Wie kann nackte Haut "unnötig" sein (vor allem in derartig ansprechender Präsentation)? Ständig und ausdauernd werden bei Nacktheit und/oder Gewalt die Verbalpeitschen geschwungen, von wegen "unnötig" und "Selbstzweck". Diese Elemente können als prickelnde und/oder zupackende Stilmittel treffsicher eingesetzt werden. Vor allem "Solange" ist ein vortreffliches Beispiel für einen packenden und gleichzeitig ausgewogenen Film, ein kleines Meisterstück und fraglos ein Höhepunkt der Reihe (für sogar DER Höhepunkt aus dem Wallace-Kosmos).
Fuchsberger und Baal agieren erstklassig, da stimme ich vollkommen zu. Mich spricht Fuchsbergers ernsthaft angelegte Rolle sehr an. Keinesfalls möchte ich auf die wundervolle Cristina Galbó verzichten, die 1974 unter der Regie von Jorge Grau brillierte (Non si deve profanare il sonno dei morti aka Das Leichenhaus der lebenden Toten). Dazu Camille Keaton als Solange, zerbrechlich und anrührend. Über Fabio Testi lassen sich ganze Bände mit Huldigungen füllen, ich belasse es bei einer Verbeugung.
"Solange" aka "Stecknadel" ist ein prächtiger Giallo und eine deutliche Horizonterweiterung im Rahmen des Wallace-Universums. Was 1959 an den Start gebracht wurde, präsentiert sich dreizehn Jahre später frisch, belebend und im höchsten Maße faszinierend, auf eine neue Ebene gestellt ohne die Wurzeln zu leugnen.
Nachtrag zum "Frauengefägnis" aka "Barbed Wire Dolls":
Zitat von Das Blap™ Laut Vorspann entstanden die Außenaufnahmen in Honduras
Das sehr informative und unterhaltsame Buch "Mädchen, Machos und Moneten" verrät den tatsächlichen Spielplatz:
"Natürlich entstanden die Außenaufnahmen nicht, wie im Vorspann unverfroren behauptet, auf Honduras, sondern in Südfrankreich ..."
Wer sich für die Umtriebe des Herrn Erwin C. Dietrich interessiert -oder gern gut geschriebene Bücher zum Thema Filmgeschäft liest- sollte die Anschaffung dieser Veröffentlichung in Betracht ziehen! Selbstverständich wird auch Francos Schaffen (1975-77) für Dietrich in einem Kapitel gewürdigt, das Vorwort zum Buch verfasste Jess Franco!
Bei "Klang & Kleid" ist der vorzügliche Lesestoff zum lachhaften Preis von 15€ zu bekommen, ansonsten sind meist zwischen 30-50€ fällig (die der Titel locker wert ist)!
Zitat von Der schwarze Abt im Beitrag # An sich ist der Film noch akzeptabel, passt aber nicht in die Reihe.
Der Film ist IMHO großartig und ein Höhepunkt der Reihe. Warum "passt" er nicht, weil er sich nicht sklavisch an die "Vorgaben" der frühen Streifen hält? Ich finde es spannend und belebend andere Wege zu beschreiten, eben (auch) deswegen sind die Wallace-Filme für mich allesamt faszinierend, durchgängig von 1959-1972.
Blood Beach - Horror am Strand(USA 1980, Originaltitel: Blood Beach)
Horror am Strand? Albernheiten im Sand? Abgeschalteter Verstand?
Küstenwächter Harry Caulder (David Huffman) ist beunruhigt, an "seinem" Strand scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Eines Morgens verschwindet die freundliche Ruth Hutton (Harriet Medin) spurlos und unerklärbar. Wenige Sekunden zuvor hatte Harry noch ein paar Worte mit seiner ehemaligen "Fast-Schwiegermutter" gewechselt, nun scheint sie wie vom Sandstrand verschlungen. Ruths Tochter Catherine (Marianna Hill) reist an, trotz der Sorge um die verschollene Mutter knistert es erneut zwischen der jungen Frau und Harry. Langsam aber unaufhaltsam kommt der Terror am Strand auf Touren! Es erwischt den Hund der verloren gegangen Dame, man findet am Strand lediglich den abgetrennten Kopf des Tieres. Lieutenant Piantadosi (Otis Young) und sein Partner Sergeant Royko (Burt Young) ermitteln, sie können auf Harry Caulders Unterstützung bauen. Dennoch kommt die Polizei nicht voran, der zuständige Captain Pearson (John Saxon) macht seinen Leuten Feuer unter dem Hintern. Es kommt zu weiteren Attacken aus dem Sand, mehr und mehr Verletzte und Tote sind zu beklagen ...
Monster! Welch ein liebliches Wort, seltsame Gestalten aller Art begleiten mich seit meiner Kindheit (nein, ich meine nicht meine Familie). In jungen Jahren wurde meine Liebe zu Godzilla und allem möglichen sonstigen Gezücht geweckt, daher stehen alle Werke mit Monstern auf meinem Speiseplan des Schreckens. "Blood Beach" ist ein Monsterfilm ohne sichtbares Monster, nur kurz wird uns gegen Ende ein Blick auf das Ungetüm gegönnt. Klar, das Unbekannte kann reizvoll sein und die Phantasie anregen, hier funktioniert diese Maßnahme jedoch nicht wirklich. Nein, der Strandhorror hat andere "Qualitäten" im Angebot. Kreative Kameraarbeit, zupackender Score, intensive Gruselstimmung? Nicht die Bohne, vergesst es! Regisseur Jeffrey Bloom lässt sein Baby ohne Höhepunkte plätschern, Kameramann Steven Poster scheint teilweise hinter seinem Arbeitsgerät eingeschlafen zu sein, das Drehbuch vertraut auf einige Füllszenen, streckt das Treiben auf Spielfilmlänge. Ergo ist "Blood Beach" ein Fall für die Tonne, ein Häuflein erbärmlicher Sondermüll aus der Schundlade? Müllig durchaus, Schundlade irgendwie auch, aber auf liebenswerte Art unterhaltsam. Selbst bei einem Süchtling wie mir funktioniert der Trick nach dem Motto "extrem schlecht, daher schon wieder gut" nicht immer, mir scheint dieser Stempel hier auch nicht ganz passend. Woher rührt die zarte Zuneigung? Kurze Erläuterung im nächsten Absatz ...
Freude spendet das Ensemble, die etwas flügellahme Schonganghalbsause punktet massiv mit knuffigen Auftritten knuffiger Typen. Für erhöhten Unterhaltungswert sorgt in diesem Zusamenhang die deutsche Kinosynchronisation, die zwar nicht wüst und völlig überdreht aus der Kiste hüpft, aber mit kleinen Beklopptheiten immer wieder ein Lächeln auf meine Fratze zaubert. Herzbuben des Films sind John Saxon und Burt Young. Saxon tritt lästigen Lokalpolitikern verbal in den Arsch, verbindet Einläufe für seine Untergebenen mit ausladenen Ausführungen philosophischer Natur auf Gossenniveau, grandios! Burt Young -wer kennt nicht Rockys dämlichen Schwager Paulie- sondert mit erstaunlicher Ausdauer nörglerischen Schwachsinn ab, bringt als Sergeant Royko die Kollegen auf die Palme (unfassbar die Befragung der Gattin eines Vermissten, während der Royko sich freundlich zeigt und die Dialoge neue Maßstäbe bezüglich hirnloser Sülzerei setzen). Bereits John Saxon und Burt Young sind Grund genug den Streifen zu mögen, also gebt euch einen kleinen Ruck, es schmerzt nicht allzu heftig. Hauptdarsteller David Huffman bleibt blass, Marianna Hill ergänzt ihren Filmlover in der Disziplin Belanglosigkeit. Otis Young steht den wahren Stars John Saxon und Burt Young kaum nach, sein Lieutenant Piantadosi darf sich kontinuierlich an Sergeant Roykos göttlichen Weisheiten ergötzen. Stefan Gierasch ergeht sich in der Rolle des Dr. Dimitrios in grotesken Theorien, nagt am Nervenkostüm des Captains. Damit genug, die wichtigsten Akteure haben eine kleine Würdigung erfahren.
Ein Monsterfilm (fast) ohne Monster, ein Horrorfilm ohne Atmosphäre, Spannung Fehlanzeige, ein Schundfilm ohne hysterische Ausbrüche. Kann das funktionieren? Naja, überzeugend flutscht gar nichts, doch seltsamer Charme ist dem Flick nicht abzusprechen. Ich übernehme keine Haftung für unangenehme Nebenwirkungen und Mikrofone im Bild.
Die DVD von Jam geht in Ordnung, der Film liegt ungekürzt und in brauchbarer Qualität vor. Im Bonusbereich findet der Käufer eine entfallene Szene und eine Bildergalerie, hinzu kommen diverse Trailer. Flatschengeplagte dürfen sich über das Wendecover freuen. Fast hätte ich ein wichtiges Detail unterschlagen. Auf der Scheibe findet ihr die starke Kinosynchro, die schwächere TV-Synchro und den englischen Originalton.
Hm, ich möchte 6/10 (obere Mittelklasse) ziehen, mir hat "Blood Beach" Spass gemacht. Bewertungen unterhalb dieser Marke erscheinen mir nachvollziehbar, ich warnte bereits vor Nebenwirkungen.
Christine (Ann Michelle) und ihre Schwester Betty (Vicki Michelle) machen sich auf den Weg nach London, die ehrgeizige Christine träumt von einer Karriere als Model. Freundlicherweise bietet Johnny (Keith Buckley) den jungen Damen ein Mitfahrgelegenheit, überdies sorgt er für Unterkunft in der englischen Hauptstadt. Betty und Johnny fühlen sich zueinander hingezogen, Christine stösst derweil auf eine vielversprechende Modelagentur, deren Chefin Sybil Waite (Patricia Haines) findet sofort Gefallen an der schönen Nachwuchskraft. Geschickt lockt Sybil ihre neue Entdeckung raus aufs Land, übers Wochenende soll auf einem abgelegenen Landgut ein Fotoshooting stattfinden. Betty begleitet ihre Schwester, obschon sie Johnny bald vermisst. Ohne Schwierigkeiten wickelt Christina den Fotografen Peter (James Chase) um den Finger, Sybil kocht vor Eifersucht. In der ungewohnten Umgebung beschleichen Betty Unsicherheit und Angst, dem zuvorkommenden Gutsherrn Gerald (Neil Hallett) gelingt es jedoch das Mädchen zu beschwichtigen. Tatsächlich ist Betty nicht grundlos beunruhigt, Gerald, Sybil und andere Gestalten frönen einem Hexenkult und zelebrieren magische Rituale. Christine ist sofort Feuer und Flamme, sie will unbedingt an der nächtlichen Zeremonie teilnehmen ...
Ray Austin inszenierte einen wunderschönen Trip, die jungfräuliche Hexe kommt als zarter Rausch aus Erotik, Grusel, Psychedelic und Romantik daher, ab und an streichelt ein winziger Hauch Jean Rollin meine Seele. London pulsiert kurz vor meinen Augen, schon geht es ab ins Grüne, stattliches Herrenhaus inklusive. Geschickt nimmt der Anteil der "Gruselelemente" nach und nach zu, verschmilzt mit der omnipräsenten Erotik zu einem wonnevollen Trip. Erwartet nun bitte keine Orgie aus Sex und Gewalt, ich wähle ganz bewusst das Wort Erotik, weiterhin ergehen sich die "typischen Horrormomente" nicht in Blut und Gedärm. Als wäre Anblick der äusserst reizvollen Michelle-Schwestern nicht bereits ein dauerhafter Orgasmus der Sinnlichkeit, gipfelt das stilvolle Treiben in den Zeremonien der Hexenfreunde. Erotik und Okkultismus gehen eine grandiose Symbiose ein, ich vermag meine Begeisterung kaum noch in geeignete Worte zu kleiden, verliere vor lauter Glückseligkeit nahezu die Contenance!
Stars dieser kleinen Prachtsuhle sind freilich Ann Michelle und ihre Schwester Vicki. Ann zeigt uns Christine als dominanten und zielstrebigen Charakter, später offenbart Christine abgründige Eigenschaften, ich will nicht zu viel verraten. Ann Michelle kann bei Bedarf übrigens herrlich böse aus der (meist abgelegten) Wäsche schauen, Gruselpower in der schönsten Sorte. Betty lehnt sich ungern gegen ihre Schwester auf, ängstlich und unschuldig gleitet sie tiefer und tiefer in den drohenden Schlund, bei aller Zaghaftigkeit fraglos kokett bis zum Anschlag. Angenehmerweise dürfen wir die Reize der Damen immer wieder bewundern, die Nacktheit transportiert wohlige Wolllust abseits vulgärer Auswüchse. Patricia Haines punktet mit herber Attaktivität, ihre lesbischen Gelüste nehmen einen verhängnisvollen Weg. Die "Täterin" wird in die Rolle des Opfers gezwungen ... oder vielleicht doch nicht (überprüft es auf eigene Faust, es lohnt sich). Neil Hallett gibt den aristokratisch angehauchten Mann von Welt, James Chase gerät in Ann Michelles Bann. Keith Buckley sorgt in der entscheidenden Phase für Wirbel, Liebe verleiht Flügel (oder zumindest Mut). Damit will ich meine kurzen Anmerkungen zu den Darstellern beschliessen, Ann und Vicki agieren großartig, die spröde Patricia Haines liefert eine nicht minder starke Vorstellung ab.
"Virgin Witch" atmet den Zeitgeist der späten sechziger / frühen siebziger Jahre durch jede lüsterne Pore seiner samtigen Haut! Ein Schmelztiegel bester Zutaten, ein Schätzchen für Geniesser, ein Fest für Jünger erotisch-okkulter Glückseligkeit!
An der BD aus den USA habe ich nichts zu meckern, der Film kommt in ansprechender Verfassung auf den Bildschirm. Im Bonusbereich findet der Betrachter diverse Trailer und eine Bildergalerie.
Wie soll ich diesen himmlischen Leckerbissen in das Zahlenraster der Verdammnis packen? Es bereitet mir Qualen, zunächst belasse ich es bei dicken 8/10 (sehr gut) und addiere in Gedanken zehn Millionen Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte!
Lieblingszitat:
"There are some people, who are born to be witches. Born with special powers. You are one of them!"
Stockhiebe und Stromschläge, Lina und Martine in Not
Die Direktorin (Monica Swinn) eines Frauenzuchthauses führt ein strenges Regiment, harte Bestrafungen und Folter gehören für die Insassinnen zum schrecklichen Alltag. Carlos Costa (Paul Muller) fungiert als williges Helferlein der sadistischen Chefin, der ehemalige Krankenpfleger gibt sich -geduldet von der Direktorin- als Arzt aus, behandelt die Frauen gemäß seiner persönlichen Vorlieben. Auch Maria (Lina Romay) muss ihre Strafe in dieser Hölle auf Erden antreten, sie wurde als Mörderin des eigenen Vaters verurteilt. Schnell lernt Maria die Grausamkeit der Verantwortlichen kennen, nach ausgiebiger "Stromtherapie" steckt man die junge Frau zu Pompadour (Peggy Markoff) und der wirren Rosario (Beni Cardoso). Pech für die bisherige Zellenbewohnerin Bertha (Martine Stedil), die nun ihrerseits in die Foltermühle der Direktorin gerät. Sehr unangenehm, denn Frau Direktorin und ihr schleimiger Erfüllungsgehilfe sind momentan ausgesprochen nervös. Ein Beschwerdebrief aus den Reihen der Gefangenen erreichte den Gouverneur, nun warnt der Inselboss vor eventuellen Maßnahmen seitens höherer Schaltstellen...
Jess Franco war in vielen Genres aktiv, seine Beiträge zum Thema WIP (Women in prison) sollten Freunde dieser Gangart ansprechend unterhalten. Hier mangelt es nicht an nackten Tatsachen und geschmacklosen Gewaltdarstellungen, allerdings drückt Franco beim Thema Sex das Gaspedal nur halb durch. Ausufernde Rödelszenen sind nicht zu finden, schlichte Nacktheit mit gepflegt bärigen Momenten (Fingerspiele inklusive) dominiert das Spielfeld der Gelüste. Laut Vorspann entstanden die Außenaufnahmen in Honduras, uns erwartet daher ein recht malerisches Umfeld, der übliche Kontrast zwischen Knast-Terror und anmutiger Landschaft. Jess Franco setzt geschickt Ausrufezeichen, so mutet ein Geständnis der perversen Direktorin überraschend an, eine aus dem Nichts kommende Abstrusität, wundervoll. In einer Rückblende sehen wir Lina Romay und Jess Franco, der liebe Jess taucht als Linas Filmvater auf, in Zeitlupe taumelt man dem Abgrund entgegen. Bizarr und nachhaltig wirkend, irgendwo zwischen grosser Kunst, Schund und Schludrigkeit, dafür liebe ich Jess Franco! Damit nicht genug, den dicksten Paukenschlag gibt es pünktlich zum Finale. Wie eine Dampframme wühlt die Boshaftigkeit in meinen Eingeweiden, meine arme Lina, böser Jess!
Lina Romay verstarb leider im Februar 2012, Francos Muse und Frau erlag im Alter von nur 57 Jahren einem Krebsleiden. Wie üblich zeigt sich Lina freizügig, bleibt über weite Strecken erstaunlich passiv und wird durch den Wolf gedreht. Mhhm, ich hänge an ihren Augen und sämtlichen Lippen, was für eine Frau! Martine Stedil ist ein mehreren Franco-Streifen der "Dietrich-Phase" zu sehen (Jess Franco drehte in den Jahren 1975-77 für den Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich), an Linas Seite ist die hübsche Blodine eine reizende Bereicherung. Monica Swinn sorgt als Direktorin für manchen Schmunzler, korrekte Dienstkleidung besteht aus Hot Pants oder Dessous, durchs Monokel starrt das Auge des Schreckens auf die übrigen Damen herab. Peggy Markoff öffnet ausdauernd ihre Schenkel, kommt aber unglücklicherweise nicht so recht zum Zuge, das Knastleben ist hart und trocken. Beni Cardoso klappert im Wahn durch das Treiben, Gesichtsruine Eric Falk gibt den lüsternen Folterknecht (zum Glück bleibt uns diesmal der Anblick seines kleinen Freudes erspart). Paul Muller gehört sowieso zum Inventar, linkisch und gleichzeitig verschlagen schleimt und schlottert er umher. Damit genug zu den Damen und Herren vor der Kamera, Francos kleinen Auftritt habe ich bereits gewürdigt, knuffiger Taumel des Todes.
"Frauengefängnis" brennt ein Feuerwerk geschätzter Klischees ab, pfiffige Einschübe und das barsche Ende sorgen für zusätzliche Würze. Stimmungsvolle Musik untermalt den Streifen, die Kamera wurde vom Chef persönlich bedient, Jess Franco liebt die Frauen und ich liebe Jess Franco. 77 Minuten wie ein Wimpernschlag, die Sause drückt zu jeder Zeit die richtigen Knöpfe in meiner Schaltzentrale. Wer mit Francos Schaffen nicht viel anfangen kann und WIP sowieso nicht zu schätzen weiss, der findet hier keinen geeigneten Einstieg in die prächtige Welt des Spaniers.
Neben "Frauengefängnis" enthält die Box sieben weitere Ergüsse des umtriebigen Filmemachers (allesamt Erwin C. Dietrich Produktionen):
• Jack the Ripper • Blue Rita(Das Frauenhaus) • Love letters of a portuguese Nun(Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne) • Ilsa the wicked Warden(Greta - Haus ohne Männer) • Women in Cellblock 9(Frauen für Zellenblock 9) • Voodoo Passion(Der Ruf der blonden Göttin) • Wicked Women (Frauen ohne Unschuld)
Für Fans Plicht, mutige Einsteiger dürfen ebenfalls zugreifen.
Guter WIP-Stoff. Kein Fall für die Franco-Spitze, für dicke 7/10 reicht es locker.
Im 23. Jahrhundert hat sich die Menschheit weit im Weltall ausgebreitet. Ferne Planeten fallen der Ausbeutung anheim, Rohstoffe werden in rauhen Mengen benötigt. Doch es gibt ein Problem, überall wimmelt es von Vampiren verschiedenster Art ...
Helden dieses Films? Ein kleines Team Vampirjäger, die dem ausserirdischen Abschaum ordentlich in den Hintern treten wollen. Ein überraschend sympathischer Mix aus Science-Fiction und Horror. Gute Darsteller, gelungene Atmosphäre, ein bißchen Mettgut. Popcorn-Kino für leicht Kaputte (im Rahmen einer TV-Produktion). Dazu gibt Natassia Malthe eine verdammt scharfe Vampirin ab. Hinzu kommt die angenehme A.J. Cook, die man inzwischen aus der TV-Serie "Criminal Minds" kennt, sie ist in einer Nebenrolle zu sehen. Veteran Michael Ironside geifert als fieser Vampir umher, herrlich.
Mir liegt die DVD aus dem Hause e-m-s vor, die Scheibe bietet den Streifen in sehr schöner Qualität an. Die erste Sichtung ergab starke 7,5/10, diesmal lege ich noch ein halbes Pünktchen drauf, ich liebe diesen kleinen Film!
Folge 133 - Tod eines jungen Mädchens(Deutschland 1985)
Signalwirkung
Margot Glogau verdient ihre Brötchen als Verkäuferin in einem Modegeschäft. Da die junge Frau als sehr zuverlässig gilt, wundern sich ihre Kollegen Ilse Becker (Margot Mahler) und Rudolf Dorsen (Frithjof Vierock) über die morgendliche Abwesenheit der Verkäuferin. Nach einiger Wartezeit verständigen die Mitarbeiter ihren Chef Robert Linder (Hans Korte), welcher seine Angestellten zur Wohnung der Vermissten schickt. Aus der Wohnung ertönt Musik, schliesslich wird die Tür unter Aufsicht der Polizei geöffnet. Margot Glogau liegt mit schweren Schädelverletzungen im Schlafzimmer, laut Gerichtsmediziner trat der Tod am vorherigen Abend ein. Wenig später taucht Robert Linder in der Wohnung auf, der von Derrick befragte Ladenbesitzer beschreibt das Opfer durchweg positiv. Offenbar war Bertold Linder (Pierre Franckh), Robert Linders Sohn, gut mit dem Mädchen befreundet, der junge Mann hinterlässt während der Vernehmung einen äusserst fahrigen Eindruck. Hinzu kommen widersprüchliche Angaben der Familie Linder bezüglich der Freundschaft zwischen Bertold und Margot, mehr und mehr Anhaltspunkte sprechen für die Täterschaft des jungen Mannes. Robert Linders Bruder Harald (Claus Biederstaedt) unterstützt seinen Neffen nach Kräften, versucht auf seinen Bruder und dessen Frau Agnes (Gustl Halenke) beruhigend einzuwirken. Derrick und Klein befragen den Nachbarn der Toten, Albert Sussloff (Peter Kuiper) zeigt kein Interesse an dem Fall. Harry macht in Sussloffs Küchenschrank eine interessante Entdeckung...
Pierre Franckh verkörpert meist neurotische Gestalten, irgendwo zwischen leicht überspannt und völlig durchgedreht. "Tod eines jungen Mädchens" macht da keine Ausnahme, der blonde Jüngling fährt auf der verletzt-überforderten Schiene, kommt nicht bedrohlich-aggressiv daher. Klar, die Darbietungen Franckhs sind polarisierend, nicht jeder Zuschauer kommt mit dem eigenwilligen Schauspieler klar. Aus meiner Sicht liefert er einmal mehr eine solide Vorstellung ab, in geringer Dosierung geht Pierre Franckh gut runter. Neben Franckh hat Claus Biederstaedt die auffälligste Gastrolle inne, obschon er nicht mehr als das Klischee des scheinheiligen Unsympathen ins Feld führen darf. Harald Linder ist ein verlogener und verdorbener Charakter, Biederstaedts "unverbindlich-seriöse" Erscheinung passt perfekt ins Bild. Hans Korte und Gustl Halenke werden zu Spielbällen, Robert Linders Kraft und Ausdauer wird bis zum Anschlag strapaziert, seine Gattin Agnes ist bestrebt die gutbürgerliche Fassade zu wahren. Peter Kuiper sorgt in der einen oder anderen Folge für bedrohliche Momente, man erinnere sich nur an "Tod am Bahngleis" (5) oder "Der Untermieter" (87). Als Albert Sussloff zeigt sich Kuiper nicht bösartig, Sussloff ist ein verbitterter und einsamer Mensch, lebt sein kleines Leben ohne Freude oder gar Freunde. Mit erschreckender Gleichgültigkeit begegnet er den Fragen der Ermittler, Sussloff nagt an Derricks Geduld und Verständnis, das schafft nicht längst nicht jeder Charakter. Ich muss mich korrigieren, nicht nur Franckh und Biederstaedt bleiben in Erinnerung. Es ist vor allem auch Peter Kuiper, der im Rahmen der Reihe stets für besonders hochwertige Auftritte steht! Frank Nufer-Hessenland taucht als jüngerer Bruder des Opfers auf, an seiner Leistung gibt es nicht viel zu bemängeln. Unscheinbarkeit mag ich dem jungen Burschen nicht vorwerfen, immerhin ist diese Farblosigkeit der Anlage des Charakters geschuldet. Margot Mahler und Frithjof Vierock füllen das Ensemble auf, kleine Angestellte aus der Mitte des Volkes, glaubwürdig auf den Bildschirm gebracht.
Wie weit geht Familie, wie weit darf Familie gehen? Familienbande sind ein beliebtes Thema bei "Derrick", Autor Herbert Reinecker lieferte etliche Vorlagen dieser Art ab. Gern werden Sippen aus den oberen sozialen Schichten unserer Gesellschaft ins Zentrum gestellt, es soll nicht nur vor dem Fernseher brodeln, es soll in erster Linie in der Glotze brodeln. Als Kriminalfall macht "Tod eines jungen Mädchens" nicht viel Staat, Theodor Grädlers einen Hauch zu nüchterne Inszenierung vermag die Scharte nicht auszuwetzen. So wird die Qualität des Ensembles um Pierre Franckh, Claus Biederstaedt und Peter Kuiper umso wichtiger, nicht zu vergessen die durch Horst Tappert und Fritz Wepper bereitgestellte "Grundqualität mit Wohlfühlgarantie". Max Greger jr. steuerte die Musik bei. Erneut liefert Greger lediglich unverbindliches Gedudel ohne grösseren Wiedererkennungswert, bitte nie wieder ein böses Wort über die ab und an nicht ganz geschmackssicheren Anflüge des geschätzten Frank Duval. Fans der Reihe werden ansprechend unterhalten, dennoch eine Folge das geplegte Serien-Unterhaus (Gejammer auf hohem Niveau). Einsteiger sollten sich zunächst mit den kleinen und grossen Höhepunkten aus dem Derrick-Kosmos beschäftigen, die Reihe hält jede Menge Schätzchen bereit.
• Scalps - Der Fluch des blutigen Schatzes(USA 1983) - Studenten der Archäologie wühlen in einem Indianergebiet den staubigen Boden durch. Unangenehmerweise bewahrheitet sich ein alter Fluch, die angehenden Akademiker geraten in Lebensgefahr...
Stoff von Vielfilmer Fred Olen Ray macht "irgendwie" immer Freude, so auch für dieser "Halb-Slasher" mit okkulten Elementen. Sicher kein Film für Hektiker, viel Zeit vergeht mit belanglosem Gequatsche und Gebuddel im Sand (ich mag diese Art von gepflegter Langeweile sehr). Gegen Ende zieht das Tempo deutlich an, Masken/Make-up sind übrigens großartig, die Atmosphäre stimmt ebenfalls! Charmanter Unfug für Bekloppte!
Für Qualitätsfetischisten ist die DVD von Eyecatcher nicht geeignet, der Zielgruppe wird es nicht den Spass verderben. Mag ich, daher freundliche 6,5/10 (inklusive Wohlfühlbonus).
• China O`Brien 2(USA 1990) - China (Cynthia Rothrock) und ihre Helferlein haben in der Stadt für Ordnung gesorgt, die Einwohner frönen dem entspannten Leben auf dem Lande. Nun droht jedoch neues Unheil, Gesindel von ausserhalb ist auf der Jagd nach einem Bewohner des Ortes...
Cynthia Rothrock passt "eigentlich" nicht/kaum in mein von Sexismus und Gelüsten geprägtes Beuteschema. Dennoch giere ich immer wieder nach Streifen mit der fitten Prügelmaus, was sich nicht ausschließlich mit meiner unbändigen Sucht nach B-Action erklären lässt. Erneut von Robert Clouse inszeniert, verhauen Cynthia Rothrock, Richard Norton und Keith Cooke den zahlreichen Bösewichtern ordentlich den Hintern. Ansprechende Kämpfe mit Prügel und Geballer, rund 80 Minuten Spieldauer vergehen wie im Fluge.
IMHO lagen alle bisherigen Auswertungen des Films im Format 1,33:1 vor, die DVD von Shamrock Media kommt in 1,78:1 daher. Die Bildkomposition spricht eindeutig für 1,33:1 als angedachtes Format, daher ist die Anpassung an heutige Bildschirme ärgerlich und unnötig. Schade, denn ansonsten geht die Scheibe durchaus als brauchbar durch. Wer zuverlässige Informationen zum korrekten Bildformat hat... Immer raus damit! Übrigens enthält die DVD die R-Rated Fassung aus den USA, von einer längeren Version der Sause ist mir nichts bekannt.
Mir gefällt die Fortsetzung sogar ein wenig besser als der erste Teil, gern lege ich ein halbes Pünktchen drauf = 7/10 (gut)
• Django - Die im Schlamm verrecken(Spanien, Italien 1967) - Der pfiffige Outlaw Steve (Andrea Giordana) hofft in dem nahezu verlassenen Kaff Escondido ans grosse Geld zu kommen. Leichter gedacht als getan! Hier muss nicht lediglich ein blinder Alter hinters Licht geführt werden, jede Menge Ärger reitet und rollt herbei...
Andrea Giordana erledigt seinen Job recht ansprechend, bietet aber einen eher geringen Wiedererkennungswert. Ich kann mir Giordana gut als "Nebenhelden" oder "Nebenschurken" vorstellen, die Klasse von Charakterfratzen & Genregrößen wie z. B. Anthony Steffen oder Gianni Garko kann er nicht aus dem Colt prügeln. Rosemary Dexter und Dana Ghia sorgen für hübsche Zwischentöne, Ghia herb, Dexter lieblich. Franco Giornelli macht uns den Oberbösewicht, Star des Streifens ist für mich der bewährte Piero Lulli, der eine großartige Vorstellung abliefert. In Deutschland ist der Film auch unter den Titeln "Escondido" und "Django - Die im Staub verrecken" bekannt, der für die DVD gewählte Titel "Django - Die im Schlamm verrecken" trifft den Nagel auf den Kopf. Ja, hier wird im Matsch gespielt und gestorben. Das runtergekommene Nest sorgt für ein stimmungsvolles Umfeld, räudige Fratzen krepieren im Dreck, ein kleines Fest für Westernfans.
Savoy hat dem Streifen eine brauchbare DVD spendiert, wer sich für Italowestern aus der zweiten und dritten Reihe begeistern kann sollte zugreifen. Kein Knüller, aber eine angenehme Ergänzung der Sammlung. Solide 6/10 sind der verdiente Lohn.
Folge 13 - Ein unkomplizierter Fall(Deutschland 1978)
Vulkanausbruch in der Eiszeit
Hanna (Sylvia Lukan) und Karl Markolm (Klaus-Jürgen Wussow) habe ihre kleine Tochter zu Grabe getragen, das Kind des Ehepaares wurde Opfer eines tragischen Unfalls. Schon vor diesem fürchterlichen Ereignis herrschte seit Jahren Eiszeit zwischen den Eheleuten, nach der Beerdigung kommt es zum Streit, Karl Markolm fährt überfordert in seinem Auto davon. In einer Spelunke lässt er sich stark angetrunken von der Prostituierten Daisy (Lisa Kreuzer) anmachen und abschleppen. Wenig später wird Daisy ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, dank diverser Spuren kann Karl Markolm ohne Schwierigkeiten als ihr vermutlich letzter Kunde ermittelt werden. Vieles deutet auf die Täterschäft Markolms hin. Kommissar Köster trifft bei der ersten Befragung auf einen zerknirschten Mann, der Befragte leugnet nicht den Kontakt mit dem Opfer, kann sich aber nicht an einen gewalttätigen Übergriff erinnern. Auf der Suche nach einem Motiv befragt Köster auch Hanna Markolm, den eifrigen Kollegen Heymann schickt er derweil zwecks Nachforschungen auf eine andere Spur...
Köster und die Eheleute Markolm stehen im Mittelpunkt. "Ein unkomplizierter Fall" zeichnet eindringlich das Bild eines ehelichen Trümmerfeldes, Sylvia Lukan und Klaus-Jürgen Wussow laufen zur Höchstform auf. Der Ehekrieg ergeht sich nicht in hysterischem Gekeife und fliegendem Geschirr, spielt sich auf einer deutlich tiefergehenden Ebene ab. Worte und Blicke schneiden wie Skalpelle durch Herzen, Hass und Verachtung prallen mit voller Wucht auf die Seelen der Protagonisten. Hanna idealisiert ihren verstorbenen Vater, leidet massiv unter diesem selbstauferlegten Joch. In einem kurzen Moment bricht ihr verzweifelter Zorn auch gegen ein Foto des Vaters hervor, ein Augenblick schmerzhafter Erkenntnis. Sylvia Lukan zeigt uns Hanna als verletzten und zerstörten Menschen. Hinter der attraktiven Fassade wütet depressive Hoffnungslosigkeit, neben der zur Schau gestellen Kaltherzigkeit nagt übermäßiger Alkoholkonsum an der Substanz. Klaus-Jürgen Wussow habe ich noch nie so eindrucksvoll aufspielen gesehen. Karl Markolm zerbricht an der Kälte seiner Gattin, wird nicht mit dem grausamen Verlust der Tochter fertig. Beide benötigen dringend Halt, verstricken sich jedoch in Vorwürfen und Hassattacken. Erstaunlich tief taucht das Drehbuch in das Ehekonstrukt Markolm ein. Die starke Frau und der unterlegene Mann? Nein, da ist noch viel mehr! Köster löst den Fall mit Feingefühl und Behaarlichkeit. Die übrigen Darsteller bleiben Randnotizen, Lisa Kreuzer kann dennoch einmal mehr ihre erstaunliche Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Diana Körner taucht kurz auf, Dagny und Mary Schüler sorgen für einen Hauch von "verschrobener Auflockerung".
Bietet diese Folge einen besonders clever erdachten Krimiplot, wird der Ermittlungsdrang des Zuschauers angeregt und gefördert? Nein, denn "Ein unkomplizierter Fall" wurde auf ein anderes Fundament gestellt. Auf die hervorragenden Darbietungen der Hauptdarsteller bin ich bereis kurz eingegangen, damit ist aber längst nicht alles gesagt. Kamera (Josef Vilsmeier, Klaus Moderegger) und Schnitt (Werner Preuss) sind absolute Höhepunkte deutscher TV-Unterhaltung und deckeln so manchen Kinofilm. Dazu glänzt Regisseur Dietrick Haugk mit seinem Gepür für eindringliche Atmosphäre und entlockt seinen Akteuren Höchstleistungen. Als zusätzlicher Glückgriff erweist sich das winterliche Umfeld, die Musik von Klaus Doldinger untermalt das Geschehen nicht nur stimmungsvoll, sie wird mehr und mehr zu einem unverzichtbaren Bestandteil. Ganz ohne kleine Humorinseln geht es nicht, Köster trifft auf seinen Vorgesetzten Millinger (Henning Schlüter), dem fleischgewordenen Running Gag der Reihe. Gehilfe Heymann erhält nebenbei eine Lehrstunde, wie war das noch mit den Lehrjahren und Herrenjahren? Folge 13 klingt leise und behutsam aus, bietet einen blassen Hoffnungsschimmer als Schlusspunkt. "Ein unkomplizierter Fall" lässt mich beeindruckt und berührt zurück, stilvoller und punktgenauer kann ein TV-Krimi kaum gestrickt sein! Für mich neben "Toccata und Fuge" (4) der bisher stärkste Beitrag zur Reihe! "Der Alte" zeigt sich vortrefflichler Verfassung, ich freue mich auf die bevorstehende Sichung der nächsten Folgen!
Zitat von Gubanov im Beitrag #12... wenn sich Sammler der Scheibe entledigen, um sie durch die CMV-Auswertung zu ersetzen. So erfüllt auch diese letztenendes ihren Zweck ...
Sammler entledigen sich nicht. Sammler stellen die CMV-DVD zusätzlich ins Regal!
Gerhard Trosse (Herbert Stass) hat seine besten Zeiten hinter sich, früher war der alternde Journalist häufig als Gerichtsreporter unterwegs. Aus dieser Phase kennt er Derrick, er sucht den Kriminalbeamten mit einem ungewöhnlichen Anliegen auf. Trosse vermutet bevorstehende Tötungen, den Rachefeldzug eines junges Mannes namens Heinz Lissner (Eduard Erne). Besagter Lissner legte am Grab seiner Freundin einen Kranz mit bedrohlichem Abschiedsgruß nieder, spricht offen über die Bestrafung der Verantwortlichen aus dem Drogenmilieu. Während Klein geneigt ist dem abgehalferten Schreiberling keine weitere Beachtung zu schenken, sucht Derrick das Gespräch mit Heinz Lissner. Nach der Unterhaltung ist auch Derrick überzeugt, der junge Mann ist eindeutig auf Rache aus. Ermittlungen fördern den Namen Alfons Köhler (Klaus Rohrmoser) zu Tage, in der Szene unter dem Decknamen "Igor" als Dealer unterwegs. Derrick setzt Köhler über die drohende Gefahr in Kenntnis, freilich streitet der Betroffene jede Verbindung zur Drogenszene ab. Offenbar verfehlen die Worte des Oberinspektors nicht ihre Wirkung, hektisch sucht Köhler den Geschäftsmann Adrian Schycker (Henry van Lyck) auf. Mit Trosse im Schlepptau bemüht sich Derrick erneut um ein klärendes Gespräch mit Heinz Lissner. Die Männer treffen auf dessen Mutter, der niedergelassenen Ärztin Dr. Lissner (Jutta Kammann). Heinz bekräftigt erneut seine radikalen Ansicht bezüglich "Igor" und Konsorten. Wenig später wird Alfons Köhler in seiner Wohnung erschossen...
Herbert Stass bringt überzeugend einen gebrochenen Charakter auf den Bildschirm. Damit keinerlei Zweifel aufkommen, darf der Zuschauer mehrere Blick in die trostlose Wohnung des Journalisten werfen, nebenbei scheint Trosse dem Alkohol zugeneigt. Die traurigen Ereignisse um Heinz Lissner pusten der abgetakelten Fregatte neuen Wind in die Segel, doch wohin geht die Reise? Eduard Erne spielt den zornigen jungen Mann, erweitert durch die Last schwerer Depressionen. So taumeln Trosse und Lissner in ihren kleinen Welten am Rande es Abgrundes umher. Der ältere Herr suhlt sich in philosophischen Anflügen, hofft auf ein kleines Licht am Ende des Tunnels, während der junge Mann Zorn und Trauer durch (imaginäre?) Mordgelüste zu bekämpfen gedenkt. Jutta Kammann ist heute einem breiten Publikum bekannt, seit Jahren verkörpert sie die Oberschwester in der erfolgreichen TV-Serie "In aller Freundschaft". Kammann gefällt als besorgte Mutter, Henry van Lyck passt vortrefflich in die Rolle des kalt-arroganten Drogenfritzen. Klaus Rohrmoser und Karl Renar führen eine entglittene Vater-Sohn-Beziehung. Wie üblich gibt das Ensemble keinen Anlass zur Kritik, die Präsenz von Herbert Stass und Eduard Erne drängt die übrigen Gastdarsteller ein wenig in den Hintergrund.
"Kranzniederlegung" lässt nicht nur Herbert Stass gross aufspielen, auch Horst Tappert und Fritz Wepper trumpfen einmal mehr auf. Schön stellt das Drehbuch die unterschiedlichen Gemüter der Ermittler in den Fokus. Derrick besonnen, vorausschauend und "herzlich-analytisch". Klein aufbrausend, hin und wieder betriebsblind, trotzdem ein harmonisches und auf den Punkt zusammenarbeitendes Duo. Trauer bis zur Depression, garniert mit verzehrendem Hass. Kein Nährboden für lockere Unterhaltung, die Dialoge werden der Ernsthaftigkeit der Story gerecht, aufgelockert durch dezent platzierten feinsinnigen Humor. Vielleicht kommt das Finale ein Spur zu pathetisch aus der Kiste, zumindest bleibt dem Betrachter ein gewisser Spielraum die eigene Phantasie schweifen zu lassen. Ferner zeigt sich die Folge am Puls der Zeit hängend, Jugendliche heizen auf Rollerblades über das Parkett einer Rollschuhbahn (aus heutiger Sicht ein herrlich nostalgischer Anblick). Untermalt wird das Treiben durch typische Frank Duval Klänge, die mir in diesem Zusammenhang (teilweise) eine Spur zu bieder tönen. Duvals kleiner Hit "Living like a cry" (1984) findet erneut Verwendung, der Song "Time for Lovers" muss als "Trauermelodie" herhalten und wird reichhaltig strapaziert. Zbyněk Brynych gehört zu meinen bevorzugten Regisseuren innerhalb der Reihe. Er inzenierte diesen Beitrag zum Derrick-Kosmos mit gutem Gespür für die wichtigen Gaststars, nutzt geschickt die Qualitäten des unschlagbaren Duos Tappert & Wepper.
• Vigilante(USA 1982) - Der Streifen geht immer. An der DVD von Blue Underground gibt es nicht viel zu meckern. Wer noch immer nicht zugeschlagen hat, der kann inzwischen zur BD des Labels greifen. Die Scheibe ist codefree und bietet Englischmuffeln sogar die deutsche Synchro an!
8/10 (sehr gut)
• Tango & Cash(USA 1989) - Allgemein bekannt. Der Streifen hätte ein grosser Wurf werden können, durch ungünstige Produktionsumstände reicht es "nur" zur gepflegten Unterhaltung mit kleinen Höhepunkten. Neben Stallone und Russell erfreut Jack Palance als Bösewicht, dazu gibt es die legendäre "Nebenrollenschurkenhackfresse" Brion James aufs Auge.
Mir lag bisher nur die alte DVD im falschen Bildformat vor, daher musste die BD zwangsläufig der Sammlung zugeführt werden. Anständige Scheibe mit karger Ausstattung. Für Actionsüchtlinge und Stallone-Verehrer Pflicht, für normale Menschen gibt es besseren Stoff mit Herrn Stallone (oder Herrn Russell, Herrn Palance...).
Die unerträgliche Hitze zwingt mich zu Ultrakurzkommentaren:
• Der Pass des Todes(Großbritannien 1979) - Anthony Quinn macht uns den verschrobenen Basken, er soll James Mason aus dem von den Nazis besetzten Frankreich retten. Malcolm McDowell geifert als völlig irrer SS-Stoffel umher, Christopher Lee ist in einer launigen Nebenrolle zu bewundern, J. Lee Thompson führte Regie.
Drama, Action und Spannung vor stimmungsvollen Kulissen. Die DVD von KSM geht in Ordnung, klare Empfehlung.
7/10 (gut)
• Island of the Living Dead(Italien 2006) - Zombies! Ich mag Schundkönig Bruno Mattei, werde ihn auch nach diesem Streifen nicht mit Dreck bewerfen. Dennoch rate ich zur Vorsicht. Einige Momente sorgen durchaus für Schmunzler.
Keine Wertung
• Five Element Ninjas(Hongkong 1982) - Beitrag der Shaw Brothers zur damaligen Ninja-Welle, inzeniert von Großmeister Chang Cheh. Es gibt die üblichen (sehr schönen) Shaw-Studiokulissen zu sehen, die auch diesem Streifen zu einer wundervollen Optik verhelfen. Prächtig choreographierte Kämpfe mit interessanten Waffen, freilich lässt Meister Chang seine Darsteller fleissig ackern und bluten.
Ninjutsu besiegt Kung Fu. Geht ja gar nicht, doch die Herren aus Hongkong lösen das Problem clever und frech. Nebenbei wird auf die chinesischen Wurzeln der japanischen Technik hingewiesen, schliesslich lernen die Helden die Beherrschung des Stils, die bösen Japaner bekommen es auf den Arsch. "Five Element Ninjas" ist ein wahres Freudenfest für Shaw-Fans, jeder Freund gepflegter Eastern muss diesen Flick gesehen haben!
Mir liegt die BD aus den USA vor, die den Film in sehr schöner Qualität anbietet. Allerdings ist die Scheibe nicht codefree, ergo ist ein geeignetes Abspielgerät erforderlich.
8,5/10 (sehr gut bis überragend, Tendenz steigend)
• Sea Beast(USA 2008) - Schleimspuckende Monster kriechen aus dem Wasser hervor, verbreiten an Land jede Menge Angst und Schrecken. Corin Nemec stellt sich den Bestien entgegen.
Ich liebe Monsterfilme. Leider purzeln die Monster jüngeren Datums meist aus dem Computer, schade. "Sea Beast" leidet zwar unter den CG-Ungetümen, allerdings habe ich schon schlechter animierte und weniger kreativ gestaltete Pixelhaufen gesehen. Malerische Landschaft und sympathische Besetzung wetzen die Scharte aus, eine liebenswürdige B-Monstersause mit Potential. Die DVD gibt es zu zum kleinen Preis, Monsterfetischisten dürfen zugreifen.
Oh! Einer meiner Lieblinge! Erstaunlich, er gefällt auch dem geschätzten Herrn Gubanov, wo wir doch eher selten einer Meinung sind. Fast ein wenig schade, ich finde gegensätzliche Ansichten spannend.
1645 leidet die englische Bevölkerung nicht nur unter dem auf der Insel tobenden Bürgerkrieg, obendrein treibt der gnadenlose Hexenjäger Matthew Hopkins (Vincent Price) sein Unwesen. Kaum ein braver Bürger ist vor dem willkürlichen Zugriff des Unholdes sicher, die groben Folterarbeiten erledigt Hopkins sadistischer Scherge John Stearne (Robert Russell), welcher die unglücklichen "Verdächtigen" mit grosser Freude mißhandelt und erniedrigt. Eines Tages gerät der Geistliche John Lowes (Rupert Davies) in die grausame Foltermühle der Perverslinge, der Tod durch den Strang beendet die Qualen des alten Mannes. Zuvor versuchte Sarah Lowes (Hilary Dwyer) ihren Onkel zu retten, bot dem Hexenjäger ihren wohlgeformenten Körper an. Als der Soldat Richard Marshall (Ian Ogilvy) vom Leid seiner zukünftigen Frau erfährt, will er Hopkins und Stearne um jeden Preis zu Fall bringen. Tatsächlich trifft er nach nicht allzu langer Suche auf Stearne, doch der Handwerker des Todes kann seinem Verfolger nach einem kurzen Kampf entkommen. Auf Richard kommen Probleme zu, immerhin hat er sich unerlaubt von der Truppe entfernt. Dank (s)eines gutmütigen Vorgesetzten -dem Richard einst das Leben rettete- entgeht der junge Bursche einer harten Bestrafung, für Richard Marshall ist die Rechnung mit Hopkins und Stearne noch längst nicht beglichen...
Michael Reeves ist wohl eine der tragischen Figuren des Filmgeschäfts. Der 1943 im Großraum London geborere Reeves, konnte bereits 1966 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm auf der Kinoleinwand bewundern. Für die britisch-italienische Co-Produktion "Revenge of the Blood Beast" aka "The She-Beast" aka "La sorella di Satana", konnte die Horror-Halbgöttin Barbara Steele gewonnen werden. 1967 folgte "The Sorcerers" (Im Banne des Dr. Monserrat) mit Ikone Boris Karloff. Der hier kurz vorgestellte "Witchfinder General" ist leider das letzte Werk des jungen Regisseurs, im Februar 1969 verstarb Reeves an einer Überdosis Medikamente. Blickt man auf die viel kurze Karriere des Nachwuchsfilmers zurück, wird man mit drei sehr sehenswerten Filmen belohnt, vor allem "Witchfinder General" hat nichts von seiner ungeheuren Kraft verloren. Welch großartige Werke hätte Michael Reeves uns noch schenken können, wir werden es unglücklicher Weise nie erfahren.
Hexenjäger Matthew Hopkins ist kein reines Phantasieprodukt, der skrupellose Massenmörder ist eine Figur aus der englischen Historie (gleiches gilt für einen Teil der übrigen Charaktere). Freilich ist der Film um Hopkins kein historisch bis in Detail korrekter Bericht. Dennoch transportieren uns die stimmungsvollen Kulissen, gelungen Kostüme und die zartherbe Landschaft Englands, mitten in ein besonders finsteres Kapitel der britischen Geschichte. "Witchfinder General" schreckt nicht vor ruppigen Gewaltausbrüchen zurück, die nie wie sensationslüsterner Selbstzweck anmuten, um ein durch und durch intensives Gesamtbild zu erzeugen. Eingebettet in diese Hölle auf Erden, präsentiert uns Reeves eine anrührende Liebesgeschichte, pendelt in dieser Disziplin souverän zwischen Gesäusel und greifbarer Leidenschaft (Spoiler verbieten mir näher auf die Story einzugehen, vielleicht ist es trotzdem ratsam die nächsten Sätze zu überlesen und mit dem folgenden Absatz fortzufahren). Unaufhaltsam steuern die Beteiligten auf einen Rausch aus Rachsucht und Gewalt zu, die Protagonisten geraten in einen Strudel ohne Ausweg. Letztlich ist es egal ob Richard mit Hopkins und Stearne abrechnen kann, zurück bleiben Leichen und zerstörte Seelen in geschundenen Leibern, niemand entkommt dem Albtraum halbwegs gnädig. Hysterische Schreie begleiten mich zurück in die Nacht, erden mich auf meinem Sofa. Beeindruckt und berührt starrte ich auf den Abspann, eiskalt erwischt, ein prächtiges Filmerlebnis!
Vincent Price! Ich erspare mir eine Aufzählung seiner unverzichtbaren Klassiker, konzentriere mich auf seine Darstellung des Matthew Hopkins. Herr Price agiert nur auf den ersten Blick zurückhaltender als erwartet. Ja, er hat Mimik und Gestik auf die wesentlichen Elemente reduziert. Matthew Hopkins blickt aus kalt-arroganten Augen bösartig auf alle anderen Akteure herab, sogar der engste Mitarbeiter Stearne bekommt häufig die Verachtung seines Herrn zu spüren. Überdies kann nur der englische Originalton mit einem weiteren gewaltigen Pfund wuchern, der unvergleichbaren Stimme des unvergessenen Vincent Price! Vor dieser Darbietung knie ich in Ehrfurcht nieder, wälze mich freudig im Staub und küsse die Stiefel des Meisters (Schwester Elfriede! Patient Blap benötigt drigend seine bunten Pillen!). Ich übertreibe? Ich verliere die Fassung? Mag sein, aber es fühlt sich richtig an. Price erweckt den abstossenden Hopkins zum Leben. Der Hexenjäger steht wie ein Monument des Schreckens im Mittelpunkt, seinem teuflisches Auge entgeht nichts und niemand. Selbstverständlich sollen die weiteren Mitwirkenden ebenfalls gewürdigt werden. Ich beginne mit Robert Russell, der das sadistisch-primitive Helferlein John Stearne verkörpert. Russell glotzt mondgesichtig aus der der Wäsche, Stearne vergeht sich mit ausufender Freude an den Opfern seines Chefs. Die rechte Hand des Todes agiert weniger vorausschauend, dessen ungeachtet sollte seine Verschlagenheit nicht unterschätzt werden. Ian Ogilvy ist in allen von Michael Reeves inszenierten Filmen zu sehen, ansonsten wirkt er bis in die heutige Zeit in etlichen TV-Produktionen mit. Der tapfere Liebhaber auf dem Rachetrip, Ogilvy meistert extreme und ruhige Momente, die Chemie zwischen ihm und Hilary Dwyer stimmt. Schon spüre ich das Wort "Kitsch" an meinen entzündeten Ohren nagen. Derartige Vorhaltungen laufen ins Leere, vorwiegend hat das junge Paar mit dem puren Grauen zu ringen. Rupert Davies steuert einen weiteren Sympathieträger bei, der kluge und warmherzige John Lowes kann der eisigen Grausamkeit seiner Peiniger nicht viel entgegensetzen, der Zuschauer leidet mit. Nun sind die zentralen Charaktere und ihre Darsteller kurz umrissen, ich muss auf Ausführungen zu den kleineren Nebenrollen verzichten. Warum? Ist doch klar, der nächste Film wartet bereits auf mich!
Perverse Gelüste, Gier nach Geld und Macht! Der Hexenjäger lässt seine dämonischen Umtriebe ohne Skrupel durch das England des 17. Jahrhunderts galoppieren. Ob Michael Reeves der damaligen Realität sehr nahe kommt? Ob die Wirklichkeit noch weitaus schrecklicher wütete? Völlig unerheblich, denn "Witchfinder General" zieht mich von der ersten bis zur letzten Sekunde in den Bann. Dem Film gelingt etwas sehr Erstaunliches, die Verschmelzung von stimmungsvoller Unterhaltung und nachhaltig wirksamen Schlägen in die Magengrube. Wohlfühlen trifft auf Grauen, eine Vollsuhle der besten Sorte! Voller Wonne aale ich mich meiner Spätsechziger-Kuscheldecke, plötzlich spüre ich fiese Stachel in meiner Haut, in meinem Pansen, in meinem alten Herzen. Zugegeben, ich verliere genau in diesem Moment die Contenance, die Gedanken an den Film treiben mir wohlige Schauer über den Rücken, verpassen mit gleichzeitig ein flaues Gefühl in der Magengegend. Schmerzhaft vermisse ich weitere Werke von Michael Reeves, der junge Mann hätte uns noch so viel geben können... (es kann icht oft genug betont werden)!
Fakten. Odeon Entertainment hat "Witchfinder General" in sehr ansprechender Qualität auf BD veröffentlicht. Die Scheibe enthält die ungekürzte Fassung, allerdings nicht die die sogenannte "Exportversion" mit nackten Tatsachen (die alternativen Szenen sind im Bonusbereich zu finden). Ferner ist ist ein Beitrag über Michael Reeves enthalten, dazu ein köstlicher TV-Auftritt von Vincent Price, ein Kurzfilm zum Thema Hexenverfolgung und weitere Kleinigkeiten (Trailer, Bildergalerie usw.). Insgesamt eine gute Blu-ray zu einem hervorragenden Film. Wer nicht ohne die deutsche Synchronisation auskommen kann/mag, muss auf dem einheimischen Markt nach Alternativen Ausschau halten.
Feiste 9/10 (überragend)!!!
Lieblingszitat:
"Men sometimes have strange motives for the things they do!"
Rolf Bär (Harald Leipnitz) und seine Geliebte Karin Runge (Uschi Glas) haben gemeinsam einen Urlaub in Jugoslawien verbracht. Während der Zugfahrt nach München kommt das Liebespaar mit einem jungen Burschen namens Hasso Pohlmann (Werner Pochath) ins Gespräch. Plötzlich wird Pohlmann von Hektik ergriffen, offenbar bereitet ihm die bevorstehende Zollkontrolle grosse Angst. Bär soll seinen Koffer gegen Pohlmanns tauschen, der Schmuggler drückt Rolf Bär 8000 D-Mark in die Hand, verspricht für den erneuten Austausch der Gepäckstücke noch mehr Geld. Tatsächlich gelingt die Täuschung, der Zoll kann Pohlmann nichts nachweisen, Rolf Bär und Karin Runge reisen unbehelligt weiter. Karin ist nicht angetan von derartigen Geschäften, doch Rolf hat längst die Gier gepackt, vorsorglich nannte er dem Besitzer des brisanten Koffers einen falschen Namen samt falscher Adresse. Ein Blick in den Koffer lässt Rolf Bär von einer wundervollen Zukunft mit Karin Runge träumen, er findet Heroin im Wert von über einer Million D-Mark vor. Jetzt nur noch Kontakte knüpfen und den Stoff verkaufen, die lästige Ehefrau Ursula (Liselotte Pulver) verlassen und mit Karin durchbrennen. Bär glaubt die Situation unter Kontrolle zu haben, derweil hat Pohlmann längst die Suche aufgenommen. In Rolf Bärs Garage kommt es zu einem tödlichen Wiedersehen...
Der brave Durchschnittsbürger wittert das grosse Geld, begibt sich ohne ernsthafte Bedenken auf unbekanntes und gefährliches Terrain. In Verbindung mit der Überschätzung eigener Möglichkeiten und der Unterschätzung seiner Gegenspieler, läuft der Versicherungsvertreter mit hohem Tempo ins eigene Verderben. Harald Leipnitz bringt Rolf Bär gekonnt auf den Bildschirm, kann der ersten Hälfte der Folge seinen Stempel aufdrücken. Uschi Glas, deren grösster Fan ich bekanntlich nicht bin, gelingt eine kaum minder überzeugende Vorstellung, das ängstliche Mäuschen steht ihr erstaunlich gut. Richtig stark auch Liselotte Pulver, hinter der kühl-biederen Fassade der betrogenen Ehefrau/frischen Witwe brodelt es bedrohlich, brennt ein alles verzehrendes Höllenfeuer. Werner Pochath zeigt sich von einer verschlagenen Seite, verzichtet weitgehend auf hysterische Ausbrüche. Auf Pochath ist Verlass, einer der besten Fieslinge vom Dienst, leider viel zu jung verstorben.
"Ein Koffer" geht durchaus als Warnung an alle vorbildlichen Staatsbürger durch, lasst euch nicht zu Schweinereien hinreissen, werdet nicht zu gierig! Vielleicht ein etwas plump angelegter Gängelungsversuch (der meiner Meinung nach ohne Schwierigkeiten ausblendbar ist). Bei aller Moralpredigerei muten einige Momente aus heutiger Sicht unfassbar an. So haut sich Kommissar Köster in einer verrauchten Kneipe einen Schnaps nach dem anderen rein, spricht von der bewusstseinserweiternden Wirkung des Sprits, nebenbei zieht er mit Freude an seinem Lungenbrötchen. Man stelle sich heutige Serienermittler dieser Gangart vor, ein Aufschrei würde durch den Blätterwald stürmen. Ja, der Herr Lowitz hat es einfach drauf, Köster ist ein liebenswerter, kantiger, kerniger und manchmal verschrobener Bursche, ein echter Knuffel! Zurück zum Kriminalfall, dessen Charaktere in ein tödliches Geflecht verstrickt sind. Nach dem Tod Rolf Bärs wird es richtig bitter, hier zeigt das Drehbuch eine angenehme Dosis Mut, teilt Tiefschläge aus und lässt den Zuschauer berührt und bedrückt zurück, sehr respektabel! An Michael Brauns Inszenierung gibt es nichts zu bemängeln, die Musik von Klaus Doldinger gefällt. Starker Stoff aus dem Koffer des Todes, mehr davon!
Folge 131 - Lange Nacht für Derrick(Deutschland 1985)
Nervenkrieg
Rechtsanwalt Dr. Bomann (Klaus Schwarzkopf) hat die Verteidigung des eiskalten Raubmörders Rotter (Wilfried Baasner) übernommen, der bisherige Verhandlungsverlauf und die eindeutige Beweislage deuten auf eine lange Haftstrafe hin. Bomann bereitet der Fall arge Bauchschmerzen, die Kaltblütigkeit seines Mandaten verstört den Advokat. Irgendwann ruft Frau Bomann (Annemarie Düringer) besorgt die Kanzlei ihres Mannes an, Tochter Roberta (Marion Kracht) ist ohne eine Nachricht zu hinterlassen aus dem Haus verschwunden. Zunächst hält der Anwalt die Ängst seiner Gattin für unbegründet, wenig später geht jedoch der erste Anruf eines Entführers ein. Auch Rechtsanwalt Strobel (Christian Kohlund) ist entsetzt, Bomanns Kollege ist mit Roberta liiert. Noch zögert Dr. Bomann damit die Polizei zu informieren, zu massiv haben die einschüchternden Worte des unbekannten Anrufes ihre Spuren hinterlassen. Elvira Bomann setzt sich durch, endlich informieren die Eheleute den ihnen persönlich bekannten Oberinspektor Derrick. Weitere Anrufe verschaffen Klarheit über die Absichten des Entführers, Bomann soll eine geladene Pistole ins Gericht schmuggeln und Rotter übergeben! Eine lange Nacht akribischer Ermittlungen nimmt ihren Lauf, jede kleine Spur muss verfolgt und ausgewertet werden...
Klaus Schwarzkopf steht als Anwalt Bomann bereits vor der Entführung seiner Tochter unter Druck, droht unter der Sorge um seinen Nachwuchs zu zerbrechen. Eine starke Leistung, Schwarkopf bringt die "Menschlichkeit" des Juristen überzeugend rüber. Annemarie Düringer mutet zunächst wie die stärkere Hälfte des Ehepaares an, Elvira Bomann verfällt allerdings unter dem Terror aus Angst und Ungewissheit zunehmend. Christian Kohlund verstärkt die Sorge um das Entführungsopfer, hier sind nur die Eltern in Panik, hier ringt auch der Liebhaber um Fassung. Marika Adam und Marika Adam kommen als treue Buröhelferlein der Anwälte ins Spiel, doch sind die Mitarbeiter tatsächlich zuverlässig und loyal? Marion Kracht kann zu Beginn der Folge ein braves und fröhliches Töchterlein zeichnen, Wilfried Baasner genügen wenige Momente zum Entwurf des absolut bösartigen Ganoven. Eva-Maria Bayerwaltes poltert als Ex-Frau des Angeklagten durch das Szenario, ihr rheinischer Dialekt bohrt sich schmerzhaft in die Ohren des Zuschauers. In diesem überwiegend ernsthaften Rahmen eine fast grotesk anmutende Vorstellung, die Intention des Autors und/oder Regisseurs ist mir nicht klar. Auflockerung? Zufall?
"Lange Nacht für Derrick" macht es dem Betrachter leicht Zuneigung zu verteilen. Anwalt Bomann ist das Gegenstück zum Klischee vom abgebrühten Rechtsverdreher, führt offensichtlich seine sehr harmonische Ehe und versteht sich prächtig mit seiner Tochter. Eine Vorzeigefamilie in den Krallen teuflischer Bestien. Da kann nur noch Derrick helfen, der umgehend alle nötigen Mitarbeiter für den nächtlichen Einsatz mobilisiert und auf Kurs bringt. Sogar der Kriminaldirektor schaut kurz rein, verabschiedet sich dann aber wieder in die Federn. Klar, wäre er ein fähiger Ermittler, hätte man ihn nicht zum Chef gemacht, grins. Regisseur Dietrich Haugk kann auf ein starkes Ensemble und ein nicht minder packendes Drehbuch bauen. Geschickt wird an der Schraube gedreht, alle Beteiligten haben zunehmend Mühe die Kontrolle nicht zu verlieren. Horst Tappert zeigt uns einen Derrick unter Druck, sogar am Ermittler aller Ermittler geht der Druck nicht spurlos vorbei. Freilich lässt sich Fritz Wepper nicht lumpen, auf Harry Klein ist Verlass. Hermann Thieme unterfüttert mit seiner simplen aber effektiven Musik sehr gut die vorherrschende Stimmung, legt lockere Töne über den Abspann, lässt damit den Zuschauer wieder zur Ruhe kommen. Vielleicht ist die heile der Welt der Anwaltsfamilie eine Spur zu dick aufgetragen. Bedenkt man die überschaubare Spieldauer des TV-Krimis, scheint mir diese Überhöhung fraglos sinnvoll und angemessen. Eine starker und kurzweiliger Beitrag zum Derrick-Kosmos!
Braddock - Missing in Action III(USA 1988, Originaltitel: Braddock: Missing in Action III)
Familienzusammenführung
1975 fällt Saigon. In diesem Chaos ist die Vietnamesin Lin (Miki Kim) auf dem Weg zur Botschaft der USA, gemeinsam mit ihrem Ehemann Colonel James Braddock (Chuck Norris) will sie das Land verlassen. Durch ein tragisches Mißverständnis verfehlt sich das Paar, Braddock hält seine Frau für tot. Derweil verweigert man Lin den Zugang auf das Botschaftsgelände, kurz zuvor wurden ihre Papiere gestohlen. In den späten achtziger Jahren sucht ein gewisser Reverend Polanski (Yehuda Efroni) Braddock auf, laut Angaben des Geistlichen lebt Lin. Mehr noch, sie war von Braddock schwanger, haust mit ihrem Sohn Van (Roland Harrah III) unter erbärmlichen Zuständen, geknechtet und verachtet von den kommunistischen Machthabern. Zunächst glaubt James nicht an die abenteuerliche Geschichte. Jedoch überzeugt ihn das verdächtige Verhalten des CIA-Agenten Little John (Jack Rader), offenbar fürchtet der Geheimdienst eine eigenmächtige Aktion des Elitekämpfers. Gut ausgerüstet begibt sich Braddock in den Machtbereich der Kommunisten, tatsächlich findet er seine Frau und den gemeinsamen Sohn in einer runtergekommenen Behausung vor. Nun soll der Ärger erst beginnen, längst hat sich der sadistische General Quoc (Aki Aleong) an die Fersen des verhassten Amerikaners geheftet...
Chuck Norris war in den Achtzigern einer der ganz grossen Action-Helden, Cannon war damals DIE Filmschmiede für unterhaltsame B-Action. Norris bekleidete in einigen Cannon-Klassikern die Hauptrolle. "Missing in Action" brachte es auf drei Teile, dem Knüller "Delta Force" verpasste man eine nicht minder starke Fortsetzung, "Invasion U.S.A." zählt ebenso zu den unverzichtbaren Perlen dieser Epoche.
Colonel Braddocks dritter Streich kommt mit einer aus den Fingern gesaugten Story daher, die Vorgänger werden gewissermaßen weitgehend ignoriert. Freilich habe ich mit Erbsenzählerei und Logik nicht viel am Hut, ergo bereitet mir diese Marschrichtung keine Schwierigkeiten. "Braddock" bietet typische Cannon-Kost, genau diesen Stoff möchte ich nicht missen! Chuck Norris kommt hier und da ein markiger Spruch über die Lippen, ferner ballert und prügelt er alles in Grund und Boden, ausgiebige Folter steckt er locker weg. Das Söhnchen beäugt den Vater zunächst skeptisch, aber nachdem Papi eine halbe Armee ins Jenseits befördert hat, sind alle Bedenken und Ängste des Bengel vom Winde verweht. Plump nutzt das Drehbuch die Momente des kurzen "Familenglücks" zu Ausritten in triefenden Kitsch, überdies muss Chucky eine grössere Horde Kinder aus den Fängen der roten Ratten retten! Die Welt kann so einfach gestrickt sein, der gute und freiheitsliebende US-Bürger auf der richtigen Seite, die widerlichen Kommunisten auf der falschen Seite. So kommt nicht nur der rote Obermotz monströs daher, seine Schergen schrecken nicht vor der Mißhandlung von Kindern zurück. Ein besonders schrecklicher Widerling will sich gar an einem Mädchen vergehen, aber da taucht unser Chuck auf und führt dem Saukerl das Bajonett ein, ist doch klar.
Über das Ensemble muss ich nicht viele Worte verlieren. Chuck Norris ist Chuck Norris ist Chuck Norris. Mit stoischer Mimik pflügt er durch die Horden der Finsternis, hat der Mann keine Waffe zur Hand, wird der Mann zur tödlichsten aller Waffen, noch Fragen? Aki Aleong darf den Bösewicht vom Dienst geben, Fratzen, Gebrüll und Folter, das Handwerk des Todes. Aleong macht einen guten Job, General Quoc ist unangenehmer als ein frisches Hundehäufchen im neuen Energiespar-Kühlschrank. Roland Harrah III und Miki Kim haben den Beschützer aller Beschützer an ihrer Seite, doch Aki "Quoc" Aleong grätscht ultra-eklig dazwischen, fährt dem Helden in die Parade. Yehuda Efroni neigt als tapferer Reverend zur liebenswürdigen Schrulligkeit, Jack Rader taugt immerhin zum Agentenabziehbildchen, Ron Barker taucht als Helferlein des strahlenden Helden auf. Damit genug, anonyme Metzelmasse soll anonyme Metzelmasse bleiben, auf Einzelschicksale kann Braddock keine Rücksicht nehmen, Rache ist Blutwurst und Mettgut.
Vielleicht wollte man Colonel Braddock mit einer gewissen Tiefe ausstatten, soll Chuck Norris mehr als der Held mit dem Herz am rechten Fleck sein. Selbstverständlich rinnt dies als gequirlter Dünnschiss am Bein herunter, mehr als der bereits erwähnte Kitsch ist nicht drin. Wozu auch, Braddock muss töten, retten und blutet notfalls nach innen, das gehört so (und nicht anders)! Nach dem stimmungsvollen Auftakt im untergehenden Saigon, schaltet die Sause einen Gang runter. In der zweiten Hälfte tanzt Chuck den Arschtritt-Tanz mit den Kommunisten, steuert das bleihaltige Treiben auf ein explosives Finale zu. Ja, es gibt mit Sicherheit zehn Millionen Gründe diesen Streifen mit Dreck zu bewerfen. Aber ihr ahnt es bereits, diese zehn Millionen Gründe gehen mir allesamt an meinem knackigen Hintern vorbei. Ich stehe auf Chuck Norris, ich fahre auf Cannon ab, ich brauche und liebe es!
Nachdem der deutsche DVD-Markt jahrelang nicht per offizieller Veröffentlichung befriedigt wurde, ist der Flick seit Anfang August 2012 endlich erhältlich (auf DVD und BD). Die Blu-ray bietet den Film in ordentlicher Qualität an, die Ausstattung ist eher mager geraten. Für mich ein klarer Pflichtkauf.
7/10 (gut) + unzählige Knuffelpunkte
Lieblingszitat:
"Ich trete nicht auf Füße, Little John. Ich trete in den Arsch!"
Bankier Gregor Kerner (Hellmut Lange) und seine Gattin Eleonore (Maria Sebaldt) fördern junge Talente, regelmäßig veranstaltet das Ehepaar Kammermusikabende in den eigenen vier Wänden. In der feinen Gesellschaft haben diese Abende einen hohen Stellenwert. Söhnchen Arno Kerner (Andreas Seyferth) wird finanziell an der kurzen Leine gehalten, dem Vater passt das Lotterleben des Sprößlings nicht in den Kram. Während die noblen Herrschaften feinen Klängen lauschen, greift Arno regelmäßig die Hausschlüssel ausgewählter Gäste aus deren Mänteln. Flugs verschafft er sich Zutritt zu diversen Anwesen, entwendet kleine Kostbarkeiten und Bargeld. Die Beute nutzt der junge Mann zum Erwerb harter Drogen, seine Freundin Bea (Katerina Jacob) hängt an der Nadel. Unglücklicherweise dringt das Paar eines Nachts in eine Villa ein, die sich ein professioneller Einbrecher ebenfalls auf den Speiseplan gesetzt hat. Arno schlägt den Unbekannten nieder und ergreift mit Bea die Flucht. Leider gehörte der Gauner zu einer Einbrecherbande, hinter dem Rücken seiner Kollegen wollte er sich auf eigene Faust ein Zubrot beschaffen. Die erstaunten Panzerknacker notieren das Kennzeichen von Arnos Karre, "eigentlich" waren die Herren vor allem auf die Beobachtung und Abstrafung des abtrünnigen Kollegen eingestellt. Es soll jedoch noch schlimmer kommen, denn Arno wurde von Fritz Huckner (Alexander Kerst) beim Griff in eine Tasche beobachtet. Huckner befindet sich momentan in finanziellen Schwierigkeiten, nutzt sein unbequemes Wissen als Druckmittel...
Hellmut Lange und Maria Sebaldt funktionieren zuverlässig als altes Ehepaar, besorgt um den guten Ruf des eigenen Hauses, besorgt um die Zukunft des eigenen Sohnes. Freilich ist der erfolgreiche Vater nicht glücklich über den bisherigen Werdegang seines Sohnes, er ist dennoch nicht bereit seine Brut in den Abgrund gleiten zu lassen. Das Drehbuch bricht das Klischee vom vernachlässigten "armen reichen Kind" teils auf. Die Eltern entsprechen nicht üblichen gleichgültigen oder gar kaltherzigen Charakteren, eine Diskussion über die Erziehung des Nachwuchses fühlt sich sehr glaubwürdig an. Andreas Seyferth nimmt man den zunehmend unter Druck geratenden Jungspund jederzeit ab, überfordert mit der Sucht der Lebensgefährtin, den Drohungen der ruppigen Verbrecher vermag er nichts entgegenzusetzen, hat er doch das eigene Leben nicht annährend im Griff. Katerina Jacob taumelt berauscht und aus der Welt fallend durch das Szenario, sie bringt die gebrochene Bea gekonnt auf den Bildschirm. Alexander Kerst beschreitet zerknirscht einen unangehmen Weg, für Kornelia Boje bleibt lediglich die Rolle der hübschen "Beistell-Ehefrau". Manfred Seipold führt die Einbrecher an, mit kalter Präzision verfolgt Gangster Prago seine Pläne. Kleinere Rollen sorgen für Schmunzler. Robert Naegele fühlt sich dazu berufen die Kripo über einen von ihm gehegten Verdacht zu informieren. Antrieb ist in erster Line die Enttäuschung über den eigenen gesellschaftlichen Abstieg, vorgeschoben wird Pflichtbewusstsein und Treue zu Gesetz und Ordnung. Herrlich Walter Gross und Jean-Pierre Zola als schrullige Buchhändler, großartig!
Drogensucht, Einbruch, Erpressung und Mord, während der Nachtmusik hagelt es Straftaten der schlimmen und schlimmeren Sorte. Mit dieser stattlichen Anzahl grosser und kleiner Vergehen ließe sich ohne Schwierigkeiten ein abendfüllender Spielfilm bestücken, die überwiegend interessant angelegten Charaktere schreien geradezu nach mehr Spielzeit. Tatsächlich weckt manche Szene den Wunsch nach mehr Tiefgang, doch trotz des vorgegebenen Rahmens wurde keine Figur zum Abziehbild degradiert. Erfreulich die ambivalente Anlage wichtiger Charaktere, lediglich die fiesen Einbrecher müssen sich mit dem Stempel "Bösewicht" begnügen (können aber in diesem Rahmen dennoch eine gewisse Griffigkeit entwickeln). Helmuth Ashley inszeniert angenehm unhektisch, es bleibt sogar Raum für die liebevollen Sticheleien zwischen Kommissar Köster und Millinger, Siegfried Lowitz und Henning Schlüter sind köstlich! Michael Ande bleibt das brave Helferlein des Alten, Jan Hendriks bedient die dritte Geige. Frank Duval schielt auf damals aktuelle Discoklänge, ein durchaus reizvoller Kontrast zur stilvoll vorgetragenen Kammermusik. Erneut muss ich meiner Begeisterung für Siegfried Lowitz Ausdruck verleihen. Besser hätte man Köster nicht besetzen können! Wunderbar kantig, kernig und scharfsinnig behält der Alte den Überblick, entzaubert grosse und kleine Schurken!