Zitat von Gubanov im Beitrag #375Alles in allem bleibt das „Lied aus Theben“ relativ unscheinbar. „Mittelfeld“ lautet der Ausdruck für Folgen, die einen nicht so recht zu packen vermögen ...
Wird sind oft sehr unterschiedlicher Meinung, hier stimme ich dir jedoch gern zu. Für meinen Geschmack nur ganz knapp vor der bisher schwächsten Folge "Ein Kongress in Berlin" (61).
Trotz diverser Schwächen bleibt das übliche Wohlfühlen. Viel mehr als manch andere Serie / Reihe zu bieten vermag.
Britische Auflage. Die DVD ist mit der deutschen Ausgabe identisch.
Cherry 2000(USA 1986, Originaltitel: Cherry 2000)
Puppenpopper
Wir schreiben das Jahr 2017. Längst ist die Endzeit angebrochen, Arbeitslosigkeit, Rohstoffmangel und Elend bestimmen den Alltag, ausserhalb der Städte erstreckt sich endloses Ödland, beherrscht von kriminellen Subjekten. In dieser tristen Welt hat sich Sam Treadwell (David Andrews) seine kleine Wohlfühlnische geschaffen, er hat einen Job und eine gepflegte Wohnung, stets wartet die hübsche Cherry sehnsüchtig auf ihren Liebsten. Für Sam ist seine Cherry die perfekte Frau, jederzeit willig und eine Granate im Bett. Doch der schöne Schein trügt, denn Cherry ist keine Frau aus Fleisch und Blut, Cherry ist ein Liebesroboter! Beim Räppelchen erleidet die Lustorgel einen heftigen Wassereinbruch, anschliessender Kurzschluss und Kabelbrand fügen Cherry irreparabele Schäden zu. Immerhin ist ihr Gedächtnischip noch brauchbar, Sam benötigt daher "nur ein neues Gehäuse". Leichter gedacht als beschafft, die Cherry-Baureihe wird seit längerer Zeit nicht mehr produziert, Restbestände sollen in der berüchtigten und verbotenen Zone 7 lagern. Unglücklicherweise befindet sich dieses Gebeit weit, weit draussen in der Wüste, auf eigene Faust hat Sam keinerlei Chance auf eine neue Gespielin. Der junge Mann engagiert Edith Johnson (Melanie Griffith), eine erfahrene und wehrhafte Jägerin mit besten Kenntnissen und Fähigkeiten. Dummerweise betrachtet sich ein gewisser Lester (Tim Thomerson) als Herrscher über das Territorium, eine Hatz auf Leben und Tod nimmt ihren Lauf...
Schon der Blick auf die Opening credits könnte kaum eindeutiger sein, "Cherry 2000" ist durch und durch ein Kind der achtziger Jahre. Stimmungsvolle Endzeit-Optik und die gute gewählte Besetzung machen Laune, jedoch kann sich der Streifen nicht für eine konsequente Marschrichtung entscheiden. Humor trifft auf Action und kleine Fiesheiten, zum Erscheinungsbild der Achtziger gesellen sich Rückblicke auf den dystopischen Film der siebziger Jahre. Ein Kessel unter Dampf, letztlich reduziert auf eine vorhersehbare Liebesgesichte, ohne Mut ausklingend. Wollten die Macher den Weichspüler? Musste man sich unter die Knute der Massentauglichkeit begeben? Sicher, unterhaltsam ist das Treiben in der tristen (und manchmal schrillen) Welt von Morgen. Aber mit ein wenig mehr Feuer im Hintern und Boshaftigkeit im Hirn, hätte "Cherry 2000" eine echte Prachtsuhle für Endzeit-Fanatiker werden können. Uff, damit könnte ich meinen Kurzkommentar bereits beschliessen und 6,5/10 auspacken. Zu früh gefreut, ganz ohne weitere Würdigung soll das Ensemble nicht zurück ins DVD-Regal wandern.
David Andrews ist durch zahlreiche Auftritte in amerikanischen TV-Produktionen bekannt. Der ein wenig schmächtig und unscheinbar anmutende Schauspieler steht im Schatten der herrlich aufspielenden Melanie Griffith, macht seinen Job allerdings nicht schlecht. Frau Griffith sieht mit ihrem knallroten Kopfputz nicht nur knuffig aus, hart und herzlich lässt sie sich nicht unterkriegen, schreckt vor keiner Gefahr zurück. Warum sich diese Powerfrau mit Herz in einen Lappen wie Andrews verguckt? Na, da sind wir wieder beim Thema Mutlosigkeit der Verantwortlichen. An dieser Stelle wird ein Lob für die solide deutsche Synchronisation fällig, nach Möglichkeit sollte der Zuschauer Melanie trotzdem im englischen Originalton geniessen, verdammt sexy! Tim Thomerson sorgt in der Rolle des psychotischen Bösewichts für erhebliche Steigerung des Unterhaltungswertes, neben Melanie Griffith ist er die grösste Zierde der Sause. Thomerson zeichnet für groteske Auswüchse verantwortlich, seinem Lester möchte man nur mit dem Gewehr im Anschlag über den Weg laufen, vorzugsweise überhaupt nicht. Ben Johnson sehen wir als väterliches Helferlein der flotten Melanie, Pamela Gidley leiht der Saftpresse Cherry ihr Gesicht. In kleinen Nebenrollen erfreuen uns alte Bekannte, wie z. B. der damals häufig anzutreffende Brion James, Laurence Fishburne schaut ebenfalls kurz rein.
"Cherry 2000" hat im Laufe der Jahre nichts von seinen Qualitäten eingebüßt, gleiches gilt indessen für die Schwächen. Zum Henker, das Teil hat Potential zum Vorschlaghammer und Freudenspender der Oberklasse, ärgerlicherweise verläuft vieles buchstäblich im Wüstensand. Schade!
Die DVD kämpft eine Spur zu heftig mit der Kompression, die Bildqualität geht als brauchbar durch, Boni werden nicht geboten. Übrigens ist die britsche Auflage (deutscher Ton an Bord) meist deutlich günstiger zu haben, der Import sollte sich lohnen. Trotz diverser Kritikpunkte möchte ich "Cherry 2000" nicht in meiner Sammlung missen. Endzeit geht sowieso immer, obschon die Handbremse hier zu häufig angezogen wurde.
Inzwischen sind acht Jahre vergangen, doch Andy Barclay (Justin Whalin) kann die fürchterlichen Erlebnisse mit der Mörderpuppe Chucky nicht vergessen. Die Mutter des sechzehnjährigen Jungen befindet sich in der Psychiatrie, Andy kam bisher mit keiner Pflegefamilie klar, nun hat es den Teenager in eine Militärakademie für Jugendliche verschlagen. Derweil hat der damals in die Schlagzeilen geratene Spielzeughersteller die Produktion der Good Guy Puppen wieder aufgenommen. Auch Mini-Satan Chucky weilt wieder unter uns, Sullivan (Peter Haskell), Chef der Spielwarenfirma, wird das erste Opfer des "wiedergeborenen" Unholds in Puppengestalt. Chucky findet ohne Probleme Andys aktuellen Aufenthaltsort heraus, Charles Lee Ray will endlich zurück in einen menschlichen Körper. Noch ahnt Andy nichts von seinem Glück, er darf zunächst das Gesabbel eines gewissen Colonel Cochrane (Dakin Matthews) über sich ergehen lassen, sich darüber hinaus mit dem sadistischen Ausbilder Shelton (Travis Fine) plagen. Andys Zimmergenosse Whitehurst (Dean Jacobson) berichtet wenig erfreuliche Dinge über Shelton, beste Voraussetzungen für die nächsten Jahre. Zumindest kommen Andy und Whitehurst miteinander aus, die freche und hübsche Göre De Silva (Perrey Reeves) findet den Neuling auf Anhieb extrem sympathisch. Chucky trifft per Paket ein, Nesthäkchen Tyler (Jeremy Sylvers) unterschlägt die Sendung, der kleine Junge wünscht sich einen Good Guy, kann der Versuchung daher nicht widerstehen. Geschickt manipuliert Chucky das Kind, seine teuflischen Absichten kann der Killer zunächst nicht in die Tat umsetzen. Bald sind Todesfälle zu beklagen, Andy kennt den Täter, aber wer sonst glaubt an die Existenz einer Mörderpuppe?
Regisseur Jack Bender inszeniert vor allem für das amerikanische Fernsehen, kann aber auch auf einige abendfüllende Spielfilme in seiner Filmographie verweisen. "Chucky 3" führt die Reihe um den in einen Puppenkörper geschlüpften Serienkiller Charles Lee Ray sehr ansprechend fort, übertrifft den zweiten Teil (Child's Play 2, 1990) locker, schliesst ohne Schwierigkeiten zum ersten Film um die Mörderpuppe (Child's Play, 1988) auf. Bereits der stimmungsvolle Vorspann sorgt für gute Laune, augenzwinkernd bedient man sich beim Terminator, köstlich (hier und da sind Verweise auf weitere Streifen zu finden, dem Spassfaktor zuträglich eingebaut). Humor zieht sich durch den gesamten Film, durch Chucky frontal in die Fresse transportiert, gleichwohl auch abseits des höllischen Spielzeugs, militärischer Drill wird treffsicher aufs Korn genommen. Wie bekommt man einen unbequemen Jugendlichen in den Griff, der durch albtraumartige Schrecklichkeiten schwer traumatisiert ist? Klar, man übergibt ihn alten und jungen Militärschädeln, Verständnis und echte Zuneigung sind sowieso maßlos überbewertet. So philosophiert der Boss der Einrichtung über Männlichkeit, Pflichtgefühl und Ehre, fällt indessen beim Anblick einer fiesen Puppe vor Schreck aus den Latschen, mich hat es vor Lachen fast vom Sofa gerissen.
Allzu ausufernd möchte ich nicht werden, das Ensemble leistet durch die Bank gute Arbeit, der tatsächliche Star bleibt erwartungsgemäß unsere liebste Puppe des Schreckens. Trotzdem ein paar Worte zu den einprägsamsten Gestalten im Schatten Chuckys. Justin Whalin, Dean Jacobson und Perrey Reeves wurden zweckmäßig ausgewählt. Whalin der hübsche Bursche mit Problemen, Jacobson der weniger hübsche Bursche mit Problemen, Reeves die freche und hübsche Göre. Jeremy Sylvers ist ein putziges Kerlchen, Travis Fine gefällt als faschistoider Ausbilder. Die ältere Generation wird durch Peter Haskell, Dakin Matthews und Andrew Robinson vertreten. Allesamt bekommen sie ihr Fett weg, Haskell interessiert hauptsächlich der Profit, Matthews entpuppt sich als Luftpumpe, Robinson hinterlässt einen neurotischen Eindruck. Das Wiedersehen mit Andy Robinson hat mich in besonderem Maße erfreut, legendär seine Darbietung als Clint Eastwoods Gegenspieler in "Dirty Harry" (1971), ebenso unvergessen "Hellraiser" (1987).
Chucky-Fans dürfen sich über den starken dritten Teil freuen, je nach Tagesform rangiert er bei mir auf dem ersten bis dritten Rang innerhalb der fünfteiligen Filmreihe. Nach knapp 86 Minuten ist der Spass vorbei, Hänger sind in dem kurzweiligen und launigen Treiben nicht auszumachen. Das Finale spielt sich stimmungsvoll und temporeich in einer Geisterbahn ab, zuvor spielt die Militärakademie Krieg im Wald, Chucky greift auf seine ganz eigene Art in das Spielchen ein. Ja, der ausgesprochen geschmackvolle Vorspann weckt eine hohe Erwartungshaltung, angenehmerweise kann "Chucky 3" diese Erwartungshaltung ohne nennenswerte Abstriche befriedigen, die bissige Ironie auf Kosten des Militärapparates findet meine volle Zustimmung. Übrigens macht der Film in der deutschen Fassung nicht weniger Spass als im Originalton. Aus meiner Sicht ein grosses Kompliment, denn mit Brad Dourif hat die Originalversion eine grandiose Chucky-Stimme an Bord!
Fazit: Guter Stoff für Freunde der rothaarigen Puppe der Verdammnis. Der zweite Teil war keinesfalls schwach, doch Teil 3 überbietet -wie bereits erwähnt- den Vorgänger deutlich (momentan gefällt er mir sogar besser als Teil 1). Universal hat den Film in sehr ordentlicher Qualität veröffentlicht, die Bonusabteilung bietet lediglich ein paar Trailer.
• Die Nacht der reitenden Leichen(Spanien, Portugal 1971) - Über diesen Klassiker von Amando de Ossorio wurde bereits viel geschrieben, ich kann mich daher kurz fassen. Der Streifen bietet all die herrlichen Zutaten an, für die ich den Eurohorror der sechziger und siebziger Jahre so sehr und unsterblich liebe. Schöne Frauen, fiese Unholde, eine Prise Mettgut und Möpse, wundervolle Kulissen, Superdupermegawohlfühlatmosphäre und eine Spur Irrsinn.
Mindestens 9/10! Berücksichtige ich die Knuffigkeit und Wohlfühlatmosphäre, sehe ich mich dazu gezwungen die Höchstnote zu ziehen. Danke für diesen dunkeln Edelstein!
• Universal Soldier(USA 1992) - Dolph und Jean-Claude schlagen sich gegenseitig die Birne ein. Damals habe ich bereits dem wahren Meister Dolph gehuldigt, für Van Damme blieb der Ehrenplatz des Feindbildes. Inzwischen liebe ich meinen Dolph noch mehr, doch längst hat auch Van Damme mein Herz erobert, daher macht mir der Flick nun noch mehr Spass. Uff, bei einigen Filmen von Roland Emmerich will mir der Mageninhalt aus dem Rachen poltern, hier springe ich ohne Bedenken über meinen Schatten. Roland, hast Du toll gemacht.
Michael Rasko (Volker Eckstein) und seiner Schwester Anja (Anja Jaenicke) steht der Sinn nach Geld, viel Geld. Ihr Vater Albert (Peter Ehrlich) ist als Geldbote beschäftigt, regelmäßig transportiert er die Tageseinnahmen eines Supermarktes zum Nachttresor der nächsten Bank. Michael hat einen scheinbar cleveren und leicht durchführbaren Plan ausgeheckt, der Gauner Alwin Docker (Peter Kuiper) soll Albert Rasko überfallen, die reiche Beute will man später teilen. Momentan ist Albert Raskos Kollege erkrankt, der pflichtbewusste Mann erledigt den Job folglich ohne Begleitung. Docker startet den Überfall auf Rasko, doch der Geldbote lässt sich nicht überrumpeln, es kommt zum Kampf. In seiner Verzweiflung sticht der Räuber mit einem Messer zu, Albert Rasko überlebt die Attacke nicht, Docker entkommt unerkannt. Zunächst ahnen Michael und Anja nichts von dem katastrophalen Ausgang des Beutezugs. Derrick und Klein überbringen den Geschwistern die traurige Nachricht, der Oberinspektor wundert sich über kleine Merkwürdigkeiten. Viel Arbeit für die Mordkommission, das dynamische Duo muss sich wenig später mit einem weiteren Tötungsdelikt befassen, Alwin Docker wurde erschossen...
"Raskos Kinder" erfreut den Zuschauer mit einigen bekannten Gesichtern, Namen wie Peter Kuiper, Volker Eckstein und Lisa Kreuzer sprechen für sich. Volker Eckstein schaut (wie meist) neurotisch aus der Wäsche, Anja Jaenicke zeigt eine in Depressionen verfallende junge Frau. Getrieben von unfassbarer Dummheit bringen die Geschwister ihren Vater in eine lebensgefährliche Situation, aus ihrer Sicht scheint ein Raubüberfall ein Spaziergang ohne Risiken zu sein. Der Sohn geht sogar soweit seinem Vater die Munition aus der Schusswaffe zu entwenden (was letztlich nichts am Ausgang des Überfalls geändert hätte, allein der Gedanke an die Umtriebe der "lieben Kinder" ist zutiefst erschreckend). Das Drehbuch zeichnet Albert Rasko als Sympathieträger durch und durch, er sucht als besorgter Vater das Gespräch mit seinen Kindern, geniesst bei seinem Arbeitgeber einen absolut zuverlässigen Ruf. Umso härter trifft uns das tragische und völlig unnötige Ende des freundlichen Herrn, Autor Herbert Reinecker drückt die richtigen Knöpfe. Sicher leicht durchschaubar, fraglos effektiv, dazu passt Peter Ehrlich vortrefflich in diese Rolle. Die grösste Vorfreude löste Peter Kuiper bei mir aus, auf sein Konto gehen grandiose Vorstellungen innerhalb der Reihe! In "Tod am Bahngleis" (5) schleicht Kuiper als irrer Frauenmörder durch die Nacht, "Tod des Wucherers" (34) lässt ihn als cholerischen Kredithai von der Leine, in "Der Untermieter" (87) macht er als entlassener Strafgefangener seiner ehemaligen Frau das Leben zur Hölle. Wo Kuiper auftauchte brannte die Luft, interessanterweise ist der diesmal von ihm dargestellte Charakter vielschichtiger gestrickt. Zunächst kommt Kuipers Alwin Docker als abgebrühter Ganove daher, lässt gegenüber seinen "Auftraggebern" den kühlen Profi raushängen, herrscht seine Lebensgefährtin mehrfach an. Schnell bröckelt die Fassade, Docker ist völlig überfordert, Kuiper gelingt die Darstellung dieses rasanten Zerfalls sehr glaubwürdig. Lisa Kreuzer gehört wohl zu den häufigsten Gästen der Reihe, ihr Schauspiel ist ohne Fehl und Tadel, hin und wieder wurde sie allerdings nicht ideal besetzt (was nicht auf die hier vorgestellte Folge zutrifft). Kreuzer agiert zurückhaltend, füllt das Ensemble mit "solider Unscheinbarkeit" auf. Andreas Seyferth soll nicht ungenannt bleiben, das interessante Dreieck Kuiper, Kreuzer und Seyferth hätte gern mehr Raum erhalten dürfen, die auf eine knappe Stunde beschränkte Spielzeit gibt dies leider nicht her.
Ein Teil der Handlung spielt sich in einem Motel ab, Kuiper und Kreuzer betreiben den Schuppen, nebenbei sorgen dort abgewickelte Autoschiebereien für eine stimmungsvolles Umfeld. Der Stoff hat ganz klar genug Potential für einen abendfüllenden Spielfilm, allzu gern wäre ich noch tiefer in den Fall eingetaucht. Derrick und Klein geben den Gefühlen des Betrachters ein Gesicht, die Kriminalisten können kaum glauben mit welch ungesunder (tödlicher) Mischung aus Dummheit und Gier manche Zeitgenossen agieren. So beschliesst Tappert die Folge punktgenau mit den Worten "Dummheit, Naivität, Geldgier", mehr braucht es nicht zum allumfassenden Fazit. Regisseur Theodor Grädler hatte ein leichtes Spiel, gutes Drehbuch und tolle Schauspieler, Ausritte in Richtung Albernheit oder Krawall sind nicht nötig. "Raskos Kinder" schafft es zwar nicht auf Anhieb in meine Spitzengruppe, mit jedem Gedanken an die Folge wächst meine Zuneigung, nicht nur (aber auch) wegen Peter Kuipers Darbietung.
Söldner des Todes(Italien 1982, Originaltitel: Horror safari)
Hirntot durch den Busch
In den Wirren des ausklingenden 2. Weltkriegs taumelt eine Truppe japanischer Soldaten durch den philippinischen Dschungel. General Tobachi (Harold Sakata) und zwei untergebene Offiziere verstecken geraubtes Gold in einer Höhle, derweil wird ihre Gefolgschaft von zornigen Eingeborenen abgeschlachtet. Inzwischen sind 36 Jahre ins Land gezogen, der gierige und verschlagene Rex Larson (Edmund Purdom) hat von dem Schatz in der grünen Hölle gehört, mit der finanziellen Unterstützung des wohlhabenden Douglas Jefferson (David De Martyn) soll das Gold geboren werden. Der Abenteurer Mark Forrester (Stuart Whitman) soll die Expedition zum Ziel führen, überdies nehmen General Tobachi und Geldgeber Jefferson samt Töchterchen Janice (Glynis Barber) an dem gewagten Trip teil. Umgehend brodelt es innerhalb der Gruppe, Forrester hat offenbar noch eine alte Rechnung mit dem windigen Larson zu begleichen. Tiefer und tiefer dringt die Kolonne in die Wildnis vor, bald sind erste Todesfälle zu beklagen...
Regisseur Alan Birkinshaw inszenierte den von mir sehr geschätzen Slasher "Killer's Moon" (Großbritannien 1978). "Söldner des Todes" ist eine Produktion aus meinem "Filmlieblingsland" Italien, ein Abenteuerfilm mit einer stattlichen Anzahl Genrestars, insgesamt sehr gute Voraussetzungen für ein tolles Filmerlebnis. Wer nun auf einen Streifen mit prickelnder Spannung, packender Atmosphäre und soliden Darstellerleistungen hofft, der sollte um dieses Machwerk einen besonders grossen Bogen machen! Diverse Actionsequenzen sind halbwegs ordentlich ausgeführt, doch irre Dialoge, fragwürdiges Schauspiel und vor allem die herrliche Erzählerstimme sorgen für jede Menge Brüller! Ja, die Stimme aus dem Off beschert sinnliche Höhepunkte/Tiefpunkte in geballter Form. Bedeutungsschwanger berichtet der Erzähler von Untieren, Unholden und allen erdenklichen Schrecklichkeiten, die Akteure vor der Kamera hinterlassen während dieser finsteren Ausführungen einen völlig entspannten Eindruck. Das Gesabbel setzt zuverlässig zu einem unpassenden Zeitpunkt ein, noch immer liegt ein feistes Grinsen auf meiner alten Fratze. Keine Angst, die Sause hat durchaus Schauwerte im Gepäck, hier und da wird gepöbelt, geprügelt, geballert, geblutet und gestorben. Für meinen Geschmack hätte man etwas mehr Erotik ins Spiel bringen dürfen, mit Glynis Barber und Laura Gemser stehen zwei attraktive Damen auf der Gehaltsliste.
Bei dieser Anhäufung bekannter Knuffelschädel wird der kurze Blick auf des Ensemble gewissermaßen zur Pflichtübung. Stuart Whitman kann auf einige Schundfetzer in seiner sehr umfangreichen Filmographie verweisen, der hier kurz vorgestellte Flick passt prima in den Lebenlauf des aus San Francisco stammenden Herrn. Whitman gibt den knarzigen Helden, die Damen liegen ihm zu Füßen, wie üblich ist Whitmans Spiel limitiert und sympathisch. Haudegen Woody Strode fungiert als kerniger Co-Held, Strode wirkte in zahlreichen Italo-Produktionen unterschiedlicher Gangart mit, wie Whitman ein angenehmer und gern gesehener Darsteller, sicher kein grosser Schauspieler. David De Martyn agiert hölzern, Edmund Purdom darf uns das Ekelpaket machen. Harold Sakata wird fast allen Filmfreunden bekannt sein, im Bond-Klassiker "Goldfinger" trumpfte er neben Gert Fröbe auf, wurde zu einem der einprägsamsten Nebenbösewichter in der Welt der Agentenfilme. Junix Inocian schliesst sich mit Laura Gemser der Gruppe an, Inocian spielt einen alten Freund des Helden, Laura Gemser seine Gattin Maria. Maria war einst die Frau an Mark Forresters Seite, noch immer hängt sie der gemeinsamen Zeit nach. Das Cover der deutschen DVD baut auf Laura Gemsers Bekanntheit, die sich im Kreis der Freunde des italienischen Genrekinos noch immer sehr grosser Beliebtheit erfreut. Gemser-Fetischisten sollten nicht zu viel erwarten, Lauras Rolle ist eher belanglos und bleibt überschaubar, immerhin sorgt sie für eine Nacktszene (dies war vermutlich unvermeidlich, sehr angenehm). Blondchen Glynis Barber gefällt mir, leider bleibt sie züchtig, ich prangere das mit Nachdruck an! Obendrauf schleichen kleine Männlein mit Speeren und anderen Tötungswerkzeugen durchs Unterholz, so wie es sich für den mörderischen Dschungel der ewigen Verdammnis gehört.
"Horror safari" ist ein unterhaltsamer Abenteuerfilm, rustikale Zwischentöne wecken (fast) Erinnerungen an die Kannibalenfilme der siebziger und achtziger Jahre. Spontan möchte ich den Streifen als "Vorglüher" für eine zünftige "Abenteuernacht" empfehlen, das Hauptprogramm könnte z. B. der sehr starke "Blutgericht am Amazonas" (The Treasure of the Amazon, Mexiko 1985) von René Cardona Jr. bestreiten!
Fazit: Kein Abenteuerfilm den ich Einsteigern ans Herz lege. Wer sich an den liebgewonnenen Damen und Herren vor der Kamera erfreuen kann, wer nicht genug von italienischen Genrefilmen bekommt, wer Spass an Unfug hat, der sollte "Söldner des Todes" auf die Einkaufsliste setzen (beinahe hätte ich vergessen den Score von Francesco De Masi zu loben, dessen Arbeit keinen Anlass zur Kritik bietet). Die DVD von Madison gibt es für wenig Geld, sie bietet den Film ungekürzt an.
Freundliche 6/10 (normale Menschen und sonstige Sauertöpfe dürfen beliebig viele Punkte abziehen)
Lieblingszitat:
"Stumpfsinnig schleppten sie sich Kilometer um Kilometer einem imaginären Ziel entgegen..."
Seit einigen Jahren ist Helmut Staufen (Sigmar Solbach) ein zuverlässiger Büroangestellter des Bauunternehmers August Ströbel (Karl Lieffen). Staufen hofft auf den Posten des bald in Rente gehenden Prokuristen, ferner hat der junge Mann ein Auge auf Eva Ströbel (Brigitta Furgler) geworfen, immerhin die Tochter des Chefs. Um seine Chancen in der Firma und bei Eva zu verbessern, hat der eifrige Möchtegernaufsteiger einen haarsträubenden Plan ausgeheckt. Staufen holt wie üblich das Lohngeld für die Arbeiter ab, während des Rückwegs ins Büro täuscht er auf einer ruhigen Nebenstrecke einen Überfall vor. Er gibt gegenüber den zuständigen Kriminalbeamten an den Täter in die Flucht geschlagen zu haben, die Herren von der Polizei zweifeln jedoch an der Aussage des angeblich Überfallenen, handfeste Beweise zur Aufdeckung der Lügengesichte fehlen allerdings. Zwar hält Ströbel seinen ins Zwielicht geratenen Mitarbeiter nach wie vor für seriös, stellt als Prokuristen aber trotzdem eine neue Kraft ein, den kantigen Prock (Klaus Dierig). Derweil sieht sich Helmut Staufen dem Spott einiger Bauarbeiter ausgesetzt, immerhin kann er sich durch seine Kampfsportfähigkeiten etwas Respekt verschaffen. Wenige Wochen später muss Staufen wegen eines Personalengpasses das Lohngeld erneut ohne Begleitung transportieren. Der ebenfalls für Stöbel arbeitende Klaus Popp (Frithjof Vierock) startet einen waghalsigen Überfall auf den Geldboten, es kommt zu einem Schusswechsel mit tödlichem Ausgang. Kommissar Köster lässt den Ablauf der Tat penibel nachstellen...
Sigmar Solbach verstrickt sich immer tiefer in wahnwitzige Aktionen, die Rolle des leicht schleimig wirkenden Bürschleins wurde mit Solbach nahezu perfekt besetzt. Karl Lieffen umgibt stets ein unangenehme Aura, so verbreitet er auch in der harmlosen Rolle des Firmenchefs ein Art unterschwelliges Unwohlsein. Klaus Dierig und Sigmar Solbach beharken sich recht auf recht plumpe Art, unverhohlen wirft der rattenartige Neuling ein Auge auf die Tochter des Bosses, Konfliktpotential köchelt ohne Unterlass auf mittelgrosser Flamme. Für Frithjof Vierock bleibt der Part der fiesen Fratze, Brigitta Furgler spielt als Töchterlein des Firmeninhabers gern mit dessen Angestellten, lässt aber keinen der Herren allzu nah an sich heran. Statt Furgler hätte ich mir eine attraktivere Dame gewünscht, vielleicht ein kleines Biest wie z. B. Helga Anders. Horst Sachtleben taucht als Ermittler des Raubdezernats auf, er kann ein paar kleine Glanzlichter setzen. Kösters Sklaven Michael Ande und Jan Hendriks stehen weiterhin brav im übermächtigen Schatten von Siegfried Lowitz, Henning "Millinger" Schlüter muss mal wieder ein paar flotte Sprüche und Seitenhiebe seines besten Ermittlers einstecken. Lowitz kann man nicht genug loben, wundervoll seine Diskussion mit Xenia Pörtner über die korrekte Zubereitung und Namensgebung von Reibekuchen.
"Lohngeld" nimmt sich Zeit den zunehmend tragischen Charakter Helmut Staufen vorzustellen, Siegfried Lowitz taucht daher erst nach über 25 Minuten auf, beherrscht von diesem Moment an souverän das Szenario. Köster brennt ein wahres Feuerwerk ab, mit spitzer Zunge und rasiermesserscharfem Verstand kontert er alle Gegenspieler und Mitstreiter aus. Nur in der Küche stösst der clever-kernige Kommissar an seine Grenzen (sein "Küchenunfall" liefert Stoff für einen großartigen Running Gag, ich habe mehrfach fast Tränen gelacht). Regisseur Dietrich Haugk kann auf ein gutes Ensemble bauen, lässt Siegfried Lowitz immer wieder von der Leine. Lediglich die Kameraarbeit von Lothar E. Stickelbrucks ist mir (lediglich während des Auftakts) eine Spur zu unruhig geraten, Hermann Thiemes Musik tönt sehr stimmungsvoll aus den Lautsprechern. Die Auflösung mag nicht die ganz grosse Überraschung ans Tageslicht befördern, geht aber fraglos als gut gelungen durch. Die Tragik des Finales kommt mir eine Spur zu dick aufgetragen vor, wirklichen Anlass zur Kritik bietet dies aus meiner Sicht nicht. Humor, Tragödie und eine kleine Dosis Krawall, die Reihe präsentiert sich weiterhin in toller Form!
Ekkehardt Belle - Ein Männlein für alle (fast) Fälle
Der Musikstudent Joachim Lutze (Ekkehardt Belle) fährt gemütlich mit seinem alten Bully durch die Nacht. Auf der Landstrasse hat sich ein Unfall mit mehreren Fahrzeugen ereignet, sofort hält der hilfsbereite Student an, transportiert eine verletzte junge Frau (Jeanette Mühlmann) ins nächste Krankenhaus. In der Klinik bittet ihn das Unfallopfer um einen weiteren Gefallen, der junge Mann soll eine Sporttasche an einen gewissen Herrn Berkhahn (Karl Renar) übergeben. Lutze macht sich umgehend auf den Weg, Berkhahn nimmt die Tasche an sich, wirkt allerdings äussert verstört. Cornelia (Carolin Ohrner) erwartet ihren Freund Joachim bereits ungeduldig, sie berichtet ihm von einem merkwürdigen Anruf. Plötzlich geht dem Nachwuchsmusikus ein Licht auf! Die von ihm ins Krankenhaus gefahrere Frau ist die Sängerin Sussanne Loon, welche gemeinsam mit dem Trompeter Norman Greg (Dieter Schidor) in einer Band spielte, zwei Schallplatten der Musiker stehen im Regal des Studenten. Joachim und Cornelia möchten Sussanne im Hospital besuchen, treffen dort allerdings auf Derrick und Klein. Die Kriminalbeamten ermitteln in einem Mordfall, die Sängerin wurde in der vergangenen Nacht in ihrem Krankenbett erstickt. Angetrieben von Neugier und Mitgefühl sucht das junge Paar die Band um Greg auf, den Hochschülern bietet sich ein erschreckender Anblick...
Ekkehardt Belle taucht immer wieder in der Reihe auf, mal als Luftikus, mal als kleiner Schmierlappen. Hier hat man (recht erfolgreich) versucht Belle als als Sympathieträger zu installieren, ein hilfsbereiter und mitfühlender Student, garniert mit einer Prise Naivität. Carolin Ohrner kommt als energischer Rückhalt daher, für Jeanette Mühlmann bleibt nur wenig Raum. Karl Renar gehört wie Ekkehardt Belle zu den "Stammgästen" der Reihe, seine Darbietung als zunehmend panischer Kleinkrimineller gefällt. Sieghardt Rupp agiert zuverlässig als aalglatter Obergauner, seine kantige (und dennoch schleimige) Erscheinung passt vortrefflich ins Bild. Dieter Schidor, Pierre Franckh und Wolfgang Müller geben die ehemals erfolgreichen Musiker, von Drogen zerfressen und bereits mit einem Bein in der Kiste. Schidor liegt als Häufchen Elend in der Ecke herum (gute Arbeit der Maske), Franckh bleibt für seine Verhältnisse unscheinbar, der biedere Müller bemüht sich nach Kräften gegen die eigene Unscheinbarkeit anzuspielen. Horst Tappert und Fritz Wepper gewohnt routiniert, Tappert einmal mehr mit "Väterlicher-Freund-Schlagseite".
Drogen, Drogenhandel und drogensüchtige Musiker. Die Musikerwracks mögen klischeehaft anmuten, doch die völlig unromantische Darstellung des tristen Sterbens talentierter Menschen berührt. Auf den ersten Blick kommt das Drehbuch nicht allzu kreativ daher, der finale Twist setzt jedoch ein dickes Ausrufezeichen (und wirft aus meiner Sicht Fragen hinsichtlich der Ermittlungstaktik auf). Ekkehardt Belle und Carolin Ohrner stehen zunächst im Mittelpunkt, verstricken sich tiefer und tiefer in die Ereignisse, werden aber irgendwann in den Hintergrund gedrängt. Vielleicht wäre eine konsequentere Marschrichtung angesagt gewesen, wozu baut man Charaktere im Rahmen der überschaubaren Spielzeit auf, wenn man diese dann letztlich doch im Sande verlaufen lässt? Die oft düster tönende Musik von Eberhard Schoener gefällt mir sehr gut, eine stimmungsvolle Abwechslung vom teils zu braven Gesäusel des Herrn Duval. Dank des überraschenden Endes bleibt "Gregs Trompete" in Erinnerung, rettet die Folge vor dem Sturz ins Unterhaus der Reihe.
Zurück auf dem Sofa des Todes, kurz vor dem Ausflug gab es folgenden Stoff auf die Augen:
• Machete - Gewinnt im O-Ton deutlich an Unterhaltungswert, ein herrlicher Spass! 9/10 • Fluchtpunkt San Francisco - Klassiker, Pflicht. Auch in diesem Fall ist der O-Ton klar zu bevorzugen! 9,5/10 • My Bloody Valentine(Remake) - Baut bei der erneuten Sichtung ein wenig ab, macht aber noch immer jede Menge Spass. Das Original bleibt unerreicht, Fans sollten der Neuauflage dennoch eine Chance geben! 7,5/10 • Collateral Damage - Hat mich vor zehn Jahren eher enttäuscht, inzwischen mag ich das Teil. 6,5/10
Kleine Hartbox (#90) aus der Trash Collection von CMV, Cover A
Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod(Italien 1983, Originaltitel: Endgame - Bronx lotta finale)
Lederschlampe Al macht uns den Hengst
Nach dem Atomkrieg liegt die Menschheit endgültig am Boden, die Überlebenden werden mit Brot und Spielen bei Laune gehalten. Die herrschenden Militärschädel fürchten sich vor begabten Mutaten, denen sie mit unbarmherziger Härte und roher Gewalt begegnen, ständige Säuberungsaktionen sind brutaler Alltag in der trostlosen Welt von Morgen. Ron Shannon (Al Cliver) verdient seine Brötchen als Gladiator, seit einiger Zeit gilt er als der beste Vertreter seiner Zunft. Wieder steht ein Kampf auf Leben und Tod an, plötzlich tritt die Mutantin Lilith (Laura Gemser) in Shannons Leben, bittet den Fighter um Hilfe. Ron soll Lilith und einige andere Personen aus der Stadt schaffen, innerhalb weniger Tage muss ein Treffpunkt weit ausserhalb erreicht werden, 50 kg Gold Belohnung winken. Zunächst muss unser Held seine Gegenspieler ausschalten, dem besiegten Kurt Karnak (George Eastman) gewährt er Gnade, Karnak schliesst sich Shannon an. Eilig wird ein schlagkräftiges Team zusammengestellt, der Weg zum vorgegebenen Treffpunkt entpuppt sich dennoch als lebensgefährlich. Überall lauern mordlüsterne Unholde, zu allem Überfluss hat sich Ron mit dem fanatischen Colonel Morgan (Gordon Mitchell) angelegt...
Endzeitfilme aus Italien entstanden vor allem in der ersten Hälfte der achtziger Jahre, der grosse Erfolg der australischen Produktion "Mad Max" (1979) löste eine regelrechte Welle aus. Namhafte Genre-Regisseure wie z. B. Ruggero Deodato, Sergio Martino und Enzo G. Castellari fügten der Spielart Werke zu. Auch der von mir sehr geschätzte Schmuddelfilmer Joe D'Amato liess sich nicht lumpen. Neben "Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod" verdankt das Genre ihm ferner den unterhaltsamen "2020 – Texas Gladiators" (Anno 2020 - I gladiatori del futuro, 1982).
"Endgame" bietet dem Endzeit-Fan knapp 93 Minuten Vollbedienung, gehört meiner Meinung nach zu den stärksten Vertretern seiner Zunft. D'Amatos ausgezeichnetes Gespür für Atmosphäre kommt prächtig zur Entfaltung, zunächst wird in einer düsteren Trümmerstadt gemeuchelt, später führt uns die Sause durch triste Landschaften, in denen unter jedem Stein ein widerlicher Mistkäfer hervorkriecht. Die deutsche Synchronisation passt prima zur Gangart, pendelt munter zwischen ruppig und flapsig umher. Lustige Gestalten taumeln geifernd durch das Szenario, irgendwas ist immer los, Hänger sind nicht auszumachen. Waffen jeglicher Art kommen zum Einsatz, es wird geballert, geschnitten und geprügelt, jeder Beteiligte tötet und pöbelt so gut er kann. Naja, das ist nicht die ganze Wahrheit. Die Mutanen um Lilith ticken anders, sie träumen den Traum von einer Welt ohne Gewalt, möchte ihre Vision von Friede und Freude verwirklichen. Fiesester Gegenspieler der friedlichen Damen und Herren ist der kaltherzige Colonel Morgan, dessen Truppen in faschistoide Uniformen gekleidet sind, gewisse Seitenscheitelträger hätten sicher viel Freude an der schiesswütigen Schutzstaffel des sadistischen Offiziers.
Mein eigener Freudentaumel nimmt kein Ende, der Blick auf die Besetzungsliste treibt mir Freudentränen über die entstellte Fratze (Freude, Freude, Freude. Ausgelöst durch Endzeit. Was wird mein Psychologe dazu sagen?). Al Cliver haut sie alle auf die Schnauze, Leder auf dem Leib, Herz am richtigen Fleck (nein, nicht am rechten Fleck, dafür ist Herr Mitchell zuständig). An Al Cliver kommt kein Verehrer des italienischen Genrekinos vorbei, unverzichtbare Klassiker zieren die Filmographie des in Ägypten geborenen Darstellers, diese beiden Werke von Lucio Fulci sprechen Bände: " Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979), "Die Geisterstadt der Zombies" (...E tu vivrai nel terrore! L'aldilà, 1981). Al bringt den kernigen Helden erstklassig rüber, wer braucht schon "Mad Max", Ron Shannon rockt das Gesindel weitaus lockerer in den verseuchten Staub. George Eastman und Joe D'Amato arbeiteten häufig miteinander, es würde den Rahmen sprengen die Zusammenkünfte der Herren Montefiori und Massaccesi hier aufzulisten. Eastman fällt eine ambivalente Rolle zu, stets bleibt er als Bedrohung präsent, lauert mit stechendem Blick auf seine Chance, hin und wieder nimmt man ihm das fleissige Helferlein ab. Laura Gemser wurde nicht zwecks Erotik verpflichtet, lediglich in einer Szene gönnt uns Herr D'Amato einen Blick auf die Auslage der schmalen Schönheit. Ich schrieb es schon häufiger, Laura passt nicht wirklich in mein Beuteschema (dazu ist sie nicht üppig genug. Fünf Euro ins Sexistenschwein), aber ich mag sie gern, sehe sie gern, die Dame ist fraglos schön und sympathisch. Wenn Laura Gemser am Start ist, darf in vielen Fällen ihr Ehegatte Gabriele Tinti nicht fehlen, ihm bleibt immerhin eine kampfstarke Nebenrolle im Heldenschatten des prächtigen Al Klitoris. Gordon Mitchell ist auf Bösewichter abonniert, bei der Ekelfratze kein Wunder. So steht im der perverse Oberfascho erwartungsgemäß bestens zu Gesicht, Mitchell zieht ordentlich vom Leder. Charakerkopf und omnipräsenter Nebenrollenbekleider Nello Pazzafini darf nicht fehlen, damit genug zum Ensemble, Fans werden weitere Herrschaften erkennen und zu schätzen wissen.
Keine Besserung nach dem Atomkrieg. Fünfzig Jahre später drangsalieren skrupellose Machthaber die Bevölkerung, Menschen mit besonderen Fähigkeiten werden als Bedrohung wahrgenommen und ausgerottet. Die Fronten sind klar, auf der einen Seite friedliche Übermenschen, auf der anderen Seite ekelhafte Faschisten. Dazwischen unser Held Al Cliver und jede Menge Gestalten jenseits von Gut und Böse. Knuffiger Humor bricht immer wieder hervor, ich sage nur Werbung für "Energie Plus". Während der Auftakt von seiner stimmungsvollen Finsternis lebt, steuert der Film während der zweiten Hälfte in Richtung Action, Herr D'Amato tritt das Gaspedal voll durch. Angenehmerweise verliert das Treiben dabei nie die "postnukleare Atmosphäre" (oh weh!) aus den Augen, ich bin begeistert! Am Score von Carlo Maria Cordio gibt es nichts zu mecken, passende Synthie-Sounds aus den frühen Achtzigern. Vergesst "Mad Max", vergesst "Running Man"! Werft euch vor "Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod" in den Staub!
CMV hat den Film im Rahmen der wundervollen Trash Collection veröffentlicht, die mit diesem Beitrag bereits bei Nr. 90 angekommen ist, Respekt! Die sehr abwechslungsreiche Reihe bot bereits vor einiger Zeit zwei starke Beiträge zum Thema Italo-Endzeit: "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019: Dopo la caduta di New York, 1983) und "Metropolis 2000" (I nuovi barbari, 1982)! "Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod" fügt der Trash Collection einen weiteren Höhepunkt zu, vielen Dank dafür! Die DVD präsentiert den Film in ordentlicher Qualität, das Bildformat 1,33:1 wirkt nicht beschnitten, vermutlich handelt es sich um das Originalformat (eventuell Open Matte?). Zusätzlich ist eine Bildergalerie an Bord, ergänzt durch diverse Trailer. Wie üblich kommt die Scheibe in einer kleinen Hartbox ins Haus, für diesen Titel stehen drei unterschiedliche Cover zur Auswahl bereit (mir liegt das oben abgebildete Cover A vor).
Zunächst wollte ich 8/10 (sehr gut) ziehen, doch ich muss noch ein halbes Pünktchen draufpacken! Dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend)!!!
Lieblingszitat:
"Tanken Sie Lebensfreude und Manneskraft durch Energie Plus!"
Pflichtkauf! Zwei Titel fehlen mir sowieso noch, solche Veröffentlichungen müssen unterstützt werden (diese Box würde ich auch kaufen, wenn bereits alle drei Filme in meiner Sammlung vorhanden wären)! Dank Koch dürfen wir uns sich mit ziemlicher Sicherheit auf gute Scheiben freuen (BD wäre freilich angenehmer, aber man(n) kann eben nicht alles haben).
Der Bankrotteur und der Schwiegervater des Grauens
Beim Essen in einem guten Restaurant kommt Walter Müller (Dirk Galuba) mit einer unangenehmen Nachricht aus der Kiste. Der Geschäftsmann teilt seiner Ehefrau Eva (Christiane Krüger) die schmerzhafte Wahrheit mit, er hat seine Firma in den Ruin manövriert, steht unmittelbar vor dem Konkurs. Eva stammt aus reichem Hause, Walter gibt seine Frau frei, doch die Gattin will ihren Mann nicht verlassen. Wenig später meldet sich Walter Müller bei der Polizei, Eva ist spurlos verschwunden! Per Brief teilen die Entführer ihre Wünsche mit, sie fordern drei Millionen Mark von Walter Müller. Zähneknirschend sucht der Pleitegeier den ungeliebten Schwiegervater auf, Konsul Otto Karst (O. E. Hasse) hat vor allem Geringschätzung und Verachtung für den Mann seiner Tocher übrig. Bevor der alte Griesgram das ersehnte Lösegeld rausrückt, nötigt er seinen Schwiegersohn zu einer äusserst unangenehmen Unterschrift. Vor der Geldübergabe lässt Kommissar Köster das Fahrzeug Müllers mit Funk ausrüsten, die Entführer verschwinden unerkannt mit zwei schweren Koffern voller Geld. Die genaue Untersuchung des Übergabeortes wirft Fragen auf, derweil bleibt die Entführte zunächst verschwunden...
Charakterkopf Dirk Galuba fällt meist die Rolle des Bösewichts zu, in diesem Fall ist sein Part vielschichtiger angelegt, Galuba meistert die Aufgabe ohne Schwierigkeiten. O. E. Hasse darf herrlich vom Leder ziehen, mit Ausdauer beleidigt der alte Bonze seinen verhassten Schwiegersohn, schreckt nicht davor zurück den leitenden Ermittler zu bedrohen: "Sie werde ich auch vernichten!". Nebeibei offenbart Konsul Karst eine übertriebene Zuneigung zu seiner Tochter, scheint sie als persönlichen Besitz zu betrachten. Vielleicht eine etwas überzogenen angelegte Rolle (aus meiner Sicht eine sehr unterhaltsame Ausrichtung), fraglos großartig von Otto Eduard Hasse gespielt! Leider sollte der Schauspieler bereits 1978 für immer abtreten, Hasse verstarb im Alter von 75 Jahren in Berlin. Zwischen Galuba und Hasse bleibt nicht viel Raum für Christiane Krüger, die trotzdem mit einer Mixtur aus naives Weibchen und mondänes Miststück erfreut. Neben diesen drei Gaststars steht selbstverständlich Kommissar Köster im Mittelpunkt, seine Helferlein Heymann (Michael Ande) und Brenner (Jan Hendriks) sind... Helferlein, mehr nicht. Sky Dumont taucht in einer kleinen Nebenrolle auf, zu diesem Zeitpunkt noch nicht ergraut, daher umso aalglatter wirkend (mehr als eine oberflächliche Betrachtung scheint mir unangemessen, gibt die Rolle nicht her).
Der Alte kümmert sich um jede Schweinerei, notfalls auch um die Aufklärung von Entführungsfällen (es ist nicht schwer zu erraten, freilich passiert hier mehr als die Verschleppung einer Ehefrau). Kommissar Köster lässt sich nicht aus der Fassung bringen, an ihm prallen sogar die Attacken des zornigen Konsul Geldsack ab, bei Bedarf wird souverän gekontert. Lowitz und Hasse könnte ich stundenlang zuschauen, grosses Schauspiel auf der Bühne einheimischer TV-Unterhaltung! Das Drehbuch zu "Konkurs" verläuft in vorhersehbaren Bahnen, die Inszenierung von Alfred Weidenmann kommt ohne Schnörkel daher, verlässt sich auf die hohe Qualität der Darsteller, Klaus Doldinger sorgt für die angemessene musikalische Untermalung. Auch "Konkurs" kann nicht ganz an die grandiose Qualität der Folgen 1-5 anknüpfen, gefällt mir eine Spur besser als "Blütenträume" (6). Gute Unterhaltung für Freunde hochwertiger TV-Krimis aus Deutschland.
• Black Water(Australien 2007) - Der entspannte Ausflug in ein wunderschönes Mangrovengebiet, wird für drei junge Leute und deren Reiseführer zum grauenvollen Horrortrip. Zunächst verschlingt ein monströses Krokodil den "Experten", im Anschluss belagert das Ungetüm die verängstigten Touristen. Das Ausflugsboot liegt gekentert im Wasser, eine Flucht scheint unmöglich...
Unterhaltsamer Tierhorror mit einem kleinen und gut aufgelegtem Ensemble. Die überzogen clevere Darstellung des Krokodils macht Laune, verlieht der gierigen Bestie zusätzliches Terrorpotential (Realismusfanatiker werden wenig Freude daran haben). Erfindet das Genre nicht neu, sollte den Fan aber ohne Schwierigkeiten zufriedenstellen. Mir liegt "Black Water" auf einer DVD von Legend Film/Universum vor, gute Qualität und magere Ausstattung.
Knappe 7/10 (gut)
• Black Serenade(Spanien 2001) - Spanische Universitäten werden von einem mordenden Minnesänger heimgesucht, der "Tuno negro" wütet jedoch keinesfalls planlos unter der Studentenschaft...
Ein Slasher aus Spanien. Warum auch nicht, immerhin hat der Horrorfilm in/auf diesem Teil der Iberischen Halbinsel eine lange Tradition, man denke an Paul Naschy und Amando de Ossorio. "Black Serenade" suhlt sich in den üblichen Klischees, baut zusätzlich das Thema Internet/Chatrooms ein. Sex, Gewalt und Humor kommen in angenehmer Dosierung daher, die Auflösung geht als gelungen durch. Leider mangelt es ein wenig an Identifikationsfiguren, hier leiden die "Slasherabziehbildchen" noch stärker als sonst unter der schlappen und kaum interessanten Anlage der Charaktere. Daher verliert das Finale deutlich an Kraft, der Zuschauer wird nicht gepackt, nicht mitgerissen. Anolis hat den Film bereits 2003 veröffentlicht, Restposten sind noch immer zum kleinen Preis im Handel zu finden. Slasherfans sollten dem "Tuno negro" eine Chance geben.
Folge 123 - Der Mann aus Antibes(Deutschland 1985)
Höllentrip
Todesschreie gellen durch den nächtlichen Münchener Hofgarten! Besucher einer Veranstaltung finden die Leiche einer jungen Frau im Pavillion der Parkanlage, der Täter entkommt jedoch unerkannt. Die Identität des Opfers ist schnell geklärt, die Todesursache ebenso, Irene Maurer (Irina Wanka) wurde durch einen Stich ins Herz getötet. Derrick sucht zunächst die Eltern Maurer auf, die kränkliche Mutter ist nicht vernehmbar, der Vater (Edwin Marian) berichtet vom labilen Zustand seiner Tochter. In den letzten Monaten lebte Irene -laut Angaben ihres Vaters- bei einem gewissen Herrn Limbach (Sky Dumont). Besagter Limbach gibt sich betont kühl, Irene lebe schon seit einiger Zeit nicht mehr in seiner Wohnung, man habe sich getrennt. Ermittlungen führen dunkle Flecken in der Vergangenheit Limbachs zum Vorschein, der Besitzer eines Reisebüros geniesst offenbar nicht den besten Ruf und zeigt sich wenig zugänglich. Kurze Zeit später trifft der ehemalige Lebensgefährte der Getöteten in München ein, Bondeck (Christian Kohlund) lernte Irina einst in Afrika kennen, sie wurde ihm von Limbach ausgespannt. Momentan liegt Bondecks Segelboot in Antibes, per Flugzeug eilt er aus Frankreich herbei. Für Bondeck ist der Fall längst geklärt, nur Limbach kommt für ihn als Täter in Betracht. Er präsentiert Derrick Briefe von Irene, Briefe die Limbach anklagen. Weitere Erkenntnisse belasten den Hauptverdächtigen schwer, der Reisekaufmann kann kein Alibi für den Zeitpunkt der Bluttat vorweisen...
Sky Dumont hält als außerordentlich unsympathischer Bursche her. Schon fast eine Spur zu aufdringlich drängt das Drehbuch den Zuschauer in eine bestimme Richtung, befremdliche Vorstrafen kommen zur Sprache, Limbach verhält sich mit grosser Ausdauer wie ein Kotzbrocken, sogar der sonst so souveräne Derrick macht kaum einen Hehl aus seiner Verachtung (was zu herrlichen Dialogen führt), nach und nach schrumpft Schlange Limbach zur Blindschleiche. Christian Kohlund wird als Gegenpol ins Spiel gebracht, der knuffige Frauenversteher mit Herz, ein romantischer Typ. Dumont und Kohlund prallen unter der Moderation Tapperts aufeinander, letztlich kann niemand den Oberinspektor täuschen, klare Sache. "Der Mann aus Antibes" baut grösstenteils auf das Trio Horst Tappert, Sky Dumont und Christian Kohlund, für Fritz "Harry" Wepper bleibt kaum Raum, gleiches gilt für die übrigen Mitwirkenden. Edwin Marian irrt unter Schock durch die Kulissen, Henry Stolow macht uns den Nebenekel, die hübsche Irina Wanka hat nur wenige Momente.
Was bleibt neben Tappert, Dumont und Kohlund? Die Wohnung des Schweinebratens Limbach, für mich der vierte Star der Folge! Ein geschmacklos-schöner Miniaturtempel der Gelüste, diese Bleibe würde sich gut in einem Giallo machen (selbstverständlich auch in dieser Derrick-Folge). Ab in die Zeitmaschine, Edwige Fenech im Gepäck und im Schatten der blauen Tapete eindringliche Leibesübungen vollführen (Gnade, meine Wahnvorstellungen haben Besitz von mir ergriffen). Regisseur Jürgen Goslar kann sich auf seine Schauspieler verlassen, setzt die charaktervollen Gesichter in perfekter Dosierung ein. Die Lösung wird der aufmerksame Zuschauer erahnen, ein wenig holprig konstruiert, dennoch gelungen. Sehr schön Eberhard Schoeners Musik, die hier eine deutliche Nähe zu Tangerine Dream aufweist. Damit kann ich meine Ausführungen beschliessen, der Derrick-Fan wird mit dieser Folge zufrieden sein, trotz des zur Nebenfigur degradierten Harry.
Kleine Hartbox (#20) aus der Trash Collection von CMV
Yako - Der eiskalte Rächer(Mexiko 1986, Originaltitel: Yako, cazador de malditos)
Fiese Fratzen im Wald, Yako macht sie kalt
Diana (Diana Ferreti) hat erfolgreich ein Vortanzen hinter sich gebracht, der Traum von der grossen Karriere scheint sich endlich zu erfüllen. Ihr Freund Yako (Eduardo Yáñez) schäumt nicht unbedingt vor Freude über, zu allem Überfluss bricht Diana plötzlich ohne jegliche Vorwarnung zusammen. Lange lässt die Entwarnung nicht auf sich warten, bei einer Untersuchung stellt der Arzt eine Schwangerschaft bei der jungen Frau fest. Nun hängt der Haussegen kurzzeitig schief, denn während sich Yako auf den Nachwuchs freut, sieht Diana ihren Traum gefährdet, denkt über eine Abtreibung nach. Alles wird gut, Diana entscheidet sich für das Balg, das glückliche Paar verkrümelt sich für ein paar Tage in eine idyllische Waldgegend, will dort eine unbeschwerte Zeit verbringen. Die traute Zweisamkeit nimmt ein brutales Ende, aus dem Unterholz taucht der Abschaum der Menschheit auf, Diana wird vor den Augen ihres -von den Schurken überwältigten- Liebsten zu Tode geschändet. Wenig später kann sich Yako befreien, findet in der Nähe die Leiche seiner Freundin. Jetzt hat unser Heldchen die Schnauze gestrichen voll! Yako nimmt sich die wilde Rotte vor, keiner der Vergewaltiger und Mörder soll den Schauplatz des Grauens lebendig verlassen. Texas (Gregorio Casals), widerlicher und sadistischer Anführer der Bande, denkt nicht daran aufzugeben oder gar die Flucht zu ergreifen, ein gnadenloser Kampf auf Leben und Tod nimmt seinen blutigen Lauf...
Mexiko verfügt über einen erstaunlich hohen Ausstoß von kleinen (oft trashigen) Filmen. Leider findet nur ein Bruchtteil dieser Streifen den Weg zu uns nach Mitteleuropa, z. B. im Rahmen der liebenswerten Trash Collection von CMV, die (neben vielen anderen Marschrichtungen) immer wieder Raum für derartige Ergüsse bietet. "Yako - Der eiskalte Rächer" wildert lustvoll in bekannten Gefilden. Die Hauptfigur mutet wie ein Schmalspur-Rambo aus dem Buch der Klischeeabziehbildchen an, sieht dunkelrot wie Charles "Vigilante" Bronson in seiner Paraderolle. Zum Auftakt gibt es ein paar schröcklich-schöne Tanzverrenkungen auf die Augen (Exploitation pur, die Mucke bedient sich dreist bei "Lucifer" von The Alan Parsons Project und labt sich später auch an klassischen Motiven), ganz im Stil der schaurig-schlechten Tanzmachwerke aus jener Zeit. Hektiker sind an der falschen Adresse, "Yako" benötigt einige Zeit um auf Touren zu kommen, aber dann kommt er gewaltig. Zuvor konfrontiert man uns mit über einer halben Stunde Sülze, allenfalls auf dem Niveau einer mittelprächtigen Daily Soap angesiedelt (denen ich sowieso zugeneigt bin, daher kein Problem mit dem lahmarschigen Beginn habe), für viele Betrachter vermutlich eine harte Herausforderung, debile Dialoge und bekloppte Synchronisation inklusive. Schliesslich startet Yako endlich seinen Rachefeldzug, "erstaunlicherweise" entpuppt er sich dabei als cleverer Fallensteller, kommt weitgehend ohne Schusswaffen aus. Selbstverständlich sind die Bösewichter blöd genug einzeln durch den Wald zu streifen, erleichtern somit den Job des Rächers und steigern die Freude des Zuschauers. Munter wird geprügelt, gepöbelt, aufgespiesst und ersäuft, der Rächer gerät hin und wieder in arge Bedrängnis.
Lohnt sich ein Blick auf die Darsteller? Der Mob besteht aus üblichen Hackfressen, die Typen sind so hässlich, die müssen gar keine Grimassen schneiden (herrlich, genau so muss das sein)! Daher lediglich ein paar Worte zu den zentralen Figuren. Eduardo "Yako" Yáñez ist noch immer im Geschäft, oft in Nebenrollen und/oder TV-Produktionen für das US-Fernsehen. Yako ist ein Macho durch und durch, seine Ansichten sind klar, er muss gar nicht aussprechen was er denkt, die Frau gehört geschwängert und an den Herd (...und bitte Söhne werfen, Töchter sind zweite Wahl). Vielleicht durchaus augenzwinkernd gemeint, die Zielgruppe auf dem heimischen Markt des Films vermutlich treffsicher bedienend? Über Diana Ferreti gibt es nicht viel zu sagen, es gab in anderen Mex-Klatschen aufregendere Weibchen zu bewundern. Viel interessanter der Schurkenobermotz, Gregorio Casal (hier als Gregorio Casals am Start) erinnert mich ein wenig an David Carradine in jungen Jahren. Damit genug, anonyme Metzelmasse soll anonyme Metzelmasse bleiben.
Jede Menge Kitsch und Geschleim, dann ordentlich Krawall mit Tod und Teufel. Runter von der kühl-schäbigen Erotik einer Tanzbühne, rein ins wundervolle Waldgebiet am Rande der Zivlilisation. Schade für das glückliche Paar, der Wonnehügel entpuppt sich als Maulwurfshaufen voller Gelump und Otterngezücht, ein verdammter Jammer (verdammtes Glück für den Zuschauer). Wenn Yako zulangt muss der Arzt nicht mehr erscheinen, der Wald färbt sich blutrot, die Kadaver des Lumpenpacks werden der biologischen Entsorgung zugeführt. Übrigens kommt unser strahlender Held in mehrfacher Hinsicht zum Zuge. Zunächst stellt er per Zeugung eines Kindes seine Männlichkeit unter Beweis, dann trumpft er als eiskalter Rächer auf und schaltet eine Übermacht aus, final leuchtet ihm -ein zuvor aus den Fängen der Teufelsbrut gerettetes- Goldlöckchen den Weg zurück ins Leben, ich bin mir sicher, der Rappelriemen bleibt nicht lange unbespielt.
Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Phrasendrescherei kann so schön und treffsicher sein. Dank der soliden CMV-DVD (Bildqualität auf dem Niveau eines ordentliches Tapes) darf sich jeder geneigte Freund grobschlächtigen Unfugs den (h)eis(s)kalten Rächer ins Haus holen, der Bonusbereich gibt ein paar Trailer zu weiteren Titel der Trash Collection her, als Verpackung dient wie immer eine kleine Hartbox.
Mag ich, macht Spass = 7/10 geschlachtete Schurken auf der körperoffenen Hinrichterskala
Lieblingszitat:
Seid vorsichtig! Der Typ ist gefährlich!(Gut erkannt, hilft aber nix...)
Unerwarteter Besuch im Laden von Marie Sandtner (Luitgard Im). Plötzlich taucht ihr Mann Hasso (Günther Ungeheuer) auf, möchte mit ihr trinken und ins Bett steigen, wirft mit Geldscheinen um sich. Unverrichteter Dinge zieht Hasso davon, mit etlichen Flaschen Fusel bewaffnet sucht er alte Kumpel auf, gibt sich gemeinsam mit den Obdachlosen dem Suff hin. Inzwischen hat Marie einen gewissen Toni Wiener (Thomas Astan) telefonisch über ihren Besucher unterrichtet, abends betrachtet der Verständigte das haltlose Saufgelage, Hasso reagiert ungehalten auf den Anblick des Bekannten. Am nächsten Morgen wird unter der Brücke eine Leiche gefunden, Hasso Sandtner wurde mit einer Flasche der Schädel eingeschlagen. Kommissar Köster kann sich auf die Unterstützung der Streifenpolizei verlassen, die unter dem Bauwerk hausende Stammbesetzung ist bekannt, problemlos können die Herren (und eine Dame) in einer einschlägigen Kneipe aufgelesen werden. Zunächst sind die Angaben der Trinker nicht sonderlich hilfreich, doch Köster hat längst die Fährte aufgenommen und einen cleveren Plan ausgeheckt. Der Fall hat eindeutig mit Falschgeld guter Qualität zu tun, das künstlerisch sehr begabte Opfer arbeitete vermutlich für eine Fälscherbande. Da die Obdachlosen den rätselhaften "Besucher" ihrer Gelages identifizieren könnten, sucht man bekannte Umschlagplätze für Blüten auf, darunter auch die Pferderennbahn. Tatsächlich erkennt Schorschi (Wolfrid Lier) den Gesuchten, setzt sich jedoch unbemerkt ab und startet auf eigene Faust einen Erpressungsversuch. Wenig später wird eine weiteres Mordopfer gefunden...
Günther Ungeheuer bleibt nur wenig Zeit den Charakter des Trinkers Hasso Sandtner zu zeichnen, trotz des knappen Rahmens gelingt ihm dies sehr ansprechend. Kurzzeitig wirkt Hasso Sandter bedrohlich, dieses Bild kippt jedoch flugs in eine völlig andere Richtung. Luitgard Im wird kaum später zur teilweisen Enttarnung ihrer Marie Sandtner gezwungen, wie tief ihre Verstrickungen sind wird an dieser Stelle nicht verraten. Thomas Astan bleibt aalglatt und abgebrüht, das Drehbuch gesteht Luitgard Im mehr Raum zu. Aus meiner Sicht eine gute Entscheidung, denn um auch Astans Ganoven Toni Wiener mit Tiefgang auszustatten fehlt die Zeit, er dient gewissermaßen als Triebfeder für die Handlungen Marie Sandtners nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes. Aus der Obdachlosentruppe ragt Wolfrid Lier hervor, allerdings bleibt nur Raum für übliche Klischees (die aber durchaus ansprechend mit Leben aufgefüllt werden). Michael Ande muss vor seinem Chef das eigene Versagen eingestehen, Köster reagiert erstaunlich verständnisvoll. Henning "Chef Millinger" Schlüter wird von Köster auf die Schippe genommen, Xenia Pörtner steht ihrem Lebensgefährten Köster einmal mit intelligenten Ausführungen zur Seite. Köster, Köster, Köster, auf Herrn Lowitz ist immer Verlass!
Was für ein Auftakt! Die Folgen 1-5 trumpften mit vier sehr starken Beiträgen und einem grandiosen Überflieger auf. Folge 6 kann diese Klasse nicht halten, taucht auf solidem Niveau in den Alltag deutscher TV-Krimiunterhaltung ein. Siegfried Lowitz und das übrige Ensemble spielen routiniert, Alfred Vohrer inszeniert ebenso abgeklärt (auch wenn ich es immer wieder schreibe, Vohrer kommt als Wildsau am gewaltigsten. Leider bleibt der Wühlknubbel diesmal im Gehege). Mein Ohren reagierten sofort erfreut auf die proglastige Musik von The Old Man and the Sea (für den Notizblock: dringend nach CDs der Band suchen). Ganz ohne Krawall geht es dann doch nicht, Köster lässt die Härte seines Schädels prüfen, ein mieser Fieser stirbt blutig (Alfred, ich liebe dich). Falschgeld, Suff und tragische Liebe, guter Stoff. Mit ein wenig mehr Bissigkeit hätte auch "Blütenträume" ein echter Knüller werden können, in der vorhandenen Form ansprechende Unterhaltung.
6,5/10 (oberste Mittelklasse) ...vielleicht 7/10, ich bin noch heftig von den vorherigen Folgen berauscht...
Folge 122 - Stellen Sie sich vor, man hat Doktor Prestel erschossen(Deutschland 1984)
Tödliche Liebe/Tödlicher Hass
Seit einem Unfall leidet Alexander Kolberg (Armin Müller-Stahl) unter einer schweren Gehbehinderung. Gattin Dora (Ursula Lingen) hat sich einen Liebhaber angelacht, am Abend soll sie der Rechtsanwalt Dr. Gerhard Prestel (Peer Augustinski) auf ein Empfang der feinen Gesellschaft begleiten. Zuvor sucht Kolberg das Gespräch mit dem lästigen Revierwilderer, mit seiner vordergründig souveränen Art verunsichtert und beeindruckt er den unliebsamen Kontrahenten. Stunden später wird Prestel auf dem Weg in die Tiefgarage seines Hauses erschossen, verstirb hinter dem Steuer seines Fahrzeugs. Dora Kolberg ist geschockt, sie bringt ihren Ehemann sofort mit der Tat in Verbindung, weist die Ermittler Derrick und Klein ausdrücklich auf ihren Verdacht hin. Alexander Kolberg verbrachte einen gemütlichen Abend mit der Haushälterin Frau Wilmers (Jutta Kammann) und deren Nichte Lisbeth (Verena Peter), sein Fahrer Herr Soskind (Klaus Herm) hatte sich längst in den Feierabend verabschiedet, Kolberg kann aufgrund seiner körperlichen Einschränkung kein Auto bewegen. Trotz dieser Fakten ist Dora Kolberg von der Täterschaft ihres Ehegatten überzeugt, Derrick fühlt dem Verleger auf den Zahn...
Armin Müller-Stahl steht im Zentrum dieser Folge. Die Rolle des verbitterten und zielstrebigen, verzweifelt Liebenden bietet jedem halbwegs fähigen Schauspieler eine prächtige Bühne, Müller-Stahl agiert erwartungsgemäß überzeugend. Peer Augustinski hat trotz Opferrolle zumindest in den ersten zwanzig Minuten Raum zur Entfaltung, auf den ersten Blick ein kerniger Rechtsanwalt, auf den zweiten Blick ein kleines Würstchen, eine Figur die vortrefflich zu Augustinskis Erscheinung passt. Ursula Lingen zeigt uns eine Ehefrau, die sich offenbar bereits sehr weit von ihrem Mann entfernt hat, ihrem Liebhaber weitaus stärker zugeneigt war. Lingen prallt mit bedrückender Kälte auf den verzweifelt kämpfenden Müller-Stahl, grosses Drama. Jutta Kammann ergreift eindeutig Partei, tpyisches Haushälterinnen-Klischee, gut gespielt. Verena Peter darf sich auf brav-harmlose (etwas langweilige) Art um die Gunst des Arbeitgebers ihrer Tante bemühen, der gewohnt unscheinbare Klaus Herm mutet wie die Idealbesetzung für den Part des treuen Fahrers an. In kleinen Rollen tauchen vertraute Gesichter auf, z. B. Hans Quest und die damals noch unbekannte Christine Neubauer.
Starkes Ensemble trifft auf mittelprächtiges Drehbuch. Viel gibt der Kriminalfall tatsächlich nicht her, der flotte Auftakt im Gerichtsgebäude (Augustinski und Tappert liefern sich einen herrlichen Schlagabtausch, hektischer Anwalt trifft auf tiefenentspannten Kriminalbeamten) bildet einen deutlichen Konstrast zu den weiteren Ereignissen, bietet darüber hinaus die Grundlage für die folgende "Schrumpfkur" des Rechtsverdrehers. Vom engagierten Anwalt bleibt ein Muttersöhnchen ohne Arsch in der Hose, unter den treffsicheren Wortpeitschen des gehörnten Ehemanns knickt er wie ein Stäbchen ein, Luftpumpe, Dünnbretbohrer. Drängt das Drehbuch den Zuschauer dazu dem Opfer mit Antipathie zu begegnen? Ehebrecher in den Sarg? So weit würde ich nicht gehen, doch zumindest bewirkt Herbert Reinecker ein gewisses Verständnis für den Täter, wohlwollend betrachtet mahnt er zu mehr Aufmerksamtkeit für die Befindlichkeiten des Partners. Der von Müller-Stahl dargebotene Verleger rührt den Betrachter an, die sektenartige Verehrung durch seine Mitarbeiter mag vielleicht eine Spur zu dick aufgetragen sein. Das Finale klatscht dem Fall zusätzlich den fetten Tragödienstempel auf, hier hätte ich mir ein wenig mehr Mut gewünscht, eventuell eine überraschende Demaskierung. Während Horst Tappert zumindest immer wieder kleine Glanzpunkte setzen kann/darf, bleibt für Fritz Wepper nur wenig Raum, so unscheinbar und uninteressant war Harry nur selten. Zbyněk Brynych gehört zu meinem bevorzugten Regisseuren innerhalb der Reihe, aus dem durchschnittlichen Drehbuch holt er nahezu das Maximum heraus, eine Prise "Siebziger-Popanz" wäre aus meiner Sicht reizvoll.