Die Fratze(Großbritannien 1971, Originaltitel: Fright)
Gefährlichster Job der Welt? Babysitter!
Amanda (Susan George) sucht das Anwesen von Helen (Honor Blackman) und Jim (George Cole) auf, die Studentin hat sich als Babysitter für Helens dreijährigen Sohn Tara (Tara Collinson) auf einen ruhigen Abend eingestellt. Das alte Gemäuer mutet unheimlich an, tatsächlich wird Amanda recht schnell von einem unguten Gefühl heimgesucht, glaubt durchs Fenster eine verzerrte Fratze in der Dunkelheit zu sehen. Alles nur Einbildung oder ein dummer Scherz? Vermutlich, denn plötzlich taucht Chris (Dennis Waterman) auf, der Bekannte der jungen Frau hofft auf ein heisses Schäferstündchen. Derweil erreichen Helen und Jim ihr Ziel, ein ungefähr zehn Kilometer entfernt gelegenes Lokal. Helen kann ihre Beunruhigung nicht abstreifen, noch immer hat sie die schrecklichen Vorfälle nicht verarbeitet, welche sich während der Ehe mit ihrem psychisch kranken Mann Brian (Ian Bannen) zutrugen. Dr. Cordell (John Gregson) behandelt den Psychopathen in einer geschlossenen Anstalt. Der Mediziner ist mit Helen und ihrem neuen Partner Jim befreundet, er ist ebenfalls im Lokal anwesend, versucht beruhigend auf Helen einzuwirken. Von den damaligen Vorfällen ahnt die Babysitterin nichts, erst durch Chris erfährt sie die beängstigende Geschichte, mag ihrem Freund aber nicht glauben und reagiert verärgert auf dessen Erzählung. Chris zieht erneut den Zorn Studentin auf sich, als er während eines Anrufs der besorgten Helen groben Unfug treibt. Äusserst ungehalten wirft Amanda den jungen Burschen raus, im Wald vor dem Haus hat Chris eine unangenehme und schmerzhafte Begegnung...
Regisseur Peter Collinson trug sich mit "Charlie staubt Millionen ab" (The Italian Job, 1969) in die Filmhistorie ein, für die Gruselspezialisten Hammer inszenierte er den Thriller "Ehe der Morgen graut" (Straight on Till Morning, 1972). "Die Fratze" gehört zum edlen Kreis der frühen Slasherfilme, die etliche Jahre vor John Carpenters Meisterwerk "Halloween" (1978) entstanden. Erst "Halloween" sorgte für einen deutlich erhöhten (bis in die Gegenwart anhaltenden) Ausstoss dieser Spielart, deren Wurzeln zwar noch viel weiter zurückreichen, doch Hitchcocks "Psycho" (1960) mag als erstes und übergrosses Ausrufezeichen gelten! Collinson tischt dem Zuschauer zahlreiche Spezialitäten des Genres auf, selbstverständlich liegt das Haus des Schreckens irgendwo am Anus der Welt. Damit nicht genug, es rumpelt in der Wasserleitung, es klappert die Wäschespinne, der Möchtegernstecher erzählt Gruselgeschichten, im Fernsehen läuft ein Horrorstreifen von Hammer. Freilich trägt die Heldin ein dekoratives Minikleid und schwarze Lackstiefel, unvermeidbar die überschaubaren Fähigkeiten der zuständigen Gesetzeshüter. Weitere Standards sind vorhanden, aber ich will mich nicht in endlosen Auflistungen verlieren. Wer auf wüstes Gemetzel mit jeder Menge Mettgut und Möpsen hofft, dem wird dieser Film eventuell zu brav und arm an Schauwerten angelegt sein. Wirft man eine solche (sowieso überflüssige) Erwartungshaltung jedoch über Bord, bietet "Die Fratze" vortrefflich gemachtes Genrekino für Geniesser, punktgenau inszeniert, erstklassig gespielt und konsequent zu Ende gebracht.
Ausufernd angelegte Gewalt grafischer Natur ist in diesem Fall nicht nötig, die "natürlich gruselige" Umgebung und der herrlich irre aufspielende Bösewicht wiegen vordergründiges Gepansche ohne Schwierigkeiten auf. Zunächst soll Susan George gewürdigt werden, deren Leistung mich beeindruckt, begeistert und fasziniert hat. Die frühen siebziger Jahre waren Susans grosse Zeit, in "Straw Dogs" (1971) spielte sie an Dustin Hoffmans Seite, Pete Walker strapazierte Frau George in seinem "Schrei nach Leben" (Die Screaming, Marianne, 1971), unverzichtbare und (hoffentlich) unvergessene Perlen. Susan bietet im hier kurz vorgestellten Proto-Slasher viel mehr als der Großteil ihrer Leidensgenossinnen aus zahllosen anderen Flicks, ihre Amanda ist kein Abziehbildchen ohne Tiefe. Nein, Amanda ist eine intelligente, selbstbewusste und fürsorgliche junge Frau, sich durchaus ihrer weiblichen Reize bewusst. So bleibt sie uns nicht fremd, berührt uns ihr Kampf ums nackte Überleben, der ungleiche Kampf gegen einen total aus dem Ruder laufenden Gegner. Susan meistert die Klischeeabteilung mit Bravor, drückt den typischen "Slashermomenten" lieblichen Charme auf, behauptet sich in den tragischen Ausritten ebenso souverän. Besser kann man diese Rolle nicht spielen! Honor Blackman wurde durch den dritten Bond-Streifen "Goldfinger" (1964) zur Legende, Pussy Galore war nicht nur ein unverschämt frivoler Name für ein Bond Girl, Blackman spielte nicht minder prickelnd auf. Diesmal sehen wir sie als besorgte Mutter und drangsalierte Frau, die noch immer von ihrer jüngeren Vergangenheit gepeinigt wird. Obschon der grosse Schrecken und grauenvolle Terror, vor allem die zunächst ahnungslose Babysitterin heimsucht. Zu Beginn neigt Blackmans Helen zu hysterischen Anwandlungen, mit Blick auf die später ausgeleuchtete Vorgesichte eine absolut nachvollziehbare Darbietung. Die dritte grosse Nummer in diesem Kosmos ist Ian Bannen, der einen Bogen vom angeblich hilfsbereiten Nachbarn zum wahnsinnigen Mörder spannt, schliesslich vor keiner Grausamkeit zurückschreckt. Neben diesen starken Akteuren bleibt für das übrige Ensemble nicht mehr allzu viel Raum. George Cole ringt als neuer Lebensgefährte um Fassung, John Gregson möchte Zuversicht verbreiten, Dennis Waterman sorgt für den unvermeidbaren Nachwuchsbock, mit Maurice Kaufmann, Roger Lloyd-Pack und Michael Brennan sind gefragte Nebendarsteller im Rennen.
Nach knapp 84 Minuten endet das Treiben abrupt, mündet in einen Knall aus Trauer, Tränen und trügerischer Erlösung. Bei mir drückt "Die Fratze" die richtigen Knöpfe in der verpolten Schaltzentrale, sorgt für ein rundum glücklich machendes Filmerlebnis. Europäisches Genrekino nach meinem Geschmack, neben Mario Bavas "Im Blutrausch des Satans" ( Reazione a catena, 1971) und Sergio Martinos "Torso" (I corpi presentano tracce di violenza carnale, 1973) ein Höhepunkt aus dem "Zeitalter vor Halloween"! Hölle, diese drei Streifen als Triple Feature in einer gepflegten "Proto-Slasher-Nacht", ich würde vor lauter Glück einen Herzkasper erleiden! Wer es bei einem Double Feature britischer Natur belassen möchte, dem lege ich "Fright" als Nachbrenner zu "Assault" (1971) ans Herz.
Längst war eine Veröffentlichung für den deutschen Markt überfällig! Media Target hat den Streifen im Rahmen der "Special Screenings" Reihe auf DVD gebannt, in sehr schöner Qualität, inklusive deutscher und englischer Tonspur. Zusätzlich dürfen wir die Super 8-Version geniessen, bekommen einen englischen Trailer zu Gesicht, erhalten einen Überblick über weitere Filme mit Susan George, obendrauf gibt es eine Fotogalerie. Die grösste Zierde der Bonussektion darf nicht unterschlagen werden, der geschätze Pelle Felsch philosophiert unterhaltsam über den Slasherfilm und dessen blutiges Wurzelwerk, sehr angenehm! Klare Sache, diese Scheibe muss in jeder geplegten Sammlung einen Ehrenplatz erhalten, vielen Dank dafür!
8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Du hast von allen Mädchen -Das Blap™ wieder, war ja klar- die schönsten Beulen im Pulli."
• Walhalla Rising(Dänemark, Großbritannien 2009) - Gewaltig! Packend! Großartig! Bitte erwartet kein Wikinger-Epos und lockere Unterhaltung. Keinen Schimmer wie ich diesen Film bewerten soll, in Zahlen fraglos oberhalb von 8/10.
Die Blu-ray gibt es für wenig Kohle (ich habe zur normalen Fassung gegriffen, die 3D-Version hat mich nicht gereizt).
• Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten(Großbritannien 1965) - Kurzweilige Komödie mit großartiger Besetzung, toller Aussattung und sympathischen Verbeugungen vor den Klamotten der Stummfilmära. Stuart Whitman als lockerer Ami, Terry-Thomas macht uns den Fiesling, grandios der unvergessene Gert Fröbe in der Rolle des deutschen Offziers. Alle Beteiligten Nationen werden liebevoll auf die Schippe genommen, da bleibt kein Auge trocken.
Dank der DVD kommt diese schöne Kindheitserinnerung in solider Qualität auf den Bildschirm. Klarer Pflichtkauf, nicht nur für Nostalgiker.
8,5/10 (sehr gut bis überragend)
• Botched - Voll verkackt(Irland, Großbritannien, Deutschland, USA 2007) - Tarnt sich zu Beginn als Heist-Movie, lässt aber flott die Maske fallen, sinnloses Gemetzel und durchgeknallte Gestalten bestimmen das Szenario. Diesmal habe ich den Streifen im englischen O-Ton geschaut, dem Spassfaktor durchaus zuträglich (obwohl die deutsche Fassung in Ordnung ist).
Über die DVD gibt es nicht viel zu berichten, ordentliche Qualität, wenig Bonusmaterial.
Es bleibt bei dicken 7,5/10 (8/10 werden nur knapp verfehlt, da geht noch was)
Ninja II - Die Rückkehr der Ninja(USA 1983, Originaltitel: Revenge of the Ninja)
Kosugi! Firstenberg! Cannon!
Ninja schlagen mit brutaler Härte zu, löschen Cho Osakis (Shô Kosugi) Familie gnadenlos aus! Cho, ebenfalls ein perfekt ausgebildeter Ninja, kann die Mordbuben zwar stellen und bezwingen, doch nur sein Sohn Kane und Chos Mutter (Grace Oshita) überleben das blutige Gemetzel. Braden (Arthur Roberts) rät seinem guten Freund in die USA auszuwandern, trotz anfänglicher Skepsis zieht Cho -mit dem spärlichen Rest seiner Sippe im Schlepptau- in die Vereinigten Staaten. Sechs Jahre sind vergangen. Mit Bradens Hilfe will Cho einen Laden eröffnen, in aufwändiger Handarbeit gefertige Puppen aus Japan sollen neue Besitzer finden. Während sich der kleine Kane (Kane Kosugi) mit streitsüchtigen Altersgenossen plagt, wehrt sein Vater die Annährungsversuche der attraktiven Blondine Cathy (Ashley Ferrare) ab. Erneutes Unheil braut sich zusammen, noch ahnt Cho nichts von den kriminellen Umtrieben seines "Freundes" Braden, der die Puppen als Versteck für geschmuggelte Drogen benutzt. Überhaupt ist Braden kein angenehmer Zeitgenosse, ohne Bedenken legt er sich mit Chifano (Mario Gallo) an, immerhin lokaler Mafiaboss mit einer Horde schiesswütiger Schergen in der Hinterhand...
In "Ninja - Die Killer-Maschine" (1981) blieb Shô Kosugi die Rolle des stolzen Bösewichts, nun bekleidet er die Hauptrolle und darf das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten! Gleichzeitig feiert Sam Firstenbirg seinen Einstand als Regisseur abendfüllender Cannon-Spielfilme. Firstenberg gelang auf Anhieb ein Volltreffer, später inszenierte er weitere Streifen aus dem Cannon-Spitzenfeld. Beispiele gefällig? "American Fighter" (1985), "Night Hunter" (1986) und "American Fighter 2 - Der Auftrag" (1987) sprechen eine klare Sprache, versetzen Fans geplegter B-Action in Glückseligkeit.
Ohne Umschweife stürzt uns das Drehbuch ins Geschehen, eine harmonische Familienfeier endet in Blut und Tränen, in den USA muss sich Shô Kosugi mit jeder Menge Gezücht beschäftigen, parallel pflügt sich Arthur Robert durch Scharen Mafiosi, die kleinen und mittleren Schurken erwecken fast ein wenig Mitleid (Lüge! Anonyme Metzelmasse muss bluten!). Sämtliche Actionszenen sind gut choreografiert, nicht nur Shô Kosugi sorgt für Stimmung. Tötungsgeräte jeglicher Art kommen zum Einsatz, Wurfsterne und Schwerter stellen längst nicht das Ende der Metzelstange dar. Obendrauf sorgt Ashley Ferrare für eine angenehme Dosis Erotik, teilweise mit wenig Stoff auf dem wohlgeformten Leib, sehr angenehm! Während der 81er-Ninja durchaus humorig über den Bildschirm polterte, zeigt sich der zweite Ausflug in die Welt der Ninja ernster, wirft in der Disziplin Härte zusätzliche Kohlen ins Feuer. Naja, für die deutsche Fassung gilt dies nur eingeschränkt, denn die reichlich krude Synchronisation sorgt für etliche Brüller! Dem Unterhaltungswert ist diese Maßnahme keinesfalls abträglich! Ganz im Gegenteil, der Klopper gewinnt deutlich hinzu, hier ist die deutsche Synchro ganz klar dem englischsprachigen Originalton vorzuziehen!
Shô Kosugi punktet auch abseits der Prügelorgien, bringt den Burschen namens Cho Osaki sehr sympathisch rüber, bei Bedarf wird zwischen fürsorglichem Vater und knallhartem Ninja umgeschaltet. Obwohl Kosugi den Stoff durchaus allein tragen könnte, werten die treffsicher besetzen Nebendarsteller das launige Treiben zusätzlich auf. Kane Kosugi -auch ausserhalb der Filmwelt Shô Kosugis Sohn- war während der Dreharbeiten etwas älter als die Rolle vorgibt, für einen ca. neun Jahre alten Bengel zeigt der Kleine erstaunliche Fertigkeiten in diversen Kampfszenen, mein Respekt! Kane war in mehreren Filmen seines Vaters zu sehen, teils gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Shane, die Äpfel fallen nicht... (Danke, sagt das Phrasenschwein). Arthur Roberts lässt sich nicht lumpen, vor allem während der netten Unterhaltungen mit Mario Gallo bleibt kein Auge trocken. Keith Vitali und Virgil Frye bleiben austauschbar, zwischen all den Fieslingen und dem mächtigen Helden, bleibt kaum Raum für redlich bemühte Bullen. Grace Oshita traut dem Amerikaner von Anfang an nicht, hätte der liebe Shô nur auf seine Filmmutter gehört (bitte nicht, wo bleibt denn da das Vergnügen?). Damit sind die relevanten Gestalten aufgezählt, nur eine erneute Huldigung der heissen Ashley Ferrare fehlt. Leider gibt die Filmograhie der Dame nicht viel her, ich muss mir auf jeden Fall den Fred Olen Ray Erguss "Cyclone" (1987) beschaffen (Randnotiz für den verfassenden Lustgreis).
Pralle Vollbedienung! "Ninja II - Die Rückkehr der Ninja" ist eine der stärksten Cannon-Produktionen überhaupt, eine der Perlen in den Suhlen B-Action und Ninja-Teror! Es knallt, raucht und zischt, Knochen brechen im Sekundentakt, Ekelfratzen werden nach Lust und Laune ein- und ausgebeult, es wird geschlitzt, geschlagen und geblutet, nach feinster Art gepöbelt, mit Lieblingszitaten könnte ich Seiten füllen. Die Blu-ray präsentiert den Film in sehr ansprechender Qualität, der Bonusbereich gibt lediglich zwei Trailer her, Flatschen-Paranoiker dürfen sich am Wendecover ergötzen. Ihr wollt Action? Ihr bekommt Action! Absoluter Pflichtkauf für Genrefans!
Eine Flut von Dollars(Italien 1966, Originaltitel: Un fiume di dollari)
Rache und eine kleine Dosis Irrsinn
Jerry Brewster (Thomas Hunter) und Ken Seagull (Nando Gazzolo) haben die Armee um eine stattliche Summe erleichtet, doch ein Trupp Soldaten ist den Gaunern auf den Fersen. Per Spielkarte entscheidet das Duo über sein weiteres Vorgehen, Ken erwischt die höhere Karte, kann unerkannt mit dem Zaster flüchten. Auf Jerry kommt eine schwere Zeit zu, fünf Jahre Gefängnis und harte Zwangsarbeit ziehen nicht spurlos vorüber. Nach der Entlassung wartet ein verlassenes Familienanwesen auf Jerry, seine Frau ist verstorben, der gemeinsame Sohn verschwunden. Ein von Jerrys Frau hinterlassener Brief kündet von Seagulls Kälte. Trotz eines gegebenen Versprechens und reicher Beute, war der Schurke nicht zur Unterstützung der Familie seines Komplizen bereit. Es kommt noch dicker, Seagull nennt sich inzwischen Milton und hat längst Killer auf seinen ehemaligen Kumpel angesetzt. Dank unerwarteter Hilfe eines gewissen Getz (Dan Duryea) kann Jerry das Mordkommando beseitigen, nun will er um jeden Preis blutige Rache üben! Kein leichtes Unterfangen, denn der reiche Milton umgibt sich mit einer Truppe schiesswütiger Gestalten, die ihrerseits von dem überspannten Garcia Mendez (Henry Silva) angeführt werden...
Carlo Lizzani baut ungewöhnliche Zwischentöne in den Streifen ein. Der Western gehört nicht zu den bevorzugten Tatigkeitsfeldern des Regisseurs, was in diesem Fall nicht unbedingt zu einem vorteilhaften Resultat führt. So driftet der Held ab und an in hysterische Gefilde ab, lässt sich eine gewisse Nähe zum klassischen US-Western nicht leugnen, ferner dämpft ein äusserst schleimiges Ende die Freude deutlich. "Eine Flut von Dollars" vergibt die Chance frischen Wind in das Genre zu bringen, die untypischen Ausritte sorgen eher für unfreiwillig alberne -bis nahezu ärgerliche- Momente. Guter Standard wird in den Disziplinen Ausstattung, Kamera und Musik geboten (obschon der Score von Ennio Morricone keinesfalls zu den besten Arbeiten des Meisters gehört), ein gesunder Härtegrad ist ebenso vorhanden. Der Plot bewegt sich auf ausgetretenen (positiver formuliert: bewährten) Pfaden, Rache ist Blutwurst.
Vielleicht wollte Carlo Lizzani dem Hauptcharakter Tiefe verleihen, trieb Thomas Hunter daher zu Geschrei und Fratzen an. Leider mangelt es dem amerikanischen Schauspieler an Talent, um diese Augenblicke auch nur annährend berührend zu gestalten. Versagen auf ganzer Linie kann man Hunter nicht vorwerfen, abseits dieser Ausbrüche macht er seinen Job ordentlich. "Ordentlich" reicht oft nicht aus, von einem Helden (oder Antihelden) erwarte ich mehr greifbare Präsenz, mehr Charakter, mehr Gesicht. Ähnlich ist es um dem väterlichen Buddy der Hauptfigur bestellt, zwar kommt Dan Duryea sympathisch rüber, bleibt aber ähnlich blass und konturarm. Freilich ist Henry Silva ein ganz anderes Kaliber, Herr Eckschädel stiefelt in schwarzen Klamotten durch das Szenario, haut uns seine herrlich durchgeknallte Lache mehrfach um die Ohren, spielt die "Guten" mühelos an die Wand. Nando Gazzolo übt sich in Verschlagenheit, wird von Silva an den Rand gedrängt, kann in seiner Nische dennoch punkten. Zwei attraktive Damen dürfen nicht fehlen, Nicoletta Machiavelli erinnert den Helden an seine verstorbene Gattin, Gianna Serra macht uns das hinterliste Klischee-Flittchen im Bardamendress.
Noch ein paar Worte zu den weiter oben angerissenen Schwachpunkten. Charaktertiefe vorzugaukeln scheitert an den Fähigkeiten des Hauptdarstellers Thomas Hunter, immerhin wetzt Henry Silva diese Scharte teils aus, weniger mit Tiefgang, vielmehr mit überschäumender Spielfreude und aufblühendem Wahn. 1966 war der Italowestern noch jung, dazu ein im Genre unerfahrener Regisseur, daher will ich die Nähe zum US-Western nicht überbewerten (bereits eine andere Besetzung der Hauptrolle hätte in dieser Hinscht ansatzweise Abhilfe schaffen können). Richtig sauer aufgestossen ist mir das unfassbar kitschige Ende (laut Expertenangaben im Bonusbereich gibt es zwei Fassungen, die DVD zeigt die weichgespülte Variante). Einsteiger sind mit anderen Werken weitaus besser beraten, immerhin kam Sergio Corbucci 1966 mit "Django" aus der Kiste, den Namen Sergio Leone lasse ich an dieser Stelle unkommentiert. Auch abseits der ganz grossen Namen gibt es viele Perlen zu entdecken, ergo wird "Eine Flut von Dollars" hauptsächlich für Genrefans, Sammler und Italo-Allesglotzer interessant sein. Ich möchte den Film nicht missen, auch wenn er nie den Weg in meine persönlichen "Western-Top-100" finden wird.
Alles andere als mittelmäßig ist die DVD aus dem Hause Koch Media geraten! "Eine Flut von Dollars" liegt in sehr schöner Qualität vor, der Ton wird in deutscher, englischer und italienischer Sprache angeboten. Großartige Boni runden das Paket ab! Der inzwischen leider verstorbene Antonio Bruschini teilt sich uns mit, Hauptdarsteller Thomas Hunter plaudert sehr kurzweilig aus dem Nähkästchen, Nicoletta Machiavelli kommt zu Wort, dazu gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie. Wie üblich kommt die Scheibe aus der Koch Media Western Collection in einem schicken Digipak daher.
Fazit: Erstklassige Veröffentlichung eines mittelprächtigen Streifens!
Ninja - Die Killer-Maschine(USA 1981, Originaltitel: Enter the Ninja)
Zwischen Wasserballett und Kokospalmen, Mord und Totschlag mit Franco, Shô und Christopher
Nach einer langen und harten Ausbildung hat Cole (Franco Nero) es endlich geschafft, der Meister erhebt ihn in den Status eines vollwertigen Ninja. Kollege Hasegawa (Shô Kosugi) äussert seinen Unmut, er sieht die japanischen Traditionen bedroht, hält den Amerikaner für unwürdig. Cole macht sich auf den Weg nach Manila, sein alter Kumpel Frank (Alex Courtney) betreibt in der Nähe eine Kokosnussplantage, Gattin Mary Ann (Susan George) unterstützt ihren Mann nach Kräften. Längst hat sich ein Unwetter über den Köpfen der Eheleute zusammengebraut, der skrupellose Gangster Venarius (Christopher George) will sich deren Land unter den Nagel reissen! Ständig drangsalieren fiese Gestalten die Plantagenarbeiter, angeführt vom einem der schäbigsten Schergen (Zachi Noy) des Herrn Venarius, Angst und Schrecken machen sich unter den hilflosen Arbeitern breit. Freilich lässt Cole seinen Freund nicht im Regen stehen, folglich beziehen die Handlager des gierigen Bosses mächtig Prügel. Venarius denkt nicht daran aufzugeben, kurzerhand stockt er sein freundliches Personal deutlich auf. Als sich auch diese Maßnahme als erfolglos entpuppt, unterbreitet Mr. Parker (Constantine Gregory) seinem Chef Venarius einen interessanten Vorschlag...
1979 übernahmen Menahem Golan und Yoram Globus die Filmschmiede Cannon. Die achtziger Jahre war das grosse Jahrzehnt des Actionfilms, Cannon steuerte zahlreiche Produktionen bei, wurde zum Markenzeichen für B-Action der unterhaltsamsten Sorte! Chuck Norris und Michael Dudikoff erlebten ihre erfolgreichste Zeit, Jean-Claude Van Damme feierte seinen Durchbruch, sogar ein damaliger Topstar wie Sylvester Stallone arbeitete für Golan & Globus, Charles Bronson sonnte sich im dritten Frühling. Titel wie "Delta Force", "Missing in Action", "Death Wish" (2-4), "Die City Cobra" und "American Fighter" sprechen eine klare Sprache, lassen die Herzen (nahezu) aller Actionfanatiker vor Begeisterung Purzelbäume schlagen, erlebten teilweise diverse Fortsetzungen. Schon damals konnte ich nicht genug von diesem Stoff bekommen, in all den Jahren hat sich nichts daran geändert. Inzwischen geniesse ich die Filme sogar noch intensiver, längst zwingt mich nicht mehr der Wille zur "jungendlichen Coolness" dazu, in der heutigen Zeit kann ich mich ganz bewusst und aus Überzeugung meinem schlechten Geschmack hingeben, voller Wonne in den Klischees und Entgleisungen der kleinen Klopper suhlen. Cannon-Produktionen schütten den prall gefüllten Trog Klischeebrühe über dem Zuschauer aus, so (oder ähnlich) ist es meist zu lesen. Mag sein, aber aus meiner Sicht setzte Cannon viele Standards, nutze das Action-Urgestein der siebziger Jahre als soliden Grundstein. Golan und Globus drehten an den richtigen Schrauben, mehr Geballler, mehr Prügel, mehr befremdliche Dialoge, gekrönt durch ein geschickt zusammengestelltes Sortiment aus älteren und jüngeren Actionhelden. Cannon war damals nicht die einzige B-Action-Schmiede, doch die Sichtung unvergessener Bronson, Dudikoff oder Norris-Klassiker belegt eindeutig, Golan & Globus wussten was das Volk dringend benötigte. Harte Kerle und fiese Schurken, Fratzengeballer mit Gebrüll, Soße und Bleidekoration. Genug wirre Anwandlungen, wenden wir uns endlich der Killer-Maschine zu!
Hier werden keine Gefangenen gemacht, hier sind die Fronten sofort klar. Nach dem schönen und stilsicheren Vorspann drückt Menahem Golan auf die Tube, Franco Nero in weisser Kleidung, Shô Kosugi in schwarzer Kampfmontur. Herr Nero pflügt sich durch eine stattliche Horde anonymer Metzelmesse (zwecks eindeutiger Zuordnung in roten Klamotten durchs Gebüsch hüpfend), kniet nach erledigter Arbeit in Erfurcht vor dem Meister. Ein flotter Prolog, ich bin bereits auf Kurs, rutsche vor Freude auf dem Sofa umher. Auf den Philippinen geht es munter weiter, unser Held zieht dem Pöbel die Ohren lang, egal in welcher Menge das Gesindel auftaucht. Franco Nero mag nicht der grosse Kampfsportkünstler sein, zahllose Actionsequenzen kaschieren dies (mehr oder weniger) geschickt, die grobe Kelle geht sowieso immer. Mutet das Gehampel tatsächlich hier und da unrund an, drängt Nero mit seiner selbstironisch angehauchten Art jegliche Bedenken in den Hintergrund. Überhaupt mangelt es der Sause keineswegs an Humor! Mein "Verdacht" fiel zunächst auf die deutsche Synchronisation, aber Fehlanzeige, der englische Originalton poltert nicht minder krude aus den Lautsprechern. Wenn schon Ninja-Meuchelei, dann dürfen die üblichen Tötungswerkzeuge nicht fehlen. Schwerter, Wurfsternzeug, Pfeile und Blasrohre (wie belieben?), Knarren und der Heldenkörper als ultimative Waffe zum Einsatz kommend. All diese feinen Zutaten bescheren einen üppigen Body Count, wenn es blutet, können wir es töten. Übrigens, woher kennen sich der Held und sein schutzbedürftiger Freund? Na klar, sie waren gemeinsam in irgendeinem Krieg unterwegs!
Franco Nero wurde durch den Italowestern zum Star, der von Sergio Corbucci inszenierte "Django" gehört zu DEN Klassikern des Genres, der Name des Titelhelden tauchte später in unzähligen Western erneut auf. Angenehmerweise blieb Franco Nero nicht auf ein Genre beschränkt, konnte die Fesseln abstreifen. Wie bereits erwähnt ist Nero kein Kampfsportmonster, mit seiner gekonnten Interpretation der Rolle überspielt er dieses Manko locker. Alex Courtney bleibt eher blass, die kernig ins Geschirr gehende Susan George taugt deutlich besser zum Co-Star. Für Alex Courtney/gegen Frank spricht die unspektakuläre Anlage seiner Figur, ein alternder Bursche mit Alkoholproblemen, ein Cannon-Knüller lebt von Helden und Schurken, nicht von tragischen, gebrochenen und verzweifelten Charakteren. Susan George wurde durch Sam Peckinpahs grandiosen "Straw Dogs" (1971) einem breiten Publikum bekannt. Die ganz grosse Karriere blieb ihr verwehrt, in ihrer Filmographie sind Perlen wie "Fright" (Die Fratze, 1971) und "Schrei nach Leben" (Die Screaming, Marianne, 1971) zu finden. Obwohl ihre Ehe vom Alkoholmißbrauch des fertigen Gatten überschattet wird, lässt sich die selbstbewusste Mary Ann nicht von ihrem Land verdrängen, Susan George steht diese Rolle gut, richtig gut. Neben Franco Nero setzen die Bösewichter Glanzlichter, Christopher George und Zachi Noy sorgen für den nötigen Irrsinn, Shô Kosugi für die Prügelhöhepunkte. Christopher George verstarb leider bereits 1983, die Spätphase seiner Laufbahn kann mit stattlichen Pfunden wuchern. Unter Regie von Lucio Fulci ist er in "Paura nella città dei morti viventi" (Ein Zombie hing am Glockenseil, 1980) zu bewundern, in "The Exterminator" (1980) muss er sich als knurriger Gesetzeshüter mit einem ausser Kontrolle geratenen Selbstjustizler beschäftigen. Obergangster Mr. Venarius gehört vermutlich zu den allerstärksten Auftritten des US-Amerikaners, stellt für mich einen wahnwitzigen Gipfel im Schaffen des Herrn George dar! Herrliche Grimassen, nahezu entrückt dirigiert er junge Damen im hauseigenen Pool, kann man nicht beschreiben, muss man auf jeden Fall sehen und geniessen! Zachi Noy (genau, der Depp aus der "Eis am Stiel" Reihe) trägt einen Haken statt einer zweiten Hand, spielt sich gern als grosser Boss auf, schleimt bei Venarius um Gunst und Leben. Constantine Gregory soll nicht unerwähnt bleiben, als rechte Hand des allmächtigen Venarius sorgt er ebenso für einige Schmunzler. Zum Abschluss darf Shô Kosugi keinesfalls fehlen, der für Cannon in zwei weiteren Ninja-Streifen am Start war, dort die Rolle des Helden bekleidete. Kosugi zappelt kurzweilig umher, den Rahm schöpfen eindeutig Franco Nero, Susan George, Christopher George und Zachi Noy ab.
Lange mussten wir auf eine offizielle DVD für den deutschen Markt warten. Umso grosser war die Freude im Mai und Juni dieses Jahres, die drei Ninja-Flicks aus dem Hause Cannon sind endlich ohne Umwege verfügbar, der Kunde hat die Wahl zwischen den Formaten DVD und BD. Der Film liegt in ansprechender Qualität vor (gesichtet wurde die BD), die Scheiben bieten lediglich zwei Trailer als Boni an, Flatschen-Neurotiker dürfen sich über ein Wendecover freuen.
Cannon-Action und Das Blap™ = Alte Liebe rostet nicht = 8/10 = Seeeehr gut
Lieblingszitat:
"Er ist kein gewöhnlicher Mann, Sir! Er ist ein Ninja!"
Derrick wird von seinem Kollegen Lapper (Robert Naegele) auf einen traurigen Fall angesprochen, eine Frau in den besten Jahren hat Selbstmord begangen. Lapper sieht die Schuld bei Roland Marks (Hans Georg Panczak). Der junge Mann hatte sich, offenbar aus Geldgier, auf eine Beziehung mit der wesentlich älteren Dame eingelassen. Tatsächlich sind die Motive des Roland Marks von fragwürdiger Natur, sein Freund Andreas Hessler (Gerd Böckmann) wählt mit Hilfe gesichteter Zeitungsannoncen geeignete Zielpersonen aus. Mehrfach will Lapper Derrick zu Ermittlungen bewegen, dem Oberinspektor fehlt jedoch ein geeigneter Ansatz für derartige Nachforschungen. Derweil hat Marks Kontakt zu Julia Stettner (Elisabeth Wiedemann) aufgenommen, einer Mittfünfzigerin mit grossem Haus und dickem Konto. Julia fühlt sich in der Gesellschaft ihres neuen Bekannten wohl, ihr Sohn Ingo (Thomas Astan) zeigt offen Ablehnung, aus seiner Sicht ist diese Beziehung völlig unangemessen. Das ungleiche Paar kommt sich näher und näher, doch eines Abends erschüttert ein erschreckender Vorfall das Leben der Beteiligten! Andreas Hessler wurde durch die geschlossene Tür der Wohnung erschossen, die er seit rund zwei Jahren gemeinsam mit Roland bewohnte...
Bereits in "Tandem" (Folge 58) unterhielt Elisabeth Wiedemann eine Beziehung zu einem jüngeren Mann (obwohl diese unter einem anderen Stern stand), erneut liefert sie eine erstklassige Leistung ab. Wiedemanns Darbietung mag auf den ersten Blick eine Spur zu dick aufgetragen sein, doch sie bringt die rasch erblühende Liebe in ihrem Herzen, die neue Lust auf das Leben, wundervoll zum Ausdruck. Da darf man durchaus naiv und leicht überdreht aus der Hüfte kommen, frech mit Kamera und Zuschauer flirten. Hans Georg Panczak bleibt nicht auf den Part des abgebrühten Heiratsschwindlers beschränkt, seine Fassade bröckelt bereits zu Beginn, stürzt später vollends in sich zusammen. Den kühlen und berechnenden Typ präsentiert uns Gerd Böckmann, dessen Nervenkostüm freilich längst nicht aus Stahl gestrickt ist. Für Thomas Astan bleibt einmal mehr eine unsympathische Rolle, Sohnemännchen sieht die feiste Erbschaft schrumpfen, die eigene Machtposition gefährdet. Paul Hoffmann sehen wir als älteren Bruder Wiedemanns, er stösst mit Ausdauer in das Horn der "guten Gesellschaft", mahnt die aus der Spur gelaufene Schwester zu Zucht und Ordnung. Herbert Tiede taucht als Verwandter des Selbstmordopfers auf, wird vom am Rande des Wahnsinns agierenden Robert Naegele ins Spiel gebracht. Elisabeth Wiedemann und Hans Georg Panczak glänzen mit tollen Leistungen, gleiches gilt für die Nebenfiguren.
Den mäßig interessanten Kriminalfall mag ich "Toter Goldfisch" nicht anlasten, die Folge hat -neben den starken Schauspielern- andere Qualitäten zu bieten. Horst Tappert und Fritz Wepper zeigen uns Stephan Derrick und Harry Klein diesmal von einer ungewohnten Seite. Derrick, sonst stets der väterliche Freund und Helfer, behandelt den verschrobenen Kollegen Lapper mit kühler Arroganz, führt den verzweifelten Kriminalbeamten teilweise regelrecht vor. Harry eifert seinem Herrn und Meister nach, kommt jedoch nicht über den Status Wadenbeisser hinaus, bleibt eine Randnotiz. Diese Marschrichtung sorgt für Abwechslung, ich gebe jedoch gern zu, mir ist der warmherzige Derrick deutlich lieber. Zwischen Hans Georg Panczak und Gerd Böckmann knistert es homoerotisch, das Drehbuch enthält sich einer eindeutigen Aussage. Vielleicht nicht die verkehrteste Entscheidung, ansonsten hätten homophobe Engstirnler Wind unten den fauligen Flügeln gespürt. Andererseits mutlos? Wie wäre Alfred Vohrer mit dieser Vorlage umgegangen? Wir werden es nie erfahren, der bewährte Zbyněk Brynych zeichnet für die Regie von "Toter Goldfisch" verantwortlich. Unterschiedliche Interpretationen der letzten Einstellung sind möglich, der Tenor weist wohl in wenig hoffnungsvolle Gefilde. Derrick fies, Wiedemann charmant. Ein eigenwilliger Beitrag zum Derrick-Kosmos, ein sehr sehenswerter Beitrag!
• Le Mans(USA 1971) - Steve McQueen, Siegfried Rauch und andere Gestalten rasen über den Asphalt, Mensch und Material werden gnadenlos gefordert. So langweilig Motorsport auch sein mag, filmisch ansprechend aufbereitet kann das sinnfreie Geballer sehr unterhaltsam sein. "Le Mans" beschränkt sich weitgehend auf die Darstellung des 24-Stunden Rennens. Die beteiligten Hauptcharaktere sind dennoch erstaunlich greifbar gezeichnet, obendrauf gibt es kurze Rückblenden.
Anders als erwartet, fraglos gut und sehenswert. Die BD zeigt den Film in sehr ansprechender Qualität.
7/10
• Tobruk(USA 1967) - Die Wüste bebt. Alliierte Helden sollen den bösen Achsenmächten in den Hintern treten. Rock Hudson, George Peppard und Nigel Green bekleiden die Hauptrollen überzeugend, geben sich kantig, jeder auf spezielle Art sympathisch. "Tobruk" kann sich nicht mit den ganz grossen WWII-Abenteuern wie z. B. "Die Kanonen von Navarone" (1961), "Agenten sterben einsam" (1968) oder "Stosstrupp Gold" (1970) messen, sollte den Fan derartiger Streifen aber recht kurzweilig unterhalten.
Die DVD aus dem Hause e-m-s lässt deutliches Potentential für Verbesserungen, geht aber insgesamt als brauchbar durch.
6,5/10 (mehr ist wegen der übermächtigen Verwandtschaft nicht drin)
Irgendwo in England, eine Schule am Waldrand, wieder ein Schultag überstanden. Die hübsche Tessa Hurst (Lesley-Anne Down) zieht es zu einer Verabredung, sie nimmt die Abkürzung durch den Wald. Ein schrecklicher Fehler, Tessa wird angefallen und brutal vergewaltigt. Detective Chief Superintendent Velyan (Frank Finlay) leitet die Ermittlungen, er hofft auf den Rat des Psychologen Greg Lomax (James Laurenson), der Mediziner behandelt das Opfer des Verbrechens. Tessa ist nicht in der Lage eine Aussage zu tätigen, schwer traumatisiert spricht sie nicht mehr, zeigt kaum Reaktionen auf ihre Umwelt. Als der Täter erneut ein Mädchen (Anabel Littledale) im Wald anfällt, tötet er die Jugendliche nach der Schändung. Kunstlehrerin Julie West (Suzy Kendall) ist mit einigen ihrer Schülerinnen in den Forst gefahren, das Verschwinden des zweiten Opfers, Susan Miller, war ihr sofort aufgefallen. Nachdem Julies Fahrzeug auf einem Waldweg im Schlamm stecken geblieben ist, fällt ein Blick durch die Rückscheibe des PKW erschreckend aus! Die Lehrerin sieht den mutmaßlichen Täter, findet nach dem Aussteigen die Leiche des gesuchten Teenagers! Trotzdem lässt eine Identifizierung des Killers auf sich warten. Julie kann keine nachvollziehbare Beschreibung liefern, sah den Täter in seltsames Licht gehüllt, während einer öffentlichen Vernehmung wird sie vom Vorsitzenden lächerlich gemacht. Mut und Verzweiflung sind die Triebfeder für einen gewagten Plan, von Julie erdacht und umsetzbar. Sie will dem Mörder eine Falle stellen, benötigt dazu das Geschmiere eines schäbigen Reporters (Freddie Jones). Detective Velyan zeigt sich skeptisch, kann gewisse Erfolgsaussichten jedoch nicht leugnen...
"Assault" stellt zunächst die Morde in den Mittelpunkt, Jagdszenen im englischen Wald. Nach dem flotten Auftakt marschiert der Film in eine andere Richtung, konzentriert sich auf die zentralen Figuren und streut diverse Verdachtsmomente. Eventuell mag die erste Viertelstunde zu einer "ungünstigen" Erwaltungshaltung führen! "Assault" ist keine britische Variante des italienischen Giallo, gleichwohl eine gewisse Verwandtschaft frelich nicht zu leugnen ist. Inszeniert von Sidney Hayers (der Episoden zu vielen bekannten TV-Serien beisteuerte: "Die Profis", "Magnum" und "Airwolf" sollten als geeignete Beispiele ausreichen), bewegt sich "Assault" irgendwo zwischen Edgar Wallace, Hitchcock und Giallo. Im Gegensatz zu vielen Gialli, verzichtet diese britische Produktion weitgehend auf offensive Erotikszenen und harsche Gewaltmomente, zeichnet andererseits Charaktere, die sich ebenso in der Welt des italienischen Thrillers sehr wohlfühlen würden. Da haben wir die verklemmte und gestrenge Schuldirektorin im Angebot, deren Ehemann sich wie ein Dienstbote fühlt, seiner Frustration durch Annährungsversuche in Richtung Schülerinnen Ausdruck verleiht, im versteckten Karton pornographische Bilder hortet. Dazu die attraktive Heldin unter Druck, den hilfreichen und gleichzeitig verdächtigen Mediziner, den Polizisten ohne Fahndungserfolg und selbstverständlich den psychisch gestörten Killer usw..
An dieser Stelle drängt sich der Blick auf die Damen und Herren vor der Kamera geradezu auf, also ran an das Ensemble. Suzy Kendall verbinden Fans vor allem mit dem Giallo-Klassiker "Torso" (I corpi presentano tracce di violenza carnale, 1973) von Sergio Martino, einem der ganz grossen Filme dieses wundervollen Genres. Erneut: Erwartet bitte keinen "Brit-Giallo" oder gar einen "Torso-Klon"! Davon losgelöst macht Suzy ihren Job sehr gut, schaltet souverän zwischen clever, zielstrebig und hilfebedürftig um, sehr sympathisch, sehr anziehend! Verdammt, hätten wir früher eine Kunstlehrerin dieses Kalibers geniessen dürfen, das Geklapper unten den Tischen wäre vermutlich durch das gesamte Gebäude gehallt, in der Toilettenabteilung hätte der Saft die mit Parolen beschmierten Wände übertüncht! So viel Glück war mir nicht vergönnt, statt Suzy schlurfte ein glatzköpfiges Überbleibsel der 68er durchs Klassenzimmer, schüttelte sich Mohn und schlimmere Dinge aus dem Rauschebart! Wie können sich unter solch widrigen und anprangerungswürdigen Bedingungen, die geforderte Kreativität und angemahnte Ästhetik ihren Weg in Welt bahnen? Genug davon, betrachten wir die Herrenriege. Frank Finlay wird für mich immer der launige Porthos aus den Musketier-Verfilmungen von Richard Lester bleiben, Satan, wie ich diese Filme liebe! Hier gefällt er als bemühter Polizist, fernab von trotteligen Anwandlungen, dennoch nicht ohne fremde Hilfe zur Ergreifung des Täters in der Lage. James Laurenson darf sich um Suzy Kendall kümmern, wird vom Drehbuch ins Zwielicht gesetzt, es knistert folglich auf unterschiedlichen Ebenen zwischen Suzy und dem freundlichen Arzt. Dilys Hamlett und Tony Beckley spielen als ungleiches und unglückliches Ehepaar großartig auf, Hamlett als stocksteife Schulleiterin, Beckley macht uns den verschwitzten Geiferling, gewissermaßen den idealen Verdächtigen. Emotionale Kälte zwischen den Eheleuten, geprägt durch gegenseitiges Unverständis. Ekel und Hass hinter der konservativen Fassade. An unangehmenen Gestalten mangelt es keinesfalls, nicht minder stark Freddie Jones als hinterlistiger Reporter, der mit seriösem Journalismus überhaupt nichts am Hut hat. Die damals noch blutjunge Lesley-Anne Down hat einen der frühen Auftritte ihrer Karriere (sie ist übrigens auch in der Hammer-Produktion "Comtesse des Grauens" (Countess Dracula, 1971) zu sehen, überstrahlt von der damals unwerfenden Ingrid Pitt).
Mord in malerischer Umgebung. Freundlicher Wald im englischen Hinterland wandelt sich in Bruchteilen von Sekunden zum Schlachthaus eines Psychopathen, ein imposanter Strommast ragt wie ein Fanal des Schreckens aus dem Grün hervor! "Assault" hätte ein temporeicher und stylischer Thriller werden können, die Verantwortlichen schlugen nach dem Auftakt eine andere Richtung ein. Mir gefällt der Streifen in der vorhandenen Form gut, es muss nicht immer ein Giallo sein, es muss nicht immer Wallace sein, es muss nicht immer Hitchcock sein. Zugegeben, dieser kleine Brit-Krimi ist kein Höhepunkt seiner Zunft, aber er versteht mich ansprechend und kurzweilig zu unterhalten, setzt immer wieder kleine Höhepunkte und Ausrufezeichen. Gerade denke ich an den köstlichen Humor während einer Zeugenbefragung, in deren Verlauf sich Suzy mit einem ignoranten Fatzke plagt. Ihr wisst schon worauf ich anspiele... Ja, da ist sie wieder, meine geliebte und oft beschworene "Wohlfühlatmosphäre". Von einem kleinen Schätzchen wie "Assault" lasse ich mich gern verführen, 87 Minuten frühe siebziger Jahre, eine wahre Wonne! Keine Spur Gemecker? Der dynamische Score tönt sehr angenehm, wirkt aber teils ein wenig unpassend, wäre in einem frühen Rialto-Wallace besser aufgehoben (Beschwerde auf hohem Niveau, fast schon kleinkariert).
Bisher gibt der deutsche Markt keine DVD/BD zu "Assault" her, die britische Scheibe von Network geht als brauchbar durch (lässt aber Raum für deutliche Verbesserungen). Als Bonus gibt es eine Folge aus der britischen TV-Serie "Tales of the Unexpected" zu sehen (There's One Born Every Minute, 1981). Frank Finlay spielt die Hauptrolle, eine sehr schöne Beigabe (inklusive einer Anspielung seitens Finlay auf "Assault"). Vielleicht erbarmt sich ein Label aus dem deutschsprachigen Raum, immerhin sind in letzter Zeit auch unverhoffte und hochwertige DVDs zu britischen Perlen "Teufelkreis Y" (Twisted Nerve, 1968) und "Die Fratze" (Fright, 1971) erschienen!
Mir eben ein Fehler aufgefallen, bei den Anmerkungen zu "Emanuelle in Bangkok" (auf der vorherigen Seite) habe ich das Cover dieser Box gepostet:
Black Emanuelle's Box Volume 2
Tatsächlich ist der Film allerdings in dieser Box enthalten:
Black Emanuelle's Box Volume 1
Ausrede: Als Gemser-Jünger sollte man sowieso beide Boxen besitzen, meine Begeisterung hat zur Verwirrung der Sinne geführt. ...und ich schreibe sogar noch die richtige Nummer der Box drunter, darüber hinaus hängt das Regal in dem diese Sets untergebracht sind... ...genau neben meinem PC-Tisch. Oh weia... :lol:
Kleine Hartbox (#40) aus der Trash Collection von CMV
The Stabilizer(Indonesien 1984)
Fiese Fratzen und jede Menge Krawall, herrlich irre C-Action aus Fernost
Egal wo es passiert, egal wann es passiert! Wenn das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse ausser Kontrolle zu geraten droht, aber nur dann, schickt das FBI den Stabilizer vorbei. Peter Goldson (Peter O'Brian) räumt mit den Superschurken dieser Welt auf, keine Gnade, keine Kompromisse! Momentan dient Indoniesen als Tummelplatz für den skupellosen Drogenbaron und Massenmörder Greg Rainmaker (Craig Gavin), der üble Sadist hat den namhaften Wissenschaftler Professor Provost (Kaharudin Syah) entführt, will einer äussert wertvollen Entwicklung zur Aufspürung von Drogen habhaft werden. Flugs eilt Peter Goldson mit seiner Gehilfin Sylvia Nash (Gillie Beanz) herbei, das Team trifft auf Peters alten Kumpel Johnny (Harry Capri), der sich bisher wenig erfolgreich um Rainmakers Überführung bemüht. Derweil schaltet sich Christina Provost (Dana Christina), die Tochter des verschleppten Professors, auf eigene Faust in den Fall ein. Allerdings hat nicht nur Christina gesteigertes Interesse an der endgültigen Ausschaltung Rainmakers, auch der Stabilizer hat noch eine fette Rechnung mit dem Unhold zu begleichen...
Du meine Güte, was für ein Freudenfest für Fans durchgeknallter C-Action aus den achtziger Jahren! Damit ist gewissermaßen alles gesagt, die Zielgruppe klar umrissen. Doch vielleicht lässt sich darüber hinaus ein wenig Neugier wecken, daher seien mir ein paar Zeilen zu diesem Streifen gestattet. "The Stabilizer" atmet in jeder Einstellung die Achtziger, schrille Klamotten, erschreckende Frisuren und selbstverständlich ein schaurig-schöner Score, welcher die Lauschlappen mit aufgeblähtem Pseudo-Rock aus der untersten Schublade drangsaliert. Damit nicht genug, flache Klischeefiguren sondern debile Diagole aus ihren grossen Mäulern ab, angedeutete Erotikszenen und (un)freiwilliger Humor dürfen nicht fehlen. Über all diesem Unfug thront die wichtigste Zutat, zahlreiche Actionsequenzen mit jeder Menge Geballer, Geprügel, Folter und sonstigen herzallerliebsten Fürchterlichkeiten, inklusive Flammenwerfer und zwangsweiser Feuerbestattung. Unbeirrt steuert die Sause auf den langen Showdown hin, beleuchtet nebenbei die Hintergründe für die Feindschaft zwischen dem unbeugsamen Stabilizer und dem unfassbar widerwärtigen Rainmaker, nimmt sich Zeit für kleine Liebeleien innnerhalb der Heldenmannschaft. Leerlauf gibt es hier nicht, ständig steht der Kessel unter Druck, das Finale explodiert in wahrsten Sinne.
Lonht ein Blick auf die Darsteller? Durchaus, denn Peter O'Brian ist auf besondere Art knuffig. Der werte Herr schaut aus der Wäsche wie eine Kreuzung aus Brian May (Gitarrist der grössten Rockband aller Zeiten) und Martin Shaw (schlechtere Hälfte aus der TV-Serie "Die Profis"), aufpowert mit ein paar Muckis von Sly und/oder Dudikoff, ein strahlendes Heldenabziehbildchen, wundervoll und liebreizend. Den Drecksack zu geben mag oft weitaus aufregender sein, fraglos liefert Craig Gavin als Greg Rainmaker eine prächtige Show ab. Rainmaker trägt ganz besondere Schuhe mit durchtretender Sohle, beschränkt sich beim Einsatz der Latschen keinesfalls auf die Verteilung von deftigen Arschtritten. Überhaupt ist auch das eigene Gestrüpp nicht vor dem schäumenden Zorn des Oberschurken sicher, Versager gewinnen eine schmerzhafte Freifahrt in Richtung Hölle. Für die Damen bleibt ab und zu mehr als die Aufgabe des hübschen Füllmaterial übrig, Gillie Beanz und Dana Christina greifen beherzt in das allgegenwärtige Metzeln ein. Die anderen Herrschaften sind freilich austauschbar (obschon sich Co-Held Harry Capri redlich bemüht), Rainmakers zahllose Schergen halten als anonyme Metzelmasse her (mit Ausnahme eines "Mr. T-Möchtegern", der Typ führt ausdauernd wilde Verrenkungen aus und überlebt erstaunlich lange, Zappelphilip des Grauens auf Crack).
Von Fans und Skeptikern liebevoll als "Actiongülle" bezeichnet, hatte das Genre in den achtziger Jahren seine grosse Zeit. Nicht nur in den Videotheken klingelten die Kassen, das Mainstreamkino hatte Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger am Start, der (von mir glühend verehrte) B-Sektor erfreute mit Chuck Norris, Michael Dudikoff und einem Charles Bronson im dritten Frühling. Doch da war noch mehr, wie z. B. "The Stabilizer", Stoff aus der dritten Liga, Schund für unerschrockene Allesglotzer. An dieser Stelle tiefer in die Thematik einzusteigen ist nicht möglich, es würde den Rahmen eines Kurzkommentares sprengen. Entsprechende Seiten gibt das Netz her.
Fazit: Vollbedienung für Fans, neugierige und tolerante Einsteiger sollten einen Blick riskieren! Die DVD aus der Trash Collection von CMV präsentiert den Film in brauchbarer Verfassung, wie gewohnt kommt die Scheibe in einer kleinen Hartbox ins Haus.
Durch die Fanbrille betrachtet setzt es dicke 8/10
Lieblingszitat:
"Scheisse! Das ist Babypuder! Das ist eine Falle!"
Verena Moldau (Krista Keller) bricht nach dem Genuß eines Likörs in ihrer Wohnung zusammen, glücklicherweise kann sie per Telefon den Rettungsdienst rufen. Nach der Laboruntersuchung des Getränks gibt es keine Zweifel mehr, jemand hat dem Fusel Gift beigemischt! Kommissar Köster befragt Verena im Krankenhaus. Diese vermutet ihre seit acht Jahren verschwundene Zwilliingsschwester Annabelle steckt hinter dem Giftanschlag, immerhin trennten sich die Geschwister im Streit. Weiterhin ist in naher Zukunft mit einem üppigen Erbe zu rechnen, Yves Moldau (Paul Hoffmann), ein wohlhabender Onkel der Schwestern, leidet unter einer schweren Krankheit. Lange lässt der nächste Mordversuch nicht auf sich warten, in Verena Moldaus Badezimmer wurde eine Armatur unter Strom gesetzt. Diesmal kommt Verena mit dem Schrecken davon, ihre Putzfrau fängt sich den schmerzhaften Schlag ein. Köster forscht im Umfeld nach Spuren. Welche Rolle spielt der glatte Walter Preus (Heinz Drache), der einst mit Verena verlobt war und offenbar auch Annabelle zugeneigt war...???
Krista Keller durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, ihr gelingt überzeugend die Darstellung zahlreicher Stimmungen und Facetten eines tragischen Charakters. Für die übrigen Figuren bleibt nicht viel Raum, lediglich Heinz Drache, Paul Hoffmann und Werner Pochath können sich ansatzweise aus dem Schatten der Hauptfigur befreien (abgesehen von Siegfried Lowitz, zu Kommissar Köster später ein paar Worte). Heinz Drache ist in erster Linie durch seine Auftritte in den legendären Edgar-Wallace-Filmen in Erinnerung geblieben. Er wirkte dort stets ein wenig hüftsteif und limitiert. In dieser TV-Serienepisode zeigt er als wenig sympathischer "Möchtegernlebemann mit Hang zur Arroganz" eine sehr ansprechende Leistung. Mir gefällt Drache in dieser Rolle richtig gut, den strahlenden Wallace-Helden mochte ich ihm sowieso noch nie ganz abnehmen. Paul Hoffmann nutzt den begrenzten Raum solide, Werner Pochath ist als schleimig-widerwärtiger Schurke eine sichere Bank. Spätestens seit dem kleinen Italo-Reisser "Horror-Sex im Nachtpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) habe ich Pochath ins Herz geschlossen, geniesst das Wiener Ekel jede Menge Kredit bei mir. Leider verstarb Werner Pochath bereits 1993, er wurde lediglich 53 Jahre jung. Siegfried Lowitz agiert eine Spur zurückhaltender, in den vorherigen Folgen hatte er mehr Biss, für ein paar kleine Spitzen reicht es trotzdem.
"Verena und Annabelle" kommt mit einem interessanten Ansatz daher (der zwar nicht neu, für eine TV-Serie fraglos nicht alltäglich erscheint). Es erfordert nicht allzu viel Phantasie und/oder Ermittlungskunst seitens des Zuschauers, um dem traurigen Hintergrund auf die Schliche zu kommen (wodurch die Auflösung an Kraft verliert). Die Musik zu dieser Episode gefällt mir sehr gut, schöne Elektronik trifft auf klassische Instrumentierung, vor allem die Auftaktszene punktet in dieser Hinsicht. 1977 war Regisseur Alfred Vohrer bereits deutlich "seriöser" als in den Jahren zuvor unterwegs, die von mir geschätzten Ausritte in diverse Flegeleien wären hier vermutlich Fehl am Platze gewesen (obschon mich Popanz und Krawall mit Sicherheit erfreut hätten). Fazit: Eine kraftvolle Geschichte, die sich im Gewand der TV-Serie nicht vollständig zu entfalten vermag, darüber hinaus wird Siegfried Lowitz an der kurzen Leine gehalten. Bisher die schwächste Folge aus der frühen Phase der Reihe, dessen ungeachtet ordentliche Arbeit und für Fans sehr sehenswert.
• Das Gesetz bin ich(USA 1974) - Charles Bronson will in Ruhe Melonen züchten, Abschaum sorgt für Ärger. Die Staatsgewalt erweist sich als wenig hilfreich, ergo sieht sich Charlie genötigt in Eigenregie für Ordnung zu sorgen!
Herr Bronson macht den Pöbel platt, sehr angenehm. Köstlich Al Lettieri in der Rolle des durchgeknallten Mafia-Killers. Inszeniert wurde das Treiben von Richard Fleischer, in dessen Filmograhie weitere Perlen zu finden sind: "Der Frauenmörder von Boston" (1968), "Soylent Green" (1973) und "Conan - Der Zerstörer" (1984). Die mir vorliegende DVD aus dem Hause MGM zeigt sich geizig ausgestattet, inzwischen ist auch eine BD von EuroVideo erhältlich.
8/10 (sehr gut)
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Sieben(1995) - Morgan Freeman und Brad Pitt auf der Jagd nach einem Serienkiller, der Inhalt dürfte bekannt sein. Starker Auftritt von Kevin Spacey! Ferner gibt es ein Wiedersehen mit Richard Roundtree und R. Lee Ermey (denen ihre Rollen leider nicht allzu viel abverlangen).
Guter Thriller von David Fincher, konsequent zu Ende geführt (vor allem das Ende wertet den Streifen nochmal deutlich auf). Mir lag bisher nur die unbefriedigende DVD-Erstauflage vor, die BD gibt es für wenig Geld, sie stellt eine massive Verbesserung dar.
7,5/10 (gut bis sehr gut)
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Kickboxer(USA 1989) - Jean-Claude Van Damme will seinen großmäuligen Bruder rächen, dem in Thailand von einem Urvieh das Kreuz gebrochen wurde. Da hilft nur beinhartes Training, vor dem finalen Kampf sind noch andere Herausforderungen zu bestehen.
Van Damme präsentiert sich topfit, Bösewicht Tong Po (Michel Qissi) möchte man tatsächlich nicht in die Quere kommen. Klischeeverbraterei pur, die Sause lässt fast nichts aus. Der Held muss hart an sich arbeiten, der Meister ist ein kleines und unscheinbares Männlein, der Bösewicht eine feiste Hackfresse. Obendrauf gibt es das freundliche Helferlein mit tragischer Vorgeschichte, den weichgeklopften Verwandten, die schöne Nichte des Meisters... Splendid bietet ein Doppel-DVD-Set mit der deutschen 16er-Fassung und der US-R-Rated-Version an. Ich habe gestern die R-Rated geschaut, schöne Spät-Achtziger-Prügelei in solider Aufbereitung.
Kalter Schweiss(Frankreich, Italien, Belgien 1970, Originaltitel: De la part des copains)
Ungebetener Besuch
Joe Martin (Charles Bronson) lebt mit seiner Frau Fabienne (Liv Ullmann) und deren Tochter an der Côte d’Azur. Den Lebensunterhalt verdient er mit einer kleinen Yacht, auf der Touristen -unter Joes Anleitung und gegen gute Bezahlung- übers Meer schippern dürfen. Fabienne ahnt nichts von der dunklen Vergangenheit ihres Gatten, eines Tages steht ein Ganove (Michel Constantin) auf der Matte und sorgt für Wirbel. Joe gelingt es den ihm bestens bekannten Eindringling zu überwältigen, er bricht dem Burschen das Genick und entsorgt mit Hilfe seiner Frau die Leiche. Ruhe kehrt jedoch nicht ein, im Haus der Familie Martin warten Captain Ross (James Mason), Fausto (Luigi Pistilli) und der schiesswütige Sadist Katanga (Jean Topart) auf die Eheleute. Ross fühlt verraten, vor etlichen Jahren mißlang der gemeinsame Ausbruch aus einem Gefängnis, ledliglich Joe gelang die Flucht. Nun verlangt der Captain Hilfe bei einem Schmuggelgeschäft, die Yacht des ehemaligen Gefährten ist wie geschaffen für die kriminellen Interessen der Eindringlinge. Akute Lebensgefahr für Fabienne und Stieftochter, Joe muss alle Register ziehen um seine Familie zu retten. Hilfreich könnte Moira (Jill Ireland) sein, denn die Freundin des Captain fällt Joe in die Hände...
Terence Young gehört zur Riege der unvergessenen Regisseure, dem breiten Publikum ist er vor allem durch die Bond-Filme "James Bond 007 jagt Dr. No!" (Dr. No, 1962), "Liebesgrüsse aus Moskau" (From Russia with Love, 1963) und "Feuerball" (Thunderball, 1965) in Erinnerung geblieben. Auch mit Charles Bronson arbeitete Young mehrfach, nach dem hier kurzvorgestellen "Kalter Schweiss", entstand der grandiose Western "Rivalen unter roter Sonne" (Soleil rouge, 1971). Im Jahr 1972 startete der Kriminalfilm "Die Valachi-Papiere" (The Valachi Papers).
Die malerische Côte d’Azur bietet ein sehr schönes Umfeld, "Kalter Schweiss" gewährt ausschliesslich hübsche Ausblicke auf die Landschaft, schäbige Gassen und Hinterhöfe stehen nicht auf dem Speiseplan. Postkartenidylle als Bühne für Mord, Totschlag und Erpressung, ein reiz- und stimmungsvoller Kontrast. Man geht gar einen Schritt weiter, auch ohne den direkten Blick auf die Französische Riviera, bieten die Kulissen stets ein nahezu wohliges (das Haus des Helden und seiner Frau) bis dezent nobles (die Yacht der Hauptfigur) Ambiente, überdies erscheint sogar eine einfache Holzhütte einigermaßen wohnlich. Klar, der Plot mag keinen Preis für kreative Ausritte gewinnen, Themen wie Rache, Mord und Erpressung begegnen uns nur alltz häufig (was ich sehr begrüße. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht). Für beste Unterhaltung sorgen die herrlich angelegten Charaktere, allesamt sehr gut besetzt und großartig gespielt! Daher beschäftigt sich der nächste Absatz mit den Damen und Herren vor der Kamera, sie haben es redlich verdient.
Charles Bronson macht uns zunächst den lockeren Gewinner, beliebt bei Kunden und Bekannten. Beim Blick auf seine Ehe fallen erste Schatten auf den Strahlemann, unter der Oberfläche brodelt es, die Flasche mit hochprozentigem Inhalt sorgt für Unstimmigkeiten. Blitzschnell schaltet Bronson um, ohne jede Vorbehalte nimmt man ihm den Beschützer und bei Bedarf über Leichen gehenden Kämpfer ab. Liv Ullmann geht diesen Weg mit, nur auf den ersten Blick bleibt sie auf das brave Heimchen am Herd reduziert. Ja, Bronson und Ullmann funktionieren prächtig! Umso interessanter die Mitwirkung von Jill Ireland, die seit 1968 mit Charles Bronson verheiratet war. Gern wird von einigen Filmfreunden mit Ausdauer auf Ireland eingegrügelt, ihre Karriere wäre ohne Bronson bereits weitaus früher zu Ende gewesen, ihr Talent sei nicht der Rede wert und, und, und... Schämt euch! Jill kommt in "Kalter Schweiss" als wundervolle Karikatur auf überdrehte Hippie-Gören daher, naiv, dreist und bekifft, auf eigenwillige Art bezaubernd. Luigi Pistilli haben viele Fans des italienischen Genre-Kinos ins Herz geschlossen, leider blieb dem hervorragenden Schauspieler der grosse Durchbruch verwehrt, 1996 beging Pistilli Selbstmord, ein herber Verlust. Luigi Pistilli kann sich diesmal nicht vollends entfalten, das Drehbuch gewährt seinen Komplizen mehr Raum. Während James Mason mit dem nahenden Finale (im wahrsten Sinne des Wortes) zunehmend verblasst, darf Jean Topart als völlig durchgeknallter Katanga richtig feist vom Leder ziehen. Die wichtigsten Darsteller sind aufgezählt, ganz grosses Lob für Jill Ireland und Jean Topart, selbstverständlich ebenso für den unverwüstlichen Charles Bronson.
Knapp 90 Minuten Spielzeit vergehen in Windeseile. Groteskes Verhalten der Charaktere und kerniger Humor, zwischen irrsinnig, kauzig, debil und brutal schlägt das Pendel munter und rastlos aus. Action wird in angemessener Dosierung geboten, Höhepunkt ist eine ausufernd und packend gefilmte Autoraserei über enge Strassen, notfalls querfeldein über Stock und Stein. "Kalter Schweiss" pfeift auf Logik (die sowieso völlig überbewertet ist, zumindest im Bezug auf Filme), kommt als Konzentrat schmackhafter Zutaten aus der Kiste. Bronson-Jünger kommen sowieso nicht an dem Streifen vorbei. Gleichwohl kommen auch Nicht-Bronsoner auf ihre Kosten, bestechender Stoff aus der goldenen Zeit des europäischen Kinos. Manchmal reicht ein Wort aus: GROSSARTIG!
"Kalter Schweiss" wurde bereits mehrfach auf den deutschen Markt geworfen, nicht alle Auflagen gehen als gelungen durch. Mir liegt die oben abgebildete DVD von Kinowelt vor, die Scheibe bietet den Film in ordentlicher Qualität an, ansprechende Boni runden den positiven Eindruck ab. Klarer Pflichtkauf, Ausreden sind ungültig!
8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Wie ist es denn so, in den deutschen Gefängnissen?" "Du sitzt drin und guckst raus!"
Ein roter Mann sieht rot, den Pöbel ereilt der Tod ...oder Cowboy-Nazis im Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Chato (Charles Bronson) erschiesst in Notwehr den Sheriff einer staubigen Kleinstadt, das Halbblut kann unbehelligt aus dem Nest flüchten. Sofort giert die Stimme des Volkes nach blutiger und gnadenloser Vergeltung, unter der Führung des ehemaligen Südstaaten-Militärschädels Captain Quincey Whitmore (Jack Palance) wird die Verfolgung aufgenommen. Schnell ist eine Rotte zusamengetrommelt, kaum ein braver Bürger aus dem nahen Umland entzieht sich der Hatz. Vor allem Jubal Hooker (Simon Oakland) sowie dessen Brüder Elias (Ralph Waite) und Earl (Richard Jordan) treiben die Gruppe unnachgiebig an, Whitmore hat zunehmend Mühe den aufbrausenden Jubal unter Kontrolle zu halten. Chato kennt jeden Winkel der weitläufigen Gegend, er lockt seine Verfolger tiefer und tiefer in das ungastliche Ödland. Trotzdem finden die Männer um Whitmore schliesslich das Haus des Gejagten. Dort treffen sie nur Chatos Frau (Sonia Rangan), gegen den Willen ihres Anführers schänden einige Burschen das nahezu wehrlose Opfer, allen voran der ständig notgeile Earl Hooker. Damit haben die Fürchterlichkeiten noch längst nicht ihren Siedepunkt erreicht...
Regisseur Michal Winner arbeitete mehrfach mit Charles Bronson zusammen. Unvergesslich "Kalter Hauch" (The Mechanic, 1972) und "Ein Mann sieht rot" (Death Wish, 1974). "Death Wish" entwickelte sich zu einer Reihe um den von Bronson dargestellen Rächer Paul Kersey. Insgesamt entstanden fünf Filme, in denen der "Vigilante" für Ordnung sorgte, beim zweiten und dritten Teil nahm Winner ebenfalls auf dem Regiestuhl Platz. "Chatos Land" ist ein unterhaltsamer Fingerzeig auf die Reihe.
Im Western-Genre ist das Thema Rache gewissermaßem omnipräsent, insofern bietet der Plot auf den ersten Blick keine kreativen Ausritte. Doch "Chatos Land" begnügt sich nicht der genüsslichen Ausschaltung der Bösewichter. Der Streifen prangert mit Nachdruck das Thema Rassismus an, blickt skeptisch auf gefährlichen Gruppenzwang, verbunden mit Mangel an gesundem Eigensinn (heute spricht man wohl von Zivilcourage). Nun wird sich mancher Zuschauer fragen, ob hier nicht ein wenig zu offensichtlich und plakativ der Zeigefinger vor der Nase wedelt. Betrachtet man den Zeitpunkt der Entstehung des Films, scheint mir die eindeutige Verarbeitung der Thematik keinesfalls zu flach (oder gar als Alibi für diverse Härten eingestreut). Im Gegenteil, aus meiner Sicht funktioniert das Werk auf mehreren Ebenen, als konsequenter Rachereisser und gesellschaftskritsch aufgeladener Zaunpfahl (für manchen Zeitgenossen überdies als Spiegel mit unliebsamer Abbildung der eigenen Gedanken). Darüber soll nicht vergessen werden, dass das Drehbuch die Schraube beständig anzieht, die Handlung in eine stimmungsvolle Landschaft eingebettet wurde (Spanien diente bekanntlich auch vielen Italowestern als ausdrucksvolle Bühne). Wenn die ersten Geier über den Verfolgern kreisen, wütet in der Truppe der selbsternannten Gesetzeshüter längst der Zerfall, wird die Rangordnung zunehmend in Frage gestellt, fällt das Gefüge der Spaltung anheim.
Charles Bronson verkörpert Chato in Perfektion. Wenige Worte, sparsame (aber extrem ausdrucksstarke) Mimik und ein trainierter Körper. Aus dem Gejagten wird ein gnadenloser Rächer, die Hölle öffnet sich, verschlingt jeden Widersacher. So ist die staubig-heisse Landschaft Chatos stärkster Verbündeter, respektloser Pöbel endet im Taumel brüllender Verzweiflung. Interessant die Zeichnung der Gegenspieler des Helden, denn niemand bleibt auf das Format eines stumpfsinnigen Gewalttäters reduziert, sogar den Brüdern Hooker hängt man ein paar Kilo Menschlichkeit auf das abstossende Charakterskelett. Vor den Brüdern soll jedoch die Leistung des stark aufspielenden Jack Palance gewürdigt werden. Quincey Whitmore hängt vergangenen Tagen nach, kann sich noch immer nicht mit der Niederlage im Sezessionskrieg abfinden. In treibt der Wunsch nach einem späten Sieg an, egal ob ein in Notwehr handelnder Mensch gehetzt wird, irgendwie muss Trauma Bürgerkrieg verarbeitet werden. Schnell weicht die anfängliche Euphorie der Ernüchterung, Whitmore entgleitet die Kontrolle. Er ist von den perversen Auswüchsen einiger Begleiter angewidert, dessen ungeachtet zu sehr mit sich selbst beschäftigt, kann seine Führungsschwäche kaum noch verbergen. Jack Palance fällt damit der wohl vielschichtigste und gleichzeitig tragischste Charakter zu, neben Bronson ist Palance die Gallionsfigur dieses Western. Ich werde aus Platz- und Zeitgründen nicht auf alle Nebenfiguren eingehen, zumindest den Hooker-Brüdern sollen ein paar Worte gewidmet sein. Simon Oakland gibt Jubal Hooker, den ältesten der drei Brüder, unter dessen Knute der jüngste Teil des Trios kaum Luft bekommt. Ergo entlädt sich Earl Hookers Frustration in Form sexueller Ausschweifungen, während Elias sich weitgehend der Kontrolle des älteren Bruders entzieht. Ralph Waite bringt die Niedertracht des Elias Hooker vortrefflich auf den Bildschirm/die Leinwand, ein starker Kontrast zum fürsorglichen Familienvater, den Waite in der bekannten TV-Serie "Die Waldtonnen" (The Waltons, 1972-1981) darstellte. Ich gebe zu, die weiteren Mitwirkenden hätten allesamt eine Nennung verdient, man möge mir die Beschränkung auf die (meiner Auffassung nach) zentralen Herrschaften verzeihen.
"Chatos Land" ist kein Liebling selbstverliebter Kritiker und Miesmacher, allzu gern fällt das Wort "Klischee" in einem abwertenden Tonfall. Winner zeigt sich vom Italowestern beinflusst, ihm gelingt ein überzeugender Brückenschlag vom "modernen" zum "althergebrachten" Western. Modern bezüglich harscher Sprache und gesunder Härte, die Story beackert ein bereits zuvor häufig bestelltes Feld. Dank der erstklassigen Darsteller packt "Chatos Land" auf sehr ansprechende Art zu! Auch ohne "Bronson-Fanbrille" vermag sich der Streifen einen Platz auf dem Westernaltar des staubigen Todes zu sichern!
MGM hat "Chatos Land" auf einer hausüblichen DVD veröffentlicht. Die Qualität geht in Ordnung, Boni sucht der Fan leider vergeblich. Dank des günstigen Preises -der deutlich unterhalb von 10€ liegt- entkommt die Scheibe ohne Prügel für die etwas lieblose Aufmachung.
Zombie(Italien 1979, Originaltitel: Zombi 2) - Ein unverzichtbarer Liebling von Meister Fulci, der uns von New York in die Karibik entführt. Der Inhalt sollte bekannt sein, daher lediglich ein paar Worte zur BD aus dem Hause Blue Underground. Die Amis haben mit der Scheibe eine sehr schöne Auswertung auf den Markt geworfen, besser sah diese Perle im Heimkino noch nie aus, hinzu kommt interessantes Bonusmaterial. In Deutschland unter "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" bekannt, gilt der Streifen völlig zu Recht als eine der besten und stimmungsvollsten Zombie-Sausen.
Je nach Laune zwischen 8,5/10 - 10/10
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Assault - Anschlag bei Nacht(USA 1976, Originaltitel: Assault on Precinct 13) - John Carpenter setzt sich bereits in der frühen Phase seiner Karriere selbst ein Denkmal. "Assault" überzeugt in der jeder Hinsicht, großartige Filme benötigen kein großes Budget. Auch hier wird der Inhalt bekannt sein, daher erneut eine Anmerkung zur gesichteten BD von Capelight. Das Schätzchen wurde grandios aufbereitet, die DVD von e-m-s wird deutlich gedeckelt. Vor allem wurde sehr viel Fingerspitzengefühl restauriert, man hat nicht versucht "Assault" auf ein steriles Hochglanzprodukt runterzuziehen. Das Set kommt im schicken Mediabook, der Film liegt auf BD und DVD vor, ferner liegt eine weitere DVD mit einer Laurie Zimmer gewidmeten Dokumentation bei. Besser kann man schlappe 20€ nicht anlegen, sofort kaufen!!!
Je nach Tagesform zwischen 9/10 - 10/10
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Die Kanonen von Navarone(Großbritannien, USA 1961, Originaltitel: The Guns of Navarone) - Extrem unterhaltsames WWII-Abenteuer um Helden und Verräter, gespickt mit Spannung, Action und feinem Humor. Die BD gibt den Film sehr authentisch wieder, so sah er vermutlich damals in einem guten Kino aus, frische Kopie vorausgesetzt. Keine Scheibe für Sterilglotzer, die fetten Kanonen kommen kernig gekörnt daher, sehr angenehm, die Boni sorgen für zusätzliche Freude.
Mit "Siska" verbinde ich gute TV-Krimiunterhaltung.
Leider war für Peter Kremer nach nur 56 Folgen Schluss, mit seinem Nachfolger Wolfgang Maria Bauer konnte ich mich bisher nicht anfreunden. Wie dem auch sei, vielleicht steige ich nach dem Ende der Megasausen "Derrick" und "Der Alte" bei "Siska" ein, die Reihe ist ja angenehmerweise auf DVD erhältlich.
Zitat von Prisma 1. Ich muss ja gestehen, dass ich die aparte Schauspielerin weniger verehre... 2. Es ist das Wie: Wie sie geht, ihr Lächeln, der Blick ihrer Augen. Sie ist schön in einer unschuldig lasziven Unaufdringlichkeit, die eine ungeheure Wirkung hat. Sie ist eine große Entdeckung für den Film, und es macht mir Freude, mit ihr zu arbeiten.[/i]
1. Ging mir früher auch so, ich mochte sie zwar, aber nicht mehr. Doch kommt Zeit, kommt Laura.
Black Emanuelle's Box Volume 1 von Severin Films (USA)
Emanuelle in Bangkok(Italien 1976, Originaltitel: Emanuelle nera: Orient reportage)
Laura on the loose ...oder (m)eine Liebeserklärung an Frau Gemser
Emanuelle (Laura Gemser) führt eine Fotoreportage nach Thailand, ein gewisser Prinz Sanit (Ivan Rassimov) soll den Kontakt zum König herstellen. Der Archäologe Roberto (Gabriele Tinti), ein Freund der Fotographin, ist beruflich in Thailand unterwegs, man ist gemeinsam per Schiff angereist. Emanuelle erlebt nicht nur mit der hübschen Gee (Koike Mahoco) kleine Abenteuer, auch Prinz Sanit lädt die Schönheit zu einem lauschigen Abend ein. Das Treffen mit dem Herrscher kommt nicht zustande, politische Unruhen bringen Emanuelle in Bedrängnis, ihre Fotoausrüstung und Papiere werden aus dem Hotel gestohlen. So bleibt nur die Abreise per Flugzeug, ohne Pass strandet Emanuelle in Marroko, trifft dort auf die junge Diplomatentochter Debra (Debra Berger) und deren Vater David (Venantino Venantini), einen amerikanischen Konsul...
Unter der Regie von Bitto Albertini enstand der Auftakt zur Filmreihe um die schöne Emanuelle mit Laura Gemser in der Titelrolle (Emanuelle Nera aka Black Emanuelle, 1975). Beim zweiten Streifen übernahm Joe D'Amato das Ruder, welcher der Reihe weitere lose Fortsetzungen bescheren sollte. D'Amato zeigt sich in dieser frühen Phase noch von einer eher zurückhaltenden Seite, die Sexszenen sind nicht allzu offensiv angelegt, gleichwohl überwiegend sehr ästhetisch und erotisch, Gewalt bleibt eine Randnotiz. Wer also auf wüste und/oder garstige Schauwerte hofft, wird sich vermutlich sehr schnell bei der Sichtung des Films langweilen. Vor allem Geniesser und Laura Gemser Süchtlinge (zu denen ich inzwischen zähle) werden ihre Freude mit dem bunten Treiben haben. Ja, ich höre schon das übliche Genörgel, von wegen "dünne Story" und "zu viel Sex". Hm? Ehrlich, hier braucht es keine tiefschürfende Erzählweise, der Zuschauer begleitet eine schöne Frau auf einem Teil ihres Weges, auch in den Momenten körperlicher Nähe zu anderen Protagonisten, garniert mit hübschen Kulissen und Schauplätzen. Jegliches Gemecker interessiert mich nicht, Black Emanuelle berührt auf ihre ganz eigene Weise mein Herz, schöner kann ein Filmerlebnis kaum sein, oder?
Aufmerksame Filmfreunde werden unter der erotischen Oberfläche und hinter der schönen Fassade mehr entdecken. Black Emanuelle ist eine durch und durch selbstbewusste, intelligente und aufgeschlossene Frau, im absolut positiven Sinn eine emanzipierte Frau! Sie fühlt sich nicht an einen Menschen gebunden, sie liebt Menschen, nicht Geschlechter. Tatsächlich kommt die Beziehung zu Debra nie wie "Alibi-Gelesbel" daher. Emanuelle weist dem Mädchen den Weg ohne erhobenen Zeigefinger und kluges Geschwafel. Von der mit sich selbst kämpfenden Göre zur jungen Frau, schält sich Debra aus der Pelle, gelingt mit Hilfe der Freundin ein Ausbruch aus Frust und Alltag. Emanuelle lässt sich nicht an die Kette legen, für manche Begleiter eine schmerzhafte Erkenntnis. Spinnt man den Faden in Gedanken weiter, werden sich die betreffenden Personen vermutlich zukünftig mit einem Lächeln auf den Lippen erinnern, ein wohliges Gefühl im Herzen tragen. Achtung, jetzt wird es kitschig: Einen schönen Schmetterling kann niemand festhalten. Er landet auf deiner Hand, tanzt vielleicht ein wenig auf deiner Nasenspitze herum, berüht deine Wangen mit seinen samtigen Flügeln, einen Wimpernschlag später siehst du ihn davonfliegen. Deine Melancholie über den Verlust verfliegt in Windeseile, der kleine Regenbogen in deinem Herzen bleibt für immer (hm, ich werde wirklich alt und weich).
Laura Gemser ist wie geschaffen für die Rolle der Emanuelle! Oder ist die Rolle der Emanuelle wie für Laura Gemser geschaffen? Beides trifft zu! Laura spielt unglaublich natürlich, verlieht den erotischen Momenten stets etwas edel-anmutiges (sogar wenn eine Flugzeugtoilette als Umfeld herhalten muss). Einmal geht dann doch die Wildsau mit D'Amato durch, er lässt seine Heldin von perversen Gestalten überfallen (die absurdes Zeug in deutscher Sprache faseln. Immer diese fiesen Teutonen). Trotz dieses Tiefschlags entgeht Emanuelle der Demontation, mit übermenschlicher Energie lenkt sie die Situation in erträgliche Bahnen (die Szene wurde recht holprig inszeniert, aber bei D'Amato gehören kleine und grössere Geschmacklosigkeiten manchmal dazu, ich liebe diesen Typ). Das Werk wurde voll und ganz auf Laura Gemser zugeschnitten, keine Frage. Laura drängt die Nebendarsteller nicht an den Rand, sie stellt sie nicht in den Schatten. Im Gegenteil, sie dürfen sich in ihrem Glanz sonnen! Gabriele Tinti hechelt Laura/Emanuelle hinterher, 1976 heirateten Tinti und Gemser, sie standen in vielen Filmen gemeinsam vor der Kamera. Tinti kommt hier nicht so blass wie im ersten Black Emanuelle rüber, Venantino Venantini war ebenfalls im ersten Film der Reihe am Start. Venantini spielte dort einen versoffenen Künstler, diesmal mimt er launig einen versoffenen Diplomaten. Ivan Rassimov gab in einigen Italo-Sausen den Bösewicht, die Rolle des Prinzen kommt im geheimnisvoll angehauchten Gewand aus der Kiste, sehr gelungen! Koike Mahoco darf Laura massieren, Debra Berger übernimmt in der zweiten Fimhälfte den Part der wichtigsten Nebenfigur.
Joe D'Amato führt nicht nur Regie, auch die Kamera geht auf sein Konto (unter seinem bürgerlichen Namen Aristide Massaccesi). Das inszenatorische Können des Herrn Massaccesi mag umstritten sein (nicht aus meiner Sicht), an seinen Fähigkeiten als Kameramann meckern selbst Skeptiker selten herum. Stilvoll fängt er Laura und ihre Satelliten ein, untermalt von wunderschöner Musik, Nico Fidenco hat exzellente Arbeit geleistet. Joe D'Amato mag ein alter Sleazer sein, Laura Gemser bewirft er nicht mit Dreck, er bereitet ihr eine prächtige Bühne! Laura bespielt diese Bühne großartig! Jetzt ist es passiert, ich bin dir endgültig erlegen. Klar, ich mochte Laura Gemser schon immer gern. Freilich hielt mich das nie von kleinen Spitzen ab, von wegen unterernährt... Ist mir inzwischen alles egal, was kümmert mich mein Gesülze vergangener Tage!? Laura, ich verehre dich. Ehrlich.
Dank der DVD-Box von Severin wird auch der heimische Bildschirm durch Laura veredelt. Im Set sind folgende Titel enthalten:
• Emanuelle in Bangkok(Emanuelle nera: Orient reportage aka Black Emanuelle - 2. Teil, 1976) • Emanuelle around the World(Emanuelle - perché violenza alle donne? aka Emanuela - Alle Lüste dieser Welt, 1977) • Sister Emanuelle(Suor Emanuelle aka Die Nonne und das Biest, 1977)
Zusätzlich liegt eine herrliche Soundtrack-CD bei, dazu sechs Karten mit Filmpostermotiven. Laura Gemser Fans müssen zugreifen, D'Amato-Freaks ebenso (auch wenn "Suor Emanuelle" nicht auf sein Konto geht). Wer endlich seine Vorurteile bezüglich erotischer Filme über Bord werfen möchte, fühlt euch dazu angeregt diesen kleinen Edelsteinen eine Chance zu geben!
Bitte, lasst mich mit dieser bescheuerten Zahlenwertung in Frieden. Wie soll ich diese Perle, diesen Schatz in ein dermaßen abstossendes Korsett pressen? 7/10 - Weil ich den Film mag und er solide inszeniert ist? 8/10 - Weil ich mindestens einen Punkt für Laura Gemser drauflege? 10/10 - Weil er mich mit einem unglaublich guten Gefühl beschenkt, mein Herz berührt? Keine Ahnung, sucht euch die passende Wertung raus.
Lieblingszitat:
"Thank you. That's just what i need. A bath." (Der Film hat weitaus griffigere Zitate zu bieten, aber dieser Moment brachte mich auf liebenswerte Art zum Schmunzeln, zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht...)