Anita Henk (Susanne Uhlen) arbeitet in Parfümerie, die junge Frau ist vor einiger Zeit aus Hamburg geflüchtet, hat in München ein neues Leben angefangen. Plötzlich steht ihr ehemaliger Zuhälter Kusich (András Fricsay) vor ihr, er will sie zurück an die Elbe holen. Sofort setzt sich Anita mit Laienschwester Hilde (Inge Meysel) in Verbindung, mit deren Hilfe sie aus der Zwangsprostitution entkommen konnte. Schwester Hilde fliegt am umgehend nach München, sie will Kusich zur Rede stellen. Freilich denkt der Zuhälter gar nicht daran seine Beute aus den Krallen zu lassen, Anita suchte ihn bereits im Hotel auf und hat Prügel bezogen. Derweil setzt die verzweifelte Anita die Familie ihres Freundes Kurt Born (Ekkehardt Belle) in Kenntnis, Verleger Born (Klaus Abramowski) und seine Gattin (Lis Verhoeven) kommen mit dem überraschenden Geständnis nicht klar. Am nächsten Morgen finden Reinigungskräfte den toten Kusich in seinem Zimmer, der am vorherigen Abend zunächst Besuch von Anita und später von Schwester Hilde hatte...
Inge Meysel überzeugt als mutige und zielstrebige Schwester, ohne Angst bietet sie dem abgebrühten Kriminellen die Stirn. Dennoch zeichnet das Drehbuch keinen makellosen Engel, Hilde entwickelt Muttergefühle für Anita, versucht ihren Schützling zu steuern. Offenbar benötigt Anita Henk einen entsprechenden Richtungsweiser, ohne fremde Hilfe kann sie ihrem Peiniger Kusich nichts entgegensetzen. Susanne Uhlen schaut hilflos aus ihren traurigen Rehaugen, mutet wie die ideale Besetzung für eine passive Opferrolle an. András Fricsay zieht in der ihm zur Verfügung stehen Spielzeit alle Register, ekelhafter kann man die Rolle des Zuhälters kaum interpretieren. Bereits die geschmacklose Kleidung samt groteskter Frisur drängt den Zuschauer in Richtung Abscheu. Die erschreckend kalt-brutale Mißhandlung der wehrlosen Anita, garniert mit zynischen Bemerkungen seitens des Sadisten, lässt Kusich endgültig zum perversen Monstrum werden. Familie Born -offensichtlich eine Sippe aus der sozialen Oberschicht- lässt Anita ohne Not fallen, mit einer Prostituierten kann man sich nicht abgeben, als zukünftige Schwiegertochter ist Anita untragbar geworden. Klaus Abramowski zeigt als Familienoberhaupt eine ähnliche Kälte wie der Zuhälter, Lis Verhoeven bleibt im Hintergrund, Ekkehardt Belle ringt mit seinen Gefühlen.
Sämtliche Charaktere bedienen Klischees. Das hilflose und mißhandelte Mäuschen, die resolute Laienschwester, der abstossende Lude. Obendrauf die braven Bürger aus gutem Hause, gefangen in spiessiger Engstirnigkeit. Frischen Wind hat "Schwester Hilde" nicht zu bieten, darüber hinaus ist die Lösung des Falles eher unkreativ. Die Folge lebt von den überzeugend agierenden Schauspielern, treffender als hier kann man entsprechende Charaktere nicht besetzen. Inge Meysel und der aufrechte Gang, ein Plädoyer für Courage und Beharrlichkeit! Horst Tappert und Fritz Wepper erledigen ihren Job mit Routine, Inge Meysel sorgt für die nötigen Ecken und Kanten. Regie führte der bewährte Theodor Grädler, weniger überzeugend tönt die Musik von Max Greger junior, der den Abspann mit völlig unpassenden Klängen zukleistert. Sicher keine allzu packende Geschiche, Autor Herbert Reinecker bestellt den Acker weitgehend ohne Risiko, dank der hochklassigen Besetzung bewegt sich der Unterhaltungswert in höheren Sphären.
• White Force(Australien, Philippinen 1988) - Sam J. Jones eiert in Jeans und Leder durch die grüne Hölle und den Dschungel der Großstadt, nebenher sind diverse Fiesling zu bekämpfen und sonstige Schweinereien aufzudecken.
B-Action für Genreallesglotzer, für den Rest der Menschheit vermutlich unerträglich. Die DVD aus der Reihe "Action Sensation" von Voulez Vous ist zweckmäßig und zum kleinen Preis erhältlich, Süchtlinge dürfen zugreifen.
6/10 (durch die Fanbrille)
• Revolver(Großbritannien, Frankreich 2005) - Guy Ritchie setzte 1998 mit "Lock, Stock and Two Smoking Barrels" ein dickes Ausrufezeichen, legte 2000 den starken Streifen "Snatch" nach. "Revolver" markiert die Rückkehr des Regisseurs zum Gangsterfilm, versucht gleichzeitig das Genre mit frischem Wind zu beleben ohne die Wurzeln zu verleugnen. Überdies hat Ritchie mit Jason Statham und Ray Liotta solide aufspielende Hauptakteure am Start.
"Revolver" möchte intelligent, cool und philosophisch sein, versinkt jedoch mit zunehmender Spieldauer in verquaster Sülze und aufgeblasenem Gehabe. Durchaus ein mutiger Film, doch Guy Ritchie scheitert am eigenen Anspruch, verhebt sich gewaltig. An der DVD aus dem Hause Ascot gibt es nichts zu meckern.
Mut verdient Respekt, daher freundliche 5/10
• Agent Red(USA 2000) - Dolph Lundgren rettet die Welt, zumindest einen erheblichen Teil unserer Zivilisation. Zuvor sind im Bauch eine U-Bootes fiese Fratzen zu verbeulen, die Ex-Verlobte muss gerettet werden, es gilt dem Oberfiesling flotte Sprüche um die Ohren zu hauen. "Ich mische mich nicht in Ihre Pläne ein, ich beende sie!" Legt euch nicht mit meinem geliebten Dolph an!
Haarsträubende Story, herrlich beknackte Dialoge, bodenständige Action. Auf der DVD von EuroVideo findet der Filmfreund auch eine gekürzte Fassung des Dolph-Klassikers "Men of War" (die in der vorhandenen Form freilich überflüssig ist). Daher ignoriere ich die sinnlose Beigabe und erfreue mich an der soliden Präsentation von "Agent Red"(zu "Men of War" gibt der Markt geeignetere Auswertungen her).
Kein Höhepunkt in der Filmographie des Herrn Lundgren, fraglos kurzweilige Unterhaltung für treue Verehrer und Jünger = 6,5/10
Folge 129 - Ein unheimlicher Abgang(Deutschland 1985)
Wer mit wem?
Finanzjongleur Rudolf Diebolz (Dirk Galuba) steckt in Schwierigkeiten. Offenbar drückt der Lackschuh gewaltig, Diebolz hinterlässt seiner Gattin Liane (Christiane Krüger) einen knappen Abschiedsbrief und fährt mit seinem Boot hinaus auf den See. Wenig später wird die Nacht von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Liane und ihr Sohn Klaus (Christoph Eichhorn) sind fassungslos, Rudolf hat seine Selbstmordabsicht tatsächlich in die Tat umgesetzt. Immerhin droht der Witwe keine allzu schmerzhafte Trauerphase, schliesslich unterhält sie seit einiger Zeit eine intime Beziehung zu Bernhard Kolewski (Peter Bongartz). Seinerseits war auch der Verstorbene kein Kind von Traurigkeit, er vergnügte sich gern mit seiner Sekretärin Frau Meissner (Lisa Kreuzer). Als die Leiche endlich aus dem Gewässer geborgen wird, stellt die Gerichtsmedizin ein interessantes Detail fest. Diebolz wurde eindeutig vor der Explosion des Bootes der Schädel eingeschlagen, von Suizid kann nicht mehr die Rede sein. Derrick und Klein bestellen die engsten Familienmitglieder und Mitarbeiter des Herrn Diebolz zwecks Identifikation ins Leichenschauhaus, alle Befragten bestätigen einwandfrei, auf der Bahre liegt der tote und entstellte Körper von Rudolf Diebolz.
Der von Dirk Galuba dargestellte Rudolf Diebolz steht zwar im Zentrum der Ermittlungen, dennoch fällt Galuba nur eine Nebenrolle zu. Wie üblich zeigt sich Charakterkopf Galuba von einer wenig liebenswerten Seite, bestätigt sein Abonnement auf unangenehme Zeitgenossen. Christiane Krüger und Lisa Kreuzer sind ebenfalls alte Bekannte, Kreuzer gehört zu den häufigsten Gästen der Reihe. Freilich sind sich die Damen hier nicht die besten Freundinnen, feines Knistern ist gewissermaßen unvermeidbar. Gabriele Fischer sehen wir als hübsches und gleichzeitg etwas unscheinbares Hausmädchen. Klaus Höhne spielt als psychisch angeschlagener Prokurist großartig auf, der schrullige Oberbuchhalter am Rande des Nervenzusammenbruchs. So richtig ins Herz schliessen mag man keinen der agierenden Akteure, Peter Bongartz und Christoph Eichhorn machen da keine Ausnahme. Bongartz gefällt mir ausgesprochen gut, pendelt er doch souverän zwischen beschwichtigend und aufbrausend umher, garniert mit kleinen Ausflügen in zynische Gefilde. Alles wie gehabt, gute bis hervorragende Leistungen der Schauspieler, ich verneige mich vor dem tollen Ensemble.
Derrick und Klein haben eine harte Nuss zu knacken, Stephan stellt -einmal mehr- unter Beweis, warum Harry nur die zweite Geige spielt. Gern schreibe ich es immer wieder und wieder, Horst Tappert und Fritz Wepper sind großartig! Der Fall punktet nicht nur mit einem packenden Beziehungsgeflecht der Charaktere, die Krönung kommt in Form der cleveren Auflösung daher, Autor Herbert Reinecker hat ganze Arbeit geleistet. Die elektronische Musik von Eberhard Schoener schmeichelt meinen Ohren. Wer z. B. Tangerine Dream und Klaus Schulze verehrt, der wird auch mit diesen Kompositionen von Schoener viel Freude haben. Regisseur Jürgen Goslar durfte "Ein unheimlicher Abgang" in einem durch den Winter geprägten Umfeld inszenieren, eine vortreffliche Ergänzung zur kalt berechnenden Vorgehensweise des einen oder anderen Beteiligten (stilvoll von Eberhard Schoener untermalt, gern weise ich erneut darauf hin). Winter in München, die Boote explodieren! Gute Unterhaltung für Freunde gepflegter TV-Krimis, gekonnter und perfekt platzierter Twist inklusive.
Renate (Anaid Iplicjian) und Rolf Assenau (Helmuth Lohner) leiten gemeinsam eine bekannte Tanzschule, die Eheleute gelten als glückliches und harmonisches Paar. Doch hinter der schönen Fassade wüten Zorn und Eifersucht im Schädel und Herzen des Gatten, der sich wie das unscheinbare Anhängsel seiner starken und zielstrebigen Frau vorkommt. Seit einigen Tagen wird Rolf telefonisch bedroht, bei einem gemeinsamen Ausritt fallen Schüsse, Schüsse die ihr Ziel nur knapp verfehlen. Kommissar Köster trifft sich mit den Eheleuten, er ordnet eine Fangschaltung an, postiert einen Beamten vor dem Haus des Assenaus. Unerwartet hat Renate eine unheimliche und gleichzeitig sehr aufschlussreiche Begegnung. Der unbekannte Anrufer (Christian Quadflieg) lauert ihr in ihrem Auto auf, berichtet der zunächst erschrockenen Frau von einem teuflischen Plan. Renate soll im Auftrag ihres Ehemannes getötet werden, der angeheuerte Killer kann die Tanzlehrerin mit einem eindeutigen Beweis überzeugen. Nach einer mehrwöchigen Pause ohne Terroranrufe soll auf Rolf geschossen werden, "versehentlich" werden die Kugeln jedoch Renate treffen, so stellt sich Rolf die Lösung seiner Eheprobleme vor. Wochen vergehen, nach einer Veranstaltung in der Tanzschule verlässt das Ehepaar den Saal durch den Hinterausgang. Tatsächlich wartet der angeheuerte Killer in der Dunkelheit...
Anaid Iplicjian dominiert diese Folge, fungiert als Dreh- und Angelpunkt, steuert die Ereignisse nach ihren Vorstellungen. Eine starke und attraktive Frau, für die anwesenden Männer faszinierend und anziehend, gleichzeitig zeigen sich die Herren der Schöpfung überfordert, sind der klugen Frau nicht ansatzweise gewachsen. Unter Druck -teils unter Lebensgefahr stehend- läuft Renate Assenau zur Höchstform auf, Anaid Iplicjian liefert eine großartige Vorstellung ab. Helmuth Lohner verfängt sich in der von ihm aufgestellten Falle, Rolf Assenau versteht es nicht die Vorteile einer starken Frau zu geniessen. Interessanterweise legt Assenau eine erstaunliche Kaltblütigkeit an den Tag, mich packte es zeitweise eiskalt im Genick. Der von Christian Quadflieg dargestellte Michael Bannert beobachtet sein potentielles Opfer vor der Tat in aller Ausführlichkeit. Für den Auftraggeber denkbar ungünstig, Rolf Assenau unterschätzt die Qualitäten seiner Gattin. Diese Konstellation lässt kaum Raum für weitere Charaktere, neben dem "flotten Dreier" kann sich lediglich Kommissar Köster behaupten.
Der Titel "Erkältung im Sommer" nimmt vordergründig Bezug auf den zu Beginn unter einem grippalen Infekt leidenden Köster, lässt sich aber ohne Schwierigkeiten auf den Zustand der Ehe Assenau übertragen, darüber hinaus auf das kühle und überlegene Vorgehen der Renate Assenau. Auch Kommissar Köster stösst an Grenzen, erkennt zunächst nicht die Tragweite der bevorstehenden Ereignisse (seine Erkältung mag als kleine "Entschuldigung" dienen). Dem Drehbuch gelingt es auf clevere Art den Über-Ermittler Köster (noch) menschlicher zu zeichnen, es verzichtet aber angehmerweise auf eine Demontage des Serienhelden. Pünktlich zum Finale treffen sich Kommissar und Witwe auf Augenhöhe, ich würde gern mehr dazu schreiben, muss aber wegen akuter Spoilergefahr schweigen. Gern hätte ich mehr erotisches Knistern zwischen Anaid Iplicjian und Christian Quadflieg gesehen, vor allem wenn der Regisseur auf den klangvollen Namen Alfred Vohrer hört. Meine primitiven Gelüste scheinen bei genauer Betrachtung unangemessen, denn Iplicjian wickelt ihre Herren auch ohne vorgetäuschte Lust um den Finger (obwohl mir eine entsprechende Ausrichtung zusagen würde, gern stelle ich mir Thomas Fritsch in der Rolle des Michael Bannert vor). Starke und erfrischende Folge, Anaid Iplicjian und Siegfried Lowitz überragend!
Kleine Hartbox (#94, Cover A) aus der Trash Collection von CMV
Black Zombies(Italien 1991, Originaltitel: Demoni 3)
Bizarre Rituale beleben fauliges Fleisch
Dick (Joe Balogh), Jessica (Sonia Curtis) und Kevin (Keith Van Hoven) sind im Auftrag einer Plattenfirma in Brasilien unterwegs, sie sollen möglichst viele Samba-Rhythmen per Tape festhalten. Während sich das Liebespaar Jessica und Kevin gut versteht, trägt Jessicas Bruder Dick seine Unzufriedenheit offen zur Schau. Der junge Mann interessiert sich für den Macumba-Kult und dessen Bräuche, stösst bei seinen Mitreisenden allerdings auf taube Ohren. Tatsächlich gelingt es Dick einer Zeremonie beizuwohnen, er verliert jedoch das Bewusstsein, wacht am nächsten Morgen zerknirscht in seinem Hotelzimmer auf. Eile zum Aufbruch ist geboten, die Reise soll die kleine Gruppe weiter nach Belo Horizonte führen. Auf einer abgelegenen Nebenstrecke streikt das Auto, weit ausserhalb jeder Ortschaft. Glücklicherweise tauchen Jose (Philip Murray) und Sonia (Juliana Teixeira) auf, die ganz in der Nähe ein altes Anwesen gemietet haben. Hausmädchen Maria (Maria Alves) erblickt ein Amulett um Dicks Hals, blankes Entsetzen packt die Dienerin im Genick. Bald streifen grauenvolle Gestalten durch die Gegend, gnadenlos und blutrünstig stellen sie den Anwesenden nach...
Umberto Lenzi zählt zu den wichtigsten Regisseuren des italienischen Genrekinos, seine grössten Erfolge feierte er in den siebziger und achtziger Jahren. Als Beispiele sprechen der starke Giallo "Spasmo" (1974), der grandiose Polizei-/Gangsterfilm "Die Viper" (Roma a mano armata, 1976) und der Kannibalen-Reisser "Lebendig gefressen" (Mangiati vivi!, 1980) für sich, die Aufzählung wäre ohne Schwierigkeiten um zahlreiche Edelsteine erweiterbar. "Black Zombies" wurde der Originaltitel "Demoni 3" verpasst, ein weiterer/tatsächlicher Bezug auf die Filme von Lamberto Bava besteht freilich nicht. In einem ländlich-waldigen Umfeld scheucht Umberto Untote aus den Gräbern. Mit viel gutem Willen könnte man eine Brücke in Richtung Rassenkonflikt in das Treiben interpretieren, handelt es sich bei den Zombies doch um ehemalige Sklaven, arme Seelen die von perversen Großgrundbesitzern wie Vieh gehalten und gequält wurden. Jedem halbwegs ernsthaften Ansatz hält diese Betrachtung kaum stand, hier wurde lediglich ein geeigneter Aufhänger gesucht und gefunden.
Auf der DVD ist ein Interview mit Lenzi zu finden, der sich nicht allzu positiv über seinen Film äussert. Hauptsächlich führt er seine negativen Erinnerungen auf die Schauspieler zurück, die Damen und Herren entsprachen aus Geld- und Zeitnot überwiegend nicht seinen Wünschen. Gewisser Frust scheint nicht unverständlich, immerhin arbeitete Lenzi in den vorherigen Jahrzehnten mit vielen der grössten Genrestars zusammen, hier muss er sich mit der dritten Garde begnügen. Es ist nicht zu leugnen, hohen Wiedererkennungswert oder gar grossartige Leistungen hat das Ensemble nicht zu bieten. Ich komme indessen recht gut mit den Darstellern klar, keiner der Mitwirkenden nervt, allesamt gehen sie in der durchaus ansprechenden Atmosphäre auf. Eben wegen der Unscheinbarkeit beschränke ich mich auf die kleinen Glanzlichter. Maria Alves kann herrlich panisch aus der Wäsche schauen, Keith Van Hoven sorgt für den sympathischen Anker. Stars sind die knuffig anzuschauenden Zombies, schlufernd tragen sie ihre Hack- und Stechwerkzeuge durch die Kulissen, Augen sind besonders begehrt. Untote wollen Satisfaktion, gewissermaßen Zombies auf Vergeltungstour, warum nicht.
"Black Zombies" stellt für Sammler und Fans eine schöne Ergänzung zu den Klassikern des Genres dar. Es muss nicht immer ein Zombie am Glockenseil hängen, auch Streifen aus der hinteren Ecke der Schublade können Freude machen. Trotz ungünstiger Umstände gelingt Lenzi der Aufbau einer runden Atmosphäre, die Musik aus der Feder von Franco Micalizzi gefällt. Obendrein sind die Zombies nett anzuschauen, obligate Schlurfer des Todes, keine hektischen Neo-Beisser mit athletischen Fähigkeiten. Wer nicht genug von derartigen Ergüssen bekommen kann, der sollte sich diesen späten Lenzi ins Blut drücken. Ehrlich, es bereitet keine Pein, berauscht zwar nur in gemäßigten Bahnen, tut aber schlicht gut und geht locker rein.
CMV hat das Filmchen als #94 der hauseigenen Trash Collection veröffentlicht, die gebotene Qualität ist ordentlich, der Bonusbereich gibt Trailer und das oben erwähnte Interview mit Umberto Lenzi her (welches bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hat, es scheint noch aus der VHS-Ära zu stammen). Zwei unterschiedliche Cover stehen zur Auswahl, wie üblich kommen die DVDs in kleinen Hartboxen ins Haus.
Ich mag diese kleinen Knuffelchen aus der "Endphase" des italienischen Genrekinos. Ergo setzt es wohlgestimmte 6/10 (Wohlfühlbonus fliesst nicht in die Zahlenwertung ein, wird aber in meinen Herzkammern an die Wände geschrieben).
Sword and Sorcery Collection von Shout! Factory (USA)
Helden, Schwerter & Möpse! Das doppelte Double Feature für finstere Nächte hemmungsloser Barbarei!
Auf zwei DVDs erwarten den Zuschauer vier kleine Schätzchen:
• Deathstalker • Deathstalker II • Barbarian Queen • The Warrior and the Sorceress
Vier Kommentare im Ultrakurzformat:
• Deathstalker(Argentinien, USA 1984) - Deathstalker (Rick Hill) ist ein unbeugsamer Krieger. Wenn ihm eine Konfrontation Vorteile bringt, nimmt er es mit jedem Gegner auf. Doch eines Tages wartet eine ehrenvolle Aufgabe auf den blonden Hünen, er soll dem gestürzten König Tulak (Jorge Sorvik) unter die Arme greifen. Dazu muss der fiese Munkar (Bernard Erhard) bezwungen werden, der unrechtmäßige Herrscher überzieht das Land mit Terror und Angst, zu allem Überfluss befindet sich Tulaks Tochter Codille (Barbi Benton) in den Klauen des Sadisten. Deathstalker macht sich auf den Weg, erfährt nebenbei von drei magischen Artefakten. Blondine Kaira (Lana Clarkson) und Schwertkämpfer Oghris (Richard Brooker) schliessen sich Deathstalker an, gelangen gemeinsam in den Palast des Tyrannen. Der Sieger eines grossen Turniers darf Tulak herausfordern, freilich spielt der verschlagene Bursche ein falsches Spiel...
"Deathstalker" ist eine wahre Wonne für Freunde gepflegter Barbarenstreifen! Ein Held aus gestähltem Muskelfleisch, ein herrlich fieser Gegenspieler, groteske Kreaturen und schöne Frauen ohne Kleidung. Der Schwerter klirren, die Möpse beben, Vollbedienung! Stimmungsvolle Kulissen, quasi vom Wald ins düstere Gemäuer, jede Menge Mord und Totschlag, solide ausgeführte Kämpfe, gesunde Härte, magische Gegenstände. Kreativ ist der Plot sicher nicht, lustvoll suhlt sich der Stoff in sämtlichen Klischees, aus meiner Sicht geht die Rechung souverän auf. Kernige Dialoge sorgen für manchen Schmunzler, knapp 80 Minuten Spieldauer vergehen wie im Fluge, von Leerlauf und/oder Füllmaterial keine Spur! In Deutschland wurde der Film unter dem Titel "Der Todesjäger" fürs Kino und den Videomarkt ausgewertet. Leider existiert bisher keine DVD-Veröffentlichung für unseren Markt, ich hoffe auf Nachbesserung.
• Deathstalker II(Argentinien, USA 1987) - Deathstalker (John Terlesky) gaunert sich locker durch das Leben. Als die blonde Schönheit Reena (Monique Gabrielle) in sein Leben tritt, hat der Tagedieb plötzlich mehr Trubel um die Ohren als im lieb ist. Laut eigener Angabe ist die junge Dame eine Prinzessin, sie wurde vom bösartigen Magier Jarek (John Lazar) aus ihrem Palast vertrieben. Skeptisch nimmt sich Deathstalker der Mission an. Bevor er endlich Jarek stellen kann, muss er sich um die mordlüsterne Sultana (Toni Naples) und anderes Gesindel kümmern. Damit nicht genug, auch die Königin der Amazonen (Maria Socas) ist dem Helden nicht wohlgesonnen, sie lässt ihn gegen die gewaltige Gorgo (Dee Booher) in den Ring steigen...
"Deathstalker II" ist keine echte Fortsetzung, vielmehr tischt uns Regisseur Jim Wynorski eine liebenswerte Genre-Parodie auf. Angenehmerweise gleitet das Treiben nicht in allzu stumpfsinnigen Klamauk ab, geht die "typische Sword & Sorcery Atmosphäre" nicht verloren, der Streifen hat mehr zu bieten als eine öde Sammlung mieser Kalauer (obschon es nicht entsprechenden Einschüben mangelt). Frech wurden ein paar Szenen aus "Deathstalker" geliehen, die man durchaus geschickt recycelt hat. John Terlesky macht seine Sache als Held mit Humor nicht schlecht, einige andere Damen und Herren sorgen jedoch für die wahren Glanzlichter. Allen voran Monique Gabrielle in einer Doppelrolle, die es immer wieder schaft auf dem schmalen Grat zwischen Liebchen und Nervensäge zu balancieren, dabei nie in unangenehme Bereich abstürzt. Auch hier existiert bisher keine DVD für den deutschsprachigen Raum, unfassbar. Der deutsche Titel lautet "Mystor – Der Todesjäger II".
• Barbarian Queen(Argentinien, USA 1985) - Amethea (Lana Clarkson) und Argan (Frank Zagarino) wollen heiraten, plötzlich wird ihr Dorf von einer wilden Horde überfallen. Fast alle Bewohner werden niedergemetzelt, Amethea steht der Sinn nach Rache! Die ebenfalls kampfstarke Tiniara (Susana Traverso) und die zarte Estrild (Katt Shea) haben überlebt, zunächst gilt es die wehrlose Taramis (Dawn Dunlap), Ametheas kleine Schwester, aus den Händen ihrer Peiniger zu befreien. Überall lauern feindliche Truppen, immerhin treffen die Frauen auf eine Gruppe anderer Widerstandskämpfer. Argan hat die Attacke auf die Ansiedlung überlebt, er wurde verschleppt und soll nun als Gladiator für Unterhaltung sorgen...
"Barbarian Queen" geizt nicht mit schönen Frauen, Lana Clarkson war bereits im ersten "Deathstalker" unterwegs, einmal mehr gewährt sie dem Zuschauer Blicke auf ihre schmackhaften Auslagen. Meine entzündeten Augen konnten sich vor allem an Susana Traverso und Katt Shea laben. Frau Shea ist extrem liebenswert, ein typisches Babe der achtziger Jahre, irgendwo zwischen Aerobic und Flashdance falsch abgebogen, zuckersüss! Unterschätzt die Dame nicht, sie verdiente ihre Brötchen auch als Regisseurin und Drehbuchautorin! Vordergründig verzichtet der Streifen auf allzu viel gewollten Humor, für etliche Lacher ist dennoch gesorgt, keine Bange! ...und wieder keine deutsche Scheibe, was ist nur los?
• The Warrior and the Sorceress(Argentinien, USA 1984) - Zwei Sonnen brennen gnadenlos auf den Planeten herab, Wasser ist rar und kostbar. Zeg (Luke Askew) und Bal Caz (Guillermo Marín) sind Todfeinde, die wohlhabenden Fieslinge umgeben sich mit zahlreichen Söldnern und Mordbuben. Kain (David Carradine) taucht auf, er beginnt damit die Parteien gegeneinander auszuspielen, der alte Geistliche Bludge (Harry Townes) unterstützt den Neuankömmling nach Kräften. Bald liegen die ersten Kadaver im Staub, Kain versteht es sein Schwert gezielt und gewinnbringend zu führen. Längst ist Naja (Maria Socas) zum Spielball der lokalen Anführer geworden, wird Kain der geknechteten Schönheit zur Hilfe eilen...???
1964 bediente sich Sergio Leone bei Akira Kurosawas "Yojimbo - Der Leibwächter" (1961), sein "Für eine Handvoll Dollar" löste den Italowestern-Boom aus und machte Clint Eastwood zum Star. 1996 schickte Walter Hill einen gewissen Bruce Willis ins Rennen, in "Last Man Standing" flogen Christopher Walken und anderen Gesellen zahllose Kugeln um die Ohren. "The Warrior and the Sorceress" aka "Der Krieger und die Hexe" reiht sich ein wenig unscheinbar ein, trotz des reizvollen Szenarios mutet diese Version des Stoffes teils ausgelaugt an. An David Carradine liegt es nicht, er spielt gewohnt lässig und markant auf. Die Fratzen von Luke Askew oder Harry Townes wird vermutlich jeder Filmfreund erkennen, Maria Socas sorgt für eine kleine Dosis weiblicher Reize. Ihr ahnt es, wieder ist keine DVD für den einheimischen Markt verfügbar.
Fazit zur Sword and Sorcery Collection! Alle Filme liegen in ansprechender Qualität vor, zusätzlich gibt es (teilweise) Audiokommentare zu den Streifen und diverse Trailer. "Barbarian Queen" wird lediglich in der R-Rated Fassung angeboten, die entfallenen Szenen sind im Bonusbereich zu finden. Für Freunde des Genres ist diese Veröffentlichung ein klarer Pflichtkauf. Dennoch hoffe ich auf Auswertungen für den deutschsprachigen Markt, die damaligen Synchros sollten nicht unbeachtet bleiben.
Schaurige Zahlenwertungen der Verdammnis:
• Deathstalker = 8/10 (wundervolle Unterhaltung, ein echter Volltreffer) • Deathstalker II = 6,5/10 (macht Laune, Zombies inklusive) • Barbarian Queen = 7/10 (mein Knuffelchen im Rahmen dieser Zusammenstellung) • The Warrior and the Sorceress = 6/10 (Knappe 6, David Carradine machts möglich)
Vier Schwerter krachen auf mein fauliges Fleisch, Möpse wippen, Hintern beben, vielen Dank!
Folge 128 - Das tödliche Schweigen(Deutschland 1985)
Gutes Betriebsklima
Stephan und Harry möchten den Feierabend geniessen, ein gepflegtes Bier in den Hals schütten. Kaum hat das dynamische Duo die heiligen Privathallen des Oberinspektors betreten, erreicht Derrick der Anruf einer offenbar extrem ängstlichen Frau. Helga Södern (Irina Wanka) nennt ihren Namen samt Adresse, sofort machen sich die Ermittler auf den Weg. Dort angekommen öffnet Udo Hassler (Jacques Breuer) den Beamten, die ebenfalls anwesende Helga wirkt noch immer verstört. Hassler lässt Helga kaum zu Wort kommen, die gemeldete Bedrohung war angeblich ein Hirngespinst. Am nächsten Morgen müssen sich Derrick und Klein mit einem Mordfall beschäftigen. Harry denkt sofort an die junge Frau vom Vorabend, bei der Toten handelt es sich jedoch um Maria Simka, die ältere Dame kam vermutlich gewaltsam zu Tode. Ludwig Simka (Arthur Brauss) entdeckte seine tote Mutter in deren Wohnung, nebenbei fragt Derrick den Sohn des Opfers nach Helga Södern. Tatsächlich kannten sich die Frauen, beide arbeiteten bei einer inzwischen in Konkurs gegangenen Chemiefirma. Interessanterweise hatte Maria Simka Besuch von zwei Personen, Helga berichtete am vorherigen Abend von zwei bedrohlichen Gestalten, fühlte sich von zwei Männern verfolgt...
Irina Wanka sehe ich immer gern, spontan kommt mir die starke Folge "Ein Fall für Harry" (94) in den Sinn, in der sich Irina dem geifernden Ekel Karl Lieffen stellen musste, sehr zum Ärgernis des fürsorglichen Harry. Erneut spricht Irina Wanka den Beschützerinstinkt des Zuschauers an. Glaubwürdig bringt sie die ängstliche, hilflose und anmutige Prinzessin rüber, jeder edle Ritter möchte sofort das Schwert aus der Scheide ziehen, lasst eure schmierigen Pranken von meinem Engel! Ja, die Figur Helga Södern ist Klischee pur. Na und, ich fahre drauf ab. Jacques Breuer darf mit Ausdauer an den Nerven der Ermittler nagen, Reinecker klatscht dem unsympathischen Udo Hassler den Stempel Student auf die Stirn. Unter Breuers Knute mutet Wanka wie eine unglückliche und gepeinigte Marionette an, die "Nichtchemie" zwischen den Charakteren entzündet eine kalte Flamme. Arthur Brauss zeichnet einen blassen kleinen Mann ohne grosse Ambitionen, gestraft mit einer gierigen Ehefrau, dargestellt von Ilse Neuabauer. Hans-Helmut Dickow poltert über das Gelände der ehemaligen Fabrik, Henry van Lyck gibt den Januskopf, Ernst Fritz Fürbringer glänzt mit einer herrlich schrulligen Vorstellung. Sklave Willy "Berger" Schäfer darf das Telefon bedienen und sich um den Kaffee kümmern, als dauerhafte Randnotiz lebt es sich nicht allzu schlecht.
Neben den gewohnt ansprechenden Leistungen der Schauspieler, hat mich vor allem die trostlose Optik des stillgelegten Industriegeländes begeistert. Schnell ist klar, die Fäden müssen im Dunstkreis des Betriebes zusammenlaufen, spärlich sickern Informationen aus den Mündern der Beteiligten. Die Auflösung spannt eine Brücke zum ökologischen Zeitgeist, Mitte der achtziger Jahre war das Thema Umweltschutz/Umweltverschmutzung endgültig in alle Winkel der Republik vorgedrungen. Näher kann ich nicht darauf nicht eingehen, die Gefahr fieser Spoiler wird zu gross. Weiterhin wuchert diese Folge mit starken Dialogen und einer Prise Humor, dazu zeigt sich Horst Tappert in Bestform, herrlich! Theodor Grädler inszeniert gewohnt solide, kann auf sein Ensemble und Autor Herbert Reinecker bauen, ein durch und durch tragfähiges Fundament. Auf den ersten Blick kein Höhepunkt im Derrick-Kosmos, bei genauer Betrachtung eine gute und unterhaltsame Folge. Gier taugt immer zum Krimi, so sind sie, die kleinen und grossen Menschlein.
Zitat von Prisma im Beitrag #4905Da kann ich mich Josh nur anschließen! Da die Schnittmenge aber ohnehin sehr groß ist, sollte ich vielleicht eher sagen, dass Blap einige meiner DVD-Käufe rapide beschleunigt hat!
Zitat von Josh im Beitrag #4904Blap hat mir schon einige vergnügliche Abende beschert, da ich mir aufgrund seiner Kritiken Filme angeguckt habe, die ich sonst nicht mit der Kneifzange angefasst hätte.
Ich übernehme keine Verantwortung für schädliche Nebenwirkungen!
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Unerträgliche Hitze, daher die letzten Nächte im Ultrakurzformat:
• Ninja III - Die Herrschaft der Ninja(USA 1984) - Der böse Geist eines noch böseren Ninja gewinnt Macht über Lucinda Dickey. Nichts geht mehr, nun kann nur noch der gute Ninja Shô Kosugi helfen...
Mord, Fratzengeballer und Aerobic! Völlig hirntote Story, inszeniert von Sam Firstenberg. Cannon dreht durch, ich drehe mit und bin sehr angetan. Bescheuertes Spektakel, sehr unterhaltsam. Endlich auf DVD und BD erhältlich, leider ist die Auswertung lieblos geraten. Besser so als gar nicht, dennoch hätte man sich mit der Aufbereitung des Materials ein wenig Mühe geben können.
Mag ich sehr = 7/10
• Scre4m(USA 2011) - Nach über zehn Jahren Pause schickt Wes Craven seine Stammbesetzung wieder ins Rennen, auf ein fröhliches Wiedersehen mit David Arquette, Neve Campbell, Courteney Cox und neuen Gesichtern.
Nichts erwartet, viel bekommen. Starker Viertling, vermutlich die beste Fortsetung des 1996er Auftakts. Wer die damalige Trilogie mag, der sollte sich die Fortführung der Reihe keinesfalls durch die Lappen gehen lassen! Die BD ist sehr ordentlich, nette Boni runden den positiven Eindruck ab.
7,5/10 (gut bis sehr gut)
• Angst über der Stadt(Frankreich, Italien 1975) - Es folgt ein älterer Kurzkommentar:
In Paris geht ein wahnsinniger Killer um. Er hält sich für die gültige Moralinstanz, junge Damen die gegen seine Weltanschauung verstossen, überführt der Fanatiker gnadenlos in eine andere Bewusstseinsebene. Commissaire Jean Letellier (Jean-Paul Belmondo) und sein Team werden mit der Ergreifung des Serientäters beauftragt. Letellier passt dieses "Psychozeug" nicht in den Kram, er hat noch eine Rechung mit einem anderen Schwerverbrecher zu begleichen. Dieser Bursche namens Marcucci tötete bei einer wilden Verfolgungsjagd Letelliers Partner. Durch fragwürdige Entscheidungen steht dem Kommissar nicht nur Ärger mit seinem Chef ins Haus, auch die lokale Presse meint es nicht gut mit den oft grobschlächtigen Methoden des Ermittlers...
"Peur sur la ville" ein ein erstklassiger Action-Thriller aus dem Jahre 1975. Belmondo zeigt sich bestens in Form, die Rolle des harten Bullen wurde ihm auf den Leib geschneidert. Der Killer wird von Adalberto Maria Merli ebenfalls sehr gut dargestellt, ein herrlich fieser Typ. Verhaltensmuster, Kleidung und Taten des Mordbuben erinnern durchaus an einen gepflegten Giallo, während der Held in Richtung Dirty Harry tendiert.
Rund zwei Stunden beste Unterhaltung, die Verfolgungsjagd über den Dächern von Paris bescherte mir ein paar graue Haare zusätzlich.
Sehr gut = Dicke 8/10
Nachtrag: Wundervoller Klassiker, der immer geht! An der DVD aus dem Hause Anolis gibt es nichts zu meckern. Der Streifen gehört in jede gepflegte Sammlung!
The Last Warrior - Der Kämpfer einer verlorenen Welt(Italien 1983, Originaltitel: Il giustiziere della terra perduta)
Robert dreht auf, Donald dreht durch
Wir kennen das Szenario. Mal wieder wütete ein Atomkrieg, mal wieder liegt die Zivilisation zerschmettert am Boden. Josh McBride (Robert Ginty) brettert mit seinem flotten Moped durch diese trostlose Welt, hinter jeder Kurve lauert der Tod (oder ein Gehilfe des Sensenmannes). Einerseits treiben Schergen des gnadenlosen Diktators Prossor (Donald Pleasence) ihr Unwesen, andererseits ist diverser Pöbel auf der Suche nach Opfern. McBride geht seinen eigenen Weg, eines Tages führt ihn ein Unfall jedoch in das Gebiet der Widerstandsbewegung. Freundlicherweise heilen die Damen und Herren die Verletzungen ihres Gastes. Mehr noch, sie halten den einsamen Burschen für den Auserwählten, er soll Professor McWayne (Harrison Muller Sr.) aus den Fängen Prossors befreien. McWayne ist der Denker und Lenker des Widerstands, für den Zusammenhalt der Bewegung unerlässlich. Trotz seiner Zweifel begibt sich McBride gemeinsam mit McWaynes Tochter Nastasia (Persis Khambatta) in die Höhle des Löwen. Im Herrschaftsbereich des Despoten greifen dessen Omega-Truppen mit aller Härte durch, dennoch kann der Professor befreit werden und mit McBride fliehen. Leider Nastasia verletzt zurück, fürchterliche Folterungen erwarten die junge Frau, Prossor kümmert sich persönlich um seine Beute...
Endzeit aus Italien, ich liebe es! Aus der Hochzeit des Genres stammt der kurz vorgestellte Streifen. Sicher kein Chef auf diesem wundervollen Spielfeld, für Fans jedoch eine angenehme Ergänzung zu den Überfliegern. Übermächtige Schätze drängen "The Last Warrior" in die zweite Reihe, es folgen ein paar Beispiele:
• Fireflash – der Tag nach dem Ende(1983/ 2019: Dopo la caduta di New York / Regie: Sergio Martino) • Metropolis 2000(1982 / I nuovi barbari / Regie: Enzo G. Castellari) • Endgame – das letzte Spiel mit dem Tod(1983 / Endgame - Bronx lotta finale / Regie: Joe D'Amato)
Martino, Castellari, D'Amato! Weiterhin waren Grössen wie Lucio Fulci und Ruggero Deodato in diesem Gefilde unterwegs (teils in Randbereichen), gewissermaßen ein Sammelbecken verehrter Genre-Regisseure, konzentriert in einem recht überschaubaren Zeitfenster (es wurden nicht alle Herren von mir aufgezählt, ich bitte um Nachsicht). Zwar brachten die späteren achtziger Jahre weitere Endzeit-Sausen hervor, der Gipfel der Lust wurde aber fraglos in den Jahren 1982/83 errreicht!
Auf dem Regiestuhl von "The Last Warrior" nahm der Amerikaner David Worth Platz, für die Story zeichnet er ebenfalls verantwortlich. Die ganz grosse Karriere sollte Worth verwehrt bleiben, auf sein Konto gehen einige sympathische B-Knaller, z. B. mehrere Action-Flicks mit Cynthia Rothrock. Im Bonusbereich der mir vorliegenden DVD ist ein Interview mit David Worth zu finden, der sich wohlgesonnen über seinen Film äussert. "Kein guter Film, aber eine sehr lehrreiche Erfahrung und angenehmes Arbeitsklima", so die Kernaussage des Herrn Worth. Recht hat er, als "guter Film" geht sein Ausflug in die Endzeit eher nicht durch (was auch immer ein "guter Film" sein mag), indessen ist der Streifen verdammt unterhaltsam, kommt mit bizarren Einschüben daher, punktet gar mit einer gelungenen Überraschung! An Albernheiten mangelt es nicht, der Held hat einen vorlauten Computer in seinem Motorrad verbaut, "Einstein" gibt gern Widerworte und sorgt für manchen Schmunzler. Grosse Klasse die Kameraarbeit von Giancarlo Ferrando (der auch Martinos "Fireflash" gekonnt einfing), durch dessen Gespür und Können der Film massiv an Qualität gewinnt. Action kommt in Form von jeder Menge Geballer und wilden Verfolgungsjadgen daher, die Waffensounds tönen grotesk, hin und wieder gibt es satte Explosionen auf die entzüdeten Augen. Vor allem der Machtbereich des Fieslings wurde stilvoll angelegt, dazu gibt es ein paar obskure Sets, in des Diktators Diskothek verbringen die braven Bürger ihre Freizeit, verabreichte Tranquilizer sorgen für Ruhe und Ordnung im Stadtstaat. Endzeit geht nicht ohne eine Dosis Mutation, kurzzeitig müssen sich Held und Heldin mit bekloppten Retro-Morlocks rumärgen.
Robert Ginty verstarb leider 2009, er wird B-Filmfanatikern für immer als "The Exterminator" (1980) in bester Erinnerung bleiben. Ginty hat im Vergleich zu seiner Paraderolle an Profil gewonnen, erinnert mich an eine schmale Ausgabe von Roddy Piper. Persis Khambatta gibt sich kratzbürstig, die toughe Rolle steht ihr gut zu Gesicht, weibliche Reize sind auf diesem Tummelplatz des Irrsinns weniger gefragt. Donald Pleasence erwartungsgemäß grandios, der Mann ist stets eine sichere Bank. Pleasence hetzte dem legendären Serienkillermonster Michael Myers durch etliche Halloween-Aufgüsse nach, er gab im Bond-Kosmos die beste Ausgabe des Superschurken Blofeld, manchmal der Held, oft der Bösewicht, fast immer psychotisch, ein Mann für alle Fälle des trabenden bis galoppierenden Wahnsinns! Prossor ist ein ekelhafter Nazi, löscht aus was nicht passt, kleidet seine Truppen in an die SS angelehnte Klamotten. Eine bessere Besetzung als Donald Pleasence? Denkt nicht mal daran! Fred Williamson taucht in einer Nebenrolle auf. Jau, er ist einfach da, das reicht, Fred Williamson ist Fred Williamson ist Fred Williamson! Harrison Muller Sr. träumt von einer besseren Welt, die übrigen Gestalten fallen in die Kategorien "anonyme Metzelmasse", "Ekelfratzen", "Mutanten" und "Pöbel" (wahlweise kombinierbar).
Regisseur und Autor David Worth kann sich zwar nicht mit seinem Kollegen aus Italien messen, doch die starke Kameraarbeit von Giancarlo Ferrando, knuffige Einfälle und absurde Momente, die starke Besetzung, der gekonnte Umgang mit den Klischees des Genres, sorgen letztlich für ein kurzweiliges Vergnügen. Gerade kommt mir der Chor in den Sinn, mit dem uns Worth gegen Ende des Lichtspiels drangsaliert, unglaublich, diesen Erguss muss ich zwangsläufig ins Herz schliessen!
Mir liegt die DVD von Imperial Pictures vor, neben dem ungekürzten Film gibt es (nicht viele, aber interessante) Boni zu geniessen. Alternativ bietet Retrofilm Auflagen in Hartboxen an (die günstigere Imperial-DVD kommt im Amaray (Clone) ins Haus).
6,5/10 (mehr lässt die extrem starke Verwandtschaft nicht zu, in Gedanken addiere ich diverse Wohlfühlpunkte!!!)
Lieblingszitat:
"Ihre Bosheit muss bis zum Tode bekämpft werden!"
Die deutsche Synchro hat einige Entgleisungen in der Hinterhand, ich verzichte aus Rücksicht auf empfindliche Forianer auf entsprechende Zitate.
Kleine Hartbox (#31) aus der Trash Collection von CMV
Lady Terminator(Indonesien 1988, Originaltitel: Pembalasan ratu pantai selatan)
Dauerwelle des Todes auf der Jagd
Tania Wilson (Barbara Anne Constable) ist eine ehrgeizige Nachwuchsanthropologin, sie will das Rätsel um die sagenumwobene Südsee-Königin lösen. Besagte Dame war ein männerverschlingendes Biest mit magischen Kräften, bis sie eines Tages von einem ihrer Liebhaber überlistet wurde. Erzürnt versanken die bösartige Herrscherin und ihr Reich im Meer, die Bestie schleuderte ihrem siegreichen Begatter zuvor einen fiesen Fluch entgegen! Hundert Jahre sind seither vergangen, die Regentschaft der Südsee-Königin ist jedoch unvergessen, noch immer spukt sie in den Gedanken der Einheimischen umher. Trotz aller Warnungen lässt sich Tania nicht von einem Tauchgang abbringen, flugs dringt der rachelüsterne Geist in die junge Frau ein. Aus den Fluten entsteigt ein gnadenloses Wesen, nahezu unverwundbar und getrieben von grauenvoller Mordlust! Lady Terminator will um jeden Preis Erica (Claudia Angelique Rademaker) auslöschen, das aufstrebende Popsternchen ist die Urenkelin ihres damaligen Begatters. Mit tödlicher Präzision stürzt die Killerin die Stadt in einem Taumel aus Terror, Gewalt und Tod, verwandelt Ericas Leben in eine Hölle auf Erden! Max McNeil (Christopher J. Hart), seines Zeichens ein schlagkräftiger Polizist, vermag die Sängerin knapp vor dem Zugriff der Schlächterin retten, doch können Max und seine Freunde dem Unheil tatsächlich Einhalt gebieten...???
Actiongülle aus Indonesien, für Freunde sinnloser Gewalt und niveauarmer Schauspielkunst (oft) ein Freudenfest. Gern wird auf den westlichen Markt geschielt, in diesem Fall bediente man sich ohne Skrupel bei James Camerons Meisterstück "Terminator" (1984). Die Science-Fiction-Anleihen verschwanden im vernebelten Hirn des Drehbuchautors, der echte Terminator kam aus der Zukunft, seine weibliche Ergänzung beruft sich auf eine alte Schauergeschichte. Unverfroren werden Sequenzen aus Camerons Streifen gestohlen, meine Lieblinge sind der Angriff auf das Polizeirevier und die kleine "Augenoperation". Beim schiesswütigen Gewaltmarsch durch das Gebäude der Gesetzeshüter, lässt die Südsee-Terminatorin den Alpen-Roboter auf die Grösse eines Kindergarten-Cops schrumpfen. Hier wird die Feuerwaffe zum Kastrationswerkzeug, hier bleibt kein Organ vom Kugelhagel verschont, hier pflügt die ultimative Domina den Spielplatz um! Während der alberne Cameron-Termi sein Auge nach der Entfernung entfernt hat (ähmmh...), setzt Lady T. den ollen Glupschapfel einfach wieder ein. Zack, einmal durchs Waschbecken gezogen, schon sitzt die Glotzkugel wieder funktionsfähig in der Birne, so macht Frau das! Damit sind freilich längst nicht alle "Nähen" angesprochen, die Marschrichtung des Ergusses sollte allerdings klar umrissen sein. Überhaupt schert sich das Drehbuch einen feuchten Kehricht um durchgehende Nachvollziehbarkeit, so sind der heldenhafte Bulle und das gehetzte Sangeskind plötzlich ein Liebespaar (Romantik pur, Rosamunde Pilcher kann es nicht besser).
Eine Zierde des Treibens sind die ansprechenden Action-Sequenzen, die munter zwischen solider B-Ware und C-Murks über den Bilschirm torkeln. Teils geht es blutig ans Werk, teils huschen grottige "Achtziger-Jahre-Lichterscheinungen" durchs Bild, das Finale präsentiert uns die angekokelte Version der Südsee-Bestie, Brandenburg in Südostasien. Wenn die Action eine Zierde darstellt, dann ist Barbara Anne Constable fraglos die Krönung! Schade, offenbar gibt es keine weiteren Auftritte der Dame zu bewundern, obschon sie eine äusserst attraktive Vertreterin des schöneren Geschlechts abgibt, dazu herrlich böse aus der Kluft schauen kann! Barbara Anne würde ich nur allzu gern in weiteren Kloppern der B- und C-Klasse geniessen, leider ein nicht erfüllbares Verlangen. Rittmeisterin Constable beherrscht nicht nur Fratzenschneiderei und Schiessprügel, sie glänzt mit einem gut bestückten Obstkorb (der leider zu selten in den Vordergrund tritt), die schnelle Nummer mit Lady Termintor, schmerzhaftes Ende für manch schmalbrüstigen Burschen. Aber was solls, es gibt sicher viele unangenehmere Arten den Löffel zu reichen, nach dem finalen Ausritt wird die Fleischpeitsche sowieso nicht mehr benötigt, also weg damit! Neben Barbara Anne Constable verblasst die übrige Besetzung, hauptsächlich versinken die Damen und Herrn im Sumpf üblicher Metzelmasse (anonyme Metzelmasse, so viel Zeit muss sein). Lediglich Christopher J. Hart und Claudia Angelique Rademaker treten ansatzweise aus dem langen Schatten der schönen Barbara hervor. Hart taugt durchaus zum Helden aus der dritten Reihe, Claudia Angelique gefällt als nette und nicht allzu zickige Popdohle (fürs zweite "p" mag es nicht ganz reichen).
Achtziger-Schund mit Hang zur Märchenstunde, Exploitation in Reinkultur. Die böse Hauptfigur ein feuchter Traum, die deutsche Synchronisation aus der gehobenen Porno-Klasse, schlechte Musik, fröhliches Gemetzel zwischen Sonnenbrand und Hirntod. Achja, Barbara Anne Constable zeigt uns ihre Dauerwelle, solch schaurige Lockenpracht gab es nur in den achtziger Jahren (egal, das Rasseweib sieht auch mit dieser Frisur unglaublich scharf aus! ...und wieder klimpern die Taler im Chauvi-Schwein). Wer nun zumindest einen Hauch von Neugier verspürt, der sollte ernsthaft über den Kauf der Scheibe aus der Trash Collection nachdenken (zu Risiken und Nebenwirkungen befragt bitte den Psychologen eures Vertrauens, meine Seelenklempnerin gab mir grünes Licht).
Zack, da sind wir. Was bietet die CMV-DVD sonst? Wie üblich ein paar Trailer, dazu alternative Szenen und eine Bildergalerie. Wie es sich für die Trash Collection gehört, kommt die DVD in einer kleinen Hartbox ins Haus.
7/10 blutige Rappelriemen in den feuchten Liebesgrotten der Südsee-Königin
Lieblingszitat:
"Meine Schecks sind weniger gedeckt als eine Jungfrau!" (Ja, die deutsche Synchro kann so einiges!)
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...und sonst:
• The Thing(Kanada, USA 2011) - 1982 kam John Carpenter mit seinem genialen Remake von "The Thing" daher. War bereits die Vorlage von 1951 ein echter Treffer, sorgte Carpenter für Vollbedienung der allerbesten Sorte, überbot das starke Original deutlich! Matthijs van Heijningen Jr. drückt uns nun kein Remake des Remakes aufs Auge, er erzählt die Vorgeschichte zu Carpenters Fassung, schenkt Fans ein weitgehend gelungenes Prequel. Nicht immer geht die Rechnung auf, aber insgesamt gelingt der Aufbau einer packenden Atmosphäre, ich habe keine Lust krampfhaft nach Schwächen zu suchen.
Wer Carpenters Thing liebt und nicht aus Prinzip zur Nörgelei neigt, wird vermutlich auf ansprechende Art unterhalten. Von der Höchstwertung kann das Prequel nur träumen, meine Zuneigung ist dem Flick dessen ungeachtet sicher.
7/10 (gut)
• Dracula(USA 1931) - Schon immer war ich den Hammer-Klassikern von der britischen Insel weitaus inniger zugeneigt, wer braucht schon Bela Lugosi, wenn er Christopher Lee und Peter Cushing bekommen kann? Dennoch kommt der Gruselfan nicht an den Universal-Produktionen um die Herren Dracula, Frankenstein und Co. herum. Meine letzte Sichtung dieses Films muss schon ewig her sein (achtziger Jahre?), ergo war es an der Zeit, die vor ein paar Jahren erworbene DVD endlich erstmalig in den Player zu legen. Jau, schönes Urgestein, bis zum nächsten Date lasse ich mit Sicherheit nicht so viele Jahre vergehen.
Alles wie gehabt. Mag ich, doch für jeden Vampirfilm aus dem Hause Hammer, lasse ich jede Universal-Produktion im Regal stehen! Was soll dieser Vergleich, macht keinen Sinn, tut nichts zur Sache? Schon, aber ich nutze gern jede Gelegenheit, um meiner Begeistung für Hammer freien Lauf zu gewähren! Übt Nachsicht mit mir, bitte!
Hm, aus Respekt verzichte auf eine Zahlenwertung dieses guten Films.
Zitat von Peter Ross im Beitrag #4889Hallo Blap, Aber schade ist, dass sie in diesem Thread irgendwann bei 1000den Antworten untergehen. Könntest du diese nicht zu den Filmbewertungen posten?
Dann müsste ich für (fast) jeden Film einen neuen Thread eröffnen. Ob das wirklich übersichtlicher wäre...?
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In Ultrakurzform:
Dschungel der Apokalypse(Großbritannien 1981) - Ein britischer Beitrag zum Thema Vietnamkrieg, dem vermutlich schlimmsten Trauma der USA. Mit einfachen Mitteln realisiert, gelang Regisseur Lindsay Shonteff ein Werk, welches irgendwo zwischen üblichem "Antikriegsfilm" und lockerer Unterhaltung pendelt. Auf den ersten Blick mögen die Darsteller blass wirken, doch genau diese Durchschnittlichkeit lässt sie zu greifbaren Charakteren werden.
Die DVD aus dem Hause Savoy geht in Ordnung. Wer Lust auf einen europäischen Beitrag zum Thema Vietnamkrieg verspürt, der sollte diesem sehenswerten Streifen eine Chance einräumen!
6/10 (obere Mittelklasse)
Vier Fliegen auf grauem Samt(Italien, Frankreich 1971) - Der dritte Giallo des Herrn Argento beschliesst die sogenannte "Tier-Trilogie". Nicht durchweg stimmig wie der Erstling "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", allerdings angenehmerweise weniger auf den US-Markt schielend als "Die neunschwänzige Katze". Dario Argento schenkt uns großartige Momente, aber streut den Fliegen ab und an ein wenig Sand ins Getriebe.
Endlich! Koch Media präsentiert den Film ungekürzt und in ansprechender Aufbereitung, angereichert mit über zwei Stunden Bonusmaterial (die Boni wurden noch nicht von mir gesichtet, demnächst folgen ein paar Worte dazu). Im Mediabook kommt der Film auf Blu-ray und DVD daher, eine dritte Scheibe (DVD) beinhaltet die Beigaben, ferner enthält das Set ein Booklet.
Für viele Fans eine der wichtigsten Veröffentlichungen der letzten Jahre! Nicht mein Liebling aus dem Argento-Kosmos, fraglos unverzichtbar und endlich in angemessener Qualität geniessbar!
7,5/10 (gut bis sehr gut). Der Sammelwert dieses BD/DVD-Sets in nicht per Zahlenraster erfassbar, mehr Pflichtkauf geht kaum!
Kleine Hartbox (#88, Cover B) aus der Trash Collection von CMV
Die Rache der 1000 Katzen(Mexiko 1972, Originaltitel: La noche de los mil gatos
Hubschrauber-Hugo im Anflug
Der wohlhabende Hugo (Hugo Stiglitz) bewohnt ein herrschaftliches Anwesen, fliegt gern mit dem hauseigenen Hubschrauber spazieren und schleppt noch lieber junge Frauen ab. Ein sorgenfreies Leben, das Leben eines stinkreichen Playboys? Nur auf den ersten Blick, denn Hugo und sein garstiger Diener Dorgo (Gerardo Zepeda), verarbeiten die Damen zu Mettgut, füttern mit dem frischen Hackepeter die zahlreichen Katzen des Lebemannes. Naja, immerhin legt Hugo die Köpfe seiner Opfer in Spiritus ein, schliesslich braucht jeder anständige Jäger eine vorzeigbare Trophäensammlung...
Was der geschätze René Cardona Jr. hier fabriziert hat, scheint -der Inhaltsangabe nach- als blutrünstiges Gemetzel der gröberen Sorte aus der Kiste zu poltern. Doch auf dieser Schiene ist der Streifen nicht unterwegs, die Morde bleiben eher zahm, folgende Zerlegungen werden nicht gezeigt, Cardona baut auf ein anderes Fundament. Dieses Fundament besteht vor allem aus dem noch recht jungen Hugo Stiglitz, schönen Frauen und einer herrlich bizarren Atmosphäre. Wie reisst man neue Damen für die Kopfkollektion im Keller auf? Klar, einfach mit dem Hubschrauber vor deren Nase orgeln, irgendwelche Terassen oder Grundstücke beherbergen mit Sicherheit geeignete Anwärterinnen. Letztlich können die Ladies unserem Hugo sowieso nicht widerstehen, kein Wunder, die (falls vorhanden) teils angetrauten Begatter sind fürchterlich langweilige Kerle. Unverfroren verlässt sich das Drehbuch auf sein simples Rezept, Hugo reisst auf, Hugo besteigt, Hugo killt, Hugo gibt den Katzen Futter (zwischendurch schlurft immer wieder Diener Dorgo durchs Bild). Gern wird der Bogen in mancher Hinsicht überspannt, so gestaltet Cardona die Szenen mit Hugo im Hubschrauber äusserst ausführlich, obschon sich der Witz längst abgenutzt hat. Man bedenke, trotz der knappen Spieldauer wird die dünne Story mit einer fetten Schippe Leerlauf aufgefüllt. Dennoch kommt -zumindest aus meiner Sicht- keine Langeweile auf, Cardona schafft es immer die rechtzeitig die Kurve zu kriegen, charmanter Unfug der knuffigen Sorte. Der clevere Schnitt sollte nicht unerwähnt bleiben, kleine Zeit- und Gedankensprünge ergeben ein gelungenes Gesamtbild (die auf der DVD zusätzlich enthaltene US-Version baut deutlich ab). Angenehm die deutsche Synchronisation, sie trifft die groteske Stimmung punktgenau.
Hugo Stiglitz! Gern von Skeptikern und Nörglern als Steinmimiker und Antischauspieler bezeichnet, von seinen Fans geliebt, teils vergöttert. Ehrlich, Hugo rockt es immer, hier in ganz vorzüglicher Form! Minimalismus wird zum Stilmittel, ein geduldiger Jäger schneidet keine Grimassen, schreibt euch das hinter die Ohren, verdammte Axt! Hugo auf der Yacht, Hugo im kleinen Moterboot, Hugo auf dem Gaul, Hugo im Bett und selbstverständlich Hugo im Hubschrauber, ein Genuss ohne Verdruss! Die Sause zimmert dem Hugo aller Hugos ein prächtiges Umfeld auf den Leib. Moderner Luxus trifft auf gruftigen, schaurig schönen Familiensitz, diverse Sammlungen der Vorfahren inklusive. Gerardo Zepeda war bereits zum Zeitpunkt der Produktion ein vielbeschäftigter Darsteller, als Dorgo dient er Meister Hugo ohne Widerspruch (naja, stimmt nicht so ganz, schaut selbst). Dorgo geifert und ächzt putzig durch die alten Gemäuer, ein zweibeiniger Kettenhund, nur hässlicher und schröcklicher. Alle anwesenden Damen sind Schönheiten der Oberklasse! Anjanette Comer und Zulma Faiad halten am längsten durch, Anjanette liefert sich im grossen Finale ein packendes Duell mit Hugolein. Christa Linder darf unsere Augen zu Beginn des Films verwöhnen, die aus Bayern stammende Blondine spielt passenderweise eine Studentin aus Deutschland. Barbara Angely und Tere Velázquez schauen rein, Hugo braucht Futter, Futter, Futter. Übrige Herren bleiben unscheinbar, sind aber im Filmgeschäft keine Unbekannten (z. B. Jorge Russek, der in nahezu zweihundert Produktionen mitwirkte).
Leider kenne ich nur einen kleinen Teil des Gesamtwerkes von Rene Cardona Jr., bisher haben mich alle gesichteten Filme sehr angenehm unterhalten. "SOS-SOS-SOS Bermuda-Dreieck" (Il Triangolo delle Bermude, 1978) schafft ebenfalls das Kunststück aus weniger mehr zu zaubern, mit "Guayana - Kult der Verdammten" (Guyana, el crimen del siglo, 1980) gelingt es Cardona durchaus ernsthaft und berührend mit einem schwierigen Stoff umzugehen, der wüste Reisser "Das Geheimnis des blauen Diamanten" aka "Blutgericht am Amazonas" (Treasure of the Amazon, 1985) gehört längst zu meinen liebsten Abenteuerfilmen. Gebt mir mehr davon, bitte! Zurück zu den Katzen des Todes. Psychopath auf Frauenjagd, eigenständig und unverschämt an den Start gebracht, meine Sympathie ist der Sause sicher!
Die Trash Collection aus dem Hause CMV bietet immer wieder auch Stoff aus Mexiko an, gerne darf die Reihe dieses Spielfeld in Zukunft erneut beackern. "Die Rache der 1000 Katzen" kommt in stimmungsvoller Qualität daher (nicht für Technikonanisten geeignet), der Bonusbereich bietet die deutlich kürzere US-Version (rund 60 Minuten), diverse Trailer und eine Bildergalerie. Für diesen Titel stehen drei unterschiedliche Covermotive zur Auswahl, oben abgebildet ist die mir vorliegende Variante B.
6,5/10? Wohlfühlatmosphäre und Knuffigkeit heben die Wertung auf knappe 7/10 (gut). Vielen Dank, ihr irren Mexikaner!
Lieblingszitat:
"Ich werde Chappi aus Dir machen! Für meine Kätzchen, verstehst Du!?"
IN THE FOLDS OF THE FLESH(Italien, Spanien 1970, Originaltitel: Nelle pieghe della carne)
Im psychedelischen Schlachthaus des Herrn Bergonzelli
Lucille (Eleonora Rossi Drago) lebt mit ihrem Sohn Colin (Emilio Gutiérrez Caba) und der psychisch angeschlagen Falesse (Pier Angeli) in einem idyllischen Anwesen. Grausige Vorfälle trugen sich vor vielen Jahren zu! Nun werden die Bewohner des Hauses gnadenlos von der Vergangenheit eingeholt, alle Beteiligten geraten in einen Strudel aus Gewalt, Sex und Irrsinn... (waren nicht längst darin gefangen?)
Bewusst halte ich den Einblick in den Inhalt des Films kurz und vage. "Nelle pieghe della carne" ist ein Erlebnis, ein Rausch, ein Prachtexemplar! Regisseur Sergio Bergonzelli schüttet einen gigantischen Trog voll mit Emotionen und Wahnsinn über dem Zuschauer aus, prügelt die Charaktere in eine Suhle der Sünden und des Schreckens. Zu Beginn schlägt der Blitz ein, legt man uns einen frisch abgetrennten Kopf auf den Teppich, drapiert paralysierte Gestalten um das Haupt. Klatsch, schon rauscht der Zug herbei und die Polizei verflogt eine flüchtigen Ganoven. Diese Dynamik zieht sich durch das gesamte Werk, Stimmungen kippen und bleiben doch konstant, die Atmosphäre stets sexuell aufgeladen, kleine und grössere Geschmacklosigkeiten poltern durch das Szenario. Grotesk, bizarr, absurd? Immer, sicher! Dennoch drückt sich das Drehbuch nicht vor einer gelungenen Auflösung. Pünktlich zum Finale twistet der Plot fröhlich umher, kommt letztlich cleverer und durchdachter aus der Hüfte, als es so mancher gelobte und geachtete Genreklassiker von sich behaupten kann. Ein Giallo der ganz besonderen Sorte, abgegriffene Worthülsen wie "Trash" sind völlig deplaziert, geradezu lächerlich!
Achterbahn pur! Störenfriede enden im Säurebad, Familienfreunden der eigenwilligen Art. Fantastisch Eleonora Rossi Drago, Mixtur aus Übermutter, eiskalter Killerin und begehrenswerter Schönheit, umweht vom Hauch des Todes. Pier Angeli, ein gefallener Engel in der Sphätphase der Karriere, zu bewundern in einem ihrer letzten Auftritte. Ihre Falesse getrieben von Begehren, Ängsten und Zorn, die Wurzel des Unheils verborgen. Emilio Gutiérrez Caba als verdorbenes Großmaul Colin, gleichzeitig ebenso schwer traumatisiert, überdies sensibel und künstlerisch begabt. Ein teuflisches Trio! ...oder lediglich gepeinigte Seelen auf der Suche? Fernando Sancho bleibt es auffälligster Nebendarsteller in Erinnerung, bricht wie ein Berserker in die Welt des Trios ein, wähnt sich in trügerischer Sicherheit, suhlt sich in der eigenen Perversion. Charakterkopf Luciano Catenacci, Alfredo Mayo, Víctor Alcázar und andere Herren (und Damen) runden das Ensemble ab, ich gehe nicht weiter auf die Nebenfiguren ein, will Spoiler vermeiden.
Geier, immer wieder Geier, im Käfig gehaltene Geier, der rasende Zug und das blubbernde Säurebad, im Taumel Rückblicke in die düstere Zeit der Naziherrschaft, Zyklon B und eine Kuckucksuhr als Team des Todes, Sigmund Freud. Was zum Teufel... Ich könnte noch Stunden über diesen Film schreiben, alles und gar nichts sagen, dieser Schatz ist unbeschreiblich! Abseits von schwarzen Handschuhen, maskierten Killern und Rasiermessern, nie war der Giallo mutiger, kreativer, visionärer! 1970 kochte der Kessel gerade erst so richtig hoch, umso respektabler dieser Beitrag von Sergio Bergonzelli, der Grenzen auslotet und Verschrobenheit mit einer ausgeklügelten Erzählung verbindet. Nur der aufmerksame Zuschauer wird dem Treiben folgen können, nur der aufgeschlossene Filmfreund wird Zugang (wie auch immer dieser aussehen mag, sich anfühlen wird) zu diesem Filmerlebnis finden.
Leider wurde der Film bisher nicht in Deutschland ausgewertet. Abhilfe schafft die gute DVD aus den USA, Severin präsentiert den Streifen in schöner Qualität, leider besteht das Bonusmaterial lediglich aus einem Trailer. Kaufbefehl, keine Ausreden!
Dicke 9/10 (überragend)
Lieblingszitat:
"200.000 Dollars for this?"
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• Excessive Force(USA 1992) - Thomas Ian Griffith räumt als knallharter Bulle mit dem Gesindel der Stadt auf, gerät dabei in einem Sumpf aus finsteren Machenschaften. B-Action auf grosser Flamme gegart, in Nebenrollen tauchen zahlreiche Größen auf, Lance Henriksen, James Earl Jones und Burt Young, ferner Charlotte Lewis als Liebchen des Helden. Griffith steht die Rolle des Superbullen prächtig, der Streifen überzeugt mit gesunder Härte und kernigen Dialogen.
Die DVD von St. Peter Entertainment geht in Ordnung, auf der Scheibe befindet sich auch "Excessive Force 2" (der allerdings keine Fortsetzung ist).
Dicke 7,5/10
• Excessive Force 2(USA 1995) - Stacie Randall sucht nach ihrem Ex, der Fiesling verpasste ihr vor ein paar Jahren einen Kopfschuss. Munterer B-Klopper für Genrefans, Stacie Randall mag nicht so fit wie Frau Rothrock sein, bietet dem Chauvi jedoch mehr fürs Auge. Fiese Fratzen und jege Menge Prügel & Geballer sorgen für kurzweilige Unterhaltung.
Ein starkes Double Feature, die Scheibe gehört in jede B-Action-Sammlung!
Der wohlhabende Robert Asmy (Jürgen Emanuel) geniesst das Leben, vergnügt sich gern in kurzen Beziehungen mit jungen Frauen, momentan teilt er das Bett mit Erni Weik (Anne Bennent). Eines Tages peitschen Schüsse durch den Garten, Robert Asmy liegt tot auf dem Rasen, Erni steht geschockt daneben. Derrick kann der Zeugin keine aufschlussreichen Informationen entlocken, offenbar gelang dem Täter unerkannt die Flucht. Weitere Ermittlungen decken die Motive mehrerer Personen auf, so tauchte Ernis zorniger Ex-Freund Benno Schliers (Werner Asam) vor dem Anwesen auf, doch auch Helene Asmy (Constanze Engelbrecht) zeigt keine Trauer über den Tod ihres geschiedenen Mannes. Ernis Bruder Heinz (David Bennent) freut sich über die Rückkehr seiner Schwester in die gemeinsame Wohnung, ihm wurde ebenso der Zutritt zum Anwesen von Robert Asmy verweigert...
Familie Bennent taucht häufig in der Reihe auf. Anne gehört fast zu den Dauergästen, hier ist zusätzlich ihr jüngerer Bruder David zu sehen (dessen Figur der Vorname von Vater Heinz Bennent verpasst wurde). Anne Bennent zeigt sich zunächst freizügig, ihr trügerisches Liebesglück endet in einem Knall, übrig bleiben Trauer und Rückkehr in das alte Leben, ein tristes und fahles Leben (tatsächlich in tristes Leben?). David Bennent wurde durch Volker Schlöndorffs "Die Brechtrommel" einem breiten Publikum bekannt, konnte nie den langen Schatten des Oskar Matzerath abstreifen. Den Geschwistern gelingt mühelos ein herzlicher Umgang, gleichzeitig besteht eine starke Abhängigkeit, ohne die grosse Schwester versinkt der kleine Bruder in einem Meer der Trauer, zeigt bei deren Rückkehr nahezu hysterischen Frohsinn. Inge Birkmann sehen wir als Mutter des Mordopfers. Die alte Dame spielt gelungen gegen das Klischee der kaltherzigen Mutter/Schwiegermutter an, ihre "Madame Asmy" ist aus meiner Sicht der interessanteste Charakter dieser Folge. Constanze Engelbrecht präsentiert sich als kühle Ex-Frau, Fritz Strassner und Enzi Fuchs mimen die Hausangestellten des Herrn Asmy. Werner Asam vervollständigt das Ensemble, darf den primitiv angelegten Autofritzen geben.
"Wer erschoss Asmy?" punktet mit teils bemerkenswerten Charakteren, allesamt hochklassig dargestellt, verliert aber durch die wenig gelungene Auflösung deutlich an Boden. Weiterhin wird mehrfach über das Übel des Müßiggangs sinniert, in diesen Momenten driftet Autor Reinecker zu durchsichtig in Zeigefingergefuchtel ab. Derweil findet Derrick den Weg zurück auf seinen Pfad, vergessen die kalt-arroganten Anwandlungen der vorherigen Episode "Toter Goldfisch". Mehr noch, unser liebster Oberinspektor sorgt sich um eine der zentralen Figuren, kehrt den väterlichen Freund raus. So ist er, der Stephan, so lieben wir ihn! Fritz Wepper bleibt erneut im Hintergrund, Harry hat in den letzten Folgen deutlich an Boden verloren, eine leichte Aufwärtsbewegung ist jedoch erkennbar. Für die Musik sorgte Eberhard Schoener, seine Kompositionen wurden sehr effektiv eingesetzt. Jürgen Goslar inszenierte solide, kann sich auf sein starkes Ensemble verlassen. Fesselnde Charaktere und interessante Beziehungsgeflechte auf der Habenseite, schlappe Auflösung und unnötige Gängelungsversuche des Zuschauers lassen das Resultat spürbar schrumpfen.
• Das Geheimnis des magischen Kreises(Italien, Mexiko, Spanien 1975) - Jorge Rivero versinkt in einem Albtraum, Anthony Steffen stolpert als Ermittler durch das Szenario. Ein bißchen Giallo, ein bißchen Okkultismus, ein bißchen Irrsinn. Für Fans der Epoche sehenswert.
Die DVD aus dem Hause X-Rated (X-NK) bietet einige Trailer an, zusätzlich eine Mini-DVD mit einer weiteren Trailershow. Hier ist die Beigabe fast interessanter als der Hauptfilm, Sammler dürfen zugreifen.
Major Jack Holloway (Dolph Lundgren) und sein Co-Pilot Captain Lucas (Jon Pennell) testen ein streng geheimes Superkampfflugzeug der US Air Force, Holloways alter Freund Captain "Sparks" Johnson (Mystro Clark) überwacht die Mission in der Schaltzentrale am Boden. Während eines Familenausflugs verschwindet Jack plötzlich, taucht erst am nächsten Tag wieder auf, verwirrt und in Fliegermontur taumelt er durch die Landschaft. Wenig später wird der Major vor den Augen seiner Ehefrau Jessica (Kylie Bax) und der gemeisamen Tochter Nicole (Yvonne Zima) festgenommen, angeblich hat der den Tarnkappenbomber entführt. General Jacobs (Robert Miano) verhört seinen besten Mann, doch Holloway bestreitet jegliche Schuld, er kann sich nicht an die vergangenen Stunden erinnern. Während der Überführung in eine andere Sicherheitseinrichtung geschieht das Unfassbare, maskierte Gestalten überfallen den Transport und verschleppen Holloway. Schnell ist dem Flieger klar, seine restliche Lebenszeit beträgt bestenfalls noch ein paar Minuten. Jack kann die eiskalten Kidnapper überwältigen und fliehen, nun muss es ihm irgendwie gelingen seine Unschlud beweisen...
Um die Jahrtausendwende war Dolph Lundgren nicht unbedingt in den stärksten Filmen seiner Karriere zu sehen. "Knight of the Apocalypse" (1998) schöpft vorhandenes Potential nur ansatzweise aus, die Gurke "The Last Warrior" (2000) stellt selbst für einen Fanboy wie mich eine Herausforderung dar. Alles nicht so dramatisch, denn "Fight of the Dragon" (1999) ist eine kleine Perle mit Hang zum Irrsinn, "Concept of Fear" (2001) keinesfalls übel. Ab 2003 zeigt die Formkurve sowieso steil nach oben, Herr Lundgren kam mit Knüller auf Knüller aus der Hüfte. Beispiele gefällig? "Detention - Die Lektion heisst überleben" (2003), "The Mechanik" (2005) und "Command Performance" (2009) bieten gute Anhaltspunkte, ein genauer Blick auf das Schaffen des Schweden fördert weitere B-Action der besten Sorte zu Tage, teilweise zeichnet Dolph ab 2004 auch für die Regie verantwortlich, bisher stets eine sehr gute Entscheidung. "Storm Catcher" wurde von Anthony Hickox inszeniert, der bei "Jill Rips" (2000) ein weiteres Mal mit Lundgren arbeitete. Hickox dürfte einigen Freunden gepflegter B-Movies bekannt sein, zu seinen bekannteren Streifen gehören "Waxwork" (1988) und "Hellraiser III - Hell on Earth".
"Storm Catcher" erinnert hier und da an den Eastwood-Flick "Firefox" (1982), nicht unbedingt die schlechteste Referenz. Freilich geht es bei Herrn Lundgren kerniger und blutiger zur Sache, herrlich übertriebene Actionsequenzen gehören zum guten Ton, ich liebe es! Während der Flugszenen kann der Streifen seine preisgünstige Machart nicht verbergen, aus meiner Sicht trägt diese Tatsache zum Charme bei. Der Plot verlässt sich auf bewährte Strickmuster, präsentiert uns den unbeugsamen Helden samt bedrohter Famlie, den treuen und zuverlässigen Buddy, den widerlichen Verräter, den hinterhältigen Strippenzieher und Oberschurken, ein paar Knallschoten von der CIA und selbstverständliche eine Schippe anonyme Metzelmasse.
Dolph Lundgren spielt routiniert, seine Werke jüngeren Datums zeigen ihn dennoch engagierter, mit mehr Herzblut. Mein Schwede hat es drauf, er ist der Pilot aller Piloten, bei Bedarf pflügt er sich prügelnd und ballernd durch das Heer der Unholde, auf Dolph ist Verlass. Mystro Clark hat den dankbaren Part des sympathischen Buddy erwischt, seine Loyalität kostet ihn einige Tropfen Blut und Schweiss, der Humor kommt ihm (fast) nie abhanden, glücklicherweise gleitet er nie in nervige Gefilde ab. Robert Miano gefällt als kantiger General, Jon Pennell bleibt als Co-Pilot recht blass und austauschbar. Kylie Bax und Yvonne Zima überzeugen als Familie des Helden, Regisseur Anthony Hickox taucht als CIA-Vogel auf, eiert gemeisam mit Kimberley Davies durch das Szenario (Agent Load und Agent Lock, grrrrins). Weitere Nebendarsteller kommen nicht über den Status Beiwerk heraus, unvermeidbar erneut von anonymer Metzelmasse zu sprechen.
"Storm Catcher" flimmert kurzweilig über den Bildschirm, die Actionszenen hauen im kleinen Rahmen auf den Putz, zentrale Charaktere sind gut besetzt. Dolph-Fans müssen sowieso zugreifen, B-Action-Süchtlinge dürfen ebenso einen Blick riskieren. Es gibt viele bessere Lundgren-Sausen, insgesamt geht dieser Streifen als gelungen und unterhaltsam durch. Achtung beim Kauf der DVD, neben der ungekürtzen Scheibe ohne Jugendfreigabe, wurde eine gekürtze Fassung ab 16 veröffentlicht. Die Bildqualität schwankt zwischen ordentlich und mittelprächtig.
Cy-Warrior(Italien 1989, Originaltitel: Cyborg, il guerriero d'acciaio)
Pöbel-Henry jagt den Softie-Cyborg
Manche Dinge sind unvermeidbar. Mal wieder haben wirre Militärschädel und fragwürdige Politiker zugeschlagen, in aller Heimlichkeit eine Superwaffe der totalen Vernichtung entwickelt (entwickeln lassen). Ja, der sogenannte Cy-Warrior (Frank Zagarino) ist halb Mensch und halb Maschine, gewissermaßen der perfekte Übersoldat. Manche Dinge sind unvermeidbar, so entkommt der noch nicht vollständig programmierte Kampfroboter! Den Verantwortlichen geht gewaltig die Düse, freilich darf die Öffentlichkeit nichts von den geheimen Umtrieben erfahren. An dieser Stelle kommt Hammer (Henry Silva) ins Spiel, der mit Unterstützung seiner Mannschaft den flüchtigen Superroboter ohne viel Aufsehen einfangen soll, möglichst ohne die teure Gerätschaft zu beschädigen. Selbstverständlich pfeift Hammer auf die Vorgaben, schreckt von Anfang an nicht vor dem Einsatz massiver Feuerkraft zurück, unvermeidbare Dinge... Derweil entpuppt sich Cy-Warrior als recht friedlicher Geselle, ergreift ohne ernsthafte Gegenwehr die Flucht vor seinen schiesswütigen Häschern. Irgendwann entdeckt der kleine Brandon (Brandon Hammond) den leicht beschädigten Robo im Gebüsch, der Cyborg findet bei dem kleinen Jungen und dessen hübscher Schwester Susan (Sherrie Rose) Unterschlupf. Lange soll die trügerische Idylle nicht währen, Hammer und seine Schergen greifen zunehmend rücksichtsloser durch. Die tödliche Schlinge zieht sich unbarmherzig zu, manche Dinge sind unvermeidbar...
Schon häufig wurde über den Niedergang des italienischen Genrekinos geschrieben, seit Mitte der achtziger Jahre drückte das Leichentuch schwerer und schwerer. Trotzdem finden viele Fans in diesem Umfeld kleine und unterhaltsame Perlen, der hier kurz vorgestellte "Cy-Warrior" ist ein solch angenehmes Schundfilmchen aus der dritten Reihe. Plot und Held wecken Erinnerungen an Sergio Martinos "Paco - Die Kampfmaschine des Todes" (Vendetta dal futuro, 1986) Fraglos kann sich das Werk von Regisseur Giannetto De Rossi zu keiner Zeit mit dem Erguss des Herrn Martino messen, wenig überraschend, De Rossi gehört hauptberuflich zur Make-Up Abteilung, Ausflüge auf den Regiestuhl blieben seltene Ausnahmen. Wer nun auf jede Menge Gewalt und Mettgut hofft, wird sich beim Genuss dieser Sause vermutlich vor Zorn die Haare raufen. Zwar ballern Henry und seine Helferlein immer wieder wild vor sich hin, die Actionszenen muten dennoch überwiegend handzahm an. Überhaupt schaut Blondchen Frank Zagarino alles andere als furchteinflößend aus der Wäsche, greift erst zum grossen Finale durch. Irgendwann hat auch ein Roboter-Seitenscheitel-Popper den Kanal gestrichen voll. Die grösste Stärke des Films ist der unfreiwillige (?) Humor, die beknackten Dialoge sorgen für manche Lacher. Vor allem Henry Silva lässt sich nicht lumpen, beschimpft seine Untergebenen mit Ausdauer. Schwache Effekte tragen ihren Teil zum knuffigen Charme bei, schaut euch bitte die "Haut" des Cy-Warrior an, prächtig das Skelett aus dem Metallbaukasten, die Ausführung der Reparaturen, unbeschreiblich naiv und liebenswert. Nebenbei transportiert der Film unverhohlen kritische Botschaften, Politiker und Militärfratzen sind miese Verbrecher, grins. Modewort hin oder her, die Bezeichung "Trash" trifft in diesem Fall den Nagel auf den Kopf, was aus meiner Tastatur ausdrücklich als Lob und Verneigung zu verstehen ist.
Fast hätte ich mir den üblichen Absatz zu den Darstellern gespart. Da Henry Silva zu den markantesten Erscheinungen seiner Zunft gehört, zahlreiche Italo-Produktionen mit seiner Anwesenheit veredelte, könnte ich mir diese Unterschlagung nicht verzeihen. Alle anderen Gestalten mögen austauschbar bleiben, Silva drückt dem Werk seinen Stempel auf, obschon er lediglich in einer grösseren Nebenrolle zu sehen ist. Schlechte Laune gehört zum guten Ton, ein sadistischer Schleifer aus der Hölle, Aufträge werden ohne Rücksicht auf Verluste erledigt, wen kümmern ein paar Dutzend unwichtige Zivilisten? Frank Zagarino ist in etlichen B- und C-Filmen zu finden, ein Heldenabziehbildchen (fast) ohne weitere Nebenwirkungen. Spätestens wenn der Cy-Warrior das Tanzbein schwingt, liegt auch der letzte Freund niveauloser Abendunterhaltung vor Freude unter dem Tisch. Sherrie Rose kann auf ihrem Konto ebenso eine stattliche Anzahl kleiner Produktionen verbuchen, darunter diverse Auftritte in TV-Produktionen. US-Amerikanerin Sherrie kommt als Susan sehr züchtig rüber, fast glaubt man eine US-Produktion zu sehen (lediglich in dieser Disziplin), waren die Italiener doch oft auf der frivolen Schiene unterwegs. Klar, eine kleine Schippe Möpse hätte es gern sein dürfen, überdies trägt ein Akt mit dem Robotermann sicher Brüllerpotential in den rostigen Eingeweiden. Brandon Hammond gibt die Bratze, sondert nicht minder dümmliches Zeug ab, warum soll grober Unfug vor Blagen zurückschrecken? Damit genug zu den Gestalten vor der Kamera, die kleineren Nebenrollen passen sich dem vorherrschenden Mumpitz an.
Man nehme einen Schlag "Paco" und eine Prise "Terminator". Fülle das Gemenge mit einer feisten Portion Unfug auf und betätige den Mixer, fertig ist die Laube! Naja, ganz so einfach ist es nicht. Zieht jegliches Gespür für solide Inszenierug und halbwegs geistreiche Dialoge ab, dann passt es irgendwie. Nicht ohne Erwähung soll der Score bleiben, das simple Leitmotiv geht gut ins Ohr. Dank der DVD von Cinepolis/Infopictures ist der Streifen ohne Schwierigkeiten verfügbar, angenehmerweise ziert das Wendecover ein altes Motiv (siehe oben), die auf modern getrimmte "Verkaufsseite" schaut fürchterlich aus. Zwar liegt das Bild nicht anamorph vor, die Qualität geht aber in Ordnung, notfalls kann per geeigneter Funktion der Glotze nachgebessert werden. Im Bonusbereich findet der Fan einen Trailer zu "Soldier of Fortune" aka "Running Hero"(1990) mit Daniel "Paco" Greene, sehr angenehm.
6/10 Spasspunkte scheinen mir angemessen, für Eckschädel Henry gibt es noch ein halbes Pünktchen obendrauf.
Lieblingszitat:
"Steht da nicht wie die Arschlöcher rum, verfolgt ihn! Hinterher ihr Schwachsinnigen, verfolgt ihn! Bewegt eure verdammten Ärsche oder ich mache euch Beine. Kommt mir ja nicht ohne diesen Blechhaufen zurück! Ihr dämlichen, verdammten Schweine!"
Henry Silva, Lehrmeister für moderne Mitarbeitermotivation
Die Hitze brennt erbarmungslos die Reste meines Hirns aus, daher die letzten Nächte im Ultrakurzformat:
• Grindhouse(USA 2007) - "Planet Terror" und "Death Proof" in den "ursprünglichen" Versionen, garniert mit sehr schmackhaften Fake Trailern. Für mich funktionieren die längeren Einzelfassungen der Streifen noch besser, dennoch macht die Verneigung vor dem Exploitation Film der siebziger Jahre auch in dieser Form riesengrossen Spass. Die BD musste her, stellt eine schöne Ergänzung zu den Einzelscheiben dar.
9/10
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• Derailed - Terror im Zug(USA 2002) - Vermutlich der bekloppteste Van Damme Streifen überhaupt. "Derailed" offenbar zahlreiche Schwächen und Murks in allen Sterbenslagen. Keine Frage, der Film ist Schrott. Aber Schrott kann so herrlich unterhaltsam und kurzweilig sein! Van Damme sowieso, Filme die in Zügen spielen sowieso, Action der C-Klasse sowieso. Die mir vorliegende DVD geht in Ordung. Inzwischen gibt den Flick sogar auf BD, vielleicht finde ich das Teil irgendwann zufällig in irgendeinem Wühltisch.
6/10
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• Snakes on a Plane(USA 2006) - Fuckin' Samuel L. Jackson in einem fuckin' Flugzeug voll bekackter Schlangen. Hölle, der Streifen hätte ein absoluter Knaller werden können! Leider schielte man zu sehr auf den Massenmarkt, hier fehlt es eindeutig an Bosheit, Gewalt und Sex. Pseudoexploitation für Konfirmanden (macht trotzdem Spass).
7/10
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• Ein Mann wie Dynamit(USA 1983) - Charles Bronson, J. Lee Thompson und Cannon, eine grandiose Konstellation! Sehr stark Gene Davis in der Rolle des irren Frauenmörders. Man lässt dem Killer und seinen Bluttaten viel Raum, so ergibt sich eine gewisse Nähe zum Slasherfilm. Ich liebe diesen Streifen, er wächst mir von Jahr zu Jahr mehr ans Herz. Die MGM-DVD bietet gute Qualität und karge Ausstattung.