden Pampe. Die TV-Serie "Masters of Horror" brachte einige starke Beiträge hervor, für mich stellt "Dance of the Dead" den Bodensatz dar, da vermag auch das bööööse Ende nicht mehr viel zu retten.

    Tobe Hooper hat sich mit "The Texas Chain Saw Massacre" (1974) selbst ein Denkmal gesetzt, mit "Poltergeist" (1982) gelang ihm ansprechender Mainstream-Grusel. Ergo sei ihm dieser Schnitzer verziehen, immerhin sind gute Ansätze erkennbar.

    4/10 (unterste Mittelklasse, knapp an der Gurke vorbei)

Inhalte des Mitglieds Blap
Beiträge: 1128
Geschlecht: männlich
Seite 16 von 57 « Seite 1 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 57 Seite »
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz